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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188903246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-03
- Tag1889-03-24
- Monat1889-03
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1889
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Erscheint tLgltck früh 6'/, Nhr. Krdaclion und Lrpkditiou Iohannesgaffe 8. -Prrchkundr» i>rr ßirdalti«n: BormittogS IO—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. 6»e»t»»i>a^»« n»,rl«»dt»r «»nulcrlri« m»»rt>> t>« pirt-.tien „ich! nervindNch MmWl-IasMM A«>>atz«e »er für »ie nächstsolgende 8«««er desltmmtrn Jusrrate au Sochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, au Sau«- u»h Frsttagrn früh b>»',,9 Uhr 3n den /ttialr» snr Ius.-^nnahmr^ Dtta Klemm. UniversitätSstrabe t- Laut» Löscht, Kathariaeuflr. 23 pari »ns KöaigSplutz 7, mir bis ' ,S Uhr. lnzeiger. Lrga» fiir Politik, Localgtschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnementtprets vlerkeijährüch >>', Mk. iucl. Bcingerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk Jede einzelne Nummer 2V P'. Beleg,reinplor 10 Ps. Gebühren für Extrabeilageu (io Dagehlati-Forinat gesalzki ahne Posiuejürderung 60 Mk. mit Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6gkspaltene Petitzeile LO Pf. Größere Schrillen laut uns. Prei-verzeichnik Dabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Dari. Ueelamen unter dem RedactionSstrich die »gelpalt. Zeile 50 Ps.. vor de» Fa milienuachrichte» die 6gesvaltene Zeile »0 Pf. Inserate sind stet» an die töyprditt«» zu lende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumerumlo «der durch Post- »achnahmr. 83. Tonntag den 24. Marz 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. -tstnlllche Sitzung der Stadtverordneten Mttt«o», den 27. Mär, 188». Abend» «»/, Udr. t» G«ale der vormaligen Handelsbörse, am Naschmarkte. Tagesordnung: ll. Bericht de» Stiftung»», Oekonomie- und bcz. Bau- ouSsckuffe» über Conto 33 „Friedhöfe im Eigenlbuin der Stadt", mit Ausnahme von Pos. 4 in Ver bindung mit Nr. 4d, c, 6 der Gchalt-liste, de» HauShaltplanc« für I88S. H. Bericht de» OekonomieauSschusseS über Conto 16 „Rittergut Taucha", Conto 17 „Rittergut GraSdors mit Cradefeld und Porlitz", Conto IS „Rittergut Lößnig mit Zubehör", Conto 20 „Klostergut Conne witz", Conto 2l „Gut Thonberg", Conto 23 „Ritter gut Stötteritz u. Tb ", Conto 25 „Mühlen und Wehre", mit Ausnahme von Pos. 1, 4—7, de« die»» jährigen Hau-Haliplane». m Bericht de» GaS« und Finanzausschüsse» über Specialbudget „Gasanstalt l." Pos. 22 und Special budget „Gasanstalt ll." Pos. 42 in Verbindung mit Conlo 38 „Straßen und Wege" Einnahme-Pos. 10 de» diesjährige» Hau»haltplaue». IV. Bericht der FinanzauSschuffe» über Erhöhung der im Conto 2 „Polizeiamt" »ub L. 25 de« HauS- haltplane» auf da» Jahr 1889 eingestellten Position für HilsSarbeit. V. Bericht de« SchulauSschuffe» über » Specialbudget „Städtische Volksschulen" Ausgaben Pof. 186 drS diesjährigen HauShaltplaneS; d. Bildung einer süd- vorsläblischen Ablheilung der HI. Clafse der Real» schule, Begründung einer neuen stänngen Lehrer- stclle und Mobiliarbeschafsung; c. Benutzung der Turnhalle deS Allgemeinen Turnverein» zu Leipzig- Reudnitz zum grsammten Turnunterricht der dortigen Realschule; ck. Aufbebung der Befreiung der unter städtischem Schulpatronate stehenden Lehrer vom Schulgelde für ihre Kinder. VI. Bericht de» Bau- und OekvnomieauSschuffe» über unentgeltliche Arealadtrrtung an der Kreuzung der Tauchaer. Luther-, Eisenbahn, und Alleesttaße seiten» der Firma Bäßlrc L Bomnitz an die Stadt gemeinde. Trotz der Vorschriften „r tz. 4, Absatz 2 der re»t dlrte« Sparcaffenordnn«^ vom 24. Juni »877, wonach die bei der hiesigen stäöiische» Sparkasse aus ein und dasselbe Sparcassenbuch deponirte» Beträge die Summe von RS»» Mark nicht übersteige« dürfen, haben die Inhaber einer größeren Anzahl von Svarcasseudüchern. deren Nummer» nachstehend unter (7) verzeichnet sind, durch zum Theil während längere Zeit unterbliebene Abhebung der Zinsen, ihre Einlagen über den Betrag von lüOV Mark an wachsen lassen. Unter Hinweis aus die obengedacbte sialutarische Be stimmuna, sowie daraus, daß rückstchtltch der über ISVV Mark überschießenden Beträge die Ver zinsung Weggesallen ist, sorrern wir demgemäß licJii- beibec der betiessenden Spaicaffenbücher auf. die entsprechenden Mehrbeträge ehebaldigst zurückzunehmen. Leipzig, den 8. März t88S. Der Rath der Stadt Leipzig. Ur. Georgi. Freygang. D Serie I. 14826 3V001 35338 42738 51626 57258 58563 58564 58723 66866 75390 81398 82460 8246t 86727 90153 97031 98867. Serie II. 6366 9377 12572 12951 13576 13827 17375 35746 36545 42244 46407 50603 50834 54965 56422 56858 61442 62998 66616 75108 80985 80V86 83620 85141 85326 86376 9SS66 ,'»1300 ,02090 104657 108678 108934 113876 116057 118382 121818 125121 12953 134308 134439 187242. Die bei dem diesigen Leihdause in den Monaten Avril, Mai und Juni 1888 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Versallzeit, noch vi» jetzt eingelöst worden sind, auch nicht bis zum 3l. März u o. eingelvst werden, sollen den I. Mai 188» und folgende Tage >m Parterre Locale de» Leihhauses öffentlich versteigert werbe». E» können daher die in den genannten Monate» versetzten Pfänder nack dem 3t. März 1889 und spätesten- am s. April 188» nur unter Mitentrichtung der Auclionr- kostea von 4 Pfennigen von jeder Mark de» Darlehn» ein gelüst oder nach Befinden ernenert «erde« , vom 6. April 1889 an, an welchem Tage der AuclionSkatalog ge schlossen wird, kann lediglich» die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der AuclionSkosten von 4 Pfennige» von jeder Mark der ganzen Forderung de- Leihbause« statt- finden, und zwar nur bi« zum »7. April 188», von welchem Tage ab BuclionSpsänder unwiderruflich weder ein gelöst, «och erneuert werden können. ES hat also vom 29. April 1589 an Niemand m»br da» Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigeulhlimern nur aus dem grwöb», Ilchcn Wege keS Erstchens wietercrlangl werde». Dagegen nimmt da» Geschäft de» EinlvsenS und Ver setzen» anderer Pfänder wäbrend der Auktion in len gewöhn lichen Localen seinen nnezeslörtkn Fortgang. Leipzig, den 15. März 1889. De» Raths Deputation für Leihhaus «. Sparkasse. AoltanttlmnelinnU, die Häiidter-Ltistnna betreffe«». Nach den Bestimmungen brr von Herrn Nathan Hiindler im Jahre 1886 errichteten Stiftung sollen die Erträgnisse des «trsinogs« kapital» zu drei Bierlh.'ilen a» Sühne hiesiger uubeinittelter iSraeli- tischer Einwohner zur Unterstützung bei Erlernung eine» Handwerks oder eine- nützlichen technischen Bewerbe» veriheili werden. Wir fordern daher die Ellern. Vormünder oder Erzieher Der jevige», welche vorstehenden Bedingungen cntlprechei,. aus. ihre Bewerbungen unter Beifügung der Schulz,ugniffe bald qst schrilltet, bei »n« anzubrinaen, jedoch vor der Wahl eine« bestimmten Gewerbe« sich Mit >»S in» Vernehmen »u setzen. ^ ÄS,««, de, >0. Mär, 1^. V«r U«r»O,» »er Isrurllkische« >rli,tO,»,»«einb» zu Lelpzt, Rtchnnngs-Atzschlutz Einnahme: Arbeitgeber Arbeiinehmer ins»» von Eapiialieu . intrittSgelder . . . Durch Arbeitgeber für versiche- riiiiqSpflichnge Mttgliedrr cingczahlte Beiträge luich srenvillige Mitglieder rinqezahlte Beiträge Ersatz eistuiigen Dei'ter für g-währtc Krankcuuuier siutznng Coursgewinn aus verkauften Werlhpapiereo . Sonstige Einnahmen Summa der Einnahme Betrag 10193 549 1174 745 51362 12 969 84L 27114 1 277 780 75 50 11 SO 42 10 64 42 «„»gäbe: Für ärztliche Behandlung Für Arznei und lanstlge Heilmittel Kraakrngrlder an Mi»gl»der Krankengelder an Angehärige der Mitglieder . . Unterstützungen an Wöchnerinnen Sterbegelder Lur. und BerpflequngSkosteu an Krankenanstalten Ersatzleistungen an Dri le für gewährte Kranken- unterstützungei, Zurückgezaylte Beiträge BerwaltungSkostrn . . Sonstige Ausgaben ....... Summa der Ausgabe Ueberschuß pro 1886 Betrag l 4 z 206 948 50 § l3l 337 75 ( «99 73.3 02 11890 01 i 12 74S 99 ( 44 224 20 64 210 25 8032 60 1001 74 SSOI? 06 «298 93 i 1084 446 05 ,93 334 37 127? 780 42 Vermögens-Ausweis. Vermöge» am 1. Januar 1888 laut vorjährigem Abschluß . . Ueberschuß de» Jahre« 1888 wie oben ,1 Stommvermögen am I.Januar1868 66 606.82 4 289 550 Stammvermögea im Lause de« «214 28 193 334 37 Jahre« 1888 zugesührt . . . 18 607.46 . RelervesoodS am 1. Januar 1888 161 386.92 - Relerveiond« de, Jahre« 1888 . 148 047.80 - 309 484 72 Betriebsfonds am 1. Januar 1888 61 557.04 - Beirieb-sond« am Schluffe deS 88 336 15 Jabre« 1888 zugesührt . . . 26 67911 » 482 885 1b Summa 482 885 1b Summa Die Richtigkeit und Uebereiustimmuug de« JabreS-Abschlusser mit den Büchern der OrtSkrankeucasse wird hierdurch bestätigt. Der Rech n uug S-A uSs chu ß: M. Gaucr. «. Atz««. H. Belke. Seit Bestehen der OrlSkrankeucasse, also seit 1. December 1884, sind insgesammt circa 3 410000^1 für Unterstützungen verausgabt worden, davon entfallen ca. 540000 ans ärztliche Behandlung, circa 320000 ^l auf Arznei und sonstige Hellmiitei und ca. 180 000 >l aus BerpflegungSkoftru ln Krankenanstalten, während nahezu 1368000 in baarem Beide ouSgezahll ward«» sind. Au Mitglieder» deltrigen stad seit 1. Deeember 1881 tnSgefammt ea. 3 185 000 «»ge.og-n, davon enifielcn aus freiwillige Mitglieder ca. NO 000 ^l. aus verfichriungSpflichtig» «nglieder ra. 2 370 000 ^ wahrend da» von den Arbeitgeber« au« eigene» Mitteln zu zahlend« Drittel der Beiträge der pflichtige» Mitglwder über SSO 000 ^l betrug. Leipzig, den 18. März 188S Die Ortskrankencasse für Leipzig und Umgegend. Albert Brocktzau». Vorsitzender. Die beiden au» einer Stiftung von Heinrieh Wieder kehrer, sonst Probst genannt, vom Jahre toll ber- rührendc» Stipendien für Eludirende aus hiesiger Universität im Betrage von je 3l 79 jährlich sollen von Ostern diese« JahreS an aus 2 Jahre vergeben werden. Hierbei sind nacheinander zu berücksichtigen: t) Wieterkehrer'scke Verwandle au» WillandtShcim, Iphosen oder Ochsensurt. 2) dergleichen aus dem Biölhum Würzburg, 3) Sluvirende au» den Ländern, deren Angehörige die ehemalige Bayerische oder Meißnische Nation aus hiesiger Universität bildeten. Wir fordern diejenige» Herren Studirenden, welche sich in einer der gedachten Eigeujchastc» um diese Stipendien be werben wollen, aus, ihre Gefache sammt de» erforderlichen Bescheinigungen biS zum 31. März d. 2». schriftlich bei uns einzurcichen. Später eingehende Gesuche müssen für diesmal unberück sichtigt bleiben. Leipzig, den lS. März 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumbiegcl. Bekanntmachung. Vom 3. August dieses JahreS an ist von unS ein Höl- zel'sche» oder HVIzl'scheS Stipendium im Betrage von 185 51 jährlich auf vier Jahre an einen hiesigen Skudirrnken zu vergebe» und zwar zunächst an eincn solche», welcher den Namen Hölzel oder Hölzl führt und von ehrlichen Elt rn geboren ist, in dessen Ermangelung aber an einen hier stndi- renven Leipziger Bürger»- und HandwcrkSmeistrrSsohn, de;, an ein Annavrrger Stadtkind. Wir fordern diejenige» hiesigen Herren Sludircndcn, welche sich in einer dieser Eigenschaften um das gedachte Slipendinm bewerbe» wollen, auf, ihre Gesuche schriftlich unter Beinigiing der erforderlichen Zeugnisse bi« zum 3l. März v. Ja. bc, un« „nznreichen und bemerken, daß späler en,gehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müsien. Leipzig, den 19. März 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör Georgi. Krumbn-gel. ver-cherm,- aus Abbruch. Dal alt» HauptarbSude auf dem Postgrundstücke zu Wurzen soll öffentlich an de» Meistbietende» aus den Abbruch vrriiiizrri werden. Lin« Zulammntstelluag der Anbietung«, und Aussichtungs-Be- dingungen liegt bei dem kaiserlichen Postamt in Wu>z> >, iowie »» GeichältSzimmer de» Bcz>rk«.PosidaurathS iu Le pftg, P.'st ,cUiude am AugustuSpiatz. Zimmer Ni. 231, zur Emsich: aus, auch kann solche von dem genannten Postamt« und von drin Postbnuraih dc- zogen werden D-e Brrftkigeru, g find,« statt am S. April ». I.. Vormittag« 1V Utzr, im Amtszimmer des Poftamisvorfleher« >n Wnrzen. Leipzig, den 21. März 1889. Ter Kaiserliche Vder-Paftdirrctar > Walter. Altm. Irr diesjährige erste llojj- und v>kb«iuil.l in VMunusborf- Ik!«ig findet statt. tleuSl»,. den 24. März ». o. Irr «rmelutzeruttz Lohst, G«m.-V»rft«ntz. Aoock Die Lage in Frankreich. Kaum ist der bedeutende Eindruck, welchen da» Festmahl zu Ehren Boulanger's in Tour» mit semen Empfangsfeier, licbkciten und gegen Ministerium und Parlament gerichteten Reden dem Lande z»>» Bewußtsein gekommen, so ist auch schon ein parlamentarisches Ereigniß da, welche» die Siellung de« Ministerium« Tiraid schwer erschüttert hat. Die Inter pellation keS Abgeordnete» Laur wegen der von der EociölL des Mötaux betriebene» Wuchergeschäfte hat lediglich der überall in Frankre ch herrschenden Stimmung gegen die Re- sierung AnSdruck gegeben, und wenn auch hanplsächlicd die rüheren Mimsierien für da» Geschehene verantwortlich sind, o kann doch die gegenwärtige Regierung nur unter drr Be dingung von der Verantwortung entlastet werden, wenn sie die gesetzlich zulässigen Maßregeln gegen die Urheber de« BankbruchS und der damit zusammenhängenden Verbrechen ergreift. Der Justizminister Thevenet hat sich erst in Folge deS Drängen» der Mehrheit der Kammer dazu bereit erklärt und Rouvier war bereits im Begriff, seine Entlassung einzn- reicheu, als die einfache Tagesordnung verworfen war. Erst die Annahme der Thompsoii'schen Tagesordnung, welche die Ucberzeugung auwriickt, daß die Regierung die Schuldigen verfolgen und dem Gesetze Achtung verschaffen Werve, siellle da« gestörte Gleichgewicht im Slbooße der Regierung wieder her und verhinderte den Rücktritt de« F»ianzministerS. welcher nach Lage der Verhältnisse den Sturz de» Gesammtminifte- riumS nach sich ziehen mußte. Aus de». Verlaus der Sitzung der französischen Kammer vom 2l. März ist ersichtlich, daß die wirtbschastliche Lage in Frankreich gegenwärtig die Hanptichwier'gkcil sür die Regierung bildet. Die verhängnißvollei, Ereignisse auf diesem Gebirte sind einander Schlag aus Schlag gefolgt. Zuerst kam der Zukammeiibruch der Panama Gesellschaft, dann der Kupser- krach und die kaum zu begleichenden Verlegenheiten de« Comptoir d'EScomple, >a e» lanchen sogar Bedenken aus, ob die Bank vc» Frankreich solchen Schlägen gegenüber wird ihre Zablungtzsälngkeit aufrecht erhalten können, und Rouvier hat bereits die Mö.,l>ctkeit in« Auge gefaßt, baß da» Hau» Roth schild yraukreich verlassen könnte, wenn man ihm da» Dasei» »och seiner erschwere. E» sind ungeheure An strengungen gemacht worden. um eine finanzielle Kata strophe unmittelbar vor Eröffnung der Weltausstellung zu ver- hüten, die Bank von Frankreich hat eine Halde Milliarde vor gestreckt und eine Anzahl von Capitalisten hat noch weitere <0 Milt onen zusammengebracht, um den Bankerott de» Comptoir d'EScomple zu verhinvern.aber alle diese Anstrengungen können die Thatsache nicht forlschaffen, daß da« Vertrauen schwer erschüttert ist und daß zahlreiche Existenzen in den weniger beiniltelien Kreisen der französischen Gesellschaft zu Grunde gerichtet sink. Man hat die Lage in Frankreich mit der jenige» vergliche», in welcher sich Oesterreich am 9. Mai 1873 zur Zeit der Wiener Weltausstellung befand, al» jene» sureüb bare Strafgericht über die Wiener Börse gekommen war durch welche» die innere Fäulmß der meisten Actirn-Uiiter- nehmungen klar erwiesen wurde, aber diese Vcrgleichuag trifft nur kbeilwkitc zu, weil Frankreich der festen staatliche» Organi sation ciilbehrt, welche den »vtbig-n Rückhalt gewährt, um über eine derartige Lage ohne Gefahr " - -- solchen binweg,»komme» In Frankreich bäusen sich die Schwierigkeiten in neuester Z it so sehr, daß auch eene feste Regierung dadurch erschüttert iv erden könnte, ge'chweige denn ein Ministerium, das erst scit einem Mcnat im Amte ist Man bat die Thatkrait de» Ministe,» de» Innern ConstaiiS gerühmt, welcher eß wagte, dem BonlangiSmuS und der Patriotenliga muthig entgegen ' ' - ^ ;u trcle», aber e« ist mindestens zweifelhaft, ob rung dazu den richtigen Zeitpnnct gewählt bat. H«, Finanzminister mußte über die Gefahren unlerrlchtet sein welche dem Gelrwarkl und dem Ercdlt Frankreich« drohten, denn der Zusammenbruch de» Panama-Unter- nrdmkn» hatte die öffentliche Aufmerksamkeit aus diese» Gebiet aeschärst. In solcher Lage beginnt man keine Haupt- und gegen die Patriotenliga, einung nicht darauf vor. egen die Patriotenliga nimmt einen äußerst schleppende» ffang. alle Anqeschuldigtrn befinden sich auf freiem Fuße, er anqeblichc Hochverrälher Boulanqer veranstaltet politische lustizniinister in der Kammer Verl ein Auftreten verrälb, baß er ber Lage nicht gewachsen ist. DaS Ministerium Tirard - ConstanS, da« mit so großem isp^cchuttg Theiliiehi mer einer geheimen staal-gesähr- eine Unfähigkeit, die Schwierigkeiten zu bewältigen, einzu- gestehen und vom Schauplatze seiner Tdätigkeit ruhmlo» abzu- trcten. Feste» kräiliaeS Handeln ist sehr schön, wenn man Boden unter den Füßen fühlt, wenn aber alles i» der Lust schwebt und großen Worten nicht große Thaten entsprechen, dann ist eS offenbar bester, vorsichtig und mit Besonnenheit zu verfabren, al» im großen Stil zu regieren und dann plötzlich Kehrt zu machen und alle» im Stich zu lasten. Laur hat mit seiner Jnterpellatton und deren Begründung die Stelle getroffen, an welcher seine Landsleute am verwund barsten sind. Er richlele an die Regierung die Frage, waS ie Ihnen würde, wenn morgen eine benachbarte Macht den Krieg erklärte und wenn die Bank von Frankreich eilchntlerl wäre. Rouvier gab aus diese Frage keine virecle Antwort, cndern nannte die Aeußerungen Laur'» romanhaft. Im Lande aßt man die Frage aber ernster aus. man erinnert sich de» Jahre» >870, in welchem der Reichlhum Frankreichs die Führung eine» unglücklichen Kriege» ohne Erschütterung de» reditS gestattete und die Zahlung der Kriegskosten an de» Sieger vor der vereinbarten Zeit. Heute, wo Frankreich durch die seit 18 Jahren fortgesetzten übermäßige» Rüstungen, durch dir verfehlte Unternehmung in Tonki» und durch den Zusammenbruch einer Anzahl großer Finanzgcsellschast» ge schwächt ist, wäre ein solcher Verlaus eine- unglücklichen Kriege« nicht zu erwarten, die Folgen würden in jeder Be ziehung schwerer sein und Frankreich würde eine Einbuße o» Ansehen und LeistungSsähiqkeil erleiden, wie sic kaum schlimm genug geschildert werken kann. Die Franzosen wissen sehr gut, baß Deutschland nicht daran denkt, leine Verlegenheiten zu einer Friedensstörung zu benutzen, ober schon der Gedanke, daß die Lage Frankreichs zu einer solchen anreizen könnte, ist ihnen schrecklich und un erträglich, nachdem sie seil >8 Jahren die größten Opsev gebracht haben, um Frankreich in angrissSsähigen Zustand zu versetze». Unter selchen Umständen verbessern sich natürlich die Aussichten Boulanger's, an die Svitzc der Staats regierung zu gelangen, zusehends, aber sie Zügel» zugleich den KriegSeiser Ver Franzosen, weil sic einschen, daß ein Diktator doch nicht die Fädigkeit besitzt, de» erschütterten Erckit im Handumdrehen wieder herzustellen. D e Hoffnungen, welche da» Land eine Zeit lang aus da- Ministerium Tirard gesetzt hatte, sind heute tief berabgesiimmt; der 2l.März hat gezeigt, daß auch ein lhatkrästige« Ministerium schnell und plötzlich gestürzt werben kann, wenn ihm da» Glück den Rucken wendet. - Leipzig, 24. Mürz. * Zum Verbot der „VvlkSzeitung" bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in einer inspi ritten Auslassung: BIS seitens des Berliner Polizeipräsidium- »iS Lande«, volijkibedörde di« Unterdrückung der „Bolkszeitung" aus Biuiid de« SorialiftengesetzeS eriolqt war, konnte man i» den frei- sinlitaen Blättern sofort die Ankündigung lesen, daß diese Angelegen- he°t zum Gegenstände einer parlamentaiischen Arno» gemach! werden würde. Welches Hau« mit derselben beglückt werden sollic, ersuhe man noch nicht; wohl aber wurde mit dem nötlngen «plomb mn getbeilt, daß Herr Munckel der Feldherr wäre, welcher diese Schlacht zu leiten habeo würde. D>« Erwartungen sollten dann: aus da» Höchste gespannt werden. Jedermann sollte deuten, e« werde tn der Dhal etwa« Große» von sretstiiiiiger Seile qelersiet werden. Di« mit so großem Geräusch ongekündigte Vorstellung giug gestern im Abgeordnetenhause in Scene. Aber die Io oochgelpannicn Erwartungen wurden dabei gründlich getäuscht: was tue freisinnige» Redner vorbrachten, war nicht- als ein Wiederholen Dessen, wa» iu ben Leitartikeln der freisinnigen Blätter während der letzten Tage bi« zum Ueberdruß bereit- verarbeilet war. E« waren also nnc bereit« bekannt« und aus ihre Stichdalilgkeit sattsam gevrsisic Gemeinplätze, mit denen die Herren da- Hau« zu uoterhalien suchte.', denn e« wurde in der Dhat auch nicht eine Spur eine- neuen G> - sichispuncie« geltend gemacht. Somit war die ganze Borst llu g nicht nur verunglückt, ioudern auch vollkommen »wecklo», das will lagen überflüssig, zumal alle Vemülnmgen. da« Hau« zu erwärmr». au der küblen Rüde der Mekrhensparteien vollkommen lcheiterten. Die« stör« indessen di« freisinnige Presse in keiner Weist: Pflicht schuldigst klatscht sie nach beendigtem Schauspiel Beifall, um die Weil glauben zu machen, e« sei ein durchschlagender Erfolg zu ve.. »elchnen gewesen. Damit ist denn nun wohl diese ganze Actio» al» beendet zu betrachten, die nur dazu dienen sollte, dem im Srbwindc» begriffenen sreiflnnigen Rimbu« vor dem Lande auch mit H isc einee> Io zweifelhaften Mittel«, wie die „Bolkszeitung" selbst von ihren Parteigängern erachtet wurde, einigermaßen auszuhelsen. Wir hätten dieser ganzen Angelegenbett überhaupt keine Er wähnung gelhali, wenn e« nicht ersordrriich gewesen wäre, wieder esnmol daraus hinzriwcisen, wie dir secisinnige Partei die Freiheit richterlicher Enischeiduugen achtet. Zwar erklärte Herr Munckel, er suche nicht Emfliiß aus drr entscheidenden Behörden, aber er sagte die«, nachdem er da« ganze Arsenal seiner Waffen snr eine bestimmte Entscheidung tu« Feld gesühri hatte. In diesem Vorgehen jrs.st sich in der Dhat nur ein sehr geringer Grad von Acliinng vor den Pflichten uud der Unabhängigkeit einer Behörde, deren Thälig- keil doch anch al« eine richterlich' ausjiisasse» ist. Die Zusammensetzung der Commission, welcher di- endgilligc Enls^c diiiig übrr die Maßnahmen der L>ndeSpoiizeibrhörden in Sachen de« Socialistenarietze« znstehi, bmgi glückliche,w ist dafür, daß parlamentarische Comöbien keinen Eindruck aus dieselbe zu machen vermögen. > ^ — * Drr stenographische Bericht Uber die Abstimmung de« Reichstag» >n Betreff de« Befähigungsnach. weise« liegt jetzt vor. E« ergiel't sich daraus zunächst, daß di« Mchrhett Irl eegen 1l4. nicht tlS. wie »4 in vrn meist»
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