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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 16.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-16.1919
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191900001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19190000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19190000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Ausgabebezeichnung
- August
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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- Typographische Mitteilungen
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Typographische Mitteilungen Achtes Heft August ^919 XVI. Jahrgang Im Aufblick / Don Wilhelm Eule Mon Till Eulenspiegel und seinen Schnurrpfeifereien wird erzählt, daß er traurig war, wenn es den Lerg hinunter- ging, und zwar im Hinblick darauf, daß er doch wieder hinaufzusteigen hätte. Danach müßten wir jetzt auch traurig sein. Denn nach nahezu fünfjähriger abschüssiger Lahn des Krieges geht es mit uns im Zeichen der Friedensaufdämmerung weiter abwärts. Notzeichen wohin wir auch blicken mögen, trotz wertvoller Errungenschaften der Novemberrevolution, die sich für weite Volksschichten erst im Gefolge besinnlicher Zeiten segensvoll erweisen werden. Notzeichen wirtschaftlicher, politischer und geistiger Art erheben ihr dräuend Haupt- erfüllen uns nach unsagbar schwerer Leidenszeit mit neuen Kümmer- nissen, Sorgen und Langen und lassen uns des Lebens nicht mehr froh und glücklich werden. Immer noch ist die Zukunst mit dunklen Schleiern umflort. Immer noch geht die Lahn bergabwärts. Kein Aufstieg, der hinausführt in das Land unsrer Süchte, in das Deich unsrer Leidenschaften und die Gefilde unsrer stillen Träume. Wie sollten wir angesichts dieser tragischen Dissonanz anders denn traurig sein wie jener Schalk, der die Welt mit seinen Narrenpossen zum besten hielt! In solch hart bedrängten Gezeiten blickt man wohl gern rückwärts auf den Lauf der Weltgeschichte, der, in ständiger Wieder- kehr, ähnliche Tage wie die unsrigen gesehen hat. Das war vor etwa einem Jahrhundert der Fall, als nach der Französischen Devolution und den Napoleonischen Kriegen für das werktätige Volk eine der traurigsten Epochen einsetzte, und wo als Frucht der Metternichschen Deaktion jedwede freiheitliche Geistesbewegung in Knechtschaft lag. Die Besten jener Zeit verzagten und drehten in ihrer Mutlosigkeit dem öffentlichen Leben den Dücken zu. Goethe gab der damaligen Stimmung in seinem West-Östlichen Divan Ausdruck und predigte Abkehr von der diesseitigen Welt: „Flüchte du im reinen Osten, Patriarchenlust zu kosten." Abkehr von Welt und Leben! Die Zeit der romantischen Schwärmgeister, der Mystizismus blühte auf. Verträumte Irrgänger wurden die Intellektuellen- das handarbeitende Volk aber, dem als Ersatz für die wirtschaftliche Notlage keine übersinnlichen Geistesfreuden als Idol verblieben, führte ein Dasein in Nacht und Not. Es war eine traurige Zeit! Was sollen wir in ähnlichen Lebenslagen heute beginnen? Unfern Vätern und Urvätern es gleichtun in tatenloser Weltflucht in imaginären Degionen schwebend dem Schicksal seinen Lauf lassen? Sollen wir von der Zukunft nichts mehr erhoffen, erfürchten, als es einem irregeleiteten, leidgeprüften Volke wohl anstehen mag? Weit würdevoller ist es doch, uns dem Zufall, dem tragischen Geschick, das uns betroffen, zu entlösen. Unser Leben in die eigenen Hände zu nehmen, es auf einen unbeug samen Trotz stellen, und breit und spurig unsres Weges schreiten, daß er hinfort nicht mehr abwärts führe! Solch männlich bewußtes Vorhaben bedarf vor allem einer Weile des ruhigen, selbstsicheren Aufblicks. Im Aufblick! Wir sind arm geworden- arm, wie je ein Kaiser, der einen Dömerzug antrat. Nach einer übermenschlichen Kraftprobe im Militarismus, Volkskrafi und Wirtschaftsleben bleibt uns erst recht nach diesem Erdroffelungsfrieden nichts weiter als das nackte Leben. Und wollen wir es erhalten, wollen wir uns wieder befreien von der unseligen Erbschaft eines verlorenen Krieges, bleibt uns nur eines: die Arbeit! Nur sie allein kann uns erretten, nur sie wird auflange Zeit hinaus unser Hauptethos sein. Und kann uns das schrecken? Nein! Unsres Volkes tiefinnerstes Wesen findet in der Arbeit sein Ge nüge. Inskünftig wird dies in so viel höherem Maße der Fall sein, als die Arbeit, durch die Novemberrevolution abermals von ihrem Fluch befreit, zum sittlichen Pflichtgebot jedes einzelnen erhoben wurde. So mag sich unser Aufblick denn zum Evangelium der Arbeit erheben, mag sie unsre oberste Gesetzestafel bleiben. Dies wird in den Tagen unsres ärgsten Mißgeschicks von stillbeglückender Trostmacht sein. Dieser Aufblick wird uns einen festen Mut geben, jetzt, wo wir nach der Wende einer harten Zeit eines solchen mehr als je bedürfen. Unser Weg kann zwar noch weiter abwärts führen- wer vermöchte heute das Morgen klar zu erkennen! Jedoch mit dem Willen zur Arbeit im Herzen dürfen wir ohne Zagen unfern zeitgefühlten Süchten entgegenwandern. Die Arbeit soll und wird uns vereint den Sonnen- berg hinanführen zu stolzragender Gipfelung, von der aus wir das lichte Freiland sehen, in dem es sich dereinst für uns, unsre Kinder und unser gesamtes Volk und Land wieder zufrieden, ruhig und glücklich leben lassen wird!
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