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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-19
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1890
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tikdaclion und -rprdilion IodanneSgosie 8. LPrrchlliiiiLrn -er Nedoclioii: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmülag» 5—V Uhr. «,a«hme »rr für tzte n-chftkskgn,»« Nnmmcr besttmmtrn Inserate an Wochentagen bt» 3 Uhr Nachmittags, anLonu- u»V Frsttagcusrüh bis '/,v Uhr. 3» -tii Filialko für 3ns.-Annalime: Ltt« tUrmm« Lartim. «Alsretz Haha). UutversitütSswaß« 1, Lont» Lasche, kathariuenstr. 14 part. und KSnigSplatz7, mir bis V,3 Uhr. Unzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Slbomrement-pret- vierteljährlich 4>/, Mk. lnct. Brinqerlohn 5 Mt, durch di« Vast bezogen 6 Mk. Jede ein,»ln« Nummer SO Hf. Belegereinplar 10 Pf. tvebübren für Extrabeilage» <tu Tageblatt-Format gefalzt) ahne Postbrförderung 00 Mt. «tt Postbesörderung 70 Mk. Insrrate Sqefpaltme Petitzrile 20 Pf. «rößo» Schrillen laut irns. VrrtSverzeich.itß. Ladrllarijcheru. Ziffer»!«) uach höhen»Tarif. Lkllamtn »trr bemRebacttonSstrich bi« Sgefpalt. Zeile SO Pf., vor den Familienuachrtchtea bt» Kgeipaltene Zeile 40 Pi. Ialerat« sind stet« an di« lleprdttton za seabeu. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung prosnomorsaxto oder durch Post» »achnahm«. 282. Freitaft dm 19. September 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebene Lieferung von guHeisernen Tauten und UuterlaqSplatten, sowie walzeiserurn Trägern für den Neubau des EckgedäudeS neben der Markthalle ist vergeben Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihrer Angebote hiennit entlasten. Leipzig, am 16. September 1890. 7. 6360 Der Nath der Stadt Leipzig. 1237 I>r. Gcorgi. Rüling. Fondsbörse zu Leipzig. Die Kahl der vo» den Besuchern der Fondsbörse in den LchätzuugS-AliSschutz für 1890 zu entsendenden 3 Mitglieder findet Krettag, den 19. September 189«, unmittelbar nach Schlug der Börsenversanuiilimg statt. Unter Hinweis aus den betreffenden Börfenanjchlag laden die Unterzeichneten hiermit zur Theilnahme an dieser Wahl ein. Leipzig, den N. September 1890. Tie seiten- drr 1. Abtheiliing des Vürfenvorstandcs in den Lchätznngs-Ausschutz für 1899 Abgeordneten: W. Schmidt. Fritz Mayer. Franz Schlick. Blehl, Bürsensecretair. Vir Erneuerung -er Handelsverträge. Die Handelskammer macht die Mtwlteder des HandelSstandeS daraus aufmerksam, bah mit dem 1. Februar 1892 die HandelSvcr- trüge mit der Schweiz, mit Italien und Spanien adlausen. vorher schon endige» die Handelsverträge mit der Türkei und Rumänien, am 1. Janmrr 1893 der Vertrag mit Serbien und am 20. Februar 1895 der Vertrag mit Griechenland. Endlich können irderzeti gekündigt werdru mit einjähriger Frist die Handelsverträge mit Belgien, Vrohdritannte» und Irland, mit den Niederlanden, mit Oesterreich-Ungarn und mit Portiegal. Mit Frankreich besteht lant Art. 11 de- FrankfnrterFriedenS- Vertrages vom 10. Mai 1871 «in Meistbegünstigungs-Abkommen. Dasselbe erstreckt sich jedoch nur auf diejenigen Begünstigungen, welche einer drr vertragsschließenden Lheile den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Oesterreich-Ungarn, Rußland oder der Schiveiz zugestauden hat r' oder.»ugestehen würde. Da jedoch die Handelsverträge, welche Frankreich mit Belgien, Großbritannien und der Schweiz abgeschlossen hat, mit dem 1. Februar 1892 ablausen, und die Verträge mit den Niederlanden, Oeslerreich-Ungarn und der Schweiz jederzeit gekündigt werden können, so ist cs leicht möglich, Laß auch unsere Handelsbeziehungen zu Frankreich in kurzer Zeit thatsächliche Aenderungen ersahren können. Im Hinblick aus die grosze Wichtigkeit, welche die Handels- Verträge für da- Gedeihen der Industrie haben, liegt eS im Interesse deS HandelSstandeS, etwaige Wünsche, welche die Er neuerung oder Abänderung jener Verträge betreffen, auSsÜhrltch und rechtzeitig aus schriftlichem Wege der Handelskammer nütz», theilen, damit diese sie bei ihrem Gutachten verwerlhcn und berück sichtigen kann. Wir bitten daher, solche Aeußerungen bis zum 29. M. an die Kanzlei der Handelskammer, Neue Vorst, Tr. X, I., zu berichten. Leipzig, den 18. September 1890. Tie Haiidriskammer. A. Thieine, stell». Vorsitzender. F. Puder, II. S. Bekanntmachung. Die Führung des Handels-, Genossenschasts- und MnsterregisterS über die zum Bezirke der Königlichen Amtsgerichte zu Beiger», Tommitzsch und Prettin gehörigen Ortschaften, welches bisher von dem Unterzeichneten Amtsgerichte geführt worden, ist durch Be» sügung dev Herrn Justiz-Ministers vom 1l. Februar d. I. — vom 1. Oktober d. I. ab den vordezeichueten Gerichten, einem jeden für seinen Bezirk übertragen worden. Torgau, den 17. September 1890. KSnigltcheS Amtsgericht. Vie Lage in Ostafrika. Unsere Zweifel an der Richtigkeit der Annahme, daß durch daS dcutsch-engtische Abkommen der friedliche Verlauf der deutschen und englischen Kolonisation OstafrikaS verbürgt werde, haben sich als begründet erwiesen. Die Spannung zwischen England und Deutschland wegen der afrikanischen Angelegenheiten ist stärker als sie je zuvor gewesen ist und zwar auf dir bisher noch unbestätigte Nachricht hin, daß die deutsch-ostafrikanischc Gesellschaft die Abhaltung von Sclaven- märkten in Bagamoyo und Dar eS Calaam gestattet habe. Die englischen Blätter verlange» bereits den Abbruch der Beziehungen zwischen beiden Ländern, die Tbcilnabmc Deutsch lands am Brüsseler Antisclaverei-Congrcß wird als Holm bezeichnet, Deutschland wird beschuldigt, die Errichtung deS ProtectoratS über Zanzibar zu erschweren, die Unmöglichkeit einer friedlichen Vereinbarung im Sinne deS deutsch-englischen Vertrages vom 1. Juli liege auf der Hand. Auö diesen erregten Acußcrungen der englischen Presse ist ersichtlich, auf wie schwachen Füßen das gute Einvernehmen zwischen Deutschland und England in Ostafrika siebt, waö von Deutschland mit so großen Opfern erkauft worden ist. Ein so vorschnelles Zugreifen, um Streitigkeiten hervorzu- rusen, ohne eine nähere Darlegung und Begründung des Sach verhalts abzuwarten, muß in bobcm Grade befremden, es zeugt daS keineswegs von gutem Willen auf englischer Seite, und wenn auch der Streit, wie anzniicbmen, bald wieder be glichen sein wird, so bleibt doch eine Verstimmung zurück, die »icbt dazu dienen kann, ein friedliches Zusammengehen Eng lands und Deutschlands in Zukunft zu verbürgen. Eine ebenfalls sehr ernste Sache ist der Vcrrath, welchen Jackson, der Fübrer der von der Britisch Ostasrikanischen Gesellschaft veranstaltete» Unternehmung zur Errichtung von Stationen am Vicloria-Nyaozasce, an vr. Peters geübt Kat. Er wollte den Führer der Expedition zur Unterstützung Emin Paschas, der ihm freundschaftliches Zusammenwirken anbot, verhaften lassen, hatte sich aber in der Meinung getäuscht, welche Mwampa gegen vr. PctcrS beste, und wird jetzt in großer Verlegenheit sein, wie er sich ohne unheilbaren moralischen Schaden aus der Sache herauSzieben soll. Die ganze Art und Weise, wie sich die Engländer gegen Iw. Peters verhalten haben, ist überhaupt ein wesentliches Hindcrniß für die Gestaltung eines freundschaftlichen Ver hältnisses zwischen den deutschen und englischen Eolcnistc» in Afrika, das Streben, jede Kraftäußerung einer anderen Nation im dunkeln Erdtheil niederzuhalten, ist bei den Vertretern der englischen Nation zu schroff hervorgetrcten, als daß diese Dinge einfach der Vergessenheit anhemisallen könnten. Ter letzte Zug Stanley« nach Wadelai mit seinen folgen ist ein Merkmal englischer Eolonialpolitik, welche« nicht 0 leicht auS der Erinnerung der lebenden Generation ver- ckwinden und auch auf die kommenden Geschlechter noch seine Wirkung äußern wird. Die Erregung der öffentlichen Meinung in England ist nicht durch die angebliche Gestattung deS SelavcnhandelS in de» deutschen Äüstcnstädtcn Vagamoyo und Dar eS Salaam, ondern durch die Wabrnebmung veranlaßt, daß die Engländer trotz des Abkommens mit Deutschland nicht um ein Haar bester daran sind, als vorder. Die Engländer haben es nickt ver lande», sich die Sympathien der Bewohner ihres Eclvnial- dezirkS zu erwerben, weder in Zanzibar noch in Witu, weder in Uganda noch an der Küste. Ueberall tritt ihnen die Un- ufriedcnheit mit den durch daS Abkommen vom l. Juli ge lassenen Veränderungen entgegen, überall die Klage, baß man die deutsche Sckutzberrschast lieber gescbcn Kälte. DaS ist allerdings für die Engländer sckr nnangencbm, aber sie sind es doch allein, Welle die Schuld an den bestellenden Verhältnissen tragen, eS ist ihnen gelungen, sich überall in Ostasrika verbaßt zu male», und an dieser Tbatsache kann freilich kein Abkommen mit Deutschland etwas ändern. Am liebsten bättcn cö die Engländer gesellen, wenn Deutschland einfach auf seine ostasrilanischen Erwerbungen Verzicht ge leistet hätte, aber so weit konnte selbst ei» Entgegenkommen nicht gehen, welches von den Rücksichten aus die europäische Gcsanimtpvlitik dictirt wurde. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß der ganze Lärm, der sich gegenwärtig in der englischen Presse gegen Deutschland erhebt, ohne >cde feste Grundlage ist. ES ver steht sich ganz von selbst, daß die Dcutsch-Ostasrikanische Gesell schaft nicht einen Handel begünstigen kann, desico Beseitigung als eins drr Hauptziele der deutschen Eolonisation stets zur Richtschnur gedient bat. ES ist auS den Berichten Wlfs- mann'S noch erinnerlich, mit welcher Genugtbunng er d,e Unterdrückung deS SclavrnhandelS an den deutschen Küsicn- plätzrn Ostafrikas erwähnt hat. Durch Gestattung dieses Handels würde sich die Deutsch-Ostasrikanische Gesellschaft in directcn Gegensatz zur deutschen ReichSregierung setzen. Die Sache muß also ander« zusammenhängen, und der wahre Sachverhalt wird binnen Kurzem bekannt werden, nachdem die nötbigen Erkundigungen darüber cingczogcn sind. So viel Geduld kann freilich bei einem Leserkreis nicht voraus gesetzt werden, der an die meist falschen SensationStelegramm« der .Times" und der .Daily News" gewöhnt ist. ES ist hier aber der Ort, um noch eine andere Angelegen heit zur Sprache zu bringen, in welcher britische Begehrtich- lichkeit auch eine verderbliche Nolle spielt. Das Abkommen zwischen England und Portugal hat Idräste in Bewegung gesetzt, die sich nicht mir in Afrika äußern, sondern die ihre Wirkung auch in sehr fühlbarer Weise auf Europa auSdebncn. England hat, obwobl eS die Zähigkeit kennt, mit welcher die Bewohner der Iberischen Halbinsel an ihrem Eolonial- bcsitz scsthalten, auf Grund seiner Ucbcrmachl Anfor derungen an Portugal gestellt und durchgesctzt, welche bei den Portugiesen auf den entschiedensten Widerstand stoßen und außerdem die Monarchie in Portugal in Frage stellen. England hat die Zugeständnisse von Portugal hinsichtlich seiner Besitzansprüche in Afrika erlangt, welche es gefordert hat, aber das portugiesische Ministerium hat unter dem Ansturm der öffentlichen .Unzufriedenheit zuriicktreten müssen, »nb die Erregung »n Lande über das Abkommen mit England ist so stark, daß eS sogar in der Kammer unter den Abgeordneten zu Tbätlichkciten gekommen ist. Der Ver trag ist in letzter Stunde noch modisicirt worden und »»ler- lieat gegenwärtig der Prüfung der Kammer durch eine Evm- mission, aber ob die Sache einen friedlichen Verlauf nehmen wird, ist »och keineswegs sicher. Tie Dentscken sind nicht so leicht erregbar wie die Por tugiesen, obwohl sic angesichts deö Abkommens mit England vom I. Juli hinreichenden Grund zur Erregung hatte». Jetzt kehrt England den Spieß um und stellt sich so, als ob Deutschland England gegenüber im Unrecht wäre. Zuerst haben sich die Engländer inö Fäustchen gelacht nnd in der Meinung, daß sie de» Vogel abgcschvsscn hätten, eine parlamentarische Komödie aulgeführt, die den Schein er wecken konnte, daß der Vertrag mit Deutschland nicht so vorthcilhast für England wäre, als er sein könnte bei klügerer Benutzung der Uiiiständc. Jetzt sehen die Engländer ein, daß auch der für England günstigste Vertrag cs nicht hindern könnte, daß Deutschland seine Zwecke in Afrika erreicht. DaS Vordringen Emiu'S in der Richtung nach dem Vicloria-Nyanzasee ist ihm ebenso ein Doin im Auge wie die glückliche Beendigung der Expedition deS I)r. PctcrS und die Begeisterung, mit welcher der kühne Streiter für Deutschlands Rechte im AuSlandc in dcr Hcimath empfangen worden ist. Emin, Wissmann und Pclerö aus der einen, Stanley und Jackson auf der anderen Seite ist in der Thal ein Gegensatz, welcher die Engländer in Harnisch zu bringen geeignet ist. * Leipzig, 19. September. * Den letzten Berichten aus Wien ist zu entnehmen, daß der Bürgermeister der Stadt Wien schon deS Näheren über die auf die Ankunst deS Kaisers Wilhelm bezüglichen Anordnungen unterrichtet sei Tenn eS werden bereits die Straße» bezeichnet, deren Ausschmückung vorbereitet wird, und anck die Bevölkerung wird Gelegenheit ballen, sich an dem Empfange deS hoben Gaste« in großer Menge zu be theiligen, da den erwähnten Anordnungen zufolge die Fahrt deS Kaisers Wilhelm nach Schönbru»» über die Ringstraße genommen werde» soll, welche mit Trinniphpsorten und einem Walde von Flaggenstange» geziert werden wird. Auch seitens der Bevölkerung werden, wie weiter auS Wien berichtet wird, bereits Vorbereitungen für die Ausschmückung der Häuser in den Straßen getroffen, durch welche sich der Z»g bewegen wird. Nach Ällcm. was bisher verlautet, ist für die Fahrt zu den steierischen Hochwilrjagden ans der Hinreise nur eine Durchfahrt deS deutschen Kaisers durch Wie» nach dem Schönbrunner Schlosse in Aussicht genommen. Der Auscnt halt in Schönbrunn wird nur von kurzer Dauer unk von einer Tafel, welche die hohen Jagdgäste vereinigen wird. anS- gesüllt sein. Während der Jagden wird Kaiser Wilhelm gemeinsam mit dem Kaiser Franz Josef unk dem Köniz von Sachse» in dem kaiserlichen Jagdschlösse zu Mürzsteg Wohnung nehmen. * Die Ernennung de« Ober-Präsidenten drr Provinz Sachsen, von Wolfs, zum Cbef-Präsiventen der Ober- RechnungSkammer in Potsdam an Stelle de- nach mehr als seckzigjäbriger Dienstzeit in den Ruhestand tretenden Wirkt. Geh. Nath« v. Stünz ner ist dem Vernehmen nach bereits vollzogen. Der Wechsel in der Leitung dieser Behörde dürfte Anfang nächsten Monats erfolgen. Wenn bereits von der Wiederbcictzung deS Ober-Präsidium« in Magdeburg die Rede ist, so ist darauf aufmerksam zu macken, daßdie Er ledigung dieser Frage nicht vor der Rückkehr des Minister- des Innern aus seinem Urlaub in Frage kommen wird. * Bald nach der Ernennung deS Oberbürgermeisters Miquel zum preußischen Finanzministcr tauchte von Altona auö die Nachricht auf, daß der dortige Ober bürgermeister Adicke« Aussicht habe, Nachfolger MiquelS als Oberbürgermeister von Frankfurt a. M. zu wer den. Diese Meldung wurde von Frankfurt auS entzchicden bestritten, und eS machte den Eindruck, als ob man in Altona ein größeres Interesse daran habe, Herrn AdickcS znni Oberbürgermeister von Frankfurt ernannt zu leben, als in Frankfurt selbst. Jetzt wiederholt sich die Meldung in be- ftimintcrer Form. Der „Hamburger Eorrespondent" erfährt, und zwar wieder auS Altona, daß sich eine Deputation von Frankfurt a. M, bestehend auS dem Stadtvcrordnetenvor- stebcr nnd dessen Stellvertreter, nach Altona begeben und Herrn AdickcS für den Fall der Annahme einer Eandidatur eine große Mehrheit in Aussicht gestellt habe. Die Altonaer Stadtverordneten seien der Meinung gewesen, daß auch da« Anbielen eines größeren Gehalte- Herrn AdickcS nicht zu fesseln im Stande wäre. Man scheint also in Altona darauf etzt fehlt nur dort wirk- * Der kaiserliche Generalconsul in Triest v Lutteroth ist gestorben. Der „ReickS Anzeiger" widmet demselben fol genden Nachruf: „Der deutsche Generalconsul in Triest Frhr. v. Lutteroth ist beute in Reichenau bei Wien gestorben. Selten wird einem Beamten eine so langjährige Dienstzeit vergönnt, wie der Dahingeschiedene sie zurückgclegt hat. Frhr. v. Lutlcrotb feierte bereits im Jahre >883 sein KOjäbrige« Amtsjubiläum im deutschen CvnsulatSdicnst. Im Jahre 1833 zum großherzoalich badischen Cvnsul in Triest ernannt, fungirte er demnächst als vreußischrr, norddeutscher und deutscher Generalconsul daselbst. Zahlreiche und hohe Aufzeichnungen sinv dem Verewigten während seiner nahezu 60 jährigen amtlichen Thätigkeit in Anerkennung seine-pflicht- getreuen verdienstlichen Wirken- zu Theil geworden." * Ans München, 15. September, wird gemeldet: In Bayern ist die neuerdings von Eoblcnz auSgegebene Parole der Decentralisirung der katholischen Bewegung durch Abhaltung von Provinzialtaiholikentagen gestern Lurch einen nicderbaticrischen .galholilentag in Straubing eröffnet worden. Geredet wurde ungeheuer viel und über alles Mögliche, am wenigsten über dir sociale Frage, ivelche der Ausruf in den Vordergrund gestellt hatte. Die kirchlichen Dinge in Bayern behandelte man, um wieder „hoffähig" zu werden, ziemlich vorsichtig; ein Redner proclainirie zivar das Bestrebe», „die künstlichen Nebel, die sich um die Gipset der Berge gelagert haben, zu zerstreuen und einen klaren Ausbl ck in die Lande, auch i» daö schwarze Nicderbaycrn, zu eröffnen"; ein anderer oder erklärte, gegen die unerrcichdare „Person des Inhabers der Macht" dürfe und wolle man nicht kämpfen. Sonst sehlte eS an den üblichen Verhetzungen nicht und die nieder« bayerische» Bauern, die von ihren Geistlichen in zahlreiche» Schaarcn herbcigcsührt waren, bekamen manch erbauliches Spruch lei» zu hören. Co sagte der Straubinger Siadtpsarrer Herr Nen> mayer ». A. nach dem Hinweis, daß jede irdische Autorität nur insoweit berechtigt sei, als sie von Golt dazu eingesetzt: „Erkennt nun die Menschheit diese Autorität von Gottes Gnaden nicht mehr an, dann erfolgt naturgemäß ein Umsturz der klebe» und Unterordnung in der Gesellschaft, dann bekommen wir eine bnuvs volso von Bestien in Glacehandschuhen, die sich gelegentlich aus speisen." Landtag'abgeordneter Bürgermeister Menzingcr-Degge»' darf schilderte die Gefangenschaft des Papstes im Vnliean: „Denken Sie, der Papst, der 'Vertreter der ganzen katholische» Welt, ist seines Landes beraubt, er ist in seinem Palast, dem Vatican, eingeschossen, das italicmschc Militatr umgiebt und bewacht ihn, ja man hat sogar ein Ringgebäude um den Vatican errichtet, um Alles zu beobachten, was dort vorgeht. Der h. Vater kann den Vatican nicht verlassen, er ist innerhalb dieses Palastes eingeschossen und was das in Italien, in Rom ist, einen engen Raum nicht verlassen zu können, das wird man einigermaßen er messe» können, wenn man bedenkt, daß in Rom während des Sommers fast jeder einigermaßen gut situirt« Bürger Rom verläßt wegen der großen Hitze und wegen deS schlechten Klimas. TaS lanu der h. Vater nicht, ja selbst da« Briefgeheimnis, ist nicht mehr gesichert rc." Daß die) „Gefangenschaft" des Papstes eine freiwillige, daß Leo XIII. übrigens kürzlich einmal bei einer Aussaliri den Balican thatsächlich verlassen hat und von der italienischen Wache ehrfurchtsvoll begrüßt wurde, daß die italienische Regierung froh wäre, wen» er ganz frei auf ihrem Gebiet verkehren wollte, das wurde den Bauern natürlich nicht gejagt. Tie erste der acht gefaßten Resolutionen protestirt gegen die „Beranbnng" der Kirche »nd des h. Stuhles durch die italienische Regierung und fordert alle Katholiken zum Gebet auf, daß Gott eS Kalo fügen möge, daß Kirche und h. Stuhl i» den vollen Besitz ihres EigcnthumS und ihrer Rechte gelangen. Auch die übrige» Reso lutionen wiederholen Altbekanntes. Aemcrkenswerth als Zeichen gebesserter Beziehungen ist die Thatsache, daß diese- Mal der Prinz, regent für das BegrüßungStelegramm des Katholikentages tele, graphisch seinen Tank kundgegeben hat. Im vorigen Jahre war das nicht geschehe» und das Bcarüßungstelegramm ade» vollständig ignorirt worden, wie auch der Empsang einer Art Deputation vcr. weigert wurde. » * * * AuS Kurland sind bereilS die letzten, allgemeine Er regung bervorrusende» Vorgänge auf dem Mitauischen Gymnasium, wo plötzlich stau der seit mehr als einem Jahrhundert üblichen evangelischen Morgenandackt eine GebrtSscier nach griechischem NituS zwangsweise eingcsührl wurde, berichtet werden. Daß dieser von der russischen Unterrichtövcrwaltnng aus protestantische Schüler ansgeübte Gewissenszwang (im Mitauischen Gymnasium sine von 173 Schülern nur 23 griechischen Glauben«) auch auf die übrigen baltischen Lehranstalten aii-gcdcbiit werden soll, ist auS einem der letzten Rundschreiben deS soeben »ach Petersburg versetzten EnratorS Kapnstin zu ersetze». Nach einer langen salbungsvollen Einleitung über die Bedeutung des GcbclS wird dort besonder- betont, wie wichtig cS sei, daß die Andacht in einer allen Lernenden verständlichen und gcnicinsamcn Sprache, worunter der Eurator das Russische versteht, abgehalten werde Er balle keinen Grund, die Schule nach Religionsbekenntnissen zu trennen, daö bis herige evangelische Gebet dehne sich zu lang ans und gleiche einer gottesdienstlichen Fcvr, cS würden dem BildungSstande der Zöglinge nicht aogemeffenr, nicht immer allen verpflichteten Zuhörern verftäudliche Lehren vor getragen, eS würde ein Unterschied zwischen den Lernenden in einer Sache geschaffen, der jeder Unterschied fremd sein solle, den Schüler» würde täglich in Erinnerung gebracht, daß eS gleichsam zwischen ihnen nicht« Gemeinsames gebe. Nach diesen an die Vorstände der baltischen Lehranstalten gerichteten Ausführungen des obersten Leiters deS baltischen Untcrrichts- wesenS kann man daraus gefaßt sein, ähnlichen ZwangSmaß- regeln aus religiösem Gebiete, wie sic sich in Mitau abgespielt ballen, demnächst auch in anderen Städten Liv-, Estb- nnd Kurlands zu begegnen. Weil darauf, daß diesem Treiben von höherer Seite Einbalt gebolen werden könnte, nickt zu rechnen ist, so bleibt den Eltern, die den Glauben ihrer Kinder nicht von russischen Popen vergewaltigen lasten wollen, nichts Anderes übrig, als sie au« solchen ZwanaSanstalten herauS- zunehmen Das ist bereits vielfach m Mtau geschehen und wird sich überall wiederholen. * In der politischen Rundschau .Rußki Westnik" gibt Tatisckew eine Reminiscenz zum Besten, deren Glaubwür digkeit sich wohl bald erweisen wird. Herbst 1886 soll ihn drr deutsche Botschafter Schweinitz, den er während seiner diplomatischen Laufbahn in Wie» kennen gelernt habe, ge beten haben, den damals in Petersburg anwesenden Kat kow, der im Zcnith seiner Macht stand, zu einer Be- zegnung zu veranlassen; er wolle ihn überzeugen, daß Deutsch- and weit entfernt davon sei, die Freundschaft Rußlands mit derjenigen Oesterreichs zu vertauschen; Katkow sei auf einen Irrweg gerathen, er wolle boffen, ihn aus den richtige» Weg zurückzusuhren. Katkow habe die Aufforderung direct ab- elehiit. Schweinitz, sagte derselbe, sei ein aufrichtiger Freund tußlands, als solcher rede und handele er, ohne zu ahnen, daß sein Chef Kürst Bismarck ganz andere Ziele verfolge. Wie die russische Diplomatie, habe auch er selbst (Katkow) den Versickerungen deS deutschen Botschafter- Beachtung ge schenkt, so lange ihm die geheimen politische» Vorgänge fremd waren. Sagen Sic Schweinitz, so dal Herr Katkow Herrn schew, daß ich seine Ansicht über den Nutze» de- Drei bünde«, m welchem angeblich Deutschland die Rolle des Ver mittler- zwischen Rußland und Oesterreich spielen will, voll kommen theile, doch gehe ich »och weiter: ich halte einen arallelen Dreibund zwischen Deutschland, Frankreich und Rußland für nothwendig, in welchem letzteres den Vermittler wischen den beiden anderen Bundesgenossen spielt, und ferner »alte ich ein besondere« Bündniß zwischen Rußland und Frankreich für nothwendig; in einem nicht zu vermeidenden Streit würde Rußland sich auf die Seite Frankreichs stellen; General Schweinitz wird zugeben, daß Rußland alsdann genau da- thäte, was Deutschland betreffs Oesterreichs zu lbun beabsichtigt. Talischew fand Katkow'« Auftrag zu delicat und will diese Bemerkungen Schweinitz indirect haben zugeben lassen. * Die Verhältnisse im Canton Tessin bereiten dem Bniideürathe in Bern große Schwierigkeiten. Die ge stürzte Regierung hat nach seiner Entscheidung ungesetzmäßig gebandelt, indem sie das verfassungsmäßige Begehren um Partialrevisiv» der tessinischcn Verfassung nickt in der gesetz lich vorgeschriebcncn Frist zur Abstimmung brachte. Anderer seits konnte die durch Gewalt zur Herrschaft gelangte neue Negierung nicht anerkannt werden, sondern mußte aufgelöst werden. Der frühere Ehef der Tessiner Regierung,Nespini, der am meisten gehaßte unter den Negicruugömännerii, ist am Montag aus der Haft entlassen und i» Bern ein- getroffcn, um die Wiedereinsetzung der ftnheren Negierung zu erlange». Indessen vollzieht sich wahrscheinlich die Lösung in der Weise, daß der NunteScoiilmissar Künzli bis aus Weiteres die Negierungögewalt übernimmt und zu diesem Zwecke sich Nathgcber aus beiden Lagern holt. DaS Nächste wird die Abstimmung über die VcrsafsungSrevision sein, lind fällt die Abstimmung, wie kaum z» bezweifeln, in dem Sinne der Revision auS, so ist diese selbst so rasch wie möglich in die Hand zu nehmen. Die „Lossische Zeitung" erhält die folgende Meldung: * Bern, 17. September. Die Cvnservaliven TessinS beschlossen, daß die gesprengte Regierung wieder ziisanimentreten nnd mit dem BuiideScommsssär, welcher gegenwärtig die Militair- und Eivilgcwalt in Tessin ausübt, behufs Regelung der Verhältnisse unter handeln solle. Auch hier werden von jener Seite in wiederholte» Audienzen beim BundeSrcithe Anstrengungen im Sinne der Wieder- einsevnng der gestürzten Regierung, jedoch bis jetzt erfolglos, geinnö t. Tic Steilung des Bundesrathes ist schwierig, insofern die Liberale» bei Ausführung ihres Pulsches thaljachlich den gesetzlichen Weg ver lassen haben, »nd die Conscrvativcn drohen, falls der frühere Zustand nicht hergesicllt werde, ebenfalls und mil gleichem Rechte wie die Liberalen de» gesetzlichen Weg zu verlassen Die Beerdigung des aetödleten Obersten Rossi in Easielrotio gab zn keinen beunruhigende» Auftritten Anlaß, wie überhaupt i» Tein» Rnbe herrscht, sv daß der Anfangs gestörte Fremdenverkehr wieder auslcbt. Trotz dieser beruhigenden Anzeichen ist indessen die Krisis noch nicht übcrstciiidcii. * Aus Valencia, 15. September, wird gemeldet: Tie Eliolcra ist bedenklich iin Steige» begriffe». T> amtlichen Ziffern geben die Zahl der Erkrankungen für die Siadt Valencia bereits mit 42 und die der Todesfall« mit 23 für den Tag anl Biel wird zudem verheimlicht, so daß man den wahre» Stand der Seuche, namenllich in der Provinz, eigentlich nur ahnen kann. Seitens der Aerztckammcr sind die Aerztc daher nochmals ansgesordcrt worden, jede» Fall unbedingt zur Anzeige z» bringe». Letztere haben immer noch einen schweren Stand. Gestern wurde i» Lein benachbarten Dorf Beniiiiamct ein Arzt mit dein Tode bedroht, wenn er nicht die Arznei, die er für eine» Ebolerakranke» bereitet, selbst zu sich nehme» würde: er mußte der Gewalt weichen. Tie Furcht, daß die Aerztc die Kranken vergüten, ist eben ,u weile» Schichten der Bevölkerung verbreitet. Berechtigte- Aussehen machen die Heilversuche, die der Univerütätsprofessor Moliner mit vo» Ihm erfundene» Apparaten nach dem Hahm'schc» Ver fahren ansleUt, indem er Len Kranken Wasser mit einer Lösung vo» oloenro cto «ciclio unter der Haut einspritzt. Er verwandle dazu 4 Liter in zweimaliger Dosis, und zwar lOo Kubikeeiitinicter in der Minute. Tie Wirkung war überraschendI Kranke, die so gut wie ausgegeben waren, gewannen ihre natürliche Farbe wieder, die bereits erloschene Stimme gab wieder Laute von sich, die Brust hob sich und der Kranke erlangte seine geistigen Fähigkeiten und seine Sprache wieder. Tie Veriuche werden im Joseph.'hoipital fortgesetzt, und cs verlohnt sich wohl niit Rücksicht aus die große Bedenlung des Gegenstandes, ihnen volle Ausmerksauikeil zu scheute». Aber nicht nur in Valencia ist die Eholera im Zuiithmen begriffen, sondern leider auch in den Provinzen Eastellan'Alcora, Nulcs) und Toledo. Tort schreibt man dies dem Anschwellen des Tajo zu. * Die provisorische Regierunjz von Brasilien bat vor längerer Zeit ein Tccrct erlassen, welches die in Brasilien ansässißcn Ausländer kurzer Hank natnra- lisirt. Durch eine identische Note halten vie Eabincle von London, Nom, Wien, Madrid und Lissabon gegen dieses
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