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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-28
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1890
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«4«. la». t> »I l. » l»«L L lj. !>, »Mg. ; «oc,L d. u. l. Lva/u» »«- m«x;. rtor. ,r StN^i, LlteDL W»r5»lKi. Erscheint täglich früh S'/, Uhr. 8ed«1ion und Lrvrdtttou Johanneigasse 8. LPrrchüundrn drr Urdaclion: vormtttag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. M tte »acht >>ch »m,«h«r »rr stk Ute nächstfolgend« liammer brfttmmtrn Anseratr an Sochnitagr» bi« 3 Uhr Nachmittag«, „e»nn- und Arsttagrufrüh bi« '/,0 Uhr. Zu -rn Filialen für Ins.-Äniinhmr: ttt» <lem«'S Lortim. (Alfrrv Hahn)» Univrrsitätsstraße I, Lout« Lüsche» Katharlnenstr. 14 pari, »nd König-Platz?, nur bis ' ,8 Uhr. 240. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da« 28. Stück des diesjährigen RetöbSgesetz- blattcS ist bei uns eingcgangen und wird bi« zu»n 20. September d. I. auf dem RathhauSsaale zur Ein- sichtnablne öffentlich auöhäiigcn. Daffclbe enthält: Nr. 1915. Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse in dem südwestafrikanischen Schutzgebiete. Leipzig, den 23. August 1890. Der Starh der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Pücker. Bekanntmachung, die Errichtung einer städtischen Schlachtvieh-Versicherungs anstalt am städtischen Vieh- und Schlachtbofe betreffend. Laut Bekanntmachung vom 17. Juli 1890 tritt das OrtS- statul, die Errichtung einer städtischen Schlachtvieh-Ver sicherungsanstalt am städtischen Vieh- und Schlachthose betreffend, vom 16. April 1890 nebst den zugehörigen AuS- fühcungSbestimmungen von und mit dem 1. September 1890 in Wirksamkeit. Von diesem Tage ab müssen daher alle auf dein hiesigen Btehhose zu Markte gestellten Rinder und Schweine bei der Schlachtvieh-Versicherungsanstalt versichert werden; hiervon sind nur diejenigen Tbiere aus genommen, welche nach §. 3 deS Statuts nicht Versicherung«- fähig sind. Die Versicherungsprämie wird in Gemäßheit von tz. 5 deS Statut- bis Ende diese- Jahre« für ein Rind aus 5 und für ein Schwein auf SO ^ festgestellt. Abdrücke de« Ort«statute« und der dazu erlassenen AuS> führungSbestimmungen sind bei der Lasse unsere- Vieh- und Schlachthofes zu dem Preise von 20 -s zu haben. Leipzig, am 27. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Grorgi. Rüling. Bekanntmachung. Die Grd» und MacadamisirungS-Arbetten in der Platzncann» und Schwarzenberg-Strasie längs de« Bauplatzes de« Kinder-KrankenhauseS in Leipzig-Reudnitz sollen rn einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathbauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingcsehcn oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erd- und MacadamisirungS-Rrbeiten in den Straften anr Kinder-Krankenhause" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 5. September d. Z. Nachmittags 5 Uhr cinzureichen. Der Rath behält sich daö Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 26. August 1890. Id. 4754. DeS Raths der Stadt Leipzig Strasrenban-Deputation. Bekanntmachung. Die Söhleuftenbauarbeiten in der Platzmann- und Schwarzenberg-Straße längs des Bauplatzes des Kinder- KrankenhauseS in Lcipzig-Reudnitz sollen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS 2. Stock werk, Emmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehcn oder gcgcn^ntrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^j, welche event. in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift Schleuften an, Kinder Krankenhaus« versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 5. September d. I. Nachmittags 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 26. August 1890. DeS Raths der Stadt Leipzig Id. 4754. Straftenban-Deputation. Gewölbe-Vermictljung. Da« in dem der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Haus grundstück NetchSstrafte Nr. 7 gelegene Verkaufs gewölbe ist vom I. Oktober d. I. an gegen rinhalb lährliche Kündigung anderweit zu vermicthcn Miethgesuche werden auf dem Rathbause 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgcgengenommcn, woselbst auch die VermicthungS bedingnngen zu erfahren sind. Leipzig, am 25. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. la. 6102. vr. Georgi. Wagner. Höhere Schule für Mädchen. Anmeldungen von Schülerinnen zu Michaelis nehme Ich in der Woche vom 8. bi- 13. September täglich von 11—12 Uhr ent gegen. vr. I. Wsichgrai» Erledigte Bürgermeisterstclle. Tie erledigte Stelle eines Bürgermeisters für hiesige Stadt soll möglichst sofort aus die Dauer von 6 Jahren mit einem Juristen welcher die in 8. 84 Abs. 2 der Nevidirten Städteordnnng zur An nahme eine- selbstständigen NichtcramIeS bez. zur Ausübung der Advocatur vorgeschriebcne Befähigung besitzen muh, »eu besetzt werden. Das Einkommen dieser Stelle beträgt einschliehlich des Fixums sür Verwaltung des Standesamtes, die Uebrrtraaung der letztere» auf den zu Wählenden vorausgesetzt, jährlich 4000 ^!, wobei de- merkt wird, dost derirlb« als Vorsitzender hiesiger Sparkasse rin» Laution von 1000 zu hinterlegen Kat. Bewerber wollen ihre Gesilche nebst Zeugnissen und LebenSlaus. sowie mit der Angabe, zu welcher Zeit spätestens ihr Amtsantritt erfolgen kann, bis zum SO. September 1500 anher gelangen lassen. Markranstädt, den 25. August 1890. Ter Stadtrath. I. B.: Ronaiger. eiWM.TllMtlll Anzeiger. Organ für Politik,Localgeschichte,Handels-undGeschäftsvcrkchr. MbonrrementSpret- vierlrljährlich 4»/, Mk. iucl. Bringerlohn 5 Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede «inz«lne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblalt-Format gefalzt) ohne Postbkiürderung 60 Mk. mit Postbeförderung 70 Mt. Insrratr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zifsernjatz nach Höhen» Tarif Ktllamkii unter dem Redactionsstrich die 4geipalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien nach richte» die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Jnierale sind stet- a» die Erpcdltion ja senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeumueririiäc, oder durch Post nachnahme. Donnerstag dm 28. August 1890. 84. Jahrgang. Sedan-Feier. Die hiesigen Handelsfirmen und Bewerbtreibenden werdeu ersucht, durch Schließung ihrer Gcschäst-Iocate am 2. September d. I. zur eier des NationalsesleS betzulragea. Leipzig, den 27. August 1890. T«e Handelskammer. Tte Gewerdekammer. Goetz, F. Puder, D. A. Oehler, stellv. Bors. II. Secr. Vors. Hol)-Äuc1ion auf Zwentauer LtaatSsorstrevter. TsnnerStag. drn 11. Ledtember dsS. I»., von Vormittags 0 Uhr an ollen folgende im Ehrenbrrger Wald« in den Abtheilungen 54, 55, 57. 59, 62, 63, 66, 67 und 68 der Parcellen „Urünttz", „ftlttiitzsch" und „Forst" ausbereitele Nutz- und Brennhölzer, als: 5? Stück erlene Klötzer von 11—32 em Ober- bez. Millenslärke, 3—4 m Länge, 69 » ahorne » von 10—28 em Ober- bez. Mittenstärk», 2.5— 4 m Länge, 36 » eichene « von 10—118 cm Ober- bez. Mittenstärk«, 3—5 m Länge, 113 -- lüsterne » von 10—42 cm Ober- bez. Mittenstärke, 3—9 m Länge, 142 - eschene <- von 10—33 cm Ober- bez. Mittenstärke, 2.5— 7 m Länge, 9 - weidene » von 12—24 cm Ober- bez. Mittenstärke, 2.5— 4 w Länge, 2 - aspene » von 24—28 em Ober- bez. Mittenstärke, 4 m Länge, 66 rm harte Aeste und 21 . Langhausen meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Buclion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Lredit-Uebrrschreitungen werden nicht gestattet. Auskunft ertheilt die unterzeichnet« Revierverwaltung. Söntgl. Korftrcvtcrvermaltung Zwenkau und »öntgl. Aorft- rrntamt Wurzen, am 23. August 1890. Lomler. Geißler. rr on en ur aS Bebel vor -en Berliner Socialdemokraten. Am Montag Abend faud in Berlin in der Brauerei ZriedrichShain eine äußerst zahlreiche Versammlung zur Wieder herstellung deS bei einem Tbeile drr Socialdemokraten schwer erschütterten Ansehens Bedcl'S statt. Es war in der Haupt ache ein Redekampf zwischen Bebel und Bruno Wille, in welchem aber Bebel sehr im Bortheil war, weil der aller größte Theil der Versammlung in der vorgefaßten Absicht gekommen war, um Bebel einen Triumph über Wille zu be reiten, nicht aber, um die Gründe zu prüfen, welche Wille veranlaßt hatten, der Fraktion den Krieg zu erklären. Wir haben eS, als entschiedene Gegner der Socialdemokratie über haupt, lediglich mit der Fr^e zu thun, ob die Jung-Social kemokrate», welche hinter Wille sieben, Aussicht haben mit ihrer Agitation und ihren Forderungen durchzudringen, oder ob der Congreß die Alleinherrschaft der Fraction ausS Neue bestätigen und befestige» wird. An der Befähigung Bcbel'S, die Masse der Socialdemo kraten zu leiten und sie durch zündende Schlagworte seinem Willen zu unterwerfen, ist gar nicht zu zweifeln, und deshalb war auch vorauSzuscbcn, daß er bei persönlicher Führung einer Sache gegen Wille den Sieg davontragen würde, aber durch diesen Erfolg ist die Bewegung der Jung-Social- dcmokratcn keineswegs unterdrückt, sic werden vielmehr bei maßvollem Auftreten allmälig an Boden gewinnen. Den Haupttrumpf hat Bebel gegen Wille durch die Behaup tung ausgcspiclt, daS Socialistengesetz werde nur auf Probe aufgehoben, und die Gegner warteten nur auf den Augenblick, um wieder Gewalt anzuwendcn. Damit wollte er die Unentbehrlichkeit der Führer beweisen, die zur Zeit deS Erlasse- deS Soeialistengescycs die Partei zusammengebaltcn und durch alle Schwierigkeiten glücklich hindurchgesührt baben. Wille hat aber durch seine Haltung am Montag bewiesen, daß er kein zu verachtender Gegner ist, und daß er weiß, waS er will. Er sagte eS der Versammlung sogleich auf den Kopf zu, daß sie mit der vorgefaßten Meinung gekommen sei, um Bebel Recht zu geben, und die Anhänger Bebct'S waren ungeschickt genug, ihren Verzicht an die Prüfung der Sachlage offen »u bekennen und Bebel Recht zu geben, bevor sie noch Wille gehört hatten. Auch seine Bezugnahme auf den Artikel der „Sächsischen Arbeiter zeitung", den er der Versammlung mitthcilte, bat Eindruck gemacht nicht minder wie die Schlnßbemerkung, daß ihm ein Grillenbcrger beim Rückzug in die stille Kammer eines reinen GemütheS nicht folgen könne. Die Versammlung vom Montag war nur zum Theil die Antwort auf die Versammlung der socialdcmokratischcn Partei deS sechsten ReichStagSwahlbezirkeö in Berlin, in der Haupt sache war sie das Wetterleuchten, welches den nabenden Sturm ankündigt. Es besteht unzweifelhaft innerhalb der socialdcmokratischcn Partei das Streben, die bisherige Allein Herrschaft der Führer abzuschüttcln und mehr die freie Mei mingSäußerung deS jüngeren Nachwuchses zu Worte kommen zu lasse». Das Wesen jeder Demokratie besteht in der VolkS- souvcrainetät im Gegensatz zu der Erblichkeit der Herrschaft in der Monarchie. Die Führung von Männern wie Bebel und Liebknecht besteht schon zu lange, als daß sie die Bürgschaft noch längeren ungestörten Fortbestandes gewähren konnte. Die Socialdemokraten brauchen neue Männer, welche nicht durch starres Festhalten an erprobten Grundsätzen eine Stockung der Entwickelung befürchten lasten. Bebel sagt: „Unsere Forderung der Zukunft, den socia listischcn Staat, können wir den Gegnern im Parlament nicht schildern. Das Ließe Perlen vor die Säue werfen. Sie würden uns auSlachen und noch mehr unsere Gegner werden." Wille sagt dagegen: „Die ganze Bethciligung unserer Partei an den parlamentarischen Arbeiten ist nur Spiegelfechterei, wir erreiche» damit nur, daß unsere Vorschläge und Gesetzentwürfe in den Papicrkorb geworfen werden, daS Parlament setzt seine Mehrheitsbeschlüsse durch, und wir baben weder die Mehrbeit, noch werden wir sie bekomme»." Die Entscheidung, wer von Beiden Reckt bat, ist nicht so leicht, für beide Meinungen lassen sich Gründe geltend macken. Bebel bat gewiß Reckt, wenn er daS allgemeine dirccte und geheime Wahlrecht eine furcktbare Waffe in den Händen der Socialdemokratie nennt, aber er über schätzt die WirkungSsäkigkcit dieser Waffe, wenn er glaubt, daß sie eines Tage- der Socialdemokratie die Mehrheit im Parlament verschaffen könne. Und weil Wille diese Illusion nicht theilt, deshalb will er die Thätigkcit der Socialdemo kraten im R-ichStage nur vor.^'dsi'Be^l zieht die offene und ehrl'cke Kampfs«» aber revolutionair und ""^0 , ghrr die Versammlung vergessen zu haben, baß de ^„tsicht wird, und das? in der Brauerei FnednchSbam ver ff w gz ^„iMen auf diesem Weg- auch b"Re-HS ag vo. ,eu,en^ ^ k'. eine durch und durch a Aushebung deS mehr überzeug, daß b'- durch das aem-.n^.'-ew^l ,, ^ umLn^ das unter Anderem auch aus der gegenwar gcn L euegu g wie eS sich schon bei der m.ssiunacncn Fe,er deS >- 2'"' A-iat bat Durch d-u stete» äampf »,.t der So >asi demokratic ist sich auckd,eStaa>Sr-g'-rungd-r ihrzu G L7der abwäqen aeVeA auch unter den Arbeitgebern hat sich allmätlg die Ueberzeuaung Bahn gebrochen, daß s nur einmllthig zusammen zu stehen brauchen, um den ^"ral- d-mokrawn unter den Arbeitern d.e r-v°lut,ona,r-n Be- ES ^s" nich^zu erwarten, daß die von Bruno Wille und einen Hintermännern in Fluß .gebrachte Bewegung ^ llleS überflulhen und die FractlonSberrschaft ,n der Social demokratir brechen wird, dazu haben dw Führer ,u v,-l An- Hang bei ihren Wählern, und d,e Macht der G wobnbe trägt auch da« Ihrige dazu bei, um ihre Herrschaft aufreckt zu erhalwn. Aber das entscheidende Wort ,st ausgesprochen daß die FractionSherrschaft die erhoffte Entwickelung hemmt und zur Versumpfung und zur Eorrupt.on fuhrt, und d,«se- Wort wird fortwirken und Anhänger gewinnen, wenn sich auch Bebel den Fortbestand seiner Herrschaft durch noch so viele Resolutionen seiner Anhänger aarantiren laßt. Bebel bat sich «wiß Anspruch aus den Dank seiner Parteigenoffen erworben, aber er ist für manche Opfer durch daS süsie Bewußtsein ge- tröstet „nd entschädigt worden, daß er die ganze Parte, nach seinem Willen leitet. DaS verzeiht eine revolutwnaire Partei nur so lange, als sie sich in einer Nothlage befindet. Ist diese überwunden, dann wird der unbequeme Führer abgeslreift. In dieser Lage befindet sich Bebel mit seinen Fractionö- genossen der socialdemokratisckcn Parte, gegenüber, und eS stände mit der ganzen historischen Entwickelung im Widerspruch, wenn ihm nicht seine Parteigenossen cincö TagcS den Lauspaß gäbe». Wir verweisen schließlich auf den besonderen Bericht über die in Rede stehende Ber- sammluug. Leipzig, 28. August. * Der Kaiser traf am Dienstag 2 Uhr Nachmittags in Lyck ein und begab sich nach einem Auscntbalt von io Mi nuten nach Lötzen. Im Uebrigen hat aber das Reise- program m des Kaisers eine Acnderung erfahren. Der Kaiser gedachte schon am Mittwoch Abend wieder im Neuen Palais bei Potsdam cinrutresien. Derselbe beabsichtigte, wie gemeldet, zunächst den FeslungSmanövcri, bei Lötzen am 26. »nd 27. dS. MtS. noch persönlick beizuwohnen und sich hierauf über Pillau nach Kiel zu begeben, um am 29. dS. Monats früh wieder in Berlin einzutreffe». Nack den uenesten Nachrichten hat der Kaiser jedoch diese Absicht wieder aufgegeben. * Die von den Domcapiteln dem Kaiser eingercichte Candidatenliste für den erzbischöflichen Stuhl von Gnesen-Posei, ist nunmehr an Allerhöchster Stelle ab- gelehnt worden, wovon die beiden Eapitel durch EabinctS Ordre vom 13. d. M. amtlich benachrichtigt worden sind. Wie der „Kurycr Poznanöli" angiebt, bat die Liste die Namen der Bischöfe LikowSki und Aiidrzcjcwicz, des Dom herrn DorSzcwski, des Prinzen Radziwill, deS Prälaten Lukowöki und deS Professors WarminSki enthalten. Für die neue Aufstellung einer Candidatenliste ist der Oberpräsidcnt Graf von Zcklitz-Trllyschler zum königlichen Eomiuissar bc stellt worden. Ter „Kursier Poznan«»" zeigt sich über die Entscheidung höchst erbittert und behauptet, der Eultusi,sinister von Otvsiler hade schon vor der Aufstellung der Candidateniisle aus eigene Hand mit Nom Unterhandlungen angeknilpst, um seinen Landidaten durckzubringe» es sei de», Minister aber au« Rom ei» abschläglicher Bescheid ge- worden. Ter Minister Hab, nun in der Zeit »wischen der Rückkehr des Kaiser« aus England und Allerhöchstdcssen Abreise nach Rußland die Ablehnung der Vorschlagsliste bei Sr. Majestät dnrchgesetzt. Zum Schluß meint der Suryer, ganz Großpole» müßte zu einer BolkSversammlung zusamnientrctcn, um zu docuinenliren, daß Groß, volen treu, einig und beharrlich zu den Domcapiteln stehe, um Schmerze Ausdruck zu gebe», der den Polen durch die Allerhöchste Ent,chcid»ng bereitet worden sei, und um endlich dem apostolischen Stuhle kund »u thun. daß die Diöcesanen zum Papste das «erlrauen hegen, daß dieser die Rechte der ErzdiSceie schützen und eine Bcnnindernng des Ansehens der geistlichen Behörde nicht »»lasten werde. Eine derartige würdige Kundgebung der Tiöee. sanen könnte gleichzeitig sür diejenigen Candidalcn, welche .Herr v. Boßler für den erzbischöflichen Stuhl in Aussicht genommen habe, e,n Fingerzeig daraushin sein, was sür Gefühle in den Liüccianen sich regen wurden, wenn man mit Umgehung so vieler würdiger polnischer Beistlichen einen vom Minister ausgestellten Landidaten der Diöcrse ausdrängen wollte. * Zur Vorbereitung einer Ovation für den Grafen 1 ^ ^-burt-tag hat sich bereits ein Ausschuß gebildet. E« wird darüber aus Berlin berichtet dem Jubilar eine gemeinsame Adresse aller Städte Deutschlands überreicht werden Die Unlerichrisl'. bogen werden nach Provinzen geordnet und jede Proviu, l-eiondejs in einen Prachtlcdereinband gebunden, welcher das Wappen der trägt, sämmtliche Ltiibänd« nimm, ein zu dieicin Zweck bas Edelst, mit Ornamenten und dem Wappen °ul. Tie Krönung des «unsischrankes bildet eine Büste des Kaisers in der TburniN»». ^d-«-n"ania ihren Platz finden. ' Der KrL.LL"7°! ^ o ck"5 August dem Consitö zun, Guß der Büste Be°n?e 7s ,8-7 «'""ania. sowie sa.nm'.licher Melall, eroberlem Geschütz ;,,r Verfügung ges,eil, Tie Unterschrifisbogen au» den einzelnen Städten i-nd Herrn Hermann Senger in Berlin, Unter den Linden 15, etnzuscnden, wohin auch Anfragen und Briese zu richten sind. Etwaiger Ueberschuß aus de» Kosienbeilrägen der einzelnen Städte ist für eine zu begründende General.Feldinarschall Graf Mottke-Stistung bestimmt. AlS Ausschuß-Mitglieder werden genannt: Stünzner, Ereellenz, Chef-Präsident der Ober-Rechnungskammer und deS Reck- Nlingsboses, Wirkt. Geh. Ütalh. von Helmholtz, Professor, Geh. Negierungs-Rath, Präsident der phsis -tech». Reichsanstalt. Theodor Monnnsc». Professor an der Universität und Secrelair der könig liche» Akademie der Wissenschaften. 1)r. Dilbois-Rcsimond, Professor und Geh. Medicinal-Rath. Malerne, Stadtverordneter. Namslau, Stadtverordneter, Hauplinann a. T. Fritz Borsicll, Stadtverord neter. H. Lucg, Eomnierzien-Ratb, Düsseldorf A. Tegineier, Stadt- verordneler. v. Strubberg, General der Infanterie. H. Ziethen, Siadtverordneler. Bergeinann. Stadtverordneter. Professor Ernst Lesiden, Geheimer Medieinal-Nalh. Ad. Woermann, Hamburg. G. v. Bleichröder, königlicher Geheimer Cominerzienrath. Robert Mcndelssobn. Rudolph Koch, Tirector der Deutschen Bank, Berlin. Lcnt, königlicher Bauralh »nd Geschäftsinhaber der Disconto- zeiellschait, Berlin. E. Kcsielowsku. königlicher Commerzienrath. lilaldesier, Professor an der Universität, v. Bergmann, Generalarzt »nd Professor. I>r. Bardeleben, Geheimer Obennedicinalralv, Generalarjt 1. Elaste ä In >uiit« de« SanilälscorpS. W. Walkcnbach, Professor an der Universität. I»r. Aug. Wilhelm v. Hosmann, Professor an der Universität, Geheimer Regierungsrath. Carl Spindler, königlicher Coinmerzienralh, tn Firma W. Spindler. v. Sieuiens, Geheimer Regterungsralh. B. Liebcrmann, königlicher Geheimer Coiiiinerzienrath. * In Apothckcrkreiscn glaubt man, wie wir dem Geschäfts- berickt deS Vorsitzenden deS Deutschen Apotbcker-BereinS für 1889/90 cnlnebmen, zu der Hoffnung berechtigt zu sein, daß die reichög es etztiche Regelung des Apothelerwcsc ns in nicht allzu ferner Zeit erfolgen wird. Ebenso ist man der Ueberzcugaiig, daß demnächst eine sür ganz Deutschland giltiae Verordnung über den Verkehr mit stark wirkenden Mitteln u erwarten ist. * Seit dem Inkrafttreten der kaiserlichen Verordnung vom 27. Januar d. I., betreffend den Verkehr mit Arznei mitteln, treten in Preußen die Behörden mit größerer Strenge als früher den Uebcrgriffen der Drogisten und sonstigen Kleinhändler beim unberechtigten Verkauf von Arzneimitteln entgegen. Neuerdings wird auch an den zuständigen Stellen die Frage in Erwägung gezogen, ob eS nicht angezeigt ist, die Möglichkeit einer ConcessionSentziehung für die Fälle wiederholter Eontravention seitens der Drogenhändler gc- rtzlich zu schaffen. * Der „Reich-- und Staats-Anzeiger" schreibt: Aus Grund deS tz. 26 deS Regulativs über Ausbildung, Prü- ung und Anstellung sür die unteren Stellen des ForstdiensteS in Verbindung mit dem Militairdtenst tm JügercorpS, vom 1. Februar 1887, werden, einer Verfügung de« Ministers sür Land- wirihschast, Domainen und Forsten zusolge, bei den köisigl. Regie- rungen zu Gumbinnen, Marienwerder, Potsdam, Frankfurt a. O., Stellt», Köslin, Stralsund, Posen, Breslau, Magdeburg, Merseburg, Schleswig, Lüneburg, Wiesbaden und Köln, sowie im Bereiche der Hoskammer der königlichen Familiengüter neue Notirungen sorst- versorgungsberechtigter Jäger der Elaste X bis auf Weiteres der- ,csta» attsgkschlosscn, daß bei den genannten Behörden nur Mel angen solcher Jäger angenommen werden dürfen, welche zur Zeit der Ausstellung des Forsiversorgungsscheines mindestens zwei Jahre >m königlichen Forsldiensle des Bezirks beschäftigt sind. Die Zahl der Anwärler ist gegenwärtig verhältnißmäßig am günssigsic» in de» Regierungsbezirke» Hildesheim, Stade, Osnabrück sincl. Aurich), Minden, Kassel, Danzig und Bromberg. * Der Eentralvorltand der nationalliberalen Partei bat dem ReicbStagSabgcordncten Geb. Ratb Oeckelbäuscr sti besten am DienStag gefeierten siebzigsten Geburtstag -olgenbeS Glückwunschtelegramm zugesantt: „Zur Vollendung des siebzigsten Lebensjahre- herzliche Glückwünsche dem uner müdlichen Mitarbeiter und Mitstreiter, dessen jugendliches Hochgefühl für den schwierigen Berus des Volksvertreters recht dauerhaft, dessen ernstes gemeinnütziges Streben dem Ausgleich socialer Elasten- »nd wirtksckasilicker Interessen gegensätze recht förderlich sein möge. 5<I multos anno«! * In der zweite» öffentlichen Versammlung deS Katho likentages zu Eoblcn; sprachen Müller (Wien) über die Würde dcö PricsterlbuniS, Professor Schädlcr (Lindau) über die Presse, Pfarrer Schmitz (Trier) über die Bekämpfung der Socialdemokratie und Oberpfarrer Iw. Schmitz über die Schule und den deutschen Lehrertag. Der Besuch war sehr zahlreich. * DaS „Gesetz- und Verordnungsblatt für daS König reich Bayern" veröffentlicht folgenden Allerhöchsten Erlaß: „Der heutige Tag, welcher dem Gedächtnisse Meine? unvergeß- lichen Herrn Vaters geweiht war, hat Mich tief ergriffen und sreudigst bewegt. Die Huldigung, die den Manen des großen Königs dargebracht wurde, hat erneut und glänzend bekundet, daß aller Basier» Herzen von der Liebe zum Herrscherhause und zum Vater land« ersiillt sind. Wie in Mir der Eindruck deS Festes ein unaus löschlicher ist, so wird, dessen bin Ich gewiß, die Erinnerung an dasselbe in den Kreisen aller Belheiligten sorldaucrn. Des döchst- seiigcn Königs Andenken, stets lebendig im Volke, wird iinnicr von Neuem den einigenden Gedanken gemeinsamer Pflege und Mehrung der ideellen Guter wach erhalten. Ehe Ich aus Regensburg scheide, drängt es Mich, Meinem leb haftesten Tank Ausdruck zu geben. Dieser Tank gilt dem Landtage, welcher das nun in der Walhalla befindliche Standbild z» errichten beschloß: er gilt den Mitgliedern der beiden Kammern des Land tags, weiche Mich bei der feierlichen Enthüllung des Standbildes so zahlreich Hingaben; er gilt den Künstlern, die hier mitwirkten: er gilt der Stadl Regensburg und der Lbcrpsalz, wo Mir beule wieder so viele Beweise treuester Anhänglichkeit zutheil wurden. Prachtvoll war der Eckninck der Straßen »nd Häuser; ungezählt waren die Massen, die Mich begrüßten; Vereinigungen aller Art halfen durch ihre Anwesenheit und Thätigkcit das Fest verherrlichen; mit patrio tischer Begeisterung hatte hente da» ganze Land den Blick zur Wal- Kalla gerichtet. Möge Gottes reichster Segen Bayern schützen und schirme,, in alle Zeitl Regensburg, 25. August 1890. Luitpold, des Köniareichs Bayern Verweser," * Bei der ReichStagSwaol in Eolmar ist der elsässischc Eandidat Ru bland mit großer Mehrheit gewählt worden. Er erhielt 6716, sei» socialtemokraliswer Gcgcncauridat 2572 Stimmen) »ur wenige Wahlbezirke, die an dem Resultat nichts mehr ändern können, sieben »och aus. Bei der Wahl vom Februar d. I. waren socialkemotratisch« Stimmen überhaupt nickt abgegeben, der elsässischc Eandidat Grad war fast einstimmig gctvahlt worden. Der beträchtliche Anlauf der Socialdemokraten, nachdem sic im benachbarten Mülbansen bereit- durchgcdrungen sind, verdient immerhin Beachtung. * Die AuSlaffungcn der russischen Blätter über den Kaiserbcsuch gipfeln in der Ansicht, daß kein Grund vor- liege, besondere uninittelbarc Folgen zu erwarten. DaS
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