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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-28
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1890
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t. §kilM W KiMl WM Iitit AHM Nr. M, Mmisttt- itkll 28. AWtS 18S«. Mein Krebs im Golbüschglns. >.!,« Naturstudie in der Häuslichkeit von Emil Radow. Nachdruck «erboten. Nicht- ist so dumm, daß es nicht trotz alledem wahr sein könnte, sage ein Sprichwort Da sitze ich neulich in einem BierhauS und neben mir schwätzen gemüthlich die Spießbürger; dann kommen zwei HantlungSreisende dinzu und der eine schwärmt von der Natur und ihrer Schönheit. .Ja, denken Sie sich", sagt er, .als ich da auf meiner Reise in Bayern am schonen Chiemsee entlang wandlc, sehe ich in dem krysiallklaren blauen Wasser Alle- wimmeln von rotben Krebsen — ein wundervoller Anblick, den ich nie ver gessen werde." Da brechen die Bürger drüben in ein schallende-, dröhnen des Gelächter au-, und der arme Mensch wird so beschämt und verwirrt, daß er selbst seinen erst halb geleerten Bier' krug sieben läßt und schleunigst von dannen eilt. Und doch halten jene Philister dem guten Zungen eigentlich ein schwere- Unrecht gelhan, denn cS giebl in der Thal Krebse, welche auld ungekocht roth sind. Eine Spielart des in Süd europa heimischen und auch im Siidwcstcn von Deutschland vorhandenen fahlen Krebses oder DoblentrebS, der, nebenbei gesagt, nicht wohlschmeckend ist und nur zu Suppen und Lunken benutzt werden kann, kommt im Freien in rothcr Färbung vor. Gleichviel nun aber, der lebend und gelockt rothe KrcbS ist eS dock nickt allein, welcher unser Interesse in hohem Grade in Anspruch zu nehmen vermag; ich fand vielmehr auch jahrelang viel Freude und Bergungen an einem unge kochten, bekanntlich dunkel gefärbten KrcbS und von diesem will ick eben erzählen. Wie andere Naturfreunde, so umgebe auch ich mich gern mit Tbiercn jeglicher Art in der Häuslichkeit, und wer mich in den Frühlings- und Sommermonaten besuchen will, kann mancherlei ihm seltsam und verwunderlich dünkciidcS Gethier bei mir schauen. Namentlich habe ich eS auf alle jene „Viebckcr", wie mau zu sagen pflegt, abgesehen, welche man. lustwandelnd in Feld und Wald, meistens verabscheut, ja wohl gar fürchtet und haßt. Hu! Eine Kröte, ein Salamander, ein großer Wurm — und wie die schaudernden Ausrufe noch erklingen. Ich dagegen liebe alle derartige» „Molche uud Drucken" vorzugsweise, ich balle und pflege sic und suche sic sogar zu züchte». So hatte ich, zuerst eigentlich durch Znfall, auch einmal drei ganz kleine lebende Krebse bekommen — die man, auf den ersten Blick wenigstens, immerhin gleichfalls für „solch' Ungeziefer" hätte aiischcn können, und die ich daher ebenso mit Freuden ausiialn». Nun aber war für sie kein Aquarium frei, denn überall, wo ich sie hätte hineinsetzen können, würden sie entweder Unfug gestiftet haben oder sie waren ihrerseits gefressen worden. Zn der Notb nahm ick denn einfach ein GoldfisckglaS, brachte eine Bodenbedeckung von sauber gewaschenem Flußsand hinein, baute darüber eine nach meinem Geschmack prächtige kleine Felsengruppe aus Tuffstein auf, krönte diese mit einer großen Muschel, deren geräumiges Innere den hanptsächlisten Schlupfwinkel der Krebse bilden sollte, und brachte schließlich schwimmende und selbst wurzelnde Pflänzchen hinein-, die Wasseroberfläche wurde mit einer Schicht grüner Wasserlinsen (sog. Enten grütze) bedeckt, die sowohl zum Schmuck, als auch zur Klar- baltung des Wassers vorzüglich geeignet ist, uud in den Boden eingesetzt wurden kleine Taufendblattpflanzen, Wasserfeder, sog. Wasserpest u. a. Zn dieser Weise glaubte ich nun meinen KrcbSchen ein schönes Heim geschaffen zu baben, und wenn sic zunächst auch erst die Größe einer starken Bohne hatten, so durfte ich doch wobl hoffen, daß sie frisch und munter heranwachsen und in nickt zu ferner Heit — dazu reif werden würden, mir mein köstlichstes Leibgericht zu spenden. Aber zunächst batte ich die Rechnung ohne den Wirtb gemacht — oder richtiger gesagt ohne einen besonderen Gast. Zn dem Hobl raum der Muschel uämlich, die ich aus meinem großen Aquarium genommen hatte, war der furchtbarste Feind meiner »krebsc im sichern Versteck geblieben. Wenn die Natur geschichte sagt: Ter um feines Wohlgeschmacks willen geschätzte Flußkrebs bat keine ärgeren Feinde als den Aal und den Fischotter, so zeigte sich hier diese Wahr beit in trübseligster Weise. Zwar konnte jener vierbeinige Räuber beim besten Willen nickt in Tbätigkeit treten, aber ein Aal war leider eben in der Muschel vorhanden. Er batte nur etwa die Dicke eines dünnen Bleistifts, und dennoch war der Wütberich gerade groß genug dazu, um daö unter diesen Umständen furchtbare Unheil anzurichten, daß er binnen kürzester Frist zwei von meinen jungen Krebsen buch stäblich wie ein wildes Raubthicr überfallen und gctödtet batte. Nur der Liebbaber wird meinen Verdruß zu ermessen vermögen, welcher weiß, wie schwierig derartige Tkicre bei allen Aquarienhändlern zu erlangen sind. — Die Hoffnung auf KrcbS-Majonaise war gründlich dahin. Nun begann die Jagd auf da- abscheuliche Raubthier, eine wirkliche Jagd, denn der Aal spottete allen meinen Bc- miihliligen, seiner habhaft zu werden. DaS ganze, so idyllisch schöne Aquarium mußte ausgeräumt, Muschel, Felsen und jeder andere Schlupfwinkel mußte durchsucht werden — aber Alles vergeblich, denn der Bösewicht war und blieb verschwunden. Zck batte eine Prämie auf seinen Kopf gesetzt, wenn ich da von überzeugt gewesen wäre, daß ihn mir Jemand hätte ausliefern können. Endlich, nachdem ich da- Wasser zum größten Theil abgezogen hatte, sab ich seinen Kopf auS dem schlammigen Boden bervorlugen. Ein rascher, fester Griff hinein — und der Aal schwamm lustig davon und schlüpfte an anderer Stelle in den aufgewühlten Grund. Nack längerer Zeit erst — ich stand mit gezücktem Mordwcrkzcug ans der Aiucr — kam er wieder hervor; ein Schnitt mit der Scheere, und der Unhold war vernichtet, denn ich hatte -r. nrm ansmeriiame cccovaeniung zeiner caigcninnmticyiciien d ruhiges Begegnen hatte ich ihn, wenigstens bcdingungS- isc, gezähmt. Wenn iissslge der beginnenden Fäulniß von tternbcrbleibseln das Wasser schlecht zu werden begann, richtig seinen Kopf getroffen. Dann, nachdem Alle- wieder mühsam sorgfältig ausaebaul war, wurde das übrig ge bliebene Krebslein von Neuem in seinen Wasscrpalast gebracht, wo eS denn auch des besten Wohlsein« sich erfreute. Obwohl der Flußkrebs als Nachtthier eine sehr versteckte Lebensweise führt, so konnte ich den mcinigen doch recht gut beobachten. Bei entsprechender Fütterung thcilS mit den kleinen lebenden Thieren, welche ich von vornherein in sein Glas gegeben batte: Schnecken, Hüpferlinge, Wasscrstöhe und anderes derartiges Gethier, das ick mir selbst aus einem Sumpf zu holen pflege, theilS mit feingesck'abtem, robem, magerem Rindfleisch, gedieh er vortrefflich. Sein Wachsthum ging allerdings ungemein langsam von statten. Bekanntlich ist der Flußkrebs im Freien erst mit vier Zähren voll aus- zewackscn und fortpflanzungsfähig, und wenn auch erklärlicher Weise bei reichlicher Ernährung und sorgsamem Schutz vor jeglichen Gefahren, zumal aber bei möglichst naturgemäßer Haltung alle Tbicre in der Gefangenschaft sich ungleich reg samer und kräftiger entwickeln, so giebt eS andererseits doch i» den Luft- und Licktverbältniffen üble Einflüsse, welche da- WachStbum nur zu bedeutend hemmen. Zm Allgemeinen ging aber das Gedeihen und die Entwicklung meines Krebses ohne Störung vor sich, und ich konnte mancherlei bemerkenSwerthe Beobachtungen an ihm machen. Ganz ebenso wie der Krebs in der freien Natur häutete sich auch der meinigc dreimal im Zahre, jedoch zu sehr un regelmäßiger Zeit. Dann erschien er, sobald er die Haut in mehr oder minder großen Stücken abgestreift hatte, als der sog. Butterkrebs, am ganzen Körper weich — in welchem Zu stände er in der freien Natur bekanntlich seinen vielen Fein den nur zu sehr ansgesetzt ist. ja sogar von seinesgleichen mit Behagen und Eifer aufgefresscn wird, wenn er sich nicht in einem sichern Schlupfwinkel zu verbergen weiß. So hatte ich meinen Krebs drei Zahre hindurch, und im letzten erfreute er mich eines TageS dadurch, daß er seinen Panzer vollständig und unverletzt abgestreift hatte, sodaß ich die Krebsbaul heranSnchmen und in Spiritus aufbewabrcn konnte. Zu einer überaus interessanten Beobachtung gab er mir in jedem der beiden Winter Gelegenheit. Da blieb er nämlich, während das KrcbSglas allerdings in der warmen Stube stand, ganz ebenso munter wie in der milden Jahres zeit; ja er häutete sich sogar während dieser Zeit. Nun, da er beträchtlich herangewachsen war und schon etwa zwei Drittel der gewöhnlichen Größe eines eßbaren Flußkrebses erreicht hatte, nahm ich ihn eines Tages ver mittelst eines kleinen Kätschers heraus, um ihn genau zn untersuchen, und so fand ick, daß er ein Weibchen sei. Durch aufmerksame Beobachtung seiner Eigentbümlichkeiten und weise, Futterübcrbleibseln was sich zuerst durch weißliche Trübung zeigte, oder auch wenn sehr starke Wärme in der Stube herrschte, dann kam mein Krebs jedeSmal auS dem Wasser hervor, mehr oder minder doch auf den Tnffsteinfelsen, wo er dann wohl ganz frei dasaß. Hier mochte eS ihm am wohlstcn sein, zumal wenn von der Stubcnwärme im Winter oder von den Sonnenstrahlen im Sommer das Wasser stark verdunstete und dadurch eine gewisse Kühle erzeugt wurde. Dann durfte ich ihn sogar mit dem Finger berühren und sackte streicheln, ohne daß er sich dadurch besonders beunruhigt fühlte. Aber niemals nahm er hier Futter an; erst seit dem Beginn deS dritten ZabrcS scharrte er sich, wenn er recht hungrig war, ein Stückchen von dem rohen Fleisch vom Felsen herunter, schoß dann erst rückwärts in das Wasser hinein, im Zickzack auf den Boden, schritt hier vorwärts auf das Fleisch zu und fraß cS, jedoch stets nur unten auf dem Sande. Obwohl er ein gieriger Fresser und arger Räuber ist, vermag er doch kleinen, hurtigen Fischen nichts anzuhaben. Ich hielt mehrfach solche mit ihm zusammen in dem Aquarium, habe aber niemals beobachten können, daß er einen gefangen hätte. Sobald indessen einer gestorben oder auch nur krank und matt war und dann seiner Räuberhöhle in der Muschel zu nahe kam, batte er ihn sogleich gepackt, hielt ihn mit den Schccrcn, auch trotz deS ZappelnS, fest und begann ibn, im letzteren Falle bei lebendigem Leibe, zu fressen. Völlig verändert in seinem Benehmen war mein .Krebs nun aber, seitdem ich ibn berausgegrisfeu hatte. Sobald ich dem Aquarium mich näherte, schoß er sofort hinab in die Tiefe, natürlich rückwärts, indem er sodann, augenscheinlich in sehr großer Erregung, irgend ein Versteck zu gewinnen suchte. Wenn er sich dagegen ungestört wußte und sehr behaglich fühlte, so gewährte er bei vorsichtiger Beobachtung einen selt samen, ja eigentlich geradezu wunderbaren Anblick. Zm Wasser, auf einem Fclscnvorsprung sitzend, bewegte er nämlich Scheere», Fühler und Füße, namentlich die letzteren, immerfort bin und her, wobl stundenlang. War dies nun bloS ei» Ausdruck seines Wohlbehagens, oder lag darin eine Befriedigung des Bedürfnisses nach Bewegung? Als ich bei dem HerauSfangen mich davon überzeugt hatte, daß mein KrcbS ein Weibchen war, glaubte ich ermessen zu dürfen, daß cs nicht bloS für den Menschen, sondern auch für den Krebs nicht gut sei, wenn er allein bleibe, und so bemühte ich mich denn, für meine einsame Krcbsjungfrau einen passenden Gatten zn finden. Aber ganz ebenso, wie nur zu leicht und oft »n Menschenleben, sollte auch kier dieser Versuch, in eines Ander» Dasein Vorsehung zu spielen, schlimm auSfallen; denn von den drei hoffnungsvollen KrebS- fünglingen, welche ich ihr nach und nach beigesellt, blieb kein einziger am Leben — sie wurden sämmtlich gemordet und gefressen. Dennoch hoffte ich immer, daß eS mir gelingen werde, wenn ich über kurz oder lang einmal einen größer», statt lichen männlichen Krebs beschaffte, zu dem herrlichen Erfolg zu gelangen, Eier unter dem Schwanz meines KrebsweibchcnS entdecken und die dann auSgcschlüpstcn Zungen beobachten zu können. Leider war eS mir nicht beschicden, dies Ziel zu erreichen. Mein Krebs ging bereit» in- vierte Jahr und ick konnte in der Thal aus den Erfolg, ibn im kleinsten, bescheidensten Raum gesund und wohlgedeihend schon so lange Zeit erhalten zu haben, wohl stolz sein; da führte ein klnglückSfall sein zu frühe» Ende herbei. Nicht die unglückselige Krebspcst, welche bekanntlich viele Tausente dieser nützlichen Krusler, zumal im östlichen (Äiropa, vernicklet und deren unheilvolle Ursache bis jetzt noch keineswegs mit Sicherheit ergründet worden, nicht WiktcrungS- oder irgend welche natürlichen Einflüsse überhaupt batten ihn bedroht, sondern eine leidige Zufälligkeit war an seinem Tode schuld. Ans einem Wandbrcltchen oberhalb des KrebS-AquariumS stand ein Fläschchen mit Terpentinöl für den Zweck, daß ich durch damit angefeuchtete Watleslöckchen die Mäuse von Stellen sernbielt, wo sic vorzugsweise großen Schaden verursachen konnten, an kostbaren Schriftstücken, Büchern u. a. Dies GlaS war umgestoßen und da der Kork sich gelöst hatte, so war, wenn auch verhältnißmäßig nur wenig, leider jedoch mebr als genug, von dem Terpentinöl in das KrebSbebaltniß getröpfelt — und die« batte mir einen unersetzlichen Verlust durch die Tödtung meines mir so lieb gewordenen Stubcnzcnossen gebracht. Sachsen. * Leipzig, 27. August. AuS Hamburg erhalten wir die Mittheilung, daß der zur Zeit daselbst tagende Verband deutscher Architekten- und Ingenieur - Vereine unsere Stadt zur Abhaltung seiner nächsten 10. Wandcr- versammlung im Jahre l892 und zwar besonders deshalb erwählt bat, weil hier im Zabre 1812 zum ersten Male deutsche Architekten und Baumeister sich vereinigte» und eS somit dann als ein Jubiläum zn feiern sein wird. Der Vertreter deS Vereins Leipziger Architekten, Herr Architekt Roßbach, sprach seine Freude aus, daß man Leipzig er wählt habe und versicherte wenigstens eine herzliche Aufnahme von Seiten der Leipziger Eollcgcn wie der Stadl, in deren Namen der Rath bereits seine Geneigtheit ausgesprochen hat, diesen großen Verband in zwei Zakren mit Freuden auf zuncbmen. Die Bctheiligung bei der Versammlung in Ham bürg ist ungemein zahlreich, fast 1000 Mitglieder und gegen 300 Damen genießen die großen mit Geschick arranginen Festlichkeiten, welche dargebolcn werden und die Aufgabe, einer solchen Feststadt Nachfolger zu werden, wird daher nicht leicht fein. Plagwitz, 20. August. Ec. Excellenz der Herr Staats- secrctair llr. von Stephan besuchte am Sonnabend Abends gegen 0 Uhr unseren Ort, um die Diensträume dcö neue» Postamtes eingehend zu besichtigen. Der Herr StaatSsecretair nahm von allen Einrichtungen die genaueste Kenntnis! »nd bat sich über dieselben recht befriedigend ausgesprochen. — DaS Seda »fest wird in unserem Orte auch dieses Zabr in hergebrachter Weise begangen werden, und zwar wird die Feier am Dienstag Abend in einer Gedächtnißrcdc und Ge sängen an der FricdenSciche, nm die herum der Platz in diesem Zabre ein anderes Aussehen erhalten bat, und sodann nachdem der Fcstzng durch verschiedene Straßen im Gastbof Plagwitz angelangt ist, daselbst in einem allgemeinen Fest eommers bestehen. Wurzen, 27. August. Vorgestern Nachmittag gerietst beim Einlegen von Getreide die verehel. Handarbeiter Elia in Mühlbach mit dem linken Fuße in die Dreschmaschine und zwar so unglücklich, daß derselbe förmlich abgerissen wurde. Die schwerverletzte Frau wurde sofort nach Wurzen tranSportirt und ins Stadtkrankenhaus gebracht. — Vor gestern Abend wurde hier ein zugereister Arbeiter auS Oppeln festgenoinmen, welcher den Hausdiener der Eentralberbcrgc ohne Grund und unverhofft durch Schlagen mit einem stumpfen Instrumente blutige Verletzungen am Kops beigebracht hatte. * Freist erg, 20. August, rj Der etwa 100 Mitglied-er zählende hiesige Militair-Frauen-Vcrein „Kamerad schaft", der am Sonntag im Gastbofc zu Fricdcburg sein Stiftungsfest beging, steht im Begriff, seine Statuten dahin abzuänder», daß er bei Krankheiten, sowie bei Sterbcsällcn seinen Milgliedcrn ein erhöhtes Krankengeld bcz. eine höhere BcgräbnißanSstcncr als bisher zukommen lassen kan». Der Verein erhielt von Ihrer Majestät der Königin die huldvoll Erlanbniß, nach erfolgter Statutenänderung den Namen „Militair-Frauen-Verein „Carola" anznncbmcn und zu führen. — Bei dem Neubau der St. Zacobi-Kirche stellten gestern 20 italienische Arbeiter und 2 hiesige Maurer die Arbeit ein, weil sie nickt damit einverstanden waren, daß von jetzt ab die Arbeit erst früh 0 Ubr beginnen sollte, also nicht um eine Verkürzung der Arbeitszeit zu erkämpfen, sondern um eine solche möglichst zu verhindern. Einstweilen mußte auch infolge dieses theilweisen AuSstandcS eine Anzahl Handarbeiter abgelobnt werden; dieselben werden aber sofort wieder Annahme finden, sowie Ersatz für die streikenden Maurer gesunden fein wird. — DaS gestern Vormittag hier cingelroffenc kgl. sächsische Schützen-Regiment, welches in der Stärke von 00 Ofsicieren, 180 Untervfsicicren, 1320 Spielleutcn und Mannschaften bei der Bürgerschaft ciu- anarticrt war, hat heute früh Freiberg wieder verlassen Gleichzeitig rückte daS hier garnisonirende königlich sächsische Zägerbataillon Nr. >2 zunächst nach Flöka ab, um fick von dort zu den in der Nähr von Chemnitz stattsindendcn Ma növern zu begeben. Brand, 26. August. Gestern Nachmittag wurde der bei dem Fuhrwerksgcfchäst der Firma Funke Freibcrg beschäf tigte Geschirrführcr Alters an der Halde „Gelobt Land" gimmelSfürst Fundgrube) durch seine Pferde schwer verletzt, ltorf, welcher jedenfalls hatte anschleisen wolle», wurde von einem auSschlagcnden Pferde gerade ins Gesicht getroffen und eine weitere schwere Verletzung erlitt er am linken Oberarm. Nach sofortiger Herbeibolung ärztlicher Hilfe wurden die ersten Verbände angelegt und fand dann die Ueberführung Altors'S nach dem Stadtkrankenbause in Freibcrg statt. Zwickau, 20. August. Gestern Abend 7 Ubr 56 Minuten traf mittelst Schnellzuges Sc. köuigl. Hoheit Gcncralfeld- marschall Prinz Georg in Begleitung des CbcsS tcS Gcneral- labeS, Obersten v. Trcitschkc, sowie der DivisionScomman- dcur Gencrallieutcnant Epc. v. Schweingel hier ein, nahmen, am Babnbofe von den hier weilenden RegimentScomman- deuren nebst deren Adjutanten begrüßt, Absteigequartier im Hotel „zur Tanne", bezw. im Hotel „Kästner", begaben sich so dann zum Abendessen nach dem hiesige» Officiercasino, woselbst die Ofsiciere des 5. und 0. Infanterieregiments versammelt waren und kebrten sodann nach den Absteigequartieren zurück. Heute -rüb 7 Ubr begab sich Se. königl. Hoheit nach dem GarnisonS- exercirplay, woselbst sich die kier anwesende Generalität bereits eingesunken hatte und zunächst die Vorstellung deS 9. " ' ' ... Infanterieregiments Nr. l33, dann die de- 5. Znfanlerie- „giments Nr. lot erfolgte. Tie Besichtigung erstreckte sich auf Paradc-Anfstellung, Parademarsch, geschlossenes Eperciren und Fclddicnstübung. Auf dem Exercirplatz hatte sich zahl reiches Publicum eingefunden, daö den Prinzen ehrfurchtsvoll begrüßte. Zwickau, 26. August. Der hiesige Gcwerbevercin bat sich auf eine Anfrage der Handels- und Gcwerbekammer betreffs der Sonntagsruhe im HandclSgewerbe für Schluß der offenen Geschäfte um l Ubr Mittags, zur Saisonzcit aber für eine spätere Zeit, ferner für ustündige Arbeitszeit in den übrigen ConlorS und endlich für eine Reform der Sonntags-Arbeit im Gewcrbestande ausgesprochen. Reichenbach, 25. August. In den Tagen vom 23. bis 25. August sank die 25jäbrige Jubelfeier der kiesigen freiwilligen Feuerwehr statt. Die Stadt batte durch pracht volle Schmnckung der Häuser uud Straßen mit Flaggen, Kränzen, Oluirlande» re., sowie Lurch Erbauung von Ehrenworte» gezeigt, daß sie bestrebt gewesen, den fremden (basten den Aufenthalt hier recht angenehm zu machen. Außer meyrsachcn Einzelveriretungen »ahmen 10 fremde Feuerwehren korporativ an vielem Jubelfeste Theil. Sonnabend, den 23. d. M, Abends 0 Uhr ivar Zapfen streich und von 8 Uhr an in den, festlich gelchmückten Tonhalleii- laale Eommers. Herr Stadtverordnelenvorsieber Julius Paul begrüßte im Namen des Festausschusses die änßersl zahlreich er schienenen (Säße und eröffnete dann den Eommers, worauf Herr Bürgermeister jtling Hardt die Begrüßungsrede hielt. In der selbe» brachte er den Tank gegen die ehemaligen Gründer der hiesige» freiwilligen Feuerwehr, sowie gegen Alle, die ibr im Laufe der Jahre augeyort und die ihr noch angeboren, dar. Hierauf hielt Herr Pastor Kaiser-Reicheubach die Festrede, nach deren Beendigung Herr Bürgermeister Klingkardt den Herren Beutler Jvh. Christian Flügel, Schneidermeister Aloys Hoher, sowie Brandmeister Lber- turnlehrer Bittncr das von Sr. Majestät Nöuig Albert für die sächsischen Feuerwehren gcstislele Ehrenzeichen überreichte, den beide» Erstercn für 25 jährige und dem Letzteren für 20 jährige treue Tb .tigleil im Dienste der hiesigen Feuerwehr. Herr Branddirector Bogel-Mylau überbrachte sodann als Vorsitzender des Bezirks verbands und Mitglied des Landesausschusses die Glückwünsche des Landesausschusses an die freiwillige Feuerwehr Reichenbach, und händigte an .Herrn Brandmeister Bittncr ei» künstlerisch auSge- stattcles Diplom für 20jährige treue Dienste auS. Ferner über reichte Herr Branddirector Vogel im Namen der Führerschaft der Mulauer Feuerwehr Herrn Braudmeister Bittner ein sehr hübsch ausgesiattctcs Commandantenbcil und von der Netzschkaner erhielt derielbe durch Herr» 1>r. mocl. Bvrsutzky eine prächtige, lebensgroße lorbeermnkränzte Büste des hohen ProtectorS säch sischer Feuerwehren, Sr. Majestät des Königs Albert. (Segen "Z Uhr wurde der herrlich verlaufene osfieielle Theil des Evmmerses durch Herrn Bürgermeister Minghardt geschlossen. Am Sonntag Vormittag rücken neue Feuerwelncorps an. ' ,11 Uhr fand die Besichtigung der hinter der l. Bürgerschule ausgestellten Feuerlöjchgcräthe der Stadt Reichenbach durch die Herren Brand- directvr Vogel-Mnla», Branddirector Lchönigcr-Falkeustein und Eom- maudant Voigt-Elslerberg statt. 11 ' ,12 Uhr fanden dann im Beisein sehr zahlreicher fremder Feuerwehrleute die Schulübungen deS Steigerzuges am Stcigerhause statt, die eine» sehr guten Ver laus »ahmen. Nachmittags 2 Uhr fand auf der Humboldlstraße die Aufstellung auswärtiger Feuerwehren statt, während die Reichen» bachcr Feuerwehr aui dem Marktplätze Ausstellung nahm. ° Uhr erschien der stattliche Feslzug, bestehend aus 49 Eor- porationen, incl. der drei hiesigen Mililairvereiue, begleitet von 12 Musik- uud Sig » aliste nco rp ü , auf dem Marktplatze und nahm dort Ausstellung. Die nach Ankunft des Festausschusses vorgenviniucnen Schnlübungen der cin- zclne» Züge, wie auch das Gtsamnitcxerciren der ge lammten srciwillige» Fcuerwehr unter Leitung des Herrn Brand meister Bittner gaben sprechendes Zeugniß von wirklich tüchtiger Cmüblnig. ' ,5 llkr rückte» die Manuschaitcn mit ihren Geralh- schasten »ach verschiedenen Puncten und bald daraus ertönte das Signal zum Sturmangriff aus das Haus des Herrn Kaufmann Starke. Drei Minuten nach Ankunst der Mannschaft gab die eine Spritze Wasser. Nach sechs Minuten war der Slurmaugriss beendet. Tie Feuerwehr brachte ihre Äcrälhe an Ort und nun formirte sich der stattliche Feslzug und bewegte sich durch mehrere Hauptstraßen der unteren und obere» Stadl »ach der Tonhalle, woselbst erst Eoncert und dann Ball staltfandcn. — Am andern Tage, Montag, den 25. August, wurde srüh 7 Uhr 58 Minuten ein Ausflug l» die Vogtländische Schweiz unternommen. Trotz des regnerischen Wetters war die Belheiligung eine ziemlich zahlreiche. Kamen;, 20. August. Zn LiSke wurden Wohnhaus, Scheune und Stall eines Häusler- durch Schadenfeuer zerstört. Die Leute konnten nur das nackte Leben retten, da bereits beim Erwachen daS ganze WobnhanS in Flammen stand. Leider ist ein 1l Wochen altes Kind mit verbrannt. Die Mutter batte zwar den bei ibrem Bett stehenden Kinder wagen, in welchem sie daS Kind schlafend wähnte, den Flammen entrissen, allein in der Aufregung und im Schreck vergessen, daß das Kind in dieser Nacht nicht im Wagen, sondern im Belt geschlafen hatte. Dresden, 20. August. Der Aufenthalt Ihrer Majestät der Königin in Blankcnbcrghc dauert bis zum l5. Sep tember. Von Blankenberghe trifft die Königin direct in der Villa Strebte» ein, wohin bekanntlich kurz zuvor daS Hof lager von Pillnitz verlegt wird. Der Ausverkauf von znvnekgesetztcn heute beginnt in Donnerstag, den 28. Angnst, in unserem Detail-Geschäft, Markt sN, Tlaushalle, s. Etage. Zächs. Wollganssäbrili vorm. Vittol L Xvügvi».
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