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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Sprache fehlen. Wäre das etwa eine Verbeffe- rung oder Bereicherung unferer Sprache? Ganz gewiß nicht, die Sprache wäre ärmer und fchlech- ter, ihrer Aufgabe weniger gewachfen.Die Über nahme von Wörtern aus anderen Sprachen hat fie bereichert und zugleich verfchönert. Denn je weniger Wörter eine Sprache befitzt, defto ge ringer ift nicht nur ihre Nützlichkeit, fondern auch ihre Schönheit, wie ich wohl nicht erft zu beweifen brauche. Wie aber follen denn die Wörter, die heute aus der Fremde übernommen werden, oder die in den letztenjahrhunderten übernommen worden lind, die Zeit zum Eindeutfchen finden, wenn man fie ausrottet? Man würde damit unferer Sprache die Möglichkeit nehmen, ficli durch Aus- taufch mit anderen Sprachen zu entwickeln, zu bereichern, zu verfchönern. Man würde ihren Lebensprozeß abfchneiden. Endlich gibt es gerade für die Arbeiterbewegung noch zwei wichtige Gründe, nicht unbedingtjede Anwendungfogarvon folchen Fremdwörtern zu verwerfen, die nicht ganz alltäglich find. Einmal ift es notwendig, daß der denkende Arbeiter fie kennenlcrnt, denn fie werden in der Öffentlich keit an allen Ecken und Enden angewandt, und wer fie nicht verficht, fieht hilflos da. Gewiß, auf Wörter wie immanent mag man verzichten. Aber wo bliebe der Arbeiter im öffentlichen Leben, wenn er nicht genau wüßte, was ein Do kument, ein Argument, ein Titel, eine Theorie, ein Prinzip ift! Wie aber foll er das lernen, wenn ihm fein Blatt mit abfoluter Konfequenz (unbe- dingterStarrheit*)nurUrkunden,Beweisgründe, Überfchriften, Lehren, Grundfätze vorfetzt? All das find gute Überfetzungen, aber man muß beides wiffen. Außerdem aber wädift doch hier ganz deutlich eine internationale Sprache heran. Was ein Do kument, eine Theorie, ein Prinzip ift, weiß der Franzofe, der Engländer, der Spanier ohne wei teres, heute wahrfcheinlich auch fdion der Ruffe, der Chinefe und der Japaner. Was foll nun aus alledem folgen? Sollen wir alle Dämme einreißen und uns in einem tollen Wirbel von Fremdwörtern ergehen?—Ganz ge wiß nicht. Idi möchte um alles in der Welt nicht Sätze hören wie: »Die ftupideften Ökonomen produzieren die voluminöfeften Solaneen«, an- ftatt des einfachen: »Die dümmftenBauern haben die größten Kartoffeln.« Man kann nach der einen Seite übertreiben wie nach der andern. Sondern die oberfte Richtfdinur, wie fdion oben bemerkt, muß fein: Sprich und fdireibe fo, daß deine Hörer und Lefer dich ohne befondere Mühe verliehen. • Der Lefer weiß, daß Konfequenz an fich »Folgerichtigkeit« bedeutet; in diefem Zufamraenhang wird es belfer Starrheit Uberfetzt EIN ALTES HISTÖRCHEN • VON IGNÄT HERMANN Der Verfaffer der nachfolgenden Satire, der gegenwärtig in feinem 74. Lebensjahre fleht, begann feine Laufbahn als Lehrling in einem Kolonial- warengefchäft, war dann Kommis, Handlungsreifender und Advokaturfchreiber — ehe er fein erftes Buch erfcheinen laffen konnte. Heute ift dies echte Kind feines Volkes der bekanntefte, populärfte Dichterhumorift der 1 fchechoflowakei, von dem mehr als 30 Bände gefammelter Humoresken votliegen. Die kleine Probe, die wir hier bringen, entflammt dem Bande »Verblaffende Bilder«, kulturhiftorifche Memoiren aus dem Provinzleben des vorigen Jahrhunderts. Ins Dcutfche übertrug Ce Karl Nowak-Relsmann, Prag, der üch in dankenswerter Weife dauernd bemüht, die tfchechifche Literatur uns Deutfchcn näherzubringen. Es gefchah einmal — oder auch nicht, irgendwann zu Be ginn des Jahrhunderts oder vielleicht fdion an der Neige des verfloffenen. Damalsgab’s in einer alten, kleinen, einft- mals berühmten und fpäter abgeftorbenen Stadt auch einen Magillrat und an deffen Spitze einen Bürgermeiller. Man nannte das Ganze mit einem Worte die Kcmmunalien. Aber das war kein Bürgermeiller, der von der Stadtver waltung gewählt, fondern einer, der von »Amts wegen« ernannt worden war, und der fo lange amtierte, wie es den Herren paßte. Und da er ihnen augenftheinlich zu Geflehte Hand, bürgermeiflerte er recht lange Zeit hin durch, unendlich lange, vielleicht bis zu feinem Tode. Recht oder Unrecht, das fpielte beim Herrn Bürgermeiller keine Rolle, er tat, wie es ihm beliebte und paßte, Zei tungen gab’s keine in dem kleinen Städtchen — und wenn es welche gegeben haben würde, fo gab’s dodi gottlob da gegen eine Zenfur, und was der Zenfur nidit genehm war, durfte nicht gedruckt werden. Und wenn es fdion möglidi gewefen wäre, es zu drucken, wozu hatte denn der Herr Bürgermeiller einen Polizeirevifor? Er hätte ihn einfach zu fo einem querulanten, arroganten Zeitungsmenfchen gefdiiekt, und der hätte den Herrn Journaliflen einfach in den Arrell gefperrt. Steckte der Herr Polizeirevifor doch noch ein halbesjahrhundert fpäter auf einen bloßen Wink des Herrn Kommunalrates, der »über der llädtifchen Polizei« war, Bürgersleute ins Loch! Dazumal vergoß fo manche Witwe und manches Waifen- kind bittere Tränen über das unhumane Vorgehen und abgekürzte Verfahren, das der Herr Bürgermeiller will kürlich betrieb, aber dagegen gab es nirgends eine Be rufung. Wahrhaftig, es war eine merkwürdige Zeit! Wenn fich fchon niemand darum kümmerte, fo war es doch unbe greiflich, daß lieh auch niemand darum kümmerte, wenn es allgemeine Angelegenheiten der Öffentlichkeit betraf! Paffierte etwas, fo war es llets, als ob nichts paffiert wäre.
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