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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-08
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1890
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täglich üh 6'/, Uhr. Uedartion und Lrprdition JvhanneSgaffe 8. Aprkchüundrn drr Urdaction: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« S—6 Uhr. FAr die NUrkyade »»«kjaadrer Manuscrt»te micht sich die -tevactwn nutzt verdintzllch. Annahme de, für die nächstfolgende Rnmmer deftimmtcn Inserate au Wochrutagen bis » Uhr Rachintttaa«. anSoun- und Acfttagcn früh bis '/«v Uvr. 3u -rn Filialrn für Ins.-Annahme: Ltto Klemm's Lortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Lauts Lösche, Lathariuenstt. 14 part. und König-Platz 7, nur bis V.8 Uhr. MMr, IlWlckll Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Slbomrement-prei- vierteljährlich «»/, Mk. incl. Bringerlohn b Mk., durch die Pol bezogen 6 M. Jede einzelne Nummer M Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ltn Tageblatt-Format ^efa^tl Mit Posttesorderung 70 Mi. Inserate 6 gespaltme Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften lant uns. Preisverzeichnis. Tabellarischeru. Ziffernsatz nach HSHrrm Tarif. lpalh Neclamen nnter demRedactionistrtch dl« «aespal Zeile SO Pf., vor de» Familien nachrichte die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praeuumsranllo oder durch Post nachnahme. 251. Montag den 8. September 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Leklinntmachung. Es macht sich eine Spülung deS Rohrnetze- der Wasser leitung notbwendig, und haben wir beschlossen s. die Spülung der Hauptrohre durch die Spielschieber nach oen Schleusen in den Nächten zwischen dem 8. und 1l. September l. I., b. die Spülung der Zweigröhren und zwar, wegen der bevorstehenden Messe zuerst in der inneren Stadt früh vom 12. dss. MtS. an, vorzunehmcn. Solches machen wir hiermit öffentlich bekannt. Leipzig, am 5. September 1800. Der Rath der Ltadt Leipzig. Id. 6334. I)r. Georgi. Kretschmer. Ltklillillmlichllilg. Von dem Unterzeichneten Armcnamte sollen im Stadt hause allbier DienStag, den l>. September >». VvrmittagS vvn k» Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, HauS- und Kücchcngeratke, Bette», einige Kistcstcn bigarre», ein größerer Handwagen und derzl. mehr mcijlbictcnd versteigert werden. Leipzig, den 4. September 1890. DaS Armenamt. Hcntschel. Innghähnel. Ulohilungs-Ilerilliethlmg. Im 3. Obergcschvst des der Sladtgemeindc Leipzig gehörigenHauSgrundstücksLellicr'SHof, ist vom I. Oktober d. I. ab eine Wohnung gegen einhalbjahrlicko Kündigung anderweit zu vermiethen. Miethgcsuche werden ans dem Rathbansc, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgcgengenommcn, woselbst auch jede etwa gewünschte Auskunft ertheilt wird. Leipzig, am 6. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia. 6267. vr. Georgi. Wagner. Lekanntmachung. Kurz vor dem 21. August d. I. sind zwei erst im October d. I. fällige LouponS über je ION Mark zu den Königlich Preußischen consolidirten 4procentigen Staatsanleihescheinen Nr. 224 044 und 224 045 hier abhandei» gckominci» »nd wahrscheinlich gestohlen worden. Von etwaigen Wahrnehmungen, die zur Wiedererlangung der Werthpapiere oder zur Ermittelung des vermuthlichen Tiebes fuhren könnten, ersuchen wir unverzüglich unsere Criminalabtheilung Naschmarkt Nr. 2, Erdgeschoß — in Kenntniß zu setzen. Leipzig, den 5. September 1890. Tas Polizciamt der Ltadt Leipzig. Vll 2168. Bretschneider. ! Leipzig, 8. September. * Kaiser Wilhelm wird am 1. October in Wien cintreffen und ohne daselbst Aufenthalt zu nehmen zu den Jagden in Mürz st eg fahren; die Jagden dürflen etwa sechs Tage dauern; ob Kaiser Wilhelm, einer Einladung Kaiser Franz Ioses'S folgend, auf der Rückreise ein bis zwei Tage in Wien verweilen wird, ist noch unbestimmt. * In bemerkenSwertbem Gegensätze zu den ganz und halb ofsiciösen Auslassungen über die Kaiserbegegnung steht nachfolgende — unzweifelhaft der Stimmung weiter Kreise entsprechende — Erörterung der von dem sreicvnscrvativcn Professor Or. H. Delbrück herausgegebenen „Preußischen Jahrbücher": „Das wichtigste Ercigniß dieses Monats ist die Anwesenheit des deutschen Kaisers bei einer vom Zaren in der Nähe von Narwa abgehaltcnen Truppenschau gewesen, jenem Narwa, wo einst der seltsamste der moderne» Helden vielleicht den verblüffendsten seiner Siege errang. Was heule sich auf diesem Schlachtfelde be geben, das war fürwahr ebenso seltsam als ein Sieg jenes un- begreiflichen Schwedenkünigs. Nur die Gattung des Seltsamen war eine ganz andere. Sticht das überraschende Heldenthum eines erst vom Knaben zum Jüngling erwachenden Königs setzte diesmal die Welt in Erstaunen, sondern die völlige Zwecklosigkeit einer milttairischen Comödie, die man einem vom Jüngling zum Mann gereiften Herrscher, der sich bereits als Mann bewährt hat, vorzusührcn die Dreistigkeit hatte. Es ist noch immer nicht ganz aufgeklärt, wer diesen Augnstbesuch des deutschen Kaisers am russischen Hofe veranlaßt hat. Nachdem der deutsche Kaiser kurz nach dem Antritt seiner Oiegierung den Zaren zuerst von allen Herrschern aus seinem Lustschloß zu Pclerhos beglicht hatte, nachdem dieser von der größten Höflichkeit eingegebene BcgrllßungSbesuch erst ain Ende d«S Jahres 1889 fast mit unhöflicher Gezwungenheit erwidert worden, war ein so schnell folgender Besuch des deutschen Kaisers am russischen Hofe mindestens über- flüssig. Auf einer bisher nicht widersprochenen Miltheilung be ruht das Gerücht, Fürst Bismarck, damals noch Kanzler, habe bei der Anwesenheit des Zaren zu Berlin im October vorigen Jahres seinen Kaiser veranlaßt, diesen Besuch dem Zaren an zubieten. Stach einer anderen Version habe Fürst Bismarck den Zaren zur Einladung des deutschen Kaisers veranlaßt. Nach früheren Erwähnungen russischer Zeitungen verhält sich die Sache auf die erste Art. Wie eS nun auch zu diesem Besuch gekommen ist, er bleibt ein höchst unerfreuliches Ereigntß. Der russische Hof hat seinen Gast mit einer ununterbrochenen Reihen- folge zweckloser Paraden und Bravourstücke gefüttert. Ein ernsthaftes Manöver war eS nicht, und um der Auhenwelh die jenen Paraden nickt beigewohnt, gar keinen Zweifel zu lassen ordnet die russische Krieg-Verwaltung unmittelbar hinter jenen Schaustellungen in einem südlicheren Theil der russischen West- grenze höchst ernsthafte und höchst großartige Manöver an. Bei diesen Manövern in der Nähe von Kiew sollen die Oberbefehlshaber der beiden zur Offensive gegen den Westen bestimmten Armeen, nämlich der General Gurko und der General Tragomirow, nach nicht vorauSbestimmten Plänen gegen ein ander operiren. Dabei aber wird, so verkünden triumphirend russische Zeitungen, kein fremdes Auge zugclaßen, höchstens das „unseres französischen Freundes". Diese Ausschließung der sremden Augen, mit Ausnahme der besten Freunde, verdenken wir den Rüsten gar nicht. Wollte Gott, wir Deutsche hätten diesen gesunder und würdevollen Grundsatz längst befolgt, anstatt unser Manövcrkünste alljährlich vor Massen fremder Ossi ciere auszusühren und nach und nach allen sremdc Armeen beizubrinoen. Aber daß die Russen unmittelbar nach der Anweseoheit des deutschen Kaisers an der deutschen und öfter- reichischen Grenze ihre ernsthaften Manöver veranstalten, während sie den kaiserlichen Besuch mit leeren Schaustücken abspeisen, den- elben Monarchen, der ihnen, wie sein Vorgänger, Jahr aus Jahr ein den Anblick der deutschen Manöver gegönnt, das ist doch rill stark.« Stück." * Manchen konservativen Blättern scheint eS angesichts des bevorstehenden Ablaufs des SocialistengesctzeS doch etwas schwül zu Mutb zu werden. Wir begreifen daS voll kommen und wir verstehen eS auch, daß sie Bedenken tragen, eS offen berauSzusagen, daß die Regierung die volle, un- geminderte Verantwortung für die Folgen ihrer unS unver ständlichen Entschließungen trägt. Wir begreifen cs dagegen nicht, daß Blätter, welche im kritischen Augenblick entweder nicht den Mulh ihrer Uebcrzeugung besaßen oder geradezu in chroffem Widerspruch zu ihrer bisherigen Haltung dem Ber icht auf daS Socialistengesetz zujubclten, nunmehr den wahr- iaft kläglichen Versuch machen, die Verantwortlichkeit für jene RegicrnngSpolitik, welche in dem Verzicht auf das Socialistengesetz und in der nicht gewollten, aber thatsächlichcn Erregung der Massen durch weitgebende socialpolitische Ver- prcchungen ihren Ausdruck findet, auf die Nationallibe- ;alen abzuwälzen. Selbst in der drückendsten Verlegenheit ollte ein ehrenhafter Mann nicht auf ein so unwürdiges Manöver verfallen. * Bekanntlich werden in diesem Herbst die Provinzial- Synoden in den älteren Provinzen des preußischen Staates zusammenlrcten. Tie Einberufung der Provinzial- Synodcn der westlichen Provinzen dürste bereits erfolgt sein und zwar sollen sowohl die westfälische Synode in Soest, als auch die rheinische in Neuwied am l3. September ihre Sitzungen beginnen. Hinsichtlich der östlichen Provinzen ist unS nur bekannt, daß für die Eröffnung der sächsischen Provinzial-Synode in Merseburg und der pommcrschen in Stettin der II. October, dagegen der ostprcußischen in Königsberg i. Pr. der 15. November bestimmt ist. Die übrigen Provinrial-Synoden dürften ebenfalls in den Monaten October oder November sich versammeln, die brandenburgische vermuthlich in der zweiten Hälfte des Monats October. * Als Warnung für Elaß-Lothringer, die sich durch den Humbug an dem Fetisch deS Straßburg-StandbildcS und durch die anderen Kundgebungen für die „Brüder" in den verlorenen Provinzen verleiten kaffen könnten, nach Frankreich zu gehen, um die wcrkthätige Hilfe der chauvinistischen Großsprecher in Anspruch zu nehmen, theilt die „Kölnische Zeitung" auf Grund eines Briefes mit, welcher Empfang ihrer dort wartet. Der Gewährsmann, ein junger Elsässer, wandte sich an die SociStS äes -tzl-molou» mit dem Ersticken, ikm zur Ermittelung einer kaufmännischen Anstellung behilflich zu sein. Diese mundfertigen Patrioten aber schlugen ihm seine Bitte rundweg ab und bemerkten, er möge sich einmal wieder melden, nachdem er eine fünfjährige Dienstzeit in der Fremdenlegion durchgcmacht hätte! * * » * Als Nachklana des Besuchs in Rußland theilt der Berliner Berichterstatter des Standard eine angeblich auS zanz besonderer Quelle stammende und zuverlässige Dar- tellung über den Verkehr zwischen den beiden Kaisern mit. Kaiser Wilhelm wurde, nach diesem Berichte, vom Zaren mit der größten Herzlichkeit empfangen, aber die Unterhaltung verlief anfänglich etwas schwerfällig. Kaiser Wilhelm war sehr ernst, wie er es gewöhnlich ist, wenn er auf Fragen oder Wünsche gefaßt ist, die nicht im Einklänge mit seiner Politik stellen. Ter Zar andererseits zeigte sich entschieden zurück haltend, weil die großen Zugeständnisse, die nach der Ansicht der Panslawisten von Seiten des deutschen Kaisers zu erwarten waren, nicht erfolgten. Sobalv sich indessen die beiden Monarchen überzeugt hatten, daß keiner von ihnen die Absicht hatte, bei diesem vertrau lichen Besuche politische Angelegenheiten zu erledigen und daß solche Angelegenheiten, falls sie überhaupt zur Sprache kämen, nur ohnehin gestreift werden sollten, begannen sie beide so zu sagen aufzulhauen. Kaiser Wilhelm wurde sehr munter und entwickelte seine ganze natürliche Liebenswürdig keit, während der Zar, soweit es sein von Natur vie phlegmatischeres Temperament gestattete, diesem Beispiele folgte. Der Verkehr zwischen beiden Herrschern wurde nun ein äußerst herzlicher, und sie schieden als die besten Freunde. „Wenn diese Angaben richtig sind", bemerkte der GewährS mann des „Standard" am Schluffe, „so ist cs klar, das Kaiser Wilhelm betreffs Bulgarien weder die Zugeständnisse gemacht noch verlangt hat, von denen man hier und da allerlei wissen wollte." * Die lutherische Geistlichkeit war bisher in Ruß land, namentlich m den baltischen Provinzen, materiell sehr gut gestellt. Die einzelnen Stellen sind insbesondere mit einer Widcmuth auSgcstattct, welche hin und wieder den Umfang eines stattlichen Rittergutes hat und in deren Be wirlhschaftung die Pastoren bisher ganz selbstständig waren Dem gegenüber sind die Popen, die Seelsorger der orthodoxen Kirche, zumeist, namentlich fast ausnahmslos in den Land gemeinden, höchst dürftig gestellt. Die günstige Lage der lutherischen Pastoren hat natürlich den Neid der orthodoxen Eiferer erregt. Jetzt soll den Pastoren die Verwaltung der Widcmuth entzogen werden. Die „Nowoje Wrcmja" weist darauf mit folgenden sehr bezeichnenden Wendungen hin: „Die bei dem Departement der ausländiscken Glaubensbekennt nisse de- Ministeriums des Innern sungtrende besondere Commission zur Revision des Statuts der evangelisch^utherischen Kirche in Ruß land hat, nach Berathung drr Frage der Vermattung der Pastorats güler, eS für nothwendig befunden, die lutherischen Pastoren von den Sorgen zu besreien, welche sie jetzt behindern, sich ausschließlich ihrer Pastoralen Thätigkeit zu widmen, d. h. von der Verwaltung der Pastoraisgüter und de» verschiedenen wirthschastiichen Verpslich- tungen, die ihnen nicht nur einen großen Thrtl ihrer Zeit rauben sondern auch sie in eine falsche Stellung versetzen ihren Gemeinde, gliedern gegenüber. Man beabsichtigt, die Verwaltung der Pastorate besonderen Comits« zu übertragen, welche aus Vertretern der Gemeinden und der örtlichen administrativen Autoritäten bestehen, unter der allgemeinen Aussicht und der Leitung der Gouvernements-Autorität AuS den von den kirchlichen und den Pastoratsländereien und Be- sitzungen sich ergebenden Revenüen wird der lutherischen Geistlichkeit ein bestimmter unterhalt gewährt werden, auf Grundlage der für die römisch-katholische Geistlichkeit atttigen Bestimmungen und nach den für die orthodoxe Geistlichkeit bestehenden Regeln. Bei der Fest stellung einer solchen Ordnung erkennt man eS für möglich, die von den Bauern an di« Pastoren zu entrichtenden Gebühren und Leistungen entweder vollständig aufznheben resp. sie erheblich zu reduciren oder sie durch Geldzahlungen zu ersetzen, die ebensalls zur Ausreichung der Unlkrtal,-mittel an die Pastoren würden zu dienen hoben, soll- die Reveuüeu aus anderen Quellen hierzu nicht reichen sollte-.'^ - Die Nachricht auswärtiger Blatter von.der Absetzung und Verhaftung des griechischen Bischofs Monastlr wird in Konstantinopel zuständtaersc.lS alSdmchaus falsch bezeichnet. Die Nachricht, daß der gedachte B'schof eine Eorrespondenz mit der griechischen Regierung unterhalten stabe, wird mit gleicher Bestimmtheit nicht bestnttcn. * AuS Buenos-AqreS, 6. September, wird gemeldet: Die National-Regierung hat aus Ersuchen des Gouverneurs von Entre-Rios Truppen und sdriegSschifse dorthin ad- gesendet. Sailer-Manöver. IV. Der Special-Eorresxondent der „Pos Verlauf des Manövers vom IX. Ar Post" berichtet über den Verlauf des Manövers vom IX. Armee-Eorps bei Krusau-Bau auS Flensburg vom 5. September: DaS heutige Corpsmanöver des IX. Armeecorps hatte einen besonderen Charakter. Se. Majestät hatte bestimmt, daß der markirte Feind, von dem General-Adjutanten von Wittich com- mandirt, am frühen Morgen seine Dispositionen z» treffen halte und daß so dem Gegner sdem da- Sübcorps bildende lX. Corps) zunächst die Ausgabe'zusiel, durch einen weitverzweigte» Ertundigungs- )ienst Stellung und Stärke des Feindes zu erforschen. Gegenüber einem nur durch einzelne Leute mit Flaggen dargesleltten maikirlen Feinde hatte das in dem unübersichtlichen Gelände seine Schwierig keiten. ^ Eine hügelige, zum Tkieil mit Wäldern, zum Theil mit üinpsigen Wiesen bedeckte Landschaft, deren Höhen und Tiefen mit einzelnen Gehöften und kleinen Ortschaften besetzt ist, da zwischen Teiche und Seen. Tie Hauptverkehrsader bildet die breite, von Flensburg nackt Norden südrendc Chaussee, welche zum Tbeil hart an der Flensburger Föhrde entlang führt. Links von der Chaussee liegen, durch die Schleswig-Holstein eigenthümlichen itti-.ks, namentlich für Cavalleric und Artillerie ziemlich unpassirbar, Nie huus und weiter nördlich Vau; rechiS Krusau und wieder die Föhrde. Dahinter ein freies Hochplateau, etwa 600 Meter breit, von scharfen Hüyenzügen abgegrenzt mit seinen scharf »ach Niehuus abfallenden Abhängen bietet das Hochplateau eine vorzügliche Vertheidigungs- ßellung, deren linker Flügel sich an die Jödrde anlehnt. Dem An reifer bleibt nur ein schmales Defilse zum Vordringen, das in der front durch einen Sec und die Lrischast Bau gedeckt ist. Die Haupikräste können somit auf die Sicherung des rechten Flügels verwendet werden. Diese Stellung, „Krnia»-Bau", zu nehme», war dt« Aufgabe des IX. Corps. Der Feinde sollte „nach Osten", d. h. nach der Föhrde, abgedrängt und ihm die Rückzugsliiue »ach Norden abgeschnitten werden. Heute früh wollte der Commandeur deS IX. Corps auf Vau Vorgehen. Die 18. Jnsantcrie-Tivision sollte früh um 8 Ubr von Flensburg aut'brechcn, die Uebergänge bei Kr uw» schließen und auf das vor Bau liegende Niehuus losgehen. Tie 17. Jnsantcrie- Tivision sollte zur selben Zeit vom Schäferhans ausbrechen, aus das links von Niehuus gelegene Pattbnrg vorrücken und den rechten Flügel des Feindes umgehen. Zunächst begann die Cavalleric den Austtärungsdienst. Tic Cavalleric war, während Infanterie und Artillerie bei dem Nordcorps nur durch 6 Compagnien und einige Batterien markirt waren, auf die beiden Gegner gleich vertheilt, ent sprechend der Wichtigkeit, die der Cavalleric bei der heutigen Taktik des Einleitnngsgefechtes, d. h. dem Aufklärungsdienst zuerkannt wird. Man sah denn auch daS ganze Gelände von einzelnen Patrouillen überschwemmt; die Reiter des markirlen Feindes, durch die hohen Hecken verdeckt, gelangten bis in den Rücken des IX. Corps und konnten so ihren Führern die bedrohliche» Bewegungen nach der rechten Flanke hin mittheilen. Tie beide» mecklenburgischen Dragoner-Regimenter, welche die Cavallcrie-Brigade des IX. Corps bildeten, vermochten nicht weiter als bis zu dem Plateau hinter der Linie Krusau-Bau vorzudringen. Hier gab es gieichheftiges Feuer und ein Lüsten deS Schleiers. ES war 8.40 Uhr, als von den Höhen bei Bau der erste Schuh siel. Die 18. Division hatte zu dieser Zeit das 2000 m vor Bau liegende NiehuuS erreicht und avancirle vorsichtig in den Thal windungen auf Bau. Tie 17. Division hatte weiter links ausgeholt und kam erst eine Stunde später zur Thätigkeit. In dem eigenthüin- lichcn Gelände, das ein Operiren mit großen Armeen ausschliesten würden, muß man ebenso, wie es 1848/50 und 1864 der Fall ivar, mit kleineren Truppenkürpcrn Vordringen und im Ernstfalle müßte in blutigen Einzclgefechicn Schritt für Schritt ackäulpft werden. Am Desilse bet Krusau führt nur die Thansseebrücke zur feindlichen Stellung, während gleich dahinter der Rand des Plateaus etwa 60 Fuß ziemlich steil aussteigt. Hier mußte die 18. Division Halt machen und sich auf Schützenfeuer beschränken. Die mit einem Zwischenraum von etwa 2—3000 in aufgcfahrenc Artillerie unter, hielt auf beiden Seiten ein reges Feuer. Die Cavallcrie plänkelte auf dem Flügel. Se. Majestät, der vor 8 Uhr bei Wasserslcben, dicht vor Krusau, gelandet war, gab selbst Befehle aus, ging mit der CorpS- artillerie des markirteu Feindes vor und ritt die Stellungen ,des IX. CorpS ab. Es war 11V, Uhr, als die 17. Division in dicken Colonnen um den rechten Flügel des markirteu Feindes herumgriff. Doch war dieser Versuch sehr schwierig, und als um 12V, Uhr das Signal Halt dem Ge>echt ein Ende machte, konnte man noch nicht seststcllen, ob es bei weiterem Vordringen dem IX. Armee-Corps überhaupt gelungen wäre, den Feind von seiner nördlichen Abzugslinie zu verdrängen. Der markirte Feind war einerseits ziemlich stark gewesen und war andererseits mit seinen Truppen sehr haushälterisch zn Werk, gegangen und hatte die starke Stellung geschickt zu vcr- werthen gewußt. Das heutige Manöver fand auf dem Boden statt, wo am 9. April 1848 dänische Truppen die Freischärler zurückgeschlagen hatten. — Nach dem Manöver fand noch ein Parademarsch vor Seiner Majestät dem Kaiser statt. Ihre Ma,estät die Kaiserin bestieg in Schloß Gravenstein einen offenen vierspännigen Wagen und fuhr mit Spitzenreiter und Leib- ßarde voraus nach Krusau. Ihre Majestät wurde bei der Ankunft in Krusau aus das Herzlichste von der Bevölkerung cinpsangcn Die Schulen bildeten Spalier. In den in der Nahe gelegenen Dörfern und Gehöften hatten ave Häuser festlichen Schmuck mit deutschen und schleswig-holsteinischen Fahnen angelegt. In Krusau war aui einer kleinen Anhöhe im Terrain des Rittergutsbesitzers Freitag ein Pavillon mit Zeltdach errichtet, aus dem die schleswig- holsteinische Flagge wehte und von wo aus man einen freien Blick über das gesammle Manöverfeld hat. Eine Tochter des Besitzers überreichte Ihrer Majestät ein Bouquet, welches die Kaiserin in huldvollster Weise entqegennahm. In Begleitung Ihrer Majestät befand sich ihre erlauchte Schwester Karoline Mathilde, die Hofdamen Gräfinnen von Gcrsdorf und Schulenburg. Die Kaiserin sah entzückend aus und dankte huldvoll sür die Honneurs der anwesenden Lssiciere und Gäste. Ihre Majestät trug ein terracolla-sarbige- Kleid mit weißem, offenen Iaquett und weißen Hut mit gleichfarbiger Straußseder; die Prin zessin Malhilde schwarzen Sammet mit schwarzem Hut und Feder. Gegen 10 Uhr erschien Sr. Majestät in Generalsunisorm aus dem Hügel. Die Kaiserin ging ihrem Gemahl einige Schritt entgegen und begrüßte ihn herzlich. Mit dem Kaiser erschienen zugleich der Ordonnanz4üsficier desselben Lieutenant Lassen vom Schleswigschen Husaren-Regiment, Se. königl. Hoheit Prinz Heinrich in Marine- Unnorin, Graf von Waldersee in der Uniform der Hannoverschen Ulanen, Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich und die höheren Osticiere des Geschwader-. Auch die sämmtiichen Cadetten der welche schottische Mützen trugen, wurden durch einen Lsstcier des kaiserlichen Seebataillons nach dem Aussichtspunct geführt. bezi Sorialdemokratisches. * Dem Genossen Liebknecht wirft die socialdcmokratische „Sächsische Arbeiterztg." u. A. vor, daß er, der in der social- demokratischen Parle, eine bervorragende Rolle spielt, nicht berechtigt sei, über interne Parteiverhältniffe an gegnerische Blätter zu schreiben. ES sei kein zwcifclöohncS Geschält, unter dem Smutze des RedactionögeheimnisseS Parteigenoffen zu beschimpfen und zu dcnuncircn. Die von Liebknecht hcr- rübrenden Artikel des „Socialdemokraten" und des „TempS" eie» im „Volksblatt" als eine „gewichtige, vernünftige Stimme" über die Auseinandersetzungen in der Partei nach- edruckt und ebenso die Liedkncchl'sche Eorrespondenz an daS Liener „Arbeitervlatl" im Londoner „Socialdcmokrat" mit dem Bemerken erwäbnt, „daß ausländische Parteigenoffen in der betreffenden Streitfrage genau so dächten wie die Fraktion." Aber auch die Londoner Notiz rühre dock von siebknecht selbst her! Ob denn das leine Eorruplion sei? * Die Socialdemokraten feierten am vorletzten Sonntag den TodeStag deS Begründers der Socialdemokratie, Ferdinand /assalle. Unrnbcii sind nirgends vorgekommen, dagegen konnte man in der Umgehung von Berlin Männer, Frauen und Kinder Lieder singen bören, in denen nach der Melodie von Kirchen- und patriotischen Liedern die Religion verböhnt wurde. Dieselben Leute aber, die den Glauben an Gott und die Treue gegen die Fürsten lächerlich machten, verherrlichten den Agitator Lassalle selbst wie einen Gott. * Apolda, 5. September. Durch verschiedene Zeitungen gebt die Nachricht, man beabsichtige den Gcmeinveralhs- vorsitzendc» und soeialistischen Abgeordneten Herrn Mangner als Eanditaten für die in Kürze staltsindendc Wahl eines Bürgermeisters anfzustelle». In der Bürgerschaft hat bis jetzt von diesem Plan noch nickttS verlautet, möglich ist eS aber immerhin, daß derselbe in der soeialistischen Partei ansgetaucht ist und seine Durchsübrung erstrebt wird. Herr Mangner hat unter seinen Parteigenossen sehr viele Freunde und da wir allgemeine und geheime Wahl haben, so wäre ein Turchbringcn deS Herr» Mangner nicht ausgeschlossen. Weder für die Partei noch sür Herrn Mangner noch für die Bürgerschaft würde darin ein Glück zu sehen sein. Nach den Erfahrungen, die wir bis jetzt gemacht, wird eS sehr schwer batte», einen Bürgermeister zu finden, welcher den hiesigen Verhältnissen genügt. Nur ein juristisch gebildeter woküvollender, aber mil der nötbigeu Energie ausgerüsteter Mann wäre stier am Platze und auch dieser wird nicht olme Anfechtung bleiben. (Weim. Zeit.) Musik. Neues Theater. Leipzig, 7. September. Die künstlerische Wechsel- ehung zwischen den Nationen bat sich in origineller Weise in der Oper offenbart; einige unserer deutschen Evmponisten griffen zu Stoffen Shakespeare'- — „Die lustigen Weiber von Windsor", „Zähmung einer Widerspanftigen", auch MendclSsohn's „Sommcriiachtstraum" ist zu erwähnen —, italienische und französische Eomponistcu, Bellini, Verdi, Gounov thatc» dasselde, Rossini wagte einen erfolgreichen Griff in die Meistcrwcrkc der deutschen Literatur („Tell"). So konnte eS kaum auöblciben, daß neben anderen Perlen unserer Literatur auch das Nativnaldrama der Deutschen, „Faust", in französischer musikalischer Fassung erschien. Gegen über dem unbestreitbar großen Erfolge des Gonnod'schen Werkes, gegenüber seinem wirklich großen künstlerischen Ernste ist es kaum mehr an der Zeit, über die Berechtigung einer Opcriibearbeituiig des „Faust" zu streiten, um so weniger, als der Gounod'schc Opcrntext die Grundlinien des Dramas un verrückt läßt. Wobt aber ist es nothwendig, unsere großen deutschen Eomponistcu gegM den Vorwurf zu vertheidigen, als hätten sic nicht de» Muth gehabt, Goethe'S Drama zu einem musikalischen umzugestaltcn. Jedenfalls wurde schon Beethoven, nach ihm Schumann und Wagner von dem Ge danken abgeschreckl, eine erhabene Dichtung zu einem Opern text zurccbtschneiden kaffen zu müssen; ihr Rcspect vor dem Goetne'schcn Genie ließ ein so barbarisches Verfahren nicht zu. Geradezu komisch erscheint es, wenn man Wagner unter schiebt, er hatte vor dem Gounod'schen „Faust" so viel Respect gefühlt, daß er nicht eine nochmalige musikalische Bearbeitung gewagt habe. Diese sich selbstrichtende Behauptung war sogar von einem sehr gescheuten Kopf, Herrn Dr. Ricmann, auf gestellt, der einmal sagt: „Daß Gounod'S „Faust", der von den deutschen viclgeschmäktc. nicht eine Verbunzung deS Goetbc'schen „Faust" ist, beweist mehr als vieles Raisonnement die Tbalsache, daß ih» Wagner nickt neu compinirt hat." Wie Alles an dieser Behauptung, so ist auch unrichtig, daß die Gounod'schc Oper von den Deutschen gebaßt werde. Herr Riemann möge nur einmal einer Ausführung deS Werkes in Leipzig beiwohnen! Unser Publicum hat sich schon längst zu einer unbefangenen Würdigung der theilweise großen Lckönbciten der Musik des bochbcgabtcn Franzosen empor-- gcschwungen und eS freut sich jeder neuen Aufführung, wie es gestern wieder durch überaus zahlreichen Theaterbesuch und lebbast gespendeten Beifall bewies. Wer hätte da etwas von Haß oder chauvinistischen Regungen gemerkt! Wären nur unsere westlichen Nachbarn so gerecht und unbefangen gegen deutsche Künstler und ibre Werke, wie wir eS gegen die Er zeugnisse französischen Geiste- sind! Tie Tbcaterleitung batte in der Rollenbesetzung eine wichtige Veränderung vorgenommen: Herr Scbclper erschien als Mephisto. Seit seinem ersten Auftreten hier babe ich den Künstler nicht wieder in dieser Rolle gesehen, und auch den meisten der gestrigen Theaterbesucher mag der Schelper'sche Mephisto eine neue Figur gewesen sein. Zunächst fällt die unheimliche Rübe dieses Picxbisto auf, eine Rübe, die um so dämonischer wirkt, als das Auge unS alle die furchtbaren Gedanken und Pläne des Teufels entgegenblitzt. Wie dämonisch wirkte z. B. die Beschwörung an die Nackt in der Garten scene, wie furchtbar wirkte der Eintritt Mepbisto'S in den Kerker, wie schrecklich klang sei» „gerichtet" aus dem Sturm der Gesüdle, welcher das Liebespaar bewegen, empor! Sckelper hat mil seinem Mephisto eine neue Meisterleistung gevotcn. Man konnte sich keinen schärferen Gegensatz denken als den zwischen diesem dämonisch kraftvollen Mephisto und dem kindlich unschuldSvollen, hingebcndcn Gretcbcn der Debütantin Fräulein Dienstbach, einem zn besten Hoffnungen berechtigen den Talente. Auch künstlerisch trat dieser Gegensatz scharf hervor: dort die bewußte, überlegene Ausübung einer seltene» / .
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