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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 28.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-28.1931
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-193100003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19310000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 6, Juni
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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TYPOOBAPHISCHE BITTEILHYGEY Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, Sitz Berlin. A c h t un d z w a n zi gs t er Jahrgang Sechstes Heft. Juni 1931. Ständige Beilage »Der Sprach wart«, Fachmitteilungen für die deutschen Korrektoren Kri<*li Knauf': Hin gr«li<*»i\V(“rk ruft lins .1 iingor Es ist kein Zufall, daß die Buchdrucker kunst während der Umwälzung vom Mittelalter zur Neuzeit erfunden wurde. Ebensowenig ist es eine Laune der Welt geschichte, daß die Erfindung der Litho graphie und des Klischees zeitlich mit der Geburtsstunde einer neuen revolu tionären Klasse zusammenfällt. Die Ge schichte der menschlichen Gesellschaft vollzieht sich mit einer ungeheuren Kon sequenz. Umwälzende Erfindungen sind in Wahrheit das Produkt einer sozialen Umwälzung. Sie münden in diese wieder ein und machen sie wirksamer. Die Vor aussetzungen für die Idee und die Tat des Genies schafft die menschliche Gesell schaft. WasTausenden und Millionen »auf der Zunge liegt«, das Genie spricht es aus. Das ist seine Leistung und seine Größe. Die großen Umwälzungen sind die Ge burtsstunden besonders jener Erfindun gen, die sofort ihre Bestimmung erkennen lassen, der revolutionären Klasse zu die nen. DieErfindungder Buchdruckerkunst, die Huttenschen Freiheitsgesänge, die Reformation, derBundschuh und Thomas Münzer — das und mehr noch, das ist ein Begriff geworden, das gehört untrennbar zueinander. Die Erfindung der Litho graphie, die politischen Karikaturen von Daumier, das Werden der Arbeiterklasse und die Kommune — das gehört nicht minder zusammen. Das vervielfältigte Wort, die Lettern, der Druckstock, der Lithographenstein, das Klischee — alles das entstand im Schmelztiegel revolu tionärer Perioden, wurde Idee, Wirklich keit, Instrument der sozialen Revolution, und fand auch sofort seinen Meister, der mit diesem Instrument so zu spielen ver stand, daß später kaum noch eine Steige rung möglich sein konnte. Da mag mit dem Druck und allem, was gedruckt wird, noch so sehr Unfug getrieben werden, plötzlich und immer wieder zeigt es sich, daß diesen Dingen eine stets wieder ausbrechende Neigung zum Umsturz innewohnt. Das steckt so vom Ursprung her im Blute. Das läßt sich nicht verbieten und verkaufen für alle Zeiten, das rumort sogar in der Zwangs jacke, das singt im goldenen Käfig das freche Lied der Straße und — wenn es sein muß — »zwischen den Zeilen« den Marsch der Sansculotten. Und es wächst über sich selbst hinaus, wenn es gilt, die Entwicklung vorwärtszustoßen, und wenn es gilt, Sturmglocke zu sein und Flamme. Dann wird der Sinn aller Dinge, die da Gedrucktes heißen, erst offenbar. Welche tiefe Symbolik, wenn es in der christlichen Schöpfungslegende heißt, daß der Gott, der das Licht erschaffen wollte, erst das Wort sprach: Es werde Licht! Aber dann ging er, so heißt es weiter, daran, Sonne und Mond und Sterne zu schaffen. Ein Wort kann die Welt erhellen, aber es braucht die Tat, um mehr zu sein als ein schöner Augenblick. Eine Idee, die nicht von den Massen aufgegriffen und verwirklicht wird, ist eine Fackel, die am Straßenrand verzischt. Die Erfindung der Buchdruckerkunst wird zur öffentlichen Dirne erniedrigt, die allen feil ist, wenn sie nicht als die Idee einer revolutionären Epoche verstanden und aufgegriffen wird. Sie ist die große Ver bündete aller von unten emporstreben den Klassen. In der Verkündung ewiger Menschenrechte und in der dröhnenden Sprache der Rebellion wird ihr Wesen offenbar. Es ist, als ob sie erst jetzt auf erstanden wäre: in den Millionen Flug schriften, die auf die Straße niederregnen, in den politischen Pamphleten, die das Hohngelächter über den Gegner ausschüt- ten, in den nächtlichen Maueranschlägen, die den Gang des kommenden Tages be stimmen. Aber auch dann, nach den Stun den des offenen Kampfes, bleibt sie die treue Gehilfin des Fortschritts: in den Zeitungen, die das Eisen schmieden, so lange es heiß ist, in den Broschüren, aus denen sich die Stimme der Voraneilenden erhebt, in den Büchern, aus denen das Wissen von den Gesetzen und kommen den Dingen der Entwicklung spricht. Das Buch ist es, das die Straße des Fort schritts pflastert. Es tritt in seine Rechte, sobald die Entwicklung aus dem Sturm schritt in ein ruhigeres Marschtempo gerät. Das Buch ist Straße und Wegweiser. Es führt weiter, es bereitet die nächste Er hebung vor. Und das gilt nicht nur von dem Buch, das die Sprache der Wissen schaft redet oder die Zunge der politischen Diskussion. Das gilt auch von dem Buch, das die erzählende Form benutzt, das die Empfindungen nicht minder berührt als denVerstand. Das gilt von all den Büdiern, die geschrieben und gedruckt werden, um den Daseinszweck allerWerke zu erfüllen: die Menschheit, diese ungeheuere, aber schlecht organisierte Herde, zu einer Ge meinschaft zu machen. Ein schönes Ziel! Von allein rückt es nicht näher. In einigen hundert Jahren hat sich die Menschheit dem Ziel so weit genähert, daß sie es erblicken kann. Einige hundert Jahre sind ein lächerlicher Bruchteil der Geschichte! Aber wir haben keineGeduld, wir Büchermacher, wirjünger Gutenbergs. Ein großes Werk ruft uns! 153
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