Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-11
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
jeiut tLglich »h 6'/, Uhr. Kr-sclioll »nt Lrpktitiio Johanne-gafse «. Aprrchstll»-«, -er Leüactum: vormittag« 10—12 Uhr. RachmiUag« 5-» Uhr. glr tie»»«,.»« ro-eiao»«-! «o»»«cr1»t, »«ch« »ch d» «evätkl»» al,»« ^r»m»lich. »««»«, d«, f»r dt« ,i»*iol,n,»« P«»«r, deftimmten Inserate an «ache»ta,en dt« » Uhr «achmttraqr. a«L,n»-uii» Arfttagen srähht«'/,» Uhr. 3« den Filialen fiir 3ns.-Äonahme: Ltto Ule«» « «artt«. («lsrcd Hahn)» Uutversttätrstraß« 1. Saat« Lösche. Ratharlrrerrstr. 14 pari, und köniasplatz 7. nur bl«'/.» Uhr. eimiMr.TllMblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr Slbom»eme«t-preiO vierteljährlich 4»/, Mk. tucl. Bnngerlohn 5 Mk., durch dt« bezöge« 8 Mk. Jede einzeln« Nummer Lg Belegerrmplar 10 Ps. Gebühren für »ztrabeil aa«, lia Tageblatt-Format gesaEti ahne Postbesörderuug 80 Mk. «it Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. ,s Preis, " AmMche Bekanntmachungen. Lekamümachung. Nach S. 4 des nachstehend abgedruckten Regulativ« der FriedrnSstiftung find die Unterstützungen au« dieser Stiftung am Tage de« Friedensschlusses, sonach am 2. März, zu vrr- theilen und fordern wir daher Diejenigen, welche um solche Unterstützungen nachsucheu wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche bi« zum 31. Januar 1891 mit den nöthigen Bescheinigungen bei un« rinzureichen. Spatere Anmeldungen würden für diesmal unberücksichtigt bleiben müssen. Im Uebrigen verweisen wir auf unsere nachstehend wieder abgedrucktr Bekanntmachung vom 21. Juni 1875. Leipzig, am 6. Deccmber 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Lamprecht. Lekanntmachuug. Nachdem wir die Bestimmungen des Regulativs für die FriedenSstiftung der Stadt Leipzig in einigen Puncten unter Zustimmung der Stadtverordneten abgeändrrt haben, bringen wir das abgeänderte Regulativ nachsteheud zur allgemeinen Lruntniß. tz. 1. Der Zinsfuß de« StiftungScapital« von 80,000 wird auf 5 Procent jährlich festgesetzt. Die Zinsen laufen vom 1. Uanuar 1871 an. tz 2. Die Zinsen werden verwendet zur Unterstützung solcher in Leipzig wohnhafter Invaliden und Angehörigen von Gefallenen oder verstorbener Invaliden auS dem Kriege 1870/71, die einer Hilfe dringend bedürfen. tz. 3. Ueber die Gewährung der Unterstützung beschließt eine aus je 3 Mitgliedern de« Rath« und der Stadt verordneten zu bildende Deputation. tz. 4. Die Bertheilung der " ' mäßig alljährlich am Tage de« nahm-weise können Unterstützungen auch < nach dem Ermessen der Deputation gewährt werden. tz. 5. Ueber Einnahmen und Ausgaben wird der Rath alljährlich Rechnung ablegen. tz. «. Abänderungen de« Regulativ« bleiben dem überein stimmenden Beschlüsse de» Rath« und der Stadtverordneten Vorbehalten. Leipzig, am 21. Juni 1875. Der Rath her Stadt Leipzig. — vr. Koch G. Mcchler. Lekanntmachunz. Dir Einlösung der am 31. diese» Monat» fällige» ZinScouponS und Scheine der Leipziger Gtadtanleiheu erfolgt bereit« vom LS. diese» Monat» ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von S Uhr vor mittag« bl» 1 Uhr Mittag«. Leipzig, am 9. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Schulz«. Sekanntmachung. Wir bringen hiermit die betreff« der Benutzung der öffentlichen Eisbahnen am Schleußiger Wege und am Frank furter Tkore gellenden Bestimmungen zur öffentlichen Kenntniß: 1) Die Bahnen sind errichtet für Kinder unbemittelter Eltern und dürfen nur von Kindern im schulpflichtigen Alter benutzt werden. 2) Erwachsenen ist da» Betreten derselben nur zu dem Zwecke gestattet, ihren Kindern da« Schlittschuhlaufen zu lehren. 3) Die Bahnen dürfen nur zur Tageszeit benutzt werden, mit einbrechender Dunkelheit sind dieselben auf das vom Aufseher gegebene Zeichen sofort von allen Schlitd sibubfahrern zu verlassen. 4) Für die Bahn am Schleußiger Weg ist der Fischer meister Herr Mei-ner und für dieienige am Frank furter Thore der Brunnenbauer Herr Schröder mit der Aufsichtsführung beauftragt worden. Den An ordnungen derselben ist unweigerlich Folge zu leisten. Leipzig, den 8. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 6627. vr. Georgi. Krumbiegel. Nntzhohauction. Freitag, den 12. Decemider er., sollen von Vor mittag- 9 Uhr an die auf dem Kahlschlage in Abtb. 25 des Conae»itzer Revier» aufbereitcten Nutzhölzer, als ca.110Eichen — --- — 5 Hambuchen- 7 Ahorn- * 28—35 22—33 « K « « » 4—5^ 4 -9 O « « 82 Eschen- - 19—34 B B O 4^—10 B « 133 Rüster- 22—53 B B . 3 —13,5 W » 30 Eller- » 18—35 - B - 4 —10 « - 6 Liaden- - 38—49 - O - 5,5— 9 B B 1 Apfelbaum- - 29 - B - 4 O « ! vg Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer,». Zistern satz »ach höher« Larij Urclamru unter demRedaetionSstrtch dt« ZeileöOPs, vor den Familien na chrt die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet« an di« Ertzedttt«« z» senden. — Rabatt wird nicht gegeb««.- Zahluug prnoomneraväo oder durch Post» Nachnahme. tea Donnerstag den 11. December 1890. 84. Jahrgang. sowi» ca. 100 Stück Eschen - Schirrhölzer und - 22 - Rüster- - unter den im Termine öffentlich auShängrnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Ort und Stelle verkauft werden. Zusammenkunft auf dem Schlage im sogenannten Wolfs Winkel am Floßgraben, oberhalb der weißen Brückt. Leipzig, am 2. December 1890. De» Roth» Forstdepvtatto«. Gewölbe-Vermiethuna. - Nr.27 an zum —ee«ver «»»» anderweit zu vrrintethen. Mieidaesuche werden auf dem Ralhbause, 1. Etage, Zimmer N». 8, entgegeogenommen, wo über die Ver >irtbung«b«dm-u-atn und auch sonst AuSkuuft enhrilt wird. Leipzig, am 6. December 1890. . Der Roth d«r Stadt L - ^ fl». 8941. vr. Georgi. cumbiegrl. Bekanntmachung. ... Bei der am 8. und 9. dieses Monats stattgefundeoen Stadtverordneten-Ersatzwahl sind LL VId gttttg Stimmzettel abgegeben worden, wovon die nachgenannteu Herren die beigesetzte höchste Stimmenzahl erhalten haden. Au» der Elaffe der ansässigen Bürger, I. als Stadtverordnete. .... 1) Nr. 13048 der Wahlliste Schmidt, ElemenS Theodor, Oberjustizrath und Oberamtsrichter 9144 Stimmen Schill, Otto, vr. iur., Rechtsanwalt und Iustirratb 9140 - :. der Wahlliste Müller, Julius Emil Otto, Fabrikbesitzer . . . 7342 - Pfeiffer, Friedrich Otto Hermann, Kürschnerobcrmeister . . . 7337 - -Irnecke, Carl Christian Bruno, Bäckeroberincister ..... 7338 - - Zimmermann, Atbin Friedrich Jacob Wilhelm, Gärtnercibcsitzer 7320 - « Simon, Carl Franz Otto, Kaufmann ?3l8 ' - Engel, Friedrich August, Glasermeister 7315 » - Hinze, Hugo, Vr. meä. und prakt. Arzt : . . 7296 « - Kummig, Carl Friedrich, Steiusrtzobermcistcr ....... 7265 « » Jäh ne, Loui« Reinhard, Kanzleirath und Obersecretair am Reichsgericht 6353 » « Rudolph, Iuliu« Wilhelm, Privatmann 6335 - « Herzog, Earl Emil, Maschinenfabrikant 6314 » H. Al» Reserveneänner au» derselben Elasse. Wahlliste Mühlig, Richard Hermann, Schloffcrmcister und OrtSrichter , 7335 Stimmen Enke, Ernst Otto, Maurermeister ?b30 - Parade, Friedrich Wilhelm Erdmaun. Privatmann ..... 7312 - R. Au» der Elaffe der uaausässlgen Bürger, I. al» Stadtverordnete Nr. 6855 der Wahlliste Harich, Ernst Gustav. Rechtsanwalt 9123 Stimmen Richter, Immanuel Richard, vr. xtril., Professor und Rector deü Königl. Gymnasium« 9097 » Konrad, Johann Paul, Schänkwirth 8887 - Hecker, Johanne« Theodor, Kaufmann 7332 - John, Johann Heinrich Friedrich Wilbelm^ Richard, Kaufmann 7327 « Reppenhaarn, Heinrich Johann Julius, Sattlerobermeister . . 7321 » Martin, Ernst August, Drcchslermeister 73lK » Sommerlattr, Franz Loui-, Buchdruckereioberfactor .... 730» - Halle, Heinrich Emil Ähcodor, General-Agent u. Lotterie-Collecteur 7291 » Lindner, Richard Emil, Bankdirector 7293 » Brüning», Carl Christian, techn. Dirrctor der BereinSbrauerei 7266 » Neider, Carl Hermann Robert, Buchhalter 7158 « Kirchhofs, Julius August Robert, Lehrer 4562 » H Al» Reserv««änurr «,«» derselben 6»lasse. 1) Nr. 12686 der Wahlliste Schaaf, Friedrich Hermann, Cigarren-Fabrikant . . : . . . 7458 Stimmen. 2> - 8402 - - Keller, Wilhelm Mar, Kaufmann 7337 - 3) - 13102 - - Schmidt, Alwin, Saladin, Procurist 7334 - Diese Herren sind daher nach ß. 59 der Revidirten Städte-Ordnung vom 24. April 1873, in Verbindung mit dem unterm 2. November 1887 erlassenen und unterm 2. Mai 1888 durch da« Königliche Ministerium de- Innern bestätigten Nachtrage zu unserem Ortßstatute, als Stadtverordnete, bezw. Reservemänner gewählt worden. Leipzig, am 10. December 1890. Der Rath -er Stadt Leipzig. Karpfenteich wie Richter ist bei uns nicht am Platze. Auch ' ' " " Hhä ' bei uns in Deutschland hat die Freiheit und Unabhängig dcS Unheils über öffentliche Zustände und seine Geltend machung ihren Werth, aber wir lieben da- Maß in der Form und geben ihm den Vorzug vor dem Skandal, der 2329 160 de« 1. Nachtr. 2001 der Wahlliste 29 - 3111 . . 2590 - « 454 » » 1024 - 1438 - 1108 . . 2259 1001 1792 der 465 1964 6855 der Wahlliste 12138 - 8903 « . 7032 . 8144 - - 12060 > . 10239 - 18974 - 6747 - 9875 . . 4389 « 11028 . . 8520 . . denn der Verständige sieht sehr bald ein. daß er damit nicht weit kommt und nur seinen Gegnern Waffen gegen ibn liefert. Die Naturen sind nicht gleich, der Eine ist empfindlicher und nervöser als der Andere, aber dessen waren wir unS von Anfang an klar, daß Richter durch den Rück tritt de« Fürsten Bismarck kein Anderer werden würde. Er kann seine Natur als Kampfhahn nicht verleugnen und äußert sie Miquel und Caprivi gegenüber so, wie er sie Zi-marck gegenüber geäußert hat. Glücklicher Weise ist Richter eine Ausnahme von der Regel, im Allgemeinen he gt sich der deutsche Volksvertreter in den Grenzen, welche u politischen Verkehr gezogen sind. Je mehr die AuS- nahme-Natur Richter'« erkannt wird, desto weniger Schaden kann er anrichlcn, das ist der einzige Trost, der seinen Aus schreitungen gegenüber bleibt. — » IL 104. vr. Georgi. auß. Vom Ausschuß de« FlußregulirungS-Verbande« m Gohli« » ist auf die Zeit bi« 20. November 1892 und ?err Oberbürgermeister vr. Georgi in Leipzig al- Vorstand Herr Gutsbesitzer Karl August Otto Schuriedt in Leutzsch al- dessen Stellvertreter gewählt worden. Leipzig, den 8. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 7025. vr. Tröndliu. Müller. Erledigt hat sich llnser« Bekanntmachung vom 25. September diese« Jahre», die ledige Minna Marte Magdalen« Mose» betreffend, durch deren Ermittelung. Leipzig, den 4. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. <Aru>en-A«»t.) X. «. rv» 2342/90 Hentschel. Hr. DaS Ersuchen um AusenthaltSermittel«ng de» Sattlers und Tapezierer« Julius Kütz« von hier hat sich erledigt. Rudolstadt, de« 4. December 1890. Ktrftl. Amtsgericht. Sommer. Die Ludgetberalhung im Reichstage. Es ist seit langer Zeit Herkommen, daß der Abgeordnete Richter al« der Hauptkritiker unserer Finaozverhältnisse im Reiche wie in Preußen auftritt. Wir halten da« ,m Interesse einer unbefangenen Beurtheiluog der Sachlage für einen großen Uedelstand, weil der Abgeordnete Richter berechtigte Bedenken in einer Form vorbringt, welch« auf anderer Seite Unlust erzeugt, darauf näher einzuaehen. Wir haben niemals mit unserer Auffassung zurückgehalten, daß wir die einseitige Bevorzugung der Landwirthschafl in der Steuerpolitik für unrichtig erachten, und haben deshalb da« Fiaanzprogramm Miquel'S, welche« eine gerechtere Steuervrrtheilung ^um Ziele weit eher und leichter zu Stande kommen. So ist man ge wöhnt, dir Richter'sche Kritik al« tendenziös zurückruwrisen, und da- ist ein Hiadcrniß für die unabweisbaren Reformen auf dem finanziellen Gebiet. Der Abgeordnete Richter findet, daß sich die auswärtige Politik gebessert, daß die Reibereien mit den Grenz- staatea aufaebört haben, und daß die auswärtige Polilik letzt langwellig geworden sei. DaS klingt so, al« ob die Schuld an Zwistigkeiten mit den Grenzstaaten auf unserer Seite ge legen habc Wenn damit die Streitigkeiten mit Frankreich gemeint sind, dann ist r« unbegreiflich, wie Herr Ricbter der deutschen Regierung darau« einen Borwurf machen kann, aßvoll die hat ihn aber in einer für beide Theile durchaus zufriedenstellenden Weise beigelrgt. Der Reichskanzler hat den Redner darauf aufmerksam gemacht, daß feine Arußerungen nicht geeignet seien, Berbaodlungrn mit fremden Staaten zufördern. Es ist da» eine Mahnung, die schon wiederholt an den Abgeordneten Richter ergangen ist, daß er nicht vergessen möge, wa» er seiner Eigenschaft al- deutscher TtaatSbüraer schuldig sei. Rücksichtslose Kritik an allen Regierung-Handlungen zu üben, ist j» so außerordentlich leicht, schwerer »st «S, zu rechter Zeit zu schweigen und wiederum ven rechten «ugenviia zum Aus spruch eine- berechtigten Tadels zu benutzen, da« Schlimmste aber ist, wenn ein Volksvertreter e« als seine erste Pflicht betrachtet, radezu thöricht muß e« genannt Neigung zu abfälliger Kritik der RegicrungShandlungen so weit geht, daß sie nicht einmal vor vollendeten Thatsachen Halt macht. Welchen Zweck soll cS haben, jetzt noch die cr »sä, ior»l» rin ovuvvPLäLPiPä rv »»«v trachtet, sich zum Anwalt der Unzufriedenen aller Art zu achen ohne icde Rücksicht auf die Gesammtwohlfahrt. Geradezu thöricht muß e« genannt werden, wenn die lächerlich, die Sache so darzustellrn, als ob sicht vorhanden, eS noch vor der Einführung außer Kraft zu setzen? Während der Berathung de« Gesetze« ist dir Frage des Staatsschutzes für die Arbeiter sebr eingehend erwogen worden, die Mehrheit de» Reichstage- ist aber der Meinung gewesen, daß die Hilfe für die invaliden Arbeiter wichtiger sn, als die Ausrechthaltung dcS PrinccpS, welches die Staatshilfe verbietet. Herr Richter hat dadurch nur Bebel Veranlassung ge geben, das Invaliditats-VcrsicheruugSgesetz für den ersten Schritt zu erklären,welcher dieSocialdemokratteibren Zielennaher bringt. Diejenigen, welche dem Gesetz ihre Zustimmung rrtheilt haben, sind nicht dieser Meinung, sie glauben vielmehr, daß durch die Erfüllung berechtigter Wünsche die Unzufriedenheit in ede g, daß Richter die Sache der Socialdcmokraten führt, denn Bebel hat sich sowohl die Kritik der Finanzlage, welche Richter geübt hat, angceignet als die Bemängelung der Ausgaben für Militairzweclc und für die Marine. Es ist eine Verdrehung der Thatsachen, wenn Richter die Verminderung der Kriegsgefahr erst von dem Wechsel in der Person de« Reichskanzlers datirt; in dieser Beziehung Fürst Bismarck seinem Nachfolger den Weg Leipzig, 11. December. * An die Veröffentlichung der kaiserlichen Verordnung über die Inkraftsetzung dcS Invalidität«- und AlterSversichcriingSgesetzeS »st in der Presse eine Erörterung darüber geknüpft worden, wie sich die im Gesetz vorgesehene Rechnung nach Veitraaswochcn im Hinblick darauf gestalten werde, daß die Versicherung nicht mit dem Anfang einer Kalenderwoche, sondern ani 1. Januar l89l, einem Donnerstage, beginnt. E« wird befürwortet, man möge bestimmen, daß die erste Beitragswoche vom Donnerstag, den 1. Januar 189l, bi« zum 4. Januar t89l zu rechnen srij ebenso werde eS sich empfeblen,- festzuseyen, daß auch späterhin in jedem Einzelsalle die Ver glicht mit dem Anfänge derjenigen Woche beginne, in deren Verlauf der Versicherte da- versicherung-fähig machende Alter von t8 Jahren erreicht. Einer besonderen Bestimmung dieser Art bedarf e- indessen nicht, denn da- Gesetz kennt eine Beitragserhebung nur nach vollen Wochen- beträgen, und zwar nach Kalenderwochen. Die Beiträge sind fiir jede Kalenderwoche zu entrichten, in welcher der Ver sicherte, sei eS auch nur vom Donnerstag oder einem noch späteren Wochentage an, in einem die Versicherung-Pflicht be gründenden Arbeit«- oder Dienstverhältniß gestanden hat (Bei trag-Woche). Wenn also diegesetzlicheInvalibitätS-undAlterSver- sicherung am Donner stag den l.Ianuar t 89 t ibren Anfang genom men hat und damit die Gesammtheit der Versicherten in ein Berhältniß der bezeichneten Art eingetreten fein wird, so wird die erste Beitrag-Woche nicht etwa einen Zeitraum von sieben Tagen bi« zum Mittwoch den 7. Januar 1891 umsasscri, sondern ihr Ende mit dem Schluß derjenigen Kalenderwoche finden, in deren Verlauf die Vcrsicherung-pslicht begonnen hat. Ebenso wird in jedem Einzelsalle, wen», ei» Versicherter nach Zurücklegunb de« t6. LebenSjabreS versicherungSsäbig geworden ffl, ohne Rücksicht auf den Wochentag, an welchem dieser Leben-abschnitt beginnt, als erste Beitrag-Woche diejenige Kalenderwoche anzuschcn sein, in deren Verlauf das 17. Lebensjahr begonnen wird. * Wie aus Berlin gemeldet wird, haben die neuesten« stattgchabten Ueberschwcmmungcn in den verschiedenen Tbeiien der preußischen Monarchie da« königl StaatS- ministerium veranlaßt, Erhebungen sowohl über die Ursachen und Folgen dieser Uebcrsct'wcinmungen, wie über die geeigneten Maßnayuien zur Verhütung derselben anzuordnen. Diese zunehmenven Erhebungen eventuell zur Ausführung hat und eS ill Bismarck durch willkürlich hervorgerufenc Reibereien mit den Nachbarstaaten den Frieden gefährdet hätte. Wozu dann der Dreibund, der doch lange vor dem 20. März 1890 ab geschlossen worden ist? Man kann mit dem früheren Reichs kanzler in vielen Dingen der inneren Politik verschiedener Meinung sein, aber darüber ist nur eine Stimme möglich, daß er die auswärtige Polilik in der genialsten Weise geführt hat. Wer daran mäkelt, beweist, daß er sich nicht von sach lichen, sondern von persönlichen Beweggründen bestimmen lägt. Herr Richter wird den Ruhm Bismarck'- nicht ver kleinern, aber durch übelwollende Bemerkungen über den nicht mehr Im Amte befindlichen Staatsmann kan» er sich nur selbst um jeden Credit in politischen Dingen bringen. Wir glauben unS darin nicht zu täuschen, wenn wir annehmen, daß ohne das Eingreifen Richter S in die Budget- Verhandlungen und ohne seine stet- zum Angriff bereite Zunge im Deutschen Reiche Viele» anders und bester stände. Uebermaß schadet, da« ist eine alte, aber sehr beherzigen-- werthe Wahrheit, und nicht« reizt so sehr zum Widerstande al» eine da« Maß überschreitende Kritik vorhandener Miß- stände. E« giebl Leute, die stet« gesagt haden unk noch heute sagen: „Wenn Richter etwa« tadelt, dann ist c« gewiß loveiiSwerth", und welche ihre Haltung »n Parla ment und ihre Abstimmungen danach eingerichtet habe». Die freisinnige Partei bat ihre Mißerfolge und ihren Niedergang »n erster Linie Richter zu verdanke», der trov seiue- leuchtenden Gestirn« am Himmel der Be redsamkeit doch immer nur Unwillen bei der Mehrheit er reicht bat. Unsere parlamentarischen Zustände sind nicht der Art, daß sie solcher Neizmittcl bedürften, um nicht in Schlaff heit und Unthätigkeit ,u verfallen, rin solcher Hecht im von lden kköniäl. Regierungen vorzunehmenven Erhebungen sollen so beschleunigt werden, daß eventuell zur Ausführung in- Auge gefaßte Maßnahmen schon zum Beginn der nächsten Bauzeit in Angriff genommen werden könnten. * Auch der „Kreuzzcitung" wird aus zuverlässiger Quelle bestätigt, daß die von mehreren Seiten in Umlauf gesetzten Gerüchte üver einen beabsichtigten Antrag, die Kron- dStation zu erhöhen, jeder Begründung entbehren. * Auch au« dem deutschfreisinnigen Lager kommen jetzt angesehene Stimmen, welche die Aufrcchtcrhaltung des zsesuitengeseyeS fordern. Am Ende bleiben gar Ultra montane und Socialdcmokratcn allein mit ihrem Ge such um Wiederzulassung dieses Ordens. Auch eine hübsche Zusammenstellung! * Als Candidat für eine der erledigten Dompredigcr- stellen wird neuerdings auch Superintendent Vorberg, der Inhaber der reichdotirten Schöncberger Pfarre, genannt. Vorbcrg ist Militairgeistlicher gewesen und trägt daS Eiserne Kreuz. Bevor er nach Schöncvcrg kam, war er erster Geist licher an St. Bartholomäus. * Otto Michaelis ist am 7. December zu Berlin ver storben. Die „Nationalzcitung" widmet dem trefflichen Manne den folgenden Nachruf: Otto Michaeli« war am 12. September 1826 zu Lübbecke in Westfalen geboren: er studirte in Bonn und Berlin Recht-- und Staat-wisienschalten und trat 1847 al- NuScultator in de» Justiz- dienst. Die Bewegung de- Jahre« 1848 zog auch ihn in ihre Kreile. und al- er in Folg« seiner politischen Parteinahme einer Di«eip>ti»arunlersuchung verfiel, trat er 1851 in die Redactton der ..Nattonalzeitung" »in, der er bi« 1867 angehörte. Seine Wirksamkeit in den Spalten unsere« Blatte« war fast anrschließlich volkrwirthschustlicker Art; durch Artikel, welch« mit ttef «in- dringender Schärse der Gedankeneniwickelung doch die in ebner Zeitung noihwendige Genieinverständiichkeit verbände», ward er für Deutschland mit Prince^smith, Faucher u. A., einer der wirksamsten Borkömpser de« Freibandel« in der Handelspolitik, der individualistischen Ausfassung der gelammten Wirthschast«- und Socsatpolittk. In derselben Richtung war er mit den genannten «Äenostea seiner Bestrebungen aus dem von ihnen >858 begründeten volttwtrthschastlichen Longreß und in der von Michaeli« in Semem- schaff mit Faucher h«ra»«gegevenen ,.Bolk«wirlbschostIichcn viertel- ladrslchrtft" thätig. Beim Beginn de« Beriaslunq«confiir<« tn da« iubgeordnetenhau« gewählt, wo er sich der Forti'chrilwpartet anschlosi, -oa er zuerst dir Ausmerksamkeit de« Hau««- durch seinen meister- Haffen Tommission-bericht über den drntich-französtschen Handel«, vertrag aus sich. 1867 wurde er auch In den Norddeutschen Reich«- tag grn-ähll; mit Twesten, Forckenbeck, La-ker und anderen Mit- gliedern de« Abgeordnetenhaus« war er inzwischen au« der Fort- schrittlpartei an»gcsch«eden, um in Gemeinschaft mit Liberalen der neuen Provinzen und der Bundesstaaten die nationalliberale Partei zu begründen. Scho» bald nach der Wiederherstellung de« verfassung-mäßigen Zustande- in Preußen waren die ersten Anknüpfungen versucht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite