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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-22
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1890
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täglich srüh 6'/, Uhr. Lr-artion und Lrpr-itum Iohauae-gasir 8. Aprechstonörn drr Krdaction: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. -fte n« «,a,.d» nn»ri»»N^ w»ch, ft« »« «tt-ctio» »>a« vcrdiatl,«. »er für »ie nächftfslgende Nummer deftimmten Inserate an Wachentasen »ts » Uhr NachmtttaaS, an Sann- und Festtage» srü h bis '/,S Uhr. 2n den Filialen für Ius.-Ännnhmr: Ltta Klemm- Sarttm. <«Ifre» Hahn). Uuiversitätsskrab« 1, Louis Lösche» Katharinen str. 14 pari, und König-Platz 7, «ur bis '/,L Uhr. LMM.TmrMalt Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NLonnementSpret- vierteljährlich 4»/, Mk. iucl. Bringerlohn 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer M Pj. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderong 60 Mk. mit Poslbesorderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichntß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hoherm Tarif. Keelamcn unter demRedactton-strlch dl« 3eileöOPs.,vord«nFamitieaaachr die Kgespaltcae Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expeditt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung prusllumenmäo oder durch Post» Nachnahme. palt. teu 326. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 23. November, Bormittags nur bis V-3 Uhr geöffnet. LxptzMlnn cles I,e!prilxor I'axvbl altes. Sonnabend den 22. November 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nachdem die Zustellung der DcclarationSauffordcrungen für die Einschätzung zur Einkominensteuer auf da« Jahr 1891 an die bctheiliglcn Steuerpflichtigen in der Hauptsache beendet ist, wird nach tz. 33 der zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführung--Verordnung vom 1t. Oktober desselben JahrcS hierdurch bekannt gemacht, daß cS auch Denjenigen, welchen eine DcclarationSaufsordcrung nicht zugegangcn ist, freistchl, eine Declaration über ihr Einkommen l»iS zum SO. November diese- Jahre- abzugeben und zwar L. in dem Stadtbezirke Alt-Leipzig im Stadthanse, Obstmarkt, Erdgeschoß recht-; b. in den Stadtbezirken Leipzig-Reudnitz, Leipzig- Anger - Crottendorf, Leipzig - Thonberg und Leipzig-Neureudnitz im Rathhause zu Leipzig- Reudnitz; e. marSdorf; ä. in dem Stadtbezirke Leipzig-Eutritzsch i« dortige» Rathhause und o. in dem Stadtbezirke Leipzig GohkiS im früheren Eemrindeamte daselbst, sowie daß an den bezeichneten Geschäftsstellen zu diesem Zwecke Declarationsformulare auf Verlangen unentgeltlich verabfolgt werden. Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personen vereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte deS Vcrmögenserwerbs auSgcstaltetcn Vermögens- Massen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen, berw. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w, soweit dieselben ein steuerpflichtiges Ein kommen haben, Declarationen bei uns auch dann einzu reichen, wenn ihnen deshalb eine besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Leipzig, den 4. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Göhlitz. Bekanntmachung. Der diesjährige Christmarkt im Stadtbezirke Leipzig DolkmarSdorf findet in der Zeit vom 2l. bis mit 24. December statt. Etwaige Anfraaen und Gesuche sind an unseren Markt inspector Rentsch, Naschmarkt 1, 3 Treppen, zu richten. Leipzig, den 17. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 9109. vr. Georgi. Leistner. Bekanntmachung. Das von Frau Amalie Friederike verw. Falcke geb Landgraff gestiftete Stipendium für einen dem Königreich Sachsen angchörcnden Studirenden der Rechte auf der hiesigen Universität soll von Michaelis d. I. an aus die Dauer von drei Jahren vergeben werden, und zwar zu nächst an einen Verwandten des Kaufmann-Christian (Hottfried Landgraff in Hohenstein und erst in Er mangelung eines solchen an einen anderen auf hiesiger Uni vcrsität die Rechte Studirenden. Bewerber um dieses Stipendium fordern wir auf, sich bezw. bei Verlust ihres Anspruchs bis z»m IS. December d. I. unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse und Nachweise schriftlich bei uns zu melden. Leipzig, am 12. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia 7923.vr. Georgi.Lindner Concursverfahren. Heber das Vermögen des PelzmaarrnhändlerS Philip- Norden hier, Neue Ärünstratze 31, und in Lei-zis. Acllert- traftc 7 s, ist heute am 20. November 1890, Vormittags 10'/, Uhr das Concursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Tiklitz, Holzmarktstraße 47, ist zum ConcurS» Verwalter ernannt. Concursforderungen sind bi- zum 24. Januar 1891 bei dem Gerichte anzumelden. ES ist zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver walters, sowie über die Bestellung eines GtäubigerauSschusseS und eintretenden Falls über die in 8- 120 der Concursordnung bezeich- neten Gegenstände — auf de» S. December ISS-, vormittag» 11'/, Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus dcu 14. Februar ISill, vormittags l«'/, Uhr — vor dem Königlichen Amtsgerichte s, Neu« Fricdrichslraße 13, Sof, Flügel 6, parlcrre, Saal 36, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in itz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird aus- gegeben, nichts an den Gcmeinschuldnrr zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem ConcurSverwaller bis zum 24. Januar 1891 Anzeige zu machen. Part;, Gerichtsschreiber des Königliche» Amtsgerichts Berti» I, Abth. .80. Bekanntmachung. Die Erd- und Maurer , sowie die Zimmer arbeiten zum Neubau einer zweiten Turnhalle der 8. Be rirksschule sollen in öffentlicher Ausschreibung vergeben werben Kostenanschlagsformularc, Bedingungen und Zeichnungen sind bei unserer Hochbau-Verwaltung, Ratbhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, einzusehen; gegen Erlegung von 0,75 werden dort auch Kostenanschlags-Formulare abgegeben. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Maurer der. Zimmer Arbeiten zum Neubau einer zweiten Tarnballe an der 8. Bezirk-sehule" versehen ebendaselbst b>S zum 30. November cr. Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulebnen. Leipzig, den 18. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Rüling. 6312 ">1518 Bekanntmachung. Am 23. November, 8 Uhr Morgens, wird das Postamt II» mit Telegravbenanstalt, aus dem Haus« Körner straffe 1 nach dem Hauie lusourstraffe 12 14 verlegt. Leipzig, 20. November 1890. Der Kaiserlich« Lber-Poftdireetor. Walter. Leipzig, 22. November. * Die Novelle zum Krankencassengesetz, welche nach dem Anträge der Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen dem Plenum des BundcSrathS zur Beschlußfassung vorlag, hat da« im Juni 1883 erlassene Gesetz in so umfassender Weise abgeändert, daß ein nahezu neues Gesetz den Ausschüssen vorlag. Dieselben haben den Entwurf in einer Reihe von Sitzungen in überaus gründlicher, eingehender Weise berathcn und im Großen und Ganzen die neuen Vorschläge wenig verändert. In parlamentarischen Kreisen ist es nicht unbemerkt geblieben, daß schon nach so kurzer Zeit eine so durchgreifende Acnderung eines der ocialen Reformgesctze erforderlich geworden ist. * Im Anschluß an amtliche Veröffentlichungen wird neuer dings vielfach darauf hingewicscn, daß die nach dem Jnva- lid i tat S-undAlterS v er sich er unaSge setze verslchcruiigS- >flichtigcn Personen rin erhebliches Interesse daran haben, geschernigungcn über ihre Beschäftigung während der Jahre 1886 bis 1890 zu beschaffen. Unzweifelhaft haben auch die ihren versicherungspflichtigen Dienstboten wohlwollen- gesinnten Arbeitgeber (Dienstherrschaften) ein Interesse daran, den Dicnstoten derartige Bescheinigungen in die Hand zu geben, um ihnen den künftigen Anspruch ans die Woblthaten des Gesetzes zu sichern. Wenn indessen in der Presse darüber geklagt worden ist, daß in der Ausstellung dieser Bescheinigungen eine nickt geringe Unbequemlichkeit ür die Dienstherrschaften liege, so dürfte, wie der „Reichs und StaatSanzeiger" hervorhebt, eS angemessen sein hervor zuhcben, daß cS nicht nöthig und auch nicht wohlgethan ist, diese cin>Mich mit dem Inkrafttreten deS Gesetzes verknüpften Unbequemlichkeiten lästiger darzustellcn als sie in Wirklichkeit lud. Unter diesem GesichtSyunct mag darauf hingewiesen werden, daß Dienstboten in ihren nach preußischem Recht vorgcschriebencn Dienstbüchern regelmäßig ohne Weiteres eine den Anforderungen deS JnvaliditätS- und Altersvcr- sicherungsgesetzcS entsprechende polizeilich beglaubigte Be scheinigung über ihre Beschäftigung besitzen, so daß eS einer anderweitcn Beschaffung solcher Bescheinigungen regelmäßig nicht bedürfen wird. Wenn für mehr als 60 Jahre alte Dienstboten zu den üblichen Angaben noch der Betrag des während der letzten drei Jahre vor dem Inkrafttreten des Gesetzes bezogenen Lohnes hinzugefügt wird, so eraiebt daS Dienstbuch Alles, was zur Begründung eines Rentenan- sprucheö während der Ucbergangszeit uud zur Bemessung deS JahrcSbctrageS der Rente erforderlich ist. * Aus Thüringen wird uns vom 20. November ge schrieben: Tie Versammlung des Reichsvereins zu Jena war gut besucht, und mit großem Interesse folgten die Anwesende» den klaren und sachlichen Ausführungen deS Gencrolsecrelairs Patzig aus Berlin. Ter Redner legte nach der ,Jenaer Zeitung" zunächst die Haltlosigkeit der von radicalcr Seite ausgestellte» Behauptung dar, der mittlere Bürgersland, der Träger des besonnenen liberalen Ge danken«, sei Lurch die letzten Wahlen weggcscgt. Durch diese sollte den Erklärungen der radicalen Wortführer zufolge ein« liberale Mehrheit geschaffen werden, in der Thal sei eine reactionaire Mehr- heit, die von Windthorst's Laune abhängig sei, zu Stande gebracht worden. Dir stärkste Abwehr gegen di« Reaction sei nun die Krone Ter Redner zeigte dann, wie in der Thätigkeit des neuen Reichs tags, eine Rechtfertigung für die Arbeit des vorigen Reichstags li«i und trat bei Besprechung des Arbciterschutzgesetzes für die Berü sichtiguna berechtigter Forderungen der Arbeiter, aber nicht minder für die Erhaltung und Stärkung eines mittleren Bürgerstandes ein. der heute auch um seine Existenz schwer sorgen müsse. An der Er tllung dieses Bürgerslandcs habe der Staat das höchste Inter ie nationalliberale Partei müsse mit aller Kraft diese Elemente, das liberale Bürgerthum, den Vertreter nationaler und liberaler Ge sinnungen, schützen und kräftigen. . * . * Im österreichischen Abgeordnetenhaus« ist mit Rück sicht auf die zur Zeit stattfindcndcn wichtigen Verhandlungen, betreffend den österreichisch-ungarischen Bich-Export inS AuS land, an Stelle der Berathung des ThierscuckcngesetzeS der Antrag Roser wegen Errichtung eine» Gesundheitsamtes nach dem Muster des Berliner Gesundheitsamtes aus die Tages ordnung der ersten Sitzung gesetzt worden. * Endlich scheinen für die an deutscher Sprache und Sitte zäh sesthallenden Bewohner der Sprachinsel Gottschee im südlichen Kram bessere Zeiten zu kommen Die früheren slowenischen Verwaltung«- und Gerichts beamten sind zum Theil durch deutsche ersetzt worden, an Stelle der slowenischen Pfarrer und Caplänc, die nie ein Herz für die Gottscheer hatten, treten allmälig deutsche Geist liche, die, auS der Sprachinsel selbst stammend, auf den Gym nasirn zu Gotischer und Laibach und auf dem Priesterseminar der letzteren Stadt voraebildet» vortreffliche Seelsorger ibrer Gemeinden werden. Bereits giebt cS fünf deutsche Priester in der Sprachinsel; ihre Zahl wird sich bald um zwei jungt Geistliche erhöben, die Ende Juli ihre Primiz iu Gotischer und Mitterdorf bei Gotischer kielten. Jetzt schon wirken an den 25 deutschen Schulen de« LändchcnS neben 7 slowenischen 25 deutsche Lehrer: die Schule in Untrrskrill, deren Eröffnun durch slowenisch« Agitationen lau-» verzögert Word«» war» i vor vier Monaten eingeweiht worden un^w.rd, den Schutz der Sprachinsel gegen Süden bm ultra- großer Wichtige,t >,l endlich r>e ü,b-tsache, Ätsche lowenisch- Schulinspcctor Koml,ancc, UntcrrichtS- Schulwcsen immer zu schädigen s . enthoben worden minister von Gautsch seines AiitteS t k deutschen ist. Komljancc hatte vielfach zu e g, ' ^i, SLulen ru Stalrern und Suchen ungesetzliche ^kjtimn g Wissen denunnri (einmal erklärte er ' krainische Landeswappen für einen preußischen Ar . sebent. Jedenfalls wird nun für die deutschen Schuten rer Gottscheer Bezirksbauptmänitschast cin^dkulfct'cr uud ft slowenische» Schulen ein siowcuischer Echutinfpeclor a>^ tt. ^ Wabn'chcinlick wird auch die slowcmsirte Schute zu LL"we7d^ zLkE'LLLL« Go isch e wird aegcnwärlig von 92 Schüler» besucht uud er- ftcmt' sich unter Nittmg des Rectors KuaPP nue gu °n Rittes Gleich günstig bat sich auch die ,vachfchule ftir >. clz fttdustrie u!w KorbsteLerei -n.w.ckett Die ^ rur AuSsübrung kommende Eijciibabn Laibach-Gro,,lup; (Yottschce wird neuen Verdienst mS Land bringen, bei», cs oll dann daS bei Gottschce sich findende Brauukohleulager zum Abbau gelangen. Hoffentlich wird dann auch Ne >»ci t unbedeutende Auswanderung Gottscheer Landlcute zum c-Ull- land gebracht werden. * Im böhmischen Landtage begann am Donnerstag die Debatte über die Vorlage, betreffend die Zwettbeiliing des LandcSculturrathcS. Der Berichterstatter der -U Vr. Julius Gregr erklärte, die Minorilat habe AllcS aus- aeboten, die Verhandlungen i» der Ecuiiuission zu vccfchicppc» und Abänderungen durchzusetzcii. Die Minorität beautragle Uebrrgang zur Tagesordnung. Der Platz vor dem Land- Hause war behördlich abgesperrt. ^ ^ In seiner Rede bestritt der Abg. vr. Gregr den Alt- crrchen daS Recht, an dem Ausgleich mitzuwirken, drohte mit einer Liga 'aller unterdrückten slawischen Völker Oesterreich« und beantragte den Uebergang zur Tagesordnung. Krepck (Deutscher) bezeichnet- die Vorlage als eine weise Maßregel der Regierung, während die Jungczechen die Unzufriedenheit des BolftS brauchten. Drr Statthalter betonte da« mwrr- brüchliche Festhalten der Regierung an dem Ausgleich, den unzweifelhaften ernsten Wunsch nach Frieden seitens der vertragschließenden Theile und sprach die Ileberzeubung aus, die Agitation werde schließlich wirkungslos bleiben, da die Bevölkerung sehe, daß der LandcSschulrath, gegen den gleichfalls heftig angekämpft wurde, unter sorg- ältigster Wahrung der Gleichberechtigung zum Wohle deS Schulwesens ruhig und sachlich fungire, alle düsteren Propbezeibuiigen sich daher als falsch erwiesen. Im Verlaufe der Sitzung wies MattuS (Altczeche) nach, daß die Vorlage den Bcdllrjnissen beider Nationalitäten entspreche und fügte hinzu: „Auf dem heißen Boden, von dem weltgeschichtliche Gedanken und Kriege auSzcgangcn sind, haben die Ezcchcn einen schweren Stand in der Nachbarschaft des großen national geeinigten Reiches und in dem Zusammenleben mit den Deutschen." Schließlich fragte der Redner: „Wie lange oll die Fortdauer des KanipseS noch währen? WaS wird das Ende sein?" Weil cr den gesicherten Zustand einer un gewissen Zukunst vorziehe, stimme cr für die Vorlage. (Beifall.) * Der Ausschuß des nicderösterreichischcn Land- .agcs für die Vorlage, betreffend die Vereinigung der Vor orte mit Wien, erledigte die Vorlage. Der Statthalter er klärte, er sei im Interesse der finanziellen Erleichterung Wiens bereit, den Beitrag der Gemeinde für die Kosten des Polizei- aufwandcS von 1892 an auf 500 000 st. zu ermäßigen, was einer Ersparniß von einer viertel Million jährlich gleich- komme. Diese Erklärung wurde in das Gesetz ausgenommen Der Bürgermeister sprach dem Statthalter seinen Dank auö. * Vor der Bcratkung des Sckulbudgets im steyermär- ischen Landtag entfernte sich die klerikale Partei gleichwie im vorigen Jahre nach einer die konfessionelle Schule be treffenden Erklärung. * lieber die soci alen Zustände in Rumänien macht daS älteste und verbreitetste Tageblatt des Landes („Ro manul"), welches mit ancrkcnneuSwerthcm Eifer für die Emancipation der niederen VolkSclasscn, namentlich des Bauernstandes kämpft, Mittheilungen, die einen traurigen Einblick in die dort noch herrschenden Unsitten gewäbren. Da- Blatt schreibt: „Wir haben da« barbarische System, um die kleinste Geringfügigkeit zu schlagen, wiederholt be kämpft. Trotz alledem verhallt unser Aufschrei ungehört, unser Protest hatte gar keine Folgen. Dieses System geht seinen ungestörten Lauf weiter, ungeachtet dessen, daß wir uns für em civilisirtes Volk auSgeden. In den Easerncn wird bis zum Krüppel geschlagen. Bei der Polizei wird ge schlagen. Bei der Subpräfectur wird geschlagen, und selbst in den Landgemeinden wird bei den OrtSvorständcn ge schlagen! Die Schläge sind eine unglückliche Erbschaft aus den Zeiten der CSocoiS (ein Spottname für die llcinen ttcudalherren), wo jeder, der auf seinem Rockkragen daS Zeichen einer kleinen Auszeichnung trug, über daS Leben eine« Bürger« schalten konnte, wo der Grundherr den Bauer als einen Sclaven ansah, ihn in seinen Hof brachte ihm Hunderte von Nuthenstreichen, bi« cr ohnmacktia ward aufmcssen ließ, ihn mit Spiritus wusch und ibn dann wieder oft so lange schlug, bis der Unglückliche seinen der neuen Gesetze und der Aciideruna der Gebrauche horte die Anwendung der Torturen, das Aus- hangcn >n der Sonne mit den. Kopf- nach abwärts aus. Aber das Schlagen mit der Faust trat an die Stelle der früheren Grausamkeiten. Die Ruthenstreichc und die Torturen waren empfindlicher, aber die Erniedrigung bleibt die gleiche. die Beamten, die militairiscken Boracsctzten, die Kauf- und GcwcrbSleuIc, daß sie ebne Schläge sich nicht aS gehörige Ansehen verschaffen, ihre Angelegenheiten nicht konnten." Der Artikel schildert dann in au-fübrllcher Weise die Ursachen, warum, wenn der Miß handelte Klage sul-rt, derselbe nie ;u seinem Rechte aelanacn kann und drr Schuldige nie gestraft wird. Di- Untcrsnchmig bleibt immer ohne Resultat, weil das System eiu falsches ist uud weil mcm im angeblichen Interesse der amtlichen Autorität tetS AllcS zu vertuschen sucht. „Nomanul" erwartet von der Regierung nichts und schlägt bebuirAbstellung dergcschilderlen Zui'länte die Bildung einer Gesellschaft zum Schutze miß- dantcltcr Menschen vor, wie man anderwärts zum Schutze der Thiere solche Vereine gebildet habe. >- * Der serbische Ministerpräsident Gruic hat an die Königin Natalie ei» Schreiben gerichtet, in dem er gegen den Vorwurf Einspruch erhebt, cr lasse über ihre Absichten, namentlich darüber, daß sie von der Skupschtina eine Apanage beanspruchen wolle, falsche Nachrichten verbreiten. Gruic erklärt, das Interesse deS Königshauses erheische eS, daß >» Sachen der Ehescheidung kein Appell an die Skupschtina ergebe; die Regierung werde einen solchen auch zu verhindern wifsen Schließlich constalirt der Ministerpräsident, daß sich die Königin Mlitter gegen alle Vermitleluiigsvorschläge ab lehnend verhalten hat. (Wiederholt.) * AuS Luxemburg, 18. November, wird gemeldet: In einer Rede bei der gestern erfolgten Eröffnung der neuen Seeuudairbalinlinie ii» Canto» Redingen gedachte Staatsininister Cyschen auch drr neueslen Ereignisse in Betreff der Regierung des Großycrzogthunis. Die Rechte des Herzogs von Nassau, sagte der Redner, datiren von alter Zeit her und bilden eine wahr« Macht. Wenn eS auch Leute giebt, die Gesetze und Verträge nicht rcspcctircn, so erkennen sie doch unbestrittene Rechte an. AuS den Vorgängen, die sich iu de» letzten Zeiten in unserem Lande ab gespielt haben, gehe klar hervor, daß wir mit Vertrauen in die Zu- kuitt'I blicken dürsen. Als große» Verdienst rechnet der Minister« iräsidcnt es dem Künig-Großhcrzog an, daß er uns als con- litutioneller Fürst im wahren Sinne des Wortes regierte. Ob daS ein Wink für den Herzog von Nassau sein sollte? Ten zahlreichen Journalisten, welche behaupten, unjer kleine« Land sei nicht lebcnS- ahig, hielt Redner eine» VerS der in letzter Zeit berübmt ge wordene» ,.Fcierö»"sFeuerwagen-Locomotive) vor: „DaS Greßt net ded Gleck bedeit, well an den, Land sin gtecktech Leit". (Nicht die Größe ist es, welche das Glück bedeutet, denn in dem Lande sind glückliche Leute.) Die Rede des StaatsmiuisterS wurde mit großem Veisall ausgenommen. Von dem Herzog von Nassau war ein Telegramm angetang», worin er sich den Wünschen sür die durch die Eisenbahn zu erwartende erhöhte Wohlfahrt des Cantons Ncdiiigcn anschließt. * A»s Paris, 18. November, wird der „Bossischcn Zei tung" geschrieben: In feiner Rcichstagsrede vom 15. Mai zur Unterstützung der von der Reichsregierung verlangten dauernde» Erhöhung de« FriedeiisstandeS unseres Heeres uni 18 574 Mann halte Graf Moltke auch darauf hingewiesen, das, der Feind, wenn cr in» Herz des Landes gedrungen wäre, keinen Unterschied zwischen den Geldern der Reichsbauk und anderer Banken machen würde. Man habe ja 1813 gesehen, daß ein sranzösischer Marschall beim Abzug anS Hamburg „och zu guter Letzt den Baarjchatz der Hamburger Bank eingesteckt Hab«. Der hier erwähnte Marschall war bekannt- lieh Davoust, Herzog von Auerstädt, Prinz von Sckmühl. ES lebt von ihn» noch eine Tochter, die Marquise von Bloqne- ville, eine gegenwärtig achtzigjährige Dame, die dem Grafen Moltke am 31. Mai folgenden Bries schrieb: Herr Feldmarschall l Euer Excellenz werden begreifen, daß Ihre in einer großen öffentlichen Versammlung gesprochenen Worte im Herzen der letzte» überlebenden Tochter des Marschalls Davoust chiiierzlichei» Widerhall geweckt haben. Es giebt ein Verdienst, daS ellener und würdiger ist, große Herze» zu reize», als der aus den Schlachtseldern errungene schreckliche Ruhm: Dieses große Verdienst besieht darin, dem Feinde Gerechtigkeit widcrsahrcn lasse» z» können. Die „Hamburger Tcnkschrisl", die der Prinz von Eckmühi l8t4 ver- össenllicht hat, widerlegt im Voraus die Worte Euer Excellenz und beweist siegreich, daß der Befehlshaber von Hamburg dieser Stadt genau nur so viel lleblcs zngesügt hat, wie ihm durch s ine BesehlS- haberpslicht auscrlegt war. Ich erlaube mir Euer Excellenz dies« Tcnkschrisl, welche Sie sicher nicht gekannt habe», zuzusendcn, und bitte Sie, den Ausdruck mciiier Gefühle der Hochschätzung genehmigen zu wollen. A. T. Eckmühl, Marquise von Bloequeville. Mit dem Feingesühi einer Französin von vornehmer Erziehung hatte die Dame es vermieden, sich mit ihrem Titel einer geborenen Herzogin von Aiierstädt zu unterzeichnen. Graf Moltke beeilte sich, der Marquise aus Cudowa untern, 5. Juni zu antworten: Frau Marquise, ich erhalte Ihren Bries erst heule und beeile mich, ibn zu beantworte». In meiner Reichstagsred« Hab« ich die Beschlagnahme der Bank von Hamburg envähnt, die eine I-schichtlichc Thatsachc ist. ES ist selbstverständlich, daß der ranzösiiche General bet dieser Gelegenheit nur aus einen Befehl seiner Regierung, dem er gehorchen mußte, gehandelt haben kann. Wenn trotzdem der Ausdruck, dessen ich mich bedient habe, so ge deutet werden konnte, als hätte der Marschall Davoust z» seinem persönlichen Bortheile gehandelt, so bedauere ich, ihn schlecht ge- wählt zu haben. Ich schulde Ihnen diese Erklärung, Frau Marquise und möchte gern glauben, daß Sie die Güte haben werden, sie freundlich auszunchmen. Was das Werk anbelangt, welches Sie >o freundlich waren, mir zu schicken, so studire ich eS mit dem lebhaftesten Interesse. Ich bitte Sie, den Ausdruck meiner Gefühle der Hochschätzung genehmigen zu wollen, mit denen ich die Ehre habe zu zeichnen, Frau Marquise, Ihr ganz gehor samer Diener Gras von Moltke, Feldinarschall. Diese ritterliche Antwort wäre beinahe nicht an ihre Bestimmung gelangt. Graf Moltke hatte auf den Umschlag bloS den Namen der Einvsängcrin, doch weder Straße noch Hausnummer geschrieben, wohl in der Annahme, daß die Pariser Postvcnvattung die Tochter de» Herzogs von Auerstädt schon zu finde» wissen werde. Darin sollte er sich aber getäuscht haben. Die Pariser Post, von deren Erbärmlichkeit nur der eine richtige Vorstellung hat, der Jahre lang unter ihr gelitten hat, »ahm sich gar nicht die Mühe, die Marquise v. Bloequeville zu suchen, sie schrieb aus den Umschlag mechanisch ihr stehendes „Xckro!<»s incomplöto" und warf den Brief auf den Hausen der unbestellbaren Postsendungen. Hier blieb er über vier Monate liegen, bis endlich irgend ein Beamter ihn nach Cudowa zurückgehen ließ, wo das Postamt die Hand deS Absender» erkannte und das Schreiben ungeöffnet a» den Feldmarschall zurücksendele. Gras Mollke wußte sofort Rath, wie immer. Er schickke den Brief diesmal dem erste» Militair-AttachS der deutschen Botschaft in Paris, Majar v. Hucne, mit dein Ersuchen, ihn sicher bestellen zn lassen. Herr v. Huene balle nicht die geringste Schwierigkeit, die Adresse der Marqune v. Bloequeville ausiiiidig zu machen, und so gelangte die Dame Mitte Lctvber endlich tn den Besitz deS vielgrwanderlei, Schreibens. Es sei noch bemerkt, daß der bekannte General Davoust, Herzog von Auerstädt, einer der drei General-Jnspectore» des sranzösiichen Heeres, kein Sohn, sonder» ein Neffe des MarsckwllS Napoleons k. ist. * AuS dem frechen Aufruf der Coimbracr Studenten, welchen wir bereits erwähnten, giebt die „Kölnische Zeitung" einige Proben. Betitelt ist er „An die Republikaner Portugals. Eoimbra, l5. November 1890" und sängt folgendermaßen an: „Tie Ursache alles Unglücks »nsercS kleinen, aber edlen Landes ist von jeher England und die Monarchie gewesen, England wegen der Monarchie und die Monarchie wegen ihrer Dummheit und Feig heit und der nnpakriolischen ttzesinnung des Hause» Braganza. -eit 12 Jahrhunderten betrübe» uns diese großen UebclstLnde, haust man aus uns Beleidigungen, Elend und Abscheu. Co sind wir vergewaltigt worden durch das Ultimatum vom II. Januar, verspottet durch den Vertrag vom 20. August, zu Sclaven gemocht durch daS Eabinet der Regeaeradores tm Namen und aus Wunsch de- König», wie es selbst ein Mitglied der Abgeordnetenkammer
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