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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189011277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-27
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1890
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«rschekrt täglich srüh S'/, Uhr. Red««»« und Lr»rditis» Joh«r»e«gaffe 8. IPrechk»»ir« ärr ile-artir«: vornrtttag« 10-12 Uhr. Nachm-MA» 5—8 Uhr. «Ws"s »mstz«- »« für tzie»t«»s»t^»s« Kmumer seftt««tt» Ankerst» s« s»chent«,en »ts 3 Uhr Nachmittsss, ,,e«uu- un» -estts^s früh tzi« ,9 Uhr. Z» trn Fiiiile« für Ins.-^nnohmr: ktts Kle»»'« T«rtsm. (Aisretz Hstz«), Unwersiläiesrraß« I, t^hartueustr. 14 pari. nndKönig-pI«tz 7, nur bi» ,8 Utzr. Uch)igtr.TagtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abo»«eme«t-prei» vierteljährlich 4»/, Mk. tncl. Bttnaerlohn 5 DL. durch dl« A»tz bezogen S Mk. Jede einzeln« Nnrmna Li M. Belegerrmplar 10 Pf. Gebühren für Extr«betl aa», i Tageblatt-Format gebalzt) 30 Pf. (io Tageblatt-Format «-«» PoslbesSrderung SO M »tt Postbefärdernng >0 DL Inserate 6 gespaltene Petttzeüe Größer» Hchnftm loat oos. Preis»«, Tabellarischen». Ztsferosatz nach' Nertamr» »otrr demRedaction-strkch di« Z«ü»50Vf.,v»r deuFamtlteaaach di« 6grspaltrne Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» aa vi« Grpediti«» »o senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praeoumernocko oder durch Post» Nachnahme. t«. ^ 331. Dounerätag den 27. November 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Ti« Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 17. bis 28. -kovensber d. I. im Argand- breuner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stünd lichem Consum da- 18,8sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Fkammrnhöhe. Da- specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,453. Leipzig, am 25. November 1880. DeS Staths Deputation zu den Gasanstalte«. llutzholzauclion. Montag, den I. Drceinbrr diese- Jahre- sollen ron Vormittag 9 Uhr an auf dem Holzschlage in Abth. 28 b teS Burgauer Forstrevier» in der sogenannten Lindenauer Gottac an der grünen Linie l80Eichen-Sr«tzktötzev.2l/lO0cwMittenstärkeu.2/tk 219 Buchen« - - 17/41 - - -2/9 LbRüstern- » - 18/55 - » -6/13 t 8 Eschen- - - 17/37 - - -3/9 5 Ma-Holder- - - 23/34 - » -4/8 15 Eller- » - 18/37 - , -6/12 l Linden- - » 45 » - 9 1 Kirschbaum-» - 22 - . - 4 108 Stück Gfche»- und RSsteru-TchtrrhSlzer unter den öffentlich all-hängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver kauft werden. Zusammenkunft: Auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 22. November 1890. Des RathS gsorstdeputatto». Freiwillige Versteigerung. Auf Lotrag de- Ligenlhümer« soll da» auf Folium 788 de» Srund- und Hypolhekenbuch« für die Stadt Leipzig eingetragen«, «m Flohplatz hier unter Nr. 24 gelegene Hau», nod Gartcn- qrundftuck au de» Meistbietenden unter den im Termin« bekannt za machenden, schon jetzt au» dem Anschläge am Serichttbrrtte zu ersehende» Btttugaugen gerichtlich »erstriGrrt werde» und ist hier»» der 24. Dpeemtzer 1894, vormittag 14 Utzr, «l» Termin bestimmt morde». , vietunasluslige werdeo rtogelad«», zor a^achM» Zeit «, «ttrr- mchnrtrr Gericht»,teil« im Zimmer Rr. 85 stch eützufiode» «d ihr» Leipzig, de» 17. November ISA). Das Ksrffsltche Amts-ertcht daseldst. «bth. V. Sect. 5. Laodgras. Am 84. d. Mt», früh ist im Lhaussergraben a» der Lindea- »haler Sttaße zu Leipzig-Gohli», unweit der sog. Hafle'schea Häuser, ein Unbekannter von mittlerer Statur todt ausgesunden worden. Derselbe trug eiaeu Bart, hatte grröthete Nase und scheint in der Mitte der vierziger Jahre zu stehen und dem Arbeiterstande anzuarhören. An dem Leichname fanden sich: eine graubraun« Wintermütze, ein ebensolche» Iaquet nebst Weste, ein weiß- und schwarzgestreifte» wollene» Hemd, eine braune und «ine schwarz« Hose, ein Leibriemen, rin paar Stiefeletten, 8 Paar Strümpfe, rin Taschentuch, sowie eiu Portemonnaie mit 5b >4 Inhalt. Etwaige Mitthrilungen, di« zur Ermittelung der Persönlichkeit de» Unbekannten bleuen könnten, bitten Mir ungesäumt uu» zugehen zu lassen. Leipzig, am 85. November 1890. „e Da» P.ltzeiamt der «tadt Leipzig. HI. 6448. Bretschneider. vr. M. Sekarmtmachuilg, die «ufoahmr schalpfltchtlger «»der t» di« «e»dler sche Kreisch ul« tzetreffentz. Diejenigen Elter» und «armü,der. welch« für Ostern 1891 »m die weadler'sche ^ ^ Donnerst«», den „ . r der -retschnl«, Ldilaer» strotze 8, periünltch mit den Kindern »inz,fi»den »»d zugleich Taus, »nd Impfscheine de« Kindes vor,»lege». In die u,terste «lasse der Schule können nur Kinder Ausnahme finden, wrlch« Osten, 1891 schulpflichtig werden. Kinder, welche scho» Schulunterricht genossen bade», können nur, soweit noch Raum vorhanden ist, in eiu« oder« Classe der Schule ausgenommen werden. Leipzig, 22. November 1890. Da« Direetori»« der Wrutzler'scheu Grift»»,. Offene Lchuhmannsstelle. Bei der hiesigen Gemeind« ist «m 1. Januar 1891 rin« Schutzmann»stelle neu zu besetzen. Gehalt 800 BrNridungsgeld 80 jährlich. Geeignete Bewerber, welche gediente vkilitakr« sein und ul» solch« mindesten» UnterosficierSrang erlangt haben müssen, wollt» Gesuch« mit Zeugnissen t« Abschrift längsten« a« 3. Dece«der d. I. hier rinreichen. Leutzsch, am 84. November 1890. Der stemeintztvsrftantz. Th. Uhlig. Kaiser Wilhelm und die Socialdemokratie. Die parlamentarische Gesellschaft, welche der Reichskanzler vor rinigen Tagen ringcladen batte, gab dem Kaiser Gelegen beit, die Unfruchtbarkeit socialdemokratischer Congrrffe zu b« sprechen und die fernere umsichtige und energische Bekämpfunfl der Umsturzbestrebungen für aedoten zu erklären. Da- ist ein kurze« und zugleich inhaltschwere- Programm. Wer die Verhandlungen der Socialdemokratie in Halle aufmerksam verfolgt bat. muß über da- sehr geringe Ergebniß derselbro erstaunt sein, e« ist eigentlich nicht» geschehen, als die Billigung der von den Führern der Bewegung bisher brsolaten Tactik. Der einzige positive Versuch, rtwa-Neue« zu schaffen, ist der Beschluß, die gewerkschaftliche Organisation der Arbeiter zu centralisiren, aber dieser Beschluß hat eigentlich mit den Zielen der Cvcialtemokraiir nicht-gemein, erist bestimmt, dir Arbeiter zur Wahrnrbmung ibrer Interessen gegenüber den Arbeit gebern, insbesondere bei ArdritSeinstellünzen in den Stand zu s-tzen, aber nicht, wir Liebknecht meint, den socialistischen Staat ausznrichlen. Di« socialdemokratischen Versammlungen nach dem Eon greß in Halle sind der Widerschein der dort gepflogenen Verhandlungen Und wa« haben sie zu Tage gefördert? Zunächst persönliche Streitigkeiten über dir Grenzen der Macht der Führer, Untersuchungen über den Werth der freien Liebe, über die Ursachen der Armuth, über die Der wirklichung de- socialistischen Programm-. Wenn man die Summe zieht au- den in diesen Versammlungen gehaltenen Reden, so bleibt so gut wie nicht- davon übrig, wa- al» eine brauchbare Grundlage für spätere Gestaltungen ange sehen werden könnte. Beschlagnahme de« Privateiarnthum«, Ausscheidung der Religion au- Staat und Gesellschaft, Ver achtung jeglicher Autorität und daher schrankenlose Herrschaft des persönlichen Willens. Dazu der unklare Begriff von der Socialisirung der Gesellschaft, welche wiederum nur denkbar ist, wenn die persönliche Freiheit vollständig unterjocht wird. Es ist ein große- Ebao« von unklaren Vorstellungen, unau«- übrbaren Neuerungen, Gebilden der Einbildungskraft, die in triil Wunsche ikrc Entstehung-ursachr haben, ein bequeme-, möglichst arbeitsloses Leben zu führen und sich die Genüsse der Neichen zu verschaffen. Gerade diese vollständige Ergebnißlosigkeit aller bi-herigen öffentlichen Erörterungen über Zweck und Ziel der social- demokratischcn Bewegung ist aber dennoch al- ein nicht zu unterschätzender Gewinn zu betrachten. Wir ballen e« für wichtig, daß die auf dem Boden der historischen Entwickelung siebenden Parteien den Beweis der Unmöglichkeit, den socia- listiscbcn Staat aufzurichtcn, an- der Mitte der socialdemo kratischen Partei heran- erhalten. Es mag unerquicklich sein, die vergeblichen Anstrengungen der Socialdemokratie zu beobachten, ihre Bestrebungen vor den eigenen Genossen und vor der Welt zu rechtfertigen, aber gerade die völlige Unfruchtbarkeit dieser Bemühungen leistet Gewähr dafür, daß die Bewegung allmälig in- Stocken aeratbrn muß. Mit leeren Versprechungen und inhaltslosen Redens arten lassen sich deutsche Arbeiter auf die Dauer nicht ab speisen, sie tragen da« wohlberrchtigte Verlangen, daß sich au- den Reden auch Thatsachrn entwickeln. Bisher war noch vielfach der Glaube verbreitet, daß die Socialdemokratie eine Zukunft habe, daß sich au- den Anfängen etwa- ent wickeln werde, wa- der dafür geleisteten Opfer Werth wäre. Und au< diesem Grunde hat ein Theil der Arbeiter den Lehren der Socialdemokratie willig da- Ohr geliehen: wenn sie aber den Beweis in dir Hand bekamen, daß Alle- nur Wind und Schein ist, wa- ihnen die Führer seit Jahren vor- geschwatzt haben, dann wird auch der verführte Tbril der Arbeiter der socialdemokratischen Bewegung den Rücken wenden. Die Socialdemokratie ist nicht sowool arbeiterfreundlich al» staatsgrsährlich, da» ist im Ganzen und Großen das Ergebniß de« Congresse» in Hall« und der daran sich schließen den socialdemokratischen Versammlungen. Die Gefahr ist aber » dem Augenblick verschwunden, m welchem die Arbeiter zu der Uebrrze»gung gelang«, d«ch ihnen das Heil der Zukunft niemal« von socialdemokratischer Seit«, sondern nur im Zusammenhang mit der Gesammtentwickrluna in staat licher und gesellschaftlicher Beziehung kommen kann. Die socialdemokratische Bewegung ist ein Kind unserer Zeit, aber kein gesundes, sondern eine Mißgeburt, welche ihre schädliche Natur nur so lange zur Geltung bringen konnte, als ihre Leben-unfähigkeit noch nicht allgemein erkannt war. Seit dem Congrcß in Halle hat die Welt eine klare Einsicht in da- socialdemokratische Getriebe erhalten und sich davon über zeugen können, daß nichts dahinter steckt. Wenn die Zukunft wirklich, wie dir socialistischen Führer behaupten, dem SocialiSmuS gehört, dann würde der Congreß in Halle eine ungeheure, überall wahrorhmbare Wirkung er zeugt haben, statt dessen ist rr spurlo« an der Welt vorubrr- gcgangen, Staat und Gesellschaft sind in ihrem Gleichgewicht nicht erschüttert und verfolgen ungestört die ihnen vorge- »richneten Bahnen. Wa» der Erhaltung und Fortentwickelung fähig ist. findet zuweilen spät, aber doch immer noch zu einer Zeit Anerkennung und Förderung, da noch eine Wirkung davon au-geben kann, aber die Socialdemokratie steht auf dem Puncte, wo die eigenen Anhänger stutzig geworden sind und keinen festen Boden mehr unter den ffußen fühlen. Di« ganze Bewegung hätte nur dann einen Zweck, wenn da« goldene Zeitalter, welche- die Führer in Aussicht gestellt baden, kein Nebelbild wäre. Aber Tag für Tag verrinnt» und r- ist noch kein Anfang der Auslösung von Staat und Gesellschaft im socialdemokratischen Sinne zu spüren, im Gegcntheil tritt die sehr brmerkcnSwrrthe Tbatsache mehr und mehr zur Erscheinung, daß die öffentliche Aufmerksamkeit sich von der socialdemokratischen Bewegung abwrndet «nd sie sich selbst überläßt. Der Kaiser ist entschlossen. Umsturzbestrebungen energisch in ihre Schranken zurückzuweisen, aber wir kosten, daß c- defsen nur noch in ganz vereinzelten Fällen bedürfen wird. E« giebt noch heute Socialdrmokratrn, die mit ihren Jrr- tkümern stehen »nd fallen; rin Appell an sie, ihren Wünschen mit Gewalt Erfüllung zn bringen, würde nicht vergeblich er gehen. Aber so besmnung«lo- sind die Führer doch nicht, daß sie sich an ein so gefahrvolle- Unternehmen in der sicheren Voraussicht, zu unterliegen, wagen würden. Die Neigung zu Gewaltthätigkeiten würde in dem Maße wachsen, als sich die socialdemokratischen Lehren in da« Heer übertragen ließen, dazu ist aber ebenso wenig Aussicht vorhanden, als dazu, daß die Landbevölkerung den socialdemokratiscken Aufreizungen Gehör geben wird. Unsere Zustände sind viel zu gesund, al- daß wir nicht im Stande sein sollten, den socialistischen KrankbcitSstoff zu überwinden» der un« von außen her ein geflößt wird, ohne die al- Voraussetzung ihrer Wirkung vor handenen Schwächrzustände in unserem Organismus vorzu finden Die socialdemokratische Bewegung hat die Hohe ibrer Entwickelung bereit- überschritten» dafür sprechen alle Anzeichen. * Leipzig, 87. November. * Ta« parlamentarische Essen beim Reichs kanzler, dem bekanntlich der Kaiser beiwohnte, wird von den Berliner Blättern eingehend besprochen Die .Nord deutsche Allgemein« Zeitung" bringt (wie schon in tele graphischer Kürze erwähnt), in Ergänzung de- schon Be kannten, noch solgendt Einzelheiten: Roch A»fheb»ng der in zwangloser Unterhaltung verlaasendeu Toset nahm Se Majestät der Kaiser aus einem Sooha Platz, neben lhm Herr Finanrminlster 1»e. Mtquel und der Führer her conjervotiven Partei des Abgeord»»ient>a»ikS, Herr von Rauchhaupt; um de« Tisch hatten außerdem die Herren Freiherr von Stumm, von Tiedcmann. De. Windlhorst, Freiherr »on Zedlitz. Freiherr von tzuen«, vr. Reichensperger und der Minister de« Innern Herr Herrliirth Platz genommen, während der grüßt« Theil der übrigen Geiellichafr die»« Gruppe stehend umschloß. Sein« Majestät hat«, sich eine Eigarr» anoezundet und führt« «t»« s«hr lebhaft« Unter, baltunq mit der Umgebung. Unrichtig ist, w«nn eiu hiesige« Blatt meldet, bei dieser Gelegenheit tei eine Leruachlässigunq bemerken gewesen, im Gearn- de« Herrn vr. Windlhorst »u bemerken gewesen, im Gea« theil erknndiat« sich S«. Majestät angelegentlich nach dem Befinden des Trntnlm-sührrr- und richtet« wiederholt dos Wort an denselben. Da« Gespräch drehte sich natürlich um politisch« An- gelegenhettrn »»b sprciell um die den Landtag beschäsligenden Resor,„fragen. Der Kaiser envte- sich über den Inhal» derselben unh tnSbelondarr der Einkommensteuervvrlage genau tnsormirt und batte auch tzowit- «ingrheiidste Kenntnis, von den beiden ersten Togen der Pnchandlungen de» Abgeordnetenhäuser über diese ge- oommen. Ei. Majestät sprach sein« Befriedigung au« über die schliche Art, t» «elcher da» Hau» seine Vorlage di-cutirt habe, und anerkentt» die an derselben geübte sachliche Kritik, solch» wünsch« rr. Einer der Gäste betonte daraus, wie inan all>eittg darüber erfreut sei, an Allerhöchster Stelle solcher Auffassung zu b». gegaen, welche zu der früheren Zurückweisung auch sachlicher Ein- wände in danken-werthem Gegensätze stehe. Tie Unterhaltung ührte auch ans dir joclalpolitischen Fragen, in welchem Thema der Kaiser die Unfruchtbarkeit der socialdeinokratischen Eongresse für den Arbeiter geißelte, sich al« Feind aller doginalischen Zänkereien bekannte und jene Politik« tadelte, welche zur posi. ttvea Förderung der polltischen Arbeit nicht- leisten und sich aus zersetzeude KrÄk beschränken. Bei Bekämpfung umstürzlerischer vestrebungen müsse mit Energie und Umsicht vorgegangen werden. Auch die Entwickelung de- Verkehrswesen- wurde berühr!, in«, besonder« sprach sich der Kaiser für Ausbau der Wasserstraße» „nd EanLIe aus, durch »selche besonder- dem ärmeren Osten Verkehr«, rrleichterungen zu schaffen sein würden. Auch dt« strategische Be- deutung solcher Lerkehr-wege wurde betont, insbesondere auch wie ich dieselben im Kriegsfälle vorzüglich zum Transport Verwundeter und Krauter «tauet«». Dir .Post'' bestätigt diese Mittheilungen und bemerkt, .daß sich der Kaiser n. S. auch sehr entsch,eden für volle Ausrechterhaltung des landesherrlichen Summ episkopats und gegen ein Ueberwirgen de« dog matische» Elementes au-sprach." * Am Dienstaa Nachmittag fand eine Plenarsitzung de» Bundesrath« statt. Vorher traten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen zu eiuer Sitzung zusammen. In der Plenarsitzung hat der Bundesrath de» Gesetzentwürfen, betreffend die Abänderung des Pateutaesrtzes und betreffend den Schutz von Ge brauchsmustern, seine Zustimmung erthrilt. * Dir Bewegung in der protestantischen Welt Deutsch- lauds geaeu di« Wiederzulassung der Jesuiten wird immer levhaster. Ä« ganz Nassau circulirt von Hau« zu Hau« riue P«ti1i»» aa den Reichstag, woriu gegen di« Rückkehr der Jrsuite» protestirt wird. * Das B-dWuiß» die Parteithatigkeit zu verstärke«, hat di« de»tsch«W«Mei in Württemberg veraula^, i» kn «mrr febriAhtreich bss»ch-M.Btrtrauru-«änu«rv«riLmm- lung ihre Organisation auszu! . .... wurde an« Zweckmaßigkritsgründen den in Stuttgart an sässigen Mitgliedern de- Lande-au-schusse- übertragen und dabei Vorsorge getroffen, daß der Zusammenbang mit den einzelnen Bezirk-vcreincn ein enger wird. Bezüglich der (5an didaturen wurde festgesetzt, daß dieselben von den Bezirk« au-schüffrn nach Rücksprache mit dem LandcSauSschuß auf gestellt werden sollen. Dadurch wird verhütet werden, daß, wie in der letzten Zeit mehrfach geschehen, einem der Partei angehörige» Mann von einem kleineren Kreise eine Eandi- dalur angetragen wird, daß derselbe zwar die Unterstützung der Wähler findet, aber von der Parteileitung nicht aner kannt werden kann. Auch die Berwaltung-rcsorm kam kurz zur Sprache; eS zeigte sich aber, daß die Meinungen, nament lich über die Leoen-länglichkeit der OrtSvorsteher, sehr aus einander gingen und daß die Frage nicht al- eine politische anerkannt wurde. * Der StaatSrath von Elsaß-Lothringen ist am Frei tag Nachmittag unter dem Vorsitz de« Statthalter« Fürsten Hohenlohe zur Berathung de- nächstjährigen Etat« und anderer Vorlagen für die nächst« Tagung de« LandeSauSschusseS zusammengetreten. * Di« russische .Nowosti" melden, da« Krieg-Ministerium sei, da der Versuch mit der Jnfanterir-Unterofticierschule in Riga gute Resultate aufweist, entschlossen, noch weitere der> artige Anstalten zur Ausbildung der Unterosficierr anderer Waffengattungen zu errichten. — Wie die .Petrr-burg-kija Wedomosti" wissen will, sollen die beiden au- den bestellenden drei baltischen Gouvernement- umzubildrnden GouvernementS die Bezeichnung .Nigasche«" und .RevalscheS" erhalte». Da- kurländische Gouvernement solle mithin zu existiren aushören * Wie die .Agence de Eonstantinoplr" meldet, werden in den der Pforte nahestehenden, sowie in diplomatischen Kreisen die Meldungen der .Daily News", daß der General gouverneur von Erze rum an die Kurdcnhäuptlingr Waffen und Munition habe vertheilen lassen und daß der be rüchtigte Räuber Ahmed al Mehemed zum Gouverneur von Alaschkert ernannt worden sei, al- vollkommen unbegründet bezeichnet. * Gutem Brrnebmen nach ist dem Großhrrzog Adol von Luxemburg rin Handschreiben Sr Majestät de-Kaiser- Wilhelm mit Glückwünschen zur Thronbesteigung zugegangen * DaS Ableben de- letzten OranierS bildet ein Ereigniß. welches, untrr dem GesichtSpuncte seiner politischen Tragweite betrachtet, Europa heute so frei von Ungewißheit und Sorge antrifst, wie solche- dem wohlbrgründrten Ver trauen der öffentlichen Meinung zu der Festigkeit der be stehenden völkerrechtlichen Oidnung entspricht. Der Ehrgeiz, die politische Ränkesucht, welche vor Jahren c»,S ungleich geringfügigerem Anlaß, al- dieser Trauersall, eine.Luxem burgische Frage" in die Combinationcn der großmächt- lichen Diplomatie zu werfen sich unterfangen konnten, haben gegenwärtig zu ihrer Bethatigung keinerlei Spielraum. Die von dem Tode de« ohne männliche Nachkommenschaft dahingeschiedenen Monarchen unirrtrennlichen staat-recht lichen Veränderungen vollziehen sich in strengster Gemäßheit de- schon im Voran- festgesetzten Programms. Niederländer und Luxemburger regeln ihre eigenen Angelegenheiten nach ihrem eigenen Ermessen, ungestört und unberi» trächtigt durch fremde Beeinflussung, und Niemand, der nicht die Anmaßlichkeit besitzt, bei Allem, wa- passirt, dabei zu sein, mitzuratben und eventuell auch niitzutbatcn, denkt daran, rß schmerzlich zu empfinden, daß d>« Sache sich so und nicht ander- zuträgt. Nur i» Pari- kann man eS nicht über sich gewinnen, die Nachrichten an« dem Haag brzw. au- Luxemburg in objectiver Weise zu verzeichnen und zu besprechen. Irgend eine und wenn auch noch so behutsam versteckte Anspielung auf die tiefe Unzufriedenheit, womit Frankreich den internationalen «t»4u, ezuo erträgt, der ihm keinen Vorwand mehr zur Bevormundung der Staate» zweiten Range- gewährt,kann sich auch der maßvollste Pariser Zeitung«- wlitiker nicht versagen, geschweige denn jene- puklicistische 5hor der Rache, welches eS nicht zu verschmerzen im Staude ist, daß seit 1870/71 der Schwerpunct de- europäischen Staaten- vstemS wieder nach seinem natürlichen Sitze im Herzen de» WeltlbeilS verlegt worden ist. Diese Leute sind wrgen ihrer eigenen Vergangenheit unvermögend, an die uneigennützigkeit und Ehrlichkeit der heute in Europa herrschenden internationalen Politik zu glauben. In einem Atbem condoliren sie den Nieder ländern und Luxemburgern und beklagen sie zugleich wegen der ihnen von Osten, von dem usurpation-süchtigen Deutschland, an geblich drohenden Gefahren. Von solchen .Gefahren" hat außer dem überreizten Hirn der Pariser Revanchesanatiker »och keine Mcnschcnsccle auch nur da- leiseste Anzeichen ge wahrt. DaS bindert jene aber nicht, die Holländer vor den deutschen Gelüsten auf ihren indischen Colonialbesitz und auf die Mündungen de- .Vater Rhein", sowie die Luxemburger vor der Angliederung an da- Deutsche Reich zu warnen. Und damit sich ja Niemand über die dem internationalen statu« quo feindliche Tendenz derartiger Auslassungen täuscht, taucht im Hintergründe die russisch-französische Allianz als Schirmberri». beziehung-weise als Rächerin de- .ver gewaltigten Rechtes" auf, oder, wie die .Repudlique fran^aise" ich ausdrückt, „tritt die luxemburgische Frage angesichts der elsaß-lothringischen und der Konstantinopeler Frage in de» Hintergrund . Dergleichen Stilllbungcn sind zur Sache elbst natürlich ohne jegliche Bedeutung; immerhin bieten sie ein gewisse- symptomatische- Interesse, sofern sie dem auf merksamen Beobachter der Tagesvorgänge da- böse Trachten de- ChauvinSmuS verrathen. Letzterer ist jetzt zur Ohnmacht verurlheilt, seine üble Laune aber zeigt den Völkern deutlich genug, wessen sie sich von ihm zu versehen haben würden, wenn sie ihm jemal- gestatteten, wieder zu Kräften zu kommen. * Die.Riforma" zählt 486 bekannte Wahlrrsultate auf; davon werden 395 al- Ministerielle, 4l als constitutioncU Oppositionelle, 36 al« Radikale und 9 al» politisch Zweifel- - haste bezeichnet. 5 Stichwahlen sind erforderlich. * Bei der Adreßdebatte im englischen Oberhaus erklärte der Premierminister Lord Salisbury, die City schulde hinsichtlich der jüngsten GcldkrisiS dem Gouverneur der Bank von England den größten Dank. Wenn die Regierung in der Angelegenheit irgend welche Schritte arthan hätte, so hätte, allerdings der Schriftwechsel mit dem Gouverneur ver legt werden müssen; da die-aber nicht der Fall, so sei die örteruo- der Frage nicht erwünscht, indem zur Erklärung der Vorgänge rein vertrauliche Angelegenheiten enthüllt werden «Aßt«. — Ä» Betreff der schrecklichen Enthüllungen von Per >frtka-Cqu»rd1tioa beabsichtig« die Regierung, keine Untersuchung anzustellen, da e- nicht festste»«, daß die Untersuchung die Wahrheit zu Tage bringe, während leicbt eine Ungerechtigkeit begangen werden konnte. Der Hauptführer der Expedition, der die Enthüllungen gemacht habe, sei kein britischer Unterthan, und die beiden Haupt- bcsckuldigten seien der menschlichen Jurisdiction entrückt. — Da- Oberhaus hat sich bis nächsten Dienstag vertagt. — Bei der Adreßdebatte appellirtc der Erste Lord des Schatzes Smith an die Opposition, der Regierung beizusteben, die Vorlagen zu fördern, die nicht im Partei-Interesse ent worfen seien, sondern im Interesse des Gemeinwohls. — Da- Unterhaus bat die Adresse ohne Abstimmung ange nommen. — Gladstone richtete an John Morlcy ein Schreiben, welches Parncll mitgctheilt wurde. In demselben spricht Gladstone sein Bedauern darüber au», daß Parnell nicht seine Demission al- Parteiführer gegeben bat, und erklärt, wenn Parncll Parteileiter bleibe, so wäre die« für die Sache Irland« verderblich, bringe die Freunde Irland« in Verlegen heit und mache sogar die Leitung der liberalen Partei durch Gladstone werthloS. Gladstone machte dem irischen Depu- tirten Maccarthy hiervon Mittbeilnng, indem er ihn bat, auch die anderen parnellitischcn Dcputirten in einer heute Mittag im Unterbaust stattgrbadten Versammlung davon in Kenntniß zu setzen. In dieser Versammlung wurde, wie be reit- gemeldet, Parncll als Führer der Partei wiedergcwählt. Morley und Gladstone hatte» am Nacnmittag eine Unter redung mit Parnell, in welcher sic diesen drängten, znrück- zutreten. Da aber Parnell entschlossen schien, diesem Natbe nicht zu folgen, so tbeiltc Gladstone der Presse obiges Schreiben init. In den Wandclgängen des Unterhauses herrschte große Aufregung, unter den Liberalen Bestürzung. * Wie au- New-Nork gemeldet wird, begab sich der bekannte Buffalo Bill nach dem Westen, um den Versuch zu unternehmen, die Bewegung der Sioux-Indianer auszubaltcn. Buffalo Bill verkannte nicht, daß die Lage ernst ist, gleichviel, ob die StaatStruppcn in der Defensive bleiben oder die Offensive ergreifen. 6000 Indianer ver ließen da« ihnen angewiesene Gebiet und zogen nach Westen. preußischer Landtag. * Berlin, 25. November. TaS Abgeordnetenhaus berieth beut« in erster Lesung die ErbschaftSsicuervorlage. Nachdem Regierungscommissar Geh. Rath Raihjen einige Einzelheiten de« Gesetzentwurfs erläutert hatte, erklärte sich Mg. I>r. Mithofs gegen die Vorlage, soweit sie die Besteuerung de« Ascendenten »nd Deicendcnien einsühren wolle. Tie Heranziehung deS sundirien Lin- kommen- muffe auf einem anderen Wege geschehen. Der Redner gab ober zu, daß die bestellende Erbschaftssteuer einer weiteren Aus« bildung fähig sei; ei» Theil der nationalliberalr» Fraction sieb« auch der Vorlage sekundlicher gegenüber. Mg. Richter bekämpste ebenfalls den Entwurf, wenn er auch einzelne technische Verbrsi,-. rungen enthalte. Jcdensall« müsse man wünschen, daß die steuerfreie Summe deransgesrtzt und die Steuersreibeit für Vermächtnisse an die tobte Hand beseitigt würde. In diesem Zusammenhang berührte Redner den Stenipei für die Errichtung von Fideicvinmiffe» »nd fragte an, ob die Nachricht begründet sei, baß dem früheren Minister von Lucius dieser Stempel erlassen worden sei. Ei» solche« DiopensattonSrecht müßte jedenfalls gesetzlich ausgeschlossen werden. Tann kam der Redner aus die osficiös« Presse zurück und behauptete, au« dem Ftnouzministerium seien wiederholt Nachrichten über die in Vor bereitung begriffenen Gesetzeniwürse in die Orffenliichkett gedrungen, namentlich durch Vermittelung der „Berliner Politischen Nachrichten". Den gegenwärtigen Finanzminister habe er nicht al« „Steuer- schlepper", sondern nur al« Minister für neue Sleuern bezeichnet, ein Autdruck, den er au« frühere» Reden de» Minister« zu recht- sertigen suchte. Finanzminister Nr. Miguel wie« nochmal» die Schwäch« in der Beweirführinig de« Mg Richter noch, der immer die Einnahmen de« Staate» heradsetzen wolle und sich nie uin die Deckung der Ausgaben kümmere Sein Verbältniß zu der Presse legte der Minister i» lovalster »nd »nansechtbarsier Weis« dar. Ueber den Fibeicommißstemvel de« Herrn von Lueino erklärte er sich augenblicklich nicht unierrichlet. Bezüglich der ErbschaslSstcuer bat
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