Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-24
- Monat1890-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1890
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etrrt täglich h S'/. Uhr. AkdarUon und LrprdUton Ivha»neSgaff« S. -PrrchNundrn drr Nedattion: vormittag» 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. - - LkV' "* * ^ >m»ih«e »er f»r «, »« Hummrr »rstimmten Inserate a« kSochr» tagen bis » Uhr Nach«tn«aS, ansoniu und Festtagen früh bi» '/,S Uhr. Zu -rn Filialen für Ins.-Annahme: ktto SIcmm » Sortim. «Alfred Hahn), UniversitStssttaße 1, LoniS Lösche» ikatharinensk. 14 pari, und KünigSplatz 7, nur bis ' ,8 Uhr. riMM. TllgMM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «bormemei»t-prei- vierteljährlick «'/, Ml. drei. Bringerlohn 5 Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Brlegeremplar 10 Pf. Gebühren für Eztrabeil aaea (in Tageblatt-Format gesalzt» ohne Postbesörderung 60 Mk. «tt Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. ms. PreiSver vae Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherin Tarif Neclamrn unter dem Redaction-strich die 4gcspalt. ZeilebOPs,vor denFamtliennachrichten die Sgespaltene geile 40 P». Inserate sind stet» an die Gtzpcdttian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prusuuiuarnnöu oder durch Post- nachuahme. 205. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. An unserer höheren Schule für Mädchen ist rum 1. Oktober d. I. die 6. Obcrlehrerstelle mit einem Gevalt ron rsltOld und künftigen AlterSzulagcn zu besetzen. Erforderlich.ist: Befähigung zum Unterrichte in französischer »nd englischer Sprache r» den oberen, in Deutsch oder «Ycschichtc und Geographie in den mittlere» Elasten. Unbedingt nachzuwcisen ist Erfahrung und guter Erfolg im Märchenunterricht, svwie ante Aussprache und geläufiger Gebrauch der fremdest Sprachen. Bewerbungen mit Zeugnißabschriftcn sind bi» zum 15. August d. 2. an unS einzusenden. Leipzig, 17. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. II. 771. vr. Tröndlin. Wilisch.Ass. Bekanntmachung. Nachdem der hiesige BczirkSthicrarzt die Maul- und Klauenseuche in den Stallungen der Gutsbesitzerin Ulrich in Leipzig Gohlis für erloschen erklärt bat, werden die in dieser Beziehung von unö durch Bekanntmachung vom 21. vorigen MonalS angcordnelen Maßregeln wieder aufgehoben. Leipzig, den 18. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Dietrich. Donnerstag den 24. Juli 1890. 84. Jahrgang. VIII. 2116. vr. Tröndlin. Gesucht werden der am 22. Mai 1852 zu Hannover geborene Handelsmann Arthur Ulrich Linsing und dessen Ehefrau Marie geborene Ziegler, welche zur Fürsorge für ihre in Waisenpflege befindlichen Kinder anzuhaltcn sind. Im Falle des Betrefsens bitten wir um Anherweisung der Genannten und um Nachricht hierüber. Leipzig, den 19. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) X. k. IV», 887/3146. Hcntschel. Nch. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahre» zu haltenden Revision Vrr Universitäts-Bibliothek werden die Herren Studircuden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, ausgefordcrt, diese am 28., 2«. und 81. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliefern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, das» die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben 4—K onfangen, eil 28. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 4—11 beginnen, am 30. Juli, und die klebrigen am 31. Juli (früh zwischen 10 und 1 Uhr) abliefer». Alle übrigen Entleiher werden aufgefordcrt, die an sie ver> lichenen Bücher am 4., '». und «l. August »während der gewöhnlichen Oeffnungsstunden) znnickzugeben. Während der Nevisiouszeit »28. Juli bis 13. August inci.» können Bücher nicht aut-gcliche» werden. Ebenso muß während derselben Los Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, den 23. Juli 18!X). Tie Tircction der Universitäts-Bibliothek. vr. Krchl. Bermikt wird seit dem 10. d. Mts. der nachstehend näher bczeichnete Vruitncnbaucr Friedrich Herma»» Staub von hier. Derselbe ist am genannten Tage angeblich »ach Eilenburg gefahren und seit dein verschwunden. Ltaub war mit nicht »»bedeutende» Geld Mitteln versehen und ist eS daher nicht ausgeschlossen, das, ihm ein Unglück zugestoßcn, bez. ein Verbreche» an ihm verübt worden ist. Signalement: Alter: 38 Jahre; Statur: lang; Haare und Augen: braun; Bart: brauner Schnurrbart; Gesicht: oval; Gesichts sarbe: gesund, ziemlich gebräunt; Kleidung: dunklen Rock, dunkle Hose, schwarzen Filzhut; besondere Kennzeichen: fehlen. Licbcrlwolkwttz, am 22. Juli 18W. Tcr tzlcmcindcvorstand D t» ck. Die hiesige AmtSspritze nebst den dazu gehörigen Schläuchen <38 m» soll baldigst verkauft werden. Kauftgebote werdcn von hiesiger Cassenverwaltung entgegen genommen. , Pegau, den 15. Juli 1990. Königliches Amtsgericht. Schuberth. Die Lage in Spanien. Die Anzeichen dafür, daß Spanien durch die Berufung tes Ministeriums EanovaS vor eine schwere Krisis gestellt worden ist, mehren sich. Sagasta ist vielfach der Gegenstand scn Huldigungen gewesen, und als er neulich Madrid verließ, ertönten auf dem Bahnhofe die Ruse einer zahlreichen Menge Hoch Sagasta! Hoch der Liberalismus! Nieder mit EanovaS Aieder mit der Rcactivn! In der Provinz Catalonien ist ecr politische Gegensatz gegen das neue Ministerium am schärfsten ausgeprägt. Dort haben die republikanischen Blätter „Eatalona" und .Justitia" die Königin Rcgenlin persönlich angegriffen und beleidigt, so daß gegen die Rcdac- tcurc Anklage erhoben werden mußte, lieber daS Befinden des jungen König? sind beunrubigende Gerüchte verbreitet, und obwohl diese Gerüchte als durchaus unwahr bezeichnet werden, so ist doch dadurch noch nicht die Ucbcrwugung her rorgerusrn worden, daß sie völlig grundlos seien. Die Königin Reacntin bat sich wie alljährlich nm diese Zeit nach San Sebastian begeben, »m sich dort von den schädliche» Einflüssen deS Madrider Klimas zu erhole» Natürlich ist auch für daS KönigS- kind der Aufenthalt heilsam und wird dazu beitragen, seine durch die Krankheit des letzten Winter- schwer er schlitterte Gesundheit zu befestigen, aber eS ist sebr wahr fcheinlick und der Sachlage entsprechend, daß AlsonS XIII dieser Stärkung dringend bedarf unk daß er keine-wea- von Gesundheit strotzt. Der Hinweis aus die schwächliche Körpcr- bcschafscnhcit des Königs gerade in der gegenwärtigen Krisis ist freilich für die Königi'n-Regentin und daS Ministerium Eanova° sebr nnbegiien», und daraus erklärt sich daS energische Temeuti tcr Nachricht, welche den Zustand des Königs als Bcsorgniß erregend darstellt. Die Brsorgniß wird nicht eher aufhören, als bi» da» KönigSkind ganz unzweifelhafte Beweise von Lebenskraft und jugendlicher Frische geben wird, wovon bis jetzt noch nicht» verlautete. Der vierjährige Knabe er- cheint einer zarten Treibhauspflanze vergleichbar, auf welche >er Gärtner seine ganze Sorgfalt verwenden muß, um sie am ?eben zu erhalten. ES fragt sich sehr, ob nach dem Tode AlfonS' XIII. EanovaS drl Eastillo sich als eine zuverlässigere Stütze der Monarchie erweisen würde als Sagasta, welcher von der öffentlichen Meinung getragen wird und mit dem ögar die Republikaner sich verständigen. In Spanien macht sich gegenwärtig eine mächtige socia- listische Strömung geltend, die in Barcelona ihren Hauptsitz hat und diese Stadt zum Mittclpuncl der Opposition gegen das Ministerium EanovaS erwählt hat. In Barcelona und Umgegend finden seit längerer Zeit feindliche Zusammenstöße ron Arbeitern, SicherheitSmannschasten und Militair statt. DaS ist an sich ein Uebrlstand, wirkt aber durch das Bei beunruhigend auf die ganze Monarchie und befestigt die nung, day die Republikaner bei dem geringsten Fcbler, welchen die Negierung macht, das Heft in die Hände bekommen können. Unter diesen Umständen ist eS noch als ein Glück zu betrachten, daß eine so bewährte Kraft wie Sagasta das Haupt der Opposition ist, der bei aller Bitterkeit gegen die ihm feindlichen Personen und Parteien doch mit unwandel barer Treue an der Königin-Regentin und an der durch sie repräsentirtcn monarchischen Staatsform hängt und danach seine Gegnerschaft in den CorteS einrichten wird. Wir glauben nicht, daß Sagasta zu den Persönlichkeiten gehört, die sich durch jede Kundgebung der wandelbaren Volk« gnnst beeinflussen und zur Aeuderung ihrer Gesinnung und ihrer Grundsätze treiben lasten. Wenn wir Sagasta recht verstehen, so wird er den Zeitpunkt ruhig ab warten, in welchem EanovaS die Unmöglichkeit er kannt haben wird, seinen Absichten Geltung zu der schaffen, um dann ohne Groll und mit frischer Kraft an die Bewältigung seiner Aufgabe'zurückzukehren, der zu dienen er in einem für die Monarchie kritischen Augenblick gehindert wurde. EanovaS hat beute nicht mehr die Bedeutung, die er bei Lebzeiten AlfonS' Xll. batte; dir Zeiten haben sich ge< ändert und der liberale Gedanke ist der herrschende in Spanien geworden. Daß sich auS der Vergangenheit schwere Miß brauche erhalten haben, daß in Justiz und Verwaltung vieles faul und reformbedürftig ist, wird Sagasta nicht minder be wußt sein, wie seinen Feinden, welche diese Zustände als Waffen gebraucht haben, um einen verhaßten Gegner zu be seitigen. Aber Sagasta hat bei verschiedenen Anlässen den Willen und auch die Kraft gezeigt, diese alten Schäden zir beseitigen und Verständnis; für die Notbwcndigkcit durch greifender Reformen zu verbreiten. DaS Hauptubcl, woran Spanien leidet, ist die Anmaßung der Generalität, in der Politik ein entscheidendes Wort mitzureden, und gerade diese» Hauptübel hat Sagasta noch in der letzten Zeit seiner Amts sührung mit Entschiedenheit und Erfolg bekämpft. In Spanien hat der monarchiscbe Grundsatz, daß die Armee die Hauptstütze de» Thrones sei, stets eine falsche Auslegung gefunden; die Armee wollte nicht die treue und zuverlässige Dienerin dcS Thrones sein, sondern sie maßt sich die Ent schcidung darüber an, was zu geschehen habe, um ibre gute Laune zu erhalten. Eine Armee, welche es als ihre vor nehmste Aufgabe betrachtet, Könige ein- und abzusctzcn, ist keine Armee, sondern eine Plage für daS Land, in welchem sie besteht. AlsonS Xll. hat sein ganzes Streben darauf ge richtet, dieser verderblichen Auffassung von der Bestimmung der Armee ein Ende zu machen, eS ist ihm aber nur l gelungen. AIS er star^, war er gcnötbigt, gerade die Personen zu Schützern und Bcrathern seiner Gemahlin zu bestellen, welche ikm selbst da« Leben oft schwer genug gemacht haben, wie EanovaS und Martine; CampoS. Beide nebmen für sich das Verdienst mit Recht in Anspruch, die Monarchie im Jahre 1874 in Spanien wieder bergestellt zu haben, aber eS feblt diesem Verdienst der selbstlose Patriotismus, welcher sich lediglich in den Dienst der öffentlichen Wohlfahrt stellt. Daß eS Beiden nur um die Herrschaft zu thun ist, daS haben sic iu drr letzten schweren Krisis, welche Spanien durchgemacht und noch nicht überwunden hat, klar und deutlich gezeigt. Beide warfen sich zu Bcrtkeidigern der meuterischen Generale aus, welche dem Parlament und der Regierung ibrcn Willen aufdringcn wollten. Sagasta trat diesen Bestrebungen ruhig und fest gegenüber und ist damit durchgedrungen, aber gerade dieser Erfolg hat die Königs macker EanovaS und Martine; EampoS zu seinen unver söhnlichen Feinden gemackt, »veil sie einsahen, daß eS mit ihrer Macht vorüber sei, wenn die liberalen Grundsätze und die wesentlichen Merkmale des VerfaffungSstaatS dem spanisckcn Volke z»m Bewußtsein gebracht würden. Die Königin Negentin befindet sich gegenwärtig unter dem Einfluß der jcnigen Leute, welche in der Monarchie nicht eine dienende, sondern berrschendc Stellung einnchmen »vollen. Wenn diese die Oberhand behalten, dann ist die Monarckie in Spanien ihrer bisherigen mühsam erkämpften Grundlage beraubt; müssen sie der Wucht der öffentlichen Meinung Weichen, dann ,st die Monarchie gerettet. * Leipzig, 24. Jnli. * Der Kaiser schrieb an die Direction der Ausstellung in Bremen, er sei erfreut, daß durch die Ausstellung daö Interesse für die an derselben betheiligte Kriegsmarine gefördert »vcrde; zu einem Besuch der Ausstellung werde er >cdoch voraussichtlich keine Zeit finden. * Der Colonialrath, welcher der Colonial- Abtbeilung des Auswärtigen Amts als bcrathende Körpersckast beigegeben werden soll, beschäftigt schon seit einiger Zeit cingebend die amtlichen Kreise. ES ist selbst verständlich, daß man sich an die in England und Frankreich bestehenden Vorbilder anlehnt, ohne sic jedock nackzuabmcn. Doch bildet sich hier eine besondere Schwierigkeit, da wir in Deutschland nicht eine hinreichende Anzahl von Leuten haben, welche in den Dropengebieten schon dauernde und praktisck wirthschastlicke Erfabrungen gemackt haben. Unsere ganze Eolonialpolitik ist erst fünf Iabrc alt und in den ersten Jahren batte man ganz andere Aufgaben zu erfüllen, als sie jetzt vorliegen. Dieselbe Erscheinung und derselbe Mangel mackt sich auch bei Besetzung der Berliner und überseeischen Beamkenstellen auf dem fragliche» Gebiete geltend. Der Eolonialratb ist etwa» so Neue» für nnS und die Lösung der Pcrsonalsrage ist eine so sckwierige, daß diese Körperschaft sicher eine längere Zeit gebrauchen wird, ehe sie den richtigen Leg für ihre Berathungen gefunden haben wird. Drr Colo- ialrath wird, wenn er seine Aufgabe richtig erfaßt, auch AK nial.-.„ , , . - - ohne ein volle- Programm mit der Zeit sich selbst die Wege Ur eine gedeihliche Dhäligkcit bahnen. * Wie aemeldel, wird seitens der deutschen Hafenpclizei- bebörden mit Rücksickt auf die in Spanien herrschende El> olera den Schiffen spanischer Herkunft beim Einlaus in diesseitige Bestimmungsorte eine erhöhte Aufmerksamkeit zu- gewcntrt, entsprechend den seiner Zeit im Jahre »886 ge troffenen seuchcpolizeilicheii Vorschriften. Indem die Behörde so vorgeht, handelt sie im wohlverstandenen Interesse deS Gemeinwohles, aus Gründen, welcke auf der Hand liegen, ohne daß eS nöthig wäre, denselben einen alarmirendercn In halt zu geben, als nach Ausweis der Thatsachen erforderlich scheint. DaS geschieht aber, wenn man auS der Vcrsckärsung der sccpolizeilichen Eontrole spanischer Provenienzen folgert, daß man diesseits an amtlicher Stelle die in Spanien auf- getretenen Epidemien nickt für so harmlos ansehe, als in anderen, selbst medieinischen Fachkreise». Unsere sanitären Oberbchörden wissen zu gut, wie ungünstig die Erregung unnötbiger oder vorzeitiger Besorgnisse das Publicum prä diSponircn kann und so nur zu lcickt daS gerade Gcgentbcil von Dem bewirkt wird, was bewirkt werden soll. Die Be hörde bat deshalb auch sicker keinen Anlaß gegeben, ihre ebenso vernünftigen als zeitgemäßen Eontrolmaßregeln einer irgendwie beunruhigenden Deutung zu unterstellen. Wäre der öffentliche Gesundheitszustand Spaniens ein ernstere Besorg nisse rechtfertigender, so würden eS unsere Behörden bei einer bloßen Eontrole der deutschen Häsen anlaufenden Schisse spanischer Provenienz nicht bewenden lasten, sondern durch greifendere Schutzmatzreaeln zur Anwendung bringen. WaS letzt geschieht, ist daS Minimum, was überhaupt geschehen kann, ohne die öffentliche Meinung direct zu alarnnren und erscheint für den beabsichtigten Zweck auch vollkommen hin reichend. * DaS Reichs-Postamt richtet nachstehendes, auf den .Verband Deutscher Postassistentcn " bezügliche« Rundschreiben an die Ober-Posidirectionen: „Lw. Hockwoblgeboren haben in dem Berichte vom 16. Juni dem Reichs-Postamt zur Erwägung gegeben, ob cS sich nicht em pfehlen möchte, die Post- und Telegraphenbcamten in deren eigenem Interesse aus das Bedenkliche der Bestrebungen de« vor Kurzem zusaminengettetenen BerbaudeS Drulscher Postassistenten hin- »»weisen, indem Sie daran erinnern, daß an Ihrem Amis- sitzt in früheren Jahren wiederholt ähnliche Beaintenunter. nehmen unter erheblicher Bermbgensschndiguna der Beide!. Ilgien zu Grunde gegangen sind. Das Gewicht diese» Hin- wei»cS, welche- durch die auch an anderen Orten gemachten Erfahrungen über den finanziell ungünstigen Ausgang derartiger Bereinigungen noch verstärkt erscheint, wird diesseits nicht verkannt; auch ist Ihrer Bemerkung, daß die neue Verbindung außer Stande sein werde, die theti» unbestimmten, lheils unerfüllbaren Ziele zu erreichen, welche den Beitretenden in Anssicht gestellt werde», »nd daß dieselbe demnach Unzufriedenheit und Elassciimißgunst bet den Enttäuschten Hervorrufen und fördern werde, die Begründung nicht abzusprechen. Wenn das Rcichsvostamt trotzdem von einer Warnung Abstand nimmt, so geschieht dies in dem Bertrauen darauf, daß drr oft erprobte gesunde Sinn der Beamten selbst erkennen wird, daß Be strebungen, wie sie der Verband verfolgen will, für die Belhcitigtcn leicht zu Enttäuschungen, zu pecuniäreu Schädigungen und sonstigen Nach theilen führen können. Es darf angenommen werden, daß die in Betracht kommenden Beamten in ihrer großen Mehrzahl und im Bewußtsein ihrer Beamtenstellung und Beamtenpslicht mcht gesonnen sind, jenen Bestrebungen sich anzuschließen, und da» sie sich in dem Vertraue» aus die Fürsorge, welche ihren Interessen durch die ge ordneten Organe der Verwaltung gewidmet wird, nicht erschüttern lassen werden, zumal die Lage der belheiiigte» Beamte», Tank der jetzt cintretenden Besoldung^erhöhungcn, eine erhebliche Besserung erfährt." * Vom Rothen Kreuz wird aus Berlin gemeldet: Das internationale Coinitö des Rothen Kreuzes zu Genf bat im Jahre 1888 auS Anlaß des sii»sund»wanzigiährigcn Jubiläums dieser segensreiche» Einrichtung eine Coiicurrenz über die Frage eröffnet, in welcher Weite der ost beklagte Mißbrauch des Zeichens und Namens des Rothen Kreuzes am besten z» unterdrücke» ist. Für die beste der bis zum 1. October 188!» einzureichendcn Abhandlungen war ein Preis von 500 Francs und für die zweit beste Lösung ein solcher von 300 FccS. ausgesetzt. Tic Central comitSS von Berlin, Rom, Paris »nd Pest waren ersucht, je ei» Mitglied der mit der Entscheidung beaustraglen Jury zu bezeichne», für welche das internationale Eomitü selbst den Prosrssor des Strafrechts an der Universität Gens I)r. Alfred Gautier als fünftes Mitglied erwählt hatte. Außer diesem haben hiernach als Preisrichter fungtrt der Präsident des Senats Eomni. Tabarrini zu Rom, der Ncicksbank-Präsident Or. zur. Koch zu Berlin, der Vr. iur. Riant »u Paris und der Mmisterialratb Jos. V. Rtbär» zu Pest. Bon den 7 kingegangcnen Eoncurrcnzschnsten hat die Jury einstimmig die Arbeiten zweier Italiener <m sranzöslsetier Sprache) prämiirt, »nd zwar hat den ersten Preis erhalten die Abhandlung Nr. 6, als deren Verfasser sich ergab Vr. I. E. Buzzali aus Venedig, Pro- sessor des internationalen Rechts an der Universität Padua, den zweiten die Abhandlung Nr. 5 des Professors des Strafrechts an derselben Universität Advoeat T. Eostori. Dieselben werdcn mit Zustimmung der Verfasser veröffentlicht werde». Von den übrigen Arbeiten waren 3 ebenfalls in französischer Sprache, 2 in deutscher Sprache abgesaßt. * Die diesjährige Generalversammlung dcS Deutschen Apothekervereins findet vom 25. bis 28. August d. I in Rostock statt * Die Innungen entwickeln augenblicklich eine große Rührigkeit; zahlreiche BcrbandStage werden in den nächsten Tagen abgehalten werden. Tcr Vtl. deutsche Dischlcr- tag wird am 28. und 29. Juli in Magdeburg, der V. deutsche Korbmachcrtag am 4. und 5. August in Altona, der IX. deutsch« Schmicdctag am 18. und 19. August in Stettin ab gehalten werden. Auf allen drei Berbandütagen wird man sich mit der Gesellenbewcgung beschäftigen. * Der französische Admiral Plancke war in Kiel vom 17. bis 19. dS. anwesend. Nack dem „Kieler Tageblatt" hatte er sich bei dem Stationschef Knorr gemeldet und die Marincanlagen von Friedrichsort besichtigt. Dann hat er sich von dort nach Kopenhagen und Gothenborg be geben. (Wir geben diese Meldung, weil das „Kieler Tagr- blat" in der Regel über solche Dinge gut unterricktet ist; der Widerspruch derselben zu der niitgetbeilten Dcpcscke dc- „Wolff'schcn BureauS" wird wohl, so oder so, schnell auf geklärt werden.) * Der württembrrgische „StaatSanreigcr* bezeichnet die Nachrickt demokratischer Blätter, der Hauptmann z. D. Miller babe neulich eine Audienz bei dem König in FriedrichS- bafen «fthabt, als unwahr. Es ist bemerkenSwertb, daß auch der „Beobachter" in einem aus juristischer Feder stam menden Artikel die Miller'sche Broschüre sowohl hinsichtlich deS persönlichen Schicksal» ihre» Verfasser», als hinsichtlich der angeblich antiwürttrmbergischen Strömungen im XIll. ArmcecorpS so ziemlick fallen läßt. Zugleich verwahrt sich das demokratische Organ dagegen, daß man aus der publi- cistischen Beleuchtung der von Miller dargestellten Verhält nisse innerhalb de» OfsicicrcorpS gegen die LolkSpartri und ihre Presse den Vorwurf einer Schilderhcbung deS Parti- culariSmuS herleite. Inzwischen ist auch, wie telegraphisch zemelket, das kriegsgerichtliche Urthcil gegen Hauptmanu Miller Allerhöchst bestätigt worden. « « » * AuS P e st Wird amtlich mitgetheilt, daß die lctztbin dem Wiener Arsenale bebusS Begutachtung ringesanoten 20 Ge wehre auS der ungarischen Waffenfabrik in so hohem Maße mangelhaft befunden wurden, daß die Schicßvcrsuche damit aus Rücksichten aus die Sicherheit eingestellt werden mußten. * Die czechischen Blätter erörtern in den heftigsten Ausdrücken die bevorstehende deutsch-böhmische BertranenS- männcr-Bcrsammlung und erklären einen etwaigen Besckluß der Deutschen, die Lande» - Ausstellung nicht beschicken zu wollen, für unehrenhafte Hinterlist. Die Verdrehung der Thatsachen durch die czechischen Blätter hat in deutschen Kreisen Entrüstung bervorgerusen. * Der bulgarische Ministerpräsident Stambulow hat einen Mitarbeiter dcS Pariser „XIX. Siöcle" empfangen. Nach einem Bericht au» Paris äußerte er sich zu demsctbcn sehr zuvcrsicktlick über die Anfrechtcrhallung der Ruhe in Bulgarien. Dieselbe, so drückte er sich aus, sei „ihm ein Leichtes, und jeden Unruhestifter werde Paniya'S LooS treffen. Durch ihre Zugeständnisse in der makedonischen BischofSfragc habe die Pforte die Erregung der Bulgaren besänftigt, und man werde deshalb die Frage der Unabhängigkeit Bulgariens vorerst nickt auswcrfen, namentlich deshalb nickt, weil man die Fricdeiiöabsichten Englands und deS DreirundeS nicht kreuzen wolle." * Die in Athen erscheinende „EphimrriS" veröffentlicht einen Brief deS Erbprinzen von Sachsen-Meiningen, welchen dieser von Wiesbaden auS an einen ihm nahestehen den griechischen Gelehrten geschrieben hat und worin er anS- fübrltch den Charakter seine« gegenwärtigen Leidens und der von ihm befolgten Heilmethode darlegt. In ziemlich launigen Worten schildert der Erbprinz, daß die Aerzte in Berlin seine Verletzung als eine äußerst gefährliche angesehen hätten, so daß er unter der Leitung dieser zu einer mindesten« drei monatlichen Muße verurtheilt worden wäre. Der Gedanke aber, eine so lange Unthäligkeit ertragen zu müsse», habe ilm derart erschreckt, daß er nach Wiesbaden geeilt sei, um sich dem Massage-Heilverfahren deS vr. Metzger zu unterziehen. Diese Methode sei dem Erbprinzen auch sehr vortheilhaft ge wesen; denn schon nach zweitägiger Behandlung hätten die Schmerzen fast gänzlich aufgehört »nd sHon bald darauf habe er spazieren gehen und Treppen sieigen können. Zum Schluß spricht der prinzliche Berfaffer die Hoffnung auS, schon Ende Juli seinen Dienst in gewohnter Weise wieder ausncbmcn zu können. — Die „EphimeriS" fügt hinzu, daß diese erfreu lichen Nachrichten über daS Befinden dcS Erbprinzen in allen literarischen und schöngeistigen Kreisen Athen« mit auf richtiger Freude begrüßt worden seien. Auch bezüglich dcS Briefes selbst meint da« Blatt, daß dieser in eine», so corrcctcn Griechisch versaßt sei, wie eS die besten gricckischc» Stilistiker nicht vorzüglicher schreiben könnten, und gerade das Beispiel dcö Erbprinzen von Meiningen beweise, daß die Erlernung der dellenischen Sprache keineswegs so große Sckwicrigkeilcn biete, wie man es neuerdings seitens der „Schulresormer" aller Länder behaupte. * In französischen Blättern wird, wie bereit» bervor- gebvben wurde, die Angelegenheit der Betheiligung fran zösischer Aerzte an dem in Berlin bevorstebcndcn internationalen medieinischen Eongrcssc erörtert. Der Pariser Eorrcspondent der „National-Zcitung" sckrcibl hierüber: „Ick habe eS bis jetzt vermieden, mich über die Bemühungen der hiesigen Chauvinisten, die französischen Gelehrten von dem Besuche des demnächst tu Berlin staitfindeiiden internationalen medicuiischcn Congresses adzuhalte», auszulassen, da ich die Hoff nung hegte, dieselben würden erfolglos sein, »nd da ich der Ansicht bin, das» es nm besten ist, davon kein Aufheben zu machen. Herr Professor Virchow bat den hiesigen Hetzern die Ehre erzeigt, bezug- lich der ihm zur Last gelegten Aeußerung vom Jahre I87l eine Erklärung abzugeben, was dieselben aber nicht verhindert, ihre Hetzereien fortzusetze». Damit müßte aber doch von deulscher Seite die Debatte geschloffen sein. Die französischen Gelehrten. welche nach Berlin kommen wollen, werden genau in derselben zuvor kommenden Weise ausgenommen werden wie die Gelehrten aller anderen Nationen: diejenigen Aerzte, welchen ihr Deutschenhaß nicht gestattet, den deutschen Boden zu betteten, mögen zu Hause bleiben. Vm>4 ttiut." Inzwischen hat Herr Löon Le Fort, Professor der Ebi rurgic an der Pariser medieinischen Facultät und einer tcr vier Delcgirten, welche die französische Regierung ans den internationalen medieinischen Eongrcß nach Berlin zu schicken beschlossen hat, an den „Matin" ein Schreiben anläßlich dcö Streites gerichtet, der sich zwischen den Herren Virchow »nd Huchard üoer den Besuch französischer Aerzte in der deutschen Ncichöhauptstadt cntsponnen bat. Er schreibt: „Vor einigen Wochen beehrte Helmholtz mit seiner Gegen wart die UniversiiLIs-Feste in Montpellier, und kein Deutscher dachte daran, darum seinen Patriotismus zu verdächtigen, wie die französischen Professoren und Studenten ihrerseits sich nicht gegen ihren Palriotioinlis zu vergehen meinten, indem sie dein berühmten deutschen Gelehrten eine verdiente Huldigung darbrachte». So glaubte auch ich für mein Theil nicht unvatriotisch zu Handel», indem ich die (unentgeltliche) Mission annehme, durch welche die Re- gierung mich mit drei meiner Collcgen auszeichnet .... Ein Jeder ist patriotisch auf seine Art: ich bin cs, indem ich nach Maß- gäbe meiner Kenntnisse, Fähigkeiten und Kräfte überall milwirke, wo man dem Vaterlande dient und es ehrt. Wir gehen aus den inter nationalen Berliner Congreß, wie wir »ach Paris, Wien. Brüssel, London, Kopenhagen, Washington gingen, um da nach bestem Ver- mögen den Antheil Frankreichs an der wiffenschafilicheii Bewegung »n vertreten. Als Professor an der Facultät gehe ich auch »ach Berlin, um zu erfahren, welche Fortschritte wahrend der letzten Jahre in der Wundarzncikunde der ganzen Welt erzielt wurden, unsere Zöglinge davon in Kenntniß zu setzen und so zur Entwickelung der französischen Wissenschaft beizutragen. Wie auch der Emvsang sein möge, welcher der Franzosen in Berlin harrt, so wird uns doch Alle» an 1870 erinnern, Alles wird uns peinlich und oft schmerzlich sein. Biel angenehmer wäre e» uns daher, uns zu ent- Hallen und die Ausgabe einer Reist und eines AusenthalS in Deutschland zu ersparen. Aber ist es patriontisch, ist es den Inter- essen Frankreichs gemäß, in der Unwissenheit der verwirklichte»
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