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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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rität, nicht Majorität!« und »Die Wiffenfchaft muß umkehren« der geiftreiche jüdifche Kon vertit und Rechtsprofeffor F. Julius Stahl (1802 bislSöi).Auch der Philofophüepe/(i77obis 1831) war ein Vergötterer des Machtftaatgedankens, zwar an sich nur der Idee des Staates im allge meinen, von dem derMenfch ihm zufolge »allen Wert, alle geifUge Wirkfamkeit« hat, und der die unbedingte Verkörperung aller Wahrheit, Bil dung,Uneigennützigkeit, der höchften Schönheit und Freiheit in feinen Augen darftellt, daher auch abfolute Autorität beanfpruchen muß. Aber tatfächlich ift es der preußifche Staat von 1821, den er feiert, deffen Seele die Beamten find, und deffen erblicher Monarch in feiner geheiligten Perfon die »lebendig gewordene Gattungsver nunft« repräfentiert, während dem Volke nur eine höchft befcheidene Teilnahme am Staats leben in den fogenannten Ständen zugewiefen wird.Eigentlich willHegel überhaupt keinStaats- ideal aufftellen, fondern nur »das Wirkliche« er- faffen und befchreiben, das ihm zugleich »das Vernünftige« ift. Die eigentlichen politifchen Schüler Hegels find im Grunde nicht feine philofophifchen Anhän ger, die lieh zudem in fehr verfchiedene Rich tungen zerfplitterten, fondern die politifchen GefchichtsfchreiberinDeutfchland feit etwa 1850, die mit ihrer fchriftftellerifchen Arbeit Bismarck das neue kleindeutfche Kaiferreich begründen halfen. Schon für den von der Romantik aus gegangenen Leopold Ranke find die einzelnen Staaten»Individualitäten«und »Offenbarungen Gottes in der Gefchichte«; trotzdem werden von ihm fo wenig moralifche Perfönlichkeiten, wie Heinrich VIII., Wallenftein oder Richelieu, in glänzenden Charakteriftiken als »fchickfalhaft unvermeidlich« hingeflellt und fchließlich mehr bewundert als verabfeheut. Noch ftärker aber predigte, um nur den Hervorftechendften aus dieferReihezu nennen, in feinen mitleidenfchaft- lidiem Feuer vorgetragenen Univerfitätsvorle- fungen und Gefchichtswerken der Hiftoriker und Politiker Heinrich von Treitfchke (1834 bis 1896), und zwar unter ausdrücklicher Berufung auf den »genialen Florentiner«, den Kultus der Macht, anfeheinend rein um der Macht willen. Es fcheint faß, als ob diefe Männer der Studierftube oder, wenn es hoch kam, der Parlamentstribüne aus einem gewiffen Gegenfatzbedürfnis heraus (ich für die reine Tat, für Bismarcks Politik von »Blut und Eifen« begeiftert hätten.Und doch kommen ihre Gedanken nicht von der Ethik los: derStaat foll fich nach Treitfchke, obwohl fein Wefen Macht ift, dennoch »nur fittliche Ziele fetzen«. Aber es find doch Sätze fehr zweideutigerNatur, in denen er diefe feine Ethik dahin auslegt: »Wenn die Politik moralifcher werden foll, muß die Moral politifcher werden«, oder: »Das fitt liche Urteil über den Staat muß man aus der Natur und den Lebenszwecken des Staates fchöpfen.« Es kommt eben alles darauf an, was man unter der wahren »Natur« und den rechten »Lebenszwecken« des Staates verlieht. Gewiß werden auch wir fagen: ohne reale Macht kann keine ftaatliche Gemeinfchaft exiftieren, allein eine folche Macht muß auf fittlichem Grunde ruhen, darf Geh niemals mit brutaler Gewalt gleichfetzen. Wenn endlich Treitfchke von Herder und Goethe, dann auch den Romantikern gelernt haben will, daß der Politiker »hiftorifch« denken müffe, daß jedes Volk fich von felbft die »ihm gemäße« Form feines ftaatlichen Lebens gebe, daß endlich alles Lebendige »individuell« fei, fo find das beftechende Halbwahrheiten, die uns politifch nicht voranzuhelfen vermögen. Was nach Treitfchke kommt, wie der vielge nannte General Friedrich von Bernhardi und der noch jetzt in Berlin lebende greife Hiftoriker Dietrich Schäfer, beruft fich unfelbftändig auf ihn und ftellt felbft keine zufammenhängende fyftematifche Lehre auf. Die äußerlich beflecken den Vorzüge, aber die weit größeren inneren Schäden und Hohlheiten folcher Politik hat das Zeitalter 1870 bis 1918 deutlich genug an den Tag gelegt. Und auch dieVerfucheeinerWieder- erneuerung »romantifcher« Staatskunft, wie fie von Othmar Spann und anderen neuromanti- fchen Staatslehrern mit ihren Forderungen des Organifchen und Hiftorifchen in der Politik ver treten werden, haben zwar manche Anhänger, haben fich jedoch zum Glück noch nicht ernftlich durchgefetzt. Desgleichen hat fich von den raffen- politifchen Theorien (mögen fie auch, wie Nietz- fches »Genealogie der Moral« in geiftreiche Sprüche gekleidet fein, oder fich, wie Spenglers Appell an Inftinkt und Blut am Schluffe feines »Preußentumund Sozialismus«, an die nur allzu leicht beeinflußte Denkart der Jugend wenden) bisher noch keine zu der Höhe einer allgemeinen Staats-oder Gefellfchaftslehre im engeren Sinne des Wortes zu erheben vermocht: Während fie freilich in der inneren, und noch mehr äußeren, namentlich aber der Kolonialpolitik allerZeiten von jeher eine bedeutende, nur zu verhängnis volle und auch für unfere Zukunft noch höchft bedrohliche Rolle gefpielt haben und noch fpielen. Prof. Dr. Karl Vorländer, Münfter i.W.
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