derverfchiedenenLebensalterundGefchlechter, Klaffen und Berufe, ja auch Völker und Raffen, fchließlich der gefamten Menfchheit. Freilich die Kenntnis tut es nicht allein. Das Wichtigfte und Befte an der »Seele« des Menfchen, das Geheimnis der eigenen Perfönlichkeit, bleibt dem bloßen Erkennen und Wiffen verfchloffen; um fie zu erfahren, bedarf es vielmehr desver- ftehenden Gefühls, und für ihr Wirken auf fich und andre des entfchloffenen Willens. EINE ALTE URKUNDE ORIGINALATTEST BERNHARD CHRISTOPH BREITKOPFS IN EINEM STREIT ZWISCHEN EINEM BUCHDRUCKER UND SEINEM GESELLEN (1739) QUELLE: LEIPZIGER RATSARCHIV, II. SEKT. B. 948 / MITGETEILT VON DR. ARNO KAPP, LEIPZIG Am 3. April des Jahres 1739 erfchien der Leipziger Bürger und Buchdrucker Chriftian Benjamin Bittdorf auf derRats- flube und zeigte an, daß feine fämtlichen Gefellen die Arbeit niederlegen wollten, »da die Arbeit am nothwendigflen fey, zu Meßenszeiten, da er in fchwerer Arbeit und Contracten fitze und mit der Lieferung in beftimmter Zeit nicbt Vorkommen könnte, mithin die Gefellen ... ihm dadurch unwiederbringlichen Schaden...« zufügen würden. Bittdorf gab vorm Rate zu, daß er zum Teil felbft die Schuld trage. Er fagt in feiner Befchwerdefchrift hierüber: »Es hat gegen Oftern 1738 ein Buchdrudcer-Gefelle, Johann Löffler, bey mir in Arbeit geflanden; mit diefem Menfchen bin ich bey der Zufammen-Rechnung in einen Wort- Wechfel verfallen, und weil ich aus Übereilung mich ver- fchiedener Injurieufen Expreßiofum (beleidigender Aus drücke) bedienet, hat Löffler bei denen Wohl-Löblichen Stadt-Gerichten wider mich denunziret; ich aber bin nach erfolgter Einräumung der Denunziatorien beftraffet worden . . . Nichts deftoweniger unterfleht fich Johann Löffler nunmehro ... in meiner Offizin mir allerhand Ungelegenheit und einen formalen Auffland zu erregen, weswegen derfelbe sub Dato den I. April 1739 in bey- gehendem Zeddel vor der Gefellfchaft zu erfcheinen, von mir verlanget.« Der Buchdrucker Bittdorf gab alfo zu, feinen Gefellen be leidigt zu haben. Bei feiner Verurteilung vorm Stadtgericht war aber noch beftimmt worden, daß er die Beleidigungen vor verfammelter Gefellfchaft zurückzunehmen habe. Da zu aber konnte fich der Buchdruckherr nicht bequemen. Die Gefellen warteten, und als ein Jahr fpäter die Ofler- meffe vor der Tür fland, verlangten fie von Bittdorf öffent liche Zurücknahme der Beleidigungen, andernfalls fie ge- fchloffen die Arbeit niederlegen würden. Um ihren Zweck zu erreichen, fchrieb der beleidigte Gefelle an feinen früheren Meifler folgenden Brief, der dem Akten- ftück beiliegt: »Es wird Herr Bittdorf fo gut feyn und fich heute bey einer löblichen Gefellfchaft einftellen, den ich werde meine Sache heute ausmachen wegen der Injurien, die er wider mich ausgefloßen haL (gez.) Johann Löffler.« Um die Sache beizulegen, fetzte der Rat, der ja damals alle Streitigkeiten zwifcben Gefellen und Meiftern fchlich- tete, für den 9. April 1739 zu recht früher Stunde Termin an. In diefem mußte Bittdorf zugeben, daß »er die Ehren erklärung und Abbitte dem Gefellen noch fchuldig fey«. Der Rat fällte die Entfcheidung, daß der Buchdrucker Bittdorf »zuförderfl die Injurien-Sache mit Löfflern aus machen folle«. Dem Meifler blieb nichts weiter übrig, als feinen ehemaligen Gefellen an Ratsflelle um Verzeihung zu bitten. Als er dies getan hatte, erklärte der Gefelle, »daß er wider feinen gewefenen Meifler nichts (mehr) hätte und nunmehr der Gefellfchaft melden wolle, daß die Sache erörtert wäre und er Satisfaktion bekommen hätte,