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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-24
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1890
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Erschein »glich MH 6'/, Uhr. Krtsrtio« «ad LrKkdtti«« Ioha»,e»g,fi« 8. Aprrchk«»dtll der Ncdarlis». vormttt«-« 10—ur Uhr. »-« Uhr. U«i,tz»t s» ft» D«e ,Schyk>i«e»»« fl»»«er d«f»1»«h» <m kSochenlnqen hi« » Uhr U»ch»ttt«,». «, Sonn- un» Sestt««r» früh StS'/,« Uhr. Za Len /ilislrn far 3as.-^««>h»e: tttt sie»»'« Ssrlt». sAlfrrB H«h«>. llntversiltt-strnß« 1, L«ut» Lösche, kkiharinenstr. 14 pari, and Kö«ig«pl»tz 7, a«r bi« '/,S Uhr. NMgtrTligMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. EllirnnreWeNlchi relR vierteljährlich 4»/, Mk t»cl. Bringer! ohn b VN., dnrch Hy Voll h«t»g«S Mk. Jede einMn» Nmna« 20 PH Belrgeremplär 10 Ps. Golührea für Litrabrtlaae» (t» Taoeblatpfformat aeinttü «h«» Poftveiörderung SO VN. »tt V,ßtVllIi> 70 VN. »0 Pf. »a»t TatrllarNchu». Zflsernsntz »ach HSHermLartl Vnt»er««lch»kß. ich HS-erm Tarif. Lerlaurr» hsiNadartt,»« gM»««..»»rd«»Sa»tl» «« -gespalten« geflc Iairoat» stad stets «, »t« strich hi» 4«ipalL «lkoanachrtchte» SO Pi. stab stet« l. — Rabatt wird . . . ZahUuig pr»«ann»ar»a<io »her durch Post- aachaah»«. «y»e»ttt«» 1» nicht gegeben.. ^- 238. Sormtsg den 24. August 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Kömgliche KmMadtinit «ad KuMgemrdeschnIe ia Feipsig. vegt»« »er Stuhten tm «totersemrfter 1890 V1 a« 2. Oktober 18»«. Lte »r«i,l. «unftakademte un» «unstgewerbrjch»lr vermittelt »ir «usbilduna ihrer Schäler für da« «esammtsrhte« »er reichnenden <graphische«» Künste, somie für fämmtliche Lacher be« »nnftgrwrrde«. ver,etch«t» Vvt»ni»U«>i»: L. ssachschulr für architektonische Sunftgewerde. Architektonisch« Formenlebre, darstellend« Geometrie und Gesäß- lehre: Architekt Adamt. Musterzeichnen, Oniamentenlehr», Ent werfen nnd Ausführung selbstständiger fnnstgewerbicher Arbeiten: flrchiiekt SchNstrr. Perspectiv« und Schatleneonslruttiou! Architekt v>eh>»e>rr. v. fhachschvle für «tldhaueret. Ornammtmodelliren, figürliche« Modeviren nach dem Lebe» mid Liseliren vo« Gaßarbeitrn, verbunden mit Au-sllyrung selbstftindiger verte plastischer «linst und de« Suiislgervrrdes: Pros, zur Strollen. Bildhauer. 6. Fachschule für 8etchueu nnd Male». Zeichne» nach graphiscl>en Borlagen: Kupferstecher Prof. Setfert »nd Prof. Mohn. Zeichnen nach «vp«, anatomischen Präparaten, -katurabailflen und Antiken: GeschichtSinaler Wehte und Wtnter- ftetn. Buchornamentik, Entwerfen setbstsländiger Ornamente für künstlerische Buchau«stottung, für Diplome, Piacotr »c.: Maler her vsrträge und Uebnnge«: Honesser. Aquarellmalerei: Pros Werner. Dekorationsmalerei Chromaiologte und landichostliche« Stossoarzeichneu : Maler Vourdkt. Porzellan» und Glasmalerei: Pros. Haseibrrger. Kupfer- und Stadl» stecherei (Radirenj: Pros Seifert. Xylographie: «erthold. Lttdo: araphie: Scheller. Zeichnen und Malen nach dem lebenden Mo» oell »nd nach der llialur, ComposilionSübungeii für Buchiüusrra- tioa und Ausführung Icldstsläirdiger Illustrationen unter Anwendung der für dir mechanische» SieproducliouSmelhoden erforderliche» Technik: Dtrretor. VvwtwLU«: Ettllehrr, Kunstgeschichte »nd Geschichte der-unsttndustrt«: Prof. I>e A-Sprtnser. Archäologie: Pros. l>r Overbeck. Anatomie de« Menschen: Prof. l>r Altman«. LHIerkunde: Pros. l)r. Zur«. Anmerkung. Zu den Vorträgen der Herren Pros. l>r Springer nnd Prof. Dr. Overbeck werden aus vorheriges Airjuchen beim umrr» zeichnelen Dircctvr der Anstalt, soweit der Pia« reicht, auch Hotpt» tauten unenlgeUIich zugelassen. Anmeldunsen sind in der Zeit vom 1ü. bi« 20. September in der Expedition der Akademie, L. Etage, Nachmittags von 4—5 Uhr zu bewirke». Leipzig, im August 1890. Der Direktor westlich« Flügel der Pieiheudurg De I»«ckre. Lekanntmachung. Die zur Pflasterung der Mozart-, Haydn», Robert Schumann- und Schwägrichen-Stratze ersorberlichen Arbeite» sollen an einen Unternehmer in Äccord rertungrn werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen i» unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus 2. Stockwerk, Zimmer Nr. l4 auS und können daselbst emgcsehcn oder gegen Entrichtung ter Gebühren im Betrage von 0,50 --s, welche eventuell in Marken einrusendcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pslasterarbettcn in verschiedenen Strafen de- südwestlichen Bebauung-plane-" versehen ebendaselbst und zwar dis zum 7. September d. I. Nachmittag« 5 Uhr cinzurcichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, säunntliche Angebote üzulehnen. Lerpzig, den IS. August 1890. Id 3927. Des Raths der Stadt «etp»lg Straflenban-Dcputation. In Gemäßheit der ßtz. 2 und 7 de« Regulativ« für GaS- rohrleitungrn und GaSbcleuchtungSanlagcn in Privatgrund slücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß dem Klempnermeister Herrn JulinS Rudolf Pleffe, Nürnberger Straße 3, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gewiesen hat. Leipzig, den 21. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 4970. Ilr. Gcorgi. Rühl. Gewölbe-Vkrmiethung. Da« im Erdgeschosse de- StockbauseS au, -kasch- marfte links neben den» Bnrgkeller-Dnrchgange aelcgenr, mit GaSbeleuchtungScinrichtung versehene VrrkaufSgewölbc ist von, ä. Oktober VS. IS. an geßen emhalbjährliche Kündigung anderweit zu ver- miclben. Mieibgesuche werden auf dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegrngenommcn, auch sind daselbst die DermielbungSbedingungcn zu erfahren. Leipzig, den 22. August 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia. 6062. vr. Gcorgi.Wagner. Bekanntmachung. Die mit einem AnfanqSgehalte von jäkritch l200 >l verbundene Asjiftentrnftrüe bei unserer Ltadthanptcasfe ist zur Erledigung gekommen und soll baldmöglichst anderweit besetzt werden. Bewerber »ollen ihr« Gesuche unter Beifügung von Zeugnissen und Lcden«lauf bis ,«» 4. September ». I. bei uns «inreichen. Ter Gewählte hat eine Laulion von 1000 M zu hinterlegen. Rudolstadt, am 22. August 1890. Der Stadtrath »er «eflheu» am Ende, Oberbürgermeister. Die Irre-enta. Die irredentistischrn Bestrebungen in Italien haben Dank der Bemühungen von Volksvertretern wie Jmbriani im Lause der letzten Jahre eine Schärfe bekommen, welche dazu nöthigt, sick, mit der Bewegung zu beschäftigen. Die Auflösung de« italienischen Schulverein« kro ?»tri» in Triest, die Auf- sieililna de« Irredentisten Barzilai al« Candidat für die römischen Gemrindewahlen mit der dadurch verursachten Auf regung waren untrüglich« Zeichen, daß die Irrrdentisten wieder an Boden gewonnen haben. Em Ereigniß neuesten Dalum« läßt aber da« Geschehene weit hinter sich, weil e« die Grundlage barbieret, die Bereinigung Triest« und dr« Treniino mir Italien al« eine völkerrechtliche Nothwendigkeit anzusehen. Ein General Dogliotti hat im .Secolo" rin Schreiben veröffentlicht, in welchem er die Behauptung ausstellt, daß die Rechte Italien« auf Triest und auf das Trenlino historisch seien. Er vergleicht die Lage dic'er Lande«theile mit der von Elsaß-Lothringen und erklärt, daß weder Oesterreich noch Italien ein Recht tälien, sich friedlichen irredentistischrn Bestrebungen zu wikcrsetzen. Der Ausdruck historische« Recht ist geeignet, eine große Anzahl heimlicher Irrrdentisten au« ihrer disberigen Zurückhaltung bervorzulocken und ihnen einen branchbarrn Vorwand zur Betheiligung au der bestehenden Agitation zu liefern. Denn im Grunde genommen ist die große Mehr- zabl der Italiener in dem Wunsche einig, daß Triest und da« Trenlino dereinst ilalienisch werden möge», der ver ständige Lheil der Nation sagt sich nur, daß unter den gegen wärtigen Umständen an dir Erfüllung diese« Herzenswünsche« nickt zu denken ist, und deshalb beschcidet er sich »nd schweigt Etwa« ganz Andere« ist, die Frage theoretisch vom historischen und nationalen Standpuncte z» erörtern, und da werden sich gewiß viele sonst ganz besonnene Männer sind«,,, die ans diesen Vorschlag eingchen und damit dir schlimmsten Folgen hcrbeisükren können. An der Schließung de« Schulverein« l>o kntri» war da« Bedenkliche, daß sie gerade denjenigen Theil der Irredentisten verletzte, auf welchen auch da« Schreiben Dogliotti'« in erster Linie berechnet ist, den gemäßigten Theil. Bald nach dem Vollzug der Maßregel wurde darauf hingewieseu, daß der italienische Schulverein in der Hauptsache die gleichen Ten denzen verfolge wie der italienische Verein Dante Alighieri, dem ein erheblicher Theil gemäßigt gesinnter italienischer Ab geordneter angcbört. Die Maßregel wurde gerade von Den fenigen am meisten empfunden, welche davon nicht betroffen werden sollten, und deshalb hat sie soviel böse« Blut gemacht. Da« Schreiben Dogliotti'« sieht fast wie eine Wirkung der Auflösung des Verein« I'ra I'atria au«, und man wird in der Meinung kaum seht greisen, daß die österreichische Regierung die Schließung de« Verein« heute al« einen Fehler beklagt. Der Schritt ist nun aber einmal geschehen »nd läßt sich nickt rückgängig macke». E« steht aber Zn befürchte», daß der Brief Dogliotti'« eine ganz neue Phase der irredcntistische» Bewegung einleiten wird, welche wegen ihre« svstcmatischen Ebarakicrs zugleich agitatorisch wirkt und mit den Zielen des Dreibünde« in Widerstreit gcräth. Glücklicherweise hat der Brief Dogliotti'« auch eine schwache Seite, und da« ist da« Schweigen über andere ehemals zu Italien gehörende Gebielstbeilc, auf welche die Vergleichung mit Elsaß-Lothringen bester paffen würde al« auf Triest und da« Trenlino, wir meinen Savoyen nnd Nizza. Diese beiden Provinzen bat Napoleon NI. als Preis für die Piemont im Jahre 1859 gewährte Hilfe beansprucht und sie sind ihm gewäbrl worden, nickt freiwillig, sondern al« Tribut, den der Schwächere dem Stärkeren zahlt. Sonderbarerweise bat Italien auckz »ach Erfüllung de« EinheitSgedanken« niemals den geringsten Versuch gemacht, diese beiden ihrem Wesen nach italienische» Landeölheile wieder zu erlangen. E« scheint, daß die Italiener, welche so eifrig die Auslieferung von Triest und Trient fordern, Savoyen und Nizza im Besitze Frankreich« al« gut aufgehoben betrachten und daß ihnen die Freundschaft Frankreich« diese« Opfer« Werth erscheint Und doch haben sie heftig dagegen protestirt, al« im Mai' länder Gemeinderalh der Antrag gestellt wurde, Napo leon lll. ein Denkmal in der Hauptstadt der Lombardei zu errichten. Jedes Wort erscheint überflüssig, um die Thorheit de« Verlangen« der Irredentisten nach Triest und Trient ge bührend zu kennzeichnen, der Anspruch läßt sich weder historisch noch sonst wie begrünten. Wenn solche Ansprüche Geltung hätten, dann würde die Karte Europa« eine gänzlich veränderte Gestatt annehmcn, dann könnte Schweden auch Stralsund von Preußen zuriickverlangcn, Spanien die Niederlande und wa« sonst durch Krieg«recht in andere Hände gekommen ist. Hatten doch die Engländer auch einmal einen Theilyrankreich« im Besitz, nnd es gab auch einst ein KönigrrichPolen, dessen Wiederherstellung ja auch heute noch der Traum der polnischen Nation ist. Herr Dogliotti meint, daß sich Triest nnd Trient ia dem gleichen Falle befinden wie Elsaß-Lothringen. Mit dieser kühnen Behauptung wird er wahrscheinlich in Frankreich vielfach Aallang finden, bei unbefangen urtheilrnden Leuten aber weder dort noch sonstwo. Herr Dogliotti wirft damit seine Theorie vom historischen und nationalen Recht selbst um, denn Elsaß-Lothringen befindet sich heute in den Händen, in welche e« historisch und national gehört. Deutschland hat nur wieder genommen, wa» ihm vor 200 Jahren von Ludwig XIV. geraubt worden ist. Wenn Deutschland sich gleich Italien auf den Standpunkt der Irredrnta stellen wollte, so hat e« Elsaß-Lothringen im Jahre 1870 au« den Banden erlöst, in welch« r< von Frankreich geschlagen worden ist. Die italienische Regierung steht der irrrdentistischen Le wegung leider beinahe machtlos gegenüber, weil da« heutige Königreich Italien die Verwirklichung de« Grundgedanken« der Irredenta ist. Dir Lombard« und Venedig, To«cana. Parma und Modena, da» Königreich beider Sicilien, endlich die Hauptstadt Nom sind dnrch die Kriege von >859, 18S0. >866 und l8?0 au« den Banden der Fremdherrschaft erlöst und zum italienischen Gesamnttstaate vereinigt worden, aber auch die Einheit«bestreb»ag«n haben ihre Grenze». Wenn Ita lien al- Großmacht mit anderen Großmächten Verträge schließen will, so darf r« nicht Bestrebungen dulden, welche darauf ge richtet sind, an dem Besitzstände eine« Verbündeten zu rütteln Oesterreich nimmt große Rücksicht ans die schwierige Lage, in welcher sich die italienische Negierung den Irredentistc» gcacn- über befindet, aber man kann ihm doch nicht zumnthen daß ihm ei» Alarmrnf wie der de« General« Dogliotti gleichailtia sein soll. D« erste Voraussetzung eine« Vunde«- verbaltnrfse« ist die Sicher heit vor Angriffen der Bundes genossen; nu» ist zwar «in Angriff Italien« aus Oesterreich zum Zweck der Enoerdung Trieft« und Trient« air-geschlossen, aber auch die Agitation zu gleichem Zweck kann mit der Zeit unerträglich werden, und wenn die Festigkeit de« Bunde« zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien nicht darunter leide» toll, so muß dir italienische Negierung endlich mit Nachdruck gegen die Irredentisten Vorgehen In doch schon die Duldung einer Feier zürn Andenken eine« Mörder«, welcher der irre tentistischen Agitation diente, ein beispiellos dastebender Beweis einer schwachen Regierung. Schon längst bätte dagegen mii der größter Energie vorgegange» werden mlisten. Italien dal sich dazu al« zu schwach erwwscn, und Oesterreich-Ungarn vak im Intereffe de« europäischen Frieden- dar» ei» Auge zugrdrückl. E« ist von der staatsmännischen Begabung Erispi's :u erwarten, daß er Mittel und Wege finden wird, um de» berechtigten Anjorderungen Oesterreich - Ungarn« zu ent sprechen. * Leipzig, L4. August. * Man bestätigt der »Kreuzzeitung" au« Kiel, daß der Kaiser den Feldniarschall Grasen v Moltke eingeladen bade, den Land- und Marine-Manövern in seinen Heimakb-landen beizuwobne». Der greise Feldniarschall bat diese Einladung angenommen; er soll sich dein unmittelbarsten Gefolge Seiner Ma>eskät anschließen und auch wädrend der ganzen Dauer dieser Uebuiigeli al« Gast de« Kaiser« auf der Hackt „Hoheiizolleril* wohnen. ^ Die von den Stadtverordneten von Duisburg zur Ucberreichnng de« Ehreubürgcrbriese« der Stadt sür den Fürste» Bismarck nach K iss in gen entsandte Ab ordnung wurde am 16. d. Mt«, empfangen. Der Fürst, der vorzüglich auSsad, nahm, wie die „Rbekn- und Rnhrzeilung" meldet, den Bürgerbrief au« den Händen de« Ober- bürgerineister«, der die goldene «mtSkettr angelegt batte, entgegen. Am Schlüsse seiner Anrede dankte der Oberbürgermeister dem Fürsten sür die Ehre, die der Stadt DuiSdurg durch die persön liche Entgegennahme de« Ehrenbürgerbttese« zu Tbell «erde. Fürst Bismarck erwiderte unter lebhaftem Dank für die Er- theilung dr« EbrenbürgerrechtS dem Sinne nach: Die Ehre sei voll ständig aui seiner Seite; wenn ihm in seiner früheren Stellung Auszeichnungen und die höchsten Orden der Potentaten zu Theil geworden seien, so hätte da« inedr einen conveutionellrn Sinn, sei gewissermaßen selbstverständlich gewesen. Der freiwillige Au-druck der Anerkennung de« freien BürgerthumS einer ausblübenden Stadt aber gehe zu Herzen, wie er von Herzen komme. Nachdem handel»- kainmer-Prasident Keller den von ihm verfaßten Ehrendürgerbrtes verlesen betrachtete Fürst Bismarck da« Doeument und sprach der Stadt Duisburg wiederholt seinen Donk sür die Verleihung de« EhrenbürgerrrchtS aus. Der Fürst erkundigte sich dann, wo der Oberbürgermeister Lehr nnd der Beiqeordncle Besserer das Eiserne Kreuz errungen hätten und begrüßte den Abgeordnete» Bygen. AIS dann lud der Fürst die Herren zum Frühstück ein. An der runden, reich besetzten Tafel saß der Fürst zwischen den Herren Lehr und Vvgen, neben letzterem Herr Otto Böninger und die Herren Besserer und Keller »eben dem Herr» Grasen v. Bismarck. Zuerst w»rde Münchener hosbrä», dann vorzüglicher Moselwein (Gewächs de« Freih. v. Stumm! und zuletzt sranzäsischer Etmmpagner berirm- aereicht. Die Unterhaltung erstreckte nch in der ungezwungensten Weise aus alle möglichen Dinge, Erletmisje auS den, französischen Kriege u. s. w. Man lam auch ans unsere städtischen Angelegen heiten. Aus eine Anregung de« Herrn Böninger berichtete Fürst Bismarck, daß er dem Processor v. Lenbach zweimal zu seinem im Duisburger Rathhanse befindlichen Bild gesessen und wie Lenbach ihn dabei gezwungen, den großen Rothen Adlerorden anzulegrn. Lenboch erscheine urplötzlich bei ihm, mache Skizzen, stecke die ge- lungrnen ein und werfe die anderen in die Ecke, so daß der Fürst habe anordnen müssen, die letzteren zu zerstören, damit kein Miß brauch damit getrieben werde. Befragt, ob eS wahr sei, daß er s. Z. den Antrag der Stadt Duisburg, ihr da« Recht der Präsenlatlon zum herrendausk z» geben, mit den Worten abgewiesen habe, der rheinischen Demokraten seien genug im Herrenhause, erwiderte der Fürst energstch: „Das ist nicht wahr, ebenso wenig wie die mir angedichtete Aeußerung von dem „an die Wand drücken" der NationnlUberalen. Ich halte im Gegentheii das so doch entwickelte Gemeinwesen und die Groß- iiidnslrie Rheinlands und Westfalen» sür einen sehr gewichtigen Factor im Organismus des Staates." Nach Tisch steckte der Fürst die lange Pfeife an, während den anderen Herren Cigarre» gereicht wurde». Beim Rauch der Havana bat Herr Bygen de» Fürsten, jedem der Abgesandten zur Erinnerung an den sür sie so denk- würdigen Tag sein Bild zu verebren. Fürst Bismarck entsprach deretlwilltgst dem Wunsche unter dem Hinweise darauf, daß er >a an« seiner früheren Stellung gewohnt lei, den Abgeordneten immer zu Willen zu sein! Der Fürst holte selbst Photographien ver- ichiedenstcr Art herbei »nd bat die Herren, sich Jeder eine aus zusuchen. Er ließ alsdann Schreibzeug komme» und unterschrieb die ausgesuchten Bilder mit dem groyen Gänsekiel: v. Bismarck, Kissingen 16.'8. 90. und überreichte sie den Herren. * Wie au» Essen geschrieben wird, sind vor Kurzem au« dem Krupp'schen Etablissement als Geschenk de« Geh. Commerzienratß« Krupp zwei Geschütze an den Kaiser und an den Kronprinzen abgcgaiige». Für den Kaiser ein SlrandgeschüH, wie solche« in den Strandbescstigungen aus gestellt ist, mit alle» Vorrichtungen zum Emplacement, zum ieinfübren der Munition, und mit dieser selbst. Obwobl da« Geschütz nur eine Nachahmung in verkleinerten, Maßstabe ist, wiegt e« doch an 40 Eentncr. E« ist an Feinheit und Eleganz der Arbeit, an Anwendung de« Materials, der verschiede» artigen Metalle, geradezu ein Kunstwerk. Wesentlich ein facher und kleiner ist dir sür den Kronprinzen hergestellte Kanone, daraus berechnet, daß er in einiaen Jahren diese allein bedienen kann. Die beiden Geschenke sind nach dem Neuen Palai« bei Potsdam befördert worden. * Au« Fulda, 22. August, wird un« geschrieben: Bon stet« sehr gut unierrichtrtee Seite wird »n« zu der dahier stattgehabtenLonserenz der preußischen Bischöfe milgetheilt, daß die Prälaten es hinsichtlich de« Eperrgeldersonds einstimmig für einen amiehmbaren Ausgleich erNSrt haben, wenn die hälft« de» anaesainmellen Capital» haar au»bezahlt und nach Maßgabe der katholischen BevülkerungSzisfer an die Diöcesanverwaltungen vertheilt wird, hie Zinsen der anderen Hälfte aber jährlich nach voranS- aegangrner Vereinbarung zwischen der Etaatsregiernng und dem GetammtAkpiskopate zur Verwendung gelangen. Es ist in Bezug hieraus eine Denkschrift ansgearbeitet worden, in welcher alle recht- lichen G,sicht«vunele dorgetegt find, die sür die Annehmbarkttt einer solchen Lösung der schwebenden Frage geltend gemacht werden können. Die Verwendung der halben Lapitalsiumme, fall« ein bezügliche« Gesetz zu Staad« kommt, denkt man sich Io, daß in erster Linie an»« Kirchen, namentlich in der Diaspora, unterstützt «nd die Emeriten- häujer botirt werden tollen. Auch planen die Bischöfe die Schaffung eine« besonderen Dispositionsfonds sur unvorhergesehene Rothsälle und kür die Unterstützung deS MiisionsweienS. * I»i Wahlircile de« Abg Rickter in Ha-pe bat kürzlich ein freisinniges Organ, der »Freie Märker", sein Erschein« ei»g«st«llt. Der HrrauSgrber de« eingegangenen Blatte«, Dan. Kettler, machte für den Mißerfolg da« frei- finnige DablcvwitS und den Abg. Richter verantwortlich, dir au« Rücksicht auf die .Hagener Zeitung" der Ver breitung dr« Lrrirn Märker«" enlgraengrwirkt haben sollen. Gegen diese Behauptung sind Adwevren in der .Hagener Zeitung" erfolgt, welch« wiederum Kettler zur Herausgabe eiiieSFlugdlattr« veranlaßt haben, in welchem gegen Richter »nd gegen da« Wahlcomit«, sowie gegen die .Hagener Zeitung" alle« Mögliche, nur nicht« Liebenswürdige«, auSgepackl wird. Da« Derbste ist eine angebliche Aeußerung de« Ebren- vorsitzendea dr« deutsch-freisinnigen Kreiswahl- comito«, Julius Funcke, betreff« der »Freisinnigen Zeitung", von welcher Flmcke erklärt haben soll, .diese eitung sei nicht mehr anznsassen" Von Eugen ichter und anderer Seite sind bereit« Entgegnungen aus da« Flugblatt erfolgt, da« angebliche Urtheil Funcke « über di« .Freisinnige Zeitung" dagegen ist bi« jetzt unbe stritten. Dasselbe soll auch nach Hagener Miltbeilungen so allgemein bekannt sein, daß nicht viel daran würde in Abrede gestellt wrrden können. Bemerkt wird dabei, daß Herr Funcke sozusagen Eugen Richter « Intimus gewesen sei. * lieber die Fleiscktheuerung in Bayern wird un« au« München geschrieben: Es niedren sich die amtlichen Stellen, welche die ungewöhnlich dochgestiegenen Fleischpreis« in Bayern ausschließlich der Bichsperre und dem Biehzvll znschreiben. Jüngst hat auch in Folge Aus- iordrrnng der königlichen Staat-regicrung und des landwirlhschast- lichen Leulraleomiis« die Handelskammer von Oberdayern in einem Referat« ihres iachmäunischen Mitgliedes, des Vorstandes des Verein« der Münchener Fleischermeister, ihre Ansicht über die Fleisch- vertheuernng in Bayern knndgegeben. Es heißt in dem betr. Gut achten: Die Einfuhr von Nutz- und Zuchtvieh au» Oesterreich »ach Bayern ist eine bedeutende, doch kann der Preis nicht billiger werde», weit der Zoll zu hoch ist: so trifft aus jedes Stück der Ochsen 30 .s! Zoll, wo« bei einem Ochsen von 6 Centnern Fleischgewicht 5, aus das Pfund Fleisch an-macht. Dazu ist eine ganz »nnöldig lange Contumazzeit von 80 Lagen einzuhallen, wa« sür ein Stuck Vieh Kosten von t ^ Futter und Stallgeld pro Tag, in Summa 80 >l, also aus da« Pinnd Fleisch weitere lO /E Kosten auSmacht. Zoll und Lootumazzett bewirken somit eine Berthruerung de- Pfundes Fleisch um 15 Wie in dem Gutachten werter auSgesührt ist, wird da« meist gemästet au« Oeslerreich-Ungarn bezogene Vieh während der 60 Tage Lonkumaz nicht besser, sondern es geht viel mehr eher zurück in Folge Futteränderung, und der damit ver bundene Gewichtsverlust bedingt weiteren Nachtheil. Bayern hat viel zu wenig Bteh, es muß, abgesehen von der bayerische» Production, Schlachtvieh au« Oesterreich, Norddeutsch land und Amerika bezogen werden. Da- norddeutsche Vieh sei al« »n trocken und zu hart tm Fleisch und wegen der minderwerthigen haut sür Bayern nicht vortdeilhast. Exportirt werde an« Bayern -lieh nach Norden und zwar vorwiegend au« der Gegend von Schweinsurt »nd Mastvieh au« der Ansbacker Gegend nach Frank furt und Mainz, wo zur Zeit döhere Fleischpreiie al« in München feien. Der Kaiimrerreserrnt führt auch an, daß die Biehinäsler in Bayern selbst keinen nennensiverlhen Nutzen mehr haben, da sic in folge der Sperre di« Magerochsen zu lhener kaufen inüßten. Der Zoll ans Schweine sei ebenfalls zu hoch, e« trisst da« Pfund Schweinefleisch 5—8 bei Bratenschweinen 10 -15 Daß sich der Zoll früher nicht so stark bemerkbar machte, wird gutachtlich damit erklärt, daß sich damals Oesterreich gegen die unteren Länder, welche eine beliebte Qualität lieferte», noch nicht abgeschlossen Halle und auch die beliebten italienischen Schweine noch so billig waren, daß sie den Zoll vertragen konnten. Die bayerische Schweine- produetion sei ungenügend und die Aufzucht zu theuer, da Span ferkel unter 10 Kilogramm schon 15—l8 koste». — Welche Maßnahmen nun getrosten wrrden, muß nbgewartet werden; in zwischen wird der kleine Mann in Bayern sich wohl ohne Fleisch behelfen müssen. * Au« Wien und zwar au« der nächsten Ilmgcbuna de« Kaiser« Franz Josef erfährt inan jetzt, wie der „Post" mitgrlberlt wird, daß Kaiser Wilhelm an seinen Ver bündeten nach dem Rücktritte de« Fürsten Bismarck einen Brief von 36 Seilen gerichtet hat mit eingebender Schilderung der politischen Lage, mit genauer Darlegung der Motive, die den Kaiser veranlaßt haben, auf die Dienste de« Fürsten Reichskanzlers zu verzichten, und mit der Zusicherung, daß der Wechsel in den führenden Persönlichkeiten des Deutschen Reiche« da« Fortbestehen de« Allianzvcrhältnisscs in keiner Weise beeinträchtige. * Die dem Deutschen Schulverein in Wien nachgebildete „Ustkcdni malice skolska" hielt vor Kurzem ihre 10. .Hauptversammlung in Pardubitz ab Im Ganzen hat dieser czechischc Schulverein 77 czechische Volksschulen nnd Kindergärten und 2 Gymnasien in« Leben gerufen; alle diese Anstalten wurden im letzte» Schuljahre vo» 8129 Schü lern besucht. Die iArsammteinnabmen de« Verein« betrugen 1 578 685, die GcsamnttauSgabcn t 367 800 fl. Von den 200 Zweigvereinen fallen aus Bödmen >60, aus Mähren und Schlesien 40. Nicht um da« czechische Sprachgebiet zu schützen — dasselbe bedarf ganz und gar keines Schutze« —. sondern um c« aus Kosten de« deutsche» Volke« nach allen Richtungen bin zu erweitern, ist der Verein vo» czechische» Führern ge grüntet worden. Er sucht sein Ziel aus dreifache Weise zu erreichen: ersten« trachtet er darnach, die zahlreichen deutsche» Sprachinseln zu gewinnen, zweiten« sucht er die Sprachgrenze de« czechischeii Stamme« zu verschiebe», und dritten« bemübt er stcb, da« rein deutsche Gebiet mit slawischen Elementen zu durchsetzen. Fast in allen deutschen Sprachinseln Böhme»« und Mähren« hat der czechische Schulvevei» sowobl Kindergärten al« auch Volksschulen errichtet, besonder« im Brünner. Olmützcr, Iglaurr nnd Budweiser Gebiet. Durch diese Anstalten sollen den czechische» Minderheiten feste Stützpunkte geschaffen werden. An der Sprachgrenze hat der Verein besonder« die Gegend von Kriiniau, Prachatitz, Bergreichenstein, Tau«, Bischos- steinitz, Pilsen, Mit«, Manetin, Postelberg, Saaz, Leitmeritz, Nebenan, Trauten«» u. s. f. zum Schauplatze seiner Thätig- kcit auSersrben Wo nur 30 oder noch weniger czechische Schulkinder in einem Orte vorbanden waren, da wurde ein crechischer Kindergarten und eine czechische Volksschule er richtet Mit Mitteln selbst der verwerflichsten Art hat man die übcrstüsstgen Anstalten gefüllt, leider auch durch Aufnahme deutscher Kinder. Im geschlossenen deutschen Sprachgebiete bat der czechische Schulverein eine besonder« reiche Thätiakeit entfaltet. Co giebt e« heute in Tepliy, Dux »nd Brüx czechische Schulen mit je 500 Kindern, die in Ossegk zählt über 250 Schiller. E« wird diesen alten deutschen Orten jetzt schon ein halb czechische« Gepräge aufgedrückt. Der czechische Schulverein wurde nicht im Stande gewesen sein, so viel Anstalten zu errichten und zu erhalten, wenn er nickt durch den reichen böbmischeii Adel, durch die Geistlichkeit und die czcchischcn Geldinstitut« fvrtlauscnd mit bedeutenden .Summen unterstützt worden wäre.
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