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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-02
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1887
- Autor
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Erfchemt täglich früh S'/, Uhr. Urkrtio» »ah Lr»k-ition J«tza„r«g-fie 8. APrrch-aadea her LeharN»»: v«n»ttta-» 10—1» Uhr. Nachmittag« 8—6 Uhr. s»r dt« Urm-sc^« «och« ftch »» »»«2,O«iii »a»u>»«ch „ »Ichstiatgr»»« z««erat, «« L» Nckchmittaa«, »><§«««-»»« Aefttage« früh ht« '/»* Uhr. 2» de» FUialro für 2,^I,»»H«: Kothartnrnftr. 83 pari. n. LöntgSplatz 7, «r bi«'/.» Uhr. MiWgcr.Tagtb »ar für »tr hrftimmtei, Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage Ist,7k!tt. ^boiinrmentsprcis viertelj. 4''. Mk »ncl. Brinaerlohir 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Ms. Jede einzelne 'Kummer 20 Pf Belegeremplar 10 P». Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt Format gesalzt) ohne Postdesörderung t>0 Mk. »nit Postdesörderung 70 Mk. Znlerate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere schrillen lau» uns Pr,isrerzeichn,s>. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach hoher,» Tarif. Ueclnmen unter dem Redacti onSstrich die Igespalt. geile bOPsi, vor de» Zaiiitliennachrichlen die kgelpaltene geile 40 Pt Inserate sind stet« an dir Spedition zu senden. — Rabat» wird u.chi gegeben. Zahlung praenumer.iml« oder durch Post Nachnahme. ^Z«I. Mittwoch den 2. März 1887. 81. Jahrgang. Amüicher The». »»» L0 V«»»lstze» d«» »erslelZermi e» de» Bmodlock» I des Aremles tsche» Holthof« ,»d des Rodle» Bahnhvf». solle O 8 » »17.V2 B B S E 891.72 K » 10 s 1189.4» B B 1» B 628.11 O B 1» B 830 79 » O 18 B 749 87 B O I« B 587.72 B O 17 B 803.78 E O 18 O 927.95 B Vo« obige« vaublock sollen die «» de» Rsroerplatz, der Rsroer» »«d «Itseo-eotze gelegenen Bouplätz« Rr. 6 vo» 625.76 gw FlLcheagehell z»» Verkäufe »eestet-ert werde». Dir beraume« hierzu rrurn versteigerungltermm «mf Do»»eest«-, de» 17 Msrz d. A, Vormittags Id Uhr, t« Gaale der Alte» Waage, Sacharinenstrage 1 i» der ». Etage, a». Derselbe wird pünktlich zur angegebene» Stunde eröffnet n»d die versteigeruna bezüglich eine« jede» der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge anSzubieteudeo Bauplätze ge schloffen werden, wenn daraus nach dreimalige« LuSrus« kein weitere« Gebot mehr erfolgt. Die versteiarrungtdedingungen mit de« bete. Paveelllrung«- plan liegen aus dem Rathhautsaal«, 1. Etage, zur Einsicht nahme au« und e« find davon Eremplare eben Sportrlcasse l. Zimmer Nr. 2, für 1 X Leipzig, den »«. Februar 1887. Drr Rath der Rtadl Leipzig daselbst in der ro ^ zu erhaUe» l». 899. vr. Georgi. kerutti. Die Pflasterungen verschiedener Straßen auf de« Areale de« früheren Sohlrubahnhos«, sowie der Straßen beim Arndt- Platze sollen vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeite» liegen i» unserer Tiefbau - Verwaltung, Rachhau«, ll. Stoch Zimmer Nr. 1«. au« und können daselbst «ingrseben resp. «»In,««« werde«. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit derAusschrist: „Pflafteruag t» dr« Strage» a»f de« »or- «altgea Kohleadahnhofe «. f. um l4. März 1887 tath behält sich da» Leipzig, a» 24. Februar 1887.' Des Raths der Stadt Leipzig Id. 420.Straheuba»»Dep«tatto». Ausschrribuug. Für den Schlacht- und Biehhos Hierselbst werden -te Schmtedearbette« and kleinere» Giseneo»str«et»o»S.Arbette» für 2 Schlachthallen, 2 Schiachlställe, die KaldaunenwLsche. den Marktstall. 2 Markthallen, den Lagerschuppen und die Waaenremise hierdurch vsseutlich ausgeschrieben. Di« Unterlagen sind gegen Zahlung von 8 ^lk von dem Schlachlhosdaubürcau an der Kaiserin August» - Straße zu beziehen. ^ Die Angebote sind nach Maßgabe der bei den Unter« laaen befindlichen Lorschristen zu behandeln und bi« zum A». Marz, Vormittag- II Uhr bei der Nuntiatur de« Rachhaus«« abzugrbrn. Wir behalten un« die Auswahl unter den Bewerbern bei». die Theilung der Arbeiten sowie di« Ablehnung stimmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 28. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig, ia 974 vr. Georgi. Moritz. Architekt Ausschreibung. Für de» Schlacht- und Viehboi werden die Aasiveg-derstellungs - Arbeite» eia- schlte-ltch de» Slatteabelags hierdurch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind im Schlachthosbauburea« an der Kaiserin Augusts» Straß« gegen Zahlung vor» ü.b er hältlich. Die Angebote sind nach Maßgabe der bei den Unterlagen befindlichen Vorschriften zu behandeln und bi« zum 15 Mürz »887 vormittag« lt Uhr bei der Nuntiatur de« Nachhause« abzugeben. Wir behalten un- die Au«wahl unter den Bewerbern berw. die Theilung derLrbeiten, sowie die Ablehnung stimmt sicher Angebote vor. Leipzig, de» 26. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. 1^ 978. vr. Georgi. Moritz, Architekt Die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 21. bi« 27. Februar d. I. im Argandbrenner bei 2 5 Millimeter Druck und l40 Litern stündliche« Lonsum da« l8.7sache ber Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da« specinsche Gewicht stellt sich i» Mittel aus 0.420. Leipzig, am 28. Februar l887. Des SkatbS D-putatto« zu de» Gasaastaltea Molai-Siimvaßllm. Aufnatzmeprüfnn, der für Lexta «»qemrldete, Ga»,«»,nd den 5. Mär, d. I.. srüh 10 Uhr. Papier »ud Feder find mit znbetngen. Lei»»,«. 88. Februar 1887. vr. «atztzofi Freitag, de» 4. Mir» 18^7. vo, Nach«ttt°a« 1 Uhr und Der »tessidrt,« erste Lutz- «id ölklMirkt in Volkmarsdorf - Leipzig findet Dienstag, den LS. März ». « t-it. s Der «emriuder«1tz. Lehmann. Bogel. Unter AdänderatG der Bekanntmachung v«m 1. Decembrr 1888 «erde» sür die kSatgliche Strafanstalt zu Lichtenburg bet Prettin a/Elb« für die gelt vo« 1. April dt« ult. October or. nochmal« oigende Verpflequagl-Bedürsaisse z,r rontroctlichea Lteserung tm Prge der Submission verdungen und zwar »ngesähr: 1) 1500 Kilogr. Hasergrüle. 3) 80 Silogr. Buchweizengrle«, 3) 650 stiloar. ungebrannter staffee, 4) 800 stilogr. Syenp, 5) 6500 ptloar. Kocherdscu. 6) 5500 Kilogr. Bohnen, 7) 4üt» Ikilogr. Linsen, 8) 80,000 stilogr. Kartoffeln, diese ans 4 Monate nnd zwar vom 1. Avrll bi« alt. Jall er^ S) 1800 Kilogr. ordiaaire Braupea, 10) 85 Kilagr. sein» Graupen, II) LbOtfstilogr. Skei«, 18) 1400 Liter Loppelessig. 13) 85 Kilogr. Fadennudela, 14) 5500 Kilogr. Salz, 15) «00 Kilogr. Lorddutter, 16) 800 kilogr. Riaderaierralalg, 1?) 1600 Kilogr. fetter Speck. 18) 3000 Kilogr. Rindfleisch. 1v) 1800 Kilogr. Schweinefleisch, 80) 1300 Kilogr. Haiiiaielflciich. 31) 5 Kilo, gramm Kalbfleisch. 32) 150 Kilogr. Semmel, 23) 5 Kilogr. Schlack wurst, 2«) 5 Kilogr. getrocknete Pflaume». 25) 5 Kilogr. Schinken» 26) 10,800 Liter «raunbier, 87) 40 Kilogr. Pfeffer. Die Angebote für die Segenfläade aä 1 bl« 11 and 13 bi« 30 ind pro 100 Kilogramm, für die übrigen pro 1 Kilogramm bezüg. sich 1 Liter abzugeben. Boa denjenigen GegeastSnde», welche zur Liefnung offerlrt werden, sind, mit Ausschluß der gleischsorlen. gehörig verpackte nnd richtig bezeichnet? Proben etazusendea, welche eveat. der späteren Lieferung zu Grunde gelegt werden. Die nicht mit den Proben zusammen zu packenden Offerten müssen di« Erklärung enthalten, daß Offerent mit den die«s«itigen Liejeruag«»Bedingungen bekannt und einverstanden ist. Lr»«ere liegen im Büreau de« Anstalts.Secretair« »ur Einsicht au« und können, gegen Entrichtung vo» 25 Psg. pro Exemplar tu Abdrnck, bezogen werden. Die bet der Fnschlagkerkheilung ,« erlegende Eautto» beträgt 10 Proceat de« LieserungSwerthe«. Liefer»»g«lusttge wollen ihre schriftlichen, gehörig vrrfieaelten Offerten, welche mit der «iistchrist: „Eubmisfinn aus ver- Pstr«uni,«-Vedürtutffe" versehe, sein müssen, schan bt« zun, IL. Mürz 1887, Barmittag« 10 Uhr» »n welchem Termine dir Eröffnung der Offertrn statt finde». portofrei etureichea. lln- vollständig» oder verspätet eiagettoffene Offerte, fiadei. ,.,ae Berücksichtigung. Lichtenburg bei Prettin a/Ekbe. den 28. Februar 7887. Ter Strasausia1ta-Dtrre1«r. Nichtamtlicher Theil. Jur Eröffnung des neuen Reichstages. e». die nächstfolgenden Tage von Nachmittag« 8 Uhr an, soll in der Restauration zum AathSkellrr »a Renduitz «in» irisiere Partie Glas-, Porzeü«»-. Pteiugut-, Blech- >»> Lpielwaaren meistbietend gegen sosortiße voorzahlang öffentlich versteigert werden. Leipz'g. de« 24. Februar 1887. Ter Gericht»»«!,»eher stet« K»l- A»t«,ertch« HG. aber diese Pause wirb zum größten Theil durch die voraus sichtliche Abkürzung der Erörterungen wfilber einaebracht. I» einem NeichSkoge, in welchem Centrum und Freisinn daL große Wort führen, wird erfahrungsgemäß viel geredet, aber wenig zu Stande gebracht, in dem neue» Reichdlage ist die Mehrheit durch Conservalive und Nationalsiberale gebildet, und diese haben in der Schließung der Beralhung das Mittel in Händen, um allen überflüssigen Redeschwall rechtzeitig abzu- schneiven. ES ist bekannt, mit welcher Zeitverschwendung die SeptennalSvorlag« vom verflossenen Reich-laae behandelt worden ist, daß er sieben Ptenar- und acht EoiiimissionS- sitzungen gebraucht hat, um endlich am 14. Januar, siebe» Wochen nach dem Zusammentritt, zu der Ablehnung der Vorlage zu gelangen, während mit etwas mehr Persländniß sür die Bedürfnisse deS Reiches, den Ernst der Lage und mit und über auS- mit den ver- , „ . „ übrigen Arbeiten in Angriff zu nehmen. Und dann, welch«, unermeßlichen Schaden hat die Ber schleppung und schließliche Ablehnung de« SeplennalSgesrtz. entwursS für ganz Europa herbeigesührt! ES ist ganz un- zweisclhast. daß dadurch den Franzosen der Kamm gewaltig geschwollen ist. daß die französische Krieg-Partei dadurch zu Hoffnungen sich berechtigt geglaubt hat, welche die Kriegs gefahr sehr erhebluh gesteigert haben. Die Börsenverluste, die Rüstungen in OesPrreich« Ungarn, Italien, Belgien, in der Schweiz kommen sammtllch zum großen Theil aus Rechnung ber Deutschsreisinnige.1 und de« Eeutrum» im letzten Reich tage. Dl« ganze europäische Lage wäre heute höchst wahr scheinlich eine wesentlich andere, beruhigtere, wenn die SeptcnnatSvorlage sogleich in den ersten Tagen nach Ein- berusuug deS Reichstage» nach kurzer Beralhung genehmigt und dem AuSlanve damit der klare Beweis geliefert worbe» wäre, daß Deutschland einig und zu jedem Opfer bereit sei, um feindliche Angriffe mit hölbner Krastenlsallima abzu wehren. Statt dessen wa-en die Vertreter der verbündeten Regierungen genvtbigt, durch Aussabrung schwersten Geschütze« den versuch zu machen, die Opposition zum sSchwe>gen zu bringen und schon damit weit »,edr Lärm zu schlagen, als in ihrer Absicht und in ihren Wünschen lag. Nachdem die RcichStagSmehrheit durch ihre thörichte und den Inlereffrn de« deulschen Reiche« entgegengesetzte Haltung eine entschiede» bedenkliche Lage geschossen Halle, gefiel fl, sich bann noch darin, während der Wahlbeweqnng durch ihre kops. und grundlosen Anklagen gegen die Negierungen und die zu ihnen haltenden Parteien das liebet ärger zu machen. Die Folgen find nicht ou«gkblieden, da« deutsche Volk hat sirb ermannt und sich von dieser unwürdigen Führung loSgesagt. daö allgemeine Stimmrecht hat sein Unheil gefällt, die Mehr bert de- aufgelösten Reichstag- ist abgesetzl und eme neue Mehrheit wird morgen ihren feierlichen Einzug in da» ReickStagSgrbäud« halten. Eine^ neue Zeit hebt mit dem L März sür Deutschland an. da« Reich, welche« geeint so mächtig, >ven» e» zerrisse», jedem Angriff seiner zahlreichen Feind« auSgesetzt ist. hat sich der ihm «nne wohnenden Kraft ermnrrt und sich von den so lange jchvn getragenen Fesseln endlich loSgemacht. der Reichstag wird sortan nicht mehr den Befehlen Richter'« 1 und Windlhorst'S Folg« leisten, sondern Da« thun und be schließen.»,»» der Gesammlheit frommt. Mögen die Feinde und Neider immerhin höhnend auSrusen. daß der Reichstag nun vollständig der „Willkür" dr« Reichskanzler« überantwortet sei. unsere Vertreter wissen ganz genau, welche Grenz« sie inne zu halten haben, und außerdem wird eS ihnen doch wohl ge- stattet sein, den verbündeten Regierungen auch, abgesehen vom Septrnuat, zu bewilligen, waS sie rhnen mit voller lieber- reugungder Nolhwendigkeil und nach bestem Wissen und Grwisien '»willigen können. Wohin Deutschland kommt, wenn e« ver Zühruug von Richter und Windthorst folgt, da« haben die Jahre ver Herrschaft dieser beiden Parleisührer zur Genüge gezeigt, wenn wir die Wahl haben, so ziehen wir e« unbedingt vor. den Weg einzuschlagen, welche» der Reichlkanzler sür den richtigen hält, al« un» der Führung von Richter und Windthorst anznvertrauen. En« gemaßregelter Regirru»g«affeffor. welcher einen Aeraer über eine verfehlte Carriöre an der Regierung, die ihn kaltgestellt hat, auSläßk, und der Wunsch eine- ehemaligen baunoverschen Minister». VaS Land, in welchem er diese Würde bekleidete, wieder zu einem selbstständigen Staate zu machen, erscheinen jedensall« weniger legitimirt zur Führung der Reich«tag»mehrhrit, al» der Schöpfer deS brulichcn Reich«, welcher die höchste, einem StaalSdiener erreichbare Macht, bereit« au«übt. WaS BiSoiarck anstredt, kan» er unmöglich im eigenen Interesse verwerthen, da» kann »ur den Zweck haben, die Macht und Größe de« deutschen Reichs zu erhöben. Zur Erreichung diese« Zwecke« mitzu wirken, erscheint un« aus alle Fälle besser, zweckmäßiger und ehrenvoller, al« persönlichen Empfindungen der Herren Richter und Windthorst unsere Ueberzeugung zum Opfer zu bringen, wenn auch unsere Wortführer dem niedrigen Treiben der großen Menge nicht zu schmeicheln verstehen, wie Richter und Windthorst. Da« Niveau, aus welchem sich die konservative und die oationalliberale Partei bewegen, ist ein ganz anderes, als daS der Freisinnigen und der CentrumSpartei. Bei diesen »andelt r« sich um Personen und um persönliche Zwecke, bei un» um die Gesammtwohlfahrt und um die Macht und Größe de» Reiche«. Wir sind unS dcffen sehr wohl bewußt, daß der Reichstag die reie Vertretung de« deulschen Volke« ist, welche ihr Unheil ohne Rücksicht aus äußere vortheile nach innerster lieber- zeugung und nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben hat. und wir werden von dieser Richtschnur niemals um Haares breite abweichen, aber daS Nrtheil de» einzelnen Volksver treter» läßt sich niemals losgelöst denken von der Wohlfahrt "»« Ganzen. Es ist hergebracht und nützlich, daß sich die -sinnungSgenoffen und die GesinnungSverwanvlen zu Partei- vcrbänden zusanimenthun, aber dies« Verbände dürfe» nicht oie persönliche Ueberzeugung de» Einzelnen dn-ch den Zwang deS Programms vollständig zuN'chtemachen, sonst wäree« bester, baß die Parteiverbände überhaupt nicht bestünden. In jeder par lamentarischen Versammlung giebt eS sogen Wilde, V. h. Ab- »ordnete, welche sich keinem Partewerbande anschlirtzeu. In der kegel sind taSAbgeordiiete von gul liberalen Grundsätzen, weiche ich nur nicht dem Zwange unlerwersen wollen, gegen ihre Überzeugung mit den Parleigenostcn auch dann zusammen zu stetzc», wenn höhere Interessen eine Abweichung von dem Parteiprogramm gebieten. Parteiprogramme haben nur da ibren vollen Werth und ihre volle Berechtigung, wo die Opposition sich in der Vertheidigung ihrer von der Negierung dejlriGcnen oder verachteten Rechte befindet, wo Wilikür aii die Stelle dr» Recht» getreten ist und die Regierung aus jede Weis« bekanipst und in ihre Schranken zurückgewiesen werden muß. In diesem Falle befinde» wir un» im deutschen Reiche nicht, wir haben im Gcgeutbcil alle Ursache, unS den verbündeten Regierungen zur Bekämpfung unserer gemeinsamen Feinde on- zuschließe». Centruin, Freisinn, Svcialdeniokralen,Polen.Elsästcr und Welse» vereinigen ihre Kräfte, uin den Regierungen Steine i» den Weg zu rollen und die Dersolgung uiiv Durch- sübrunqeinerzitlbkwubten.vo» gemeinsam als richtiganerkannte» Grundsätzen grieitelen Politik zu verhindern. Deshalb wollen wir vor alle» Dingen unsere Anstrengungen darauf richte», dir Kraft de» Reiches zusammenzusaffe». damit wir nicht die Beute irgend eine» feindlichen Anstürme- werden nnd da» so schwer errungene Gut der Einheit wieder einbüßen. Der erste Schritt, um Deulschtand frei zu machen von dem Ei» fluß selbstsüchtiger, ehrgeiziger Wortführer ist gethan, die ver- kündeten Regierungen. Conservative und Nationolliberale stehen rinmüthig zusammen, um an der Wohlfahrt de» Reiche« zu arbeiten, sorgen wir durch kluge Mäßigung dafür, daß eS unS an der Zustimmung de« deutschen Volk- nicht fehle. Die Maßlosigkeit der Opposition war die Ursache ihre« Sturze«, nehmen w»r un« ein Beispiel daran und lasten nur der Be sonnenbeil und der kühlen Erwägung stet» die Herrschaft über Leidenschaft und Unbedachtsamkeit. * Leipzig, 2. Mörz 1887. * Der StaatSsecretair de- Innern. StaatS- mrnister von Bötticher, bat in Vertretung deS Reicks kanzler» folgende Bekanntmachung erlasten: „Mil Bezug nabme aus die in Nr. 6 de« NeichS-GesetzblalteS verkündete kaiserliche Verordnung vom 23 Februar, durch welche der Reichslag berufen ist, am 3 März d. I. in Berlin zusammeuzutreten. wird hierdurch bekannt gemacht. Laß die Eröffnung de« ReichSIagcS an diesem Tage um l2 Uhr Mittag« rm weiße» Saale de» königlichen Schlosse» stalt- sinbe» wird. Zuvor wirb ei» Gottesdienst und zwar sür die Mitglieder der evaugelilchen Kirche im Dom uni 1t Uhr vormittag«, sür dir Mitglieder der katholische» Kirche in ber St. HedwlgSkirche um ll'/» Uhr vormittags ab- grhallen werben. Die weiteren Mitlheilungen über die Eröffnungssitzung erfolgen in dem Bureau de« Reichstag» Leipziger Straße Nr. 4 am 2. März iu den Stunden von S Uhr Morgen« bi« 8 Uhr Abend» und am 3. März vor mittag« vo» 8 Ubr ab. In diesem Bureau werben auch die Leqitiinotion«kartcn sür die Eröffnungssitzung und die Einlaßkarten sür die Zuschauer au-grgeben, auch alle sonst erforderlichen Mttlheiluugr» gemacht werden." * Dem BuadeSrothe ist eine vom kaiserlich statistischen Amt ausgestellte Uebersicht der nach der Verfassung und den Gesetzen de» Reiche« sestzustellenden BevölterungSzahle» nach ber Zählung vom 1. December 1885 zugegangr» Die Ueberstchl enthält ^ die Begrenzung u»b Bevölkerung der Drrertivbezirke sür die Verwaltung der Zölle und gemein, schaslliche» inbirectrn Steuern, sowie "der Zollans.üttlsse ü. Die Begrenzung und Bevölkerung der Armeecorpobeiirl de« deutschen Reiche« und O. die Begrenzung und Bevöikc rung der Ober-LaiidcSgerichlSbezirke. Nack der Uebersicht betrug die orl-anwesciide Bivöikerung deS leulschen Zoll gebietes 46,100,009, Luxemburg» 2U!,283 und der öster reichischen Gemeinde Jungholz 2l2, zusammen 46.3ll.401 Seelen, die der ZollauSschlüsse 751,705 Seelen. — Nach der Uebersicht zu U. betrug dio orlSauwescude Bevölkeiung init Ausschluß Ver Militairpersonen und BuubkSauSläiiber inr Bezirk de» l. ArmeecorpS 2.727,690. II Armeekorps 2.6b«,. l61. III. ArmeecorpS 3,585.368. IV AimeecorpL 3,l30.l62, V. ArmeecorpS 2,110,111, VI. AnneecorpS 3,020,728, VII. ArmeecorpS 3,132,875, VIII. ArmeccorpS 2,026.357, IX. ArmeecorpS 2,853.476, X ArmeecorpS 2,102,228, XI ArmeecorpS 2,68l,317. 25. Division 038,357, XII Al>»ee- corps 3,103,259, XIII. ArmeecorpS 1,965, !03, XIV Armee korps 1,568,881, XV. ArmeecorpS I,177.9l6. I. bäuerisches ArmeecorpS 2,619,818, II. bäuerisches ArmeecorpS 2.660.908 Seelen. Nach der Uebersicht zu 6. betrug die oilS- anwesende Bevölkerung in den Ober-LandcSgerichtS Bezirken: Augsburg 931.658, Bamberg l,169.161, Berlin 3,657,693, Braunscbweig 372,152, Brcölau 4.ll2,2l9. Kassel 823.092, Celle 2,327,800, Köln 3.713.265. Kolmar 1,56> 355. Darm, stabt 956.6ll. Dressen 3.l82 003. Frank,urt a. M. l.OlO.378, Hamburg 786.627. Hamm 2.670,635, Jena l,228,035, Karls ruhe l.60l,255, Kiel l,l50,306, Königsberg l.959.175, Marieniverter l.313,12l, München l,11l,90l, Naumdurg 2,707,851, Nürnberg I,l80,80l, Oldenburg 301,3l5. Posen l.780.726. Rostock 673,523, Stettin l.505,575, Stuttgart I,9S5,l85, Zweibrücken 696,375. * Der Beschluß deü BundeSratheS bezüglich der Er richtung einer ständigen Pharmacopoe-Commis- 'ion geht dahin: t) In Velbindung mit dem kaiserliche» OlesnndheitSamt wird eine kündige Tonimisston errichtet, welcher die Aufgabe obliegt, die Be- chlüsse des BundeSraihe» über periodisch berbeiziiMrendc Berichti- unge» und Ergänzungen der Pi.^rmacopoc vorzubcreilc». Die lomaüssio» hat zu diesem Bcbusc das einschlägige Material zu änimeln, zn sichte« und zu prüfen, iowie in Zwischenräumen von etwa zwei Ja'gren ihre bestimmt sormulirlen Anträge ans Berich tigung nnd Ergänzung der Pharmacopee der., Reichskanzler zur weiteren Veranlass»»«, zu unterbreiten. 3) Den Vorsitz in der Com mission führt der Dtrector des GesundcheitSamlS, welchem auch die Leitung der laufenden Geschälte obliegr. Die Büreanarbei'en werden im Gesundheitsamt auSaesührt. 3) Die Commission besteht außer dem Vorsitzenden auS de»,enigcn außerordentlichen Mitgliedern de« Gcsundbeiis Amts, welche eine Stellung in der obersten Mediriaal- Verwaliungsbehörde eine« VnndeSstaaieS einnehmen, und aus weiteren Mitglieder», welche vom Reichskanzler eniannt werden. Die isahl der letzteren ist vorläufig nicht über 13 zv bemessen. Di Mit- ltcher erhalten Reisekosten und lkagegtlder für die durch dio Übungen der Commission bedingte Abwesende«« von ihre,» Wohn ort. D Gewäbrung einer besonderen Vergütung für erhebliche Arbeitsleistung, sow.e sür die den Mitgliedern durch experimentelle oder literarische Arbrüen etioa erwachsenden buaren r nSiagen blerbt Vorbehalten. 4) Die ourch die Errichtu g der Coinmijiiou bedingte» Kosten werden auö den Fonds dcS ÄcsundheitS - Amts bestritten. * Ter leitende Staatsmann ber deutschsreisinnigen Parier, Herr Eugen Richter, versteht von der aus wärtigen Politik bekanntlich »och mehr wie von der inneren, wenn eS sich um da« Wohlergehen d«S deulschen Staates und deS deulschen Volkes bandelt, in besten Namen er mit echt fortschrittlicher Bescheidenheit stets zu sprechen liebt. Einen neuen Beweis sür dieses Factum erbringt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung", indem sie Folgendes auSsührt: Die Richter'sche „Freisinnige Zeitung" hat eS nicht unlerlajse» kännen, bei Besprechung der >üugsteii, vielsach citirtea Artikel deS Brüsseler „Nord" und der Wicner „Politischen Correspoiideuz" ihrer Freude darüber Ausdruck zu geben, daß, wie sie schreibt, Petersburg „einen kalten Wasserstrahl" nach Deutsch land gerichtet habe. Die s rci sinnig-patriotische Gciiiigt hu» na deS Richter'- schen PreßorganS über einen angebliche!, M nersolg unserer Polilik entbehrt der Begründung: »vrder der „Nord", »och die „Politische Correspondenz" sind sür die lulsbrhr Regierung in drin Masse visstiö«, wie sie plötzlich m der r.ichsi-mdli.1»» Preise bärge- stellt werde». Der „Nord" mag illiianler vilic'ö'c Äilihliliiiigen auS Petersburg enthalten; — der von Herrn Richicr als „ein kalter Wasserstrahl" bezeichnete Artikel gehört nicht zu jener Classe »on Kuudgebuugen: — und was die „Politisch Curi ivand nz aagehk, jo wird die Insinuation, dieselbe habe clneu o'h. ölen russische» Charakter, von Herrn Richter selbst wlderleat. Lerielbe bezeichnet nämlich ln demselben Ariike! die „Politische Corieipondeuz" als ei» ossiciüS russücheS und alS ein vifien'» denticheS Butt. LaS große Vertrauen des Führers der Fartichriiispartci zu t r lln- wissenheit und Leichtgläubigkeit seiner Leier mag ein gcrech, e.iigles sein: in dem vorliegenden Falle ist ca über >edcs crlaubie Maß hinausgcgangen. Kundgebungen des Herr» Richter über die Be ziehungen Deutschlands zum Auslände sind stets werthloö. Jeder einigermaßen pclitiich siiugcweihle weiß biß Herr Richter nicht in der Lage ist, mit Person,'» i» Beruhran, -u treten, die ihn über die Natur jener Beziehungen un!e>,ichteir lönntcn. WaS sein Blatt letzt wieder über das Verhältnis! zw hen Rußland und Deutschland geschrieben hat, ist bedcuinli.,.'oieS Dileltanleii-Machwerk: es zeugt von dem 'Bestreben, die eigene Re gierung »» In- und Auslände in Mcherroit z» bringe» — von »npa'.rivtische» Gesinnungen: daran ist man bei diesem Oigaii ge wöhnt. — In Frank reich würde eia w:chc G,' ibren. w l.heS in seinen letzten Ziele» nur brzweckcn kar„, einen Kri g her aizu- beschwören, mit schweren Strafen geahndet werde» (v. Code Pönal Art. 81s. Man Vars diesen Worten die Erwart,,»,-, biiiznsiigeii, Herr Richter werde sich, nachdem dwrb seine eigene C.bnld die denlschsr eisinnige Partei in dem lctzlc» Wahl kampfe durch die nationale» Parteien veriueblel >sl. vo» dein „Berufe" als Parlamentarier gänzlich a:u i in ,.Al»e»tbc>>". die „deutschsreisinnigc Zcilnn zurückzichkn und die Führung ber Trümmer der s g. „ornis»'>' isinnigeil" Partei anderen, d h. geschickteren Häute» üb,Nassen. ' Die dcntschsreisinnige „Weser Zeitung" sichre bk: .Wir möchte» de» Vorschlag „lachen, daß fick die .Freisinnige Zeitung- einen anderen Namen gebe. Den» daß die freisinnige Partei keinen gesäbrticheren F.md gehabt bat al» diese« Blatt und seinen uiiqnalisicirbarc» Ton, werde» nur noch wenige Leute bestreiten." * Die Vorstände der freisinnigen und national- liberalen Partei resp die Zeitungen in Lübeck. Ham burg uiiv Kiel proclamirlcu Vre gcgcuscttige Unterstützung bei den Stichwahlen. * Bezeichnend sür die gegenwärtige Stimmung in oer kler > taleu Parte > »sl sclgcutc Auslastung de» „West- sälischcu Merkur": Wir rickite» thrsurchievoll die dringende "eil.e nach Rom, dem neuen kirchenpolitischcu Gesetzentwürfe die Zustim-
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