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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188704194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-19
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1887
- Autor
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Ue-rrliou und Lrpkdition IohanneSgasse S. Sprechkunst» der Urdactio«: Vormittogi 10—12 Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. gttr di« «iiä,»-« «Acht sich di« »«dilti«» »ich« v«r-ü>tUch. Annnhme Per für »te «tchftf«l,e»8e Nummer bestimmte» Inserate a» Koche,ita>r« bi» 3 Uhr Nachmtttaa». «uS»»«- »»»Festtagen früh bts'/,8U«r. 3n de» Filialen fiir 3ns.-A»aah«r: Ltt» klemm, Universitäiiftrabe U vants Lösche. Katharinenstr. 23 part. u. König-Platz 7, «ur bis v,8 Uhr. Anzeiger. vrgan für Pslitik, Localgeschichte, Handels- «nd GcsGstSvcrkchr. Auflage LS,?SO. Adonnemrntsprris Viertels. 4", Mb. incl. Briiigerloha 5 Mk., durch die Pos! bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Belegeremvlar 10 P>. Gebübrc» sur Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Posidesörderung 60 Mk. mit Pestbcsörderung 70 Mk. Inserate tigespaltene Petitzeile 20 Pi. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u. Zisfcrnsatz nach höhcrm Tar/. Keclauien «ater dem RedactionSstrich die 4gespalt. geile 50 Pf., vor dcniya nnlien nachrichteil die Ogeivallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition ,i: senden. — Rabatt wird nichl gegeben gahlung praenamc-raocko oder durch P<l- Nachnahme. .h? 1VS. Dienstag den IS. April 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Vnmlkthung in der Neischhalle a« Johanursplatz. In odlger Fleischhalle ist die Adlbeilung dtr. A vom S. Mat dies«» Jahre« oder aus Wunsch von «i«e« spätere» Aeitpuncte an anderweit gegen etamonat» liehe Kündigung z» vermiethe» und werden Mrelh. grsuchr aus dem Nalhhause, l. Etage. Zimmer Nr. l7. eat- gegrngenommen, auch können edendaselvst die Bermiethung»- vedingungen eingesehen werden. Leipzig den 12. April l887. Drr Stath der Stadt Leinztg. I». 1981. vr. Georg». Krumbiegel. vekalintmlllhuug. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt. 1) daß alle in Leipzig wohnhasten Knabe«. welche Ostern 188« und Ostern 1887 au» einer der hiesigen Volk»- schulen entlasten worden oder von einer höheren Schule adzegangrn sind, ohne im letzteren Falle da» 13 Leben»» jahr vollendet und die Elaste erreicht i» haben, weich« diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fortbildungsschule für Knaben verpflichtet sind; fl) daß die Anmeldung derselben, wenn Pe im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnen, bei Herrn Director Puschmann, basern sie sich aber im Bezirk der II. Fort, dtivuug-schule aushaitcn, bei Herrn Dlreclor vr Etoerl an den von genannten Herren öfsentiich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu erfolgen hat; 8) daß hier «inzichende Knaben, welche Ostern 188», 188« und 1887 au- einer auSwLrtigen Volksschule entlassen worden sind, beziehentlich unter den bei 1 angegebenen Voraussetzungen eine höhere Lehranstalt verlassen baden, ebeasall» zum Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spatesten» aber binnen drei Lage» «ach den» Einzüge, dkl dem Director der Fort bildungsschule ihrer Bezirk» «mzumetven sind; 4) da« auch diejenigen Knaben in genanntrr Zeit augenreldet »erde« müsse«, »elche an« irgend ttne» Gründe von de« Besnche der städtischen Fortbildungsschule entbunden >« sein glanben; 5) dag Ettern, Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeit» geben bei Bermeibung einer Getvstrase bi» zu 30 die ,m Falle der Nichterlegunq in Hast umzuwandeia ist. dt» schulpfiichtigen Knaben zu dieser Au» Meldung anzubaiten oder letztere selbst vor- zunehmeu haben, wie auch die säumigen Schüler selbst wegen Unterlassung der Anmeldung und Hutter ziedung der Schulpflicht die gleiche Strafe verwirken. Leipzig, am 14. Avril 1387. Der -iatd der Stadt Leipzig. vr. Tröndiiu. Lehnert. Deklmntmachnng. Bon Donnerstag den 21. bs. MlS. ab soll in den Schleußt» der Stadt zur Vertilgung der Ratten Gift aus gestellt werden. Wir fordern alle hiesigen Grundstücksbesitzer der. Grund stück-verwalter aus. in ihren Gebäuden und insbesondere in den Privalschlcußen für Beseitigung der Ratten gleichzeitig besorgt zu sein und bemerken, bezugnehmend aus unsere Be kanntmachung dom 2«. Mai 1884, daß der nördliche Bezirk der Stadt dem Kammerjäger Herrn Earl Fritzsche in Eutritzsch, der südliche aber dem Kammerjäger Herrn LouiS Graf hier überwiesen ist. Leipzig, den IS. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. lb 1304. vr. Georgi. Krumbiegel Ersucht wird der Schneider Paul Wilhelm Eäsar AmanduS Bergemanu, geboren am 16. Februar 1848 in Bromberg, welcher zur Für sorge für seine Familie auzuhalten ist. Leipzig, am 7. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. (Ärmeuamt.) ä. L. IV. 068. Ludwig-Wolf. Hchn. Ersucht wird der am 27. Juli 184« in Naschhausru bei Eamburg geborene Brauer Max OSkar August Krähmer, welcher zur Fürsorge für sein in städtischer Waisenpflege mttergebrachte» Kind Paul Oskar Krähmer anzuhalken ist. Leipzig, den 14. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) »ä ä. L. 1/970. L uswig - Wolf. Werner Ersucht wird der am 12. Oktober 1849 m Fallevhaia bei Wurzen geborene Handarbeiter Johann Christian Traugott Kurth, Velcher zur Fürsorge sür sei >e Familie oozuhatten ist. Leipzig, am 14. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. »6 L. 1/9K4. Ludwig-Wolf. Werner. 1. Städtische Fortbildungsschule flr Knabe». Die >n«,I»u»n ne» rtntretenper Echiiker. be». di« Nd»eldnn> der in andere Schulen über>rhe«de» Fort bildna^schulpflichrigen bat in drr Zeit den M«»ta» de» 18. bi« Donnerst«, den 2l. April »» erfolgen, »nv »war sollen Vormitta,« von 10-1 Ubr dt« an» hiesige« Scholen «dqegaaaenea. Nachmittag» von 4—6 Uhr dir von anamörts Kommende» sich melden, tlll. vürgerschul«, Johannis» Potz «/?, 1. Stock. Z nuner 38) Leipzig, mn 1«. «prü 188?. »kr.». N»schm„» Den Herren Profesioren, Docentrn und Übrigen Mit- jlledern unserer Universität theile ich hierdurch ergebenst mit. daß zur Feier des Geburtstage« Seiner Majestät de« KSntg» Sonnabend, den SS. diese« Monat» Nachmittag« S Uhr ei» Festmahl im Bonoranb'schen Eladlistement stattfinden wird, zu welchem Taselkarte» L 4 bis zum Abend de» 22. diese« Monat» aus der Nuntiatur im Rathhause auSge- gebrn, auch Bestellungen aus Tafelplätze daselbst angenommen werden. Leipzig, am 18. April 1887. Der R-etor der Universität. v. Wolvemar Schmidt. . VirbAahls.vtkauutmachllllg. Gestohlen wurde» vier erstatteter Anzeige zukolge: l) ei» -ranen-kammel-Laguet mit Taille und Stehkragen, an der Brust und am unteren Rande mit schwarzem Spitzenall-piitz, au» einer Wohnung in Nr. 33 der Windmühlcusiraße, w den letzten 8 Wochen; L) «in ovale« goldene» Medaillon mit schwarzer Emaille, eine unechte Halskette sowie eine gelbe UHrtrtte mit Quaste, au» eiurr Wohnung in Nr. 30 der Nordftraße, sei» eo. 3 Wochen; 3) eia 4rädriger Handwagen mit Federn, grousarblg, mit «iseraeu Ringen und einem Haken an der Deichsel, nur dem Hol raum« in Nr 7 der Wiadmühleustraße, seit 29. vor Mt».; 4) ein Winterüberzieher von glattem olivensarbigen Stoff mit leiblich wolleuem corrirten Futter, grünem Sammetkrogen, riaer Reihe Perlmutterkuöpse mit verdeckter Batterie und einem Kettchen- Henkel, au« einem Fremdenzimmer in Nr. 3 drr Halleschen Strobe, am 13. dsS. MtS.; 5) ca. 18 Mark baar in div. Silbermstuze, au« einer Wohnung in Nr. 3 der Wiotergartenftraße, vom 1. bi» 13. ds«. Mir.; 6) rin kpazirrstock von Ebenholz mit gebogenem Elseabeingriff und bergt. Zwinge (8 am Griff auSgeschnitzie Pscrdeköpfe sind ab- gebrochen) und dem Monogramm „Ll. k.' unler dem Griff, aus einer Wvkmung i» Nr. 29 der Marienstraße, vom 20. März bi» 10. ds« M,«.; ?) S Stück Nastrmeffer, theil« mit gelber, theil« mit schwarzer Schale, au« der Barbierstube in Nr. 6 der Müuzgusse, am IS. ds«. Mt«. Nachmittag«; 8) rin grauer Tienstmannlrsck. ziemlich neu, mit Messtag knöpfen and rotheu AusledlLgra am Kragen, in den Taschen ein rvth und weiße« Taschentuch, sowie «in Krankeucaffeudoch. aas .Earl Erdmann, Allsellerhausen" lautend, an» drr Hausflur in Nr. 16 drr Nürnberger Straße, am IS. ds«. Mt«. Abeilp; 9) et, «gestrudener zweirädriger Handwagen mit «ue« -tincu Nab. au« dem Hosraume in Nr. 8 der Brüderstraße. vom 11. bis 1ü. ds«. Mi«.; 10) ein schwarzlederue« Geldtischchen mit N'ckelverschluß. ent- hallend ca. SS Mark in 2 Doppeikrouen, einer Krone uud div. Silbermünze, einige durchlochle 20-, 2« «ad Einpfennigstücke. 2 Zehntrlloose der 111. König!. Sachs. Lotterie und 4 Blech- markrn, sigairt: „2ü Restaurant Forkel", mittelst Tanvea- diebllahl«, aus dem Fleischerplatze, am 16. dsS. MtS. Bormiltag-. Etwaige Wahrnehmungen über den Berdliev der gellov>c:»n Gegenstände »der den Thäter sind ungesämut bei unserer Lriimnal. üdtheiluag zur Anzeige zu bringen, fletptig. am 18. April 1887. La« V,ltzet-A«t der Stadt Leipzig. Bretscharider. M. Nichtamtlicher Theil. Der Ghilzai-Äufsta»-. Zwei Angelegenheiten, welche ursprünglich nicht- uut ein- auder gemein haben, der Aufstand der Ghilzaislämme gegen den Emir von Afghanistan und der russisch-afghanische Grenz streit. sind durch die Lage der Verhältnisse mit einander in Wechselbeziehung gebracht worden und scheinen jetzt allerding- aus dem Puncte angetangl zu sein, wo ihr Zusammenhang nicht mehr zu trennen ist. Die Gbilzaistämine sind den Eng ländern feindlich gesinnt, weil sie fürchten, daß durch ihre Eisenbabnbauten die staatliche Sclbslsländjgkcit und Unabhän gigkeit Afghanistan- gefährdet wird, i» erster Linie ist ihuen der Bau der Eisenbahn von Kabul nach Kandahar ein Dvr» im Auge, und dir Gestaltung desselben durch den Emir Ab- durrhaman ist ihuen gleichbedeutend mit dem Verkauf dcö Lande» an die Engländer. Die Möglichkeit einer Aufhetzung der Gbilzaisiämme durch russische Sendlmge ist freilich nichl auSgcschlosten, nur ist r» sehr unwahrscheinlich, daß die Ghil- rai». die doch Zeugen deS russischen Vormarsches nach Penschdeh waren, da» Heil der Zukunst in einer Verbindung mit Rußland erblicken sollten. Rußland mag ein Interesse daran haben, die Gbilzai» sür sich zu gewinnen, aber umge kehrt können die GbüzaiS darüber nicht >m Zweisel sein, daß die russische Freundschaft ihnen noch arsährticher ist als die englische Eisenbahn von Kabul nach Kandahar. Führt doch bereits eine russische Eisenbahn, die sogenannte Tran-kaSpi bahn. q»er durch das Turkmenenland b>S an den Oxu» und wird gegenwärtig bis »ach Buchara fortgesetzt. Die russische Begehrlichkeit ist aber aus da« einige Tage reisen südwestlich von Balch gelegene Shodscha-Saleh gerichtet, und von da ouS kann Rußland aus einem weil kürzeren Wege in da» Pendschab Vordringen als von Herat au». Durch de» Besitz von Khodscha-Saleh wird Afghanistan den» russischen Einfluß vollständig unlerworsen. und die Engländer sollen geneigt sein, ihm diesen Besitz ferner nicht streitig zu machen, um den Grcnzstrrit endgiltig zu erledigen. Damit aber nicht zufrieden, haben dir Russen bereit» den Fall inS Auge gefaßt, daß die Ghilzaistämme Abdurrhaman Khan vom Tbro» stoßen und daß dann der russische Schützling Achmed Ejub Khan, der gegenwärtig aus der Ettadelle von Teheran gefangen sitzt, an besten Stelle zum Herrscher Afghanistan» auSgerusen würde. Wie die russische „St. Petersburger Zeitung" sehr treffend bemerkt, würde damit der aszhanische Grenzstreil jegliche Bedeutung verlieren, denn ein Beherrscher Afghanistan« von Rußland« Gnade« kann überhaupt keinen Anlpruch aus Selbstständigkeit machen. Dir Gbilzai» brsorgen also wahr scheinlich wider Willen die Geschäfte Rußlands, indem sie sich gegen Abvurrahman Kban empören, und würben zu spät erkennen wüsten, daß die Niederlage de« Emir» zugleich ihrer eigenen Unabhängigkeit ein Ziel setzt. Nach den disher vorliegenden Nachrichten ist sehr schwer z» sagen, ob die Gbilzai» auf dem Wege sind, ihre Absichten r» irreiche», oder ob der Emir stark genug ist. um den Ans stand der Gbilzai» niederznschlagen. Die an« Kalkutta stam mendeu Berichte, wetche die Ankunft der Gbilzai» bei drr Bergfestung Gbnsny »rkdetrn, lauten de« Empörern günstig während dt» neuste Nachricht, wetch« von Bombay an» duräz Reuter'» Bureau verbreitet worden ist. von einem Treffen bei Sbilsur berichtet, bei welchem 200 Gbilzai» ihr Leben eiiiblißken und viele derselben verwundet wurden. Ob der nächtliche Uebersall der Truppe» deS Emir mit einem Siege geendet hat, verschweigt die Depesche und läßt diesen AuSgang nur ahnen. IedcnsallS ist au» dein Tressen bei Schiksur zu entnehmen, daß der Emir an Flucht nickt denkt, und baß die ersten Nachrichten über die angeblichen Ecsolge der Ghilzai» übertrirden waren. We-Halb die Engländer der Empörung der Ghilzai» gegenüber so entschiedene Zurückhaltung bewahren, ist nicht klar, da Abdurrhaman ihr Veibünveter ist, wenn auch die Freundschaft, welche beide Theile verbindet, nicht allzu innig ist. Bor zwei Jahren Halle eS den Anschein, al» ob den Engländern an der Freniivschafk deS Emir sehr viel gelegen wäre, der Empfang, welcher ihm in Nawal Pindi bereitet wurde und die Verleihung de- Sterns von Indien wurden mit so viel Geräusch der Well vcikündet, daß die Absicht, damit Eindruck hervorzudringe», ojsendar war. Heute liege» dir Verhältnisse insofern ander», als die Gcsahr eines Zu» sammcnsioß-S zwischen Rußland und England weniger dringend erscheint, und die Engländer verspüren gewiß keine Lust, diese Gefahr ausS Neue herauszubeschmören. DaS könnte aber leicht geschehe», wenn England dem Emir von Indien all zu Hilfe käme, da bie Rüste» den Sieg der GhilzaiS wünschen. Gelingt eS dem Emir, die GhilzaiS nicderznwersen ohne die Hilfe der Engländer, dann wird ihm daS auch in der Meinung der Rüsten nur nütze», ober wenn e» wahr ist. daß der Emir die Engländer um Hilfe gebeten bat und diese sic nicht gewähren, so kann da- nicht zur Verbesterung der gegenseitigen Beziehungen beilrage». Der Emir wird wohl auch schon au» dem Verlaufe des Kampfe- vom Jahre >885 die Ueberzcugung gewonnen habe», daß er auf englische Hilfe nur daun rechnen kann, wenn England einen russischen Angriff aus Indien abzuivehreu hat. und auch in diesem Fall; erst, nachdem die Afghanen die erste Muckt deS russischen Anprall» erduldet haben. Aus den englische» Parlaineulsvcrhandlnnge» ist bekannt, daß die englische BefestigungSzone vom Kheyberpaß sich in südwestlicher Rickliiiig binzieht und sich aus Kandahar und Sckttkarpur stütze» soll. Man weiß zwar nicht, wie weit die Befestigungsarbeiten gediehen sind, aber vollständig werden sie wohl nicht unterrasten worden sei», da» läßt sich schon au» der entgegenkommenden Art entnehmen, wie die Vcr- bandlungeu über den Grenzstreil mit Rußland geführt werben. Sicher ist. daß die Engländer jetzt nickt mehr den Werth aus Herat legen. de» sic ihm früher ;»erka»»l haben. weil diese» ..Thor von Indien" zu weil westlich liegt, um im Besitz von Rußland eine besonders klingende Gcsahr sür Indien darzuslelle». Rußland verharrt zwar au der afghanischen Grenze äußerlich »och in derselbe» Ruhe, welche nach dem Gefecht bei Pulikhisli eingetrele» ist. desto eifriger scheint e« aber Wühlarbeit zu treiben. Daß Beziehungen zwischen Ruß land und Ezub-Kban angeknüpst sind, ist kaum zu bezweifeln, onst würde dieser Gefangene nicht eine so herausfordernde Haltung gegen den Emir Abdurrhaman zeigen. Vor einiger Zeit ließ ihm dieser sür den Palast Ejub KhanS in Herat, welcher g-genwärtig als Eascn.e dient, einen Kaufpreis an- bicten, E>ub aulworlcle aber, baß er sei» Hauö bald selbst u bewohnen gedenke, also zu einem Verlaus keine Lust ver pure. Es kommt »ocb hinzu, daß die UlemaS in Herat zu den Anhängern Ejub Khans als des rechtmäßige» Herrscher gerechnet werden und daß die Bevölkerung ihn >»tt osieuen Armen ausuehnicu winke, weil sie die Engländer haßt. Diese Darstellung rührt zwar auS Persien her, also von einer Seite, aus welche Ejub Khan Einfluß geübt haben kan», aber auch in Indien hält man die Lage Aburrbaman Khan's für gesäbrdet. und deshalb braucht jene Darstellung noch »lchl in daS Reich der Erfindungen verwiesen zu werde». Für de» Emir Abdurrhaman ist c- jetzt von größter Wichtigkeit, daß der russische Grcnzsireit glatt und schnell erledigt wird, damit er seine ganze Kraft zur Bekämpsung der Gbilzai» verwenden kann. Mit der Beendigung diese« Streites schwinde» auch die Hoffnungen Ejub KhanS aus den Wiedereimerb der verlorne» Herrschaft, und dann würde auch eine Mitwirkung der Engländer zur Niederwerfung deS Aufstandes leichter lhunlich sein. AuS diesen, Grunde ist aber nickt anzunehinen. daß die Rüsten bie Erledigung de» Grenz streilcS beschleunigen werden, denn eine so günstige Gelegen beit, ihrem Ziele i» Asien um ein gut Stück näher zu kommen, dürste sich so bald nicht wieder darbieteu, und die Russen sind die Leute nicht, um sich eine sichere Beule so leicht entgehe» zu lasse». ES wäre wenigstens daS erste Mal, daß sie ans den Verlegenheiten Anderer keinen Nutzen gezogen halte» bisher habe» sie sich gerade in dieser Kuust immer al» Meister erwiesen. Vielleicht hat da« Gerücht den Ghilzaiausstaud über Gebühr ailfgebanscht. und eö handelt sich nur um eine ganz unbedeutende Sache, aber da;» dauert die Aufregung doch schon zu lange, und die allgemeine Aufmerksamkeit würde sich dem Aufstande bau» kaum iu dem ge>chcheucl» Maße zw gewendet haben. ^ Leipzig, 19. April 1887. * AuS Berlin wird unS zur Lage geschrieben: Der allgemeine Pa ilcitng. welchen da- Sen trat-Comit« der Freisinnigen demnächst »ach Berlin einbernlen will, macht Herr» Eugen Richter und leuie» nächsten Freunden mehr Kovi lchmerzen. al- sie sich den Anschein gebe». Es herrscht viel Un zusriedenheit mit der Nicht er'scheu Taktik. Sein tyrannische- und diktatorisches Bersatiren den eigenen Parteigenossen gegenüber wirb ertrage», io lange dasselbe durch siegr iche Wablersolge sich äußerlich zu rechtst, tigen vermag, iiiou Ich»! sich aber gegen dasselbe aus. so. bald eS Niederlagen herbeisührk. Bereit- jetzt bei der Ankündigung de- projectir.en Parteitage- erheben zahlreich« Unzusriedenc ihre Stimme, die Herrn Richter vermntulich sehr unangenehm in die Ohren schallen wird, wenn er es nicht verzieht, die Aeqner durch Ueberruinpelung niederzubalten, sie durch eme allzu plötzliche uud schleunige Jnsceniruvq des Parteilages an der Organüation und Olcliendmochuni ihrer Wunsche zu verhindern. Man besürchlet auch in diese» Kreisen, daß durch einen Staatsstreich die Tage»ordnung dem Parteitage ausoctroy rt werden wird. Freilich einen qewichiigen Facivr. der mit ibm manch-? Hnhnchrn zu pflücke» hätte, bat der vorsichtige Parteiführer bei Geteqenbeil der Fusibn au- der Partei veriretung ausoemerzt. Tie Parteivressr als solche Hai nicht mehr, wie siuher, Sitz und Summe in der freisinnigen Parieiver- »reiung. Duriien beispiel-weist die Bertreter der „Köaig-berger Haitnng'schen Zeitung", der .W.strzeitung" u. A.. welche bei den Stichwavten den Zorn ke» Parieiches- ous sich herabcieien. weil sie bei den «»chwiblea »ich« der P-role von dein Zusammengehen m.t den Eocialdkmokeatea Folge leistete», ihre Stimme aus dem Partei tage erheben, dann wüid« Herr Richter mit größerer Besargoiß dem Votum seine« Parteiparlament« rntgegeosthe». Ader auch wenn die von ihm straff gehandhabte Partciorgaailalion ihre Schuldigkeit thut und die politisch geschulteste» unzufriedenen E!r- mente nicht zum Parteitage wählt, wird er trotzdem manch kräft ; Wörtlcin ,z» hören bekommen, da- man, wie jetzt osten erklärt w rd. au» Parteiiücksichien in der Oefstntlichkeit bisher »ich! gesprochc, hat. ES «ziel» einen starken Bruchtdkil freisinniger Wähler, wellt., an daS parleiosficiell proclamirte Marche» nicht glauben, daß dir letzte Wahlniederlage ihrer Partes lediglich ein Product grundloser Kricgsiillchl gewesen ist. Die von Herrn Richter dictirte freist»»^? Paitkipolitik und seine Wahltaklik wirb eiue ernste K.itik herau - fordern. Namentlich wird auch seine Judiffercuz den socwt- politischen Fragen gegenüber, welche die einsildtlgerei, Kräs:.- seiner Fraetion aus diesem Gebiete lähmte, Gegenstand em. gehender Erörterung werden. Eine Abschwächung des Rickter'jch Einflusses würde »war em erfreuliches Neiultar de- freisinnig?.: Parteitages im allgemeinen Interesse des Volkes sein. Wir geh n uns aber in dieser Hinsicht keinen großen Hoffnungen hin. Die Autorität Richter'» in der freisinnige» Parteipresst Kal jedcujallS, namentlich seitdem er olSZeitungSverleger ausgetreten ist, entschieden gelitten. Da« beweist neuerdings wieder die vielfach ein- ander direct widersprechende Haliung, welche die einzelnen Organe derselben in der kirchenpolitstche» Frage bcobachlen. Wahrend die „Freisinnige Zeitung" da« Centn,», zur kirchcupolitischen Fronte gegen den Papst ouihetzt. weil angeblich Leo XIII unter die „BiSinarck- knechte" gegangen »nd sich von der diplomatischen Schlauheit de« deutschen Reichskanzler- zum Schade» der Kirche hat umgoruen laste», stimmen andere fortschrittliche Zeitungen daS alle Lied von dem Eanossagang der Regierung a». Eine dritte Richtung »st mit dem neuen kirchenpolilijche» Arrangement vollkommen zufrieden. Einig sind sie sämmilich nur in ihren Angriffen gegen die Millelparteien. * Die bereits erwähnte weitere römische Depesche deS .UniverS" war bisher nur nach einem TelegrammauSzuge der .Kölnischen VolkSzcitunjz" bekannt. Der jetzt vorliegende Wortlaut der Meldung ist: Man versichert, daß außer dem Schreiben an den Münchener Nuutiu» drr h. Stuhl noch an den Baron zu Franckensteia ein Privatschreiben gesandt habe, sowie an den Erzbischof von Köln eia Memorandum, welches de» Wunsch auSdrückk, die kirche,»politische Vorlage angenommen zu sehen. DaS Memorandum sei ergangen geinäß einem Beschlüsse der Cardinal.Eongregatiou, welche mit Prüjung der Frage beauslragt war, ob die Annahme des Gesetzes müqlich sei ohne Verletzung der kirchliche» Gesetz:. Man lügt hinzu, daß diese Entscheidung getroffen und diese Schritte geschehen seien, nachdem bekannt geworden, daß das Centrum einstimmig beschlossen habe, die Vorlage zu verwerstn. Man weiß noch nicht, welch. Haltung das Centrum schließlich der Vorlage gcgeuübcr cin- »ehmen wird." Die .Germania" knüpft an die Mitthrilung dieser Meldung einige Bemerkungen, welche mit dem Satze schließen: Daß wir preußischen Kalholikeu im Uebrigeu uuS mit Re signation bezüglich de« AuSgangS de- Lultmkampses zu rüsten haben, da der päpstlich« Eiuhl über dos Urtheil unserrc Bischöse hinaus zur Nachgiebigkeit sich neigt, brauchen wir uack den vorliegenden Eriahriingeii nicht mehr besonder« zu sagen!" * Nachdem die Auslösung deS preußisch-englischen Vertrags über die gememschastlich abwechselnde Besetzung de« evangelischen BiStbumS zu Jerusalem aue- gesprochen war. hat sich die englische Staatskircke beeilt, durch di» Ernennung deS bisherige» Archidiakonus Blytb von Rangun das nunmehrige auglicauischc Biölhum Jerusalem (und de- Orient») wieder zu besetzen. Bei der Ordination dieses Bischofs zu London wurde von einem hoben Geistlichen der Ausspruch gethan, Preußen habe das Recht, das Bis- lhum abwechselnd mitzubesetze», verwirkt, da eS seinen bis herigen Beitrag zurückgezogen habe. Daß diese Behauptung jedoch »ach allen Seilen hi» unrichtig ist. ergiebl sich aus den Thalsacbcn, welche die Kündigung deS 'Vertrags vcran- laßlc». Seiten» Preußen» hatte man zuerst da» Verlangen au-gesprocke», die bisherige vertragsmäßige Verbindung viis- zuiöse»; als aber dagegen vo» England der Wunsch au. ge sprochen wurde, da- bisherige Verhältnii; svrldaucrii zu lasten, ging man diesseits aus dlc'cS Verlange» cm. gab aber zu gleich zu erkenne», daß man als Bedingung dieser Fortdauer de» Vertrag- da« Znriickgebcn aus sruhere von Buirse» in den Jahre» l84l und >8>2 verabredete Vereinbarungen bei der Ernennung eines Bischofs durch Preußen ausche. Bei de» hieraus angcknüpslen Unterhandlungen wurden uain.itt- lich zwei Puncte sestgehalten: einmal sollten d>e von Preußen ernannten Bischöfe nicht mehr, wie bisher thatläch- lich geschehen, gcnvthigt sein, die Weihen der englischen Staatskircke vor Antritt ihre» Amte» zu empsange»; kann aber legte man Widerspruch ein gegen Leu vom Erzbischof von Eanterbury bereits uninitlelba: nach Abschluß des Ver trag« 1842 crbobeueu Anspruch dcö unbedingten Velos: man wollte ihm dieses nur zugestehcn bei kanonischen Grunde». Die letztere Forderung gestand man wohl zu. LaS Velo svlllc nur bei eiuem kauoniichen Desccle des zu Ernennenden aus gesprochen werden. Hiiisichttlch der anderen Forderung wegen der Weihen jebock konnten sich die brilischen Trustees zu keiner 'Nachgiebigkeit verstehen, und die Folge war. daß der Vertrag vo» englischer Seite gekündigt wurde. Preußen aber bat bis zu dem Tage, an welchem die Lösung erfolgte, seinen Beitrag zur Erhaltung de« B>«thuu>S svrlgcleislel. * » -» "Wie auS Konstantinopel gemeldet wird, bauert der Stillstand in den türkisch-englischen Verhand lungen in Betresj Egypten« noch immer an. In diese»-, Augenblicke ist er durch einen Bericht veranlaßt, welchen Arliu Essend, aus Beseht des Sultanö sür Sc. Majestät über kiesen Gegenstand anSziiarbeilen bat. — Ungeacvtet aller bcrutugenden Versicherungen der maßgebenden Diplomatie »i Ver türkische» Hauptstadt und trotz friedlicher Anschauung und Ueberzeugung der Pforte selbst setzt letztere ihre mili- tairische» Vorkehrungen mit kaum geschwächtem Ester fort. Bei Krupp in Este» wurden neuerdings Gstckonesür 4'/2 Millionen Franc- bestellt uud init Grnson wurden Unterhandlungen eröffnet, welche aiisehnliche Lieferungen von Etlenvaiizern sür die ,n der Herstellung bearissciie» oder »vck herzustellenven Panzerschiffe der türkischen Manne zum Zwecke haben. Wie au» Rom gemeldet wird, dürste der apostolische Pro-Nuntiu» Cardinal Bannutelli W en in« Lause der nächsten vierzehn Tage verlosten und bis zur Emc»»»nz seines Nachfolgers der Uditorc und geben»; päpstliche Kämmerer Msgr. Tarnalsi als interimistisch«! Gejchailc-trägcr mit der Leitung der Nuntiatur betraut werde». Wiewobl bisher weder die Ernennung deS CarkmalS Dannulclli zuin StaalS- secretair. noch auch jene de- Mtgr. Moccnni zum Nuntius in Wien formell vollzogen m. betrachtet man dennoch beide m unterrichteten Kreisen al- Thatsacheu und sicht der svrmcllen Vollziehung sür die nächste Zeit entgegen. * Der Ingenieur Danilow hat ous seiner letzten Reise nach dem tra«»ka»pisch«a Gebiet entdeckt, wo di«
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