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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-08
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1890
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«rschet»t ttgNch früh 6'/, Uhr. Lrtsrffsu u«h Lr»e-Uis« Io-m»«Sgafs» S. Sprrcklk>»ten her NedarNs»: vormittag« 10-1» Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. »mmtz», d«r für »ie, »ichftfolgr«»« <>«««, »eftimmtn, L«ser«tr «u Sache«»»»« tis I Utr N»ch«itt«»S, ,o ff««n- «„» früh üi«'/,» Utzr. Zn teu Filialen für Ins.-Ännahmr: ktt« Me««'« G«rN«. (Alfres Hahn). UntversitätSstratz» 1, Louis Lösche, »atharinnistt. II pari, und König-Platz 7, nur bü '/,» Utr. A12. kMger.Cagtblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Montag dm 8. December 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarmtmachung, tklnffr-d die Anmeldung der nach dem Invalidität«- und ÄlicrSrersicherungSgesetz vom 22. Juni 1889 zu versichernden Personen, l Umfang der VerfleberungSpsticht. Da» Gesetz, betreffend die Invalidität«- und Alters versicherung vom 22. Juni 1889 bestimmt, daß alle Personen, welche als Arbeiter, Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge oder Dienst boten gegen Gehalt oder Lohn beschäftigt werden, daß ferner PeiricdSbcamte, sowie Handlungsgehilfen und Lehrlinge, welche Lehn oder Gehalt beziehen, deren regelmäßiger IahreS- arbcitSvertiensl an Lohn und Gehalt aber 2000 nicht übersteigt, dem BersicherungSzwangc unterliegen. Insbesondere unterliegen hiernach diesem Zwange auch solche Personen der erwähnten BevölktrungSclasien, die nur rorübergehend oder nur auf ganz kurze Zeit beschäftigt werken, ferner solche, welche in nichtgewerblichen Betrieben, sri eS als Expedienten, Schreiber u. s. w., sei eS als Hand werker, Hausmeister, Boten oder sonstige Arbeiter, thätig sind. Ausgenommen von dem Versichcrungszwange sind — abgesehen von den in 8 4 deS Gesetze- genannten Per- sauen, insbesondere den Beamten deS Reich« und der Bundesstaaten und den mit Pensionsberechtigung an- aciieUlen Beamten von Communalverbänden — lediglich Tiejrnigcn, die da« IS. LebenSjabr noch nicht erfüllt haben, und ohne Rücksicht auf daS Lebensalter Diejenigen, denen als Entgelt ihrer Thätigkeit a«r freier Unterhalt gewährt wird. II DettragSvfftefft. DaS Eingang» citirte Gesetz bestimmt weiter, daß behufs (ibeilweiser) Aufbringung der zur Gewährung von AlterS- imd Invalidenrenten erforderlichen Mittel Beiträge zu zahlen sink, sür welche der Arbeitgeber, Principal, Dienstherr u. s. w., unbeschadet seine« Recht-, die Hälft« davon für die jeweilige bcbnzahlungSperiode vom Lohn oder Gehalt zu kürzen, mit eignem Vermögen zu basten hat, und es gestattet «tz. 112 ff.), daß die als Regel gedachte Art der Beitrag«, cntrichtuna — welcke dem Arbeitgeber, Principal, Dienst- berrn u. ft w. den Ankauf von Beitragsmarken, deren Auf- lieben auf QuittungSkarten und andere damit zusammen- l-ängende Arbeiten auferlegl — durch Verordnung der hankc-centralbehörde beseitigt und durch eine der Einyebung ron KrankenvcrsicheruugShetträzen ähnliche Einrichtung er sitzt wird. m. Art der Et»heff««g. Da« Königliche Ministerium de« Innern al« LandeS- «»tralbchörde für da« Königreich Sachsen hat von der in 8. UL eingeräumten Befugniß Gebrauch gemacht und mittelst Verordnung vom 2. Mai dieses Jahres verfügt, daß die Bei träge sür diejenigen Versicherten, welche einer Krankenkasse im Sinne des Gesetzes — im Stadtbezirk Leipzig die OrtS- lraiikencasse und die Betriebskrankencassen — angchören, durch die Vorstände dieser Eassc», die Beiträge für alle ander» aber durch die Gemeindebehörde de- BcschästigungSortS oder in deren Auftrag durch eine andere geeignete Stelle ein- gebvben werden dergestalt, daß auch die mit der Einhebung zusammenhängenden, thcilwcise schwierigen und umständlichen Geschäfte des Kaufs, Aufklebens, EntwcrthcnS der Marken :c. von den Krankencaffenverwaltungen und sonstigen EinhebungS- stellen mit besorgt werden müssen. Den Arbeitgebern, Priucipalen, Dienstherren re. »ird dafür einzig und allein die Berpstichtung aiiferleat, die Derfichernagspstichtiaen, soweit sie nicht schon «ach de« Kramkeaoerstcherungsgesetz anznmelde« sind, bet« Eintritt in die Beschäf tigung. de« Dienst u. s. w. an« vnb bei« Aus tritt wieder abzuinelde«. Auf Grund dieser Verordnung ist nun sprciell für den Stadtbezirk Leipzig, wo die große Mehrzahl der der In validität«- und Altersversicherung zufallenden Personen bereit- der OrtSkrankencaffe angehört, mit dem Borstande der letz teren dahin Vereinbarung getroffen worden, daß die Beiträge siir alle Versicherung-pflichtigen (ausgenommen die einer VctriebSkrankencaffe angchörenden) von der Verwaltung er wähnter Eaffe, gleich dm KrankenversicherungSbeilrägen und mit diesen, eingehoben (und zwar bis auf Weitere» «onat- kich abgeholt) werden, daß aber auch die An- und Ab meldungen bei der Verwaltung der OrtSkrankencaffe zu er folgen haben. IV. M-lb-psttcht. Betreff« der Anmeldung der nach dem InvaliditätS- und Altersversicherungsgesetz zu versickernden Personen wird daher für den Bezirk der Stadt Leipzig etnschltestlich der am t. Iannar I8KL «e« hinzukommenbe« Stabt- theile Folarndrs bestimmt: 1) Die Anmeldepflicht beginnt, mit Rücksicht darauf, daß das Gesetz bereit« mit dem I. Januar 1891 iu Wirksamkeit tritt, a« S. December diese- Jahres. 2) Von diesem Zeitpunkt an stad binnen rr Tagen alle nach Annet I dieser Bekanntmachung verstchernuaspstichtige« Personen mittelst de- vorgefchrieveue« Formulars bet einer der unten angegebene» Meldestellen anznmelde». 3) Ebenso sind alle später in ein nach Punct I versiche- n ngspslichtige« vrrhältniß eintretendm Personen binnen 3 Tagen nach Eintritt in die betreffende Beschäftigung an- und binnen 3 Tagen nach dem Ausscheiden aus der Beschäf tigung wieder abzumelden. 4) Die Anmeldungen zur Mitgliedschaft der Ort-kranken- caise gelten zugleich al- Anmeldungen zur Invalidität«- und Altersversicherung. ES bedarf daher betreffs derjenigen Personen, welche bi« zum 2. December znr OrtSkrankencaffe angemeldet und Mit- glicder derselbe« geworden (also nicht etwa befreit worden) sind, keiner neuen Meldung .8) Dagegen müssen sämmtliche andere VersicherungS- pslicktige, auch wenn sie früher einmal zur OrtSkrankencaffe gemeldet, aber von deren Mitgliedschaft befreit worden sind, zum angegebenen Zeitpunkt angemeldet wrrdm, also inS- lciondere alle Mitglieder Privater Htlsscaffe», selbst dann, wenn sie in Betrieben arbeiten, wo eigne BetriebS- lrankencaffe« bestehe«, ferner alle nach tz. 3 Absatz 2 de« KrankenversichernnaSgesetze« Befreiten. k) Besonder» bervoraebobcn mag noch werden, daß anch alle bäu-liebe« Dienstboten, männlicke wir weiblicke, so bald sie da« IS 8eben»>abr erfüllt haben, zur Invalidität« und Altersversicherung auzumeldcn sind. SkbonnementSprei- vierteljährlick 4»/, Mk. iocft Bringerlohn 5 Mk., durch dl« Post bezog»« 6 Mk. Jode einzelne Nummer W PH Belegexemplar. 10 Pi. Gebühren für Lrtrabeil aa», (in Tageblatt-Format gesalzti ahne Postbeförderung 60 Mt. «it Postbefürdernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile »0 Pf. Größer« Schnftr« laut «ns. PreiSoerzrichntß. Tabeüanfcheru. Ziffernsatz nach hötzerm Tarif. Leclamrn a«t« drmRebartioaSstrich dt« Sgrspalt. Zelle 50 Ps-, vor denFamiliennachrichtea die kgespalteo« Zeile 40 Pt. Inserate sind stet« an dt« Exhehitian za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumsrarulo oder durch Post» Nachnahme. 81. Jahrgang. 7) Nach 8. 22 de« Gesetze« ist e< gestattet (wenn Arbeit geber und Arbeiter, Dienstherr und Dienstbote u. s. w. darüber einig sind), zu beantragen, daß der Berstchrruna ein böherer Betrag (jedoch höchsten« derjenige der Lohnclaffe IV) zu Grunde gelegt werde, als derzeitige ist, welcher dem IahreS- arbeit-verdienste des Versicherten entspricht. Ein solcher Antrag >st in die BemerkungSspalte de« An meldeformulars auszunehmen. 8) Mit Rücksicht daraus, daß auf Grund der Anmeldungen die OuittungSkarten ausgestellt werden, werden die Arbeit geber, Princivale und Dienstherren ersucht, bei Ausfüllung der Anmeldeformulare möglichst sorgfältig zu Werke zu gehen und behufs Angabe genauer und vollständiger Namen und Daten sich dabei möglichst auf Legitimation-Papiere lMilitairpaß, Dienstbuch, Personenstandzeugnisse) der anzu- mcldenden Personen zu stützen. 9) Mit Rücksicht auf die kurze Frist von 4 Wochen, welcke der Ort-krankcncaffenverwaltung zur Einarbeitung der Mel dungen, Aufstellung der OuittungSkarten und sonstigen Vor bereitung verbleibt, wird um recht pünctltche Einlieferunz der Anmeldungen gebeten. V. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Dorsckriften werden emäß 8- 1l2, Abs. 2 deS Gesetzes vom 22. Juni >889 in Verbindung mit 8- 11 der Sächsischen Ausführungsverordnung vom 2. Mai diese« IahreS mit Geldstrafe b!» zu 100 geahndet werten. Leipzig, den 28. November 1890. Der Ruth der Stadt Leipzig. (Krankenversichrrungsamt.) vr. Schmid. Herzog. verzeichniß der Meldestelle«: Hauptmeldestelle: Bureau der OrtSkrankencaffe für Leipzig und Umgegend, Nicolaikirckbof 2, I., Zimmer 2. ZweigmeldestcUen: Herr A. Niedlick, Burgstr. 10, Herr . Hcisterbergk, Iobannisplah 1/2, Hcrr E.Behrcnd, Plauensche !tr. 9, I. Kademann, NeickSstr. I l, Herr F. Saupe, PetrrS- steinweg 10, Herr L- Pfau Nachs, Zcitzrr Str. 25, Herr M. Aßmann Nacks, Elisenstr. 33, Herr B. Peisckel, Schützcn- straße I» Herren Gebr. Spillner, Windmüblensir. 37, Herr G Gänzel Nacks., Dresdner Str. 12, Herr K. Pinkrrt, Blückerstr. 29, Herr F. Köhler, Gerberstr. 11, Herr F. A. Schiller, Ranstädter Steinweg 33, Herr Fr. Kind Promenadcnstr. 17, Herr O. Kübn, Plagwitzcr Str. S», A. Schlag, Leipzig-Anger-Crottendorf, Hauptstr. 27, Dittrick, Weststr. 32, Herr O. Ikittel, Arndlstr. 35, !. Weiß, Leipzig-Eutritzsch, Lindenstr. 34, Herr Georg Grütz- mann, Plaawitz, Lschockersche Str., Gemeindeamt Leipzig- Thonberg, Gemeindeamt Leipzig-Gohli«, Gemeindeamt Leipzig- Reudnitz, Gemeindeamt Leipzig-Sellerbausen, Gemeindeamt Leipzig-Neustadt, GemeindeamtLeiprig-VolkmarSdorf,Gemeinde amt Eonncwitz, Gemeindeamt Lößnig, Gemeindeamt Klein zschocher, Gemeindeamt Lindenau. Die vorgefchriebencn Meldrformulare sind bet den obengenannten Meldestellen zu beziehen. Lekannlmachultg. Die Entschädigung für die vom Iv. bez. II. bis IN. Novemver d. I. im Mewandqästcden, in der Grimmaischen Straffe, im Goldhahngaßchen, in der Hain- und Katharinenstraffe, im Kupfer- und Magazingaffcheu, am Markt, ffkeumarkt, Nicolat- kirchhof. in der Niroiaistraffe, am PeterSkirchhof, in der NeichS- und Rttterstraff», dem Salz- und Schuhmachergaffchen und in der UniverKtatSstraffe einquartiert gewesenen Truppen vom KSntgl. S. bi. 2». santerte-Regiment dir. Itt7 kann in den nächsten Tagen »n unserem Quartier-Amte, Stadthaus, 3. Etage, Zimmer Nr. 143/145, erhoben werden. Der den Quartierzettel Dorweisende gilt al« zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 2. December 1890. Der Rath ber Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Lamprecht. Wohnungs-Vermielhung. In der S. Etage de« der Gtadtgemeinde gehörigen HauseS Grimmaische Straffe Nr. I ist eine äu» 3 Stuben, 1 Kammer, Küche, Bodenraum und Keller- abtbeilung bestehende und mit Wasserleitung versehene Hof- »oknung vom I. Januar künft. 2s. an gegen ein halbjährige Kündigung zu vermietbcn, für welche zeitbcr 400 ,4s jährlich MietkzinS gezahlt worben ist. BermiethungSdedingunaen und Inventarium liegen Rath- bau«, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, zur Einsichtnahme au«, wo selbst auch sonst etwa gewünschte Auskunft erthrilt wird und Miethgesuche angenommen werden. Leipzig, den 4. December l890. Ia. 8593. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wagner. Wohnungs-Vermiethulig. Im Commungrundstück Grimmaische Straffe Rr. I ist vom 1. Januar l89l an eine in der 4. Etage gelegene kleine Wohnung zu vermiethen. Miethgesuche werden ans dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen- genommen. Leipzig, am 1. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 8592. vr. Georgi. Pücker. Sparkasse in der parochie Schönefeld t« Lrtpzta-Neudnitz, Grrnzftrafzc Nr. 2. der Zelt vom 8 Wegen Ztnlenberechnunq werden Lparbucher in tk. «iS 3l. Lerember IttvV „iviet ervedirt, »nd ist sür Ein und Rückzahlungen der >3. Deceniber der letzte SrpedikionStag in diesem Jahre. Die für den 17. December d. I. gekündigten Spar- betrüge sind jedoch an diesem Tage Bormittag« zwischen 8 und 12 Uhr zu erheben. va« 2. Äannar I8»t ab wnden wieder täglich früh AB« dis 1» Ahr Spareinlagen angenommen und Rückzahlungen geleistet. kdqpathekenztnse« btttea wir mSgltchst nnr Nachmittag von 3 bi« »> Uhr zu bezahlen. Lrtpzig-Reudnitz, am 22. November 1890 Labert I-Iebert, Direktor. Äuf M Ltadtverordneten-Wahl! * Abrrmal« ist die Bürgerschaft unserer Stadt vor die Entscheidung der Frage gestellt, in welcher Weise sic wünscht, daß das Sladtverorbneten-Eollegium nach der gesetzliche» Vorschrift sür die an-scheidenden Mitglieder sich ergänze. Heute, Montag, und morgen, Dienstag, finden die be treffenden Dahlen statt. Aber nickt allein ErgänzungS Wahlen sind eS, welche zu vollzieden sind, sondern es treten dazu Neuwahlen, welche durck die Vermehrung der Mil gliederzahl de- EollegiumS sich nötbig gemackt haben. Sckvn hieraus rrgiebt sich, daß den diesmaligen Stadtverordnete» Wahlen eine besondere Bedeutung bcizumcssen ist. ES wähle» zum ersten Male die neuen Bürger ans einer größeren An zahl der angeschloffenen Vororte mit, in Folge kessen die Wahlkörperschaft nahezu auf 18 000 Wahlberechtigte angc wachsen ist. Aber nickt allein dieser äußere Umstand ist es, welcher aus die Wichtigkeit der diesjährigen Stadtverordncteiiwablc» hin weist, sondern eS batsick eineandereThatsache liinzugescilt, welche aus die ernsteste Beachtung aller Bürger vollen Anspruch bat. Die Stadtverordnetciiwablen in Leivzig haben zum ersten Male eine prononcirt politische Färvung dadurch er halten, daß die socraldemokratische Partei in Gemäßbeir der von ihrer Leitung auSgcgcbenen Parole in sehr ent schiedener und rühriger Weise an der Wahlhelhciligung tlicil- nimmt und mit einer ausschließlichen Parteiliste auf den Kampfplatz getreten ist. Die Socialistcn lehnen vollständig Len bisher von allen anderen Parteien fcstgcbaltcnen Grund satz ab» daß die Grmeindewablcn mit der Politik nichts zu thun haben» und sie stellen dafür daS neue Princip auf, daß künftig im Ttadtverordneten-Eollcgium nur Vertreter ihrer Partcirichtung sitzen dürfen. Wer das richtige Bild davon gewinnen will, wie die socialdemokratische Kampfweise be schaffen ist, von welchen Wünschen und Empfindungen die Socialistcn erfüllt sind, der braucht nur den Leitartikel in der letzten Nummer de- „Wähler" zu lesen. In diesem Artikel, der auf die empörendste Aufreizung der verschiedenen Be völkeruogSclafsen gegen einander hinauSläust, wird eine Sprache geführt, welche bisher im rivilisirlen Völker- vcrkchr nicht üblich war. Man wird uns Recht geben, wenn wir sagen, daß der ganze Ton des zur Empfehlung der socialdemvkratischen Eandidatenlist« geschriebenen Artikel« an da« Krieg-geschrei erinnert, mit welchem im letzten Sommer die Indianrrhorden Buffalo Bill'- in die Arena stürmt-n. D> c Inhalt de« Artikel« giebt einen Vorgeschmack von T - wir zu erwarten haben, wenn eS den Socia» listen gelängt/ ihrer Eandidatenlist« zum Siege zu verhelfen. Wir sind überzeugt, daß dann keine Sitzung der Stadtver ordneten ohne Scandal vorübergeben und daß die öden und unfruchtbaren Reibereien und Zänkereien kein Enke nehmen würden. Wir haben früher die socialdemokratische Eandibalcnliste als die reine „Kladderadatsch"-Liste bezeichnet und sic damit al« ein närrisch-bumoristischcS Product gekennzeichnet. Wir müssen auch beute bei dieser Auffassung verbleibe». Unter criistbaften Männern ist eS dvch nicht anganglich, der Leipziger Bürgerschaft zuzumntben, das; sic 23 Eandidaten aus den neueinverleibte» Vororten, besonders 12 allein ans Bolk- marSdors, und nur 3 aus Alt-Lcipzig wählt. Wir schätzen zwar unsere neuen Mitbürger aus den Vor orten sehr bock, indessen wir können ihnen doch unmöglich allein die Vertretung der Leipziger Interessen überlaste». Und ist es ferner nickt eine rum Lacke» Anlaß gebende Ungeheuerlichkeit, an die Bürgerschaft das Ansinnen zu stellen, gleich mit einem Male sieben Sckänlivirthc in das Stadt verordneten-Eollegium zu wählen? Wahrlich, wir bleiben babei, die Stadt Leipzig wäre reis siir den „Kladderadatsch", wenn eS zur Wahrheit würde, das; der neunte Tbcil unserer Gemeinkcvcrtrcluiig auS Schänüvirthcn bez. SchnapSverkäuferii bestände. Wie der svcialdemokratischc Wahlvorschlag im Publicum ausgcfaßl worden ist, daS bekundet eine »ns zu gegangene scherzhafte Ouerlistc, in welcher jener Vorschlag dahin erweitert wird, das; der Einfachheit halber nur (also 2ti) Schänkwirlhc gewählt werken. Es ist aus den angegebenen Gründen schlechterdings unmöglich, daß die Eandidatenliste der Socialdcmokrale» seiten« der großen Mehrheit der Bürgerschaft irgend welcke Unterstützung findet. Ganz abgesehen hiervon aber, haben die Angehörigen einer Partei, welcke offen aus den Stur; unserer monarchisckcn StaaiSversassung und der bestehenden Gesell schaftsordnung hinardeitet, welche die Religion verwirft und von Gott nicktS wissen will, welcke kein Vaterland kennt und an dessen Stelle den internationalen Völkcrbrci setzt, keine Berechtigung, im Eollegium der Stadtverordnete» vertreten zu seiu. Es existirt eine zweite Eandidatenliste, welche wir wobl einfach als die Liste McloS bezeichnen könne», lieber diese Liste brauchen wir nickt viele Worte zu macken. Diejenigen, welche sie haben zu Stande bringen helfen, bilden eine kleine Schaar Solcher, die mit Allem unzufrieden sind »nd meinen, sie könnten eS viel besser machen. Wir wollen den Urheber» der Liste McloS oder, wie sie sür Uneingeweihte genannt wird, der „Liste unabhängiger Bürger" diesen Glauben nickt nehmen, doch eS wird sich zeigen, daß die geringe Gegenliebe, welcke dieser Zwitterpartei früher von der diesigen Bürger schaft entgegen gebracht wurde, auch jetzt sich nicht verstärkt hat. E« ist doch auch ein zu eigentlüimlichc« Rccept, »ach welchem bei Aufstellung der gekackte» Liste verfahren worden ist. Die Liste will es allen Parteien und Schattiriingen reckt machen, sie enthält bunt durch einander die Name» von Deutschsreisinnigen, Demokraten, Socialdcmokratcn, Nationalliberalrn, Eonservativcn und Parteilosen. Ob das ber rechte Weg ist, zu einem richtigen Wahlvorscklag zu ge langen, daS erscheint dock mehr als zweifelliatt. Die Erfahrung im Menschenleben ist gewöhnlich dvch die, daß Derjenige, welcher eS Allen reckt »lacken will, eS Niemand recht macht. Wenn die Liste der söge nannten unabhängigen Bürger als Lockmittel die Lvsuna. „mehr Sparsamkeit im städtischen Haushalt" ausstcllt, so wird man nur zu deutlich an daS Wort erinnert: „Mil Speck sängt man Mäuse". So können wir nach alledem allen treu zu der Fabne von Ordnung und Recht stehenden und für die ferner« gedeihliche Entwickelung unserer geliebten Stadt, die soeben einen bock bedeutsamen DcrgrößerungSproceß durchzumachc» bat. ei» tretenden Bürgern nur aus das Dringendste und Wärmste empfehlen, beute und morgen Mann sür Mann an den Wahlurnen zu erscheinen und ihren Willen dadurch zu bekunden, daß sie für diejenigen Eandidaten stimmen, von denen eS zweifellos ist, daß sie Männer der Ordnung, gute reichstreue und vaterlandsliebende Bürger sind. Tie große Rührigkeit namentlich im Lager der Socialdemo-. kratie >»uß allen Anhängern eine ernste Mahnung sein, auch ihrerseits die Wicht des Bürgers zu erfüllen und die kleine Mühe deS Ganges zum Wahllocal nicht zu scheuen. Geschickt daS, dann sind wir gewiß, daß die Socialdemokraten zu ihren früheren Niederlagen eine neue hinzuzusügcn haben werden. Leipzig, 8. December. * Reichskanzler v. Caprivi hat in der jüngsten Sitzung deS BiliidcSratbö einen sehr eingehenden Vortrag über die Ziele und Absichten seiner Eolonialpolitik gehalten. Da für die Sitzungen Amtsverschwiegenheit erklärt ist verlautet über de» Inhalt des Vortrages noch nicht- NävcreS, dock wird angenommen, daß der NeickSkanzler bei Bcrathung des Eolonia'.ctais anch im Reichstage daS Wort ergreifen und seine Eolonialpläne näher aussükren wird. * DaS soeben auSgegebcnc „Amtliche Verzeichniß" des Personals »nd der Studirenden deS „Orientalischen Seminars" in Berlin zeigt wieder eine größere Zahl von Aeiiternngen gegen das Vorjahr. In den Lehrkörper sind ne» eiiigetretc»: Hsüed Shcn, Lcctor deS Nord- und Süd El'iiicsischcii, Tsurutaro Senga, Lector de- Japanischen, Iw. Karl Foy, Lehrer des Türkischen und I7r. Rapb. Löwenfcld, Privatlcbrer deS Russischen. Als Privatlchrer deS Englischen kommt »och Hinz» vr. Lenzer. Die Zahl der für den Winter eingetragenen Hörer beläuft sich auf lOl; davon begannen ie U« >887 und >888 ihre Studien, 24 im Jahre l889, die übrigen 1890. Unter den Hörern sind 47 Studenten, in überwiegender Anzahl Juristen, ferner fünf Doctoren ver schiedener Facultatr», dann Amtsrichter, Referendare, Ingenieure, Assessoren, Oberlehrer und in größerer Anzahl Kauslcute. * Al« vor einiger Zeit über die Reich-tag «wah l in Solingen verhandelt wurde, wo die Ultramontane'n sich weigerten, einen keiner Partei angcbörigen rechtgläubigen katholischen Eandidaten zu unterstützen, und dadurch die Wahl eines Socialdemokratcn hcrbcifükrtcn, verkündigte Herr Windt Horst feierlich al« Grundsatz seiner Partei, einen Katholiken, der nicht dem Eentrum beitretc, könne sie nicht unterstützen. In Echlochau-Flatow bat daS Eentrum jetzt mit einem Feuereifer ohne Gleichen sür einen — Alt- katholiken gestimmt. Was sür duftige Wahlblüthru doch der Eartelhaß treibt! * * * * Im österreichischen Abgeordnetenhaus inter- pellirten Hevera uud Genossen dem Minister für LandeS- vertbeidigung Graf WclserSbeimb, wegen Mittbeiluna de« GrsaninitresiiltalcS der abgelegten Einjährig-Frciwilligen- Prüsuiig, sowie wegen ber Ursachen des an einzelnen Orten auffallend ungünstigen Resultats der Prüfungen und verlangen, daß die nicktteutfcke Bevölkerung durch die Erklärung beruhigt werde, das; die Ablegung der Prüfung unvollständige Kcnntniß der deutschen Sprache sür die Erlangung der OsficierScharge bei sonstiger Oualificativn nicht hinder lich sein soll. * Iin ungarischen Abgcordnctcnhausc erklärte der La»dcSvcrthc>digul>bS»iinifter betreffs der Wasscnsabrik, er habe auf das Verhällniß derselben zu den Firmeil Löwe <L Eo. und Grcenwood-Batlcy leinen Einfluß genommen, er habe nur einfach den ikm vorgcwiesciicn Vertrag zur Kenntnis; genommen. Die Firma Ludwig Löwe Eo. genieße übrigens ei» derartiges europäisches Renommö, daß sie unbedingten Glauben verdiene; er weise auch die Beschuldigung zurück, daß die Firma Greenwood-Ballep mit der Sleprer Fabrik, die sich loyal benommen habe, paklirte. * A»S Ebristiania, I. December, wird der „Allgemeinen Zeitung" gcschricbcn: Vor einigen Wochen hielt Björnstjerne BjSrnson in Kopenhagen einen Vortrag, in welchem er den Tönen zurles: sie Höllen den Krieg von I8«t4 »nd damit den Verlust des Herzog- Iliume Schleswig vernicide» können, wenn sie das Bismarck'sche Aiierbleten, Holstein »nd liauenliurg an Preuße» abzutrelen, an- gkiionmie» Höllen. Dieser Auslassung wegen ist Biörnson in der c!ia„vi»lsiischen Presse itopenhagena auss Heftigste angegrissen worden, iii-beioiidere wird geleugnet, daß Bic-marck, wie Björnion behauptete, kurz vor dem Kriege einen Verlranle» nach Nopenhagen sandte, der „Cchlec-wlg in der Tasche" hatte, ui» es gegen Holste!» nnd Lauen- burg einziltauschen. Anlößlich der dänischen Angriffe und der Aus- svrderung, de» Vic-marck ichen Vertrauten namhaft zu machen, hat Biörnsoii in hiesigen Blättern erklärt, daß Bismarck zu deni Schritte durch de» Schwager des Königs Christian IX., den inzwischen verstorbenen Baion Biixen-Finecke, veranlaßt worden sei, der den nichwisiciellen Vertreter PrrußcnS nach Kopenhagen gesiihrt habe. Letzterer sei jedoch in Folge einer halbolsiciellen Notiz deS da- malige» Organes des dänischen Ministeriums des Auswärtigen .Dagbladet", veranlaßt worden, unverrichteter Sache wieder nach Berlin ziiriickznkehrcn. AIS Viewähwmann für feine Behauptungen nennt Biörnson de» Iw. Sohlniann, der zu lener Zeit geheime diplomatische Dienste that und u. a. an den dänischen Bilndniß- verhaiiLlungen mit dem »öiiig Karl XV. von Schweden und Nor wegen in hervorragender Weite bclheiligt war Björnson entsinnt sich jedoch nicht mehr des Namens des BiSmarck'Ichen „Vertrauten". Wie nun die Björnson nahestehende „Bergen- Tidende" erfährt, soll Björnson sich schriftlich an den Fürsten Bismarck gewandt »nd diesen ersucht habe», ihm den Namen des „Mannes mit Schleswig in der Tasche" zu nennen. Biörnson ist als leichtfertig in seinen Behauptungen bekannt, in vorliegendem Falle dürften seine Behaup tungen auch nur ein geringes Körnchen TbatsächlicheS enthalten. Einen Agenten „mit Schleswig t» der Tasche" bat Bismarck gewiß nicht nach Kopenhagen geschickt. Daß Dänemark sich hätte Schleswig erhalten können, wenn eS sich nicht bei den Verhandlungen mit dem deutschen Bunde von vornherein aus» hohe Pferd gesetzt hätte, ist eine vieiverbreitele Ansicht, und wen» die Dänen glauben, daß Bismarck geneigt war, Schleswig Dänemarck zu betauen, wenn es Holstein und Lauenburg an Preuße» abgetreten hätte, bevor es z»m Nriegc und zum Bündnisse mit Oesterreich kam, so können sie sich ziiin Beweise dafür eben nur auf die Memoiren des Barons Blixen- Fincckc berufen, der darüber von Bismarck, wie kürzlich berichtet, eine ledensall» ganz unverbindliche Aeußeruna anzusühren vermochte. Man wird nun aöwarten müssen, ob Fürst BtSmarck dem Björnson'- ichen Ersuchen willsähr». * Die schriftliche Antwort Gladstone'S an die irische Deputation erklärt, er könne seine Absichten, sowie die Absichten seiner Erliegen bezüglich des HomeruleprojccteS nickt mittbcile», da e- sich ui» die Führerschaft der irischen Partei hantle. Sobald die Frage in einer Weste geregelt sei, welcke erlaube, seine alten Beziehungen zu ikr zu erneuern, wolle er, wie früher, in vertrauliche Verhandlungen über alle Einzelheiten des HomcrulcprojecteS, dessen Zustandekommen rr wünsche, treten-
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