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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-21
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1890
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»Ol ix ErschetNt täglich früh 6'/, Uhr. Ur-actio» »ad Trpedttisa IohauseSgaffe 8. L-rrchstundkn der Urdoction: Bormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. Raa««»« vi.»»Icn»U dk >U»«L»» »t«I vrr»m»i,ch. i-WMr -er f»r -t« »ächftf«l«e«d» Nummer testtmmten Antrratr «« voche»t«arn bi» 8 lltze Nachmittaa», o» Lonu- und Fetttagcn früh »t»Uhr. 3a dra Filialen für Ins.-^noahmr: Ott« stte«»'» Sorti«. lRttre» H»hu). UntversilätSstraße 1, Laut» Lösche» katharinenstr. 14 pari, und köntgSplatz?, nur bi- ,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr Slbon«emer,t-preis vierteljährlich 4'/, Mk incl. Bnnnerlohn b Mt, durch bi« P»N bezogen 6 Mk. Jede etuzetnr Nuum« 80 PI Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrobetlaaen (ia Taqeblalt-Format gesalzt» ohne Posldetürverung »0 Mk. «tt Pastbesorderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile X) Pf. Größere Lchnfte» laut uns. Preis,»,etchut». Ladellarischeka. Ziffer, ftctz »ach höher» Laris. lieelanua unter demNedaettoa-strtch bi« tgeipalt. ZeU»50W.,v»r den ffa ml lteuuach richte» dt» 6geipal1t»e Zeile 40 «. Inserat« sind stet» an di« Grbtbitis« t> send«». — Rabatt wird nicht gegebeu.! Zahlung pnmmunernoito oder durch Post« Nachnahme. 2V2. Montag de» 2t. Juli 189». 8-1. Jahrgang. ">4. -Icllir 1 bedeutend; ur Führung lischeS. Ein it» geübten ng, Lerei» sr alle Bor na andere», Sorgfalt da , wonach«» ichhaltIM bparfamkelh «»wesen »c. tungSregel». lest« ic. x. H—riett« »«.bOP Abdruck «I arbeitet «m er Stadt t> Nebst ll» geb. s » dem Land» sPiberth >egeben w> se» de« de» Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Bekanntmachung, de» Verkauf kei»»feeter Ktuder«tl«P detr. vom 1. Juli diese- Jahre- an wird in folgenden Apotheken: Kreuz Apotheke, hier, vayerische Straße 2, Albert Apotheke, hier, Emilicnstraßc t, Apotheke zum weißten Adler, hier, Hainstraße 9, Knrprtnz-Äpotbeke, hier, Sternwartenstraßr 12, Liuden-Apotheke, hier, Weststraßc 41, Homöopathische Eeutral-Apotheke, hier, ThomaS- kirchhos 12, Neue Börsen Apotheke, hier, Hallcsche Straße 12, Hirsch-Apotheke, hier, Grimmaffcher Steinweg 28, Löwen Apotheke, hier, Grimmaische Straße 22, Mvhrrn-Apothekr, hier, Eulritzscher Straße t, Ranstädter Aporbeke, hier, Ranstädter Steinweg 2?, «Lonnrn-Apotheke, hier, Südplatz t, SalomoniS-Apvthcke, hier, Grimmaische Gtr. 17, Germania-Apotheke, hier, Promrnadenstraße N, Königl. Johannis - Apotheke in Leipzig - Reudnitz, Leipziger Straße 28, Ost-Avotbeke in Leipzig-Anger-Crottendorf, Wurzener Straße 3, Gt. Georg-Apotheke, Leivzig-Neustadt, gegen vorherige Bestellung keimfreie Milch zur Ernährung von Säuglingen nach dem Soxhlel'schcn Verfahren und nach besonderen ärztlichen Anweisungen hergestelll und zu dem Preise von 5 ^ für die Flasche, ausschließlich de» GlaseS, käuflich geliefert werden. Bei der Bestellung ist der LebenS-Monat, in welchem das zu ernährende Kind steht, anzuaeben. Die Lieferung der Milch erfolgt von dem der Bestellung folgenden Tage an. Dem Publicum wird diese Einrichtung hiermit bekannt gemacht und zur Benutzung empfohlen. Leipzig, am 4. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4403. vr. Georgi. W. DaS »um Nachlaß de» Schuhmacher« Friedrich Smil Pehalb «, Liudenau gehörige, daselbst an der Tauchnitzstraße «r. 18 ge legene, aus Fol. 1138 des Grund- und Hypotbekrnbuch» für Lindeno» eingetragene Hau-grundskück soll erbtheilungShalder »ater de» im Termine vorher bekannt zu machenden Bedingungen am 38. Juli 1890. vormittag« tt Uhr im stSniglichen «mtögericht, Zimmer Nr. 108, öffentlich «etstbteteub versteigert werden. „. . . > Da» fragliche Grundstück ist ohne Berückstchtigllug der Ovlastru oriSgerichtlich aus 30 730 ^4 geschätzt worden. Leipzig, am 16. Juli 1890. ... USnigltchrS Amtsgericht. Abtheilung V, Sectioa 4. Zschucke. Bekanntmachung. Nachdem die allgemeine Einführung von Waflermeffern beschlossen ist, haben wir nachstehende Anweisung an die von unS mit Erlaubniß zur Ausführung von Anlagen zur Be nutzung der Stadlwasserkunst versehenen Gewerbetreibenden erlaffen. Wir ersuchen die Besitzer und Verwalter von an- aescblossenen oder anzuschließenden Grundstücken, bei etwaigen Umänderungen oder bei der Nenherstellung ihrer Leitungs anlagen auf die Befolgung der gegebenen Vorschriften auch selbst bedacht zu sein, und damit Schwierigkeiten und Unkosten bei der demnächst in Angriff zu nehmenden allgemeinen Einstellung der Waffermeffer schon jetzt thunlichst vorzubeugen Wir bemerken dazu, daß eS nach den Bestimmungen der Ordnung für den Betrieb des Wasserwerkes Pflicht der Grundstücksbesitzer sein wird, die für den Einbau der Waffer meffer zu bestimmende Stelle aus ihre Kosten in der im Nachstehenden vorgeschriedenen Weise vorzurichten. Leipzig, IS. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ur. 5138. Dr. Georgi. M. Beilage zu den Vorschriften für di« Ausführung von «»lagen zur Benutzung der Sladtwassrrkunst unter Absatz 3» »ach dem Abschnitt: „Privathaupthahn" Sette 8 einzuschatten: Thunlichst unmittelbar hinter dem Haupiabfv>rrbahn« erfolgt nachträglich die Einbauurig de» für die gesummte Leitung oder unter Umständen für jede einzelne Slergeleitung bestimmten WassermesscrS. Das LeitungSrohr vom Haupltzahne ab ist hiernach so zu führen, daß vorerst ei» zur Ausstellung de- WasscrmesserS geeigneter Platz erreicht wird, welcher die Bedingungen zu erfüllen hat, daß der Messer ohne Hindernisse eingebaut oder wieder ausgebaut, sowie ohne Schwierigkeit besichtigt und abgelesen werden kann und zugleich gegen Beschädigung durch Frost oder Stöße geschützt sich befindet. Im Besondern ist die Verweisung der Messer in unter Keller- sohle gelegene Gruben unzulässig; ist di« Anlage besonderer Schächte für die Messer unvermeidlich, so müssen dieselben befahrbar, also mindesten» 80 am im Lichten breit und mit einer einen IkreiS von 60 cm Durchmesser im Lichte» nirgend unterschreitenden Einsteig- össnung versehen und außerdem entwässert sein. Auf «ine Strecke von mindestens 1 m Länge hinter der für Len Einbau des Messer» bestimmten Stelle im Leitungsrohr bars keine Abzweigung von demselben vorgenommen werdea. In der Nabe der Meßstelle und zwar hinter derselben ist eine wirksame Entleerungsvorrichtung anzubringen. Bekanntmachung. Wegen vorzunebmcuder Verstärkung deS Bohlenbelags der Rödelbrückc im Schleußiger Wege wird diese Brücke von» 21. dsS. DktS. ab auf die -Lauer der Arbeiten für allen Verkehr gesperrt. Leipzig, den 18. Juli 1890. IX. 4969. Die Königliche Amt-Hauptmannschaft. Dr. Platzmanu. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Leistner. Ausschreibung. Die Maurer- und Zimmerarbeiten zu einem Pfcrdestallgebäude in Liudenau sollen in öffentlicher AuS schreibung vergeben werden. Bedingungen und Zeichnungen lieg» auf unserem Bau amte, Hochbauverwaltung, RathhauS 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, zur Einsichtnahme auS, auch werden daselbst Kosten» anschlagssormulare und Bedingungen gegen Erlegung von 0.60 abgegeben. Versiegelte und mit der Aufschrift: Maurer Arbeiten bez. Zimmer-Arbeiten zu eine» Pferdestalle i« Liudenau" versehene Angebote sink bcS zum 2Ü. Juli or., NachmittagS 5 Uhr, an oben genannter Stelle abzugeben. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir un- vor. Leipzig, den 17. Juli 1890. .. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. S94S. vr. Georgi. Lmdorr. Bekanntmachung. Sonnabend, den L«. Juli ». o., von Vormittag» 10 Uhr an sollen im Geschäfts-Zimmer de- Provtaut-Amte« Letpjtg- Plrltzrnbur». TtinrinhauS 3. Stock. I Partie RoageuNeie, kchrnirhl und stiften »c. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahtung vev- teiaert werden. Leipzig, am 17. Juli 1890. . ^ . königliche» Provian1»A«t. Geschäftslotal-Bermitlliung. Im vntversitätSgruudftncke Universilöisstraße Nr. s ist bir Hälfte des von der Finna Ernst Gör» ermiethetea t-eschästSIocals. welche- gethrtlt vermiethet werde» soll, noch frei. Hieraus Refiecttrende wollen sich an da- unterzeichnet« Rentamt wenden. Leipzig, am 17. Juli 1890. Universität» - Rentamt. Gebhardt. Leipzig, 21. Juli. * Man bat oft auf die Thatsache hingewiesen, daß dir deutsche Socialdemokratie, verglicken mit den ver wandten Richtungen in anderen Ländern, Besonderheiten auf weist, welche ihr in erhöhtem Grade den Charakter eines staalS- und cullurfeindlichcn Element- aufprägen. Nächst dem ausgesprochenen Gcaentheile eines nationalen Bewußt seins ist daö hervorstechendste Unterscheidungsmerkmal dir Scheu der deutschen Socialdcmokratic, der Arbcitcrwelt un liebsame Wahrheiten zu Gehör zu geben. Der Einfluß socialdcmokratischer Politiker ist in Deutschland in erster Reib« durch eine von keinerlei BerantwortlichkeitSgefühl gezügelte Arbeiterschmeichelei begründet worden, durch einen volkS- byzantiniSmuS, wie er widerwärtiger und entsittlichender nicht gedacht werden kann. Fehler und Mängel besitzt nach social dcmokratischer Darstellung der deutsche Arbeiter nicht , die Pflicht moralischer Selbstzucht ist für ihn nicht vorgeschrieben, und fehlt ihm noch etwas zur Vollkommenheit, so ist der Mangel nicht von ihm, sondern vom Ausbeuter verschuldet, der Muße und Mittel zur geistigen AuSbildmm vorenthält. Erziehlich wird auf den Mann nur nach einer Richtung ein gewirkt, der der DiSciplin und hier allerdings mit Energie! Wer nicht gehorcht, „der fliegt hinaus", hat Herr Liebknecht verkündigt. Es ist das alte HsflingSrecept, man schmeichelt dem Arbeiter, um ihn zu beherrschen. Auf diese Weise ist in der socialdcmokratisch gedrillten Masse ein Geist des Dünkels und der Selbstzufriedenheit groß- gezogen worden, der ernste Befürchtungen hinsichtlich der ethischen Entwickelung rechtfertigt. Die Gleichgiltigkeit gegen den Arbeiterstand, insofern er nicht als Werkzeug und als "iedestal zu gebrauchen ist, erscheint als etwas der deutschen iocialdrmokratie EigenthümlicheS. In anderen Ländern beschränken sich die socialdemokratischen Führer nicht darauf, schlimme Leidenschaften in dem Arbeiter zu erwecken, sie finden gelegentlich auch den Muth, schlimme Leidenschaften ihrer Anhänger zu dekämvfen. Diese grundsätzliche Verschiedenheit eigt sich u. A. auch in der Stellungnahme zur Trunksucht, hür die socialdemokratiscke Agitation in Deutschland sind die aus Bekämpfung des Alkoholi-muS gerichteten Bestrebungen bekanntlich nicht- anderes, als eine Bourgeois-Verschwörung zur Einengung de- Bedürfnißkreise- der Arbeiter behufs Erzielung niedrigerer Löhne. Daß man in der Schweiz hierüber, wie überhaupt über die Pflichten der Arbeiterführer, ander« denkt als in den socialdemokratischen Kreisen Deutsch land-, zeigt folgende Ausführung, die sich in der „Arbciter- stimme , dem ossiciellen Organe der schweizerischen Social demokratie findet: „Die Arbeiter sollen wissen, daß nicht allein dir Ungunst der wirlhschasltichen Verhältnisse die Ursache ihre» Elends ist, sondern auch ihre eigene Schwäche und Unvollkommenheit. Das ihnen zu sagen, ist die heiligste Pflicht jede» ehrlichen Vollssreundc». Nicht nur eine Reform des Staate» und der Gesellschaft ist nolhwendig, sondern auch eine Reform der Lebensweise und deS Charakter». Mit dieser kann jeder Mensch sofort beginnen. Daran hindert ihn keine Macht der Welt, außer seine eigene Schwäche. Lhne den Kamps gegen Alkohol würde ich die Befürchtung nicht unter drücken können, daß die verkürzte Arbeitszeit mit dem erhöhten Lohn auch eine erhöhte Frequenz der Wirth»häuser zur Folg« haben wird. Alle» Elend auf die Ungunst der wirtdschast- ltchcn Verhältnisse schieben, heißt die Nolhwendigkeit der Setbsl- erzithung leugnen. Die Selbsterziehung ist aber die Grundlage aller Reform de» Leben»." Die deutsche socialdemokratische Presse wird diese AuS- lafsung voraussichtlich ignoriren. Der Zweifel daran, daß die verkürzte Arbeitszeit ausschließlich zur geistigen Ausbildung verwendet werden wird, ist eine Beleidigung des social- demokratischen Mustermenschen, an der die Herren Schippel, Bebel und Liebknecht nur mit stiller Verachtung vorübergehcn können. * Die „Dresdner Nachrichten" bringen die Unterredung, welche Herr vr. Erwin Reichardt, der Sohn de» BesitzrrS jencS Blattes, mit dem Fürsten BiSmarck gehabt hat. Neue» ist daraus nicht zu ersehen. Es möge daher hier nur die Stelle Platz finden, in welcher der Bericht de» Herrn Julius RitterSbaus über die Presse berichtigt wird. Herr vr. Reichardt schreibt: Dal Gespräch begann mit den früher gethanen Aeußerungen de» Fürsten über di« Presse. Ich sagte, daß es von einem guten THeil« derselben sehr bitter empfunden werden müßt«, wenn der Fürst über die deutsch« Presse imAllgemetnen so mißliebig sich äußere und ihr den Vorwurf der Feigheit mach«, ja behaupte — nach dem Bericht des Herrn Ritterihaus — daß nur die socioldemokratische Presse Muth habe. Der Fürst erwidert« hierauf, daß ihn Herr Rtttershau» in seinen Aeiißerungen mehrfach nicht verstanden habe. Um den «»ödruck Feig- heit, wie er ihn gebraucht, richtig aufzusassen, müsse man die Genest« desselben kennen, wie st» im vorangegaagrnr» Gespräch gelegen Hab« Lr Hab« den Ausdrack ohne Bitterkeit gebrascht. Er hat« sich über da« Gebühren der ihm früher »ah« gestandenen Presse, wie di« „Kölnische Zeitung" und die „Post", acmientiich aber über dt» „Norddeutsche Allgemeine Zeitung , welch« früher von ihm fast allein erhallen worden sei, ausgesprochen; die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" habe Herr Rtttershau» weggelaffea. Bon dieser, der gonver- nementalen Press«, die früher seine Ansichten vertreten, Hab« er wohl den Muth erwarte» können, daß sie ihn gegen di« albernen An- ftindungen und Entstellungen seiner Ansichten, wie sie die opposi- tionellen Blätter brächten, in Schutz nehmen würde. Die „Nord- deutsche Allgemeine Zeitung", welch« von ihm gleichsam auf die Conservativen vererbt worden sei, vermeide e» überhaupt am liebsten, seinen Namen zu erwähne»; man fürchte dadurch schon nach oben Anstoß zu erregen Die» sei es, wa» er habe treffen wollen. Die Befürchtung, anzustoßen, sei aber auch ganz fatsch. Man nehme immer eine gewisse Gespanntheit zwischen dem Kaiser und ihm an, ja man habe ihn wohl in dem Verdacht, daß er noch Wünsch« hege, etwa noch einmal in sein Amt zurückzukehren. Dazu sei er aber »u alt und man unterschätze auch sein Selbstgefühl. Er habe »ur den Wunsch, in ber Kritik der Nachwelt nicht da» Opfer falscher Annahmen zu werden. Deshalb könne er nicht schweigen, wenn man sein Wirken anyrelfe. Zwischen dem Kaiser und ihm liege aber gar nicht» FeindieltgeS vor. Sie seien in einer Fra>ze ledig lich verschiedener Meinung gewesen, die er, der Fürst, sreilich für »u wtchlig gehalten habe, al» daß er sich habe fügen können. Er sei ein ebenso guter Rvyaiist wie Anhänger des Hause» Hoheu- zolleni, aber deshalb könne er mit Sr. Majestät verschiedener Meinung sein. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt in Be treff der von verschiedenen Blättern gebrachten Mitteilungen, über Reiseplänc deS Reichskanzler-, nach Lene» der selbe sich mit der Absicht trüge, b« Len König-Hosen von München, DreSde» und Stuttgart und vielleicht in einigen anderen Residenzen Besuche zu machen, daß für die nächste 'Zeit eine solche Absicht nicht bestehe, während für später definitiv Entschließungen nicht getroffen sind. * 4t„« dem lothringischen Grundbesitz-Erwerb de» Kaiser- rieben süddeutsche Patriotenkreisc den Schluß, daß der Herrscher damit sein Interesse an der deutschen Colonisirung Lothringens darlearn wolle. Es besteht die Hoffnung, daß den wenigen schwäbischen und westfälische» Vandwirthen, welche als die ersten lothringische Güter in alt deutschen Besttz gebracht haben, nuiimehr deutsche Grund besitzer in größerer Zahl folgen werden. * Gegen die Behauptung, daß die Helgoländer die Abtretung ihrer Insel an Deutschland allgemein be dauerten und daß höchsten» 5—6 Einwohner den Vertrag billigten, richtet sich folgende der „Nat.-Zta." durch einen gelegentlichen Correspondenten übermittelte Stelle au- dem Privatbricfe eines ansässigen Helgoländers: In Bezug aus die Stimmung unter unserer Bevölkerung über die Abtretung der Insel an Deutschland glaube ich Ihnen aus da» Bestimmteste versichern zu können, daß nur ein kleiner Bruchtheil dagegen ist, welcher hauptsächlich beiurchtet, durch mögliche Neue- rungen wirthschastlich erheblich geschädigt zu werdcn. AIS Beweis diene Ihnen die Thatsache. daß Ende voriger Woche im Saale de» Königin Bictoria-Hotel» eine Versammlung einen Ausschuß wählte mit dem Austrage, eine Danke»- und Ergebenheitsadressc an den deutschen Kaiser abzusassen und geeignete Schritte vvrzuberciten, damit die Verwaltung de- Seebades, fall» da» Reich oder der preußische Staat nicht vorzieht, dies« selbst in die Hand zu nehmen, den Helgoländern übertrage» werde, welche die zeitgemäßen Neu bauten (BadchauS, Straiidpavillon, ConversationShans u. s. w.) unter Wahrung der wirlhschastltchea Epistenz der Einwohner au»« zuführen gern bereit sind. * Wie verschiedentlich gemeldet wird, ist aus Anlaß de sto. Geburtstages des Gencralfcldmarschalls v. Moltkc die Begründung einer „General-Fcldmarschall Graf von Moltke-Stiftung" angeregt. Diese Stiftung soll durch freiwillige Sammlungen ausgcvracht werden und ein bleiben de« Andenken an die ruhmreichen Thaten deS großen Schlachten- lcnkerS im Dienste deS vaterlande- bilden. * Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal feiert am 30. d. M. seinen 80. Geburtstag. Der hochverdiente Feldherr erfreut sich guter Gesundheit und einer verhältniß- mäßigen Rüstigkeit. * An Stelle deS Geheimen LegationörathS vr. Kayser, welchem bekanntlich die Direction der Colonial- abtheilung übertragen ist, ist, wie verlautet, für den DirectionSratb der deutsch-ostasrikanischcn Gesellschaft der Direktor im ReichSpostamt, Sachse, in Aussicht genommen * Der soeben in Graudenz für das preußische Herrenhaus vorgeschlagene Herr von Körber, ist bisher Mitglied dcü Abgeordnetenhauses. Fall- demnach seine Wahl die könig lichc Bestätigung erhalten sollte, müßte in Graudenz eine Ersatzwahl für das Abgeordnetenhaus stattfindcn. * Die durch die Zeitungen gehende Nachricht von der Ernennung de- Professors vr Schönfelder zum Erz bischof von Bamberg ist die „Allgemeine Zeitung" ermächtigt als unrichtig zu bezeichnen. Es ist in dieser Beziehung noch keine Entscheidung getroffen, waS sich bei der Abwesenheit Seiner k'öuigl. Hobest deü Prinz-Regenten von elbst verstand, auch dürste wohl noch ein Zeitraum von echS Wochen darüber vergehen, ehe auf Grund der mit dem läpstlichen Stuhle zu pflegenden Verhandlungen eine formelle lutscheidung möglich sein wird. * Der frühere socialdcmokratische Abgeordnete für Breslau und Hauptagitator in Schlesien, Schneidermeister Kühn, hielt in Lieanitz eine Versammlung ab, in welcher derselbe erklärte: Man solle sich nicht mit zu großen Hoff nungen tragen; denn unter den für die Socialdciuokraten bei den Reichstagswahlen gewonnenen Stimmen befinde sicb eine große Zahl, welche von Unzufriedenen, unter dem Druck der ungünstigen Zeitverhältniffe Stehenden abgegeben worden sei und welche bei einer nächsten Wahl unter anderen Ver hältnissen anderen Candidaten zufallen würde. In Betreff der Arbeitseinstellungen meinte Herr Kühn, dieselben seien zu einer frivolen Mode geworden Inter essant wird nun sein, zu beobachten, ob sich die Kritik eine- TbrilS der socialdemokratischen Presse ebenso gegen Herrn Kühn richten wirb, wie sie sich gegen Bebel wegen dessen Be- urtheiluog der Streik» und Boykott» richtete. . * . * Wie die „Presse" aus Prag erfahrt, wird der AuS- führungSauSschuß der deutsch - böhmischen LandtagS- abgeordncten am 24. d. M. rusammcntreten, um über die durch die Wahl Heinrich- und die darauf folgenden Begeben heiten veränderte Lage zu beratheu, namentlich die Betheiligung der Deutschen an der nächstjährigen LandeS-AuSstelluog zu erwägen. * Sogar der „Dzieuuik PolSki", welcher bisher die Ezechen zum Widerstand gegen dir Deutschen ermuntert hat, erklärt, man werfe mit Recht den Ezechen vor, daß fi« bei Durch führung de» Ausgleichs Mangel an Loyalität an den Tag legen. Der „Dzienaik PolSki" warnt dir Ezechen, durch ihr Vorgehen die Deutschen nicht zu zwingen, daß ste sich eben falls durch Mangel an Loyalität rächen. * Nach einem Telegramm der „vosflscheo A»v«a' steht da» französisch.englische Abkommen unmittoliar vor seinem Abschlüsse. Frankreich» Zustimmung zu England» Schutzberrschast über Zanzibar und sein Verzicht auf die französischen Fischerei-Gercchtfame in Neufundland seien grund sätzlich zugtstanben gegen England- Bereitwilligleit, Frankreich- Recht zur Ertheilunz deS Exequatur- für Madagaskar an fremde Consuln anzuerkcnnen, in die Kündigung deS englisch tunesischen Handelsvertrages einzuwilligen und einen ge mischten Ausschuß zur Begrenzung der französischen und englischen Gebiete am Senegal und Niger einzusetzcn. Weitere Verhandlungen seien aber noch zur Lösung der von Frankreich aufgeworfenen Frage einer Gelbcntschä- digung an die französischen Unternehmer der Neufundland- fischcrei nöthig. Diesem Telegramm auS Paris steht ein Telegramm der „Krcuzzeitung" auS London gegenüber, in welchem e- heißt, daß nicht nur der engliscbe Kriegsdampser „CvmuS", sondern ein ganze» britisches Geschwader nach Neufundland geht, um gegen die Franzosen zu demon- striren. Wie man sicht, scheint zwischen den beiden Mächten noch nicht alle- in Ordnung zu sein. * Die serbische Königin-Mutter Natalie wandte sich am II. Juni alten Stil» an die Synode der Bischöfe mit der Bitte, dieselbe möge ihre synodale Entscheidung darüber ab- gcbcn, was ste von dein Briefe deS Mctropoliicn TheodosiuS vom 12. Oclober 1888, womit er die Ehescheidung aus- spvicht, halt. Als König Milan dies in Erfahrung brachte, richtete er an den Metropoliten als Vorsitzenden der Synode ein Schreiben mit dem Ersuchen, er möge ibm eine Abschrift der Entscheidung, welche die Synode i» dieser Angelegenheit sällen werde, zlikonimen lassen. In Folge dessen erhielt er gestern die Abschrift deS synodalen Bescheides vom 5. Juli allen StilcS, worin die Synode, in Erwägung, daß der Ebe- streil bereit- endgültig entschieden worden ist, erklärt, daß sie sich neuerdings in Erwägung einer durchaus vollendeten Thal sache nicht cinlassen könne. Hiermit scheint die SchcidungS- aiigklegenbeit endgültig erledigt zu sei». Die Entscheidung ist eine Folge der Intervention der Regentschaft, welcher Milan seinen Dank ausgedrückt hat. Metropolit Michael und Bischof HieronimuS waren anfangs geneigt, sich aus erneute Verhand lung der Sache einzulassen. * Der „IcmpS" erhielt eine etwas zweifelhafte Dcvesche auS Sofia, welche in den nächste» Tagen solgeiischwere Ereignisse in Bulgarien ankündigt. Unmittelbar nach der Ankunft deS Fürsten soll die Unabhängigkeit Bulgariens er klärt und Bulgarien als Königreich ausgerufen werden, sowie ein maccdonischer Aufstand inscenirt werdcn. Die Pforte habe hiervon Kcnntniß und mobilisire ihre Truppen, um für alle Fälle vorbereitet zu sein. * Die Konstantinopeler Depesche betreffs eines diploma tischen Einschreitens bei der Pforte anläßlich der Entfüh rung österreichischer Ingenieure durch Räuber erfährt in der Ausgabe dcö Wiener CorrespondenzbureauS eine de- mcrkenSwerlhe Erweiterung, nach welcher nicht allein Baron Calice, sondern auch der deutsche Botschafter, Herr v. Radowitz, eine Note in dieser Angelegenheit a» die Pforte gerichtet bat, und zwar ist dieselbe identisch mit jener seines österreichischen College». Derselben Meldung ist zu entnehmen, daß die Räuber das ursprünglich mit 3000 Pfund bemessene Lösegeld aus lOOO Pfund ermäßigt baben. T>ie Ballgesell schaft, in deren Diensten der in« Gebirge entführte Ingenieur Gerson, wie der in Freiheit gesetzte Herr Mcjor stehen, wollte das Lösegeld zahlen, als jedoch Me>or mit dem Gelbe zur festgesetzten Stelle kam. fand er dort Niemanden vor, weil die Soldaten vor der Auslösung Gerson'S vorzeitig di« Ber- folgung begonnen haben. * Depeschen auS Tanger melden, daß in der Hauptstadt Fez eine Verschwörung gegen den Sultan von Marokko entdeckt worden ist. Der Sultan sollte, während er Truppen gegen die aufständischen Kabhlcnstamme von Semmur saiiimclte, ermordet werden. Verschiedene hochgestellte Per- söiilichkcitcn, die über deS Sultan« europäische Neigungen unzusrieden sind, sollen in die Verschwörung verwickelt sein. * Laut Mittheilung de« GcneralccnsnlS der Republik San Salvador hätten die Truppen de« Präsidenten Ezeta in drei Gefechten die Streilkräste Guatemalas Uber die Landesgrenze zurückgetrieben. (Wiederholt.) Zwei Ehrenbürgerbrieft. Die beiden Ehrenbürgerbriefe, welche der Rath unserer Stadt jetzt den Herren Geh. Hofrath vr. Ludwig und Geh. Rath vr. Wind scheid hat überreichen lasten, sind hinsichtlich der Schönheit und Gediegenheit der Aus führung künstlerisch hervorragende Arbeiten. Schon die Mappen, welche den Ehrenburgerbricfcn als Hülle dienen, fesseln durch das Geschmackvolle und vornehme in Entwurf und Herstellung. Die Entwürfe sind ein De> k des aus diesem Gebiete schon rubmlichst bekannten Herrn Architekten Bischof, während die Arbeit aus derHand de« Herrn JvhanneSMaul, dcö jetzigen Inhaber- der altbewährten Buchbindereiwerkstätte von Hager (Sternwartenstraßr), bcrvorgcgaiigei, ist. Daö Material der beiden Mappen ist Leder, seiner Clmgrin. Bei der Mappe für den Ludwig'schen Ehrenbürgcrbrics werden auf den, röthlich-braunrn Grunde durch schmale, gepreßte, schwarze und goldene Linien das Ganze umrainnende frieS- artige Streifen abgegliedert, deren Fülliiiig eine schön com- ponirte, in Handarbeit auSgesübrtc, farbige Ledermosaik ist. DaS davon umfaßte Mittelfeld zeigt aus einem Kartusch von Frucht- gehängen und MaSken da« ebenso wie der gedachte Kartusch in Lederplastik und Ledrrschnitltcchnik auSgefübrte Leipziger Stadt- wappcn in farbiger Behandlung. In dem unmittelbar da« Mittelfeld umrahmenden Streifen liest man die vier, Ruhe» puncte für den ArabeSkenIans bildenden Worte: „Xrs msckic», lnuenium, Leiontia, I-udor", darüber: „Rath der Stadt Leipzig" und darunter: „3l. Januar 1890". Die Mappe für den Windscheid'schen Ehrenbürgerbrirf ist von ganz abnlichcr, an Schönheit natürlich glcichwerthiger Arbeit. Der äußere umrahmend« Friesstreifen zeigt die Gold- vrcffung hier auf blauem Grunde, und die Worte in der Umrahmung de» MittelscldeS tauten: ^lostiti», Lntria, l'iotL«, Isidor." Dabei wiederholt sich hier im ArabeSkenlaufe da«
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