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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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der heutigen kapitaliftifchen Weltordnung fällt das Leben und Schaffen Albrecht Dürers. Nürnberg war damals eineWeltfladt, ein Mittel punkt des großen Kulturkreifes, der von der blauen Adria bis weit hinauf reichte an den Machtbezirk derHandelsherren von Antwerpen. Noch floß der goldene Strom der neuentdeckten Welt nicht nach Europa, der große Zug in der Schachpartie der europäifchen Völker hatte die Kräfte noch nicht umgruppiert, noch zogen die Handelskarawanen vonVenedig nach Nürnberg und ftapelten den Reichtum des Orients in den feilen Mauern diefer Stadt auf. Eine flolze, weit hin ragende Burg, dicke Baflionen und Türme, breite Klöfler, reiche Patrizierhäufer, das war Nürnberg, und die Mächtigen rechneten mit diefem zwar bürgerlichen, doch achtunggebie tenden Kollegen. Jedoch es gab noch ein an- deresNürnberg:enge,fchmutzigeHäuferhaufen, lichtlofe Gaffen und Höfe, fintiere Werkflätten, Wohnungen ohne Rückficht auf die Bedürfniffe des menfchlichen Dafeins. Vorne die Figur des Schutzheiligen, hinten der Moraft. In diefes Nürnberg war DürersVater ausUngarn zugewandert. Er heiratete in das Gefchäft eines Goldfchmiedemeiflers ein und zeugte mit der fall auf altteflamentarifche Weife erarbeiteten Frau achtzehn Kinder. Zum Glück war die Frau in den Übungen der Kirche mehr zu Haufe als in der Säuglingspflege, und fo blieben nicht alle Kinder am Leben. Der Vater Dürer mußte auch fo noch genug fchaffen. Albrecht, das dritte Kind, wurde am 21. Mai 1471 geboren. Der Knabe zeigte fo wenig Neigung zum väter lichen Beruf und eine fo reiche Begabung zum Zeichnen, daß er zu dem Meifler Michael Wohl gemut in die Lehre gegeben wurde. Drei Jahre lernte er die Handgriffe der Malerei, das andere fleckte bereits in ihm. Es gibt ein Selbflbildnis des Dreizehnjährigen von ergreifender Klarheit des Ausdrucks, wie es nur einer zeichnet, der in ihm Schlummerndes mit leifem Schauder ahnt. Auf derWander fchaft berührte Dürer das Elfaß, wo er in Kolmar in dasWefen des Kupferflechers Martin Schongauer eindrang. Bis nach Venedig kam er. Halb zog es ihn, halb fank er hin — gefchehen war es jedenfalls um ihn. Daheim ein armer Schlucker, ein fchief angefehener Maler, der die Wünfche der Auftraggeber auszuführen hat — hier ein Fürft der Farbe, aus der grauen Enge in den Überfchwang der Formen geriffen! Aber das gelobte Land der Malerei durfte nicht Dürers zweite Heimat werden. Ehe er auf den Ruf desVaters heimkehrte, hatte diefer ihm eine Frau zugehandelt. — Ohne einen Protefl gegen diefen in jener Epoche noch üblichen Eingriff in die perfönlichflen Rechte heiratete Dürer Frau Agnes. Bis an fein Ende lebte er mit ihr. Er fand fich mit ihr ab, gewöhnte fich an ihre haus- backeneErfcheinungund träumte von derSchön- heit einer flrahlenderen Welt. Es war Dürer vergönnt, ein zweites Mal nach Venedig zu reifen. Noch einmal die heitere Kraft diefes Landes und diefer Kunfl fpüren, noch einmal aus vollem Becher trinken, was fonft nur tropfenweife und unzärtlich kredenzt wird! »Oh, wie wird mich nach der Sonne frieren!« rief der fonft in feinen Äußerungen fehr profa- ifche Maler aus, als er nach Nürnberg heim kehrte. Er wußte, was feiner harrte. In dreißigjähriger Anfäffigkeit in Nürnberg hat Dürer von dort nicht für 500 Gulden Aufträge bekommen. Er malte die erflen bürgerlichen Porträts, mit ihm beginnt die große Bewegung der bürgerlichen Kunfl. Mit verfchloffenem Ant litz, mißtrauifchen Augen, kampfentfchloffenen und egoiflifch-harten Zügen fleigen die Perfön- lichkeiten einer neuen Herrfcherklaffe herauf. Aber der Maler, der diefen weit- und kunfl- gefchichtlich bedeutfamen Auftritt begriffen und dargeflellt hat wie kein anderer, konnte nicht von feiner Malerei leben. Das Zeitalter der er wachenden Buchdruckerkunft, des Flugblattes undderBerichterflattungvonunerhörtenNeuig- keiten und feltfamen Welträtfeln gab dem Holz- fchnitt und dem Kupferflich Bedeutung. Dürers unerfchöpflicher Formenreichtum, fein Vorrat an Erlebtem und Erfchautem warf fich auf das graphifche Schaffen. Er produzierte unaufhör lich. Antike Vorbilder und die Wirklichkeit des Alltags Hoffen ineinander, naive Frömmigkeit und die verzierten Unklarheiten des Humanis mus kreuzten fich, biblifche Motive wurden in das Gefchehen der Gegenwart überfetzt. Der ganze Tumult des geifligen Lebens jener Tage flürmt durch Dürers Bilder. Albrecht Dürer arbeitete mit dem Eifer eines Berichterflatters, der fich dabei noch einer fchö- nen Handfchrift befleißigt. Er griff Einflüffe auf, ohne fich ihnen ganz hinzugeben. Er malte ve- nezianifch und nürnbergifch, begeiflerte fich für den Reformator und hütete fich, gewarnt von dem Schickfal feiner Schüler, der »drei gottlofen Maler«, der Reformation aktive Unterflützung zuteil werden zu laffen. Sein Griffel feierte die Führer des Humanismus, aber mit gleichem Eifer illuflrierte er die abergläubifchen Prophe zeiungen vom Weltuntergang.
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