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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-27
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1890
- Autor
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Erscheint tLgNch früh S'/, Uhr. Urdaction und Lr»rdttiou IohanneSgasse 8. APrtchKuil-kn der Kedarlion. vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. ft» u, «tu«»»»» N»gk1-«dirr «.»»krwt« ««HI «H Ä» Ä«»E>c» »ich« »»ktmtltH. «m»«H«e »er f»r die nLchftf«l,e»P« Nummer »«stimmte« Anseratr an vochenta«»« »t« L Utzr Nachmttt«»«, anLan«- n«» Festtagen srüh »i«'/,» Uhr. 3n den Filialen für 3»s.-^nnahmr: cito Klemm « Sorti«. (Alfred Hatz«), Universilättswaße 1, Louis Lösche» Kathariurustr. 14 part. und KSirigSplatz 7, nur bi« ' ,S Uhr. rMM TagMM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. MomiementSpreiS vierteljährlich 4' » Mk incl. Bringerlodn 5 Mk., durch die Po bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer N Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage« <t>i Tageblalt-Format gesalzt! ohne Postdeiörderung 60 Mk. Mit Postbefürderung 70 Mk. > Inserate 6 gespaltene Petitzeilr 20 Größere Schritten laut uns. Prritverzeichai Tabellarischer u. Iissernsatz nach höhermLaril Urclamrn unter dem Redaction-strich dl« «aas-alt. IeilebOPs., vor den Familien na chrrchtea die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inierate sind stets an die i-rvcdttt«« z« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumemnäo oder durch Post« Nachnahme. aril^ 208. Sonntag den 27. Juli 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die Dermiethung von Derkaufsstaaden t« der städtischen Markthalle betr. Die zur Zeit noch im Bau begriffene städtische Markt halle wird gegen Ende deS lausenden Jahres eröffnet und dauernd dem täglichen Marktbetriebc übergeben werten. Vom Zcitpuncte der Eröffnung ab fallen die bisherigen offenen Markte» welche auf den freien Plätzen und Straßen deS Stadtbezirks abgehalle» werben, weg und eS dürfen ans städtischem Grund und Boden unter freiem Himmel keinerlei Stände mit WochenmarktSwaarcn mehr besetzt werden. Der gesummte LVvchennrarktSverkehr wird vielmehr in die städtische Markthalle verwiesen. Ebenso werden vom gleichen Zeitpunkte ab die städtischen Kleischhallen geschlossen werten, da für den Verkauf von Fleisch für Stadt- wie für Landflciscker eine größere Anzahl von FleischvcrkausSständen in der Markthalle vorgesehen ist und abgegeben werden kann. ES ist nun, um die innere bauliche Anordnung der Halle mit den Bedürfnissen des Verkehrs und den Wünschen der Verkäufer in Einklang zu bringen, ein Plan über die Vcr» theilurrg der Verkaufsstände und Waarengattungen auf dieselben angefertigt und beschlossen worden, vorbehälklich ein zelner sich etwa noch ergebender Abänderungen, in Gemäßheit dieses Planes die Vermiethung der Verkaufsstände schon jetzt rorzubereiten. Die Bedingungen, unter welchen die Vermiethung erfolgt, und deren Abänderung und Ergänzung jederzeit Vorbehalten bleibt, können ebenso wie der vorerwähnte Plan in den Stunden von k« II Vormittags und von ri—S Uhr RaehmittagS tei unserem Markthalleninspector, Herrn Schulze. NathhauS, I. Obergeschoß», Zim mer Nr. Rbl eingcseheu werden. Tie Micthpreise der Stände sind von dem Rathe in folgender Höhe für den Tag und den Quadratmeter, vor- behältlich der Zustimmung der Herren Stadtverordneten, be schlossen worden: beimonatl. bei tägl. Zahlung 1) Fleisch, Wild und Geflügel . . . 2) Süßwasserfische (der Wasserver brauch ungerechnet) Seefische und .strebse . . . . ' 3) Obst nnd Grünwaaren, Südfrüchte und Delikatessen, geräucherte Fisch- waarcn (Aale, Pöklinge, Flundern u. s. w.) 20 -f 4) Butter, Eier, Käse, Heringe . . b) Backwaaren, Mehl, trockene Gemüse Kl Blumen, HauSscifen 7) Kartoffeln 40 ^ 50 ^ 30 85 ^ 20 30 20 ^ 30 ^ 20 -f 30 ^ 20 Z 30 H 15 -s 20 H 10 U 15 -s 20 Procent der 8) Hclzwaarcir, Korbwaarcn, Steingut, Topfwaarcn, Seilerwaarcn und verwandte Artikel 10 9) für Eckplätze ist ein Aufschlag von 20 Procent der vorstehenden Preise zu entrichten. 10) für den Großhandel gelten die nämlichen Preise wie für den Kleinhandel, 11) die Zahlung bat stets im Voraus zu erfolgen. Wir fordern hiermit alle Diejenigen, welche die Absicht baden, VerkaufSständc zu micthen, aus, innerhalb der oben- bezcickneten Stunden bei dem ebendort genannten Beamten, RathhauS, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 18, sich zu melden und ihre Wünsche betreffs Uebcrlassung bestimmter Stände Lnzubringcn. Die Anmeldungen haben spätestens bis zum 28. August dieses JabreS zu erfolgen; nur Diejenigen, »reiche innerhalb dieser Frist sich melden, dürfen auf thunlichste Berücksichtigung ihrer Wünsche in Bezug auf die Wahl de- Standes und dessen Einrichtung (soweit besondere Einrichtungen nöthig erscheinen sollten) rechnen, spätere Bewerber gewärtigen Zurückweisung ober wenigstens Hintansetzung. Die Ordnung der Plä Reihenfolge der Anmeldung. Leipzig, den 19. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi.Schulze Die Ordnung der Plätze erfolgt thunlichst nach der Ausschreibung. Die Maurer-, Zimmer- und Steinbauerarbeiten zu einem stlügelanbaue an der Schule Leipzig-Lhvnberg sollen in öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. Bedingungen und Zeichnungen liegen auf unserem Bau amte, Hochbauverwaltung, RathhauS 2. Obergeschoß, Zimmer Rr. 5 zur Einsichtnahme aus, auch werden daselbst Kosten- anschlagSformularc gegen Erlegung von l .4 für Maurer, arbeiten und 60 für Zimmer- und Steinhaucrarbeiten ausgegeben. Versiegelte und mit der Aufschrift: „Muurer- ,c. Arbeite« zu Alügelanbaute» der Schule ia Leipztg-Tbonberg" versehene Angebote sind bi- zum I. August cr. Nachmittag- 5 Uhr an oben genannter Stelle abzugeden. Hede Entschließung Uber Vergebung der Arbeiten behalten wir uns vor. Leipzig, den 21. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. id. 4199.vr. Tröndlin. Rüling. Anmeldungen zum Anschluß au die Stadt ^ernsprecheinrichtung. Diejenigen Personen, welche noch in diesem EtatSjahre (bi« 31. März >891) Anschluß an die Stadt-Ferrrsprecheinrichtung für Leipzig und Bororte zu erhalten wünschen, werden ersucht, ihre kl „Meldungen recht bald, spätestens aber »is zum I. August, cm dir Kaiserliche Ober-Posldircciio» hier einzuiendcn. Spätere Anmrl-unge« känue« erst nachdem 1.April 18VL berücksichtig» »erden. Buer Erneuerung der hier bereit« vargemerkten Anmeldungen bedarf e« nicht. Leipzig, den 4. Juli 1890. Der Kaiserliche cder'V«stdirrct<r. Walter. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Vit. 2 59308 63038 95241 9834«, Vit. X 801 5003 21979 25091 26781 28561 28681 38677 45600 46578 48954 49244 50478 70961 73340 76987 77522 77527 78230 81755 83752 88073 9I48I 92695 93058 94306 95995 98177 99648 99660, Vit. v 874 1825 4612 werden hierdurch auf- resordert, sich damit unverzüglich und längsten» bis zum nblauf von 30 Tagen nach der auf jedem der Scheine be merkten Bcrfallzcit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, nm ihr Recht daran zu beweisen ober dieselben gegen Be lohnung zurllckzugcbcn, widrigenfalls der Leihhaus Ordnung 'einäß den Anzeigern die Pfänder auSgcliefert und die In- aber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 26. Juli 1890. Die Verwaltung deS Leihbause- und der Sparcaffe. Lekittlntmlichung. Die Herstellung der 2. südlichen Vorfluthschlcuße von der Brandvorwerk- bis zur Plagwitzcr Straße soll an einen oder mehrere Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten icgcn in unserer Tiefbau Verwaltung, RathhauS 2. Stock werk, Zimmer dir. 14 aus und können daselbst cingeschcn oder, was die Bedingungen anlangt, gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1 welche evcnt. in Briefmarken einzuscnden sind, enlnoinmen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Vau der 2 südlichen Vorstuthschlrutze betr." versehen ebendaselbst und zwar bis zuin 8. August d. I. Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulelmcn. Leipzig, den 15. Juli 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Ib 3930. Stra-enbau-Devutatiou. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Arndtstratze zwischen der Baheri- scheu und der LoSniger Straße mit Bruchsteinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst cingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,50 welche eventuell in Briefmarken einzusenken sind, entnommen werdcn. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Arndtstrafle" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 7. August 1890 Nach mittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, den 21. Juli 1890. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 4100. Straßenbau Deputation. Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die Fußwege nnd Tagerinnen auf der östlichen Seite der Lindenthaler Straße zwischen der Halleschen Straße und der Thüringer Eisenbahn, sowie die Schlcußen auf dieser Strecke und die obere Blumenstraße, zwischen der Lindenthaler Straße und der Grenze der HauSgrundstücke obere Blumenstraßr Nr. 23k, 23, 3, sowie die Dorotbeenstraße zwischen der Lindenthaler Straße und der Grenze der HauS- arundstücke 8 und 9 Verwaltung und Eigenthum der Stadlgemeinde über- »n nommen haben. Leipzig, den 19. Juli 1890 Der Rath der Stadt Leipzig. vr.! Id. 3989. vr. Tröndlin. Redlich. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmcnder Reinigung de» Flußbettes soll der Pleißenmühlgraberr in diesem Jahre auf die Zeit vom Sonn abend, den »tt. August d. I. Abend-, b>S Sonntag, den 14. September d. I. früh abgeschlagen werden. Indem wir die- zur öffentlichen Kenntniß bringen, fordern wir die Adjacenten hierdurch aus, innerhalb dieser Zeit etwa sich nöthig erweisende Ausbesserung-- sowie Userbautcn, zu deren Herstellung sie verpflichtet sind, auSführrn zu lassen. Leipzig, ain 26. Juni 1890. Id 3575. Der Rath der Stadt Letvztg. vr. Georg«. Lmdnrr. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Kgl. KrciSbauptmannschaft zu Leipzig haben wir für die UrlaubSrcit deS Standesbeamten der. dessen 1. Stellvertreters bei dem Kgl. StandeSamte Leipzig III. Herrn Otto Jubisfl» zum 2. Stellvertreter deS Standesbeamten bei dem Kcnigl. Standesamt Leipzig III ernannt. Leipzig, den 24. Juli 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 4146. vr. Tröndlin. Größel. Boljlenlitferung. Die hiesigen Schulen bedürfen an Heizmitteln 900 Ctr. Böhmische Braunkohle I. Sorte, 300 Err. OelSnitzer Löaschwürselkvhle l. Sorte, 5000 Stück Preßtorf. LieferungSgencigte Unternehmer wollen ihre Offerten bi« zum S. August ds. IS. versiegelt unter der Ausschrist „Kohlenlieserung" hier «»reichen. Der Preis versteht sich incl. Fracht zur hiesigen Lagerstätte. Möckern, am 26. Juli 1890. Ter ^»ulvorstan»: Schubert, Gem.-Borst. Bekanntmachung. Die Umlegung beziehentlich Ergänzung der Granitplatten der Fußwege der Lauchaer Straße soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, RathhauS 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst ringeschen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 0,75 welche eventuell in Briefmarken einzusendcn sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,,F«ß»eg» tu »er Lancharr Straß« ta Alt>Letp»tg" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 1. August 1890 Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 22. Juli 1890. Id. 4166 DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßeabau-Depntation Bibliothek der Handelskammer. Wegen vorzunehmender Musterung und Reinigung der Bibliothek sind alle au«g»likh»nkn Bücher bis spatesten» ßpnnaden». den 1. Aunnft. an die Bibliothek zurückzuaeben oder behufS Erneuerung de« Ent« lethschetne« vorzuzeigen. Bon, 16. bis 23. August werden kein» Bücher auSgeltehen. Leipzig, de» 18. Juli 1890. Knnstet d«r ßHndel-tennxier. Die Bage in Lnlgarien. Gegenwärtig findet in Eoburg ei» Familienratb statt, an welchem Herzog Ernst von Sachse» Eobnrg Gotha, Prinz Ferdinand und Prinzessin Clcmciitine thcilnchincn. Dieser Famiticnrath kann sich nur aus die Frage beziehen, ob Prinz Ferdinand nach Sofia zurnckkcbrcn otcr abdanlen soll. Gleich zeitig bezeichnet die „Agcnce Valeaniguc" in Sofia die Ge rüchte über Hinrichtung von Officiercn, Unterossiciere» und Soldaten in Sofia, Plewna und anderen Orten als voll ständig unbegründet, und giebt als Termin für die Ri'nklebr des Prinzen Ferdinand nach Sofia etwa de» 1». August an. Um daö Bild zu ergänze», welches die vorlicacndcn Nach richten über die Lage i» Bulgarien geben, sei noch eine Depesche der „TimcS" auS Konstanlinopcl erwähnt, nach welcher der russische Botschafter Nelidow eine die Haltung der türkischen Regierung in der bulgarischen Bischosssrage tadelnde Note überreicht haben soll. Endlich wolle» wir auch nickt verschweige», daß der Pcstcr „Llovd" die Abreise deS russischen Gesandten Hitrowo auS Bukarest als den Vorboten eines von russischer Seite geplanten Zwischenfalls betrachtet. Hier hätten wir also baS Material für einen Alarm- Artikel, wie cS sich eine sensationslüsterne Zeilung nicht besser wünschen könnte. Aber die schlimmsten dieser Nachrichten tragen den Stempel der Erfindung an der Stirn. Weder bat Nelidow die von der „Times" stizzirte Note in Kvn- stantinopel überreicht, noch rann der Abreise Hitrowo'S auS Bukarest der vom Pcstcr „Lloyd" angebcutctc Sinn unter- gelcgt werden. Es bedarf auch in der Tbat solcher Sensa tionsnachrichten nicht, um den Ernst der vage in Bulgarien zu kennzeichnen, die bekannten Tkatsachcn genügen dazu voll auf. Natürlich wird Rußland nicht sonderlich erbaut sein über die srcundschaftlichc Annäherung zwischen Bulgarien und der Türkei, aber die Ernennung dreier bulgarischer Bischösc in Makedonien ist eine innere Angclcgenbcit der Türkei, i» welche sich einzumischcn, Rußland auch nicht de» Schein eines Rechte- besitzt. Rußland ist seit Jahren bemüht, die gesetz liche Grenze in der bulgarischen Frage wenigsten- äußerlich ptinlich iniieziibalterr, cS wird also jetzt, da die Dinge eine entscheidende Wendung zu nchmcn beginnen, »in so weniger von dieser Hebung abweichcn. Rußland hat stclS behauptet, daß Bulgarien an seinen eigener« Fehlern zu Grunde gehen müsse, und wenn daS fick, in irgend einer Weise verwirk licht, dann hätte ja Rußland erneu großen moralischen Triumph erreicht. Es rst durch den Proccß Panitza nicht hinreichend klar gestellt worden, ob Panitza aus eigenem Antriebe gehandelt und die ihm von russischer Seite gemachten Anerbietungen nur als willkommene Gelegenheit zur Ausführung gehegter Pläne benutzt hat, oder ob er als ein Opfer russischer Ranke den mag . - . _ , . . ^ Armee hat man sie anders bcurtbeilt, weil diese viele Bestand thcile in sich schließt, welche Panitza gleichen wie rin Haar dem andern. Fürst Alexander von Bulgarien verzweifelte erst dann an der Möglichkeit, auS Bulgarien ein lebensfähige- Si wesen zu machen, nachdem er die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß auf die Armee kein Verlaß sei. Als rhn die Zöglinge der von ihm selbst gegründeten militairischen Pflanzschule in der Nacht auS dem Bette holten, um ihn über die Grenze zu schaffen, da war eS ihm klar, daß mit einer so treulosen Gesellschaft auf die Tauer nicht auSzukommcu sei. Und da- geschah dem Sieger im Kriege gegen Serbien, ^cr Bulgarien ganzen Welt b« betrachten ist. Jedenfalls ist die Hinrichtung Paniya'S > russischen Absichten förderlich gewesen. Diese Maßregel >g im Lande vielfach Zustimmung gesunden haben, i» der u einem «n der atte. Was hat ewunderten Staat gemacht rinz Ferdinand dem an die Seite zu ß anerkennen, daß er drei Jahre lang unter schwierigen Verhältnissen die Regierung Bulgarien« b< stellen? Man mu schwierigen Verhältnissen die Regierung Bulgarien« rt hat, aber das, was das Volk am sehnlichsten wünschte, re Anerkennung als Fürst von Bulgarien hat er nicht er langt und wird sie niemals erlangen. Als fest stand, daß Rußland ihn als Fürsten von Bulgarien, ablehntr, war eigentlich seine Rolle schon auSgespielt, cr konnte nur von einem völligen Umschwung zu Unaunstcn Rußland« eine Aenderung seiner Lage erwarten. Statt dessen sah er sich vlötzlich einer Militarrverschwörung gegenüber, deren Aus führung nur durch einen Zufall verhindert worden ist. Wir wissen nicht, was an den Gerüchten über eine neue Militarrverschwörung in Bulgarien ist, aber unwahrsch ist eia solcher Vorgang nach den bisherigen Ersah, Die Abwesenheit deS Fürsten hat baS Hcrvorbringen A ^ " unwahrscheinlich „ ^ ^ bisherigen Erfahrungen nicht. Die Abwesenheit deS Fü ' meuterischer Neigungen in der Armee befördert, und wenn Prinz Ferdinand brr seiner Rückkehr der Gegenstand eine« Attentate« wäre, so würden wir un« darüber gar nicht Wundern» solche Anschläge sind herkömmlich in der bulgarischen Armee. Allem Anscheine nach wird aber Prinz Ferdinand nickt mehr nach Bulgarien zurückkehren.DerProceßPanitza,dicHinrich- tungdc-Hauptschuldigen und die Folgen, welche sich daraus ent wickelt babeii, enthalte» ebenso viele Warnungen sur den Prinzen, sich nicht für eine aussichtslose Sache-zu opfern. Die Gewährung der drei Bischöfe für Makedonien bietet dem Prinzen kein Aeqiiivalent für die ihm vorenlbaltene Anerkennung der Vrr tragSmächte. Ein solcher Zustand, wie der bisherige kann nicht ewig währen, dir Anerkennung de« bulgarischen Volke« unter fortdauernder Aussicht auf neu« Militairverschwörwrgra genügt nicht, um den Prinzen zunr AuSharren auf seinem verlorenen Posten zu veranlassen. Prinz Ferdinand hat die Wabl zum Fürsten Bulgariens nickt angenommen, um sein Leben stets inneren Feinden gegenüber auss Sviel zu setzen. Wenn die Bulgaren den Mann ihrer Wahl behalten wollten, bann inutzien sic vor allen Dingen für seine persönliche Srckcr- beit sorge». Da sie daS nickt können, so ist Prinz Ferdinand seiner Verpflichtungen einer treulosen Vcrschwörerbande gegen über ledig. ES kommt bier gar nicht in Betracht, ob die Mitglieder deS Hauses Orleans die Abdankung deS Prinzen im Interesse Rußlands wünschen, sonder» die Frage lautet einfach: Hat die Rückkehr de« Prinzen Ferdinand »ach Sofia einen ver nünftigen Zweck oder nickt? Diese Frage muß nach der heutigen Sachlage rmbedingl verneint werden. Auch nach einer weiteren )Ücihe von Jahre» würde die bulgarische An gelegenheit auch nicht um Haares Breite von der Stelle ge kommen sei», Rußland würde nur von Iabr zu Jahr lauter fordern, daß Prinz Ferdinand seine mit dem Berliner Ver trage in Widerspruch stellende Regierung niederlcgc. Haben bock selbst Ocslerrcick Ungarn nnd Italien die Anerkennung deS Prinzen Ferdinand als Fürsten von Bulgarien nach der Weiterung Rußlands stets für unmöglich erklärt, also entbehrt die cLlelluug deS Prinzen der Grundlage, deren er bedarf, um scrncr auf seinem Pistim ausbarrcn zu können. Es mag für Bulgarien hart sei», daß seine Bcinübringeir auch in diesem Falle vergeblich waren, aber schuldlos ist Bulgarien an seiner Lage nickt. Für die Verschwörungen der bulgarischen Armee «st daS Lund veraniworilich zu machen. Wenn der Zug der Treulosigkeit nicht dein Volke anbaftele, könnte er nick'l in der Armee in so verhängnißvoller Weise zu Tage treten. * Leipzig 27. Juli. * In Ostende, woselbst man daS Eintreffen bcS Kaiser- am 2. August erwartet, werten, wie von dort berichtet wirb, bereits großartige Vorbereitungen zur EnipfangSbegrüßung getroffen. Während der kurze» Zeit seines AusenIbalteS in Ostende wird der Kaiser inil seiner nächsten Uniaedung im königlichen Lustschloß daselbst Wohnung nehmen. Der Kaiser dürste, von England zurückkckrcnd, am 11. August früh wieder in Berlin oder in dem Neuen Palais bei Potsdam cintrcffcrr. Wie auS Osbornc berichtet wird, gedenkt der Kaiser vom 5. bis 8. August dort zu verbleiben. * Nachdem das preußische Gesetz über die Für sorge für die Waisen der Lebrcr an öffentlichen Volksschulen unterm 27. Juni die Allerhöchste Sanction erhalten hat, haben nrinrnchr der Minister der geistlichen :c. Angelegenheiten und der Finanzniinister die dazu erforderlichen AiiSfübrungSdcstiiiimuirgei, erlassen ES wird darin bcrvorgelwben, daß die Vorschriften deS Gesetzes ausschließlich auf Volksschule», t. h. diejenigen öffentlichen Schulen, welche zur Erfüllung der allgemeine» Schulpflicht dienen, Anwen dung finden, und da» die Entscheidung darüber, ob und welches Waisengcld den Waise» eines Lehrers zuslcbt, durch diejenige SchulaussichlSbchörde zu ersvlgc» bal, in deren Be zirk der Lebrcr zuletzt angestelll gewesen ist. Nachdem so den gedachten Waisen durch Leistung eine« gesetzlich normirtcn Waisengcldeö eine wesentliche Verbesserung ihrer Lage zu Dhcil geworden ist, sind die SchnlanssichlSbeborden von dem Mi nister der geistlichen re. Angelegenheiten gleickircitig angewiesen worden, zu prüfe», ob »»d inwieweit eine Kürzung der bisher den Warle» auS dem ll»lcrstützu»gSso»dS für Wrltwcn und Waisen von Elcmcnlarlehrcrir gewährten Unterstützungen oder ErziebiingSbeihilscri Wege» »langclndcn Bedürfnisses er folgen kann. * Vor einiger Zeit batte» verschiedene bera- und büttcn- männische Vereine sich an da« preußische Ministerium für Wandel und Gewerbe mit dem Ersuchen gewandt, auf eine rtrcichuna der im 8. 9 Absatz 2 dcö NeichögcscheS gegen en verbrecherischen und gemeingefährlichen Ge brauch von Sprengstoffen enthaltenen Bestimmung hin- zuwirkcn, wonach auch die Uebertretuirg der bereit« bestehenden oder noch zu erlassenden polizeilichen Vorschriften über den Verkehr mit Sprengstoffen mit Gefängnis; von drei Monaten bi» zu zwei Iabrcn zu bestrafen rst. Die Vereine be gründeten ihr Gesuch dadurch, daß, wenn auf eine Hand lung eine so hohe Strafe gesetzt werde, die Handlung genau präcisirt werden mi'issc, damit Jeder wisse, daß er der Strafe verfalle, wenn er die bcstimnilc Handlung begebe. Die betreffende Vorschrift de« SprengstoffgesetzeS bezeichne aber die strafbare Handlung keineswegs genau, sondern c»t- alte nur eine ganz dehnbare Angabe. Wie eS nun heißt, at in Folge dieser Eingabe der Minister für Handel und bewerbe eine Erhebung veranstaltet und zunächst die be treffenden Vereine ansgefordert, die Zahl der bisher auf Grund des tz 9 Absatz 2 dcö genannten ReichSgesctzeS statt- aehabtcn Beriirtheilungen von Beamten und Arbeitern der Berg- und Hüttenindustrie aiizugcbcn. Durch den Au-fall dieser Erhebungen dürfte sodann daS weitere Vorgehen des Ministeriums bestimmt werden. * Fürst Bismarck empfing nach einem mit russischem R. Unterzeichneten KriedrichSruher Telegramm der „Nowoje Wremja" am 22. d. M. wieder einer, Vertreter dieses Blattes. Der Fürst habe, so heißt cS irr dem Telegramm, be tont, daß cr eS jetzt als seine Hauptaufgabe betrachte, für die Befestigung deS Friedens zu wirke» Zu einem Kriege zwischen Rußland und Deutschland liege kein Grund vor. >a ei» solcher Krieg wäre ganz zwecklos. Ei» Angriff Deutsch land- gegen Rußland erscheine ihm undenkbar. * Man schreibt der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" auS Württemberg: „Wer in diesem Sommer zuerst daS Thema von den „parti. crrlartstischen Vellettälcn" in der Presse aufgeworfen hat, wird schwierig mehr zu ergründen sein. Thatsache ist, daß eine ganz« Reih« von Blättern den Stoff mit einer gewissen Begierde ausgriff und daß tnebesondere die süddeutschen Lorrespondeirten norddeutscher Blätter e« für ihre Pflicht hielten, sich darüber auS- »ulassen. Diese Stimmen Nangen beschwichtigend genug; gleichwohl scheint die Frag« nicht zur Ruhe kommen zu wollen. Hierzulande zweifelt nun freilich Niemand, daß der ganze Spuk nur ausgrrührt wurde, um in der politisch stillen Zeit ein pikante» Thema z» hoben; jenseits der Matnlinte scheint man aber doch in manchen Kreisen allen Ernste« zu glauben, daß im Süden der alte ,.Parttculor1«mu«" in betorgninerrrgender Weis« wieder aufgetaucht sei. S< dürste daher nicht ohne Nutzen sein, wenn dieser neuesten lournalistischen Seeschlange möglichst gründlich der EiorauS ge- macht wird. Eine« der Varadestücke, die inan in einer gewissen Presse zum Beweis« der Realität de» particularistischerr Grspruste- vorgeführt
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