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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-25
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1890
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Erschelxt täglich MH SV. Uhr. Uekrtton un- ärpE«« IohaimeSgasse 8. Sprrchstuatrn der NrLactüm; «onntttag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5—8 Uhr. A»<h»r 3er für tztr »1chGk«lOe»3e N»««rr Aesttnnnte» Knjerrte «, vscheutagen kt« 3 Uhr Nachmittag», a« La««-«»» Festt««e« friih »t» Uhr. 3n den Filialrn für 2as.-^nnah«r: Ott» Slemm's Tortim. (Aifreh Haha). Universitätsstraß« 1. Louta Lösche. Kathartnrnskr. 14 part. und SöniaSplatz 7, nur bi» '/,S Uhr. KiMtr TilgcblM Anzeiger. Organ för Politik. Localgeschichte, Handels, nnd GcschSftsverkehr. AbonnementSpretS vierteljährlich 4>/, Mk. inet. Dringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Beleg«emt>lar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Taqeblatl-Format gesalzt) ohne Postbeföcderuuz 60 Mk. »U PostbefSrNeraag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Betilzrile 20 Pf. Gröber« Schriften laut ans. PrriSverzeichistß. Tabellarischer». Ztsserusatz nach HSHerm Tarif. Üerlamen »ater dem RedacttouSstrich die 4gespalh Zell«50Pf., vor denFamtliea nach richten di« 6gefpaltene Heile 40 Pl. Inserate sind stets an die Exproitian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeomueraoäo oder durch Post- Nachnahme. 329. Dienstag den 25. November 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die nächste NcojahrSmrffe beginnt mit dem 2. Ja nuar l 891 und endigt mit dem 15. Januar 1891. Eine sogenannte Vorwoche, d. h. eine Frist zum AuS- packen der Waaren und zur Eröffnung der Meßlocale vor Beginn der eigentlichen Messe hat die Ncujahrsmcsse nicht. Jede frühere Sröstnnng sowie jedes längere Offcn- haltcn der Meßlocale in den Häusern, ebenso das vorzeitige LuSpacken an den Ständen und in den Buden wird außer der sofortigen Schließung jedesmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe bis zu 73 Mark oder entsprechender Haft geahndet werden. Leipzig, am 15. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Wirthgea. Bekanntmachung. Die Meßbörse für die Lederindustrie in nächster NcujahrSmefse wird Freitag, den 2. Januar I8SI, -kachnitttagS von 2—L Uhr im Saale der „Neuen Börse" hier abgehaltcn werden. Leipzig, den 19. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Wirthgen. vr. Georgi. Bekanntmachung. Die Lieferung des I. Looses der Schlofferarbeiten für die städtische Markthalle Hierselbst ist vergeben. Die nichtbcrücksichtigten Bewerber werden daher ihres Angebotes hiermit entlasten. Leipzig, den 19. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 8174. vr. Georgi. Lindner. Korbweiden-Änction. Mittwoch, de« 2V. Novenebee er., sollen im Forst reviere Connewitz von Vormittag« 9 Uhr an ca. 8V0 Bund einjährige Korbweide» unter den im Termin bekannt zu machend«» Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an den Meistbietenden verkauft werden. Ausaneinenkunst: Am Jauck'schen Dampfhammer bei Connewitz. Leipzig, den 12. November 1890. DeS RathS Forstdepntation. Bekanntmachung, die Aufnahme schulpflichtiger Sinder in die Wcndler'sche Arcischulc betreffend. Diejenigen Elter» und Vormünder, welche für Ostern 1891 um Aufnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wcndler'sche Frcischulc nachzusuchen gesonnen sind, haben sich entweder Diens tag. den 25. November, oder Donnerstag, den 27. November, Nachmittag- 2 Uhr, in der Freischnle, Zölnerftraszr S, persön- lich mit den Kindern einzufinden und zugleich Taus- und Impf, scheine des Kindes vorzulegen. In die unterste Elaste der Schule können nur Kinder Ausnahme finden, welche Ostern 1891 schul- pslichtsg werden. Kinder, welche schon Schulunterricht genossen haben, können nur, soweit noch Raum vorhanden ist, in eine obere Elaste der Schule ausgenommen werden. Leipzig, 22. November 1890. Da» Direktorium »er Weudler'schen Stiftung. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) «in Winternder,teher von braunem Stoff mtt 2 Reihen Knöpfen, rölhlichgelbem, grobcarrirtem Futter, am 18. d. M.: »1 2) ein llntformiuantrl, fast neu, von schwarzgrauem Stoff, mit Messingknöpseu, gezeichnet „I-. k. L", am Kragen roth passepoiltrt, am 16. d. M.; 3) ein Winternder,ieher, getragen, dunkelblau, mit Sammet- kragen, schwarzem Futter, 2 Reiben Hornknöpfen und breiter Bordeueinfaffung, ein weißleineneS Taschentuch, L." gez., am 16. d. M.; 4) ein ManuS-Jgguet, braun uud dunkelblau carrtrt, weiß gesprisselt. mit Perlmutterknöpfen, schwarzem Schooß- und hell- gestreiftem Aermelsutter, vom 16. bis 17. d. M. NochtS; 5) 6 Flaschen Schaumwein. 3 mtt der Etiquette ,>nd«rtin", 2 mit der Etiquette „dlattbiaa Alliier" und eine mit der Etiquette „(iermania", vom 17. bis 19. d. M.; 6) 5 Pokelschtnken und eine Rinds,ange, am 19. d. M.; 7> ca. 65 Silo Rindfleisch (Hinterviertel), am II. d. M.; 8) eine balde Haut Sohlenleder, gegerbt, am 17. d. M.: 9) 8 Halde Häute »eitzrS Sohlenleder, mit den Nummern 1582, 1583 und 1590 blau gezeichnet, sowie 8 Stück sogenannte branne Sipse, mit den Nummern 923. 924, 926, 931, 932, 933, 934 und 9.35 schwarz gezeichnet, vom 16. bis 17. d. M. Nachts; 10) ein 2rödriger braungestrichener Handwagen mit einem Defekt am linken Rad und bedeutenden Spuren vom Schlesien der Räder an den Langbäumcn, am 5. d. M.; 11) eine grauleinene Wagen-lane, ca. 10 m lang und 5 m breit, gezeichnet: „Uonzxer", etwa« defekt, mit Messingösen, am 8. d. M.; 18) ein goldner Ring mit dunkelrothem Stein, ein goldner Trauring mtt Gravirung „8. N. 14. Nttrz 1889" und ein goldner VerlobnngSring, vermulhlich „N. R." gravirt, am 22. d. M.; 13) ein Winter-Jacket von schwarzem rauhen Stoff mit ae- streiftem schwarzen WollatlaSfntter, 2 Reihen schwarzen HornknSpfen und Kettchenbenkel, ein schwarzes Sammgarn-Jacket mit eben solchem Futter und Stosshenkei, ein braunearrirteS Kammgarn Jucket mit einer Reihe Perlmutterknöpfe, Clothfutter und Keiicheiihenkel, «ine hellgrau- und blaugestrcifte Staffhase mit weiß- und blau- gestreiftem Bnndfntter, eine schwarze Samwgarnhose, Hinte» reparirt, 2 Paar schwarze getragene Stoffhosen, eine schwarz- und brauncarrirtc Hose und Weste, eine schwarz- und grauearrtrtc Sammgarnwcste mit schwarz- und graugesprrsselten Hornknöpfen und endlich eine schwarze Stostwcste: 14) 5 Stück Sparbücher der hiesigen Sparkasse: Nr. 94321 auf Sophie Zwicke über 1856 Nr. 190297 aus veno. Horn über 866 ^l, Nr. 103080 auf Eduard Zwicke über 1666 Nr. 5l8l,7 auf Iohe. Fricdr. Müller über 1566 Nr. ? aus Anna Marie Müller auf 66 Einlage lautend, sowie ein Sparbuch der ttatharr Bank Nr. 228 aus Richard Müller über 1166 ^il Lin lag« lautend, am 22. d. M.; 15) ein breiter goldener BerlobungSrtng mit rothem Stein, am 20. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über Len Thäter sind ungesäumt bet unserer Criminal-Abtheiluiig zur Anzeige zu bringen. , Leipzig, am 24. November 1890 Ta» Palizct-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. B. Ausschreibung. Am Neubau des EckgebäudcS neben der Markthalle, an der Kurprinz- und Brüdcrstraße, soll die Lieferung der Sandsteinarbeitcn des ll. Looses vergeben werden. Das Arbeitsvcrzeichniß und die Bedingungen können im Baubureau der Markthalle an der Briidcrstraße gegen Er legung von 1 50 entnommen, bez. daselbst nebst den Zeichnungen eingeschen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Sandsteinarbeiten — Eckgcbäude — Markthalle" bis zum 6. Deccmber cr. BorinittagS lO Uhr im Nach hause allhier, U. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portofrei ein zureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 24. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vff. Georgi. Lindner. Holrauctiou. Donnerstag, den öl. Deckender d. IS., sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Holzschlage in Abth. 28b de« Burgai»er Forstreviers, in der sogenannten Li» devauer Gottae, an der grünen Linie, 17 Rmtr. Eichen Rntzscheite 1. und ll. Classe, 20l » - Brennsckeite, 27 - Buchen- - und 9 » Rüstern- » unter de» vstsptlif) «urShängeuden Bedingungen und Men die übliche Anzahlung 'an Ort und Stelle meistbietend kauft werden. Zusammenkunft auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 22. November 1890. De» Rath« Forstdeputation. Die Beerdigung unseres verstorbenen College», des ordentlichen Professors der incciein sb Facultät und Tircctors des Instituts für Augenheilkunde, - . . Herrn Geheimen Aledicinalrath vr. Ernst Adolph Loccru , indet Donnerstag, den 27. November, Nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause, Rastplatz Nr. Für diejenigen Herren College«, welche an derselben Theil nehmen werden, stehen Dag am Trauerhause bereit. . Leipzig, den 24. November 1890. Der Rector der Urnverftta. ^ vr. Karl Bindlng. vunct der vollständig in dcr Luft schwebt »"d allen b'S cr geltenden Anschauungen von Fortentw.ckelnna den. E-U der Stcuerverwaltnna widerspricht Ob da« b.sv enge System gut oder schlecht war, kann licken Erörterung sein, aber tabula rE kM'n nur d-r, n ge machen im consl.tutionellen Staate, der d.e Mcbrb l h.nter sich bat, und da« ist glückttcherwesse be, Herrn Richter nicht Wer die bessernde Hand an bestehende M'ßstände leam will, kann da« nicht schroff und unter Verachtung de« Be stehenden lhun, sondern cr muß vorsichtig verfahren unl r Berücksichtigung der Partei- und Interessen-Politik. Wer den Bedrängten Hilfe bringen will, wird daS nie erreichen durch Umsturz des Bestehenden, sondern nur durch allinalrg fort schreitende rcsormirende Tätigkeit. E« >st leicht ge)agt, 8 jedes Einkommen bi« zu 6000 zahrl.ch steuersre. se„> soll aber wie soll der dadurch entstehende Ausfall gedeckt werden. DaS bisher gellende Steuersystem im Reiche und in Preußen ist eine Tbaisachc. welche sich allmälig herauSgedildet hat, mit dieser Thatsache muß gerechnet werden, und Aenderungen in entgegengesetzter Richtung können auch wieder nur allmalig erzielt werden. . . - ^ « Liebknecht erklärte auf dem Congreß m Halle, e« se> kerne Luast, große Reden zu halten. Das ist nicht ganz unrichtig, jedenfalls ist eS keine Kunst. Reden zu halten, wie sie Richter zu halten pflegt, weil ihre Wirkung auf der Mißachtung dessen deruyt, kwas Redner anderer Art zu derünjlchtigen für eine unerläßliche Pflicht des politischen Anstandes balle». Mit demselben Rechte, wie Richter über da« Miqucl sche Finanzprogramm hcrgefallcn ist und den Stab gebrochen hat, kann man auch sagen, daß dcr deutsche Bundesstaat aufgelöst werden muß, weil ihm noch manche Unvollkommenheiten an- hastcn. Die Probe kann zwar nach Lage dcr Bcrbältnissc nicht gemacht werden, wie Herr Richter die Aufgabe einer Steuerreform in Preußen lösen würde, aber so viel steht doch fest, daß er nicht plötzlich in die RcichSsteuerpolitik einzu- grcifen vermöchte. Wenn wir Herrn Richter recht verstanden baden, so war dcr eigentliche Grundgedanke seiner Rete vom Sonnabend dcr, daß Miguel nur die Kastanie» für die herr schenden Classen aus dem Feuer bolen solle, um dann später als Mobr, dcr seine Schuldigkeit gethan, wieder in Unthälig- kcil versetzt zu werden. Mit solchen Mitteln läßt sich ein großes Staaiswcscn nicht leiten, und doch ist daS Streben nach solcher Leitung bei Allem, waS Richter ,m preußischen Abgeordnelenbanse und im deutschen Reichstage sagt, stet- erkennbar. Seine Rede vom Sonnabend sollte Miguel den Beweis liefern, daß Richter der eigentliche, durch seine Fähigkeiten prädestinirte preußische Finanzministcr und demnächstige ReichSfinanzministcr sei, daß cr in Finanzsachcn das bessere Verständnis; besitze, daö ihn vor allen anderen Candidaten für dieses Amt auSzeichnc. Nun, wir glauben, daß Herr Richter seine Bestimmung vollständig erfüllt, wenn eS ihm gelungen ist, im Parlament nur noch als Person, losgelöst von jeglichem Parleiverbande, zu wirken. Mit seiner Kritik der preußischen Steuerreform hat er da« Band, welches ihn mit der freisinnigen Partei vereinigte, nahezu zerrissen, so weit werden nur wenige Anhänger mit ihm gehen. Wir beglückwünschen Herrn Richter zu diesen, Erfolge, denn vieler solcher Erfolge bedarf es nicht mehr, um ihn vom Parteiführer zur Curiosität hcrabzusctzcn. * HolMtlion. Frettnn, den 3. Deckender d. I., sollen von Vor mittags 9 Uhr an auf dem Holzschlage in Abth. 28 b de« Burzznuer Forstreviers in dcr sogenannten Lindenaner Gottzze, an dcr grünen Linie, ca. 2.30 21 braun,bansen und - 36 Lanqhausen unter den öffentlich auSbängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver kauft werden. Zusammenkunft auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 22. November 1890. De» RathS Forstdeputation. Mquel und Richter. Wenn eS jemals klar hervorgetrcten ist, in welchem Sinne der Abgeordnete Richter seine Ausgabe als Volksvertreter auffaßt, so ist daS in der Sonnabend-Sitzung deS preußischen Abgeordnetenhauses geschehen. Er bat es fertig gebracht, die sorgfältig vorbereitete Steuerreform in Preußen als verfeblt, als planlos, als jebeS fruchtbringenden und dcr Unterstützung fähigen Gedankens hinznstellen, und als da« eigentliche Ziel, die Vermehrung dcr Steuern zu bezeichnen. Nach seiner Ansicht ist die Reform am Unrechten Ende angefaßt, sie hätte im Reiche beginnen müssen, statt in Preußen, sie hätte die Communalsteuern treffen müssen, statt die Staatssteucrn. Die Gewerbesteuer wie die Einkommensteuer würden den angeb- lickc» Zweck der ausglcichenden Gerechtigkeit verfehlen, nnd schließlich würde von der ganzen Reform nichts übrig bleiben als ein wachsender Ueberichuß aus den preußischen Staats steucrn, der Noth des Lebens abcr^verde man durch dieses Steuersystem bei den wirtbschastlich Schwachen nicht abbclfen. Das ist im Ganzen und Großen der Gedankengang der Richter'schen Rede vom Sonnabend, welche zwar Beifall aus der linken Seite des Hauses fand, aber doch die Gesammt- stimniung desselben nicht zu ändern vermochte, welche dcr Stenerresorm günstig ist und die von Miquel dafür an geführten Gründe billigt, wenn die Mehrheit auch über Einzel heiten, wie über den Tarif, die Zusammensetzung der Ein- schätzilngScommission, die Doppelbesteuerung und die Ucber- weisung der Grund- und Gebäudestcuer an die Gemeinden theilwesse anderer Meinung ist. DaS sind aber Nebensachen, welche daS Werk als Ganze« unangetastet lassen, in dcr Hauptsache erkennt die Mehrheit des Hauses die Reform als eine» Fortschritt zum Bessern und als den Anfang zur Ge sundung von Zuständen an, welche schon allzu lange zum Schaden deS Staate« bestanden haben. Der Finanzministcr Miquel ist nicht berufen worden, um ein von Grund aus neues Stcuergcbäude zu errichten, sondern um die guten Keime in dem Bestehenden zu entwickeln, daK unbrauchbar Gewordene auSzuschciden und so allmälig z» einem neuen Steuersystem zu gelangen, welches die Lasten gerecht verthcilt, die Schwachen schont und die Starken ihren Kräften ent' sprechend zu den Leistungen für den Staat hcranzicyt. Angenommen, Herr Richter hätte mit seinem Tadel daS Ricss tigc getroffen, die wunden Stellen in unser» Sicuerverhält msscu ausgcdeckt, was nicht der Fall ist, so müßte schon sein Streben, die Reform am entgegengesetzten Ende anzisiassen, die öffentliche Meinung stutzig machen. Ist Herr Miquel etwa ReickSflnanzminister? Ist eS seine Ausgabe, die RcichS- stcuerpolitik zn reformire»? Oder ist Herr Miquel bis zu dem 0)rake mit Vollmacht ausgerüstet, »m an die Stelle de« Beliebenden etwa« ganz Neues z» setzen ? Richter stellt sich aus den Stantpuncl, daß der Llcucrrcformator »ach Be liebe» schalten und walten kann, daß er im Reiche ebenso freie Hand hat wie in Preußen. WaS seit dem Jahre unserer Provinzen kann 84. Jahrgang. daher schwer zu einem einbeit- waS doch um so nötbigcr Leipzig, 25. November. * Daß in früheren Jahrzehnten die preußische Regierung Vieles versäumt hat, um die Deutsche» in Posen und West Preußen zu kräftigen und gegen da« Alles über wuchernde und sich überaus stark vermehrende Polenthum widerstandsfähig zu machen, ,st oft genug hervorgehoben worden. Seit l88V hat sich indes; die Regierung redlich bemüht, um frühere Versäumnisse wieder gut zu macken; nur in einem Pnncte bedarf eS noch einer ergänzenden Maß- regel. Die in Danzig erscheinende „Evangelische Rundschau" schreibt darüber durchaus richtig: .In einer Zeit, da da« höhere Unterricht«- und BildungSwcse» völlig in dcr Hand des Staates liegt, mnsi man eS in Westorenßen und Posen in der Thal lies beklagen, daß diese beiden eigenartigen Provinzen noch heute, »ach hundertjähriger Zugehörigkeit zu Preußen, mit eigenen höheren BildnngSanstalten — über das Gymnasium hinan« — so überaus dürftig aus- gestattet sind. Sie stehen in dieser Hinsicht hinter allen Landschaften Deutschland- weit zurück, obwobl ihre abgelegene Lage und ihre eigenartigen Verhältnisse doppelte Berücksichtigung verdienten. Keine Universität. Museum, überhaupt keine wissen- schastliche, künstlerische oder auch nur höhere tcch- ni)che ^taatSanstalt zur Ausrüstung, zur Sammlung und zur Erhebung der Geister ist Vorhäuten, mit Ausnahme be deck mehr praktische» Zwecken dienenden Posener Staats- archivS und der von einem Polen gegründeten Raczynski'schen Bibliothek. Nirgend« m Deutschland ist es der Jugend sckwerer und theurer gemacht zn studircn, und wer studirt — '» Königsberg. Berlin. BrcSla» - wird der Hcimath gewisser- n asien entfremdet. Der stut.renden Jugend wie den studirtcn Mamicrn fehlt der geistige »nd grmütblickc Mittel und Ber- und raher da« Bewußtsein lantomannschas,. aelckaffe'^'" bnrch eine Provinzial Univcrsitä, geschaffen und erhalten wird. Die deutsche Bevölkerung licken Charakter »usammenschlteßen, wäre, alS ihre Bestandtheile, mehr wie in den älteren Land sckastcn, durch Einwanderung gemischt und verschieden sind." Die Erricktung einer Universität in Danzig oder nock besser in Bromberg, an der Grenze von Posen und Wcst- preußen. wird gewiß noch in diesem Jahrzehnt zu einer ge bieterischen Notbwcndigkcit werden. * Ueber private Güterparcellirung in den Oft provinzen wird der .Schlesischen Zeitung^ aus Posen geschrieben: Die Bewegung deS Großgrundbesitze« in den östlichen Provinzen Posen, West- und Ostpreußen war früher bedeutend. Ver mögende Landwirthe auS Pommern und den Westprovinzen über nahmen in jenen Provinzen häufig größere Güter, die im Preise erheblich billiger standen alS gleich große Liegenschaften in der Heimath. In den letzten drei, vier Jahren scheint nun diese Ein wanderung westdeutscher Landwirthe nachgelassen zu haben, was in einer erheblichen Steigerung der Bodenpreise hierzulande begründet sei» mag, andererseits aber auch bl« zu einem gewissen Grade ans Recknung dcr Thätigkeit der königlichen AnsiedelungScommission z» bringen ist, welche die bessere» verkäuflichen Güter — allerdings »ur solche auS polnischem Besitz — für die Zwecke der deutsche» An siedelung erwirbt und vcrhältnißmäßig höhere Preise bewilligt, als ei» fremderLandwirth sie zahlen kann. Sieben dieser Pareellirungs-Thätigkeit der AiisiedelungS-Eommission macht sich neuerdings eine private Güter- zerstückelung bemerkbar, die bereit« einen nicht unbedeutenden Um fang angenommen hat und scheinbar noch in der Steigerung be griffen ist. Besonder« in West- und Ostpreußen tritt vielfach die Neigung zu Tage, Bcsitzthümer, größere sowohl wie kleinere, par- cellcnweise an kleine Leute abzugeben. Im ostpreußischen Kreise Pillkallen sind unlängst drei größere Güter durch ihre Besitzer oder auch durch Gesellschaften vortheilhaft parcellirt worden. Eines dieser Güter, da- ca. 1000 Morgen große Rittergut Cchwarpel», erzielte für jene Gegend sehr hohe Preise. So brachte die zuletzt verbliebene Hofstelle von 75 Im 90 000 ein Preis, um den man noch vor kaum mehr als 10 Jahren ein doppelt so großes Gut der Nachbarschaft mit glcichwerthtgem Boden und reicherem Inventar erstanden batte. Das Gelingen der Zerstückelung vorgenannter drei Güter wurde Veranlassung, daß gegenwärtig vier weitere Besitzungen im Kreise Pillkallen mit einem Areal von ;e 700 bis 1000 Morgen zur Parcellirung gestellt sind. In ähnlicher Weise ist auch in einigen »reisen WestpreußcnS die private Parcellirung im Fortschrcilen be griffen, seitdem eS dem Gutsbesitzer vr. von Kalkstein gelungen ist, seine beiden eigenen Güter, Lippinken und Ktcin-Jablau im Kreise Pclplin, im Sommer d. IrS. vortheiltmst in Parceve» zu verkaufen. Sodann versähet jetzt auch die wesivreußtsche Landschaft nach dem Muster der AilsiedlunaScommission. Dieselbe hat da« ihr rtgenthüinltche Gut Trczyn im Kreise Löbau. gegen 3000 Morgen groß, in Parcellen von 20, 50 und 100 Morgen zerlegt, wovon ein großer Theil bereits Abnehmer gesunden hat. Auch in der Provinz Posen hat man mit der privaten Parcellirung begonnen. Am 28. Oktober d. I. hat eine Berliner Gesellschaft die in dcr Nähe von Tremessen und Witkowo belegen« Besitzung Cwierdzin, etwa 750 Morgen, in Parcellen von 5—10 Morgen verkauft. AIS Käufer fraten außer den benachbarten Wirthen, die die Gelegenheit zur Bergrößerung ihrer Grundstücke benutzen wollten, Tagarbeitcr, Maurer und Torfstecher, deutscher und polnischer Nationalität, aui. Ter Morgen (Gerslenbodca erster und zweiter Classe) wurde durch- schnittlich mit 120,/li abgegeben. Tie Leute zahlen nur einen Theil des KansgeldeS an, der Rest wird ihnen gegen mäßige Zinsen ge stundet. In gleicher Weise wie hier soll demnächst ein Grundstück in der Nahe von Posen parcellirt werden. » » « * Wie in den Vororten und der Umgebung Wien«, so nimmt auch im Norden NiedcrösterreichS daS czcchische Element immer mehr überhand. AuS alter Zeit babcn sich hier in dcr BczirkSbauptmannschaft Mistelbach sechs Dörfer, Bischofswerth, Ober-Tbcinenaii, Unlcr-Thcmcnau, RabcnSburg, Ningclsdors und WaltcrSdorf an dcr March, czcchisch erhalte». Ursprünglich waren diese Ortschaften, wie auS dem Namen hervorgeht, deutsch; nach verheerenden Seuchen, wahrscheinlich qir Zeit deS dreißigjährigen Krieges, wurden sie von den »cnachbarten czechischen Gemeinden Mährens oder Ungarns aufs Neue besiedelt ES ist kein gutes Zeichen für die Kraft dcr Deutschen in Nicderösterreich, daß sic die sechs czechischen Dörfer, die auf drei Seiten vo» deutschen Ortschaften um schlossen waren, nicht zu germanisiren vermochten. Für die den Cicchcn innewohnende nationale Widerstandskraft nnd AuSdehnnngstähigkeit zeugt die Thatsache, daß jetzt bereit« auch viele in dcr Nähe liegende deutsche Dörfer, z B. Laa a» dcr Thaya, Wulzeöhofen, Hohenau und Nicder-Absdorf, ganz bc achtcuSwerthc czechischeMinderheiten anfwciscn. In de» letzten Jahre» sind auch tiefer in da« deutsche Sprachgebiet Nicdcröster reich« hinein Tanscnbc von Czeche», meist Knechte, Mägde und landwirthschastliche Arbeiter, vvrgedrungen nnd haben sich in Orten festgesetzt, die sonst ausschließlich von Deutschen bewohnt wurden. Eö sind wirthschaftlichc Ursachen, die zu dieser starken slawischen Einwanderung geführt hadc». Die Klein Häusler an der mährischen Grenze schicken ihre Kinder nach Wien, damit sie dort aus bessere Weise ihr Brod verdienen; die deutschen Bauern müsse» infolge dessen den Abgang dcr Arbeitskräfte durch czcchische Arbeiter au« Mähre» oder West Ungarn ersetzen. Diese Arbeiter geben aber nicht wieder in ihre Heimath zurück, wo sie nur die Hälfte oder höchstens zwei Drittel deS Lohnes verdienen würden, sondern bleiben in den wohlhabenden deutschen Bauerndörfern und suchen bei passender Gelegenheit sich ein Häuschen oder eine kleine Wirthschaft zu erwerben; häufig ziehen sie ans ihrer Heimathsgcmeinde »och ihre Anverwandten nach. Die gleiche Erscheinung zeigt sich auch in dem Bezirk Waidhose» a» der Thaya, wo im Anschluß an die czechischen Orle Beinhöscn, Gundschachen, Rottcnschachcn, Schwarzbach und Witschkobcrg Hunderte von czechiscken Arbeiterfamilien in den benack barten deutschen Gemeinde» Arbeit und Verdienst gesunden haben. Die nächste Volkszählung wird ein klares Bild von der czechischen Einwanderung in die nördliche» Bezirke Nieder österrcichs und nach Wien geben und vielleicht dazu fuhren, daß die Dcutschrn sich endlich aufraffcn und Gcgenmaß regeln treffen. * B»s Luxemburg, 2-3. November, wird gemeldet: Ein« von säinintllchen Ministern »nterzelchnete Proclainatlon bringt den Tod deS Könia-GroßherzogS Wilhelm zur Kenntnis; des Landes. Derselbe hinterlnsse da« Land in sicsster Trauer, aber frei, unabhängig und glücklich. Die Geschickte der langen RegieruiigSzeit lasse sich zusainmensassen alS 40 Jahre der Freiheit, Unabhemgigkeit, ausgedehnter Innerer Autonomie und u» unterbrochenen Fortschrittes. Dieses Andenken werde den siönig überlebe» und Dank der Segnungen de« Volkes dem geliebte» Fürsten jenseits des Grabes folge» Mit König Wilhelm erlösche die männllche Linie des Hauses Oralste»; die großherzog lick;« Krone gebe ans Adolf von Nassau über. Da« herigewin- nend« Wesen und die ritterliche Vergangenheit des Herzogs scie» in Aller Erinnerung. Tie dingebeiide Opfenvilligkcit, mit welcher der Herzog sich den schmerzvolle» Pflichten der Regentschaft unterzogen
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