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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-14
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1890
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rk->rtioil und LrPrditiuu IohanoeSgaff« 8. Spreihkuudkn der Uedartion: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. gl, «i vi-nu^wr» «»chr sich »,„»«e »er für tzt« uichstf»!««,», Kummer drftimmteu Inserate au S«chc»ta«rn »i« S vtzr Nachmittag», «n Saiin- und Festtagen früh bi« '/,S Uhr. Zn -rn Filiale» für Ins.-Ilunahmr: ktt» Klemm» korltm. lAlfreh Hahn), Unlversität«s»raße 1, Louis Lösche, «alhariaenstr. 11 pari, und König-Platz 7, nur bi« 7,8 Uhr. eiMer TaMalt Anzeiger. -Organ fiir Volitik. LocalaMiSite. Handels- und Gcschästsvcrkchr. MwnnementSpreis vierteljährlich 4»/, Mk. iocl. Bringerlohn 5 Ml-, durch die Loft bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer Ä) Pi. velegereinplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeil aaea lin Tageblatt-Format aefalztl ohne Postbeförderung 60 Mt. «tt Postbeförderung 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petitzeile L0 Pf. Größer« Schrift»» laut ans. Preisverzeichnih. Tabellarischer u. Ziffern say nach Höhen« Tarix Leclamen unter demRedactionöstrich die «gelpalt. Zeile50Ps.,vor den Familien nach richten die Sgespaltenr Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet« an die EypeSition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung xraeanmernnlio oder durch Post» Nachnahme. 348. Sonntag dm 14. December 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Veffenlliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, de» 17. December I8VV, Abends v'/r Uhr, im Taale der vormaligen HandelSbörs« am Staschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht drS Verfassung«- und Finanzausschusses übrr Feststellung de« Beamten-Normaletat« rc. II. Bericht über die Rathövorlage, betr. Nachverwilligung zu Pos. 69 ci „ExpcdilionSbedurfniffe der Gasanstalten" rin diesjährigen Haushaltplane. NI. Bericht deS Finanzausschusses über Gewährung eine« Beitrages aus städtischen Mitteln zu dem Gehalte eine- dei der Superinlendentur Leipzig I anzustellendeu Beamten. IV. Bericht deS Finanz- und BersassungSauSschufseS über Errichtung dreier Revisorstcllcii und einer Expedienten» stclle bei der RcchnunaSreviswn. V. Bericht de« Bau-, Otkonomie- und BerfassungSauS- schusseS Uber Vermchruna de« technischen ExpeditionS- personalS bei der Baupolizei. VI. Bericht des Bau-, Oekonomic-, Finanz- und StiftungS- auSschuffcS über ein Abkommen mit dem apostolischen Bicariate wegen Arealüberlassung. VII. Bericht des Schul- und VerfassungSauSschuffeS über Nnckäußerung deS Rathe« auf die Anträge deS Colle giums zu dem Entwürfe der Schulordnung der Stadt Leipzig- Bekanntmachung, die Veranstaltung von öffentlichen Sammlungen betreffend. Nachdem Seiten deS Königlichen Ministeriums deS Innern eine Entscheidung dahin ergangen ist, daß r« zu Veranstaltung öffentlicher Sammlungen aller Art, insbesondere auch solcher, welche nicht unter die Vorschriften der 88- 1V-) und 104 der allgemeinen Armenordnung vom 22. October 1840 lallen, einer vorgängigen polizeilichen Genehmigung bedürfe, wird in Befolgung einer deshalb von der Königlichen KreiS- hauplmannschafl Leipzig unterm 28. November l8VO er- lassencn, im sächsischen Wochenblatt von 1890 Seite 225 vcr- csf-ntlichtcn Verordnung Folgendes hiermit angeordnet: Die Veranstaltung, Ausschreibung und Vornahme öffcnt» llcher Sammlungen von Beiträgen an Geld und GeldeS- werth, deren Höhe oder Hingabe in da- Belieben der daran sich Betheiligenden gestellt wird, in hiesiger Stadt ist in allen Hallen und ohne Rücksicht auf die beab sichtigte Verwendung deS Gesammelten, mag also tic Sammlung wobltbätigen Zwecken (wie der Unterstützung ren Brand- oder Wajser-Calamitosen oder einzelner Unglück licher) oder Zwecken irgendwelcher anderen Art dienen, nur nach vorher eingeholter volizeilichcr Genehmigung zulässig. Zur Ertheilung der Genehmigung ist, soweit nicht »ach 103 und 10t der allgemeinen Armcnordnung die üulschließungder Königlichen KreiShauptmannschast bez. dem .stöniglichc» Ministerium deS Innern ausdrücklich Vorbehalten ,st, daS Unterzeichnete Polizeiamt zuständig. Besonders wird noch darauf hingewiescn, daß auch die Vereinnahmung von VintrittSgeld behufs der Zu lassung zu öffentlichen Versammlungen, zu denen ikrem Begriff nach Jedermann, ohne besonderen Bedingungen genügen zu müssen, Zutritt haben muß, unter den GesichlS- punct der Veranstaltung einer öffentlichen Gcldsainmlung fällt und daher ebenfalls der vorgängigcn polizeilichen Er laubniß unterliegt. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu 150^! bestraft werde». Leipzig, am l2. December 1890. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. v. k. 5488. Bretschneider. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 28. vorigen MonatS, den Buchbinder Heinrich Gckardt betreffend, durch dessen Gestellung. Leipzig, am 10. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Abtheilung III. X R. Abth. III. Nr. ^ Hcntschcl. Werner. 1543 Bekanntmachung. Zu Gunsten der Sckttvefternvaffe «es Albert-ZweigvereinS Leipzig erhielt ich von Herr» Friedensrichter Sodvarrmnon felgende vom 10. Juli bis SO. November a. o. gezahlten Lühnegeider: 5. — Sühne in Sachen G. '/- R. b. — b. — 10. — 4. — 6. 50 3. — 25. — 5. — 6. — 10. — 1b. — 1. — 2b. — 2. — 30. - 4. — 20. — 3. — 8. — 80. - 70. — au« der Sammelbüchse G. '/. Ehr. > '/. «. V. V. Kr. 7. R. >1 287. 50. worüber hierdurch dankend quittirt. Leipzig, den 13. December 1890. lnrl ftlrul»«, RrchnnngSführer de« Albert-Vereine«. Litte für die LvasserbeschSdigteu im Saalthale. In FolA« de« Hilferufe« de« CentralcomitS« für die üöasserbeschadigten ,m Saalthale haben wir unsere StiftungSbuchhalteret — Rathbau«, l. Geschoß — mit der Annahme von Beiträgen für die gedachte Sammlung beauftragt. Leipzig, den 11. Decrmber 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Iunck. Di. Lieferung schmeied-etser«.- L-or- für den NS"'-»-'«»"' Angebots hiermit entlassen Bekanntmachung. Die Lieferung der im nächsten Jahre zu den Aus besserungen und Ergänzungen städtischer Schleußen erforder lichen Materialien, als Kalk, Cement, Thonrohre und ver schiedene Steinmetzartikel, soll an mehrere Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RatbhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. l4, aus und können daselbst eingesehen oder gegen Ent richtung der Gebühren im Betrage von 50 ^s, welche eventuell in Briefmarken einrusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: .Lieferung von Schleu-enbau-Materialien" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 29. December d. I. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehncn Leipzig, den 10. December 1890. DeS RathS der Stadt Lelpztg Id 7019 Stra-enbau-Depntation. Bekanntmachung. Der Preis für den in den städtischen Gasanstalten er zeugten Kok- beträgt loco Gasanstalt l und loco Gas anstalt II: für den Hektoliter Steinkohlen-GroßkokS. . 1 ^lk 85 -4 - » » » Kleinkok-. . 1 » — » » » zerkleinerten Steinkohlen koks, sogenannten Mei- dinger Kok« 1 - 40 , « » Braunkoblen-Kok«. . . — - 55 » - - SteinkohlenkvkS-Gru« . —» 25 - PreiSbri Abnahme größer», Posten nach B«r,d»d>d»ig. Die Marke» zur Koks- und GruS-Enlnahme sind Jegen vaarzahlung, soweit die Vorräthe an Koks rc. reichen, in den Bureau« der Gasanstalten zu erhalten. Zur größeren Bequemlichkeit de« Publicum« liefert die Gasanstalt den Koks auch frei in« HauS Leipzig. DieKostcn biersür betragen bei jeder Sorte 15 für den Hektoliter Die Lieferung geschickt dann in plombirten Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich oder durch die Post in den Bureau- der Gasanstalten oder in der Rechnung« und Cassenverwaltung der Gasanstalten, Ritterstraße Nr. 6, machen. Ferner haben wir bei Herrn Fr. Rohr, Sidonienstraße 5, Herren Beruh. Franz L Co-, Südplatz 8, errn I. G. Steinboru, Zeitzcr Straße 17, errn A. Damm, PeterSsteinwcg 2l, errn Fr. Günther, Stcrnwartcnstraße 71, errn Marl Kappel, Ranstädtcr Steinweg 25, errn W. Helbtg, Davidstraße 3, errn Albert Tkiemr, Eutritzscher Straße 19, errn F. A. Günther, Davidstraße 8, errn Herd. Grabau, Tauchaer Straße 25, errn Robert Rösiner, Gustav Adolphstraße 45, , errn Fritz Barwolf, Plagwitz-Leipzig, ein Lager der sämmtlichen Kokssorten errichten lassen und kann die Entnahme zu den obenbezeichueten Preisen auch an diesen Stellen geschehen, an welchen der Kok» ebenfalls in plombirten Säcken gehalten wird. Leipzig, am tl. December 1890. DeS RathS Deputation z« de« Gasanstalten. Jubiläumsausstellung der Königlichen Akademie der dtldenden Künste «ad Kunft- gewcrbcichule zu Leipzig. Die aus Anlaß der Feier der Einweihung de» neuen AustaltS- gebäudeS veranstaltete Ausstellung der Schülerarbeiten bleibt bis mit Donnerstag, den 18. Deeemder d. L, und zwar täglich in der Zeit von Vormittag« 10 dt« Mil 1 Nhr geöffnet. Leipzig, den 12. December 1990. Da« Lehrer-Collegium. tttag« Versteigerungsausgebot. Zum Zwecke der Zwangsvollstreckung soll der dem Restaurateur Albert Franz Stuft, tiniccke z Z. m Halle a/S. gehörige in derZAnlage X. nachstehend bezeichnete, in der Stadt Apolva briegene Ärundbesttz, in welchem gegenwärtig da- Lchankgewerbe betrieben wird, Montag, de« 5. Januar 18S1. varmtttag» »o« 10 Uhr an chr Amt-gericht»gebäude, Zimmer Nr. 8, meistbietend versteigert werden. DaS Urtheil über Ertheilung des Zuschlag« wird an demselben Tage nach Schluß des Bersleigernngstermin« verkündet werden. Die näheren Nachweiiungen über den zu versteigernde« Grund besitz und die VerkausSbedingungen liegen an den Wochentagen von 3—5 Uhr in unserer Aerichisschreiberei zur Einsicht au«. Apolda, den 13 November 1890. Grontzerzoglich Lachs. Amt«gericht I. gez. «ohlschmtdt. Begl. A. Bauch. X Neue Nr. 1986 d — k 1 » 6 qm Wohnhaus, Parterre und 3I53d 1', Etage, — - — - 79 - bewohnbare« Seiten gcbSude, Parterre und 1 Etage, — . — » 40 » Hof und Gang, — - — - 3l - strffelhau«, — - 14 - 57 - Garten. — b 17 n 12 qm. Am Hermslcdter Wege. Steuert »erminl. 1 .X 8'« Taze 30.000 ^4 Bekanntmachung. Neu- 1680. vr. Georgi. Lmdner. Vie Lage in Frankreich. kßWZLZZHW-H smd weit unbedeutendere Anlässe in diesem S.NN-v-rw-r.h-t worb«,- das Maß der Regierung war in der Regel voll, wenn sie ein halbe- Jahr am Ruder gewesen war. Autt ist d°S Streben nach Befestigung derb-steb-nd-. Verhältnisse unverkennbar, man kmnl da« Material für ireuc Ministerien au« langer Erfahrung und hat venia Lust, eS mit neuen Männern zu versuchen, die wie Clemenccau den Schwerpunct der politischen Entwickelung weitt! nach links verlegen, oder wie Töroulüde eure neu. Austage de« BoulangiSmu« veranstallen würden. Man bat eingesehen, daß au« einer Verbindung der extremen ^jeinenic k!in Sc.l erwachsen kann, und hütet sich deshalb mehr al« sonst die Dinge auf die Spitze zu treiben. Die Regierung ist au« Männern zusammengesetzt, welche ihre Tüchtigkeit unter schwierigen Verhältnisse» bewährt Haben, es ist also ein wirk- licheS Bcdürfniß für eine Aenberung m Besetzung der höchsten Staatsämter nicht vorhanden; die Mehrheit de« Par- lament« kann nicht« Besseres thun, als mit der bestehenden Regierung weiter zu arbeiten, wenn da« auch manchem Volts- Vertreter und einem großen Thril de- Publ,cumS langweilig erscheinen mag.^n ^ «nfloße«, die Finanzverwallung, defindrt sich in geschickten Hände», und eS würde gewiß schwer gehalten baden, für Rouvier «inen Ersatz zu finden, geschweige ihm riueu tüchtigen Nachfolger zu geben. Rouvier verschmäht eS, die Ausgaben ohne entsprechende Deckung zu lassen, und wenn er mit ferne» deSsallsigen Vorschlägen auch auf Hindernisse stößt, so konnte man doch die Grundsätze, von welchen er sich bei feiner Amt«- führung leiten ließ, nicht tadeln, und entzog ihm deshalb nicht die Grundlage, auf welcher er weiter bauen konnte. Rouvier hat eS erreicht, was bisher keinem seiner Vor gänger gelungen war. daS außerordentliche Militairl'ndget aus dem Etat a»Sruschtidc», hinfort werden alle Ausgaben sür Militairzwcckc »n ordentlichen Etat erscheinen, und ebenso stehen allen Ausgabepostcii bestimmte Einnahmequellen gegen über, so daß der Anfang mit einer regelmäßigen, auf durchaus solider Grundlage ruhenden Finainverwaltung gemacht worden ist. Rouvier kann mit seinen Erfolgen zufrieden sein und Frankreich mit seinem Finanzminister, daS ist da« Ergcbniß der langen Verhandlungen über daS Budget. Eine Einrichtung, die sonst nur in England ein Scitcnstück findet, daß nämlich der KricgSminister nicht Soldat ist, hat sich in Frankreich, in diesem ausgesprochenen Militairstaat, sonderbarer Weise bewährt. Wenn auch Freycinct einma! unter einem Ausnahmezustände, wie eS die Zeit unter der Negierung der nationalen Vertheidigung war, das Kricgs- ministerium verwaltet hat, so war ihm dadurch noch nicht die Anwartschaft auf die gleiche Stellung 20 Jahre später gegeben, aber die Verhältnisse haben sich in Frankreich in so eigentbümlichcr Weise entwickelt, daß sich die Armee allmälig an den Gedanken gewöhnt hat, eine bürgerliche Autorität als die zur Leitung deS Ganzen berufene anruerkennen. Freycinct als Krieg-minister würbe nicht möglich sein, wenn nicht Carnot Präsident der Republik wäre. Mac Mabon würde da« Krieg-Ministerium schwerlich einen« Civilisten übertragen haben, aber unter Carnot war eine solche Maßregel uni so leichter ausführbar, al« lder Mißbrauch, welchen General Boulanger mit seiner Stellung als Krieg-minister getrieben hatte, eine Warnung vor Wiederholungen dieser Erfahrung enthält. Man erinnert sich dabei, daß auch Genera! Campcnon al- .Krieg-minister mit StaatSstrcichplänen um ging, so daß also Vorsicht in dieser Beziehung doppelt ge- boten war. Während der Vertagung der Kammern hatte sich ein Skandal abgespielt, welcher durch eine Reihe von Artikeln im „Figaro" heransbeschworcn war Durch diese Artikel war die Verbindung de« Grafen von Paris mit Boulanger »n- rweiselhaft erwiesen, und ein Brief de« Prätendenten an den Führer seiner Partei hatte, die Wirkung der Entbüllungcr Mermeix im .Figaro" noch verschärft. Unter diesen lim standen war eS den Royalisten endlich klar geworden, daß ihnen jede Aussicht auf Wiederherstellung der Monarchie ab- geschnitten sei, und daß sie nicht« Bessere» thun könnten, als durch Anerkennung der Republik den unfruchtbaren Agitationen welchederBefestigungderZustLndeinFrankreichhinderlich waren' zu setzen. Dieser entscheidende Beschluß war durch eine Anzahl Versammlungen der Orleanisten vorbereitet und endlich angenommen worden, so daß eS sich nur noch »m eine passende Gelegenheit handelte, der veränderten Lage durch einen parlamentarischen Act Ausdruck zu geben. Ter Augen blick. welcher die geschehene Veränderung der Lage zur öffent- ichen Kenntmß bringen sollte, schien mit der Adslimmuna über da« Buoget gekommen. Aber wie eS häufig geschieht, wenn man Mit einer langen Vergangenheit brechen soll, so ging e« auch den Anhängern der Monarchie in Frankreich am durch Annahme des Budget« die Kluft welche die Vertreter de« monarchischen Staatsgedankens von den Republikanern trennt, kühn zu übrrbrücken. hüllten sich d,c Mon- > und nur DuguS de laFauconncr,e üaitc den Mulb, d.e Consequen, der vorangegangenen Tbatsachcn "" Kammer votirte Anleihe als Vorwand^ um die Pforte als zu ena zu bc- eröffne"' De'^l.5 M ^'"^eit den Zugang zur Republik der >. ultr Vorkämpfer de- BonapartiSmuS ist Nicht än Pforte vom Eintritt n H'"" ^kalten läßt: wenn er ,u solchen «usflüchtru schreitet, dann hofft er noch aus r.ne mögliche Wendung der Lage. Mit dem alten Prinzen Napoleon und mit besten Sohn Victor hat er sich auseinandergesetzt; ollte ihm der in russischen Diensten stehende Dragonerofficicr ioch als ein letzte« RückzugSziel erscheinen? Solche ein gefleischte Parteigänger wie Castagnac brechen nicht so eicht die einzige noch vorhandene Brücke hinter sich ab, und im Nothfaltc ist noch ein populärer Herzog Louis Philipp von Orleans da, dem er seine Dienste anbietcn könnte. Es lud hier die untrüglichen Anzeichen einer im Absterben be- riffcncn GcschichtSperiode vorhanden. Gelegenheit, die Monarchie in Frankreich wieder herzustellen, war »n Lause der letzten 20 Jahre wiederholt vorhanden, sie ist aber immer unbenutzt geblieben, zum Thcil weil eS an einer geeigneten Person zur Uebcrnahme der Krone fehlt, zum größeren Tbcil wohl aber, weil der republikanische StaatSgedanke mehr und mehr an Boden gewonnen hat. Die letzte schmachvolle Periode, welcher Boulanger al» Vertreter der monarchischen Staais- örm den Namen geliehen bat, war ein so starkes Ab- chrcckungSmittcl von der Wiederherstellung der Monarchie, daß seine Wirkung durchschlagend gewesen ist. * Leipzig, 14. December. * Die jüngste Volkszählung hat abermals ein sehr bedeutendes Anwachsen der ÄevölkcrungSzahl in unser» großen industriereichen Städten ergeben, wahrend in kleineren Landstädten, die vorzugsweise von der ?andwirthschaft leben, oder gar aus dem platten Land die BevölkerungSzunahmc sich in sehr beschränkten Grenzen hält, wenn nicht, was auch vielfach zu conslatircn sein wird, ei» Rückgang stattgefunden hat. Wenn die genaueren Resultate einmal vorliegen, wird man über diese social »nd wirlb- scbastlich hochbedeutsame Erscheinung sehr interessante Be trachtungen anstelle» können. DaS reißende Anwachsen der großen Städte bat in der Thal sehr bedenkliche Seilen. In noch nicht dreißig Jahren ist eS ein Anwachsen der groß städtischen Bevölkerung um durchschnittlich das dreifache, bis weilen aber auch daS vier» bis sechsfache. Ob diese Ent wicklung eine gesunde und erfreuliche ist, dürfte schweren Zweifeln unterliegen. Deutschland hat sich in den letzten drei Jahrzehnten in einem nie geahnten Umfang aus einem vorwiegend ackerbautreibenden zu einem indu striellen Land entwickelt. DaS spricht sich unwiderleglich in dem erstaunlichen Anwachsen der größeren Städte gegenüber der fast gleichbleibendrn oder gar zurückgchen- den ländlichen Bevölkerung aus. Es ist nun allerdings fraglich, ob diese Entwickelung sich in gleichem Umfang onck in Zukunft forlsetzt oder ob nicht einmal rin Rückschlag statlfindet. ES fehlt nicht an Anzeichen, daß dieser Entwick- lungSproceß nachgerade seinen Höbevunct erreicht und die Industrie so viele VolkSkräfte an sich gezogen bat, daß sie deren noch mehr nicht vertragen kann und ein Stillstand in der Zahl der jetzt in der Großindustrie beschäftigten Menschen odcr^ vielleicht auch eine Rückkehr eines Thcits derselben zu landwirtbschaftlichcr Arbeit zu erwarten ist. Auf jeden Fall aber muß die durch die neueste Volkszählung constatirte Er scheinung einer in ungedeurei» Umfangwachsendcn großstädtischen und industrielle» Bevölkerung, die fast schon Ucbcrvvlserung zu nennen ist, auf Kosten der zurückblcibenden Landbevölkerung die vollste Aufmerksamkeit erregen. ES giebt politisch, sociat- wirthschafllich und ethisch kaum ein wichtigeres Anliegen, als die Erhaltung der Existenzfäkigkeit und die Sicherung der LehenSbedingungcn sür die deutsche Landwirthschaft im harten Kampf umS Dasein. * Zu der Meldung, eS verlaute anscheinend gla»hwürdig, daß der BundeSrath bei Beralhung der AuSführungS- bestimmungen der Alters- und InvaliditätS- vrrsicherung eine Verordnung beschlossen habe über das Verfahren vor dem Neichö-BcrsichcrungSamt, wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" von zustän diger Seite mitgctheilt, daß die mit Zustimmung deS BuildeS- rathS zu erlassende Verordnung über daS Verfahren vor dem Reichs-VersicherungSamt dicBeflignisscdcSReichS-VersichcrungS- amts nicht einschränken könne und zweifellos nicht cinschränkcn wolle, da diese Befugnisse durch das Gesetz gegeben sind, daß die Verordnung vielmehr nur regeln will, wie innerhalb dcS einhcillicheii Amtes die verschiedenen Geschäftszweige behandelt wcrdcn sollen. * Der „Reichs-Anzeiger" hatte in seinem Berichte über die Eröfsnung der Schulreform-Confcrenz die Rede Sr. Majestät, wie ans der Einleitung zu er sehen war, nicht ganz wörtlich gebracht; a»S den Mit- theilungen von Ohrenzeugen ging sogar hervor, daß die schriftliche Fixirung bedeutende Abweichungen von dem Wortlaute enthielt. Jetzt bringt die „Freisinnige Zeitung" mit Berufung auf auswärtige Blätter (die unS nicht zu Ge sichte gekommen sind) folgende Angabe darüber, wie der Text des „RcichS-AnzeigerS" hcrgeslcllt worden ist: Ter Kaiser reiste an demselben Tage, an welchem er die Rede gehalten, zur Jagd. Er war also nicht im Stande, das Steno gramm seiner Rede selbst zu corrigiren. Die Correclur desselben Übernahm Herr Hinzpeter in Gemeinschaft mit dem Kaffeier Direktor 1>r. Hartwig. Weiter schreibt die „Freisinnige Zeitung": Nach dem Bericht des „ReichS-AnzeigerS" hat der Kaiser als be rechtigt den klassischen Gymnasien die „Realschulen" gegcniibergestellt. In Wahrheit aber soll der Kaiser bei den betreffende» Stellen gar nicht von Realschulen, sondern ausdrücklich von „Mittelschulen" ge- sprachen haben. Ferner soll das Unheil deS Kaiser« über die Presse wesentlich ander« gelautet haben. Der Kaiser sprach dabei weniger allgemein, als es im Wortlaut des „Reichs-AnzeigerS" erscheint, und mehr von verbiinimeltcn Literaten, welche er mit dem Ausdruck Prchbengel bezeichnete. Der Ausdruck Preßbengel, dessen sich Zu hörer ganz bestimmt erinneri!, fehlt in dem Bericht des „Reichs- Anzeigers" völlig. Tie ganze Stelle machte hier aber im Zusammen hang auf die Hörer einen nicht ganz so ungünstigen Lmdruck wie nach dcni „Reichs-Anzeiger". An der Stelle, worin der Kaiser das Kasseler Schnllcden erwähnte, hatte derselbe auch bemerkt, daß eS ihm mitunlcr gelungen sei, an der vorgeichriebenen Schulzeit bi- zu einer Halden Stunde „abziiknapsen", und daß ihm dies und das Hiimnreilen zur Schule und das HinauSreiten allein ermöglicht habe, vom Leben außerhalb der Schule etwas zu sehen. Auch diese Notiz über das Abtnapsen des srühercn Schülers an der Schulzeit ist gefallen. Dazu bemerkt die „Post": Entschieden falsch in diesen Mittheilungen ist die Angabe, daß Se. Ma,esiät an dem Tage der Eröffnung zur Jagd abgeretst sei. Die Abreise erfolgte erst am Tage daraui um 8 Ilhr früh, wie ans dem Hosdericht an jenem Tage z» ersehen ist. Lb indeß der Kaiser, der unmittelbar nach der Eröffnung gemeinschaftlich mit dem Graten von Meran ein Museum besuchte, an jenem Nach mittage, wo di« Red« veröffentlicht werden mußte, noch Zeit gc-
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