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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-05
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1890
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Erscheint «glich früh SV, Uhr. Xkd«tio» »nd LrpkdUisu Iohannesgaff« 8. SPrechstmiörn -kr Nr-aktimu vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. >««»«« tzr» für »te »ichttfalge«»» Km«,rr »rftimmtr» Znler«te »« V«chr»ta,en »«» S Utr Nachmittag«, «H«m«n» Festtagensrüh bis',»»ihr. z, k« /iliiltn für 3ns.-^iinal»me: tM Rin»«'» Lorttm. lLlsrr» Hatz«)» Universitätsstraß« I, Laut» Lösche» jkiherinenstr. 14 pari, und König-Platz 7, ««r bi» '/,S rwUM und Tagedlal! Anzeiger. .r Uhr. Organ für Politik, Localgrschichte, Landels- and Gcschästsvcrkchr. Mbvtmeme<tDh-reiD vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Brinaerlohn 5 Mi., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 PH Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extradeil aaea liu Tageblatt-Aornutt gefalzti ahne Poslbesvrderung öO Mt. «tt Postbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Grober» Schriften laut uns. PreiSperzeichnlfi. Tabellartscheru. Zifferusatz nach höherm Tarif Nerlamrn unter demRedaction-strich dir »geipalt. Zeile 50 Pf., vor denFamtliennackr« cht«» die 6geipaltene Zeile 40 Pf. Inserate find siet- an die ErPetzttta« 1« senden. — Rabatt wird nicht gegeben- Zahlung praemunernnäo oder durch Post« Nachnahme. ä? 339. Freitag dm S. December 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Me-börse für die Leveriadnstrie in nächster -ivijrhr-meffe wird Freitag, den 2. Januar I8VI, Nachmittags von 2—L Uhr u» Saale der „Neuen Hörse" hier abgehalten werden. Leipzig, den 19. November 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Wirthgen. Offene Stellen. Zum 1. Januar 1891 sind beim Unterzeichneten Polizei amte die Stellen eines PolizeiaffefforS und mehrerer Polizeilieutenants neu zu besetzen. Bei Besetzung der Stelle deS Polizeiassessors wird vorausgesetzt, daß der be treffende Bewerber die zweite juristische Staatsprüfung be standen bat. Für die Stellen der Polircilienteiianrs bildet eine vorhergegangcne Beschäftigung im Polizeifach oder doch einer ähnlichen Branche, sowie die erlangte Oualificalion acliver oder Reserve-Officier die Voraussetzung. Die AnfangSgebaltc werden voraussichtlich für den Polizei affeffor 9000 für die PolizeilieutenantS nicht unter 2500 nach Befinden ebenfalls 3000 betragen; doch bleibt die definitive Festsetzung der Gebalte noch Vorbehalten. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche sammt Zeug niffen so bald alS möglich bei Unterzeichnetem Polizei amte emrrichen. Leipzig, am 4. December 1890. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. v. k. 5330. Bretschneider. als Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß der Hilfsarbeiter de» StadtsteueramtrS Friedrich Oswald Müller heute als städtischer HilfSvollstreckungSbeamter eingestellt und in Pslickt genommen worden ist. Leipzig, dm 4. December 1890. lä 14544 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hübschmann. Gewölbe Vermiethuna. Da- ». Z. au di« Herren Wölker L Girbardt vrrmiethete Gewölbe im alten Börsengebünde an der Ecke des Calzgäßchens und NaschmarktcS (StockhauSseite) nebst zu gehörigem RiederlagSraun» ist vom L. April I8SL -n gegen einhalbfahrliche Kündigung anderweit zu vennicthen. Miethgesuche werden auf dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen, woselbst über die Bcr'- miethungSbedingunaen und auch sonst Auskunft ertheilt wird. Leipzig, am 2. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. i». 7521. Dr. Georg i. Wagner. Etwa vorhandene Geschwister deS am 3. Februar cr. ,u Biebrich- Rosbach verstorbenen Glasergesellen Job. Fried. Will,. Srmer, Lohnes de» Joh. Gottfried Ermer von Oschatz, später zu Lindenau bei Leipzig wohnhaft gewesen, ebenso etwa vorhandene entferntere Äerwandte de» Erster«, »ätrrlicherscitS werden hierdurch aufge- leedert, binnen eine» Monats (vom ersten Erscheinen dieser Aus. iordmmg in einem öffentlichen Blatte an gerechnet) sich unter Aachweisnug des Verwandtschaft-Verhältnisses dahier zu melden und ich über die Antretung der (etwa 866 >! werthen) Erbschaft für den Fall ihrer Erbberechtigung in beglaubigter Form zu «klären, widrigenfalls sie bei der Einweisung in den Besitz der Erbschaft nicht werden berücksichtigt werden. Wiesbaden, den 27. November 1890. königliche» ««tSgertcht VIII. Versammlung lies ärrrll. Lexirks- verems IHprig-8ta6t vlenntag, tte» ». Veeemkee L8»«, « VI»r, Im 8»»lv Ser I. LUrgarsodnIe. Pngosoränung: IVnkIeo. «azsouvvrtrag. iteriekt über äio Istrt« »ueserorclootUckv Versammlung ckes I-aniIesmollicmalcoUexium». Lrerde- uuä LrnLleeneassvoang^Iegeubeiten. vr. Lenriel. Vas Papstthum und die Staatsform. Eine Erklärung des Cardinal- Lavigcrie bei Gelegenheit eine- Festmahle- ,n Algier erregte vor einiger Zeit große« Aussehen. Der Cardinal sagte damals: „Wenn der Wille eine- Volkes klar und deutlich zu Tage getreten ist, wenn die NcgicrungSform nicht» den Principicn Feindliche- enthält, unter denen die christlichen und civilisirten Völker leben, so muß man, um sein Land dem Abgründe zu entreißen, dieser NegierungSform obne Hintergedanken seine Zustimmung geben. ES ist der Augenblick gekommen, unserem Zwiespalt ein Ziel zu setzen, und Alles, was da» Gewissen und tie Ehre gestatten, dem Heile de» Vaterlandes zu opfern." Darauf ließ der Cardinal die Republik leben und die Capelle die Marseillaise spielen. Das Ausfallende an diesem Vorgänge war weniger die rückhaltlose An erkennung der republikanischen StaatSform als einer berechtigten durch «inen Kirckenfürstea, als die Art und Weile, in welcher die Anerkennung geschah. DaS Spielen der Marseillaise durch ein« bischöfliche Capelle batte rttva« VefremdendeS, eS widersprach dem Herkommen und batte e:ncn revolutionairrn Beigeschmack. Obwohl der Papst diplo malische Beziehungen zu Frankreich unterhält, so galt es doch als selbstverständlich, daß ihm die legitime Monarchie als die sür Frankreich passendste Staatsform erschien und daß er die republikanisch« Regierung nur als einen UebergangSznstand Lnsab Die pavstfeindlich« Haltung mehrerer französischer Ministerien bestärkte di« öffentliche Meinung in dieser Auf saffung, aber die Niederlage, welche di« Vertreter dr» monar ä'ischen Gtaat»grdankeu« in Frankreich durch die Episode Vculanger erlitten haben, hat darin eine Acnderuna herbei geführt. Da» Papstthum hat sich jetzt offen für di« Republik entschiede» «nd ihr dadurch da» Zeugniß ausgestellt, daß e» den gegenwärtigen politischen Zustand Frankreichs für einen dauernden erachtet. Tie römische Curie hat in dieser Beziehung stet» ein scharfes Unterscheidungsvermögen gezeigt und sich auf den Boden der Tdatsacken gestellt, statt ihren Einfluß durch aus sichtslose Kämpfe ausS Spiel zu setzen. Der Sprachgebrauch behandelt Tbron und Altar als zusammengehörig. Wenn da- richtig wäre, dann müßte der Altar aus den Ländern verschwinden, in welchen eö keinen Thron aicbt. Die Er fahrung lebrt aber, daß die Kirche gerade in Republiken eine hohe Machtstufe erreicht bat. In den »ordamcrikanischen Freistaaten hat die katholische Kirche ebenso festen Boden wie in der Schweiz, und wenn cS der Laus der Dinge fügen sollte, daß heute in Spanien und Portugal ein Umschwung in der politischen Lage einträte, welcher in diesen Staaten die republikanische StaalSform ein- sübrte, so würde da- Papsttbum diese Veränderung ebenso anerkennen, wie eö vor einem Jahre in Brasilien geschehen ist. Der einzige Grund, welcher das Papsttbum zu größerer Zurückhaltung nöthigen kann, ist der Zweifel, ob die cin- gesührte Staatsform Aussicht auf Dauer hat In Brasilien bat dieser Zweifel nicht bestanden, sonst würde die Aner kennung nicht der Umwälzung auf dem Fuße gefolgt sein, obgleich die Kirche an der Thronsolgcrin Isabel eine bereit willige Schützerin besaß, gegen welche ein Tbcil der Be völkerung gerade aus diesem Grunde eine starke Ab neigung hegte. In Frankreich liegen die Verhältnisse wesentlich ander», dort hat die Waage seit einem Jahrhundert zwischen Monarchie und Republik geschwankt, und die Monarchie ging nach einiger Unterbrechung immer wieder siegreich au» dem Kanwsc der beiden Staatsformen hervor, ja sogar innerhalb der Monarchie trat eineDreitheilung in Legit»»isten,Orlea»isten und Bonapartisteu ein, unter welchen die Legitimisteu die ältesten und festesten Verbindungen mit der Kirche unterhielten. DaS war eine schwierige Lage, mit welcher sich da- Papsttbum stet- sehr geschickt abgesunden hat, indem cS der herrschenden Partei immer nur so weit entgegen kam, als mit der Ausrechthaltuug deS bestehenden Verhältnisses zwischen der Bevölkerung und der Kirche vereinbar erschien. Aber auch auf Seiten der Vertreter der republikanischen Staatsform machte sich srbr bald die Erkenntniß geltend, daß auch eine republikanische Regierung die Kirche nicht entbehren könne, daß sie vielmehr als politischer Factor sehr stark in Betracht kam, und daß rS einfach ein Unsinn sei, auf die Trennung von Kirche und Staat hinzowirkrn. Sobald sich die Republik der Kirche feindlich gegenüberstellte, so erschien diese sofort als mächtiger Bundesgenosse der Monarchie auf dem Platze, und die Re- aierungSzeik Mac Mabon'S hat in dieser Beziehung sebr beachtenSwertbc Wink« ertheilt, die auch nur ausnahmsweise unbeachtet gelassen worden sind, wie zu der Zeit, als Paul Bert an der Spitze des CultuSministeriums stand. Die meisten republikanischen Ministerien haben sich bemüht, der Kirche denjenigen Einfluß einzuräumcn, auf welchen sie un bedingten Anspruch erhob, und dabei haben sich beide Theilc leidlich Wohl befunden. Der thatsäck,licke Zustand ist in Frankreich, daß in den Städten die Religion reine Formsache ist und daß ihr die große Mehrzahl völlig glcickgiltig gegenüber steht. Dagegen werden die Klöster von der Aristokratie als Erzieb»»gS anstalten betrachtet und im Uebrigcn kommt nur die politische Seite der Hierarchie in Betracht. Die katholische Kirche ist eine MachtHheren Bedeutung noch heute vielfach unterschätzt wird, die aber nicht geleugnet werden kann. Wir in Deutsch land haben davon Beweise in Händen, denn der mit so großem Eclat in Scene gesetzte Culturkampf ist kläglich im Sande verlaufen, von allen Errungenschaften diese- Kampfes haben wir nur die Civilche und die Schulaufsicht gerettet, die Rückbcrusung der Jesuiten wird bereit- als nicht mehr abzuwendcn angesehen» und der Kanzelparagraph ist gegen standslvö geworden. Der Nuntius Meglia sagte einst: „Uns kann nur die Revolution helfen." Von dieser Anschauung ist daS Papsttbum beute zurückgekommcn, denn die Kirche hat auch ohne Revolu tion alles erreicht, was sie nur irgend wünschen konnte, aber sie begnügt sich mit der gewonnenen Machtstufe noch nicht, sie will die Weltherrschaft in dem Sinne an sich reißen, daß sie die Herrschaft über die gelammte Menschheit durch den Einfluß erobert, welchen sie au die Gcmüther auSllbt. Die gegenwärtige politische Lage ist ihr für diesen Zweck noch nicht ausreichend Das Papsttbum ist dem Dreibund au« dem Grunde ab geneigt, weil e» die Entscheidung über Krieg und Frieden >n der Hand haben will, der Bund der katholischen Mächte soll an die Stelle diese« Bunde« treten. Welche Mächte aber verdienen diese Bezeichnung? Nack dem Wunsche de« Papste« sollen Italien, Frankreich und Oester rcich-Ungarn diesen Bund bilden, nachdem daS Königreich Italien au« der Reihe der Großmächte gestrichen ist. Wie da« zu geschehen hat, ist noch nicht ganz klar, aber ohne Krieg geht rS nicht. Damit rm solcher Krieg aber entzündet werden kann, dürfen Vorurtheilr und Hinneigung de- Papst thumS zur monarchischen StaatSform nicht beachtet werden daS Papsttbum von beute ist so aufgeklärt, daß rS die leiten den Gedanken der Gegenwart sich nicht nur zu eigen mackt, sondern sie auch für seine Zwecke verwendet. Ob Republik oder Monarchie, dieKirche ist überall die bestimmende Macht General-Major Nr. 64. der tvuialich bayer'lche Gene ^ Hutb. Ab- Ober-Audileur Grimm, der -l . Kricgsminisicrilim, l Landbeck in Berlin euigetrostcu.^^^ ; ^ ^ « N.-« An den verzog von Ratibvr! ^ ^ece-nber 1890. Bei Wiederaufnahme ^Surer Ä'rchlauM,. angenehmste Pflicht die «iesgefnklten, aus- ihrem bockverebrkeu Führer. ^ ^ IahreSIogeS D„-u, ist r°» Sr.rÄÄi'lem >->-»">«« danken sin Bedauern, * Als Gegenstück zu dem kürzlich sieballciic» Katlwlikeiitag ist jetzt ein Protcstanteiitag rn Ulm geflaut, -er Gedanke gebt von einem höheren dortigen ^camlen am, c auch schon als rittersckastlicher Abgeordneter kein Hehl am einer Stellung gegenüber der katholischen Kirche gcmacht ba . Zweck der Versammlung ist fcdcnfallS der, gegen die Z lassuna von Mäimerordcn, namentlich siege» dir rc» Jesuiten zu protestire». In der Pr°'e,,ant,sch-.> Be völkerung Württembergs sind die A»„chtci, in d'rfrr ^ ^ Wäbrend es ziemlich allgemein als eine ' " wird, Leipzig, 5. December. * Wenn in neuerer Zeit die Frage aufgeworfen wird, ob die 1889 vereinbarte Krondotation au-reickc, so können die „Berliner Politischen Nachrichten" au- zuverlässiger Quelle versichern, daß der Etat de» Hausministeriumf in keinem der inzwischen verflossenen beiden Jabre über schritten ist, vielmehr dessen Einnahmen sich durchaus als ausreichend bewährt haben. * Se. Majestät der Kaiser hat für den Bau der Wissmann" die Summe von 3000 anweiseo lassen. * Zu den weiteren Beratbungen der Jmmediat-Com Mission lür das Militair-Strafrecht sind die Mit glieder derselben: General der Infanterie von Le-zczyuSki, commandircndrr General de- IX Arinee-Corp-, General Lieutenant Ziegler, Commandeur der 6. Division, General Lieutenant Freiherr von Falkcnsteio, General 5 In »uito Cr Majestät de« König« von Württemberg und Commandeur der 52. Infanterie-Brigade (2. königlich württembergische), Sacke gethcilt. ebenso unkluge wie verletzende Forderung empfunden wird den Jesuiten tie Tbore zu offne», gebt bezüglich der anderen Orden die Stimmung in manchen Krcifcn dahin, durch ->acl - aiebigkeit die katholischen Mitbürger versöhnlicher zu stimmen, ohne daß man freilich über den Grad derselben und die Aussicht eines guten Erfolges einig Ware. - In einem Briefs des CardinalS Lavigcrie an einen französischen Katholiken finden sich folgende Ausla»»»gcn. .Dle Erfahrungen der letzten Jahre haben mich überzeugl, dah, abaeiede» wn einem Wunder, aus daS man nickt rechnen kann, nichis ln Frankreich möglich ist, al« die Regierung form, toeiche da- Land sich in gesetzlicher Weise gegeben Kat. Die Monarchie bat sich thatsächlich selbst gemordet mit dem Grasen Ehambvrd, der da« Bann« der christlichen Ehre so hoch hielt, der oder u» Grunde nicht regieren wollte, infolge eines erbabene» BewiißlfeinS von den königlichen Pflichten und Beranlwvrllichkeite». Ich habe Gelegenheit gehabt, ihn selbst sich über die Gründe anolprechc» zu hören, die ihn aus den Thron verzichten ließen. DaS erste Mal, in Marlenbad, wo ich ihn in Gegenwar! seiner erlauchte» Gattin fragte, warum er jenen bekannten Brief geschrieben habe, erklärte die .Königin mir mit folgenden Worten, die mir wohl in, Gedächtnis, geblieben sind: „Er hat recht daran geldan, nicht nach Frankreich zu gehen; er würde dort seine Pflichten nicht haben erfüllen könne», noch all' das Gute thun, was er thun möchte." Ter König machte ein Zeichen der Zustimmung und segle einfach: „Sie hat Recht." Einige Tage später, in Karlsbad, sagte er wir lächelnd: „Ich bi» »lcbt mehr jung, wenn Frankreich mich will, so darf eS nicht zögern, inlch zu holen." — „Das Frankreich des heiligen Ludwig, Sire", erwiderte ich, „wäre schon gekommen, ober das Frankreich von beute ..." Und ich sah ihn sich traurig entfernen. ES ist wabr, der Gras von Chambord bat einen Nachfolger, im Eharalter und in den Ideen zanz verschieden von ikui, allein auch dies« wird nach allein An- cheiu, und soweit man die Zukunst vocaussehen lann, nicht regieren Was soll ich vom Kaiserreich sage»? TaS Haupt der kaiserlichen Dynastie hat sich mehr noch als die Erben unserer Könige ge weigert, an dessen Wiederherstellung zu arbeiten; es hat st der Republik angeschlossen. Nach solchen Thatsachen, die Schlag anf Schlag einander folgten, alS wären sie von der Vorsehung «schickt, und inmitten all' der Hindernisse, die sich bei »ns der Licderaufrichtuna und besonders der Erhaltung eines »ivnarchischen Staates entgegensteven, wie kann man da noch Hoffnungen hegen? Ein alter GeschlchtSprosessor der Sorbonne, wie ich, der lange Zeit über die Verkettung der menschlichen Dinge nachgedacht bat, kann Ihnen sagen, daß, abgesehen von einem Wunder, aus daS inan nicht rechnen kann, wie ich wiederhole, und abgesehen von äußersten Kata- strophen, die das Ende Frankreichs wären, oder einer lieber raschung, tvelche jene Katastrophen von selbst nach sich ziehen würde, die Wiederkehr der Monarchie unmöglich ist. Folglich ist bet uns nichts mehr lebensfähig als die Republik. Tiejer Gedanke wird noch bestärkt, wenn man sich nicht bet Frankreich aushält und die übrige Welt studirt. Man muß aus das berühmte Wort jenes großen Mannes zurückkommen, der vor einem Drei vierteljahrhnnbert aus Sanct Helena unter dem Himmel uniereS Afrika starb und mit jenem Seherblick, der manchmal die Nähe des Todes giebt, sagte: „Ja lOO Jahren wird Europa entweder republikanisch oder koiakisch sein." Vielleicht hätte er das letzte Wort nicht gejagt, wen» er. wie wir, die Fortschritte und die wachsende Kühnheit de» Nihilismus milerlebt hätte. Weiß man die Gerüchte, die auch bis in unsere Wüste dringen, nur ein wenig zu deuten, so wird die Republik in Kurzem überall unzerstörbar sein. Man hat gesehen, daß ein derartiger Versuch, sie in Meriko zu zerstören, einem dcr vornehmsten Söhne des Hauses Lesterreich, unterstützt durch alle Kräfte deS Kaiserreichs, das Lebe» gekostet hat. Man hat soeben gesehen, wie sie sich in Brasilien eingerichtet hat. wo sie den besten und bescheidensten aller Menschen stürzte. Man sieht dieselben Aspirationen sich täglich in den anderen Ländern Europas taut geltend machen Ich habe kürzlich Italien bereist. Auch da bereitet sich die Republik vor theilS bewußt durch gebelme Verschwörungen theilwcise unbewußt durch die wachsenden Leide» und alten Eriiin^ rungen de« Volkes Siebe Leitartikel, a, * ^"Trance" meldet, läßt General Saussier ein Ausländern in Pari« gehaltenen Restau- ansertigen. deren Besuch „ach einem Erlaß des Kr,cgSm,Ulsters den Osficieren und Mannschasten der Armee verboten werden soll. - Der Minister de« Innern. °rdnkte wcacn der in Syrien herrschenden Edolera an, daß alle^ Provenienzen au- Häsen zwischen Syrisch Tripolis nach dem SaiiitätSreglcment über die Cholera zu bebautest, seien. — Die mit der Cr- dauung de« JnstituS für Nr. Kock in Berlin betrauten Architekten Boettger und Nadbyl besuchten heute das Institut Augenschein"^ dessen Einrichtungen eingehend ^ ^ "«lischt Unterbau- bat nach zweitägiger Debatte die irische Boten-Ankaufsbill mit 268 argen ,30 Stimmen und eine Anzahl seiner Anhänger stimmten mit der Majorität. (Wiederholt ) Eine am Mittwoch bei dem Erzbischof Walsh io Dublin staitgebabtc Versammlung ter irischen Erzbischöfe und Bischöfe beschloß, ein Manifest zu erlassen, iu welchem erklärt wirb, daß die Erzbischöfe und Bischöfe Irland« eS sür unsiceisinel knelten, daß Parnell der Führer der irischen Pariaineiilsparlei bleibe. Der Ausspruch der Bischöfe tützt sich ans Gründe der Moral, sowie darauf, daß da» Ver bleiben Parnell'S in seiner Stellung als Parteiführer eine unvcrniciblichc Spaltung der Partei berbeisühren merde. General Mil eS, welcher die amerikanischen Truppen in den bedrohten Gebieten befehligt, bat von dem Präsidenten Harrison unciilaeschränklc Vollmachten erhalten. Aus seinen Befehl ist Buffalo Bill aufgcbrochen, um itting Bull zu verhaften; cS gelang diesem jedoch, sich per drohenden Gefahr zu entziehen. Die Gcistertänze dauern fort und haben sogar au Umfang »och zugenommen. Bei Pinc Ridge habe» fick 2000 Indianer versammelt und ge schworen, jeden Weiße», der ihre Tänze stören wolle, zu lödteu. Lillle Wcund, der auf der Agentur am DcnnerStag erklärt Halle, daß seine Krieger die Tänze eingestellt hätten, betheiligt sich mit seinen Anhängern hcsliger daran als je. Die Tänzer brennen die Farmen nieder und rauben daS Vieh. Andererseits wird dem „Boston Heralt" gemeldet, daß die Sioux der Pine Rikge Agentur keinen Krieg beabsichtige». Ihre einzige Beschwerde sei, daß sie nicht genug Lebensmittel erhallen Von Rosebnd wirb gemeldet, daß auch dort Häuser cplüiikcrt und angezündet worde» sind. Auch >m Jndiancr- erritorium wird die Lage als sehr ernst geschildert. Die dortigen Jiitiancr haben begonnen zu tanzen und eine so rostende Hallung angenommen, daß der Regierungsagent Beistand crbclc» bat. * Die „ordamerikanische Rcpräscntantenkammcr hat die Vorlage über die literarischen Rechte mit l39 gegen 95 St. aiigcnoiiimcn. * Berichte aus Sanct Jago in Chile stezeichnen die politische Lage als sehr gespannt; wahrscheinlich werde ent weder der Sturz dcü Ministeriums oder ein Staatsstreich erfolgen. * In Folge eine- von dem monarchistischen Journal Tristuiia" in Rio de Janeiro gestrachten polemischen Artikels waren am Sonnastcnd mehrere Menschenhaufen iu die Geschäftsräume des gedachten Journals eingedrungen und halte» dort Unfug verübt. Die Regierung hatte sich mit der Erklärung begnügt, daß sie dem Gesetz Achtung verschaffen wolle. Ciue am Dienstag hier abgeballcne» von zahlreichen Journalisten bestickte Verfammluiig erachtete diese Erklärung der Negierung für ungenügend, die ZeilungsbcrauSgebcr drohten, daS Erscheinen ihrer Blätter zu suSpenkiren, falls gegen die Vcrüber des Unfugs kein gerichtliches Ciu- fchreiten erfolge. Sotialpoiitisches. * An den Reichstag ist vom Arbeitgeber-Verband Hamburg- Allona eine Petition abgeiandt worden, welche Vorschläge zur Ausführung de« Geietzentmurss, betreffend die Abänderung der Gewerbe-Ordnung, enthält. Tie Vorschläge gehen von de» nämlichen arbeitersrenndllchen Gesinnungen aus. welche auch sür den Gesetzentwurf leitend gewejen sind, nur wollen sie die AnSiübrnng deS Gesetze« nicht den gänzlich außerhalb der wirlüschciillichen Arbeit stehenden Polizeibehörden, sondern ausichließlich den Fabrisinspectoren anverlrmit wissen. Diese sollen ihr schwieriges und veranlwvrtliches Ami unter der Controle delonderer Organe verwalte», welche nach den, Urbild« der Schieds gerichte sür die UnsaNveriüliernngS-Veruwgenosienichasten oder auch andere al« zweckmäßig rrlcheinende Weile ans den beiden nächst- interelsirten und allein sachverständigen Theile», den Unternehmern iliid den Arbeitern, zn bilden wären. Nainentlich aus dle Theilnahm« der Arbeiter ist hierbei großer Werth gelegt worden, in der sicheren Ueberzeugung, daß die Herstellung des socialen Friedens nur dann gelingen kann, wenn man die Arbeiter selbst allmälig immer mehr zur Mitwirkung an den in ihrem Interesse ergriffenen Maßnahmen heranzieht. Aus diesem Wege wird ohne Zweifel ein Punct kommen, bei dein der verständige und vaterlandsliebende Thetl unseres Arbelterslandes zur Klarheit darüber gelangt, was sür ihn erreichbar ist, was nicht. ES ist eine außerordentlich wichtige Ausgabe der Gesetzgebung, diese wohltbalige Enlwicktluiig nach Möglichkeit zu fördern, und dle Gewerbe-Gesetz -Novelle bietet hierfür eine unschätz bare, nicht so leicht wlcderkehrcnde Gelegenheit. Sormldemokrlitischcs. * Tie Gesainnltthätigkeit der socialdcmokratischen Partei ist, wie aus Berlin niitaetheilt wird, augenblicklich haupt sächlich In der Arbeit zu suchen, die vom Vorstände der Partei ge leistet wird. Für die größere Oesienllichkelt ist diese Arbeit nur m den unmittelbaren Aenßerniigen zu erkennen, die im officiellen Organ der Partei hin und wieder zur Kenntniß der Parteigenossen gebracht werden. Im Stillen jedoch arbeitet der Vorstand uner müdlich an dem weitere» Ausbau der Organisation der Partei, die sich »amcullich in einem säst über ganz Deutschland verbreiteten System der Gcldcintreibung von de» Parteigenossen darstellt. Die Partei hat i» Berlin ein eigenes BerlagSgeschäst eloblirt', in welchem die bisher verbotene Parteititeratur vertrieben wird, und ln welchem die neu hcrauszugedenden Werke erscheinen solle». Zunächst wird eine Neuausgabe der Gesammtschristen von Lassallc veranstaltet werde», ebenso erscheint das Protokoll deS Halleschen Parteitages in Len nächsten Tagen in diesem Vertage. Für letztere Schritt soll bereits eine Auslage von über 30,000 Exem plaren jichergeslkllt sein, so daß die Partei aus dem Vertriebe dieses Buches einen nicht unbedeutenden finanziellen Vortheil ziehen wird. Tie vermehrten vecuniären HilsSmiltel werden in allerkürzester Zeit zur Agitation aus dem Lande verwendet werden. Die Socialdkmoiralie verspricht sich von der mündlichen Agitation bet der bäuerliche» Bevölkerung große Erfolge, wäbreud sie dem Ver triebe litcrarüch« Erzeugnisse aus dem platten Lande sehr skeptisch gegenüberslebt. Tie oificlelle Vertretung der Partei hat eS bisher auch abgelehnt, den vielfach an sie herangetretenen Wünschen zur Veröffentlichung geeignet erscheinender Flugsctiriitrn sür die bäuer liche Bevölkerung stattziigeben: an« dem leicht erklärlichen Grunde, weil s>ch in Len Reihen dcr iocialiiliichen SchrislilellerNlemnnd findet,der genügende Kenntnisse von der Lage n»d den Bednrinissen der Land bevölkerung besitzt. 'Auch Nengrundungen von Preßunternehmungen werdcn vonder Parteileitung keineSwcg? begünstigt. Aus den, Parteitage in Halle wurde zwar mit ziemlicher Emphase die Begründung eines polnisch-socialistischen Organes angekündigt: jetzt j'doch, nachdem eine erklärliche Ernüchterung I» den leitende» Kreisen Platz gegriffen hat, ist der Plan nicht nur sollen gelassen, sondern die Ansänge einer Bewegung, die sich zu Gunsten eines polniichen Organe« unter der polnischen Bevölkeruna bemerkbar machten, werden geflissentlich ignorirt und erstickt. Im Elsaß dagegen ist es gelungen, trotz der Antipathie des Vorstandes ein sociatiitischeS Blättchen zu gründen. In der Reichstagssession werden die alten „Führer" zn Gunsten der Jüngeren zurücktreten, um diesen Gelegenheit zu geben zu be weisen, daß sie nunmehr sür die parlamentarischen Kämpfe genügeub geschutt und au-grbildet sind.
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