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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 8, August
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Wunfch), 3. der Setzer muß in alle Kalten die richtigen Buchllaben geworfen, d. h. abgelegt haben, 4. fodann muß er auch die richtigen Buchllaben greifen, 5. fie richtig einfetzen, oder beim Mafchinenfatz darf er fich nicht in der Tallatur vergreifen (eine Setzmafchine ift ein vieltaufendteiliger, hochkomplizierter Apparat, der aller hand Mucken hat), 6. muß der Korrektor, fofern er die Ur- fchrift entziffern kann, die betreffende Korrektur richtig lefen, 7. der Setzer muß die Korrektur wiederum richtig ver- beffern, 8. dieÜberprüfung muß richtig gelefen werden,g.die in ihr nochmals wiedergefundenen Fehler muffen richtig verbeffert werden, 10. die an diefen Gefchäften Beteiligten müffen auch die nötige Zeit dazu haben. Und das ift bei der unglaublichen Schnelligkeit — Radio, Funk, Fernfprecher, Ferntafter und neuerdings auch die Fernbildner fchleudern ununterbrochen ihren aus allen Weltwinkeln gefammelten Stoff in diefen Hexenkeffel — leider fehr, lehr feiten der Fall. - Alfo ein einziger Buchftabe und zehn Fehlermöglichkeiten, wobei ein Dutzend anderer Eventualitäten gar nicht mal berührt werden follen. Da nun, wie vorhin erwähnt, die 32feitige Zeitung 4385100 Buchllaben beherbergen kann, mag lieh der Entrüftete mal felber ausrechnen, wieviel Fehlermöglichkeiten es gibt. Sie gehen hoch in die Milli onen! Zufammengeballt auf eine Arbeitszeit von einigen Stunden. Vier bis fünf Stunden — mehr Zeit lieht der modernen Großzeitung niemals zur Verfügung. Da heißt es, den Geift fcharf auf Hochfpannung fetzen, die Hände emfig rühren und die Nerven in der Gewalt haben. Wer lieh einmal von der fchier unglaublichen Haft eines großen Zeitungsbetriebes durch den Augenfehein über zeugen konnte, wer — auch wenn er ein Laie ift — einen Begriff von den millionenfachen Fehlermöglichkeiten hat, der wird fich weniger über einen Fehler entrüften als fich wundern, daß es nicht noch mehr find. Er wird fich nicht ärgern, fondern — fofern der »Druckfehlerteufel« einen guten Witz gemacht hat — herzhaft lachen. Sepp Wundshammer, Köln "V Abessinischer \ Mieterschutz M as fchöne Häuschen unter den W Eukalyptuswipfeln hatte ich ge- mietet und war der neuen Um- gebung froh. Das Strohdach verfprach, in der Regenzeit dicht zu bleiben, Stall und Dienerhaus waren in Ordnung, der Brunnen gab klares Waffer, war tief und einer der ergiebigften in der Stadt. Die Eingeborenenhäufer rundum gehörten bra ven Leuten, das einzige in der Nähe befindliche Europäer haus dem Griechen Kriftos, der felbft ein würdiger Nach bar des großen Cäfar gewefen wäre, weil er Punkt für Punkt feinem Wunfch entfprochen hätte: »Laßt wohl beleibte Männer um mich fein mit glatten Köpfen, und die nachts gut fchlafen.« Das Leben in diefem Haufe fchien fürs erfte ein Idyll. Tauben nifteten unter dem Dach, die Pferde wurden beim Brunnen getränkt, raften dann im Galopp rund um das Haus, Hunde und Affen fchloffen Freundfchaft, ein geborene Kinder kamen, fangen, tanzten; manchmal ritt ein Bettler durchs Tor und ließ, ohne abzufitzen, durch feinen Diener um einen Piafter bitten.Und kleine Freuden gab’s: den Milchmann, der jeden Morgen an einer Stange die mit einem Pfropfen Gras verfchloffene Milchflafche trug und nie mit dem Koch einig werden konnte, ob es die fiebente oder die achte, die zehnte oder die elfte fei, die für den letzten Taler verrechnet werden müffe; die fchönen wilden Bananen, die vor dem Fenfter Händen; die Blüten am Pfirfichbaum, oder vor dem Haufe den bunten Zug einer Araberhochzeit. Mein Hausverwalter, Grasmatfch Y mar, kam in Vertretung feines Herrn, des unermeßlich reichen Königs der Provinz Godjam — zwar nicht pünktlich am Erften, aber doch un gefähr jeden Monat einmal —, um die zwanzig Taler Zins einzukaffieren, übergab fie dann dem kleinen Jungen, der im Hofe fein Maultier hielt, machte einen Rundgang um das ganze Grundftück, trank mit mir einen Kaffee (nicht das, was man bei uns fo nennt, fondern die wahrhaftige Wundereffenz des Morgenlandes), fragte meine Frau, ob fie nicht eine weiße Gattin für ihn wüßte, und ritt nach langem und wiederholtem Abfchied zufrieden auf feinem Maultier heim. —O Paradies von Habefch! Gottesfriede in den äthiopifchen Bergen! Doch eines Tages erfchien der wackere Ymar mit nicht nur dunkler, fondern zugleich auch finiterer Miene und fagte, einer feiner Diener habe ihm mitgeteilt, einer meiner Diener habe etwas Laub eines der vierzig Eukalyptus bäume geftohlen und verbrannt, die wie gigantifches Unkraut von Turmeshöhe auf dem Grundftück wuchfen. Ich möge den Mann fofort entlaffen.Das tat ich zwar nicht, doch gab es eine mehrere Tage währende Befichtigung der Bäume durch den Grasmatfch und einige feiner Ver- trauensperfonen und eine ebenfolange dauernde Unter- fuchung, die mit meinem feierlichen Erlaß an alle Diener fchloß, die Blätter der Eukalyptusbäume feien Eigentum des Königs von Godjam und dürften nicht geftohlen werden. Nach ein paar Tagen erfchien Ymar wieder und forderte von mir die Bezahlung von drei viertel Talern. Einer feiner Diener habe ihm nämlich mitgeteilt, daß an drei verfchiedenen Tagen je eine Kuh meines Nachbarn zur Linken mein (alfo fein, beziehungsweife des Königs von Godjam) Grundftück betreten habe. Es wäre Sache diefes Nachbarn gewefen, dies durch rechtzeitige Ausbefferung feines Zaunes zu verhindern. Da er es indeffen nicht getan habe, hätte ich dem beftehenden Landesgefetz entfprechend handeln müffen, das heißt: die jeweilige Kuh an einen Baum meines Grundftückes binden, ihr Futter vorlegen und fie dem Nachbarn nur gegen Bezahlung eines viertel Talers wieder zurückgeben follen. Diefe drei viertel Taler habe er feinem Herrn abzuliefern, und er fordere nur aus ganz befonderer Freundfchaft zu mir nicht mehr, denn eigentlich fei ihm wohl eine viel größere Summe ent gangen, da der Nachbar vorausfichtlich nicht jedesmal gleich einen viertel Taler gehabt, die Kühe alfo wohl bis zur Beforgung von Bargeld mehrere Tage lang auf meinem Grundftück gelaffen hätte, wodurch ich berechtigt, ja ver pflichtet gewefen wäre, für jeden Tag und für jede Kuh je einen viertelTaler zu begehren. Ich möge alfo erkennen, wie fehr er mir durch die Forderung von bloß drei viertel Talern entgegenkomme. Diefer fchon ernftere Fall wurde von mir durch Bezahlung der drei viertel Taler und eine freundliche Mahnung an den Nachbar geregelt. Aber Paradies und Gottesfriede waren vorbei.
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