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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007206
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900720
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-20
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1890
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1. KkilM W lkiMk?»Pd>sl> »»i> AilMl Nr. A», Z«Nl»g i>ri> M. Juli 1890. vie Steuerreform iu prenken. Tie wichtigsten Veränderungen vollziehen sich in Preußen und soweit sie zugleich da« Deutsche Reich betreuen, regel mäßig in aller Liille und treten dann im Gewände der vollendeten Thallache auf. Natürlich ist dazu in den meisten Fällen die Genehmigung des Landtage« deziebungSweist de- Reichstages nothwendig, aber die Vorbereitungen sind ge wöhnlich mit Rücksicht auf die bestehenden Partciocrhällnissc getroffen, unk deshalb stoßen die Reformen denn auch nur auf teilweise», Widerstand. Ter neue Finanzmiilister Miguel hat bei seinem scheiden aus Fraulsurt verschiedene Au deutuugc» über seine Finanz und Stcuerpläne geniack't, aber was er gesagt bat, reicht nicht hin, um sich ein klares Bild seiner Tdatigkcit als Finaiizuiinister zu entwerfen, seine Worte lassen sich dahin rusammeufasseu, daß er eine gerechtere Ver thcilunz der bestehenden Steuer» beabsichtigt, unter Berück sichtigung der verschobenen socialen Verhältnisse. Ohne nähere Erklärung bleiben diese Worte räthselbast, unk wir sind aus die Tbatsachen angewiesen, welche sich ans der Thätigkcil des neuen FinalizministerS ergeben werten. Was uns am meisten interessirt, die Frage, ob die be stehenden ReichSstencrn durch andere ersetzt oder in ein System gebracht werten sollen, darüber ist bisher kein Wort an die Oeffentlichkeit gedrungen, es geht aber ans der gcsainmtc» Lage der inneren Verhältnisse hervor, daß an der seil 1870 eingesükrten Steuer- und WirthschastSpolitik in der Haupt sache nichts geändert werden soll, insbesondere bat sich Miguel dahin geäußert, daß die Landwirtlischast geschützt werden müsse. Schon daraus gebt hervor, daß die bestehende» Steuern aufrecht erhalten werden sollen. Der Hebel wird zunächst in Preußen angesetzt werten, um eine gerechtere Ver- ikeilung der Stenern hcrbeizusühren. Das ist ein tentungS- sähiges Wort, aber eins siebt fest, und das ist die große Schwierigkeit der Ausgabe, die sich Miguel gestellt Kat. Eö ist schon daraus hingewiesen worden, daß die Voraussetzungen der Steuerreform in Preußen eine neue Landgemeinde- ordnung und ein Schulgesetz sind. Entwürfe für beide Gesetze sind ja seit langer Zeit im Ministerium des Innern und im EultnSniinisterium fcrtiggestellt, aber vor aussichtlich werten diese Entwürfe der Umgestaltung be dürfen, um sie mit den heutigen Verhältnissen in Einklang zu bringen. Vielleicht wirk die Arbeit in dem Maße ge fördert, daß sic für die nächste Session tcö preußischen Land tages vollendet sein kann. Miguel würde dann in die Lage kommen, gleichzeitig ein Steucrresormgcsetz vorzulegcn, was mit den neue» Gesetzen in Einklang und »n Zusammenhang steht. Dem Vernehmen nach wird er demnächst eine Denk schrist vorlegen, in welcher die Grulidzügc der von ihm beabsichtigten Reform »ietcrgelcgt sind. Wenn diese Denk schrift ihren Zweck erreichen soll, so muß sic die Zustimmung der betreffenden Ressort Minister finden und andererseits muß taS Gcsauiuiliniiiisterium damit einverstanden sein. Vor bereitet ist diese Action durch die persönlichen Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Miguel. Erfreuten die Resoriu- yläne Migncl'S sich nicht des Beifalls deü Kaisers, so würde Miguel heute nicht Finanzministcr sein. In Preußen bandelt cS sich, wie fcststcht, um die Reform der dircctcn Steuern, und diese wird zunächst in Angriff genommen werte», aber eine Reform der Steuern in Preußen wird auch auf das Reich nicht ohne Einstuß bleiben, und cS besteht schon jetzt taS Bedürfnis,, daß die RcichSstenerreform damit in Wechsel beziehung gebracht wird. Migncl'S Stellung ist eine Toppelstellung, er ist nicht nu» preußischer Finanzministcr, sondern außerdem Bevollmächtigter zum BunteSralhc, er wird also seine Stcucrresvrmplänc auch im Reiche vertreten und die daraus für das Reich sich ergebenden Schlußfolgerungen ziehen. Es ist ein Irrthum, wenn man annimmt, daß der preußische Finanzministcr seine Impulse vom NcichSschatzsecrctair empfängt. Einmal spricht die Er sakrung dagegen und andererseits ist dem preußischen Finanz minister von jeher die Ausgabe zngcsallcn, neue Reichssteuern in seiner Eigenschaft als Bevollmächtigter des BundeSratheS dem Reichstage zu empfehlen und die daraus für die Einzel staaten entstehenden Steuererleichterungen in das rechte Licht zu setzen. Die Reichssteuern sind von de» Mitgliedern der einzelnen Vnndcsstaatcii aufzubringen, und da die wirtbschastlichen Verhältnisse in den einzelnen Bundesstaaten verschieden liegen, so wirken die Reichsstenern in de» verschiedenen Tkeile» tcS ReicbeS verschieden. Das bat sich bei der Branntwein- und der Tabaksteuer gezeigt, und cü hat der ganzen Geschicklichkeit der Verbündeten Regierungen bedurft, um diese Unterschiede auSzugleichcn. DeSbalb sind aber die Ungleichheiten nicht überwunden, sie bestehen fort und erregen in einzelnen Thcilen des Reiches Unzufriedenheit. Auch hier wird Miguel helfend und bessernd auftrcten müsse», wenn er den erregten Erwartungen entsprechen will. Tic RcichSsteuerreforin ist von der Stencrrcforin i» Preußen nicht ganz getrennt zu denken. Auch im Reiche bedarf eS einer ausglcichendcn Gerechtigkeit, damit die Laste» gleich mäßiger und gerechter verthcilt werden, als das bisher ge schehen ist. Unsere gesammte Steuerpolitik hatte bis zum Eintritt Migncl'S in sein Amt nur das eine Ziel, das erforderliche Geld zur Deckung der Ausgaben herbeizuschassen, und vielleicht war auch mehr i» dem Statin», der Entwicke hing, in welchem wir uns befanden, vorläufig nicht zu erreichen. Die Steuern haben eine beträchtliche Hone erstiegen, ohne dem vorhandenen Bedürfnis, vollständig zu genügen, eS ist demgemäßZne Aufgabe eines genialen Finanz mannes, die vorhandenen Steuern in ein zweckmäßiges System zu bringen und sie so ergiebig zu mache», wie c« die that- sächlichcn Verhältnisse gestalten. Unsere Einrichtungen sind verhältnißmäßig neu, d,c bestehende Steuerpolitik im Reiche datirl erst seit dem Jahre 1870, cS ist also erklärlich, daß vieles verbesserung-fähig ist, daß manche Mißbräuche vor handen siikb, die nach ihrer Abstellung eine Vergrößerung der Einnahme zur Folge haben werte», ohne dadurch einen größer» Druck auf die überwiegende Zahl der Steuerzahler auSzuüben Besteben doch solche Mißbräuche auch in Preußen, da andernfalls der neue Finanzminister gar nicht in die Lage gekommen wäre, eine gerechtere Stcucrvcrtheilung an- zustrebcn. Der schwierigste Theil der Aufgabe Miauel'S ist und bleibt, die verschobenen socialen Verhältnisse den Anforderungen der Steuerreform anzupasscn. Er hat offenbar die Absicht, die ZahlungSsähigsten am stärkste» zu den Steuern heran znzichcn, während die wirthschaftlich Schwache» möglichst gesthonl werte» sollen. Das deutet auf die Schaffung einer strengen und wirksamen Eontrole hin, und diese ist nur möglich, wen» da» Interesse der Gesammtheit z»m Wächter der Pslichtersüllung der Einzelnen bestellt wird. Miguel will de» Schwerpunct der Steuercontrole in die Gemeinde ver legen und damit hat er sicher das Richtige getroffen. Die Regierung ist nicht im Stande, alle die Einzelheiten zu kennen und zu erwägen, welche auf die Steuerkrast de- Steuerzahlers Einfluß habe», dazu ist die Geincinschast aller der Personen, welche in seiner unmittelbaren Nähe leben, weit besser be fähigt. Da kominen die Erfahrungen de- Oberbürgermeisters zur Geltung und diese sind in Stcuersachen sehr werthvoll. * * Ueber dieselbe Angelegenheit schreibt unser Berliner "-Corrcspondent: Ueber die Finanzpläne de-Finanzministers I>r. Miguel berichten einige Blätter ihren Lesern. Inhalt lich erscheinen die gemachten Angaben keineswegs durchaus unwahrscheinlich, doch muß ausdrücklich davor gewarnt werden, derartige Angaben in irgend einer Hinsicht als beglaubigt anzuschen. ES steht fest, daß Minister Miguel keinerlei ossiciösc Preßverbindung unterhält, und ein Verhältnis, wie cü zwischen dem früheren Finanzminister von Scholz und dem Herausgeber einer ofsiciöscn Eorrespondenz bestand, cpistirt nicht inehr. Daß Herr I>r. Miguel bereit- vor seiner Berufung in da- StaalSniinistcriuni sowohl deni Kaiser wie dem Herrn Reichs kanzler als Präsidenten des preußischen StaatSininisteriumS ein Finanzprograium entwickelt hat, kann als selbstverständ lich gelten, ebenso, daß er die Grnndzilgc diese- Programm- niinmehr, in einer Denkschrift auSgearbcitct, dem gcsanimten Staatsministcriui» unterbreitet. Denn kein Ministerium greift i» gleicher Weise in sänimtlichc andere Ressort- ei» wie dav der Finanzen, und deren Minister ist auf die Mit wirkung aller College» angewiesen. Wen» irgend ein Politiker als praktischer Staatsmann anerkannt ist, so ist eS Herr Hr. Miguel, und cS ist nicht zu bezweifeln, das; er »uv Schritt für Schritt weiter gehen, zwar möglichst weite Ziele im Auge behalten, doch immer zunächst nur da» Erreichbare erstreben und ergreifen wird. Und wer ihn kennt, ist auch überzeugt davon, daß I>r. Miguel gar bald in der Lage sein wird, sichtbare Ergebnisse anf- znweiscn, daß er den Finanzen, und »war ebenso in Preußen wie im Reiche eine Grundlage zu geben wissen wird, welche noch lange nach ibm als solche fortbestehen wird. Im Reiche ist in den letzten Sessionen wiederholt die Nothwcndigkeit der Zuckersteucr-Nesorm betont und darauf hingewiese» worden, daß hier unschwer größere Einnahmen zu erzielen sind. Es war kein Geringerer als Herr v. Bennigsen, welcher gerade diese Reform als besonder- dringlich bezeichnet und auch in großen Zügen bereit- die Wege gewiesen hat, welche die Reform nchincn muß. — Ebenso ist verschiedentlich anerkannt worden, daß eine Revision des Zolltarif« angezeigt erscheine. In einer Zeit wie der unserigen, wo die Fort schritte ans den Gebieten de- Handels »nt der Industrie einander jagen, gilt die zehnjährige Wirksamkeit eines Zoll tariss schon als eine zu lange Zeit und es hat sich bereits eine große Suminc von Wünschen auf Abänderung gehäuft, wie auch die vielfachen Petitionen darlhun, welche in dieser Richtung seit mehreren Jahren an de» Reichstag gelangt sind. Es darf wohl angcne»»ncn werden, daß die Plane des Herrn Iw. Miguel erst im September sich zur Form von Ge setzentwürfen verdichtet haben werden, welche al-dann dem SlaatSininistcrium zugehcn und dem Kaiser unterbreitet werden. Erst wen» die einzelnen Ministerien ihre Etats ab geschlossen und dem Finanzininister überreicht haben, ist dieser in der Lage, ein Bild von dem abschließenden Budget zu gewinne» und Soll und Haben in Einklang zu bringen. Daß sür Preußen keine Anleihe erforderlich wird, kann als selbst verständlich angesehen werde». Wenn aber behauptet wird, daß für da- Reich „dasselbe gelte", so kann man das doch lediglich in Bezug auf die Wünsche und finanziellen Grund sätze behaupten. Die Verhältnisse sind hier eben ganz andere, und da die Hauhteinnabiucn aus indirectr» Steuern unk Zöllen bestehe», die Ausgaben aber durch die jüngsten Be willigungen bedeutend gesteigert wurde», ohne daß zugleich eine Deckung angewiesen war, so ist schwer cinznsckcn, wie ohne Anleiue auSzukonime» wäre, wenn die Steuer und Zolltarisrcsori» nicht gcnügeiide neue Einnahmen darbietcn. Doch cS durfte angezeigt erscheinen, diese Erörterungen auszuschicben, bis positive Vorlagen der Regierung dem Reich-tag und dem preußischen Landtag unterbreitet sind, vorher haben alle solche Auseinantersetzniigen eine» mehr oder weniger „akademische»" Ebarakter. Es genügt heute darauf hiiizuwciscn, daß selten ein Finanzminister mit solchem Vertrauen von allen Parteien begrüßt worden ist, wie cS Herrn Iw. Miguel entgegengebracht wird. Und wie er das Vertraue» in jeder Stellung, die er vordem i»»e gehabt, voll zu rechtfertigen wußte, wird er auch diesmal sich ebenso bewähren. Davon sind wir alle überzeugt, der Kaiser und die verbündeten Regierungen, der Reich-tag und die gesammte deutsche 'Nation. XTC Berlin, IS. Juli. (Ter preußische Staatshaus halt. III.) Die .Gesammtsnmme des diesjährigen Etat« ist um rund 80 Millionen höher, als sie im Voranschlag für 1880 !«0 sich bezisserlc. Tie Einnahmen sind, hauptsächlich bei de» Eisenbahnen (?8>, beim Bergwerks- und Hüttenbeiried >0.71, bei de» dircclen Steuern (6,341, bei den indirecte» ,2,66! gestiegen, im Ganze» um k 11,2 Millionen, dagegen ist eine andere Einnahme um 31 Millionen geringer, nämlich der Venvallungrubcrschuß aus srühcre» Jahren, der diesmal nur mit 4,8, im vorigen Einnahme- Etat aber mit 3Ü.0 Millionen sigurirt Die soridauernde» Aus gaben sind ebenfalls nur bei den Betriebsverwaltungen wesentlich höher, so bei den Eisenbahnen um 60, bei den Bergwerken um 7 Millionen. Außerdem crsordrrn die Beaintengehalier und Tienst- allerszuiagen der Lehrer ,8, die Wstiwen- und Waisenversoegiing 3,8 Millionen mehr als tui vorigen Jahre. Jnsgesammr benagt der Mehrbedarf 1>6,8 Millionen an ordenilichen und 7,23 an ein maligen Ausgaben, zusammen rund 124 Millionen, hingegen er- ordert diesmal die Bergiverko- und Bauverwalinng im außerordent liche» Etat 4 Millionen weniger, auch wurde» 8 Millionen weniger zur ordenilichen Schuldentilgung und, entsprechend dem geringeren Berwaltungc-i,bersch,,h aus Vor,ahren, auch 3l,l Millionen weniger zur außervrdenllichen Schuldentilgung verwandt. JnSgelamnit betragt der Minderdedarf rund 44 Millionen. Bolen auch >n> All gemeinen diele Veränderungen kaum Gelegenheit zur Beanstandung, da man sich ebenso mit der Vorsicht i» der Veranschlagung der Einnahme», wie mit dem allmälsgen Fortschritt in der Be friedigung wirlhjchaiilicher und socialer Bedürfnisse wohl einver standen erkläre» kviinle, so «raten doch die Wünsche »ach einer ^iveck- inüßigcren Behandln»« des Etat« und die Bestrebungen »ach grüneren Reformen auf dein Gebiete der Steuer-, BerwailiingS- und Unler- richlsgesetzgepung in unverminderter Lebhaftigkeit wieder hervvr. AuNaUender Weil« begegnete der »ationaUiberale Antrag, »ine desondcre Evnimiisio» kür den Eisenbakn-Elal »inznsetzen, allleitigein Widerstand im Abgeordnetenhaus. Tie solgende coniiniisariiche Be rathnng dieser umfangreichen und schwierig zu übersehende» Perwnl iings- rechnungen konnte nur die Ueberzeugung befestigen, daß den Ansvrde- runge» der Gründlichkeit besser Genüge geleistet werde» könnte. Mil welchem Erfolg die» möglicher Weise geschähe, legt der Hinweis aus eine sehr bemerkenswerthe grundsätzliche Verbessernng nahe, die im Eisenbahn-Elat diesmal herbeigeführt worden Bislang ichie» die Berwaltung selbst einer hohen, durch alle Jahre niöglichsl gleich- niaßigeil Totallv» des Fond» zur Unterhaltung und Erneuerung der Btlriebsinillel weniger Bedeutung heizilnikssen. Tie Veriigchlayignng dieser Rücksicht hat aber eine» Theil der Schwlerigkeile» mit ver ursacht, über die »nserc Eisenindustrie uni die Mille der nchlziger Jahre so lebhast Mage führte. Tie Eisenbahnverwallung beschrankie sich, angesichts der «lagnation ln allen wirihsthasiiichen Veihall- nissen, aus ei» geringstes Maß von Anschaffungen. Sie ließ Loco »ivliveii und Wagen baue», so viel sie nach Lage der damaligen gedrückte» Zeilverbälintsse brauchte. Tein Bedürfnis, besserer Jenen !>» voraus Rechnung zu trage», lag kaum in ihrer Ab- sicht. Ais da»», vor zwei Jahren etwa, der außcrvrdeiiiilche Bedarf plötzlich hervvrbrach, inuyie zu einer Anleihe in der un gewöhnliche» Höhe von 60 Millionen geschritten werden. Tie bei dem Bau der neu bestellten Betriebsmittel belkeiligle Industrie sab sich nu» ebenso plötzlich vor überlastende Aufträge gestellt »iid mußte eine Menge von Arbeiter» heranziehe», um sie eventuell wieder z» entlasse», wa» im volkswirihschaftlichen Interesse ebenso zu beklagen war, wie die ungenügende Menge der Betriebsmittel zu einer Zeit, da da» Bedürsniß bereit» Monate lang vorhanden war Törin wäre vor Jahr und Tag bereits Wandel zu schasse» möglich gewesen, wenn in der eingehende» Berathung des Eisenbahn-Elals in einer besonderen Eoinmission di« volkwinhschastliche Bedeutung eines weiterschauenden Siandpuneie« in dieser Frage Halle zu Tage trete» können. In einer »»scheinbaren Bemerkung zum Elat ist »»»mehr der gebesserte Grundsatz zur Anwendung gebracht Tie Fonds zur Unlerdaltung und Erneuerung der Betriebsmittel sind wesentlich erhöht, und zwar tm Vergleich zum Vvr,ahr vv» .'»> aus G> und von 21.5 aus 34.6 Millionen. Dazu ist vermerkt, daß die am Jabresschluß verbleibende» Bestände fortan zur Verwendung i» die folgenden Jahre übertragbar sein sollen. ES wird die Eisenbahn- Verwaltung badurch in de» Stand gesetzt, ihr rollendes Material i» gleichmäßigem Tempo z„ erneuern und zu erweitern, d. h. sie ist »i der Lage, der Industrie, die hierbei belheiiigt ist. auch in Feilen wirlhichastiictwn Niedergangs dieielbe Beschäftigung weiter zu ge wahre», lind sie ist der Gefahr entlwbe», in Feilen raichen wind schaslliche» Aufschwung« durch plötzliche große Bestellungen den Marti »och mehr mit Aufträgen zu überfällige» und damit die sociale» Schwierigkeiten noch mehr zu vergröbern, die ohnehin allen Unternehmern bei günstige,,i Geschäsissiand seitens der Social- demokralie bereitet werde» Das, eine weise Staatsverwaltung in dieser Hinsicht vor- und sürsvrgeiid zur Erhaltung erträglicher socialer Verhältnisse sehr wesentlich beitragen kann, dürfte an diesem Beispiel ebenso z» Tage getreten sei», wie bei der Aufbesserung der Beamlenbejoldniigen. Ter parlamentarische» Befürwortung »»d Begutachtung einer solchen Ausbesserung waren siel« Rücksichten aus die Finanzlage entgegengehalle» worden. Jetzt erfährt man, das, der Verwaltung-Überschuh de» vorigen Jahres bis zu 00 Millionen beranreicht, Halle aber die Verwaltung, ber die genauere Einsicht in die Rechnungen geboten ist, zeitiger die Möglichkeit einer besseren Beamte,iveloldilng eingeräiiml und letztere ans eigener Initiative, herbeigeführt, so wäre auch nach jener Seite bei den, jocialen Frieden eine ilvlhwendigc Stütze unvermindert stark erhalten worden. vermischtes. — AuS der Dübener Heide. Der reiche Hcidcl beerert rag dieses Iakre« bringt unserer armen Vevöikcrung einen ganz bedeliieiidcn Nutze». In den Heidedörsern wird, um den reiche» Hcidclbeersege» bergen zu können, die Unter richtSzcil in den Schulen verkürzt. Erwachsene niit Kinder eile» de» Wälder» zu. um den Dag über fleißig Heidelbeeren zu sammeln Man pflückt diese mit der Hand, dock wird auch vielfach, da« Forstpersonal will es zwar nicht leiden, der Heidelbccrkamm angewandt. Geschickte und fleißige Franc» sammeln an einem rinrigen Tage 20—36 Liter. Gegen Abend kommen dann die Händler hinaus in den Wald oder in die Dörfer, um die am Tage gesammelte» Hcidcl beeren anszukausen, sie zahlen pro Liter 10 I, eS vertient also eine Frau täglich 2—3 .< was für unsere Gegend ein ganz bedeutender Tagesverdienst ist. Die Händler sabren die Vceren »ach den nächsten Vabnstatiencii, bauptsächlich nach Biller seit; von hier aus werte» die Vecrcn uack, Berlin, Magdeburg, Halle und Leipzig versandt 'Nach sachverstäu diger Schatzung werden >n größeren Dörfern jäbrtich sür 60oo.E Heidelbeere» verlaust, wodurch die ärmere Bcvölke rnna in die Lage versetzt wird, die Schulten des Winter zu tilgen und sich neu zu kleide». Wenn die Veeren zu Ente §ehcn, dann kommt die Pilz Ernte, woran unsere Heike eben falls sehr reich ist; später werden Kienäpsek gesammelt und »ach den Nachbarstädten verlaust. Man siebt, daß der Wald ein lreusorgenter Arbeitgeber sür unsere arme Vevöllerung isi. I». Stuttgart, 18. Juli. Tie Zeit der BerbandStage ist ge- kviiinieii und so lagt den» auch in diese» Tagen bier in Stuttgart der Verband der deutschen Seifensabrikaiiteii. Mit diesem Verbandsiage ist Mich, wie üblich, eine Ausstellung von Maschinen lind Geralhickiaiie» dieser Branche verbunden, welche in der sür solche Zwecke jo prachtvoll geeignete» GewerbcbaUe abgchalten wird. Tieie Ausstellung kan» mil Recht als in allen Tdeilen voll aeliliigeii betrachlel werde» und bietet ein reges Büd der Vielseitig- keit der beulige» Leiieniabrikation. - Auch die Leipziger Industrie ist i» zwei rühmiichst und wellbckannlen Firmen vertreten und sind dies die Firmen Wczel L Naumann, Liltw graphische Ounsiaiislali, und Tietz et. Lisling, Maichine»>abril. Tie elftere stellt drei geschmackvolle Tableaux von Ettguetten iar Toilellenseisen :c. an», wabrend die letztere mit einer vollständigen Einrichtung zur Eartoilnaaensabrikaiion und einer Kerzengießinaieliiiie erschiene» ist. Tie Einrichtung sür Earlvnnagenkabrilatton ist iieis in voller Tbäligkeit und erregt großes Jnierejse aller Besuche:. Sie ist wvbl auch mit Recht als einer der Glanzpunele der An. stellt»», zu belrachlt». Tenn nicht allein, daß die 'Maschinen durch rößie Sauberleii der Ausführung den besten Eindruck mache», Wien sie auch in der Eonstructio» vieles Neue und weicnllich Beiieres als die biSber gekannten. Tay gute Kaustnst vorzüglich in diesem Artikel herrscht, zeigt, daß sämmlliche scheele lneliriach verkauft sind. Ter VerbandStag ist außerdem von dein besten Weiter begünstigt und verlaust deshalb in »ngeslorler Weise und bester Slimmnng der Belheiligle». — AuS Wien wird vom Freitag gemeldet: Ter Zustand des erlranklen greisen Poeie» Bauernseid ist heule ein »nveränderlcr. Tie Nacht war, wie schon berichtet, größte». ibeilS schlaflos, von hänsige» Delirien und einiger Aihemiioib nuler brochen. Nur gegen Morgen schlief der Dichter einige Sinnden und begle den lebbnilen Wunich, dg-s Bell zu verlassen. Sv sitzt er denn auch im Armiessel vor seine»! Schreibtische und uilniiil klar iinö lebbast an dem Gespräche seiner nächsten, äußerst fürsorgliche» Um gebung Theil. Tie Jiisülrntto» beichräntl sich inoiiwnlan und glu.:- licherweiie aui die rechte Luiigenbgjsie. Pulsireguenz und Teiupe- ralur sind mäßig. Ware» alle Symplome so günstig wie de: Appetit des Paiienlen, es wäre »Ile Hossnniig vorbanoen, daß di .Yrankbeit Banernietd's so günslig verlaust wie die äbniiche und wm heiligere, welche er gerade vor zehn Jahre» bestand. Außer den qeiiniiiiteii Aerzien, Professor Ljer und I>r. Raab, weilt noch Bauer : ield's laiigialniger 'Arzt und Freund I'r. W. Schlei,m,er an sein. . Beile. - Abend» war da» Befinden des gleisen Tuchlers >:u wesentlich besseres. TaS Fieber war schwächer, und Banernieid nahm gerne Nahrung zu sich. ----- Paris, 18. Juli. In der Rue Avront tödlcte der Zeichner Haben, 12 Iabrc alt, sich, seine Frau, cine 35 jäbr>ge Mexikanerin, und seine sechs Kinder durch KoblengaS, nach dem ber Mann seil Io Monaten arbeitslos und inst seiner Familie fast dem Hlliigeriode erlegen war. Da er am >5. Juli die Micthc nicht bezahlt balle, stand seine Ermissio» bevor; gestern Abend erbrach die Polizei die Zimiilcrlbnr »iid fand die fünf Kinder tobt nebeneinander, den todieii Vater gucr über ihnen liegend, die Mutter saß mit dein totste» jüngste» Kinde auf dem Strohlager und gab »och Lebenszeichen von sich. Sic wurden ins HoSpilal gebraust und cs gelang, sie ins Leben zuriickzuruseii. Sic erklärte, das; sie »»d die Kinder »m de», Valer genicinschasilich zu sterben beschlossen Halle». Die Frau ist nnlcr Anllagc aus Mord zur Ve>sngniig der Polizei im Hospital verhajlei. --- London, 18. Juli Ein sürchterlicher Sturm ging gestern Abend über ganz England und bat an Häusern »nc an der Ernle »»gebelire» Schaden angerichlel. Zu- deutsche Regierniigöcc »i>iMiare bestohlen die Graistbasl Turbam . NM dort k,e Vergbailzllsläude zu studire». Sie wurden ron dem britischen Telegnten zur VcUiiicr Arbeilercomere»:, David Tale, gcleilel. — Vei Slanlcy's Hochzeit stio kostbare Hochzeilsgeschenke verschwunden, darunler ein silberne, schwerer Aussatz mil Pendulc. — London, 18. Juli. Der der englisch sibirischen Handels geseklschast gehörige Dampser „ViScaya" gebt heule von bie> ab, niii de» Vcrsiich z» unlcrliehinen, durch das Karische Meer Sibirien zu erreichen. ---- Zürich, 18. Juli. Heute Nachmittag fand das Leichenbegängnis, Gottfried Keller'« slall. Ein wattiger Leichcnzug, in welchem sich im Auslrage de. Vaud, ratbes VuiideSralh Deuchcr und der Vundcolaiizler. ferne: Vertreter der Behörde» und einer größeren Anzahl Unir-c::: läic» befanden, dcwcglc sich durch das von der Vevöllern :, gebildete Spalier nach der Fraucnmüiislcr Kirche, wo Pvc fcssor Stickel die Trauerrede hielt Hieraus begab sno de Zug zum Ercmalorium. Dort schlosse» Gesänge und Reden die Draucrseier. --- Mailand, 16. Juli. Vierhundert streikende S ck>w cse lardeiIrr und zweihundert Weiber slürmie» gestern, mit Aerlcn bewaffnet, taS Mlinieipiuiu in Meine doro in der Provinz Eajlanisella (Sicilien) uitt zündeten Magazine an. Der Bürgermeister und die Earabiiio:: wurden durch Steinivürse verwundet. Heute winden Lvb» erhöhnngcn ziigesa^. Mililair ist auSgcriickl. In Argen:., ist neuerdings ein -Ltrcik der Rciöarbcitcv ausgebrockou. Truppen sind dahin ausgerückt. (Wiederholt ^»Kebote von Koiso-Varäorobv: kvisvIrlviiIvi'sloGFv in WL886P- unä luktsektsn warben unä Nelnn^en. kVisvmsnIsI, SIsTikmänIvI, LuiUHMiNHSNilvI in N6U6816N Hormon 2N i>lI1i88tlZN l'l'lü^n. kvisvplsirls, SoiHHinvi—kvisviIevlLen, LvKK IVoNINSl-UnlSIs'lLlvIllvI' Vsmvn UIBT> Vsmvn-Varls-knLÜgv, Varls- unrl k>attii»wssol,e. illug. lilr Vainsninsrlsir- LsLr»si»HV»iRi^ i» nnrl 11« i.
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