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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-10
- Monat1891-01
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1891
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«rschektt tLgltch früh 6'/, Uhr. Ne-arliou und LkprdUion Iohannes-asi« 8. Sprrchkundkn -rr Urdartion: Vormittag« 10—12 Uhr. Ntachmittag« b—6 Uhr. »k, «t» n»»k1»iittcr M°°utcrlvl» ««cht sich r>« ricd«cl»» mch» »«rdmtlich. Amiatz«e »rr für »te nächftf«l,e«»e -iu««rr »esttmmtrn Insernte a« Wochrntagen tts 8 Uhr Nachmittag«, auLann- mi» Frstta,en früh bis H,V Uhr. 2n -rn Filialrn für Ins.-^»nal,me: Ott« klemm « Larttm. <UUrr» Hahn), Universitättstroße 1, Laut» Lösche» kathartaenstr. 14 pan. und Königsplatz 7. u»r bl« ' .8 Uhr. rMMr.Ta Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 10. Sonnabend den 1V. Januar 18V1. Abomrement-pret- vierleljShrlich 4'/, Mk. in Alt-Leipzig, diel. Vringrrloha 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzeln« Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren sür Extrabeilage» lin Tageblatt-Format aesattli ohne Poftbesürderung «0 Mk. mit Postbefö^erung 70 Mk. Inserate 6 aespaltme Petitzeile SO Ps. Srotzere kchrsiten laut uns. Preltserzrichalh. Tabcllarilchcru. gissernsatz nach HSHermTarif Ueclamen unter drmRedactionsstrich di» 4g»Iv»lt> Zeile SO Pf., vor den Famtllenaach richten die Kgelpalten« Zeile 40 Ps. Jnlerat« sind stet« an die Grpkdltia» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung pr»enumer»ll>Io oder durch Post» nachnahm». 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen 11» Nil 11 NI?, Die vcdingungcn undBrrzetchutffe ff Vormittags nur bis '/,» Uhr M IN «LKW L .K ßkössnet. LxpeiMwn rtea I-elp/lLser ^axedtatte». Amtliche Bekanntmachungen. Zweite und Bet unserer StistungSbuchhalterei sind für die Wasierbeschädlgtcn im Saalthale bi« mit heute ferner eingcgangen: Frau verw. Scharlach 10 M. verw. Franke st -4t, Gcbr. Franke 5 .4!, G. I. 20 Wilhelm Engelmann 100 au« gutem Herzen 3 E. u. P B. 5 .4i, Emilie verw. W. 6 S. V. l .4. Frau Baumeister Heinze 10 .4!, Fräul. Kraul« 2 .< Sammlung in den Kaiserhallen Leipzig-Neustadt Oliestaurateur Schöy) 69 50 Frau Kämmerer Malier SO .4t, Frau 11r. Mayer 50-4t, Arthur Günther, Berlin, Großdeerenstraße Ist, 10.4!, Friedr Aug. krcpichinar, Leipzig-Eutritzsch 6 .4t, A. Eg. b -4t, ge sammelt von einer Bürgerschnlclasse st SS /H, W. u. E. H. 60 4l, vom llhristkinde durch H. S. 8 ^t 75 M. Kelterer in Leipzig- Reudnitz lO .4t, Frau A. G. b .4l. Frau Stephani st ./», Zimmer- meister Fricke LO .4t, R. D. L. st -4t, Friedrich Sennrwald 10 ,4t, Lchuldircctor Schütze I .4l, Männer-Gesangverein Mercur in Leipzig 40 ^l, Familie Schneider in L.-GohUS ü -4t, E. W. 1 -4l, K. Z. LO ^l, F. M. LO >t. O. E. st>t. Lugano 1 A. S. 1 -4t. Quariierentschäviaung von Hermann Wollweber in Leipzig-Gohlis 2 ^l 70 S. L. 1 SO „z, Hermann Schwabe, sür Eamburg mit Umgegend 10 >t, R. W 3 -4l Summa der II. Quittung S87 70 Hierzu Betrag der I. - 1004 - — - Gesammtsumme 1591 70 Wir sprechen den Gebern unsern besten Dank au« und theilen hierdurch zugleich mit, daß wir von obigem Gesamnitbetrac 417 SO an da« UnterstützungScomitS für Eamburg und Umgegend, S73 - 8b - an da« Unterstütziingrcomit« für Jena und Umgegend, 600 » 3S - an da« UnterstüdunaöcomitS sür die Kreise Naumburg, WeitzenselS und Merseburg Bekanntmachung. Die Lieferung von etwa 45000 lc« schmtederiserue« I-Tri,ern. 2000 tc« gntzetscruen Läuten <6 Stacks. 2 500 kx giißrisenien ttnirrtag-zilattrn ür den Nrubau »er Bürgerschule soll öffentlich vergeben werden. sind im Ltadtbauautt reibegebühr von 1 -4l chlossen und mit ent- prechender Aufschrift versehen^ bi« Mitnooch, »en LI Januar I8VI, vorui. II Ntzr im Stadi-Bauamt einzureichen. Ein Eröffnungriermin findet nicht statt. Es bleibt ausdrücklich vorbchaltrn, auch keiner der Anitetnngen den Zuschlag zu erthcilen. Jena, 8. Januar 1891. Der Vorsitzende de» Lchnl-Vorftaude«. Bürgerm Bürgermeister Singer. übermittelt haben . dl Leipzig, en 8. Januar 1891. Der Rath »er Ltadt Lei»ztg. vr. Georgi.Junck. Bekanntmachung, n »er Droschkrnhaltrpla »«« Befuhren der Droschkenhaltcptäyc hrtrrffend. Unter Bezugnahme aus 8. 19 des mit dem 1. Januar d. I. in krait getretenen Droschken-RegulativeS vom 22. November 1890 wird hiermit bestimmt, daß bi» auf Weiteres an den Tagen mit gerader Datumszahl (also am 2., 4., 6. rc. jeden Monats) mindestens alle diejenigen Droschken, welche gerade Nummern (2, 4, 6 rc.) führen, an den Tagen mit ungerader Datumszahl <am 1., st., ü. rc. jeden Monat«) mindesten» alle Droschken inil ungeraden Nummern 0, 3, b rc.) püncllich früh 7 Uhr aus den Droschkenhalteplätzen aus- zusahren haben. Die Drnschkenbesitzer haben bei Vermeidung der im Droschken- Regulative angedrohlen Strafen dieser Bestimmung, welche sogleich mik dem Erscheinen dieser Bekanntmachung in Kraft tritt, gehörig imchzuaehen. Da« Polneiamt behält sich vor, die Anzahl dericnigen Droschken, denen das spätere Ausfahren sonach nachgelassen blribt, noch weiter zu beschränken, falls weitere Klagen darüber ringehen sollten, dast die Droschkenhalteplätze während der ersten Vormittag«, stunden ungenügend befahren werden. Leipzig, den 8. Januar 1891. La« Polijeiamk »er Lt«»t L, v. k 101. Bretschneider. Mühlnrr. Bekanntmachung. Die Lieferung schmiedeeiserner Thore und Thüren für die Markthalle ollhier ist vergeben. Dt« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden deshalb ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, am S. Januar 1891. Der Nath »er Lta»t Leipzig I». 19. vr. Georgi. Lmdi bner. Wohnungs-Vermiethung. Vom 1. A»rtl »iS. IS. an ist im städtischen Hau-grundstück Magaztngafir Nr. 27 eine im 1. roergrlchoiz gelegene, aut stuoe, Kammer und Küche bestehende Wohnung nebst Boden raum gegen vierteljährige Kündigung anderweit zu vernlirthen. Mietyaesuche werde» aus dem Nachhause» 1. Obergeschoß, Zii mer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den S. Januar 1891. Der Rath der Ltaht Leipzig. In. 9548. vr. Georgi. krumbregel. In Gemäßheit LeS 8. 1 der Borschristen sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadlwasjerkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Hcrr Hermann «ichard Niehuert, Georgenstraße Nr. 14, zur Uebernahme solcher Arbeiten bet uni sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderliche» Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 7. Januar 1891. X. 7746. Der «ath »er Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. In Gemäßheit des 8. 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwassertunst vom 6. Frbruar >888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Conrap Natan»» Südsttaß« 69, zur Uebernahme solcher Arbeiten bet un« sich ongein«Idtt und den Besitz der hierzu ersordrrlichen Vorrichtungen nachgewtesra hat. Leipzig, dcn 7. Januar 1891. X 7878 Der Rath »er Lt«»t Leipzig. - - H - vr. Georgi. Solsram. ^ulldbekanntmachung. i Togen ist an Unterzeichneter An Bor mehreren Togen ist an unterzeichueler Amtßstelle »in vrtlant a!S gesunden angemeidet worden. Der Eigenlhümer desselben wird hierdurch ausgrsordert. sich, gehörig legittmirt. rechtzeitig zu meiden, andernfall« über den Brillanten den Nechten gemäß weiter verfügt wird. Leipzig» den 27. December 1890 Da» Paltzetamt »er Lta»t Leipzig U. 7027. Bretschneider. Ml Der Zndianerkrieg in Nordamerika. Dir Nachricht, daß die Indianer in den westlichen Staaten Dakota, Nebraska, Miiiiicsota ihre KriegStanze aufsührten in der Erwartung, daß die Zeit der Rache gegen dir weißen Eroberer Amerikas devorstehc, hatte schon lange darauf vor bereitet, daß man sich aus Angriffe der Indianer gefaßt machen müsse. Die Bemühungen, einen gütlichen Ausgleich berbeizuführc», scheiterte» an der Aufregung, welche die Weissagung vcn der Ankunst des Retters aus der Noth erzeugt batte, vielleicht aber noch mehr deshalb, weil die amerikanische Negierung nichts Ausreichende- tbat, um der in dcn indianischen Reservationen herrschenden HungerSnoth ein Ende zu machen. ES wird berichtet, daß die Regierung den Indianern eine bedeutende Summe ür Landkäuse schuldet, die Zahlung aber au» nicht bin reichend aufgeklärten Gründen bisher nicht geleistet hat. Daß dadurch eine große Mißstimmung unter den Indianern entstehen mußte, leuchtet ein, und ebenso, daß sie auf irgend einen Ausweg sinnen mußten, um ihrem un erträglichen Zustande ein Enke zu machen. ES gewinnt hier nach den Anschein, daß die Regierung die Dinge entweder ab ichtlich so weit kommen ließ, wie sie gekommen sind, odev ich einer »nverzriblichen Nachlässigkeit schuldig macht. Sicher ist, daß Unterhandlungen mit den Häuptlingen der feind liehen Stämme so lange aussichtslos waren» als nicht durch Handlungen der Wille kundaegcben wurde, dre Nolh der Indianer abzustellen. Mit Hungernden ist schlecht unterhandeln, besonder- wenn sie Rechte gegen ihre Feinde geltend machen können, da gicbt es mir zwei Wege: entweder sofortige Erfüllung der berechtigten Wünsche oder Kampf auf Leben und Tod. Die amerikanische Regie rung hat die letztere Alternative gewählt und kann sich des halb nicht Wundern, wenn jetzt ein blutiger Kamps auS- gebrcchcn ist, dessen Ende »och nicht abzusehen ist. Zuerst waren ganz unzureichende Streitkräfte aus den bedrohten Puncten vorhanden, ein Zeichen, daß der Ernst der Lage von der Regierung unterschätzt worden ist, aber auch nachdem blutige Kämpfe diesen Ernst außer Zweifel gestellt batten, ist nichts Ausreichendes geschehen, um dem Kriege ein schnelles Ende zu bereiten. Oder sollte die Absicht verwalten, dcn Krieg in die Länge zu ziehen, um den Rest der Indianer zu vernichten? Die Indianerfrage gehört zu den dunkelsten Theilen der amerikanische» Politik, diese Politik ist durch die rück sichtsloseste Selbstsucht bestimmt und nimmt sich kaum die Mühe, Liesen Beweggrund zu verschleiern. Das Gaukclspiel mit dcn Reservationen, mit den Verträgen und den Absm- dungen für den geraubten Grund und Boden ist so klar, daß eS keiner besonderen Auseinandersetzung bedarf. Die Indianer sind aus ihren Iagdgründen durch die colonisiren- den Europäer zurückgedränat und auf imnicr kleinere Ge biete beschränkt worden. Als noch große Strecken Landes zur Verfügung standen, hatte das nicht viel zu bedeuten, die Indianer suchten und fanden bald eine neue Heimatb, in welcher sic das altgewohnte Leben sortsetzen konnten, Wild war überall im Uebersluß vorhanden und deshalb litten sie auch keine Notb. Ander« wurde die Lage, als die ungeheueren Ströme europäischer Auswanderer sich über den größten Theil de« Lande- verbreitet hatten und die Frage zur Entscheidung reifte, wem der noch übrige Landbesitz zufallc» solle, ob ihn die Ureinwohner als angestammte» Recht behalten, oder ob man ihnen das Recht streitig machen solle. Man entschied sich sür den Mittelweg de- Kaufe«, aber der Preis wurde nicht von den Eigenthumcrn, sondern von dcn Käufern be stimmt, und, wie die Erfahrung lehrt, nicht einmal au« gezahlt. Man stellte die Indianer vor die Wahl, entweder nach europäischen Grundsätzen fortzuleben oder unter zugehen. Tie Geschichte Nordamerika« hat gezeigt, daß die Indianer der Civilisation Europa« uniugänglich sind, die Wildheit ihrer Natur läßt sich durch Schulunterricht und dnrch da« Ehristrnthum nicht bändigen, sie müssen entweder frei wie der Hirsch in den Wäldern umherstreifen und sich dnrch gegenseitige Kämpfe stet« frisch und leben-kräftig erhalten, oder der Vernichtung anheim fallen. Die fortschreitende Cultur Nordamerikas hat die Thatsache ergeben, daß die Indianer in dem gleichen Maße auSgcstorbrn sind. Cie ver tragen die Veränderung ihrer LebenSbrdingungen nicht, die Ausrodung der Urwälder, dir Ansiedelung von Europäer,, welche theil« Ackerbau, theil- Industrie treiben, hat die Wurzeln ihrer LebenSthätiakeit getödtet, sie sind verschwunden wie die Bären und Wölfe, welch« noch vor einigro Jahr Hunderten in Deutschland hausten. Da dir Ewilisati-rn selbst da« Werk der Zerstörung an den Ureinwohnern Nordamerika- ohne jeden gewaltsamen Eingriff in ihr Dasein verrichtete, so war es »m so mehr ein Gebot der Menschlichkeit» dir noch lrben-säbigcn lieber reste der einst zahlreichen Bevölkerung zu erhalten und ihnen da- allmälige Au-strrben zu erleichtern. Statt dessen macht sich aber da« brutale Streben geltend, den AuslksungSproceß durch allerlei Mittel zu beschleunigen und dadurch Aus brüche der Verzweiflung zu erregen, toelche bei einiger Rück, sicht auf die Bedürfnisse der Indianer hätte» vermieden werden können. In dcn Reservationen leben noch etwa 80 000 Indianer, die sich von Jahr zu Jahr an Zahl vermindern. Nach europäischen Anschauungen sind sie wrrthloser Ballast, weil mit den Europäern oder deren in Amerika geborenen achkommen nicht in Wettbewerb treten können. Werden doch auch dir Auswanderer, welche sich den amerikanischen Grundsätzen nickt anzubequemen vermögen, ihrem Schicksal überlassen, und cS ist bekannt, ein wie großer Tbcil davon :u Grunde geht. Mit diesem Maße dürfen aber die Nach kommen der Ureinwohner des Landes nicht gemessen werden, si« haben rin angeborene» Recht, so zu leben, wie ihre Vor eltern; und diejenigen, welche sie der Möglichkeit beraubt haben, das dnick Ueberlieserung berechtigte Lebe» forlznsühren, haben die unerläßliche Pflicht, sie sür die ihnen genommenen Rechte zu entschädigen. Die Lage ist augenblicklich weit ernster, als die ameri kanische Negierung zugestehen will, die zur Verfügung stehen den Streilträfte reichen nicht aus, um einer allgemeinen Er hebung der Indianer die Spitze zu bieten, die Absicht, sic zur Ergebung zu zwingen, begegnet dem Entschluß der Indianer, ihr Leben nicht ohne Kamps von dem guten Willen der Regieruiig abhängig zu macken. Es scheint, daß dieser Krieg da- Ende einer langen Tragödie zu bezeichnen be stimmt ist. welche mit dem Triumpb europäischer Eivilisation über die Wildheit der amerikanischen Urbevölkerung zusammcn- trifft. Dieser Kamps müßte als unvermeidlicher Abschluß der durch die Entdeckung Amerikas hcrausbcschworciien Ent wickelung in Kauf genommcn werden, so, wie die Dinge liegen, fit er aber das verabscheuung-würdige Ergcbniß rück- sichlöloscr Selbstsucht und demgemäß eine wohlverdiente Straft für die Eroberer. * Leipzig, 10. Januar. * Ter Berliner Stadtverordneten-Vcrsamm luna ist aus die an dcn Kaiser acricblctc NeujabrS Glück Wunsch-Adresse da» folgende Allerhöchste Dankschreiben zu gegangen: „Zum Beginn de- neuen IahreS haben Mich die Stadt vcrordnctcn durch herzliche Wünsche sür die Zukunft erfreut. Ich habe dieselben mit besonderem Wohlgefallen entgegen genommen und danke Ihnen aufrichtig. Mögen die auf die Hebung der Woblfabrt des Landes und eine gesunde Weiter rnlwickelung des Volksleben» gerichteten Bestrebungen, deren die Stadtverordneten zu Meiner Befriedigung in Ihrer Adresse verständnißvolle Erwähnung thnn, sich mit Gollcö Hilfe unter thatkräfliger Mitarbeit aller Gutgesinnten besonder» auch sür Meine Haupt- und Residenzstadt Berlin und ibrc treue Bürger schaft fruchtbringend erweise». Berlin, 5. Januar 189l. gez. Wilhelm k. An die Stadtverordneten zu Berlin." * In colonialpolitischen Kreisen fällt die Unterlassung der Einbernfung des EolonialrathS ans und rust mannigfache Deutungen hervor. Schon vor drei Monaten, dnrck Verordnung vom 10. October. isi diese Körperschaft inS Leben gerufen worden und noch ist sie nicht ein einziges Mal in Tbätigkcit getreten. ES scheint fast, daß cS ihr gehen soll wie dem ÄolkSwirtbschaftSralh und dem Staatsralh, die auch nie zu rechtem Leben gelangen konnten und seit Iabr und Dag nicht mehr in Wirksamkeit gesetzt worden sind. In dcn colonialpolitischcn Angelegenheiten mußten gerade die letzten Monate von entscheidenkcr Be dcutung sein. Es galt, die Folgerungen aus der dnrch da» Abkommen mit England geschaffenen Lage zu ziehen; unser ostasrikanischeS Schutzgebiet ist auf völlig neue Grundlagen gestellt, die nach den verschiedensten Richtungen neue Maßnahmen notbwendig machen und neue Entwickelungen in Aussicht stellen. Zwischen unfern hervorragendsten Afrika Männern herrscht Zwiespalt und Streit. Neue Männer sind mit der amtlichen Leitung unserer colonialen Angelegenheiten betraut und über die Grundsätze, von denen unsere Eolonialpolitik in Zukunft geleitet werten wird, herrscht auch in dcn sonst unterricktetslen Kreisen Unsicherheit. Man sollte meinen, unter diesen Umständen hätte es der Regierung darum »u thun sein müssen, mit der ihr als Beirath bcigegcbenen sach verständigen Körperschaft über so Manches sich auszusprechen; cS ist schwer einzusehen, was für einen Zweck dieselbe haben soll, wenn sie in dcn verflossenen Monaten nicht zu einer Verwendung hat gelangen können. Bei der Unsicherheit, die gegenwärtig in verschiedener Hinsicht über die Ziele unserer Colonialpolitik und ihre nächsten Ausgaben herrscht, darf man den bevorstehenden Verhandlungen im Reichstag und dem in Aussicht gestellten Programm unserer neuen aus wärtigrn Leitung mit besonderem Interesse entgegensetze». Die zweite Elalsberatbung wird Gelegenheit geben, diese Dinge eingehend zu erörtern. * Der BundcSrath hat in seiner Plenarsitzung vom Donnerstag dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die kaiserliche Schutztruppe für Dcutsch-Lstasrika, sowie dem Ent Wurf eines Vertrage- zwischen Deutschland und Dänemark, betreffend die Aushebung de« AbschufscS und AbsahrtSgeldeS seine Zustimmung ertheilt. * Betreff« de« Fürsten Bismarck bringt die „Frank furter Zeitung" eine Mittheilung, welche wenig glaubhaft erscheint, obgleich das Blatt bemerkt, daß sic ihm „aus bester Quelle al« verbürgt zuacht". Danach hätte unlängst der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin dem Fürsten Bismarck da» Präsidium seine» Staats Ministeriums angeboren, aber eine» ablehnenden Bescheid erhalle» Der Großherzog habe die Absicht, dem früher» Reichskanzler jene« Amt zu übertragen, schon lange gehabt, jedoch erst das Jubiläum de« seitherigen, dieser Tage geadelten Staat- minister« abwarten wollen. Hinzugcsügt wird, Kaiser Wil Helm habe auf die Nachricht hin, daß die Absicht zur An führung gelangt sei, die von ihm geplante Reise nach Cannes zum Besuch de» Großherzog« aufgegeben. Die „Frankfurter Zeitung" will diese Mitthrilungen durch die Erinnerung daran stützen, daß in einem der sommerlichen „Interviews Fürst BiSmarck da» Wort hingeworscn, er könne sich ja auch durch eine der deutschen Regierungen ein Mandat als Mit glied de« Bunde-ratbS verschaffen. * Uebrr den Paßzwang an der deutsch-französi schen Grenze wird der „Militair-Zeitung" aus dem Re ich «lande geschrieben: Der durch Verordnung vom 22. Mai 1888 eingesührte Paß- zwana ist al« grlteude« Recht in da« Jahr 1891 llbergelreten Di« Handhabung dieser Maßregel, welch« den Zweck hatte, die Grenze »wischen Frankreich und dem Reichslande zu Verliesen", lialle indessen nach kaum »weisöhrtgem Bestehen eine Einschränkung dadurch er-ahren, daß Erleichterungen für den Durchgangsverkehr gelchaffcn werden konalen; überdies ist da» Ben'ahrcn, wie von der Loude»- prrff« bei verschiedenen Anlassen mit Genugthuung gemeldet wurde, ein mildere« geworden. In der That sind auch seit geraumer Zelt die ansanglich so häufigen Klagen über die Hörten der Maßregel gänzlich verstummt, sür welch« z. B. Pariser Blätter ständige Rubriken eröffne! halten. Wenn aber einerlei!« durch die Milderung in der Handhabung de« PaßjwaugeS der Ilebertrilt über die Grenze er- leichiert wird, so muß anderseits, da die Anlässe zur Vorsicht un- aeichwäch! sorlbeslel>en. für eine wirksame Beaufsichtigung der Frem- den im Lande, und e« muß dafür gesorgt werden, daß gegen jeden Mißbrauch der Gasisrenndschast thatkrästtg eingeschritten werden kann. In dieser Hinsicht kommt besonder- der Umstand in Betracht, daß bieder die Fremde», welche ständigen Aufenthalt im Lande enomnien haben, keiner polizeilichen Beschränkung unterstellt tour en, und daß namentlich ans dieselben die Meldepflicht keine An wendung findet, welche sür die Ausländer eingefnbrt worden war, die im Lande Aufenthalt nehmen. Wie wir nun hören, ist durch diese Sachlage in leitenden Kreisen die Erwägung angeregt worden, ob nicht auch bezüglich der im Lande ständig sich aufhaltende» fremden in dhnlicher Weise «ine Meldepflicht eingesührt werden oll, wie dies in Frankreich durch das vielbesprochene Fremden- deeret vom 2. October >888 geschehen ist und wie die- auch in der Schweiz gellende« Recht ist. Eine derartige Maßnahme scheint in der Thal geeignet, den Fremden im Lande zum Bewußtsein zu bringe», daß sie als Fremde nur geduldet sind und daß sie bei irgendwelcher Verletzung de» GasirechtS auf weitere Duldung nicht z» rechnen haben. Wenn die Absicht bestehen sollte — und dies scheint in der That der Fall zu fein, sei es durch Einführung von Meldekarten, welche beim Anzüge und beim Ortswechsel zu lösen lind periodisch vorzuwcisen sind, oder in anderer Weise eine solche Aussicht zu schaffen, so dürste durch eine solche Maßnahme in Ver- bindung mit der 1883, wie schon erwähnt, eingejührten Meldepflicht eine erhöhte Sicherung gegen Elemenle ermöglicht werde», welche die Ruhe gefährde». Formell würden allerdings solche Bestimmungen die Borichriste» über den Paßzwang nicht berühren Sollten aber dies« Bestimmungen, wovon wir überzeugt sind, sich bewähren, so Ware die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß solch« Erfahrungen »och weitere Milderungen in der Handhabung des Paßzioanges und sogar mit der Zeit die Aushebung dcS PaßzwangeS selbst herbei- sühren könnten, * Die Verhandlungen zwischen der elsaß-lothringi schen Regierung und der Curie über die Besetzung dcS BischossstuhlcS zu Straßburg sind jetzt soweit gediehen, daß die Berufung des SludiendirectorS de» Knabenjcmiiiar» am bischöflichen Gymnasium in Monlignv, vr. Fritzen, jetzt außer Frage steht. Es bandelt sich nur noch um Erledigung von Förmlichkeiten. Vr. Fritzen stammt aus Cleve, ist etwa 52 Jahre alt, ein Bruder der beiden ultraniontancn Reicks tagSabgeordnelen, er war einige Zeit Lehrer am biscköslicken Knabenseminar zu GacSdont, gleichzeitig mit dem jetzigen Bisckose von Münster vr, Dingelstad, kann, wie bekannt, längere Zeit Erzieher der Söhne des Prinzen Georg von Sacksen, seit etwa fünf Jahren ist er in seiner gegenwärtigen Stellung thälig. Die * Ausgleichs Commission de- böhmischen Land tag- beschäftigte fick in ihrer Donnerstags Sitzung zunächst mit der jüngst im Landtage verlesenen Zuschrift der Regierung. Abgeordneter vr. Rieger beantragte, diese Zuschrisk sofort einer Berathnng zu unterziehe». Tie deutsche» Mitglieder der Conlinission sprachen sick gegen diesen Antrag an- und hcharrtcn auf dem frühere» Beschlüsse der Commission, »ach welchem zunächst die Curie» Vorlage in Verhandlung zu ziehen sei. Nach einer längeren Debatte wurde ein Antrag des Prinzen chwarzenbcrg angenommen, wonach das Curie» Gesetz offne Rücksicht aus die Zuschrisk der Negierung zu bcralken sei und letztere inzwischen an eine Subcommissivii verwiesen werden solle. Die Deutschen stimmten gegen diesen Antrag, ebenso gegen einen Antrag de» Abgeordneten Vr. Mattnsck, wonach die Siibcommission ihre Beralhungc» so beschleunigen solle, daß die Zuschrift noch im Januar im Landlage verhandelt werden könne. Abg, Schmeykal erklärte, die Deutschen würden sich an den Bcrathiingcn der Siibcommission nicht belbeiligen. Hierauf wurde die Generaldebatte über das Cnrien-Gcsetz begonnen. Abg. Scharschi,>icd beantragte die Bestellung eines Berichterstatters Abg. Trojan (Iungczeche) erklärte, seine Partei werde Mittel und Wege finden, um da» Zustande kommen de» Gesetze- zu vereiteln. * Der „Agence de Constantinoplc" zufolge ist zwischen der Pforte und dem Patriarchate ein Compromiß über dcn wesentlichsten Differenzpunct geschloffen worden. Derselbe bestimmt, daß lctztwillige Verfügungen der Christen keiner gerichtlichen Untersuchung unterliegen, sondern von allen Gerichten anznerkennen seien, wenn sie vom Patriarchen oder Metropoliten oder deren Stellvertreter legalisirt sind. Erbrechtliche Streitigkeiten seien in Konstantinopel von dem gemischten Nationalrath und in de» Provinze» von den Mctropolilanräthcn zu erledigen. Diese Urtvcile könnten sofort vollstreckt werten. — Ein Iradc, welches den Com promiß genehmigt, wurde erlassen, doch verlautet gerücht weise, das Patriarchat sei der Ansicht, da- Irade entspreche nicht vollkommen den Beschlüssen der gemischcn Commission. * Die transatlantischen Fischerei-Interessen Großbritannien- scheinen neuerdings mit einer gewissen Planmäßigkeit zu einer Quelle dcS Verdrusses sür da- Mutter land gemacht werden zu sollen Betreffs der Be bring-- meerfragc werden von der ScnsationSprcsic Amerika» wie Englands tagtäglich die abenteuerlichsten Alarmgerüchtc in die Welt gesetzt, gleich als ob man in Washington oder London nicht- Dringlichere- zu thnn hätte, als einander wegen de- Robbenfanges aus den Iagdgründen der Bcbring- straße in die Haare zu geralhen Zum Glück gehören Kalt blütigkeit und Berechnung z» dcn hervorstechenden Eigenschaften sowohl de» cnglisckc» als de» amerikanischen Nationalcharakters, und so wird die Welt wohl sobald noch nicht da» Schauspiel eine» britisch-amerikanischen Wassengangcs mil der Aussicht ans weitergreifendc Verwickelungen um dcn enormen Einsatz etlicher CcehnndSselle erleben. Außer der BcbringSfragr ist c» nun aber noch die Neusundland-Affairc, welche die Spalten der sensationslüsternen DageSblättcr nnsichcr macht. Die Neufundländer machen dem Mutlcrlanke bekanntlich den Vorwurf, daß cS sic, gegenüber dcn Ilcbcrgriffcn der franzö sischen Fischer, so gut wie schutzlos lasse. In der That läuft aber da- angebliche „Verschulden" England- in Anschauung seiner Colonie daraus hinaus, daß eS die dcn Franzosen ver tragsmäßig zustebenee» Reckte achtet und sich bcmübt, auf dem Weg diplomatischer Unterhandlungen, statt Gewalt anwendung, eine den Wünschen rer Neufundländer genebmcre Lage ru schaffen. Gut Ding will Weile haben, aus Neufund land scheint man die« aber nicht cinsebcn zu wollen. Die Hauptstadt derInscl, St. Iobn, gcfälltstchviclmcbrseitKurzcm in anti-engliscken Kundgebungen, die von der sranzösischcn und sranzoscnsrcuntlichen Presse luit innigstem Behage» zu den Acten genommen werden, während die Londoner Zeitungen
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