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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-09
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1890
- Autor
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' r. Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. nnß rrvedttisn Iohannesgasse 8. Sprrchkvndrn -rr Urdaclion: Vormittags IO—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Dir tt« NllS»as« einarlaiidlrr Manulcrtrt» «acht SO tu Nedacticn a>»t »ertiadllO, Anns-me »er für »te nächftf,l,e«tze N»««cr destimmtra Inserate an Sochentagen »t» > U»r Nachmittags» «,e«»»-»ns Festtagen srühtt« '/,S Uhr. In -rn Filialen für Ins.-Ännahme: Ott« Stemm'S Lartim. tAlsrcs Haha), Universitätssttaße I, Lo»»tS Lasche, Salharinrnstr. 14 pari, und König-Platz 7, u»r bis '/,S Uhr. riWM.TlMblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschüftsvcrkehr. MbonnementSprei- vierteljäbrlick 4'/, Mk tncl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezog« Ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Taaeblatt-Format gesalzt' oliiie Postbcwrderung «0 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petttzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichatß. Tabellarischer u. Zisfernjatz nach hoherm Tarif. tleclamen unter demRedactionSstrich die 4geipalh Zeile 50Ps., vor den Faint l ie n n o chrr cht» a die kqespaltene Zeile 40 Ps. Inserat« sind stet- an die ttzrprvltio» zu send«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemi,i»>r»n>1o oder durch Post, Nachnahme. ^ 343. Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Am Neubau der Markthalle in Leipzig soll die Lieferung der für die BerkaufSstände für Fleisch ic. erforder lichen Marmor-Tischplatten vergeben werden. Die Bedingungen und daS Arbeitöverzeichniß können im Baubureau der Markthalle an der verlängerten Brüverstraße dierselbst eingcsehcn, bez. gegen Porto- und bestellgeldfreie Einsendung von 50 von dort bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Markthalle — Marmortiichplatten" bis zum 15. Teccmber cr. Bormittags 10 Uhr im Nath- bause allhicr, ll. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portofrei eiu- zureichen. Der Ratb bebakt sich die Auöwabl unter den Bewerbern und die Theilung der Lieferung, bez. die Ablehnung sämmt- kicher Angchote vor. Leipzig, den 5. Deccmber 1890. Der Rath der Ltadt Leipzig. I». 8790. vr. Georgi. Lindncr. Nutz- und Lrennholz-Aurtion. Mittwoch, dea 17. Decrmber «r., sollen von Vormittag« 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Äahlschlage in Abth. 25 ca. 7 Rmtr. Eichen - Nutzscheite, « 47 . - Brennscheite, » 9 « Rüstern- » » 2 - Ellern- » und » 2 » Linden- » sotvii Dienstag den 9. December 1890. 84. Jahrgang. Das I. Loo« einrichtunge« vergeben. Die nicht berücksichtigten Angebots hiermit entlassen. Bekanntmachung. der Ciseaarbette» für die Gtand- für Grünwaaren in der Markthalle ist Bewerber werden daher ihres I». eipzig, den 5. December 1890. «690 Der Rath der Stadt 1656. vr. Georgi. Leipzig. Lind indner. Zusammenkunft aus WolsSwinkel, am Floßgrabc 125 Haufen starkes, harte- Abranmreisig unter den öffentlich auSbängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver laust werden. auf dem Holzschlage im sogenannten bcn, oberhalb der Weißen Brücke. Leipzig, am 2. December 1890. DeS RathS Aorstdepntatio». DiebKahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) Ein goldener Klemmer mit seingliedriger galsener Kette (Masuummer 14 oder 18», vom.80. vor. bis 1. d. M.; 2) eine stlterne Cyli»der-Ne«»nt«tr-Uhr, ziemlich ne», mit Hollnand, Sekunde und anhängender viereckig geflochtener Haar- kette mit goldenen, ovalen MevittNvn, MN «K-N.-M.I—- —- ll 2 Stück silberne Leuchter, dreiarmig, vermuthlich „dl. v' gravirt, seit 27. v. M.; 4) et» Winterüberiicher von braunem, leicht gestreiftem Stoff, mit braunem Sammetkragen, Kettchenhenkel, einer Reihe Stcinnuß- knüpfe und hellgrauem rölh- und grangestreiften Futter, etu bunt- >mb ein arauseidrnkS Herrrnhnlstuch und eine alte silberne desecte LptnVcluhr, am 80. vor. M. 5> rin Wtnternberziehcr von olivgrünem glatten Stoff mit schwarzem Sammelkragen, schwarzen Steinnußknöpsen, mit verdeckter Batterie, braunem, roth- und weißcarrirtem Futter und Stosfhenkel mit der Bezeichnung: ,.8ouve»utd cke Oniection", am 1. d. M.: 6) ei» säst neues MaimS-Jacket von grauem großgewürfclien Lioff mit Stoffkragcn und einer Reihe Hornknöpfe, am 25. vor. M. 7) ein Packet mit 4 Joppen von dunkelbraunem Stoff und 8 mit Plüsch besetzten kindermantrln. am 3. d. M.: 8) ein gelbgestrichener Holzkoffer mit 2 eisernen Handhaben, darin ein branaestreister Kam»igarn-A»z»a. eine englische Leder- Hose, eine weiße rurnervosc. 8 Oberhemden, 2 »lauletnenr Hemden, 6 weihe und 14 bunte raschcntücher, div. Papicr- »äsche, rin TnrnergnrtrI, ein gelbbrauner Hut, ein Paar Stiefeletten, ein Paar Halbschnh, ein seidener Regenschirm, eine Lchreibtasche und eine Zeichnen-Mappe, eine silberne Uhrkette, ein Stiefelknecht mit den eingeschnittenen Buchstaben „6. L", sowie verschiedene andere Kleinigkeiten, am 3. d. M.; 91 16 Stück Messing-Mundstücke, von Springbrunnen her- rührend, ca. 40 cm und bezw. 20 cm lang und 2'/, und bezw. 1'/, cm stark, vom 25. November bis 3. d. M.; 10) »in ziemlich neues vandonio« (Zted-Harmantka) mit Nußbaumgriffbrttler», schwarzlederncn rothgefüttcrten Äriffriemen und Tasten niit Perlmutterknöpfen, in einem kleinen mit schwarzem Glanzsider überzogenen Holzkasten, am 30. v. M.; 11) ein Vallrn Leder, 23 Kilo schwer, mit dem Signum: ,.8cd. L II. U 111" und rin vallrn warn, 15 Silo schwer, mit Versammlung äes Lirrtl. LeLirks- vereins I^eip2ig-8ta(1t «I»» V. >S»t»O, 4et»«i»«t> ch vttr, im 8»»Iv «ler 1. Ullrgerovkule. Dageooräouu^: IVal.Isn. isEnvortrirg. licricbt Uber <Iie letrto ausseroräeollicbs Voranmwlcwg: cke» T-Lockesmeckicinirlcolletriuws. «ierbe- unct LrauIeeucLSseiuwxvIsbeuüsibeL. vr. Renrlel. Uuhhohverkauf von 1166 tm »orwiegend starker Sichen und Buchen. 17. Trcrmder in der „Rose" zu Eckarisberga (Bahnverbindung nach Frcyburg a/U.: 2,2l Rm., 6,44 Ab.1: 9'/« llhr. Revier Probsicig »Reviersörster Lehi»an»-Eckartsberga, Waldwärier Schulz. Stcinvach bei Bibra, Bahnstationen EckartSberga, Laucha). Disir. 96a: 1» starke Sichen. Listr. 96b: 11 do.. Disir. 101: 11 do. mit 80 5m, bis 14 w lang, 80 cm stark, 52 gesunde Aspeu (23 km), 70 geringere Eiche», 62 Buche», 7 Birken. 10'/, Uhr. Revier EckartSberga (Revierförster Lehman»), Distr. 85 und 90 (gegenüberliegend): 74 starke Eich« mit 170 km, bis 1« m lang, 70 cm stark, 4L starke Rothduchen mit 74 kW, bis 14 m lärm, 70 cm stark, 27 geringere Eich«, 50 Buche», 14 Birken, 8 Erlen und Aspen. 18. December im „IahnShauS" zu Freyburg a/U. (Bahnver bindung nach Lbf. Ziegelroda sLittt. IS. und 20./12.I: 1LH8 M., 4,02 Nm„ 8,43 Abo Ter Verkauf beginnt von 9'/,—IS'/» Uhr mit den starken Eichen iu nachstehender Folge der Reviere, daran schließt in derselben Folge das übrige Material: Revier Schlederode (Förster Hattung-Schleberod«): Distr. 53, 55. 58. 60a. 60b, 61, KS: 70 exttastarke Siche« mst 830 «m. bis 17 w lang, 123 am stark. Revier Podelift (Förster Küring-Pödrlist bei Naumburg a/E.) Disw. 33: 24 starke Stthe« mit 50 km. bis 16 w lang, 98 om stark. Distr. 39 : 46 starke Sichen mit 90 km, bi« 14 m laug, 89 cm stark,-?» geringere Sichen, 32 Buchen, LS Birken. ' Rkdier Wllsdors (Förster «et»hardr.Mil«dors bet Raum- bürg a,S.>. Distr. SS: ?v tbeil« starke Sich« mtt 53 km, dls 10 w ^Revier Gr. Jena (Waldivürter v. JagodynSkl^voblcho» bet Naumburg a/S ), Distr. 12c: 25 theilS starke Eichen, Distr. 15: 32 iheils starke Eichen mit 36 kW, bi- 10 in lang, 62 cm stark, 3« Birken. Besichtigung der Schläge, FuhrwerkSnachweiS re. vermitteln dir genannte» Forslbeamten, Ausmahregistcr Forslsecretair Hünicke zu Schloß Frcnburg. Tistricskundige Führer in Freyburg a/U.: K. Warlich, Schweigenbergsw., B. Helbig, Oberstr. 43. Zahlungsfrist: 12 Wochen. Bei Abnahme größerer Posten längere Stundung gegen 5 "/« Verzinsung. Abfuhrfrist: 3 Monate. Nächster Nuyhvlzvcrkaus (größere Loose Weißbuchen) Anfang Februar 1891. Frcyburg, a. u., den 7. December 1890. Der Königliche L»erförster rit-nn. vo» »ur ent- DaS und noch Be- dem Signum 1233", am 1. d. M. 12) KL .4l la einem Zwanzig- und Zehnmarkstück, div. Silber- »nd Nickelmünze, sowie einem nrueu mit Goldrand »ersehenen K-Markschein, vom 5. bis 6. d. M. Nachts; 13' eine silberne Eylinderuhr mit abgegriffenem Goldrand und Sekunde, einem Schildchen aus der Rückseite mit den eingravtrien Buchstaben ..dl V.", sowie mit anhängcnder starkgiiedriger Rickrl- keite mit Anhängseln (Stempel mit dem Namen 1I»rik-i Vowl, ein Schauaroschen und eine kleine Bärcnfigur von Nickel), am 6. d. M.; 14» ein fast neuer Winterüberzirher von dunkelblauem glatten Stoff, mit schwarzem Schooß- und Acrmelsutter, schwarzem Sammet- kragen, schwarzen Perlmutterknöpsen und Kettchenhcnkel, ein weiße- Ta,chcniuch. „IV. 8." gez., am 7. d. M.; 15) ein nener Winterüberzikher von braunem Diagonal mit Hellem, buntcarrirteiii Schooß- und gestreiftem Aermelsutter, schwarzen Steinnußknöpsen, mit verdeckter Batterie, schwarzem Sammcikragen und Stoffhenkel, am 7. d. M.; 16) ein fast neues schwarzes Klei» von dunklem geblümten Stoff mit dunklem Besä», am 6. d. M.; 17) ein fast neuer Winkeriderziehrr von hellbraunem rauhen Stoff mit Hellem, buntcarrirteiii Schooß- und dunkelroth gestreiftem Aermelsutter, graubraune» Steinnußknöpsen, braunem Sammet- kragen und Kcttchcnhenkel (in einer Taichc eine Abonnementsksrte des Barbiers Fricke hier), am 7. d. M.; 18> eine silberne Tlimen-Syliiiderilhr mit Goldrand und ge- riesler Rückseite mit Schildchen und anhängender 3strängiger, kkem- gliedriger Uhrkette mit 2 Quasten und italienischer Miiuz«; am 3. d. M.: 19) ein Jockel von bläulichem, carrirtem Kammgarnstoff mit schwarzem Clothsutier, dunklen Steinnußknövsen und Sloffhenkel, sowie eme Weste von demstib« Stoff, am 1. d. M.: 20) ein schwarzer Kammqarnanzng mit schwarzem Futter und schwarz«, überiponne»« Knüpf«, seit Mille Juli v. I.; 21) ein Kindkrschiedrtvagrn, -trädrig, säst neu, dunkelaelb bronzirt, mit schwarzem, rolbgestrriftem Fedcrgestell, am 5. d. M.; 22» eine runde silberne Flligran-Broche und eine goldene Broch« iu Schnietterlingsfvrni, innerhalb der letzt« 5 Wochen. Etwaige Wahriikbmuugen über de» Perblieb der gestohlen« Gegenständ« oder über den Thäler sind ungesäumt bet unserer Lriminal-Abtbeilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 8. Teceiiiber 1890 D«» P«1tret-A«t der Stadt Leipzig. Bretsihnrider. D. Die Urformen im Deutschen Reiche. Seit der Eröffnung des preußischen Landtages hat sich eine wahrhaft großartige Reformarbeit im Mittelpunci dcS Reiches entfaltet. Der Finanzministcr Miquel hat Gesetz entwürfe zur Reform der Einkommen-, Classen- und Gewerbe steuer und einen ErbschastSsteucrgesetzentwurf cinaebracht, Minister Herrfurth hat eine neue Landgemeindc-lOrdnnng und Minister v. Goßler hat ein BolkSschulgesetz vorgelegi. Alle diese Vorlagen sind bereits im Abgeordnetcnbause durck- beratben und Commissionen zur Prüfung überwiesen worden. Im Reichstage sind Novellen zum Patentgesev, zum Muster- schutzgcsetz »nd zuin Krankencaffengescy der ersten Bcrathung unterzogen worden, und die Commission für da» Arbeiter- sckutzgescy hat ihre Arbeiten soweit gefördert, daß binnen Kurzem die zweite Bcrathung im Reichstage begonnen werden kann. Außerdem ist eine Conferenz zur Bcrathung von Reformen im höheren Schulwesen zusamincngetreten, welche ihre Arbeiten unter der unmittelbaren Einwirkung nnd Theilnahme des Kaisers begonnen hat und eine veränderte Organisation des gcsammten höheren Unterrichts anstrcbt. Da zugleich eine andrrweite Regelung dcS Unterrichts in den Volksschulen in Angriff genommen worden ist, so umfaßt die Schulreform das gcsammte Schulwesen nnd schneidet deshalb tief ein in die Entwickelung der Heranwachsenden Generation und des ganzen Volke«. Alle diese Reformen baden ein gemeinsames Ziel: die Unterdrückung der socialdemokratischcn Bewegung ES soll dafür Sorge getragen werden» daß die berechtigten Klagen über ungerechte Steuerverthciluna Abhilfe finden, der längst in weiten Kreisen gehegte Wunsch nach Ab schluß der Vcrwaltungörcsorm in Preußen soll erfüllt werden, und durch da- BolkSschulgcsetz ist die Einführung de- unentgeltlichen VolkSschulunterrichtS und eine größere Sicherstellung der Lehrer bezweckt. DaS Arbeiterschutzgesetz soll die zur Zeit möglichen Reformen auf diesem Gebiete cin- sühren, nnd die Reform dcS Unterricht- hat die Heranbildung einer Generation zum Ziel, welche volle« Bcrstänbniß der An forderungen der Zeit besitzt und welche tüchtig ist, den Kamps um« Dasein in jeder Gestalt aufzuncbmrn. Sie soll gesund an Leib und Seele cintreten in den von ihr erwählten Lebens beruf, und Jeder soll an seiner Stelle Mitwirken zur Er reichung des gemeinsamen Ziele-, der Wohlfahrt dcS Staate- und Aller, die ihn bilden. So weit man auch die Blicke rückwärt- richtet, ist eine so umfassende Tbätigkcit ans allen Gebieten des staatlichen Leben« nicht dagewrsrn, r« ist eine Krastanstrengung, wie sie nur i»ög- lich ist in einem woblorganisirtrn und sehr leistnna«sähigen Staate Mag iminerkin die socialdcmokratischr Bewegung den Hauptansioß zu diesen Reformen gegeben habe», so drängte doch auch abgesehen davon eine innere Nothwendigkeir mit Macht aus den Weg, welcher jetzt betreten worden ist. Bisher batte man sich damit l>egnügt und leider Wohl auch de gnügen müssen, die Mittel für (die Erhaltung de« neu- gegründete» Deutschen Reiche« zu beschaffen und da« deutsche Volk bi« zu der erreichbaren Stufe der Wcbrbastig- keit zu bringen Die Erdaltung^de« Frieden- nabm die Kräfte vollständig m Anspruch, die «orge für die Sicherheit de« heimischen Herde- stand allen anderen Sorgen voran, und sie ist es hauptsächlich gewesen, welche andere nützliche und wü»schen«werthe Reformen vorläufig nicht anskommcn ließ. Dieses Ziel ist jetzt, so weit menschliche Voraussicht reicht, sicher ««stellt, und erst jetzt war die Möglichkeit geboten, alle verfÜgvare Kraft auf Reformen zu richten, deren weitere Hstlansschiebung nicht ohne Schaden für die Gesammtheil cr- trstse« werdrn konnte. Klsgro, welche eine Aenderung deS Bestehenden erstrebten, sind »iraufhörlich erhoben worden, aber sie blieben unbeachtet, weil die Sorge um Sicherung der staatlichen Existenz alle anderen Sorgen in den Hintergrund drängte, und eS wäre auch Wohl noch längere Zeit in dem alten Gleise sortgegangc», wen« nicht in dem jungen Kaiser eine Kraft erstanden wäre, welche mit Feuereifer an dir Abstellung der alten Schäden herangetreten wäre. Es ist sehr schwer zu sagen, welche von den in Angriff genommenen Reformen die nötbigste und wichtigste ist, daS Bcdürfniß darnach wird überall gleicherweise empsuiiden, aber eS will u»S scheinen, al« ob die Schulreform alle anderen Neuerungen an Bedentung und Wichtigkeit hinter sich ließe. ES war in der That ein gefährlicher Zustand, welcher sich aus dem Ge biete de« höheren Schulwesen« im Laufe der Jahre Hera»« gebildet hatte, die Schilderungen deS Kaiser- von den Gvm nasialvcrhältnisscn in Cassel passen gewiß auf eine große Hahl von andern Gynniasicn in Dculichland, und daß auch die Volksschulen sehr reformbedürftig sind, daS zeigen die Erfolge der socialdemokratischen Wühlereien. Bei Revo lutionen hat von jeher die Jugend eine hervorragende Rolle gespielt, die Studentenschaft stand stets an der exponirtesten Stell«, und wir finden diese Erfahrung auch bei der social demokratischen Bewegung bestätigt» denn die jugendlichen Mitglieder der Partei sind zugleich die übermütyigstcn und ^VaS die Reform de« Schulwesen- vor allen voran- gegangrnen Reformen auf diesem Gebiet auSzcichnet, ist di« durchs«« liberale Grundlage derselben. Der Blick der Schüler soll nicht beschränkt und eingeengt, sondern im Graenthtil erweitert, auf da- Ganze gerichtet und den Anforderungen der Zeit gemäß frei gemacht werden. Nur wen» die Jugend bei ihrer Vorbildung schon in dis wahre Natur der Dinge eingeweiht wird, kann sie Wf der Schule die Stuf« der Entwickelung erlangen, welche PW spätere» Leben tüchtig macht. Di« von frei- Kette »»«gesprochene Befürchtung, daß die heran wÄhskktze Ing nid /dadurch ihrer «ufaade, frei Parteiintereffen «nd einseitigen Localanschauungrn, Bildung eine« selbstständigen Urtheil« zu kommen, fremdet werden könnte, ist gänzlich unberechtigt, politische Element gehört freilich nicht in die Schule wird auch dort niemals eine Stätte finden, aber was gefährlicher ist als die Anleitung zur einseitigen »rtbcilung politischer Verhältnisse, das ist die Borent- baltung derjenigen Bildung-mittel, welche die unpar teiische Beurtkeilung der bestehenden Verhältnisse möglich macht. In dieser Beziehung ist in der Beraangcnhcit viel gefehlt worden, »nd dadurch haben ungesunde Partei- bildungcn einen ihnen nicht gebührenden Vorschub er halte». Die Opposition acht immer nur an- der Un zufriedenheit mit dem Bestehenden hervor, und, was sie hauptsächlich kennzeichnet, ist eine falsche oder schiefe Bcnrlbciluiig de- Bestehenden. Wenn die staatlichen Ein richtungen gesund und zweckmäßig sind, dann ist keine Ver anlassung zur Opposition vorhanden und die Aufrichtung eine« solchen Zustandes ist der Zweck der in der Entwickelung begriffene» lltcsormen. DaS Heranwachsende Geschlecht soll in dem Sinne für seinen zukünftigen Beruf erzogen werden, daß eS keine» Grund zur Unzufriedenheit hat. Wenn wir das erreichen, ist das Ideal gesunden. So weit gehen unsere Hoffnungen nicht. * Leipzig, 9. December. * Die Wiener „PolitischeCorrcsponden," erhält auS Berlin den folgenden, anscheinend an- officiöser Feder geflossenen Bericht zur Lage: In der auswärtigen Politik herrscht augenblicklich die größte Ruhe und Sicherheit »nd glücklicherweise braucht dieser Zustand nicht al» „Stille vor dem Gcwiltcr" bezeichnet zu werden. Alle Anzeichen sprechen dasiir, daß siir absehbare Zeit an einen gewaltsamen Ui» slurz der politischen Lag« nicht zu denken ist. Wenn dies im All gemeinen dem Umstand zugeschrieben werden darf, daß eine jede Macht seit Jahren mit noch nicht dagewesener Enerjsie und Sorgsalt bemüht ist, ihre Stellung durch Vergrößerung und Kräftigung ihrer Armeen zu sichern, so dars doch der Dreibund das Verdienst beanspruchen, durch ruhige, zielbewußte Halinng zur Schaffung und Ausrechierhaltung eines sicher« FriedenSzusiandes weicnllich bei- getragen zu baden. Vergeblich ist seitens gewisser panslawislischer und chauvinistischer Hetzorgane der Versuch gemacht worden, daS allgemein herrschende Gesüki der Ruhe zu stören, kein vernünftiger Mensch, geschweige den» die leitend« Staatsmänner irgend eines Landes, haben den thöricht« Gerüchten über deutsche Annexions- aelüste in Bezug aus Holland und Luxemburg ernste Beachtung, ge schweige denn Glauben geichenkt, und die Zeitungsstimiuen, die sich in dieser Beziehung am lautesten erhoben haben, sind ohne Echo verhallt; inan hat sie nicht einmal einer ernsten Widerlegung für würdig erachtet. In Deutschland namentlich concentrirt sich seit Monaten die Aufmerksamkeit in erster Linie aus die inneren Angelegen betten, womit jedoch durchaus nicht gesagt sein soll, daß die Frage der Beziehungen zum Auslande irgendwie vernachlässigt wurde. Man braucht nur eine beliebige große deutsche Zeitung zu öffnen und einen flüchtigen Vergleich darüber anzusiellen, welcher Raum heute der Frage der auswärtigen und welcher der der inneren Politik gewidmet wird, ui» sich davon zu überzeugen, daß Vorlagen über die Steuern, da» Unterrichts- und Gemeinvewescn die Aus merksamkeit der Bevölkerung in diesem Augenblick in erster Linie in Anspruch nehmen. Tie Politik wird dadurch sozusagen weniger „amüsant", aber sicherlich nicht unersprießlicher als zuvor. Alle Elasten der Bevölkerung werden es aber gewiß nur »lit Freude wahrnebm«, das fruchtbringende Reformen, die nur in den Zeiten des Frieden« durckigesährt werden können, nun in» Auge gesoßt und in Angriff genommen werden. Auch die Nachrichten au» dem stet« bewegten Orient lauten friedlich und beruhigend. So ist unter Anderem mit Sicherheit auzunehm«, daß die sogenannte Patttarchatssrage zu weiteren Störungen keine Veranlassung bitten wird. Die Pforte scheint entschlossen, über die bisherig« Eomeisionen nicht binauszuqeben; indessen wird, den neuest« Nachrichten zufolge, eine baldige Er ledigung der «ugelegenhett erwartet werd« können, da die Freunde und Förderer de« Patriarchat-, welche dasselbe in dem Widerstande skg« die Psort« ermuthigt haben, ihre Kräfte augenscheinlich voll- ländig abgenutzt haben. * Nach der „Post" ist Superintendent Kritzinger in Storkow an Stelle de« zum Geheimen Obcr-RcgicrungS- und Vortragenden Ratb im CultuSministerium ernannten HosprrdigerS Eonsistorialratb Bayer zum Hos- und 4. Donipredigcr ernannt worden. Superintendent Kritzinger hielt bereit« am vorigen Sonntag in der FricdenSkirche zu Potsdam vor den kaiserlichen Majestäten seine Probcprctigt. — Was die übrigen zur Erledigung gelangenden Dom- -rcdiger-Stellen betrifft, so sind alle dis jetzt in der Presse genannten Namen nurBcrmutbungen. Bon Sr.Majestät ind darüber Entscheidungen noch nicht getroffen worden. * Der Präsident der Verwaltung dcS Reichsinvaliden» ondS I>r. Otto Michaelis ist bedenklich erkrankt, so daß man an seinem Auskommen zweifelt, vr. Otto Michaelis, welcher unter der Verwaltung des StaalSministerS I>r. Del brück eine bervorragcnde Stellniig in der handelspolitischen Abtbcilung dcS damaligen „RcichskanzleramtS" einnabm, ist auS der Journalistik in dieRcichSbeamtcn-Laufbahn Lbcr- gegangen. * «eitdem die ungarische Regierung die Gebühr für die Namensänderungen aus 50 Kreuzer herabgesetzt bat, baben im Durchschnitt alljährlich etwa 6—700 Personen, meist deutsche» und israelitischen, scbr selten aber slawische» oder rumänische» Ursprung«, ihre Namen mit einem magyari schen Familiennamen vertauscht. Dieser NamenSwcchsel, von der Regierung begünstigt, dauert auch heute »och fort; fast jede Woche veröffentlicht das Pcstcr Amtsblatt eine Liste der Familien und Einzelpersonen, die mit einem neuen magyarische» Namen besser vorwärts zu konimen meinen. Diese NamenSändc- rnngen genügen aber den Magyaren noch nicht. In ver schiedenen magyarischen Blättern, sowohl in denen der Haupt stadt als auch in denen der größeren Provinzialstädtc, wird von Zeit zu Zeit zu umfangreicher, massenbastcr Namens- inagyarisirung aufgcsvrdert. Diese Aufforderung wird be sonders an die 700 000 Israeliten deS Lande«, aber auch an die G/« Millionen Deutschen im eigentlichen Ungarn, von denen man noch zuerst eine Preisgabe deS deutschen Name»- erwartet, gerichtet; aber der Erfolg ist und bleibt gering. Jetzt wird der Vorschlag erörtert, in jeder Stadt und in jedem nichtmagyarischen Comitate eine MagyarisiruiigSgcsell- schaft zu gründen, um die breiten Mafien des deutschen, flvwakischen nnd rumänischen Volkes für die Namensänderung zu gewinnen. Wahrscheinlich wird aber auch dieser Plan wegen allzu großer Schwierigkeiten nicht zur Ausführung kommen. * Wie au« St. Petersburg gemeldet wird, treten die Gerüchte, wonach die Stellung de« Finanzministers Herrn WifchnegradSky ernstlich erschüttert sein soll, seit einigen Tagen mit größerer Evnsistenz auf. * Wie der „Kreuz Zeitung" au« Belgrad berichtet wird, hat sich in der letzten Zeit ein freundlichere« Verhältnis zwischen de» Radikalen und der Fortschrittspartei, bezw. Herrn Garaschanin herauSgebildct. Dasselbe ist jedoch nur äußerlicher Natur und ist keineswegs so auszufassc», als ob eine Verbindung zwischen den beiden Parteien angebahnt sei. E« ergab sich »ur in sofern eine naturgemäße llcber- einstimmung, als „Graschdanin" stets für gute Beziehungen zwischen Serbien und Oesterreich Ungarn cintrat, cr also Allem, waS geschehen ist, um diese Beziehungen zu verbessern, beipflichten konnte. Ob ans die Pflege dieser Beziehungen Verlaß sei, wird sich erst zeigen müssen. Ist der raticalcn Partei und der Regierung darum zu tbun, gute Nachbarschaft mit Oesterreich Ungarn zu batten, was ja keineswegs ans- schließt, daß man sich auch Rußland gegenüber, wie die- in der Adresse geschehen, freundlich erweise, so wird vor Allem danach gestrebt werden müssen, jene Strömungen zu bc- berrscycn, die eS unablässig auf Anfeindungen L/csterrcich- Uiigarnö abgesehen haben und in einem Tbcilc der Presfe zum Ausdruck komme». Auch wird man Kundgebungen vcr hüten müssen, die in Wien unangenehm berühren können, und solcher bat es in letzter Zeit manche gegeben. * Der Cardinal Lavigerie richtete an den „UniverS" einen Protest gegen die Veröffentlichung seines seiner Zeit dem Grasen Chambvrd übersandten vertraulichen Schreibens' worin er diesen bittet, an seinem Thronrcchte fcstznhaltcn. Der Brief sei zu einer Zeit geschrieben, wo Frankreich sich über eine definitive RegierungSform noch nicht ausgesprochen gehabt habe. (Wiederholt.) * Der vatikanische Correspcndent der „Politischen Corrcspondcnz" meldet a»S Rom, 3. December: I» den letzle» Tagen sind zwei weitere irländiiche Kirchenfürsten, der Erzbnchos Primas von Armagh und der Bischof von Terry, in Rom an ge kommen, um mit dein Eardinal-Präsectcn der Propaganda zu coiiscriren und vom h. Sluhle Unterweisungen bezüglich ihres Verhallens angesichts der religiösen, politischen und socialen Lage Irland» zu «mpsangen. Man hat hier mit lebhaftem Jnicresse die Eulwickelung der Affairc Parucil verfolgt. Die kirchlichen kreise, welche in dieser Beziehung mit der Majorität der irländischen Katholiken vollkommen übereinslimmen, sind der Ansicht, daß Herr Parnell nach dem unliebsamen Aussehen seines letzten Proeesscs die Führerschaft der Nationalpartei schwer betbedalten kann. Tie Per sönlichkeit des Herrn Parnell hat überdies niemals in Rom lebhafte Sympathien hervorgerusen, wo man mit Erstaunen dos Erbe des großen und frommen L'Eonnet in die Hände eines Protestanten fallen sah. klebrigen» sind seine Handtunge» und sein vertrauter Verkehr mit de» Führern der Fenier hcer immer verdächtig er schienen. Es ist bekannt, daß der Battcan im Jahre 1883 nicht zögerte, direct gegen Herrn Parnell auszutreten. Nachdem die I'r-papMci» damals erfahren hatte, daß mehrere Priester, selbst Bischöie den Gläubigen die Sammlungen empfahlen, die damals für den „i'nrueU tcutiwuuinl l'uml ' «ingeleitet wurden — es bandelte sich darum, Herrn Parnell die Rente eines Lapitals von zivei Millionen zu iichern —, richtete die Propaganda ein Eircular an die Viichüit, welches Las Verbot siir die Pfarrer enthielt, sich an den fraglichen Sammlungen zu bttheiligcn. In diesem Circular kommt auch eine dlrecte Anspielung aus die Beziehungen des Herrn Parnell zu der revvluiionaircn Partei vor. Ter ^kaudal des jüngsten Processi», welcher die Jminoralilät seine» Privatlebens enthüllte, sühne den letzle» Schlag gegen diese im Vatican stets mit Argwohn beobachtete Persönlichkeit. Man würde sie daher auch ohne Miß- vergnügen von der Führerschaft der Naiionalparitt scheiden jeden, und man ist überzeugt, daß die Sache Irlands dadurch iu moralischer Beziehung kein« Schaden erleide» wird. Was die politischen Folgen andelangt, so werden wir dieselben in naher Zukunft wohl rennen lernen, es kan» jedoch kein Zweifel darüber obwalten, daß dieses Ereignis, den Triumph des lioiucrul,' verzögern wird. * DaS königliche Amnestie Dccrct hat in Italien überall den besten Eindruck gemacht und ist mit großer Gc- nugthuung von der Presse begrüßt worden. In der Be»
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