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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-14
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1890
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Erschekrt täglich MH 6'/, Uhr. Urdorfs»» »»t LrvMi«, Johanne»,«ff« 8. Lprechflundr» -er Urdartio»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nac^nitta^ 5—6 Uhr. "'"'tzLLÄTLSWr' «miahme de» ftzr dt« «Lchftfol^»», K»W«e» Seftt»«t»u IHlerot» «, «,chenti,en dt» » Ah, «,ch»ttt„«. «nLoun-unv Frsttn,e«frntz»t«'/,» Uhr. 3» dkn Filialen für Ins.-Ilui»oh«r: c«< »le«W « Eortt«. («lsre» Hatz»), Untversttätsstraß, 1, Laut, Lasch». »atharinenstr. 14 part. und K»nt,»platz 7. nur bi» '/,8 Uhr. MnM.TilgtdlM ALo«»eme»t-prei- vierteljährlich 4»/, Mk. tncl. Vrtngerloha 5 Mk. durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede «tnzeln« Nummer 30 Pf. Belegevnnplar 10 Vf- Gebübreu für Extrabeilage» (I, Taaeblatt-Format «falzt) ahne (»rderung 8 irbernna 70 SO Mk. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschSstSverlehr. Inserate 6 gespaltene Betitznle »0 M. Größ«, Schriften laut »ns. Pretlverzeichniß. Ladellarifcher». Zifferufa, uach höherm Tarif lltttn»e» «cker damNedoetton-Krlch di« «gefpalh 8AledOPf„»ord«»8a»sUe»»achrtchtea dt« ««ivall« »eil. 40 Pf. Inserat. find stet« » dt, Gx»edttt»« »a «ende». — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahl»,, pnmLumorumI« oder durch Post» ^°A8. Freitag den 14. November 1890. 84 Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Wäihlerltste für die aus Mittwoch, den IS. d. MtS. festgesetzte GrganrnngSwahl de» PeterS« ktrchenvorstandei ist »ur Einsichtnahme au-gelegt Loanabend, vrn IL. Noveneber und Montag, den 17. November w der Kirchen» vrvedittoa -er PeterSkirche (Ein- gang Schletterstraße Nr. 5). Leipzig, den 13. November 1890. Der Kircheavorftaad z> St. Petri, v. Hartung, Pfarrer. Bekanntmachung. Die am 18. August diese» Jahre» hier verstorbene Frau Marie Pauline verw. EommisfionSrath Bielitz geb.Devrient hat der hiesigen Armencasse letztwillig Sechshundert MarE al» Bermachtniß ausgesetzt, welcher Betrag durch Herrn Rechtsanwalt vr. Zehnte ssn. am 10. diese» Monat» zur Auszahlung gebracht worden ist. Mit herzlichstem Danke gegen die Lerrwigtr bringen wir Solche« zur öffentlichen Krnntniß. Leipzig, am IS. November 18S0. Da« Armendtrectortnm. 4. ». 5S7. Hentschel.N. Bekanntmachung. LOV Mark Belohmmg. Am vormittag de» 10. diese» Monat- hat der hiesige Kaufmann Oswald N-Hler seine Wohnung verlassen, ohne bi- jetzt dahin zurückgekehrt zu sein. E« wird ver- muthet, daß demselben rin Unfall zugestoßen ist oder daß er in einem Anfall« von Geiste-storung selbst den Tod gesucht hat. Der vermißte ist 51 Jahre alt, hat graue Haar«, Glatze, hohe Stir», blaue Augen, graumelirten kurzgeschnittrnen Voll bart, gute Zähne, ruodr» Kinn, ovale» Gesicht, mittle, unter setzte Gestatt und war bekleidet mit dunkelgrauem Iaquet- anzua, braunem Herbstüberzirher, braunem steifen Filzhut, weißleinenem Hemd, grauwoueuer Leibjacke, dergl. Unterbein- kieibrro uud Stiefeletten mit Gummizug. Die Wäschestücke find mit >0. LG, di« übrig«, Kleiduog-stücke mit ^meaä L Sobulr«^ gezeichuet. Außerdem hat der vermißte goldene Uhr und Kette, ein Portemonnaie mit Geld und ein Notiz buch mit Briefen und Papieren bei sich getragen. Unter dem Bemerken, daß die Angehörigen de» Vermißten demjenigen, welcher über dessen Verbleib zuverlässige Aus kunft zu ertheilen vermag, die oben auSgcworsenr Belohnung zugesichert haben, ersuchen wir hierdurch Jedermann, etwaige sachdienliche Wahrnehmungen ungesäumt zur Kcnntniß unserer Criminalabtheilung zu bringen. Leipzig, am 12. November 1890. DaS Poltzeiaint der Stadt Leipzig. VII. 2765. Bretschneider. B. Bekanntmachung. Ä» Grgälazany unserer Veröffentlichung vom 10. bjs mens., da- Verschwinden der Ehefrau eine» hiesigen Buch händler» betr., geben wir hierdurch noch bekannt, daß die Leibwäsche der Vermißten, wie nachträglich un» mitgelheilt worden ist, nicht durchweg L. O., sondern zum Thcil auch L. bl. gezeichnet gewesen ist und daß die Dame außer der von un- bereit- beschriebenen Kleidung ein schwarzlcderne» Portemonnaie mit etwa 20 Inhalt, «in Pincenez, wahr scheinlich mit goldener Einfassung, eine goldene Damencylinder uhr mit ebensolcher Kette, sowie einen seidenen Regenschirm mit dunklem gebogenen Griff bei sich geführt bat und zuletzt am vergangenen Freitag, den 7. ds». Mt»., etwa 10 Minuten nach 4 Uhr Nachmittag» am Kugeldenkmal, den Weg nach der Schützenstraße zu e,»schlagend, gesehen worden ist. Indem wir wiederholen, daß feiten» de» Ehemann» der vermißten für Denjenigen, welcher eine sicher« Auskunft über den Verbleib der Letzteren zu geben vermag, eine Belohnung »o» ISO Mare au»gesetzt worden ist, bitten wir noch mal» dringend, etwaige sachdienliche Wahrnehmungen nn gesäumt zur Krnntniß unserer Criminalabthrilung — Wächter straße Nr. 5, Erdgeschoß links — zu bringen. Leipzig, am 12. November 1890. DaS Poltzelantt der Stadt Leipzig VII. 2759. Bretschneider. Ausschreibung. Am Neubau der Markthalle in Leipzig soll die Lieferung der erforderlichen Schmiedeeisen-Arbeiten für da» I. Loo» der Standeinrichtungen für grüne Maaren rc. an einen oder mehrere leistungsfähige Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen und da» ArbeitSverzeichniß können im Baubureau an der verlängerten Brüderstraße bicrselbst ringesehen, bez. gegen Porto- und bestcllgeldsrcie Einsendung von l.4 durch unsere Bauverwaltung bezogen werden. Die Zeichnungen liegen gleichfalls im obengenannten Bureau zur Einsichtnahme au», auf Wunsch sind auch Copien gegen Er legung von 4 in Baar, nicht in Briefmarken, zu erhalten Tie Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Markthalle — Standeinrichtangen" bis zum 22. November er. Vormittags 10 Uhr im Rath Hause allhier, H. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portofrei ein zureichen. Der Ratb brbält sich die Auswahl unter den Bewerbern und die Theilung der Arbeiten, bez. dir Ablehnung sämmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 12. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Lindner. vr. Georgi. Die Schmiedearbeiten, sowie Guß- und Wal; eisen Lieferungen und die Klempner- und Dach deckerardetten für den Neubau einer Bezirksschule in Leipzig-Gohli» sind vergeben und werden diejenigen Bewerber welch« nicht besonder» benachrichtigt worden sind, ihrer An geböte entlassen Leipzig, am 6. November 1890. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Sohse- Die preußische Thronrede. Die vorliegenden Berichte über die Eröffnung de» preußi- chen Landtage» stimmen darin überein, daß sich bei gleichem Anlasse noch niemals ein so allgemeine» Interesse aller par lamentarischen Kreise kund gegeben habe. Die Abgeordneten aller Parteien waren in großer Zahl erschienen, und die ^auptstellcn der Thronrede wurden mit lebhaftem Beifall begrüßt. Diese gehobene Stimmung, welche im Weißen Saale de- Berliner Schlosse» herrschte, war nur der Wider hall der Stimmung, welche im ganzen Lande und im Reiche herrscht, sie ist der Ausdruck der Zufriedenheit darüber, daß seit langer Zeit gefühlte Bedürfnisse ihre Befriedigung erbalten werden und daß damit vielen berechtigten Klagen Abhilfe geschafft werden soll. Es ist ein Irr- thum, zu glauben, daß der Gegensatz zwischen den staatS- erhaltenden Parteien so groß und unau-gteickbar ist, um den Versuch einer gemeinsamen Arbeit zum Zwecke noth» wendiger Reformen von vornherein als aussichtslos er scheinen zu lassen. Unter der Stockung einer nothwendigen Entwickelung leiden alle Parteien, auch diejenigen, welche mit Zähigkeit an gewissen ererbten Vorrechten und damit ver bundenen Ucberlicfernrigen sestbaltcn. Eonservativ bedeutet nicht, daß Alles beim Alten bleiben soll, sondern ein vernünftiger EonservatiSmu- will nur dafür Sorge tragen, daß »othwrndige Reformen nicht in überstürzter Weise, sondern mit Maßen durchgrführt werden. Eonservativ im ganzen Sinne de» Wortes ist und muß naturgemäß sein die leitende Gewalt in der Monarchie, die Dynastie nicht minder, wie die vom Souverain ernannte Regierung, aber das Festhalten au bestehenden und zugleich veralteten Einrichtungen ist keines wegs eonservativ, sonder» sehr gefährlich für de» un gestörten Fortbestand lebrnSsähiger Bildungen. Da» llebermaß de» EonservatiSmu- führt mit Nothweudig- keit zum Umsturz de» Bestehenden und deshalb hat sich ein vernünftiger EonservatiSmu» noch niemal» gegen nothwendige Reformen gesträubt. Die Selbstverwaltung ist in Preußen unter Mitwirkung der conservativr» Parte« eingeführt worden, obwohl dadurch bestehende Vorrechte der bevorzugten Classen beseitigt worden sind, und die Social reform hat gleichfalls in konservativen Kreisen da« ihr gebührende Verständniß gefunden. Nun kommt freilich al» Schlußstück die Landgemeindeordnung, welche die Eonsequenzen der Kreis» und Provinzialordnung zieht, und die Zustimmung dazu wird den Großgrundbesitzern Mühe kosten, aber auch sie werden sich der Nothwendigkrit fügen, weil die Zeit mit Macht vorwärts drängt, und weil e» rin alter berwährter Grundsatz ist, daß man «ne unhaltbare Stellung freiwillig räumen soll, um dem unvermeidlichen Zwang, der sonst cintreten würde, zuvorzukommen. Da» Wort Intereflenpolitik hat in den letzten zwölf Jahren seit Einführung des neuen Zolltarifs im Deutschen Reiche eine große Rolle gespielt. DaS geflügelte Wort: „Der Landwirthschaft muß geholfen werden", hat als Loosung gedient für die Steuerpolitik, welche im Deutschen Reiche die herrschende geworden ist. Ihr verdanken wir die Brannt wein- und die Zuckersteuer, und diese Steuern haben auch ihre Zweckmäßigkeit erwiesen. Aber eS giebt noch eine andere, zwingendere Rücksicht, nach welcher die Steuer erhebung eingerichtet werden muß, und das ist die auf den wirthschaftlick Schwachen. Der Ausbildung und Erweiterung de« indirecten Steuersystems stand die Nothrvendigkcit der Entlastung der ärmeren BolkSclasscn von direkten Steuern gegenüber. Diesem Bcdllrfniß soll in Preußen Genüge ge leistet werden durch Aufhebung oder Verringerung der Steuer von den kleinen und mittlere» Einkommen und Gewerbe betrieben. Die stcuerkrästigcren Theile der Bevölkrrung sollen dagegen die ihnen verhältnißmäßig zukommendr Steuer auch bezahlen. Das ist eine Forderung der Gerechtigkeit, die von allen Wohlgesinnten anerkannt werden muß und auch in der Hauptsache wird. ES giebt kaum etwa-, wodurch die Unzufriedenheit der Besitzlosen stärker erregt wird, als die Ueberzcugung, daß die Besitzenden ru den Staatslasten weniger beitragen, als sie nach Ver- bältniß ihrer Einkünfte zu leisten haben. Da» ist leider bisher vielfach der Fall gewesen, und wenn darin eine Aenderung eintritt, so ist damit ein HauptagitationSmitlel der Socialdemokratic beseitigt. Die Forderung nach gleichen Rechten und Pflichten ist eine durchaus begründete, und gegen diese kann auch von konservativer Seite kein Einspruch erhoben werden. Die unaleiche Vcrthcilung der Güter de« Lebens ist eine Sache für sich, auf welche die StaatSregicruiig nur insoweit Einfluß zu üben vermag, als sie dafür sorgt, daß Reichthümrr nicht auf unrechtmäßige oder gesetzwidrige Weise erworben werden, aber da« ist eine unbedingt berechtigte Forderung, abgesehen vom Parteistandpuncte, daß die Heran- ziebung zu den StaatSlastcn nur nach Maßgabe der wirlh- schaftlichen Leistungsfähigkeit geschehen darf. Tie Frage der Schulpflicht ist bisher nicht in der wünschenS- wertben Weise geregelt. Die Cchullastcn sind in Preußen ungleich vertbeilt, und auch hier sind eS wieder die wirth- lchastlich Schwachen, welche mehr, al- eS geschehen sollte, zu Leistungen hcrangczogen worden sind. DaS sind Ueberblcibsel einer Zeit, in welcher die herrschenden Classen ihre bevor zugte Stellung mißvrauchten. Die Thronrede verheißt, daß durch da- neue VolkSschulgesrtz eine gerechte Bertheilung der Volksschullasten herbeigesübrt, die durch die Gesetzgebung der letzten Jahre angebahnte Unentgeltlichkeit de« Volks- schulunterrichtS zum Abschluß gebracht und dem Lrhrcr- stande der Bezug eine« festen, den örtlichen Verhält nissen angemessenen Diensteinkommens gewährleistet werden soll. Da- ist wiederum eine Reform, welche den Anforde rungen der Gerechtigkeit entspricht und lediglich als eine Folge de» Grundsatzes anzuseyen ist, daß den gemeinsamen Pflichten auch gemeinsame gleiche Rechte gegenüberstehen müssen. Wir nennen den VcrfassungSflaat der Gegenwart niit gutem Grunde einen Rechtsstaat in dem Sinne, daß Rechten stets Pflichten von gleichem Gewichte gegenüber stehen müssen. Da« Streben, diesen Inhalt de« Recht« starte» zu verwirklichen, ist seit langer Zeit vorhanden ge wesen, aber die volle Durchführung ist bisher vielfach aus Hindernisse gestoßen. Die preußische Thronrede ist besonder» dr»halb von so großer Bedeutung für die EntwickeliingSstuse, auf welcher wir uns befinden, weil sie einen entscheidenden Schritt zur Verwirklichung de- Rechtsstaates thut. Eine Regierung, welche freiwillig anerkennt, daß die Steuerveranlagung, wie sie ist, nicht den Anforderungen der Gerechtigkeit entbricht, daß di« BrrwaltungSprari» in den Landgemeinden reform bedürftig ist, daß endlich die Schullaflen nicht gleichmäßig vertheilt sind, stellt sich dadurch rin glänzendes Zeugniß für ihr Verständniß der Aufgaben der Zeit au«. Nickt« ist geeigneter, die berrschende Unzufriedenbeit mit bestehenden Zuständen zu beseitigen, al» der ausgesprochene Wille und die Bereitwilligkeit der Regierung, vorhandene Mißstände abzustellen und nothwendige Reformen durchzuführcn. Die Socialdemokratie hat stet« die Neigung gehabt, derartige Vorgänge als ein Ergebniß ihrer Agitationen binzustellen, eine solche Auffassung ist aber gerade in diesem Falle durch aus verfehlt. E« handelt sich hier lediglich um die Erfüllung von Forderungen, welche dir liberale Partei seit langer Zeit gestellt hat. . . Leipzig, 14. November. * Wie der Fürstbischof Kvpv gewissermaßen al» Vertreter der katholischen Geistlichkeit, so ist der Abt Uhlhorn de« Klosters Loccum als Vertreter der evangelischen Geistlichkeit eingcladen worden, an de» am 4. Dcrember im preußischen EultuSministerium beginnenden Berathungen über die Reform de« höheren Schulwesens Tbeil zu nehmen. So viel man hört, dürfte Minister von Goßler den Vorsitz bei diesen Berathungen führen, soweit die Landtag-arbeiten nicht seine Anwesenheit im preußischen Abgeordnelenhause erforderlich macyen. Die Commission wird voraussichtlich mehrere Wochen tagen. * Ueber de» Gesundheitszustand de» Oberhvfprediger» v.Kögel schreibt die .Kreuz-Zeitung" gegenüber den Angaben eine» Berichterstatter»: Da» Urlaubsgesuch wurde »o» Herrn v. Kögel au» eigenster Initiativ« dem Kaiser «ingereicht. Der Kaiser hat in überau« gntdiger Form da- Gesuch genehmigt. Die Ursache der Krankheit de« Herrn I). Kögel ist nicht tu „Verdruß im Amt" zu suchen, sondern lediglich «ine Folg« geistiger Ueberarbeitung und geht grSßteachett» auf di« Zeit de» tztufcheiden» der Kaiserin Lugusta zurück. Urdrigeu» ist d«r gustaad de« Herr» 0. Kögel nicht derarttg bedenkltch, »i» «< »ach dem fraglichen Artikel «rschetneu dürft«, da mehre» Aerztr sich uach «tugeheuder Untersuchung unabhängig von einander in der zuversichtttchsle» Weise geäußert haben. De«halb ist di« Hoffnung durchaus begründet, daß Herr Oberhospredtger v. Kögel nach sein« Rückkehr sein Amt wieder übernehme» nnd »och lang« u> Kegen führen werde. * Lu» München wird n»S vom 12. November -«schrieben: La di« Thatsache, daß der verstorben« EultuSnnmster vr. v. Lutz Material zum Nachweis der Nichtverwandtfchaft der Redemptoristen mit den Jesuiten gesammelt und einen volu minösen Act dem Amtsnachfolger hinterlassen hat^ wird von der bayerischen Centrum-preffe zu Unrecht die überschwäng liche Hoffnung geknüpft, daß dadurch alle Wege zur Rück- berusung der Redemptoristen geebnet seien. Nur vereinzelte Preßstiinmen beklagen, daß diese für Bayern so „eminent wichtige" Angelegenheit in Berlin und nicht in München ent schieden wird. Wa» Berlin in dieser Sacke betrifft, so scheint man über der Hoffnung, daß der Reichstag da- Iesuitengesetz beseitigen wird, ganz den Kaiser zu vergessen, der sich doch in Hannover in entschiedener Weste gegen die Nückberufuna der Redemptoristen ausgesprochen hat. Im bayerischen EultuSministerium liegen mehrere Gutachten über den Verwandtschaftsgrad der Redemptoristen, aber auch alle« Material auS anderen geistlichen Quellen, weil sich da« EultuSministerium doch auch über die Bedürfnißsrage ein zu treffende« Bild machen möchte. Eine unbedingte Bejahung der Bedürfnißsrage liegt aber durchaus nicht vor. Ja eS liegen Arockuren rc. vor, worin hervorragende bayerische EentrumSführer, z. B. Ruland als Pfarrer in Arnstein (Unterfranken) schrieben: „Ist eS demnach so unbedingt an- zunchmen, daß durch die gewünschte Einführung der Revcinp- torislen in Franken so große- Heil entstehen werde, daß eine neue Belebung de« Glauben« und der Sitten bcrvorgcrnfcn werde? Der fränkische Klerus in seiner Mehrheit glaubt e- nicht! Sollte wirklich die Einführung dieser Eongregalion im Bedürfniß und im Wunsche des fränkischen Klerus liegen? O nein! Der fränkische Klerus in seiner Mcbrzahl bedarf der Redemptoristen nicht! Der fränkische KleruS in seiner Mebrzabl wünscht sie nicht!" — DaS Gejammer »ach der Rückberusung derselben ist auch gar nicht in Einklang mit den thatsächlichen Berbältnissen zu bringen, denn Dank der Rücksicht de- früheren wie de- jetzigen EultuSministerS befinden sich mehrere RedeiiiptoristcnpatrcS trotz de- den Aufenthalt innerhalb Deutschlands vcrbiclendcn RcichSgesctzcS auf bayerischem Boden und man hat ihnen selbst beim Messelesen keine Schwierigkeiten bereitet. VvlkS- verhetzende Missionen abzuhalten, kann allerdings selbst die bayerische Gutmüthigkeit dem etwa- „scharfen" Orden nicht zngesteben. Der jetzige CuttuSministcr ist gewillt, den ge wünschten RückberusungSantrag beim BundeSrath einrubringen, wiewohl der Minister sich selbst sagen >n»ß, daß man in Berlin eine eigcntbümliche Mcinnng bekommen muß, wenn Bayern keine wichtigeren Anträge im BundcSrathc einzu bringen hat als Rückberusung einzelner LrtcnSgcistlicher, während da- ganze süddeutsche Volk von ganz anderen Fragen bewegt wird. Wie die EentrumSpresse und die Partei auch drängeln mögen, Dr. v. Müller wird die RückbernfiingSan» gelegcnheit nicht überstürzen, im Gcgentbeil, liegen Anzeichen vor, daß die Rückberusung der Redemptoristen sur dir bayerischen Ullramontanen ein candinische- Joch werden wird, durch daö sie conscquenter Weise geben müsst», weil sie die Backen für die an sich so geringfügige Nedemptvristenangc- legenhcit so vollgcnomincn haben. Tie nächste Landlagösession wird dieser woblbegrllndeten Meinung Reckt geben. Bleibt der EultuSetat ultramontanerseit« unoeschnilten, dann wird der Rctemptoristenantrag bayerischerseitS im BiindeSrath ein- acbracht. Was und wie der BundeSrath aber darüber de finden wird, liegt zu propagiren oder zu verhindern nicht in Bayerns Macht. * In der Landesversammlung der bayerischen Volk» Partei, welche am verflossenen Sonntag in Nürnberg tagte, entwickelte Reckst-anwalt Heiacl da» Programm der Partei. Dasselbe gipste in dem Freistaat, in dem Staat der Zukunft, in der Republik; die Parteigenossen seien Republikaner und müßten Republikaner sein. Wer da» nicht sein wolle, der habe kein Recht, sich zur Partei zu zäblcn. ES sei einer Partei unwürdig, wenn sie ibre Ziel« zu Gnnstcn eine« verwerflichen StimmcnsangS verschleiere. Die Volks partei könne den Zufall nicht anerkennen, der einem Menschen den Adelsbrief oder gar eine Krone in die Wiege lege. Tic „Freisinnige Zeitung" verwahrt sich zwar gegen diese AuS- ührungen, da« hmdert aber nicht, daß Drutschfrei- innige und Demokraten jederzeit io einer so engen Geschlossenheit anftreteo, daß d»e Grenz« oft kaum mehr zu erkennen ist. In Baden sind dir beiden Parteien trotz des republikanischen Bekenntnisse» fo gut wir vollständig ver schmolzen. » * » * Tie böhmische AuSgleichScvmmisstoa erledigte die noch übrigen Paragraphen de» Gesetzentwurf» über den LandcSculturrath nach den Anträgen de» Referenten, Fürsten !jobkowitz, sprach demselben ihren Dank für seine Mühewaltung au- und wählte ihn zum Referenten im Landtage. * AuS b elg isch en Regierung-kreise» verlautet, der Kammer werde in allernächster Zeit ein Gese^ntwurf zugcheu, durch welchen da» Stimmrecht bei den Communal- und Provinzial- wahlen eine erhebliche Ausdehnung erfahren solle. * Au- Luxemburg, S. November, wird der »Frankfurter Zeitung" geschrieben: Der Herzog von Nassau hat unser Land nunmehr wieder verlassen, und zwar mit dem vollen Bewußtsein, daß die Luxem burger Bevölkerung in ihm ihre» zukünftigen Herrscher liebt und ebrt. Die während der paar im Lande verbrachten Tage ihm zu Theil gewordenen Kundgebungen Verliesen ohne Vtißtrni und trugen einen herzlichen Charakter. Daß der Herzog von Nassau sich tm vorigen Jahre auf eine so geräuschvoll« Art und Weise huldigen ließ, wurde ihm damals von einer gewissen Press« verübelt. Daß aber politische Gründe diese» Auftreten der Bevölkerung veranlaßt«!,, wurde verschwiegen: galt e» doch gerade, die von jener Leite auf- getriebenen Gespenster zu verscheuchen. Nachdem damal» festgestellt worden ist, daß der Herzog der Einwohaerschast, entgegen anderen Hoffnungen, höchst willkommen ist, und daß er selbst unsere Un« abhängigkeit am meistet achtet und „mit seinem letzten Tropfen Blute« für da« Land etnzustehen" versprach, nachdem ferner die ihm von allen Staatsoberhäuptern, auch vom Präsidenten der sranzö- lischen Republik, »»gegangenen Glückwunschtelegramme bekundeten,- daß unserem zukünftigen Fürsten von keiner Seit« Unangenehmes bevorsteh«, nach olledem konnte Heuer von allen geräuschvollen Moni- cstationen abgesehen werden und die Feierlichkeiten konnten, dein Wunsch« de» Herzog» gemäß, «inen familiären Charakter tragen. Und so war eS auch. An der von einem deutschen Blatte gebrachten Meldung von einer dem Herzog gegenüber veranstalteten onti- deutschen Kundgebung ist kein wahre» Wort. ' Ja einer am Dienstag im Athenäum io Madrid ge haltenen Red« über dir sociale Frage besprach Eanova» de! Eakillo dir zur LLsimg de» Eonflicte» »wischen Capital und Arbeit von Staatsmännern und Oekonomistrn vor- geschlagenen Mittel. Er erklärte di« Cooperation und Werke der Nächstenliebe für sich al» ungenügend und hob hervor, die Frage erheische besonder« bei jenen Nationen eine dringende Lösung, welche allgemeine« Stimmrecht hätten. Eanova» besprach sodann eingehend die deutsche Social-Gesctzgebung, die wesentlich auf kaiserliche Initiative znrückzuführe» sei und erklärte ein eingeschränktes Wahlrecht geeigneter, die Gegen sätze zu mildern, als da« allgemeine Stlininrecht. Der Redner schloß mit dem Hinweise aus die Nothwendigkrit einer Inter vention de» Staates in der Frage de» ArbcitSvcrlragcS und empfahl allscitige Klugheit. * DaS „Rcuter'sche Bureau" meldet: Nach an autori- sirtcr Stelle eingegangenen Erkundigungen sind die Mit- tbeilungen der »Äamt Iame» Gazette" über die angebliche Regelung der Neufundlands-Frage ohne jede Begrün dung. Eine Abtretung englischen Gebiet« ist weder vor- gcschlagen, noch auch nur angeregt. (Wiederholt.) * Ein Berliner Brief der officiöscn „Politisch cn Eo rre- spondenz" bespricht den Wahlsieg der demokratischen Partei in den Vereinigten Staaten von Amerika. Er weist mit Genugthnung darauf hin, daß die deutfche Regierung vom Anfang an daran sestgehalten bat, daß jeder Versuch zu einem activen Vorgehen gegen die neue amcrikanischc Schutz zoll-Politik bedenklich sein würde und e» sich für alle Staaten unbedingt cmpseble, gemeinsam eine streng zurückhaltende Haltung einzunebmrn und abzuwarten, welche- Unheil die Bevölkerung der Bereinigten Staaten selbst in dieser Frage schließlich abgeben werde. Der unerwartete große Sieg der demokratischen Partei bei den letzten Wahlen habe in erster Linie die Bedeutung, daß da» amerikanische Volk in seiner Majorität eine Ermäßigung de« jetzigen Tarifs verlangt und nicht zum Vortheil einzelner Großcapitalisten auf Kosten des Ganzen gewisse Industriezweige künstlich groß gezogen zu sebcn wünscht. Die Mac Kinley-Bill bade damit wohl einen tödtlicben Streich empfangen, denn e» sei kaum zu bezweifeln, daß der Sieg, den die Demokraten soeben errungen haben, ihre Energie und ihren Einfluß in einem Maße steigern wird, daß die schließlich«: und selbstverschuldete Niederlage dcr Republikaner für in hohem Grade wahrscheinlich angesehen werden kann. * Dcr ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, Elcvcland, hat sich in einer Unterredung über das Wahlresultat auSgcsprochcu. Er sagte- Es mußte jedem denkenden Menschen klar sein, daß die allgemeine Forderung einer Tarisrcsorm, deren Existenz die Republikaner leugneten, die Hauptsache bei dem Resultat bildet. DaS Volk wünschte eine Verringerung der LcbenSmittelpreise. Dcr republikanische Eongreß erhöhte die Preise, deshalb hat da» Volk cinc» Eongrcß gewählt, von dem eS Rücksicht auf seine Lasten er wartet. Da« Volk kann für einige Zeit Wohl blind gemacht werden, aber es entdeckt den Betrug und straft ihn. Ich glaube, unser Sieg ist nicht da« Resultat einer vorüber gehenden Begeisterung unter den Demokraten und eine Folge von Parleistreitigkeiten unter den Republikanern, sondern cö ist dcr überlegte Ausdruck einer Ueberzcugung, die mühsam erworben ist. — Die demokratische Partei ist nun auch ver pflichtet, eine gerechte Revision de« Tarifs in« Werk z» setzen und wird nicht anshören zu arbeiten, bi- sie die dem Volke gegebenen Versprechungen erfüllt hat. * Eine Depesche de« „New-jssork Herald" au» La Libcr- tad berichtet, daß dcr Präsident der Republik Honduras, Bogran, mit seinen Truppen von Insurgenten unter Führung eine« gewissen Sanchcz in seiner Hauptstadt Tccngicalpa belagert wurde, sich aber einen Weg durch die Belagerer bahnen konnte und die Stadt, verfolgt durch die Leute de« Sanchcz. mit seinen Truppen verließ. Der Präsidbnt von Guatemala hat Bogran lOOO Mann Truppen zu Hilfe gesandt Man befürchtet, daß daran« größere Verwickelungen >u Eentralamerika entstehen könnten.
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