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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 11, November
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
- Links
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Das Schiff Berlin, November 1928, Heft II Beiblatt der Tvpographifchen Mitteilungen Schriftleitung: Ernft Preczang,Berlin SW, Dreibundftraße9 Die Weltfpraehe Die Hirngefpinfte von geftern find die Wirklich keiten von heute und die Selbftverftändlich- keiten von morgen. Eines diefer Hirngefpinfte ift die Weltfpraehe als Hilfsmittel aller inter nationalen Beziehungen. Ihr »Geftern« umfaßt eine dreihundertjährige Gefchichte, und ihre Anwendung »heute« und »morgen« wird unbe rechenbare Folgen haben. Es ift naturnotwendig und naturgewollt, daß eines Kindes ureigne Laute, feine Ich-Sprache, in der Sprache feiner Eltern und Gefchwifter nach und nach aufgeht und nahezu reftlos ver- fch windet. Diefer Vorgang wiederholt fich in immer größerem Kreife: mehrere Familien- fprachen fügen fich zu einer einheitlichen Orts- fpradie, mehrere Ortsfprachen zu einer Land- fchaftsfprache, mehrere Landfchaftsfprachen zu einer Landesfprache zufammen. Oft ift das Gefüge entftanden durch gegenfeitiges Nach geben und Anpaffen aller Teile, oft aber erringt ein Teil fall die Vorherrfchaft über die andern und ift wie ein König, dem die andern fich unter ordnen. Kein einziges diefer Gefüge ift feft und unerfchütterlich — an jedem läßt fich ein leifes Umformen feftftellen, ein Abwerfen alter und Aufnehmen neuer Teile. Warum follte der Kreis fich nicht noch mehr weiten? Warum follten fich nicht mehrere Lan- desfprachen zu einer internationalen Sprache zufammenfügen? Ift das nicht auch ein natur notwendiger und naturgewollter Prozeß? Ift nicht beifpielsweife unfere deutfehe Sprache (felbft abgefehen von den Fremdwörtern) längft fchon durchfetzt von englifchen, franzöfifchen, italienifchen, fpanifchen, lateinifchen, griechi- fchen, holländifchen, türkifchen, ruffifchen, pol- nifchen, arabifchen und noch andern Elemen ten? Sieht es nicht in den andern Sprachen gleich aus? Wenn der moderne Menfch nicht abwarten mag, bisdieNatur in langfamer Entwicklung dieWelt- fprache »macht«, wenn er bewußt diefe Entwick lung befchleunigt und Wege und Grenzen und Ziele abfteckt, alfo eine »künftliche«Weltfpraehe macht, fo handelt er nicht anders als der Tier- und Pflanzenzüchter: er greift mit Hilfe der Naturgefetze in den Gang der Natur ein, um fie feinen Zwecken dienftbar zu machen. DieWeltfprachlerhaben längft einfehen gelernt, daß fie das überaus große, jetzt fchon vorhan dene internationale Material an gemeinfamen Lauten, Buchftaben,Wörtern und Flexionen nur zu ordnen brauchen, um eine Sprache zu erhal ten, die die Vorteile der Nationalfprachen bietet und ihre Nachteile vermeidet. Sie benützt die Laute und Buchftaben und die Wörter, welche den meiden Nationalfprachen (man hat befonders Deutfeh, Franzöfifch, Eng- lifch, Italienifch, Ruffifch und Spanifch im Auge) gemeinfam angehören. Sie vermeidet alfo zum Beifpiel den deutfehen Laut ch, den fpanifchen Buchftaben n, das deutfehe Wort »Kalb«. Sie vereinfacht die Betonungsregeln, die Dekli nation, Konjugation und Steigerung und fucht fchließlich die Wortbildung durch ein mehr oder weniger ftraffes Syftem zu regeln. Durch den Ausdruck »mehr oder weniger ftraff« ift ein Sdiwanken angedeutet. In derTat fchwan- ken die heute oft genannten Dialekte der Welt- fprache, nämlich Efperanto, Ido, Occidental und Interlingua zwifchen den beiden Grenzen: fehr ftraffe gleich fall willkürliche Wortbildung, und fehr lockere gleich fall natürlicheWortbildung. Efperanto zeichnet fich außer durch fünf Buch ftaben mit Uberzeichen, die nicht fchon inter national bekannt find, durch ein fehr ftraffes Wortbildungsfyftem aus. Ido vermeidet unbe kannte Zeichen und lockert das Syftem durch eine beträchtliche Zahl international bekannter Ableitungsfilben. Occidental übernimmt die international bekannte Rechtfehreibung der Wörter, auch wenn fie überladen, das heißt unphonetifch ift, und verfährt in der Wort bildung ähnlich wie Ido. Interlingua endlich ift das »Volkslatein«: lateinifche Formen in jeder Hinficht, dabei aber ein Mindeftmaß von Gram matik und fyftematifcher Wortbildung. Das Beftehen der vier genannten Dialekte be- weift die enorme Schwierigkeit, eine allgemein befriedigende Löfung des Problems »fyftemati- fche Regelmäßigkeit oder nachahmende Natür lichkeit« zu finden. Die Konkurrenz der ver- fchiedenen Dialekte ift in diefer Beziehung nur begrüßenswert, denn durch fie rücken wir der Löfung immer näher. Es befteht für niemand ein ernfthafter Grund, mit gekreuzten Armen vornehm überlegen zuzufchauen. Durch gründ liche Mitarbeit, die fern von jedem hetzerifchen 65
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