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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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weiteren Gebieten des Lebens verbreitet. Na türlich ift der Suggerierende ftets die willens- ftärkere, fein Objekt die willensfchwächere Perfon. Darum find Kinder in der Regel der Suggeflion zugänglicher alsErwachfene, Frauen meift ftärker als Männer, die in erlter Linie von ihrem Gefühl geleiteten Maffen, zumal in Zeiten oder Augenblicken der Aufregung, leichter und fchneller als nachdenkliche Naturen. Das Leben ift voll von Beifpielen. Man denke nicht bloß an fo fpezielle Fälle wie die bekannten Erfchei- nungen von Panik beim Ausbruch eines Brandes oder bei Kursftürzen an der Börfe, fondern an die faft unbegrenzte Herrfchaft der Mode nicht nur auf dem Gebiet der Kleidung, fondern auch auf geiftigem, ferner an den ungeheuren Einfluß der modernen Preffe, der Reklame, der Klaffen- und Standesvorurteile auch über fonft leidlich verftändige Leute, felbft — Richter! Die ver- derblichfte Rolle aber, viel feltener eine erfreu liche, haben Maffenfuggeftionen von jeher auf dem religiöfen fowie auf politifchem Gebiete gefpielt. Dahin gehört unter anderm fchon der Orakel- und Myfterienglaube der alten Griechen, dann vor allem die gefamte Kreuz zugsbewegung, nicht zum wenigften die be- fonders traurigen Ketzer- und Kinderkreuzzüge, die Religionskriege aller Art von der Eroberung Kanaans durch die Ifraeliten bis zu den traurigen Verirrungen der Judenverfolgungen und der Bartholomäusnacht; weiter der bis tief in die Neuzeit hineinreichende Teufel- und Hexen glaube, die zahllofen Sektenftiftungen aller Zeiten mit ihrem Gefolge von Torheiten und Verbrechen. Von den auch heute noch nidit ausgeftorbenen Fällen kraffen Aberglaubens an Behexungen und Befprediungen, an Magie und Sympathie, an die Heilkraft von Wunder tränken und Amuletten, Reliquien und »chrift- lidier« Wiffenfchaft ganz zu fchweigen. Und ganz ähnlich fleht es auf politifchem Felde. Gewiß find hier, wie auf religiöfem Gebiet, viele erfreuliche Beifpiele anfteckender, felbftlofer Be- geifterung, heldenhafter Aufopferung, kühnem Kampfeseifer, bewundernswertem Dulderfinn im Lauf der Menfchengefchichte zu verzeidinen; aber zahlreicher find doch die beklagenswerten Fälle, in welchen rohe Verfolgungswut, Fana tismus, Mordgier, Völker- und Raffenhaß, Ty rannei und Parteifucht, kirchliche wie politifche und wirtfchaftliche, in der inneren wie der äußeren Gefchidite fogenannter Kulturvölker furdrtbare Orgien gefeiert haben. Hat fich dodi die Kriegspfychofe im letzten Weltkriege felbft vieler der feinften und fonft kritifchften Köpfe bemächtigt! Zum Schluß noch ein kurzes Wort von der Hypnofe, eigentlich nur einer befonderen Art der Suggeflion, die ihren Namen vom grie- chifchen hypnos (= Schlaf) trägt, weil fie auf den Menfchen während eines fchlafähnlichen Zu- ftandes ausgeübt wird, in den ihn der Hypno- tifeur felbft erft verfetzt. Die Einfchläferung er folgt durch ähnliche Mittel wie beim natürlichen Einfchlummern: dadurch, daß die Aufmerkfam- keit des zu Hypnotifierenden auf einförmige Sinneseindrücke, zum Beifpiel das regelmäßige Ticken einer Uhr oder das Fixieren eines glän zenden Gegenftandes, gerichtet wird, während zugleich der Hypnotifeur ihm, wie eine Mutter oder Wärterin dem kleinen Kinde, fanft ein dringlich zuredet und feine Augen, feine Wan gen, feine Körperfläche überhaupt wiederholt leicht mit der Hand beftreicht. Wenn die Hypnofe gelungen, macht der Eingefchläferte völlig den Eindruck eines Automaten: er führt alle, felbft die gezwungenften, Bewegungen und fonder- barften Handlungen aus, die ihm der Hypno tifeur befiehlt oder Vormacht. Nur diefemfchenkt er feine Aufmerkfamkeit, während die gefamte übrige Welt für ihn nicht exiftiert; nur dieferift imflande, ihn zu den unglaublichften Dingen zu überreden, wie zum Beifpiel dazu, daß er eine rohe Kartoffel mit Zeichen des Entzückens ißt, Perfonen oder Dinge, die fich vor feiner Perfon befinden, nicht wahrnimmt, umgekehrt nicht Vorhandenes lieht ufw. Vorbedingung des Gelingens der Hypnofe aber ift, ebenfo wie bei der Suggeflion, daß dasObjekt des Hypnotifierenden von ihrer Wirkfamkeit überzeugt ift. Sobald die Gegenvorftellungen zu ftark find, wenn mit einem Wort der völlige Glaube fehlt, bleiben alle Verfudie des gefdiick- teften Hypnotifeurs, wie es fich zum Beifpiel bei meiner eigenen Perfon zeigte, vergeblich. Das gibt uns, und mit diefem Gedanken wollen wir unferepfychologifdien Betrachtungen fchließen, einen Fingerzeig, wie wir allen krankhaften oder fdiädlichen feelifchen Erfcheinungen in uns und bei andernMenfchen entgegenarbeiten können: durch Stärkung unterer Erkenntnis- und Willens kraft. Das gilt fchon von dem Erzieher der Jugend, dasfelbe für den Volkslehrer im weite- ften Sinne, mag er Prediger, Schriftfteller oder politifcher Redner fein, das gleiche für den Arzt, den Riditer, den Staatsmann, den Künftler, denen ihre Kunft kein Handwerk ift. Sie alle bedürfen einer eingehenden Kenntnis der Seele
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