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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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AN DER SCHWELLE ZUM 400. TODESTAGE DES GROSSEN MEISTERS ALBRECHT DÜRER Wie? Erft vier Jahrhunderte find Vergangenheit Albreclit Dürer ftarb? Sind die Jahrhunderte Ewigkeiten geworden, daß fie Raum haben für fo viele und ungeheure Ereigniffe? Das Wort Entwicklung macht uns fonft ftets ungeduldig. Aber plötzlich flehen wir vor der Tatfache: Die Zeit Albrecht Dürers, das Mittel- alter mit feinen Folterkammern und Scheiter haufen, mit feinen Angflzufländen und Rebel lionen liegt erft vierhundert Jahre zurück. In diefen vierJahrhunderten find neue Meere,neue Kontinente und neue Unendlichkeiten entdeckt worden, Weltreiche entfianden und vergingen, die Mafchine begann ihren Donnergang über die Erde, und über die fteinernen Gebete der Kathedralen fingt der Motor das Wiegenlied eines neuen Zeitalters. Was i(l uns heute das Werk eines Malers, der vor vierhundert Jahren die Inhalte und Formen feiner Bilder aus feiner Zeit fchöpfte? Es ift zur Gewohnheit geworden, Dürer als den deutfchen Maler zu bezeichnen. Das ift eine Phrafe, nichts weiter. Deutfeh — das ift noch heute ein umftrittener Begriff. Und damals? Es gab kein Deutfchland zu Dürers Zeiten. Nicht einmal auf der Landkarte! Der Feudalismus des Mittelalters und die Idee einer Nation, eines Staates, waren lieh von Natur aus feindlich. Es lag im Wefen des handwerks mäßigen Produktionsprozeffes, daß Erzeugung und Verbrauch fich im engftenRahmen genügten. Was außerhalb diefes Rahmens lag, war Aus land. Nur die katholifche Kirche umfpanntediefe taufend und aber taufend Wirtfchaftsgebiete. Durch die Ausdehnung des Handels wurde diefe primitive Ordnung umgeftoßen. Mit dem zu nehmenden Luxusbedürfnis der fetten welt lichen und geiftlichenHöfe machten fich befeftigte Stapelplätze nötig. Städte entftanden, Handels märkte, freie Warenerzeuger, Arbeiter, die über ihre Arbeitskraft frei verfügen konnten. Wäh rend das Handwerk von den Zünften eingeengt wurde, eroberte fich das Kaufmannskapital die W eit. Es befrachtete Warenzüge und Schiffe nach kaum bekannten Märkten. Mit dem neuen Lo- fungswort Geld fließen die Pioniere des jungen Kapitalismus in See, zum Raube fo bereit wie zum profitablen Taufche. Das Geld wurde die erfte Weltmacht. Herrfchaft war nicht mehr ab hängig von Grundbefitz. Wer Geld hatte, konnte Arbeiter und Soldaten kaufen, Generale und Mafchinen des Krieges, auf die Rittergefolg- fchaften verzichten und felbft den Papft in die Tafche ftecken. Solange die Naturalabgaben aus den Hütten in die Paläfte wanderten, gebot das Quantum Maß und Einhalt, audi wenn dieVor- ratskammern der Herren immer größer und die Tafeln immer länger wurden. DasGeld hob diefe Grenzen auf, die Abgaben konnten verkauft und in neue Macht verwandelt werden. Ihrer wirtfchaftlichen und geiftigen Vormacht nahezu völligberaubt, entwickelte fich die katho lifche Kirche zu einem Wuchergefchäft. Kirchen- ftellen, Sündenabläffe,Vorfchtiffe auf die Selig keit, alles war für Geld zu haben. Rom wurde — und Hutten war es, der diefeWahrheit in alle Welt fchrie — zur Scheune des Erdkreifes, »in welcher zufammengefchleppt wird, was in allen Landen geraubt und genommen worden, in deren Mitte jener unerfättliche Kornwurm fitzt, umgeben von feinen zahlreichen Mitfreffern.die uns zuerft das Blut ausgefogen, dann das Fleifch abgenagt haben, jetzt aber an das Mark gekom men find...« Der da fo heftig fchrie und Feuer und Schwert gegen die römifchen Ausbeuter in Bewegung fetzen wollte, war ein enteigneter Adliger, einer aus der Klaffe der von den neuen Herren Mitausgepreßten. Vom verarmten Ritter bis zum leibeigenen Bauer, vom Bürger der Städte bis zum »freien« Arbeiter fpürten alle den mörderifchen Griff der Profitwirtfehaft am Hälfe. Mit wütenden Karikaturen fielen fie über das Luderleben der Höfe und Klöfter her, Auf- ftände brachen aus, und die Folterkammern und Gefängniffe genügten nicht, alle die »Ketzer« wider die »von Gott gewollte« Unordnung zu beftrafen. Während die Mächtigen der Erde Pate flanden bei derW iedergeburt der Antike und den Bruder der Renaiffance, den Humanismus, die menfchliche Bildung, im Gegenfatz zu den gött lichen Dingen, zu ihrem Meffias erhoben, wurde die unruhig gewordene große Maffe, die aus wirtfchaftlichen Gründen alle Urfache hatte, zu proteftieren, proteftantifch zu werden, von der Kirche hingelenkt zu Judenmetzeleien,zurSelbft- zerfleifchung des Geißlerordens, in das Laby rinth täglich neuer Wunder und überirdifcher Schrecken. Die unbegreifliche Tatfache großer gefellfchaftlicher Erfchütterungen und die Ah nung von bisher nicht erforfchten natürlichen Mächten förderten die abergläubifche Furcht vor den bevorftehendenDingen. In diefe Geburtszeit
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