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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-29
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1890
- Autor
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Erschedrt täglich früh SV, Uhr. Ledaclioii und Lrpr-ition JvhaaneSgasse 8. L-rrchüvn-kN -rr Urdacturu: Vormittag! 1V—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. VRr 8» Utia-aS« Munirrt»«« di« ««»«ti», »t«t »«»Iwtich. Annahme «er f»r tt« «Lchftf-lgeu»« Rummrr deftl»»«« -»jerate an Wochrnragen bi« 8 Uhr Nachmittag», a» Lou„- und Frsttagrn früh hts Uhr. 3n ürn Filialen für Ins.-Äniialimt: Ltta klemm« Sarttm. iAlsreh Haha), Universitätsslraße 1. Laut« Loschr, Katharturnstr. 14 pari, und König-Platz 7, nur bi« Uhr. tti>)i>lcr.Tagtblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschüftSverkehr. Abormemeut-prei- vierteljährlich 4»/, Mk. mcl. Brtnaerloha 5 Mt-, durch di« Post bezog«» 6 Mk. Jede einzelne Nummer N Pf. Belegerrmplar 10 Pf. Gebühre» für Lrtrabetlaaea (tu Tageblatt-Forumt aefulzti «h»r P-stbeförd»r»»a SO Mk. »tt PvstbesSrder,», Al Mk. Uertm»e> »»ter demN»dactt»»«strtch di« 4a*spal1 g»tieüOPf.,vordeay,»tlte»nachrtchte» dt« 6g«spalten» ^rti« 40 Pf. Erpedttia« »» Inserate st»d stet« a» dt« «rt»e send«». — Rabatt toird »tcht gegeben. Zahlung pr»«o»w«r»oäo oder durch Post» Nachnahme. 272. Montag den 2S. September 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Don den in Bersolg unserer Bekanntmachung vom 2. August 1890 zur Feststellung der zu erwartenden Bc- theiligung au der Wasserversorgung an die Herren Grundstücks besitzer in den Bororten audgcsandten Fragebogen ist eine größere Anzahl mit der Bedingung bcjabt worden, daß die Einführungen nach den Grundstücken zum Selbstkostenpreise hergestellt würden, und ferner eine nicht minder erhebliche Anzahl ganz unbeantwortet geblieben. Wir geben hiermit bekannt, daß wir die mit dieser Bedingung gegebenen Zusagen, da zunächst noch die Beschlüsse der stabtiichcn Kollegien über die EinsührungSkostcn entgegen stehen und über die ciugcgangcnen Petitionen erst Beschluß gefaßt werden muß und auch das Ausbleiben jeglicher Ant wort al» Ablehnung zu betrachten haben werden, soweit nicht bi- svätestenS den 4. Oktober dieses JahreS da« Fallenlassca der gestellten Bedingung bei der Geschäfts stelle Reudnitz, Margaretbenstraßc 8, schriftlich oder durch Unterschrift auf einem daselbst ausliegenden Bogen erklärt, beziehungsweise die bis letzt noch auSstehende Erklärung binnen derselben Frist an die gedachte Stelle abgegeben werde» wird. machen wir darauf aufmerksam, daß in neu her gestellten Straßen die Ausgrabung zum Zwecke der Ein führung der Wasserleitung in den ersten fünf Jahren nach der Herstellung in der Regel versagt werden muß, -daß daber. wenn der Anschluß an die Wasserleitung jetzt versäumt wird, dies in allen den Straßen, welche einer Nruherstellung ent- gcgengeheu, das Entbehren der Wasserleitung aus eine längere Reihe von Jahren zur Folge baden wird. Auch haben wir uns Vorbehalten, in denjenigen Straßen, in welchen eS an einer genügenden Betheiligung fehlt, die Leitung gar nicht einruführen. Leipzig, den 25. September 1890. Der Stath der Stadt Leipzig. I». 6781. Or. Georgi. M. Ausschreibung, die Ber»teth«ng der Gastwirtds«-aft »ad eine- Ladens in der Markthalle betr. In der Markthalle sollen vermiethet werden, und Werden hierdurch ausgeschrieben: n) die Gastwirthschaft mit einem Gastzimmer von 119,80 qm Flächeninhalt, der Bier- und Speise ausgabe, der Kochküchc und der Spülküche, einem angrenzenden kleinen Hofe und einem circa 72 qm große» Keller. Außerdem gekört zur Gastwirthschaft der in der Markthalle brtcgcne Kaffeeschank mit 28,50 qm Flächeninhalt und die anstoßende Kaffceküche, sowie eine im Ü. Obergeschoß brlegcne und in unmittel barer Verbindung mit der Gastwirthschaft stehende Wohnung für den Wirtb; d) ein Laden an der Ecke des RoßplatzcS und der Windmühlcngasse mit 58,10 qm Flächeninhalt, mit einem darüber im I. Obergeschoß liegenden gleich großen Raume, der mit dem Laden durch eine Treppe direct zu verbinden ist, sowie einem unter dem Laden befindlichen Kellerraume. Wegen der Besichtigung der Räume wollen sich die Rc stectanten im Baubnrcau der Markthalle melden, woselbst auch die BermiethungSbedingungen auSliegrn. Bewerber, welche die bereichneten Raume zu ermiethen beabsichtigen, wollen ihre Gebote im verschlossenen Umschlag mit der Aufschrift: „Gastwirthschaft in der Markthalle", bezw. „Laden in der Markthalle" biS z«n« U. Oktober d. I. DormittaqS t» Ilbr auf dem Rathhause, I. Ober geschoß in der Nuntiatur abaeben. Leipzig, den 24. September 1890. Der stath der Stadt Leipzig. In 8728. vr. Georgi. Lindner. Gewölbe-tlermiethung. Im städtischen Hausgrundstück TboiaaSgä-ehen Nr. tt ist das links vom HauSeingangr befindliche Berkanfs- gctvölbe mit einem daran anstoßenden kleinen Comptoirraum vom I. Oktober dS. IS. an gegen etnhalbjährliehe Kündigung anderweit zu vermiethen. Mictbgesuchc werden auf dem Rathbause, 1. Etage Zimmer Nr. 8, enlgcgcngeiiommen. woselbst über die Vcr miethungödcdingungen und auch sonst Auskunft ertheilt wird Leipzig, den 25. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6809. vr. Georgi. Pücker. Lexilks-Verej« ütttLaiisr am Lv. 8« I»t« 181»«, Hbvneta « vier lin 8»»>c cler 1. viirgersohuie. lasvsoränuugr LillgLiixe. tzioeb ciamni äis kiorm kür ckis itrrtlicbon 8o»or»r- Verbkttni»»« bei XrsuicovcnRva. Lsrickt «io« Herrn vr. Al. Llebter in ck«r Lie Xozzele^enboit. StKNileeintercEN. Antritxo «los Lrrtl. vsnirlcsvereins Orimm». Verlebt über äio voipEsr Lretl. 8tsrbec»««e Vortrag «lc» Voreitronae» Uber „ilrrtlicbe /ke»qniü»e". vr. Ilenrlel. Leipzig, 29. September. * Bezüglich des bevorstehenden Personenwechsel» im K rie g S m in i st c r i u m ist die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in der Lage, mitzutheilen, daß unter den in Frage kommenden Persönlichkeiten in unterrichteten Kreise» die Berufung de- gegenwärtigen Commandcur- der 2. Garde- Insanler>edivision, Generallieutenant von Kaltenborn» Stach au, als der wahrscheinlichste Fall gilt. * S«. Majestät der Kaiser Wilhelm wird bei der Ankunft in Wien auf dem Balmbofe durch eine vom In- fanterie-Regimrnt „Großherzog von Baden" gestellte Ehrcn- compagui« ,m Paradeanzuge mit Fahne, Musik und Feld eichen in Stärke von 32 Rotten empfangen werden. Beim Lmpfanze deS König» von Sachsen wird daS Infanterie- Regiment „von Bauer" die Musik und da» Dragoner- Regiment „Albert König von Sachsen" die Ehrenschwadron teilen. Die Generäle erscheinen beim Empfange in Gala uniform mit preußischen bezw. sächsischen Ordensbändern. Sämmtliche Vrteranenvereine Wiens werden beim Empfange Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm vertreten sein. * lieber die Borlagen, mit denen der BundrSrath bei seinem Wiederzusammentreten beschäftigt werden wird, wird dem „Hamburger Eorrespondent" geschrieben: Anher dem neuen Patentßesetze und der Novelle zum Kranken- casscngesetze werden nur kleinere Borlagen, wie die bereits etn- ,ega»gene über die Einführung einer Prüfung-anstalt für Gewehr- äuse, in Betracht kommen, abgesehen natürlich vom Reich-hauShalt« plan. Verschiedene SpectalclalS sind bereits im vorläufigen Ent würfe fertig, so namenllich, wie wir erfahren, der Milttair-Etat, der noch weiteren Erwägungen nach finanziellen Gesichtspunkten im Rahmen de« Gesainmtetats unterliegt. In der zweiten Hälfte deS Oktober und zu Anfang November werden die Einzeletats beim BundrSrath eingehe», jo dah der Reichstag alsbald nach Wieder« beginn seiner Sitzungen in der Lage sein wird, die erste Lesung d«S Etat- vorzunehmen. Auf die Gestaltung de- Mtlttairttat« wird der bevorstehende Wechsel iin preußischen KriegSnttnisterium, der nicht- weniger al« einen Wechsel de- Systems bedeutet, ohne Einfluß bleiben. In milttairlscheo Kreisen hofft man, daß, gleichgiltig ob im Militairetat oder in einer besonderen Vorlage, die Forderung ans Erhöhung der Gehälter der Prrmteur-Lieutenant- und Haupt« teilt« ll. Elaste wiederkehren möge. * Hinsichtlich der Einführung der Alter-- und Inva liditätsversicherung meldet die Münchener „Allgemeine Zeitung", daß die Bundesregierungen ersucht worden find, die Lorarbeiten bis Mitte November zu bethätigen, und daß dieser Termin von den Bundesregierungen auch ein gehalten werden wird. Erst dann wird man an den Ent wurf der kaiserlichen Publikation gehen, die wahrscheinlich Mitte Deceinber rrsolgen dürfte. * Durch die Dcsignirung de- Geheimen LegationSratheS vr. Kayser zum Chef deS Folonial-AmteS ist in der poli tischen Abtheilung deS Auswärtigen Amte» dir Stelle eine- Vortragenden Rathes osten geworden, für welche der Lcgationsratb Graf PourtalLS, bisher erster BotschaslS- secretair bei der Botschaft zu Petersburg, in Aussicht ge nommen ist. Graf PourlalöS wird jedoch bi» zur Rückkehr deS Botschafter», General« v. Schweinitz, uoch auf seinem jetzigen Posten verbleiben. * Bei der im 4. Wahlkreise d«S Regierung«-Bezirk- Gum binnen (Stallupönen, Goldap, Darkehmcn) statt- aehabten Ersatzwahl zum preußischen Abgeordneten» hause wurde Domäucnpächter v. Oppen-Dinglauken (cons.) mit -04 Stimme» gewählt; der Gegenkandidat Gutsbesitzer Siemens (deutschsreis.) erhielt 24 Summen. — Die gestern auS Lyck gemeldete Wahl des Oberförsters WLrmbke- Turoscheln zum Abgeordneten bezieht sich — wie berichtigend bemerkt wird — aus den sechsten Wahlkreis deö NegieriuigS- Bczirkö Guiubinue» (Oletzko, Lyck, ZohanniSburg), wo daö Mandat des Abgeordneten TomaSzewsli durch besten Be förderung zum Ober-BerwaltungSgcricht-rath erloschen war. * Der wegen LandeSverraths in Untersuchung befindliche Ludwig Stöckel, ein angehender Vierziger, ist, wie aus Metz aeineldet wird, in Nürnberg geboren, wo sein Baker Verwalter eines militairischcn HcumagazinS gewesen sein soll. Er ist vor etwa 20 Jahren nach Oesterreich auSgewandcrt und scheint dort naturalisirt worden zu sein. Stöckel gehört als Obcrlieutenant der österreichischen inactiven Landwehr an, und ist zum Eontrolbezirke Eger zuständig. Seines Berufe« Zeichner, war er in Wien und ui anderen Theilen Oester reichs, angeblich auch in Kurland und Ostpreußen in ver schiedenen Fabriken, bei Bauten u. s. w. thätigj im Lause der letzten Jahre war er auch in Nizza und in Monaco, scheint überhaupt viel gereist zu sein. Es besteht Berdacht, daß einige Zeugnisse über seine frühere Verwendung gefälscht sind. Ende Lctober fand Stöckel Beschäftigung in Hngolstadt oder bei der Pulverfabrik nächst Reichertshausen. Im März d. I. kam er nach Metz und wurde bei der Fortification al« Zeichner verwendet. Er erregte Verdacht durch unsoliden Lebenswandel und größere GrldauSgaben. Dir verschwundene Zuhälterin deS Stöckel war in den letzten Jahren als Gouver nante in Dresden, (Lasset und in der Nähe von Aachen. * Bekanntlich haben die Vorschriften über die Hand habung des Paßzwanges im Laufe dieses Sommers eine Milderung erfahren und eS ist der Uebertritt über die Grenzen erleichtert worden. Wie auö Straßburg gemeldet wird, hat seitdem die Regierung die Wirkung dieser Aenderungc», welche bekanntlich, wie die Maßregel de« Paß- zwangeS selbst, nicht allenthalben die gleiche Bcurtbeiliing erfahren haben, mit Aufiiierksanikcit verfolgen lasten Die Reisezeit war für solch« Beobachtungen besonders geeignet. Die Berichte der äußeren Behörden sollen nun sammllich darin ilbercinstiiiinien, daß von nnliebsamen Folgen bisher nichts bcmerkt worden ist. Dir neuerdings verbreitete Nach richt, daß in jüngster Zeit eme weitere Niilderung ru Gunsten französischer Officiere cinaetrcten sei, wird als unrichtig bezeichnet. Nach wie vor wird französischen Officieren grund sätzlich nur im Falle einer nachgcwiescne» besonders dringen den Notbwendigkeit ein kurzer nach dem Zwecke bemcsscner Aufenthalt gestattet. * * » * Der ungarische Abgeordnete Daranhi betonte in einen vor seinen Wählern abgehaltenen Rechenschaftsbericht, daß Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn bade sict, zu einem Bündniß der Völker gestaltet, welches uner schütterlich sortbcstebe zur lebhaftesten Befriedigung der unga rischen Nation, die dasselbe stet« aufrichtig unterstützt bade * Die bedauerliche Aufhebung des deutschen Socia list enarsetzeS bleibt auch im Ausland« nicht ohne Einstuß. Die „Vossische Zeitung" meldet au« Wien, daß der dortige demokratische Ecntralverein mit Rücksicht auf den bevor stehenden Ablauf de« deutschen SocialistengesetzeS den Beschluß gefaßt Kat, bei der Negierung und dem ReichSrath wegen Aushebung de» Ausnahmezustandes in Wien und in Niederosterrrich Schritte zu thun. * Der König von Rumänien und der Prinz-Tbron- folzer sind am Sonnabend früh in Sinaja eingetrosten: an der Grenze wurden dieselben von sämmtlichen Ministern empfangen. . * Tie Wahlen für die Gemeindevertretungen in den bulgarischen Städten sind mit geringen Ausnahmen regierungsfreundlich ausgefallen. In den nächsten 3 fahren hat also die jetzige Regierung eine überwiegende Majorität nicht nur im Sodranje, sondern auch in den Bezirks- und Gemeindevertretungen. Au« diesen Umständen läßt sich auf eine baldige Stabiliflrung der politischen Verhältnisse in Bulgarien schließen. Die Opposition ist gegenwärtig überall zur Seit; gedrängt, wenn nicht gar bei der Thüre hinauS- geworfrn und erg»cbt sich in stiller Resignation ihrem Schick sale hin: Karawelow beschäftigt sich mit Studien zu Hause und in der öffentlichen Staatsbibliothek, Radoslawow führt frcnide Proccsse als Advocat, Zankow schreibt in der Fremde Episteln, welche nie an ihre Adresse in der Heimath an kommen, Risow belästigt erfolglos in Belgrad die Reisenden, welche aus Bulgarien oder nach Bulgarien gehen, und schließ lich der Journalist Bolko Nejtschow schmiedet in Nisch Cvrre- spoiidenzeii für französische und russische Blätter, die mit dem Datum Sofia, Nustschuk u. dgl. in phantastischer Aus schmückung von Zeit zu Zeit da- Licht der Welt erblicken, um gleich darauf ein energische- Dementi von kompetenter Seite zu erfahren. Die- ist in allgemeinen Umrissen da- Bild von dem Leben und Treiben der abgewirthschaftrten bulgarischen Opposition. * Bei den Wahlen zur serbischen Skupschtina wurden in 7 Wahlbezirken nicht eine Stimme für die Opposition ab gegeben. In Belgrad ist der Liberale Avukumov,c infolge des gesetzmäßigen Grundsatzes der Minorität-Vertretung ge wählt. Eine Volksmenge brachte vor dem Palais de» Koing- und der Wohnung des Ministerpräsidenten Gruic Ovationen bar. Wahlexceffe sind auS keinem Bezirke gemeldet worden. — Nach einer Meldung der „Polit. Eorresp." auS Belgrad gaben die bei der Leitung der radikalen Partei daselbst bis Abend» eingetrostenen Mittyeilungen an, daß 43 Radicale und 1l oppositionelle Abgeordnete gewählt seien. * Jemand, der Augenzeuge der Vorgänge war, welche die spanischen Blätter als den „Bürgerkrieg" in Marokko bezeichnen, giebt jetzt in der „Times" eine Dar stellung, auS der hervorgeht, daß e» sich Heuer wie stet« lediglich um Unbotmäßigkelten und AufstandSvrrsuche einzelner Stamme handelt. Der vielbesprochene Ausstand der SemmurS, di« zwischen MekineS und Rabat wohnen, wurde durch da» bloße Erscheinen deS Sultan«,, der aus seinem Zuge von MekineS nach Rabat da« Gebiet berührt« nnd zur Vorsicht noch die Gouverneure von Schrarda und Bent Hassan mit ihren Truppen von Norden herangezogen hatte, im Keime erstickt. ErnstereUaruhen brachen zu gleicherZeit tm Rordeu.tn verGegend von Wasan au-, dein Stammsitz de- ScheriffS, der von den Reisenden mit Vorliebe „der marokkanische Papstgenannt wird, eines halb en ropäisirten Araber-, der eine Engländerin geheirathet hat und jetzt in Tanger von den frommen Baden, die sein aller Ruf al« Heiliger ihm einträgt, herrlich in der Welt lebt. Hter machten die i» den Bergen wohnenden kriegerischen Berberstämme die Straße» unsicher, raubten de» Bewohnern der reiche» Gharb-Ebene Vieh und Weiber und drangen selbst bis in die Stadt Wasan vor. Ferner kamen üble Nachrichten auS den Borbcraen de- Atlas, wo die süd« lich von Fes sitzenden Ait Vussi und Beni Mgirl die Abwesenheit der Truppe» benutzten, um das Joch des SuitanS und seiner Steuer, jauger abzuschütteln. Die Ait Pussi ermordeten sogar den vom Sultan eingesetzten Kaid Bulaleb Mohammed und seine Soldaten Wenn dieser Ausstand nicht inzwischen von FeS au- unterdrückt ist, dürste der Sultan den Zug nach Marakesch aufgeben und zur Züchtigung jener Stämme nach Fes zurückkehren, vorausgesetzt, daß nicht e»n vorzeitige- Eintreten der Regenzeit ihm einen Strich durch die Rechnung macht. In der Regenzeit schwellen nämlich die im Sommer sasi ausgetrockncten Bäche und Flüsse derart an, daß sie Handel und Wandel im ganzen Land« hemmen. Brucken giebt eS nur in der Nähe großer Städte und so bleibt einer Karawane oder einem Heere-troß nicht» übrig, ai- angesichts de- rebellischen Flusse- im Schmutz und Regen unter dem niangelhasten Schutz von Zelten so lange liegen zu bietden, bi- Allah ein Einsehen hat und die Schleufien des Himmels schließt. Die deutsche Gesandtschaft, welche im Frühjahr den Sultan in FeS aussuchte, hat in dieser Beziehung vor dem kleine» Flüßchen Ayäscher Erfahrungen gemacht, deren die Theilnehmer zeiklcbens gedenken werden. Marine. * Berlin, 27. September. Sr. Mast Kanonenboot Wolf", Commandant Corvetten-Capitain Credner, ist am 27. September er. in Nagasaki eingetroffen. * Hanerau, 27. September. Eine der interessantesten, aber auch der schwierigsten Arbeitsstätten am Nord-Ostsee-Lanal ist am Ftemhuder See, dessen Spiegel bekanntlich um 7 m gesenkt wird. Mit recht großen Schwierigkeiten soll namentlich da- Aus laden der mit Baggerinassen gefüllten Kippen verbunden sein. Da- Geleise, aus welchem die ArbeitSzüge lausen, ruht aus mächtige» HolMrüsten, welche von verankerten tträhnen getragen werden. Ist durch Ausschüttung fester Boden gewonnen, werde» die Krähne weiter geschasst und wieder verankert. Wegen der großen Steigung können die Arbcitszüge nur eine geringe Anzahl von beladene» Kivpen rollen. Das Baggergut der Schwimmbagger jwird mittelst Schuten und Barcassen nach dem See gebracht und gelöscht, »in Thetl wird zur Herstellung der Böschungen aus dein moorigen Untergrund verwandt. Ter Arbeitslohn ist je nach der Schwere der Arbeit verschieden und beträgt 3,50—4,40 täglich. * Wie aus Paris gemeldet wird, ist das neue französische Panzerschiff .Hocke" dem Milteimrrrgesckwader zuertheilt. Diese« Schiff ist um so bemerkenSwertber, als es gewissermaßen als das Modell siir die im Bau, bezw in der A»-rüst»ng begriffene» Panzer „Magenta", „Marceau" und „Neptun«" gebildet hat. Der „Hocke" ist nach den Plänen des Schiffsbauingenienrs Huin in Loricnt aus Eisen und Stahl erbaut und mit einem Doppelboden, der in Zelle» in der gebräuchlichen Weise abgrtheilt ist, versehen. Die Hauptabmessungen sind folgende: Raumgehalt 10581 t, Länge 105 w, Breite 20 m, Tiefe 15 w. „Le Hoche" hat zwei verticate zweicyliudrige Lompoiindmaschine« von zusammen 7000 >. e., dieselben machen tm Maximum 90 Umdrehungen in der Minute, der Dampf wird von acht Lylindrrkesseln geliefert. Nach französischen Quellen soll das Schiff 16—17 Knoten laufen, Brassey führt eine Geschwindigkeit vo» 15 Knoten au und kommt damit der Wahrheit wahrscheinlich näher. Der „Hoche" sieht säst an- wie eine burgnrtige Festung. Die Schiffsenden ragen nur um rin Beringe» über der Wafiersläche hervor. Ein Gürtelpaazer und rin Panzerdeck schützen die wichtigsten Theile deS Schiffe«. In der Mittellinie desselben befindet sich vor» »nd achter hin ein Drehthnrm, jeder mit einem langen 34.Eenli,neter. Geschütz armtrt; zwei 27^lenttm,««»Geschütze befinden sich in her vorsprinaenden Barbetleihürinen an den Vordsettcn am Hauptivont 14 Stück 14«Ccntimcter-Gejchütze befinden sich in der Batterie 4 Stück 14-Etatiineter-Gelchütz« aus dem Manöverdeck. Zahlreich si,i> ,»ch die Gcknellseuergeschutz, »nd Revolver, kanonen; von diesen sind vorha»o«n: sechs Stück 47«Mm «Schnell« se»erkano««, am Manöverdkck oder den Borbetteldürmen. seck« Stück 87.Mm.-RevoIverkanonen auf der unteren Brücke, je zwci gleiche Kanonen aus dem Aufbau oberhalb dein vorderen und achtere» Geschützthurme, zwei 37«Mm..Revolverka»ou,n, zwei üö » Mm. -Schaellseuerkaaoaeu, uad eine 4? - Mm.« Schnellseuer- kanone ans verschiedenen Plätze» am Manöverdeck vertheilt, zwei 47>Mm.'Revolv«rkanonen in den Marsen de« Fockmaste-, »nb zwei 37-Mm.Revolverkanonen tn de» Masten deS Großmaste-. Diese Masten sind an» Stahl hergestellt, sie gleichen vollständig alten Burgthürmen, sie besitzen auch kein« Wanten, wohl aber find sie im Innern mit Wendeltreppen versehe». Auf beiden Gefecht-maste» befinde» sich Signalslangen. Di« vier Hauptgcschutze befinde» sich in hydraulischen Lasteten, System Farcot. Fünf Lorpedoschteßvorrichtnagen vervollständigen die Armirung de- Schiffes. Für die Vertheidigung ist, wie Ein fang- schon erwähnt, ein Gürtelpanzer von 450 nun Dicke ange- irachl; zur Abwehr der Angriffe der Torpedo- sind Bullivant'scht Schutznetze vorhanden. Ta- sehr gut ventilirte Schiff ist tn allen Wohn-, VorrathS«, Maschinen- und Kesselrüumen elektrisch beleuchtet. Für diese Be« iruchlung sind vier Dynamo-, von der Firma BrSgnat geliefert, vorhanden. Gebraucht werden 329 Lampen, von welchen 36 Stück zu zehn Kerzen »nd 23 Stück zu 30 Kerzen Leuchtkraft al- Position-« und Signallichte verschiedener Gattung dienen. Für Nachtarbeiten besitzt „Hoche" zwei Reslectoren mit je sieben Glühlichiiampen, jede 50 Normalkerzen Lichtstärke. Für die Beleuchtung des Außen« eldeS sind zwei Scheinwerfer auf den Masttops angebracht. Der Durchmesser de- Strahlendündel- eine- jeden Scheinwerfers beträgt 60 om, dessen Lichtstärke kann vo» 1600 bis 3000 Gasflamme» regulirt werd«a. Milttairisches. * Tangerhütte, 27. September. Bei de» heute beendete« Lchießverfuchen de« GrufonwerkeS wurde nach der Paus« eine ILow-Haubttze in sechs Minuten au« der Panzerlasette entfernt und in 10 Minuten wieder schußscrtig hineingebracht; hieraus folgte au« demselben Rohre Erschießen eine» TreffbildeS mit II Schuß in 35 Secunden. Sodann fand die Beschießung einer Belagerung«« battrrie mit 16 scharfen Granaten au« dem gepanzerten Item« Mörser statt, dann wurden 4 Schüsse au« der LI cm-Haubitze in Panzerlafette, b Salven auS den Kanone» eines Panzrrthurme« für zwei 1b em.kanonen und 3 Schüße au« der l2cm-Haubitze in der am Vormittag eingebauten Panzerlasette abgegeben. Ten Schluß bildete rin Exerciren der Panzerthürine: eine volle Um drehung de« Panzerthurmes für zwei 1b ei»«Kanonen in 41 Secun den, der Panzerlasette für eine 21 em«Haubitze in 15 Secnnden und der zerlegbaren Panzerlasette für eine l2cm-Schnellseuer- Hanbitze tn 9 Secunden. Mit diese» glänzenden Leistungen wurde» die Schießversuche beendet. * In einer Eorrespondenz der „Straßburger Post" auS Mül hausen t. E. wird über die Kocheinrichtungen in den daselbst neugebautea Mtlitatrbaracken folgende« mitgrtheilt: An der Wand steht rin Rerservotr in Stubenoten sonn, ring- um diese« drei riesige Kessel. Der Kessel in der Mitte, unter welchem geheizt wird, ist für da« Kochen deS Gemüses bestimmt, der zur Linken für daS Fleisch »ud der »ur Rechten für den Kaffee. Soll ein Kessel nicht benutzt werden, >o kann die Verbindung mit dein Feuer abgesicllt werden. Die Luft wird dem Feuer «ur von oben durch eine» mit Deckel versehenen Behälter aus Eisenguß zugeführt. Durch diesen Behälter wird da« Feuer in so vorzüglicher Weise regulirt, das; es nte zu stark brennen kann. Sobald nämlich das Gemüse in, großen Kessel zu kochen ansänat, schließt sich der Deckel des Behälters und läßt alsdann nur so viel Luft durch, daß da- Feucr nur soviel Hitze aussttömt, als zuin Kochen der Speisen erforderlich ist. Die Ersparniß a» Feuerung-material durch dielen Kvchapparat ist eine ganz erstaunliche: um die Speise» für 600 Mann z» koche», werden tagsüber nur etwa 80 Psnnd Kohlen verbraucht. Ter Geinüickrssel ist mit einem doppelten Mantel versehen, der stets mit Wasser und dem aus dem Kessel ausstetgenden Dampf gestillt ist. Diese Ein« Achtung verhindert das Anbrennen der Speisen vollständig. Der riesige, mit Ventilen versehene schwere Deckel dieses Kessels hangt an einer mit Gewicht beschwerten Kette, durch die er in die Höhe gehoben und ivteder geschloffen wird. * Wie schon bemerkt, habe» die praktischen Versuche mit dem neuen „rauch sch wachen Pulver" in Frankreich zu der Ucberzcuguiig geführt, daß wesentliche Veränderungen tn der Ausrüstung und Bekleidung der Truppen dadurch bedingt werden. Auch in deutschen militairischen Kreisen sollen Erwägungen ähnlicher Art bereit- gepflogen werden. Die heutigen Uniforme» der deutschen Truppen entsprechen, wie die jüngsten Manöver erwiesen haben, dem Ernst fälle nicht mehr. In einem Rückblick der „Schics. Zig." auf die Kaisermanöver wird dieser Gedanke des Näheren ausgesührt. Die blanken Helme, die vielen glänzenden Metalltheilc, die weißen Koller der Kürassiere, die bunten AttttaS der Husaren und inancbes Andere machen sich in der Ferne so drutiich sichtbar, daß das Einschießen der Artillerie und da« Zielen der Infanterie außerordentlich dadurch erleichtert wird. Selbst die gedeckt hinter einem Erdwoll liegende Schützenlinie ist durch die hervorragenden Helmspitzen leicht erkenn- bar. Die deutsche Armee ist die einzige der Neuzeit, welche äußerlich dem Glanz noch so stark Rechmmg trägt. Russische und französische Infanteristen verschwinden, wenn sie aus der Erbe liegen, aus gewisse Entfernungen dem Auge fast ganz. Die deutschen Truppen würden sich ihnen gegenüber im Nachlhcii befinden. Es hat den Anschein, als ob die Frage der Neuuniformirung demnächst eine wichtige Rolle im Heeresetat spielen wird, und als ob die An« sordcruugen der Milttairverwaltung in der nächsten Zukunft neben Anderem vorläufig hauptsächlich a»s dirien Punct gerichtet sein werden. * lieber die Sterblichkeitsverhältnnse der euro päischen Heere veröffentlichen die „Archive» äe rnSiIeciiie mili- tnlre eine sehr interessante Untersuchung, welche ergicbt, daß das dtiitschc Heer von allen am günstigsten gestellt ist. Die höchste Sterblichkeitsziffer weist das ivanischr Heer aus mit 13,4 pro Mille, dann folgt Rußland mit 8,9, Italien mit 7,7, Oesterreich-Ungarn mit 6,9, Frankreich mit 6, England mit 5, Belgien mit 4.7, Deutsch, land schließlich mit 3,9 pro Mille. Ans dielen Thatsachcn kann man sich wohl einen Rückschluß aus die Vorzüglichkeit der Sanitäts- einrichttlngeil in den verschiedenen Heeren erlauben, wobei Deutsch land unbestritten der erste Rang gebührt. Von Interesse ist ferner die Thatsack>e, daß an der so verheerenden Lungentuberculos« im deutschen Heere 3 pro Mille, tm französischen eine geringere Anzahl, 2,6 pro Mille, erkrankt, daß aber trotzdem die Sterblichkeitsziffer sür diese Krankheit tm französischen Heere eine größere ist, nämlich 1,1 pro Mille gegen 0,8 tm deutschen Heere. * Der Plan de« Krieg-minister« Azcarraga über die Um- gestalt»ng der spanischen Armee fuß«, wie es heißt, auf der allgemeinen Wehrpflicht. Junge Leut«, die ihre Au»rüstung aus eigenen Mitteln bestreiten und eine entsprechend« Schulbildung nach- wellen können, iollen nach preußischem Muster al« Einjährig- Freiwillige eingestellt werden. Di« Bestände de« Genie» und der Artillerie und deren Material sollen beträchtlich vermehrt werden, so wird z. B. dir Batterie statt vier Geschütz« nunmehr deren sechs erhalten. Auch die Reiervecadre« sollen entiprechend vergrößert werden, so daß da« stehend« Heer auf dem Kriegsfuße von NX)000 auf 300000 Mann gebracht wird. Da« Heer wird nach den Gegend«» in Armeecorp» getheilt werden, von denen eine« »iS Garnison die spaniicken Besitzungn, tn Marokko erhält, und endlich soll eine große Loinmiision von ÜKneräle» über di« Landesbesestigung uud über die Erneuerung de« Material« ihr Gtttachte» abgebea. Neues Theater. Leipzig, 28. September. Da- Schauspiel Ernst von Wildenbruch'- „Die Haubenlerche" ging gestern Abend hi§r zum ersten Mal in Scene und fand eine sehr V
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