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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-15
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1889
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-4SS Nachwort p« Latserdqrgmm, t» «erlitt. Die Temperatur der Slimmaoa. welche bei der Ankunft Kaiser Alexander'« in Berlin kühl war. hat sich im Latffe der Anwesenheit de« Ikaiser- nach und nach erwärmt, bi« sie endlich den für ein solche« Ereigniß natürlichen Grad er reichte. Den Wendepunkt bildete die Erwiderung Kaiser Alexander'« aus den Trinkspruch Kaiser Wilhelm'«, und diese lautete wesentlich ander«, al« der erste Bericht darüber er kennen lieh. Kaiser Alexander beschränkte sich nicht daraus, seinen Dank für die freundlichen Gejttble Kaiser Wilhelm'« auszusprechen. sondern sägte hinzu, daß er diese Gefühle vollkommen theile, daß er also aleichsall« entschlossen sei. die zwischen den Häusern Hohenzollern und Romanow seit mehr al« hundert Jahren bestehende, von seinen Borsahren ihm al« Srbtheil hinterlassene Freundschaft zu pflegen. Ohne diesen Zusatz wäre der Toast Kaiser Alexander'« eine inhalt-lose HvflichkeitSsorm grweseu. welche da« deutliche Streben ver- rieth, keinerlei Verpflichtung für die Zukunft einrugehen, mit dem Zusatz enthält der Trinkspruch die bestimmte Er klärung, die Freundschaft mit dem Hause Hohenzollern fort- zusetzrn und alle Zeit in Ehren zu halten. Dieser Unterschied ist so wichtig, daß er nachdrücklich betont zu werden verdient, denn durch ihn erhält der kaiserliche Gegenbesuch erst sein Gepräge. Persönliche Eindrücke wirten oft mächtig auf die Empfindung und sie haben oft durchgreifende Veränderungen bi« dahin herrschender Ueberzeugungen zur Folge. Kein Mensch kann sich den Einflüssen seiner Umgebung aus die Dauer vollständig entziehen, und daß Kaiser Alexander von diesen Einflüssen abhängig ist. dafür ist sein Toast auf den Fürsten von Montenegro, dafür sind seine übereinstimmenden Randbemerkungen zu den Denkschriften de« General» Obrutschew und de« Minister« WischnearadSki sprechende Zeugnisse. Wenn nun auch au« der Verschiedenheit der Bcurt Heilung bestehender Verhältnisse zu verschiedenen Zeiten aus einen gewissen Wankel muts» de« Urlheilrnden geschloffen werden darf, so ist doch nicht außer Acht zu lassen, daß die AufreLthaltung de« Frieden« gegenüber dem Drängen einer mächtigen und leiden schaftlich erregten Krieg«partei einen hohen Grad von Willen«- kraft seiten« de« Herrscher« voraulsetzt uud daß eine solche Kraft hin und wieder der Unterstützung bedarf, wenn sie nicht -lahmen soll. Kaiser Alexander befindet sich in der Lage eine- Manne«, m dessen Berus persönliche Gefühle mit seinen Pflichten al« Beherrscher eine« großen Reiche« kämpfen. Die panslaivistische Partei erhebt den Anspruch, die russischen Ueberlirserungen einer langen, zum Theil ruhmreichen Vergangenheit zu ver treten. und sie läßt e« an nicht« fehlen, um ven Kaiser sür ihr Aktion-Programm zu gewinnen. Den Zusammenhang und da» gute Einvernehmen mit dieser Partei kann rin Kaiser von Rußland ohne Gefahr sür seine Person und für seine Dynastie nicht lösen, und deshalb sieht er sich genvthigt, gleich viel »a« er persönlich denkt und wünscht, den Wünschen dieser Partei in irgend einer Form zu entsprechen. Daher da« hartnäckige Festhalten an der russischen Partei auf der Balkan. Halbinsel, in«besondrre in Bulgarien und Serbien, deshalb der Gegensatz zu der auf freie Entwickelung der Balkanstaaten gerichteten Politik Oesterreich-Ungarn«, daher die Vorbereitungen aus einen Krieg, die Truppenschübe an die Grenz«, der Bau strategischer Eisenbahnen und von Festungen io den Grenz- provinzen. Der Zar legt offenbar hohe» Werth auf die staat«männische Bedeutung de« Fürsten Bi-marck und benutzt de-halb jede Telegenbeit, dessen Meinung über wichtige politische Fragen zu erforschen, vielleicht auch seinen Rath über Die« und Jene« einzuholen. Mit Rücksicht aus den Trinkspruch de» Kaiser-, welcher da« Versprechen enthält, die Freundschaft mit dem deutschen Kaiserhaus« zu pflegen, gewinnen auch die beiden Unterredungen de» Zaren mit dem Fürsten Bi-marck vor und nach dem Festmahl oe« ll. Oktober eine weit über da» ge wöhnliche Maß hiaau-gehrnde Bedeutung, und die Auswerk- samkeiten, welche Kaiser Alexander unserem leitenden Staat«- manne erwiesen hat» lassen kaum eine andere Deutung al» die de« Einverständnisse« mit dem Fürsten Bi«marck u> vieler Hinsicht zu. Ein säst anderthatbstündiger Gedankenaustausch mit dem Fürsten Bi-marck genügte dem Zaren noch nicht, um über alle ihn bewegenden politischen Fragen den ivünschen-werthen Aufschluß zu erhalten; er benutzte »och die Gelegenheit, welche der Cercle bot. um die gewonnenen neuen Einblicke in die politische Lage weiter zu versalzen. Daß diese beiden Unterredungen die Friedensliebe de« Zaren, wenn sie. wie wir vertrauen, vorhanven ist. zu befestigen geeignet sind, und daß sie die Wohlfahrt Europa- fördern müssen, ist sür un« so unzweifelhaft, daß wir jede« weitere Wort darüber für Überflüssig halten. Der Höhepunkt de» kaiserlichen Besuche« in Berlin hat, nach den vorliegenden Berichten zu urtheile», da« Frühstück in der Easerne de« Kaiser Alexander-Karde-Grenadier-Re- giment« gebildet. Der kaiserliche Gastgeber und der Cominau- deur de« Regiment« hatten Alle« aujgedoten, um dem erlauchten Gast den Aufenthalt in der Easerne so angenehm al« möglich zu gestalten. Der Ton der Trinksprüche harmonirte mit den bei der Tafel zu Gehör gebrachten Musikstücken, um den Zaren im Geiste in seine Heimath zurückzuversetzen, vir Einbildungs kraft wurde auf die ruhmreiche Vergangenheit russischer Waffenthaten gelenkt. Kaiser Wilhelm erinnerte an di« Tage von Bar sur Aube und von La Rothi-re, wo russische und preußische Truppen Schulter an Schulter kämpften, an Sebastopol und an Plewna und leerte schließlich sein Ela« aus da- Wohl der russischen Armee. Die Erwiderung de« Zaren geschah freilich mit einer gewissen Zurückhaltung, weil sie nicht da« Ganze, sondern nur den Theil betraf. Kaiser Alexander ließ nur sein Regiment uud dessen Ossi- ciercyrp« leben, aber diese« Regiment läßt sich nicht ge. trennt denken vom Ganzen, und de«halb erscheint die Auf fassung berechtigt, daß Kaiser Alexander die Ausdehnung seine- Trinkspruch» aus die ganze deutsche Armee al« selbst verständlich vorau-setzte. Kaiser Wilhelm zeigte sich auch bei diesem Anlaß beflissen, die Beziehungen, in welchen sein kaiserlicher Großvater zu Rußland stand, al« für ihn selbst maßgebend hinzustellen, daher die Erinnerung an die Ver leihung de» Georg-kreuze« und de« Kalnga-RegimentS an Kaiser Wilhelm de» damaligen Prinzen Wilhelm. Auch der Zar hat seiner Pietät sür den verewigten Kaiser durch Riederlrgung eine« Lorbeerkrauze« aus seinem Grabe Au-druck gegeben. Die russische Presse ist den Ereignissen während der An wesenheit de» Zaren in Berlin mit Aufmerksamkeit gefolgt, und da- „Journal de St. PätcrSbourg" hat die Hoffnung geäußert, roß der Besuch de- Zaren von glücklichen und dauernden Folge» sür den Frieden sein werde. Wir können diesen Worten nur unsere innigste Zustimmung geben, fügen aber zugleich den Wunsch hinzu, daß die Hoffnung de« „Journal de St. P-ler-bourg" aus der richtigen Voraus setzung beruhen möge, baß die deutsche Politik sich in Ven b Sherigc» Bahnen bewege» werde. Der Dreibund hindert, wie „Grashoamn" trefjeud bemerkt. Rußland und Deutschland nicht, wie bisher mit einander in gutem Einvernrbmr» zu bleiben, aber die Conscguenz diese» Satze» ist. daß Rußland auch nicht« thut, wo« diese Macht ia feindlichen Gegensatz zum Dreibund bringen müßte. * Leipzig, 15. October. * Se. Durchlaucht der Reichskanzler Fürst von Bis marck wird sich am heutigen Dien-tag Nachmittag nach FriedrichSruh zurückbegeben. * E» bestätigt sich, daß ein erheblicher Theil de« im Militairetat geforderten Anleihe - Extra - Ordi- narrum» vo» l2v Millionen für Beschaffung von Geschützen und Pferde» behus« Neuerrichtung^von LyutzWehr«Axjillxxtz * >«» Berlin, 1t. Oktober, wird der .Kölnischen Zeitung" geschrieben: Di« Wiederkehr de« Da«e«, au welche« da« deutsch, «eich«, geeicht vor einem Jahrzehnt setue LkLiigkett begann, hat mavcheu Blätter« Veranlassung ge,eben, der zehnjährige» Arbeit de» oderfteu deutsche» Gerichtshole- i» weaig sre»,dlicher W«>!« zu gedenke»: mau hat ihm seine Entscheidungen ia dem Freiberger Socialifteu- prvceß über den Beqriss de« Verein« vorgrworseu, die Auslegung des „groben Unfug»" beklag», mit Einem Worte «in iehr obiällige- Urtbeil über seine Wirksamkeit gesollt. Mau kau» über richterliche Entscheidungen verschiedener Ansicht sein uud man kaun dieselbe» auch in ruoiger Form gelleud mache». Es ist nicht unsere Ausgabe, das deutiche Reichsgericht gegen rohe Angriffe u, d Verdächtigungen zu verideidigen. welche am letzten Ende nur dea Ersolg und wohl auch den jw'ck baden können, in den Masse» ein Mißtraue» gegen die Entschei dungen desselben und »ameatlich gegen seine Unparte lichkeit zu errege», wir glauben, daß solche Verhetzungen, die leider im Lanse der letzten Jahr« zu wiederholten Molen erloigteu, sich selbst richten und von allen Einsichtigen, welche d e Bedeutung eiaer objektiven, von dem üarieikampse weit entfernten Rechtspflege zu würdige» und zu er- kennen im Stande siud. scharf gemißhilligl werden; das Reichs- gericht bedars auch der Anerkennung dieser Organe der öffentlichen Meinung mit uichteu, die Anerkennung, aus die mau Werth legen kau», ist ihm im In- uab Auslande in reichem Maße zu Theil ge worden, unbeschadel der Ausstellungen, die man gegen manche der vo» tbm vertretene» Anschauungen erhoben hat und erheben wird ju beklagen ist aber >m höchste» Grade, daß die Pacteiverbitteraug ctueo Umtang auqenomine» hak, der sie nicht einmal vor dem glänzende» Ehreuschild« der höchsten deoitcheu Justiz Holt mache» läßt. Wohin soll es mit unfern inner» Zustände» komme», wenn diele Art. au der Thätigkrit der Berichte Kritik zu üben, zur Mode wird, wenn mau ein mißfällig ausgenommeue» Urthril aus politische Beweggründe zurückzusühre» sucht? Wir meiaen, es ist die Ausgabe der anständigen Politiker aller Parteien, einer solchen Kritik tu dea Weg zu treleu, um zu verhüten, daß eiue der wichtigsten Brund- lagen des Staa>S- und Besellichastöbanes iu nachhaltiger Weis« er- chütiert werde. Ist erst eiumal der Glaube der Massen au die Uupartrtlichkett der Rechtspflege gebrochen, ist da« Bewußtsein, daß die Justiz ohne Sasehea der Persou-oulgeübt wird, geschwunden, so werden wir uns nicht beklage« dürsea, wen» auch tu Deutschland Erscheinungen bekannt werden, die mau jetzt uur i» miuder culti- virte» Staaten antrifft. * Die Blätter baden sich kürzlich mit einem Artikel de« .HamburgischenCorrespondenten" „DerNe,ch«kanzler und seine Gegner" beschäftigt, dessen Sinn und Zweck aller Welt dunkel ist und der. wenn er überhaupt eine Wirkung u äußern vermöchte, nur Verwirrung m die Reihen der Larleiparteien trage» könnte. Die „Freisinnige Zeitung", welche die liebenswürdige Gewohnheit hak, ohne jeven Grund Persönlichkeiten in die politische Erörterung zu ziehen, wußte über den Ursprung de« Artikels mit geheimnißvoller Miene Folgende« zu berichten: Ueber den Ursprung te« Artikel- geht un- von eiaer Seite, dle ich mitunter über den otfic'Ssen Mechanismus al- gut orieatirt er- wiesen hat, folgend« Darstellung zu. Der Artikel ist dem ,Ham- burgilcheu Korrespondenten" v nOr. pdil.Erich Bauer, Schriftsteller in Berlin, zu Händen des Direktors de- .Hamburgischea Loerrspon- dentea" gesaut» worben, uab zwar mit dem Bemerke», daß er den Artikel direct zugeschickt erhalten habe behus- Abschrifknahme vom Original. Herr vr. Bauer aber hat den Artikel von Herrn Pindter, dem Lhesredacteur der .Norddeutsche» Allgemeinen Zei tung", erhallen. Herr Pindter hat den Artikel nicht geschrieben. Ban welchem großen Unbekannten aber Herr Pindter den Artikel erhalten hat, darüber vermag uulere Quelle nichts anzugeben. Jedenfalls sind vr. Bauer und Pindter unr vorgeschobene Mittel- Personen. Gegenüber dieser Darstellung bat der Chefredakteur der .Norddeutsche» Allgemeine» Zeitung" eiu Schreiben an die Redaction der .Freisinnigen Zeitung" gerichtet, in welchem e» heißt: Der Artikel de« .Hambnrgiiche» Eorrespoudeatra" ist mir erst aus dem genannten Blatte selbst bekannt geworden. Ich habe von demselben weder vorher irgend welche Keaatniß gehabt, noch ist mir jetzt über den Ursprung desselben auch nur das Geringste be- tonnt. Herrn l)r. Bauer erinnere ich mich in einer privaten An- gelegeuhelt vor Jahre» flüchtig gesehen zu haben uud bin seither miv ihm ia keinerlei wettere Berührung gekommen. Alle aus mein» Person bezüglichen Angaben Ihre« Artikels beruhen hiernach aus willkürlichster E, sindung. Banz ergebenst Pindter, Ehefredacteur der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". Herr l)r. Bauer lheUt ferner der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" mit, daß er folgende» Schreiben an die „Freisinnige Zeitung" gerichtet habe: In der .Freisinnigen Zeitung" wird die Behauptung in die Welt gesetzt, der bekannte Artikel .Der dkutsche Reichskanzler und seine Gegner" sei dem „Hamburgischea Lorrespondrnten" von vr. püil. Erich Bauer, Schriftsteller. Berlin, Bav-euiher Straße 2, zu ipänden des Direktor« des „Hamb»rgt!ch,n Eorrespondenieu", ge- andt worden u. s. w. Obgleich ich den Vornamen „Erich" nicht ühre, kaun diese Mittheilnng sich doch nur ans mich beziehen. Ich ersuche Sie deshalb um dea Abdruck der Erklärung, daß Ihre Mit- thriluag über den Ursprunq des Artikels de- „Hamburgnchei, Lorre- spondenten". soweit mein Name dabet genannt und ans meine Mit wirkung dabet hingewiesen worden ist, vo» A bi- Z ersuude» ist. Ergebenst De. Erwin Bauer. * Die .Kölnische Zeitung" begleitet da« mitgetheilte Schreiben des Grasen Walderse« an die .National zeitung" mit folgenden Bemerkungen: Mit besonderer Freude ist in dieser Erklärung der Satz zu be. grüßen: „Ich diene Sr. Majestät nur olS Soldat und bin nicht Parieimaun." Er bestätigt, was wir fiel« mit nachdrücklicher Be tonung zu bebaupien tu der Lage waren, daß die immer wieder auSgeftrrulen Gerüchte von Militairischen Nedeaströmuugru, wie sie von sensation- ust ge» oder böswilligen Blättern an den Namen des Grasen Watdersee wiederholt aagetnüpsi worden sind, an» der Last gegriffen wa>«n. Wir danken e« dem Grasen Walderse«, daß er von Neuem da» Wort ergriffen hat. um diesen sortgesetzteu Ber- hetzungeu durch eine offene, unzweideutige Erklärung ein Ende zu machen. Wir danken e« ihm um so mehr, al« wir wissen, wie sehr e» ihm unangenehm ist, seine Person zum Mittelpunkt öffentlich-r Erörierungeo gemacht zu sehen. Wir möchten ober um so driagender der anständigen Presse an« Her» legen, endlich einmal bei ihren politischen Erörterungen den Ehrt de- Generalstab» au« dem Spiele zu lassen; derselbe ,ft in der lhat durch seine verantworluuisreiche, arbeit-volle wilnair-schr Stellung dermaßen ia Anspruch genommen, daß er sich wahrlich den Lux»« gestatten bars, nicht nebenbei .Parteimonn" zu sein. * Ueber Vorbereitungen zu den nächsten Reichstag«» Wahlen liegen folgende Mittheilungen vor: Jena, 11. October. In einer gestern Abend hier abgehaltenen Versammlung von Vertrauensmännern der naiionolliberaleu Partei, zu welcher auch unser R ichstagsabgeordneler Pros. vr. Meyer au« Heidelberg erschienen war, wiirde Bericht über die vorbereitenden Schriltezu den nächsten Reichsiagswahlcn erstattet, bet welchen sich Pros. Meyer wegen ieiner AmlSthatigkelt uni ein Mandat nicht bewerben wird. Es ist die gesicherte Hoffnung vorhanden, daß die Lartelparteiea sich aus eiue» gemeinsamen Eandidote» einigen werden, welcher der nationalliberalen Partei angehört und dea Lonservativea in wirthschasilicher Beziehung genehm ist. Braunjchweiq, 11. October. Sicherem Vernehmen nach be reitet sich sür die nächsten ReichSIaqswahlen hier der Abschluß einr« Lactrls zwischen den Natiooalliberalen und den Leutlch- sreisinnigen zur Bekämpfung der socaldemokrotischen Eandidaiur Blos vor. Wahrscheinlich wird, wie bei der letzten Septennatswadl, der j-tzige Reichstag-adgeordnete Stadtrath Retemeyer (wild) aus- gestellt werden. * Bezüglich der von den „DebatS" zuerst verbreiteten Nack richt. daß an der deutschen Grenzstelle bei Belsort (Altmünilerol) eine mildere Handhabung des Paß zwange» eingetreten sei, erfährt die „Kölnische Zeitung" von verlässiger Seite, daß weder an dcn Paßvorschrislen, noch an der Hanvbadung derselben und weder tnAtlmünstcrol. »ock an einer anderen Stelle irgend eine Aenverung ein« getreten ist. Die Nachrickt ist ebenso unbegründet wie die äbnlichen Meldungen deutscher Blätter, welche vor einigen Wochen gebracht worden waren. ES dürste schon im Interesse der Reisenden liegen, baß der Sachverhalt richtig gestellt wird. * * * * Für den November steht in Ungarn ein Monstre- proceß bevor, der seine» Gleichen sucht. ES bandelt sieb um de» seiner Zeit gemeldeten Liertelinillionen-Diebslabl. welcher vor anderthalb Jahren bei dein Theresiopler Großgrundbesitzer Geiger verübt worden ist. Al« Thäler wurden Gemeinde» und, Poliz-sbeaml« von Th-rrsiopel und der Nachbarorte und wohlhabend« Birg«, ThrrrsioprI« auSgrsorscht, wobei sich herausstrllle, daß man r« hier mit einer weitverzweigten Diebesbande zu Ihun habe, welche im Räuberhandwerk bereit» Große« geleistet halte. Die Zahl der Angeklagten beträgt 133 und nickt weniger ai« 50 Strassälle sind gegen dieselben anhängig. Die Zahl der Beschädigten und der Zeugen be trägt 143. Die Verbrechen, über welche verhandelt wird, wurden in acht Eomitaten (Bür»-Bodrog. Torontal. TemeS. Csonarad, Csaned, Arad. Pest, Neograd) verübt und dieZadl der Actenstücke beläuft sich bisher aus 3400. Für die Schluß verhandlung sind drei Wochen in Aussicht genommen. * Wie au» St. Petersburg gemeldet wird, hat der Minister de« Aeußrreu. Herr v. Gier«, seine Rückkehr au» dem Gonvernement Tamdow um einige Tage verschoben und trifft erst morgen wieder in der Hauptstadt ein. — Die RussisicirungS-Maßregeln in den baltischen Provinzen werden von der Regierung konsequent vurchgesührt So wurden erst ganz kürzlich die Ladeninhaber in der Haupt stadt von Kurland, Mita», verhallen, die Aufschriften aus ihren Schildern in russischer Sprache anzudringen; desgleichen steht der Erlaß einer Verordnung bevor, wonach der Rector der Universität Dorpat in Zukunst von der Regierung er nannt wird. ' Eiu neue» Jagdreglement ist vom Forstdrpartement de« russischen Domäuenministerium« soeben ausgearbeitrt worden und wirb demnächst dem Minislerrathe zur Be stätigung eingereicht werden. Da« neue Iagdreglemenl führt besondere Jagdscheine ein» die sltr 15 Rubel jährlich von der Polizei ausgestellt werden sollen. Für die Schonzeit vom 1. (13) März bi« zum 15. (27.) Juli wird die Jagd aus rmjelne Thier- und Bogelarten unbedingt verboten; die Termine sür die Schonzeit anderer Arten werden entsprechend den Localdedingungen von den örtlichen Gouverneuren bestimmt und in den GouvernementSzeilunaen veröffentlicht. Die Jagd auf Thiere und Vögel, die für d>e Landwirthschast von Nutzen sind, wird absolut verboten und streng bestraft werden Zu dem nützlichen Wilde, welche« nicht ohne besondere Erlaubniß gejagt werden darf, werden auch gezählt; Auerochsen, Biber, Elenkühe, Hirschkühe und weibliche Rehe; zu nützliche» Vögeln werden gezählt: alle Singvögel und Juseclensresser, darunter auch Elstern, Spechte rc. Für die Erlegung einer Elen- oder Hirschkuh oder eiaer Reh-Ricke wird eine Strafe von 50 Rubel bei Verbot einer ferneren Jagd, sür die Erlegung anderer verbotener Thiere Strafen von 25 Rubel rc. bestimmt. * Au- Bel grab, 13. October, wird gemeldet: In der heutige» ersten Sitzung ver Skupschtina Übernahm Luka Petrowitsch den Alter-Vorsitz. Hieraus fand die AuSloosung in die Sektionen und die Wahl de» VerisicationSauSschuffeS statt. Zum Vorsitzenden de« letzteren wurde Ranko Tajsitsch gewählt. * AuS Sofia, 12. October, wird gemeldet: Der Fürst Dolgorukow, welcher am Dicn«tag mit einigen Freunden hier eintraf und am Donnerstag wieder abreifen wollte, halte seine Abreise verschoben, um ein Requiem für den Zaren Alexander ll. abhalten zu lassen. Die Regierung wollte die- nickt gestatten und Dolgorukow ist heute nach Belgrad abgereist. * Den Franzosen ist der Besuch de« Zaren in Berlin naturgemäß wenig angenehm. Dreht sich dock ihr ganze« Denken um die russische Allianz, deren Förderung die Boulangisten der neuen Kammer sogar zu einem besonderen Punkte ihres Programms gemacht habe». Und nun kommt der Zar »ach Berlin, wenn auch etwa« spät, aber er kommt doch, der Großsürst-Thronsolger dagegen, dessen Theilnahme an den Manövern in Hannover in Frankreich schon peinlich berührte, kommt nicht nach Pari», wie zeitweilig i» AuSsichl gestellt wurde. Unter diesen Umstände» Halle» e» die fran zösischen Blätter für daS Klügste, möglichst wenig Ausheben« von dem Besuche de» Zaren in Berlin zu machen. Sie begnügen sich meist mit ven nothwendigen Nachrichten über die bloße Thatsache und beruhigen ihre Leser mit ver Versicherung, die zu Einen deS Zaren veranstalteten Festlichkeiten würden gar keine Zeit zur Anbahnung eine« Umschwunges in der inter nationalen Situation lassen. Dagegen verweilen sie um so länger bei der bevorstehenden Reise unsere» Kaiser» »ach Konstantinopel; sie suchen dieselbe zu weiterer Auf stachelung Rußland» gegen Deutschland auSzunutzen. Herr Jacob Noseuthal alias Jarque« St-Cöre versichert sogar im „Figaro", Wilhelm ll. gehe nach der Türkei, um gewisser maßen al» Oberseldherr sich durch persönlichen Augenschein von dem Zustande de» türkischen Heere« Kennlniß zn ver schaffen. Colonialpolitisches. * Die ossiciösen „Berliner Politischen Nachrichten" schreiben: „Die „Vossische Zeitung" wehklagt in ihrer Nummer vom lü. d. M. über „VaS gewaltsame und rücksichtslose Auftreten von deutscher Seite" in Damaraland und beruft sich dabei auf ein Routertelegramm aus Capstavt, worin gemeldet wird, daß ein deutscher Osficier britische Unterthaneo, welche an geblich Agenten de- Häuptlings Kamaherero sind, in Ketten gelegt und Letzterer u, Folge dessen den Deutschen besohlen habe, da« Land zu verlassen. Von einer versuchten Au-weisung der Deutschen au« Damaraland ist. wie wir hören, hier bisher nicht« bekannt. Dagegen gilt e« al« wahrscheinlich, daß englische Abenteurer, wie der vielgenannte Herr Lew>« und sein« Freunde, welche sich be kanntlich gegen die deutschen Behörden im süvwestasrikanischen Schutzgebiet aufgelehnl haben, wegen fortgesetzter Wühlereien zur Rechenschaft gezogen sind. Die „Vossische Zeitung" scheint da» gewaltsame und rücksichtslose Austreten, wenn e« von englischer Seite kommt, ganz natürlich zu finden." * AuS Eolonialkreisrn verlautet, daß di« Zollstätten an der Witu »Küste wieder errichtet würden. * Au- Sidney, 29 August, erhält die „Frankfurter Zeitung" einen längeren Bericht Uber die Lage aus Samoa, dem wir folgende« entnehmen: Der Lloyddampser .Lübeck" ist heute Morgen mit elf Passa giere» und eintzr au« Locosnüssen bestehenden Ladung uud zwei von dem Kreuzer .Adler" geborgnen Beschützen an« der Südsee wieder eingetroffen Das Schiff hat Apia am 20 August ver lassen und in der Nähe der Fidsch -Inseln mit sehr schlechtem Wetter zu kämpfen gehabt. Aas der Rbeve von Apia befanden sich nur noch die Krevzercorveite „Sophie" und das Kanonenboot „Wols". Die Krenzercorvelte „Blexaadrlne" kreuzt in der Südsee, dürfte aber schon binnen Kurzem die nunmehr über sieben Jahre ln frem den Gewässern dienstihuende „Sophie" ablösen. Der „Wols" dal Beseht erhalte», »»verweilt nach der ostasrikanische» Station zurück- zukehren. Exkönig Malietoa von Samoa ist am 11. Juli von dcm Kanonenboot „Wols" nach Apia zurückgebracht worden. ES war ihm seitens der deutschen Behörden srei- gestellt worden, mit dem „Wols" dlrect nach seiner HeimathS- insel Savoji zu fahren; er hotte eS indessen vorgezoqen. ziinöchst in Apa zu landen. Scho» ei» gr Tage vor der Ankunft des Kanonen bootes waren die Insulaner schaarenweise nach dem Strande ge zogen, um drS deutschen Kriegsichlfsrs ansichtig zu werden. Als dann endlich am Nachmittag des 11. Juli da« erwartete Schiff an der Hafeneinfahrt erschnn. vrrbreilete sich mit Blitzesschnelle durch alle Straßen von Apia der Frendenrus: „Tan le Tupa Malietoa" (der König Malietoa ist angekommen). Am Strande vrrsaninnlten sich Eingeborene. Europäer und Amerikaner. Schwarze und Weiße. Einige der Ungeduldigsten sprangen sogar in Kähne und ruderten nach dem Ankerplatz' de« Sanooeuboote«, von wo sie indessen unverrichteter Sach« zurückkrhren mußten, da eia Betreten de« KriegsichiffeS zu- nächst nicht gestattet wurdc. Einem der schwarzen Bootssührer soll es trotzdem gelungen sei», sich unter irgend einem Vorwand- an Bord zu ichiuuggeln und den alten Häupllmi >m ganzen Stolze seines dunkelblauen Europäeronzuge» zu erblicken. In Heller Freuoe ruderte der Mann schleunigst nach dem User zurück, uud uunmelir. nachdem somit kein Zwe sel über Malietoa'« wirkliche Auweieubeit an Bord mehr herrschen konnte, stieg an einem vor dem Schuppen der neuleeländer Firma W. Mc. Arthur u. Lo. ausgerichteten Alaggenmaftc Malietoa'« cvemalige Fahne on>. deren Anblick den allen Häuptling t» Thronen gerührt Hoden soll. Di« am Strand« versammelt« Menge harrte bt« nach Sonnrvuatergaag au«, veriles flch aber da»» ft, der Melnnng, daß die »«-schlssn- erst »IN stl« geude» Marge» vor sich gehen «erde. Ans diese» Aageubltck batte man, um jeder Demonstration an« de« Wege zu gehe», au Vörd de« .Wols" gewartet, «egen «V, Uhr stieß ela vaot vom Kanonenboot ad und »äderte sich »ater raschen Raderlchlägen dem User. In demselben hotte» vr. Stübel, welcher gleich nach dem Ein treffen de« „Wols" an Bord gesahren war. «ad »eben ihm sitzend Malietoa Platz genommen. An der Lauduag-ftelle angekommen, ge leitete dee kaiserliche Beneral-Loasul seinen schwarze» Begleiter bi- nach vem User und hier, wo Malieton nach zweijährlqer Abwesenheit »am ersten Male wieder seinen heimatdltchen Bode, betrat, kündigte er dem letzteren an, daß er srei sei oud sich hiabegebea könne, wohin er wollc. vr. Stübel bedeutete dem alten HLnptliog za gleicher Zelt, baß da» Kanonenboot zn seiner versügung stehe, fall- er nicht in Apia bleiben, sondern in sein ans Eavafl gelegene- HeimathSdors zurückkevrea wolle, waS Malietoa indessen mit dem Bemerken ab- lehuie, daß er eS Vorzüge, vorerst «n der Hauptstadt zu bleiben, vr. Stübel verabschiedete sich hieraus in lieben-lvürdlgsler Weise, woraus Malietoa von seinen nnttienweile herbeigeftrömien Lands leuten unter lauten Frcudenbezrugungen umringt und ungeachtet des sonst jederzeit aus bas Strengst« beobachteten Gebrauchs, einen heimkevrenden König erst an dem seiner Ankunft solgenden Tage anzureden, mit Fragen bestürmt wurde. Die Zuoächslstehenden warfen sich ihm sogar zu Füßen uud küßten seine Hände. Auch Mataasa schickte ihm eiue Abtdldsilong seiner Anhänger al« Ehren- EScorte und traf bald darauf persönlich am Straube ein, wo da« Wiedersehen der beiden Häuptlinge ein sehr herzliches gewest» sein soll. Ein Theil der Bevölkerung hält norb zn Tamasese, der »och immer in der seit dem 18. December v. I. eingenommenen sefteu Stellung bei Lnaseue verbleibt, wo er während der Zeit, al« die Leven-mittel knapp waren, von deutscher Seite verpflegt uud mit Lebensmitteln sür sich und die Seinen versehen worden ist. Maliez loa soll offen dcn Wunsch ausgesprochen haben, den Rest seiarr Tage in Ruhe uud Zurückgezogenheit verbringen za dürfen. Die Eiu- aeboreuen hätten eS gern gesehen, wenn er an einem zur Feier der Rückkehr de- .Wols" anf der .Sophie" veranstalteten iamoanischea großen Freudeaseste theilgenommeu hätte. Malietoa war indefseu hierzu nicht zu bewegen, sondern ließ sich entschuldigen »nd durch die beiden Häuptlinge Asti uud Maongo, die früher seine Gesangrn- ichast getbeilt haben, vertreten. Das Fest ist übrigen« in besrte« digeuder Weise verlaufen. Im Innern der Gruppe, und namentlich aus Upolu scheinen uiibeiriedigrnde Verhältnisse zu herrschen. So be richten die Osficiere der .Lübeck", daß die sür die dortigen Verhältnisse gar nicht übel diSciplinirte schwarze Polizei bet Unterdrückung von Ver brechen mit immer größeren Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Sogar in der Stadt Apia sei man nicht mehr davor geschützt, übersallea und beraubt zu werden. Noch schlimmer steht r« in der unmittel baren Umgebung der Hauptstadt, da der im Rücken von Apia sich hinziedende Urwald dem überhandnehmcnden Besindil al» Schlups- w akel dient. Unter Anderem ist auch der Verwalter der Bailele- Planiage, welche am 18. December Schauplatz dcs bluligeu Z«>> ammenstoße« mit den Rebellen gewesen ist, Lapilain Pllsnagel über- iallen und verwundet worden. Ec befindet sich indelsen bereit« wieder außer aller Besahr. Um dea Gefahren weiterer Zusammen- »äße vorzubengen, ha» vr. Stübel neuerdiag« eine amtliche Ver tilgung erlassen, noch welcher es den Pflanzern verboten ist. aus den Plantagen Feuerwafseu bei sich zu führen. Dies verbot erstreckt ich selbstverständlich nur auf deutiche Staatsangehörige; ähnliche Verordnungen dürsten indessen auch von englischer und amerikanischer Sette erlassen werden. Erwähnt sei noch, daß die besürchtete Hungersnoth al« vollständlg beseitigt anzusehen ist, da die den Haupt« destondtheil der Nahrung der Eingeborenen bildenden Bmimsrüchte iazwiichen zur Reise gelaugt sind. Mlitairisches. * In Schlesien sin» vielfach Gerüchte über bevorstehende Garnisousveräadrrnogeu verbreitet, deren Quelle man aus Mittdeilunqen aus Berliner unterrichteten Kreisen znrückiühren will. Danach soll die Heeresverwaltung die Absicht haben, die Garnison Beutheu (Oberschlesien) «Üblich zu verstärken. Es sollen dorthin 2 Bataillone uud der Regiment-stad des iu Glatz garnisonireaden 22. (oberschlesischen) Infaaterie-RegimentS gelegt werden, während Kat iowitz ein Bataillon desselben Regimen!» erhalten soll. Ferner soll das in Ohlaa und Slrehlen garnisonirende 4 Hulr-en-Reglment (von Schill) nach Gumbinnen in Ostpreußen verikgt werden. Sodann soll die Absicht vorliegen, der Garnnon Sprottau eine Abthkilung de« Königen Niederschlesilchen Feld-Kriillcric-Regiment- von PodbielSki zu nehmen, um dieselbe zur Reuernchlung eine« Armeecorps im Elsaß zu verwenden. Letztere Veränderung findet darin eine Bestätigung, daß die Militalrbehörde den beretl« i» An griff genommenen Bau einer zweiten Kaserne in Sprottau plötzlich ausgegrben hat. Al- Termin dieser Truppenverschlkbungeu wird der 1. April 1890 bezeichnet. * Wie au» Odessa berichtet wird, hat der Kriegsminister Waunowsky eine Lommtsstou zu dem Behuse ernannt, die für d:n Berwondeteu-TrauSport verfügbare- Waggons aus sämmi- lichen russischen Eisenbahnlinien zu impiciren und dabei fkstznstcllen, ob da» vorhandene Material sür alle Eventualitäten verfügbar sei. Die Lommission ist bereits ta Odessa eingetroffen und wird ih-.e Thäligkeit mit der Inspektion des Material- aus den südlichen »nd südwestliche» Eisenbahnlinien beginnen. Dt« älteste» Generale Frankreichs. * Das Jahrbuch de« französischen Heeres für 1889 sühne auß^r den beiden Marschällen von Frankreich. Eanrobert und Mac Mab an. 8 Divisions-Generale aus. welche über die Altersgrenze hinaus in der ersten Sectio» der Generalität verblieben und „Vor»« c»r1r»" etwa wie im preußischen Heere „von der Armee") gestellt waren. Der Verbleib in der ersten Sectio» der Generalität ist nach dem EadreS-Besetz zulässig, wenn der betreffende General olS Besehls- daber einer Armee oder eines, aus mehreren Divisionen verschiedener Waffen gebildeten Armeecorp« oder al« StabS-Lhes (uuzjor göoörnl) bezw. Artillerie- oder Geuie-Ehes einer, aus mehreren Armeccorp» bestehende» Armee vor dem Feinde ausgezeichnete Dienste geleistet hat. Bis zum Alter von 70 Jahren können solche Generale sogar noch Stellungen im Heere bekleiden. Jene acht sind der Reihe nach: Ladmirau» (Div.-Gen von 18b3), de Failly (Div.^Sea. von 18öS), "'Ex-a-DonmerS (Dioden, von 1864), Lebrun (Div.-Ben. von 1866), Üallcmand (Div.-Ben. 24. October 1870), Faidherbe (Div.-Gen. t8. November 1870), Lecoiule (Div.-Ben. 16. September 1871), Schmitz (Div.-Grn. I87bj. Zwei au« der Reihe hat der Tod bereit« hiaweggeraffl. Wie erinnerlich» starb am 28. September d. I. der General Faid herbe, der tapfere Befehlshaber der Nord-Armce, den sein Vater, land im Leben wie tm Tode ehrte (unbekannt ist geblieben, daß Faidherbe, obgleich seit 1871 außer Verwendung, dauernd einen Hauvtmann der Mariae-Jnianterie als Ordouaaaz-Osficier bei seiner Person hatte). In diesen Tagen folgte ihm General Lebrun, 1870 zweiter Stabs-Ekes des Kaiser-, dann Lommandevr des XII. Armeekorps, besonder« bekannt durch die tapsere Vertbeidi- gung von Bazeilles in der Schlacht von Sedan. L-brun war am 22. October 1809 in Landrecles geboren; aus der «eneralstabs- Schule gebildet, wurde er 1834 Lieutenant, 1838 Hauptmaun; als Micher Ordonnanz-Ossicier des Generals Mgrier, sah er diesen in den Kämpfen de» 18 Juni 1848 an seiner Seite fallen: im selben Jahre Major, wurde er Eabinets-Ehes deS KriegSmimsters später Platz, commonboat von Part«. 18S2 wurde er Oberstlieutenant, 1855 Oberst ; al» solcher zeichnete er sich in der Schlacht bei Traktir und als StabS-Edes Mac Mahoat beim Sturm aus den Malakoff aus. 1859 Brigade-General, war er als Stobs-Lhes de- II. Armeecorps in Italien bei Turbigo, Magenta uud Solserino betheiligt Seit t866 DivisionS-General, war er von 1869 ab Adjutant des Kaisers. Die Eap tulation von Sed.in führte Lebrun in deutsche Gefangen schaft. Er blieb seinem Ehrenworte getreu, während zwei Oisiciere seine- Stabes von Pont^-Mousson aus entwichen. Nach der Rück kehr bekleidete er einige besondere Stellungen, ward' 1873 Eom- mandeuc de- III. Arme corps, welches er bi- 1879 b Volten hat. Man hat Lebrun beschuldigt, der Haupturheber des FeidzugsplaneS vo» Leboeus gewesen zu sein und diesen zu der bckannten Erllärung über die volle Kriegsbereitschaft des Heere« getrieben zu haben; von anderer Seite wird d>es in Abrede gestellt. Die Theilnabmc de- Xll. Armeecorp» an der Schlacht bei Sedan schilderte Lebrun selber in einem Werke: Vazeillcs-Seda», weiches 1885 erichirnen ist. Ladmirault, geb. 1808, gegenwärtig Senator, bat sich ebenso wie de Failly, geb. 18lO, al« DivisionS-Lommanveur l859 in Italien ausgezeichnet, Ladmirault auch 1870 bei Metz: de Failly ließ sich 1870, nachdem er am Tage von Wörth in Unihwgkeit ge blieben, bei Beaumont Sbersallen, was den Marsch Mac MabonS wesentlich aushielt. Lallemaud, geb. 1617, auS einer eltässischen Familie und voll ständig Herr der deutschen Sprache, unterdrückte 1871 den Ausitand in Algerien: noch dem Kriege übersetzte er alle militairischen Werke, welche in Deutietlnnd »ad Oesterreich erschienen, ins Fennzösische, um zum Studium der Kriegswissenschasken anzoreoea. Er gilt für eine» der unterrichtetsten Generale Frankreichs M hrmalS wurde ihm das Krirgsminister-Portesenille angebotcn, doch verhinderte ihn seine Schwerhörigkeit an der Annahme. Längere Ze t war Lalle- Htgttd Prifident des GencralstabS-Lomüts. ^ ^
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