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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-26
- Monat1891-01
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1891
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Erfchet«t ttglich früh «»/, Uhr. tlrditi« und Lr»rdÜi>» J»h»iNie-g«ff« 8. Oprechkünden drr ^kdattion: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »I» »te evu>8ai,»ie, Wi-»-Icrt»t, ««»I ß» ti« riedici,«» »ichr »er»iii»tich. her für »te „Schftsalgrvdr Nnmmer »rfti««trn Inserate a» rSochrntagrn »i« S Nbr Nachmittag». rnLonn- nnd Arfttagri, früh bi» ' ,S Uhr. drn /Malen für I»s.-^nnal,mr-. Ott» klr«»'t Tortim. (Alfred Hatz»), Univrrsität-srrcibe 1, vout» Lösche, ffathariarustr. 11 pari, und könia-platz 7, «nr bl» '/,S Uhr. MMr.TllgMM Anzeiger. LrM fSr Politik, Localgeschichte, Handels > «nd GeschLstSverkehr. ALom»eme»t»pr«tr »ierteljLhrllch 1'/, Mk. in vlt^Leipzlg, incl. vrinaerlob» 5 ML, dnrch die Post bezogen 6 Mk. Einzeln« Nro. SO Vf. Belegerrmplar 10 Pf. Veblldren für Txtrabeil agr» sin Tageblall-Format aefalztl ohne Postbeförderung 60 Mk. «tt Postbrförderung 70 Mk. Inserate ffaespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Echnsten laut uns. Prei-verzeichnIH. Tabellarischer». Ziffernsay nach HSHermTarif-, tleclamrn unter dem Redaktion-strich bi« 1a»Iv»T Zeil«50Ps.,vordenFamilien Nachrichten Li« -gespaltene Zeil» 10 Pt- Inserat« sind stet- an die Expedition senden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung prcrenumc-rnnclo oder durch Post» Nachnahme. Montag den 26. Januar 1891. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachun-. Dt« btsh« im l. Obergeschoß de» Vp«rteir«ffr l wird von TtriiStag, drn 27. aus«» befindliche annar ab »ach »em altrn Poliiktgebäube (Eingang Naschmarktseitr) verlegt und bleibt Montag, drn 26. Januar, wegen de- Umzug» für den öffentlichen Verkehr geschloffen. Leipzig, den 21. Januar 1891. Der Math her Ltadt Leipzig. vr BeorgL Größe!. Lekanntmachung. Lomtaben», dea 31. Januar ». »oa vormittags 10 Uhr au solle» im GeschLfttzimmer des Proviant-Amt-, Leipzig — Pleißen- bürg — ThurmhauS 2 Stock L Mmrtl« mi»«t Lvl»ri»«t»1 -ffrnUich an den Meistbietenden gegen sofortige Boarzahlung »er- steigert werden. Leipzig, am 17. Jannar 1891. königliche» Prootaut-Amt. Königliches Gymnasium. Zur Frier de» Geburtstage» Tr. Maieft-t SeS Kaiser» soll Dlen-tag, den 27. Januar, vormittag» 10 Uhr rin Dctu» abgehalten werden, sür den Herr vr. Hartman» die Festrede übernommen bat. Zur Theilnahme an drr Feier ladet im Namen de» Lehrer kollegium- ergebenst ei» Leipzig, am 25. Januar 1891. vr. Llodarä Llokter. Thomasschult. Za der Dten-tag, den 27. Januar, vormittag» II Uhr, statt findenden Feier de» Geburtstage» Sr. Majestät de- Kaiser- beehr« ich mich hierdurch ergebenst einzuladea. Leipzig, am 25. Januar 1891. vr. Juugmann. Die städtische Realschule in Leipzig-Reudnitz. Der Geburtstag Sr. Majestät de- Kaiser- soll Dienltag, den 27. Januar, srüh 9 Uhr, durch einen FestactuS gestiert werden. Zum Besuche desselben ladet im Namen de- Lehrer-Collegium- hier durch ehrerbietigst und ergebenst ein vr. Theodor Velde. Dir. Oeüenllicks ttanäelslsiiranswlt. 2u äer am visnsta«, cken 27. Januar, Vormitla« 10 Ohr, im 8»»I» äer Xnrtalr «lattünäenllon keier Sv» 6vonrt«1»xe» 8r. Majeattit cke« ckentaekeo Xntner» beehrt »lob im Xawso äe, I-olirer-LoUexium» ergebenst vinrulalls» Enri IVolkrom, virootor. Leipzig, 26. Januar. * Die amtliche Ernennung der Mitglieder de» Colon ial- rathS ist bisher noch nicht erfolgt. Wie man hört, soll dieselbe erst nach Schluß derReichStagSscssivn vollzogen werden. * Wie cS heißt, hat der Kaiser au- Anlaß der Er- sahrungrn, die er bei der völlig improvifirten Fahrt nach Hannover in Betreff de» Bahndienstes gemacht hat, dem Minister v. Maybach seine große Anerkennung kundgeben lassen. * Die Ueberwcisnng der Sperrgeldervorlage an eine Commission wird allgemein als ein dem Zustandekommen dc» Gesetze- günstiger Beschluß aufgesaßt, zumal die Reden der Abgg. Rickert und Gras Limburg die Geneigtheit der Deutschsreisin uigen und mindestens eines großen Thril ler conservaliven Partei erkennen ließen, der Borlage zuzu- siimmrn. Ob in der Commission noch wesentliche Ab änderungen, etwa durch bestimmte Festsetzung der Berwen dungSzwecke vorgenommcn werden, muß dahingestellt bleiben Allzu viel wird man sich davon nictit versprechen dürfen Tic Nationalliberalen »nv Freiconservativen baden einstimmig beschlossen, den Gesetzentwurf abzulebnen, und haben gegen CommissionSberathung gestimmt, da sie sich reu einer solchen derartigen Verbesserung, die ihnen die Zustimmung ermöglichte, nicht» versprechen können. * Die fortschrittliche „Bossische Zeitung" erörtert in einem Artikel die bekannte Petition der Arbeitslosen in Berlin und macht sich schließlich dahin schlüssig: ...Tie Petition, die der hiesigen Stadtverordneten- vkiiamiillung über die Schranken der Geschäftsordnung hinweg zur Entscheidung vorgelegt war, beschränkte sich nicht auf eine solch« sachliche Behandlung der verhällnisie, sondern trug den agita- torischen Zweck so deutlich an der Stirn, daß über ihren eigent- lichen Ursprung kein Zweifel herrschen konnte. El ließ sich höre», n enn am 13. d. M. die in der hiesige» Bockbrauerei versammelten Arbeitslosen an den Magistrat die Bitte um Beschäftigung einer größeren Anzahl von Arbeitern bei der Stroßenreintgung richteten »nd ihn »m die schleunige Ausnahme der städtischen Bauten, sobald die Witterung eS gestattet, und um die Verabreichung warmer Svcisen an die Kinder in den Volksschulen ersuchte. Man kann nicht notwendig vorauSsctzen, daß unter den darbenden Arbeitern so viel Kenniniß i» Bezug aus die städtisch,» Einrichtungen herrscht, um ihnen die Ueberzcugung zu verschaffen, daß auch ohne ihr Zuthun von Seiten der Stadt das Erforderliche geschehe, um wirklich Rolh, wo sie sich zeigt, mit allen Kräften zu verscheuchen; man kann auch nicht erwarten, daß in diesen Kreisen immer volles Berslündniß für die Schranken herrscht, di« andererseits der Stadt gezogen sind. In beiden Beziehungen konnte ein öffentlich verhandelter Gesuch nur Be lehrung und Beruhigung schaffen, und der Lutschluß, die Petition der Arbeitelosea trotz aller aeschästsordnungsmäßigc» Bedenken und trotz des nicht erschöpften Jnnanzenzuges deiinoch ohne Aufschub zur Ent scheidung an berufener Stell« z» bringe», verdient deshalb gewiß all- ieiiigc Billigung. An diesem Punrie aber findet das Entgegen kommen seine Grenze. Was darüber hinauSIiegt, greist so offenbar in das Getriebe parteiischer und socialer Verhetzung hinein, daß di« nachdrücklichste Zurückweisung am Platz« ist. Was ioll es heißen, wenn die Petition der Arbeit-losen den heutigen ..Nothsiand", der als solcher in Berlin überhaupt nicht existirk, al- .,nne Folge der capitaliftischen Produktionsweise" bezeichnet »nd ib» ,.dei» Geldbewilligungen sür Festlichkeiten, Cchiitzenauszuge und anderen derartigen Firlefanz" gegcnüberslellt, in der — erstchtlich ialichen — Erwägung, daß „die Steuer» zum größten Tdeii von Arbeitern ausgebracht werden?" Dos ist nicht mehr die Spract), der Roth, das ist di« Sprache der Aufwiegelung, di« da» Gkgenthti! von Dem bewirken muß, wa» s>« beabsichtig!. Wenn von iocialdemokratischer Seite entschuldigend in der Versammlung be merk! wurde, man könne doch von Arbeitslosen nicht verlangen, daß sie mit den Formen so vertraut seien, so hört« man darin den Fuchs den Gans,» predigen. Gewiß sind di« Arbeitslosen unschuldig an jener Sprache,diejenigen aber, die ff« zu entschuldigen suche», haben dazu am wenigsten den Berus, denn gerade sie sind es, denen die Beraiitwortnng sür leneUebertreibui.gen zusällt. Ter Streit darüber, ob i» Berlin that- ächstch ei» „Rothstond" b»s- ht oder nicht, wird nie zu allleittgrr Zu- riedeoheit «iltschieden wert, denn di« Entsch«idung hängt eben davon ob, wo« man unter de. Bezeichnung versteht. Nach den An gabe». die der Lderbürgernieii., e vv» Forckenbeck in der Stadt- vrrordiietcii-Berlammlling am Donnerstag mach!», wird in der städtische» Bevölkerung aber kein Zwenel daran bestehen, daß, soweit di« Macht der lädliicheii Verwaltung reicht. Alles geschieht, uni den durch die winterliche Noch entstandenen Sorgen und Entbehrungen in den unteren Schichten abzuhelse». Wenn allein bet der Straffeureinigung durchschnittlich l-00 bi» 1600 Personen, in Berlin außergewöhnlich beschästigt werden, wenn da» Asyl sür nächtliche Obdachlose de« N'achlS 1500 bi« 2000 Personen alisnimmt, wenn außerdem die slädlischen Krankenhäuser den Annen geöffnet werden, »nd der Magistrat die Versicherung ertdeill, so'vrt alles Noll ige auch aus eigene Verant wortung tbun »u lasse», sobald die Notd noch dringender wird, so liegt für da- öffentliche Interesse kein Gruiid vor, der Verwaltung hier bestimmte W«ge vorzuschrriben und »och weniger hat es Grund, die Zwecke der Socialdemokratie durch einen derartigen Eingriff zu ördern. Der am Donnerstag gefaßte Beschluß, über die Petition der Arbeit-losen zur Tagesordnung überzugehc», bedeutet daher keine Adlveisnng drr Gesuchstellcr mit ihren Klagen, soweit dieselben berechtigt sind, sondern rr bedeutet nur, daß die städtische Verwal- tung Berlin- ihre Maßregeln nach dein iachlichen Bednrsniß, nicht aber nach dem soctaiistischen Partettntrressr ergreife» will. * Wie der „Danziger Zritung" mitgelbcilt wird, war der erste Bürgermeister von Danzig, Abgrordnrtrr 1)r. Baum- bacb, bei seiner letzten Anwesenheit in Berlin zu einer Hos- estlicksseil im Opernhause geladen, wobei der Kaiser ibn mit einem kurzen Gespräch beehrte. Drr Kaiser stellte hierbei auf l)r. Baumbach'S ehrerbietiac Einladung einen Besuch DanzigS in Aussicht, sobald sich derselbe mit seinen Dis positionen werde vereinigen lassen, was sich für da» lausende Jahr allerdings noch nicht übersehen lasse^ * . * * Der luxemburgische StaatShauShaltSentwurf sür 1891 schließt in den Einnahmen mit 10 009100 Frc« ab, in den Ausgaben mit 7 Kit 811 Frc«. Die erstrre Ziffer begreift jedoch einen Ueberschuß ans früheren Jahrgangen von 214S000 FrcS. Dieser Ueberschuß rührt von Anleihen her und darf bei Beurtheilung der Budgetlage nicht als ordentliche Einnabmequelle in Betracht kommen. Sieht man davon ab, so gleichen sich Einnabmen und Ausgaben an nähernd auS. Unter den Einnahmen sind hervorzuheben: direkte Steuern 2 191 900 FrcS., Antheil an den Zollverein» cinnahmen 2134 000. Einregistrirung, Domänen, Erb- schast-gefälle und Stempelsteuer l 729 800, Post- und Telegraxhenverwaltung 653 KOO. Al- hauptsächliche AuS gaben finden sich folgende Beträge verzeichnet: Civil liste 200 000 FrcS., StaatSregirrung 139 150, Abgeordneten kammer 30 000, auswärtige Beziehungen 26 100, Justiz 356 600, CultnSauSgaben 408 900, bewaffnete Macht ein schließlich Gendarmerie 399100, Steuervrrwaltung und Ka lasier 351 531, Domänenverwaltung 144 400, Beamten Pensionen 482 000, Bauverwaltung 184 000, Wcgebauten 533 553, Hochbauten u. s. w. 220 500, Subventionen für Gcmciiidcbaiitcn 207 500, Zinsen der Staatsschuld 742 628, öffentliche Gesundheit 122 600, Post- und Telearapheii-Berl Wallung 792 069, Landwirthschaft 401 300, höhere« Unter ricktSwcsen 200 000, Elementarschulen 473 100, Waisen- und Irrenanstalten 209 300 FrcS. ES erhellt auS Obigem, daß der Antheil Luxemburg- an den ZollvereinSeinnahmcn den dritten Theil seiner sämmtlichen Ausgaben deckt. * Nack dem französischen Gesetzentwurf betreffend dir Organisation der Colonialarmee, sollen die Marinctruppen dem Kriegsministerium zugetbeilt und daS von Frankreich selbst für die Colonicn zu stellende Coniingent, sowie die bezüglichen für dasselbe nn Budget vorgesehenen Ausgaben erheblich verringert werden. * Die französische Deputirtenkammer hat ein stimmig die Beschlüsse der UntersuchunaScommission über die jüngsten Grubciikatastrophen in Saint-Etiennc angenommen welche eine schärfere Ucberwachung des Betriebe- der Gruben verlangen. Die Kammer nahm auch einen Antrag an, welcher die Regierung anfsordert, nicht im Betrieb befindliche Gruben Arbeiter-Syndikaten zu überlassen. * AuS Paris wird der „Bossischen Zeitung" geschrieben Einen eigenartigen weg hat ein bekannter diesiger Chemiker. Herr G. Schlumbergrr, gewählt, um einer von ihm gemachten Erfindung Anerkennung zu erzwingen. Man erinnert sickd daß vor etwa zwei Jahren in Folge zahlreich austretender falscher 500-Fraiic-noten der Bank von Frankreich eine Art Panik des französischen Publicum» sich bemächtigte und Niemand mehr einen Gcidschcin von 5M Frc». annehmrn wollte. Ja e» schien damals las«, al» wollte da« allgemeine Mißtrauen sich auf alle Geldscheine der Bank a»»d«h»en. Um dem zuvorzukommen, beeilte sich dte Bank von Frankreich, ihre verdächtig gewordenen 500. Franc», scheine rinzuzichen und neu« an ihrer Stelle au-jiigebe», die sie sür unnachahmlich erklärte. Statt wie die älteren bioS blau gedruckt zu sein, hatten die neuen Noten einen blauen Unter- und einen rose», sarbencn Ueberdruck. Die beiden übereinander gelegten Farben ließen die Scheine violett erscheinen und diese Farben Verbindung sollte dieSicher heit gegen Fälschungen bilden. Herr Schlumberaer wandte sb aisbald an die Leiter der Bank von Frankreich, erklärte ihnen, dä er mit größter Leichtigkeit die neuen Scheine nachmache» könne, machte sich anheischig, ihnen einen Beweis seiner Geschicklichkeit zu lieser», und bot ihnen zugleich ein System seiner Erfindung z»m Kauf an, bas die Notenfälschung völlig unmöglich machen sollte. Dir Bankbehörde» wiesen sein Anerbieten ab »nv verboten ihm gleichzeitig, den Bewei- der leichten Rachahmbarkeit der neuen Scheine z» liefern. Herr Schlumbergcr kehrte sich nicht an da» Bcrbot, sondern fertigte Platten an und legte der jüngsten Nummer de? geachteten Fachvlalte- dkoniwur iixlu^triel" ein Blatt bei, welches in drei Drucken zurrst die blaue Unterdrück-, dann die rosensarbene Ueberdruckplatte, endlich die durch diese über einander abgedrucklen Platte» hergestellte fertige 5M-Frank»ote in vollendeter Nachbildung zeigt. Denn Herr Schlumbergcr nicht die Borsicht gebraucht hätte, dt« Platten aus dickem Pavier ab zudruckcn »nd de» Wortlaut drr Inschrift vollkommen zu ändern alle Arabesken und Figurr» sind dagegen treu nachgeahmt), könnten diese Fälschungen ohne Writeres al- echte Geldichcine an gegeben werden. Kein noch so kundige- Auge würde sie von echten unterscheiden. Die Vankbebörden aeriethen über diese Art der Be lehrung des Publicum« i» große Aufregung. Sie veraniaßien schleunig di« veichloguahm« der Beilage de« „Moniteur industriel — freilich zu spät, brna von 80OM Abdrücken wurden nur noch 500 vorgesunden — »nd eine Hau-suchung bei Herrn Schluinberger, der bereilwilliq seine Platten herausgab, mit welchen er die Nach bildungen gedruckt holte. Daß n nicht dir Absicht hatte, falsch« Geldscheine herzustelleii. um sie au-zugeb«n, bezweifelt Niemand. Tennoch will ihn die Bank gerichtlich verfolgen, weil eS ihr nicht gestillt, daß man sie durch einen so aufdringlichen Beweis der schlechten Bcichaffenheit ihrer Noten zur Erwerbung einer Erfindung zwinge Man ist in weiten Kreisen aus den Ausgang der eingelcitcten Strafsache neugierig. * Der vor wenigen Tagen zu Madrid erfolgte Tod de« illfonso Martine), de» CorteSpräsibrnten der letzten ' >giSlaturpcriote, hat in allen Kreisen der spanischen ' kesiten; schmerzlich überrascht. Der Dahin,zeganHene, welcher noch in den letzten Wochen al- Präsident der Ecntralwabl» unta durch sein energische« und zugleich taetvolle» Auftreten in einer der schwierigsten Missionen^zwischen ConservaliriSinuS und Liberalismus versöhnend wirkte, ist im Alter von 63 Jahren einem Bronchialkatarrb erlegen. Bedeutender ildvocat und Politiker von seltener Befähigung, stand er seit dem constitnircnden Parlament von 1854 durch die Revclu- tivnSjabre hindurch, ebenso wie wäbrend der Restauration und der Regentschaft als Minister uud Parlamentarier immer in vorderster Reibe und sein Urtheil war ausschlaggebend in allrn nationalen Fragen, denen er sein Interesse zuwandle. Seiner Initiative als Justizminister entsprangen die erste CivilgerichtSortnung und die Schwurgerichte. Durch seinen Tod verliert nicht nur die monarchisch-liberale Partei einen ihrer ersten Borkämpfer, sondern ganz Spanien einen vrr- dicnlcn Staatsmann. * In Smyrna herrscht seit den WeihnachtSseicrlagen große Freude unter der griechischen Bevölkerung. Mitten in der heiligen Nacht langte die seit Wochen ersehnte Depesche de» Patriarchen zu Konitantinopcl hier an, in welcher die Wiedereröffnung der Kirchen befohlen wurde. Hin 3 Ubr Morgen» ertönten die Glocken der Kathedrale „Agbia Fotini" und aller übrigen Kirchen, »in die Frommen znm Gebete zu laden. T^S Bolk ließ auch^nichl aus sich warten, ondcrn erschien tro^der nächtlichen Stunde in ansebiillchcr Zahl und rrfföhte den Jnbellärm noch durch zahlreiche Pistolen- chüssc. An Schlafen war für die übrige Bevölkerung nicht mehr zu denken: jedoch freut sich ein Jeder, dass die griechischen Feiertage so friedlich und fröhlich verlaufen sind, denn man bcsürchielc allerseits da« Gegenthcil, wenn nicht die erwähnte Erlaubniß des Patriarchen noch gerade zur rechte» Zeit von Stambul hier eingetroffen wäre. Marine. d Der Admiral der Flott«, Sir Thoma» SymondS, hat an de» MarquiS von Sali-bury «in Schreiben gerichlet, in welchem er die nach seiner Meinung bestehenden Mängcl der britischen Flott» ausdeckt. Obgleich da» Parlament lOOOOOlXI Pid. Sterl. für Ver- g-öhrrung drr Marine ausgewvrsen habe, zöge dir Flotte s», Vergleich >Lft dem Londheere tn den Geldbewilligungen stets den Kürzere». England besitze viel zu wenig Kr.uzer und Reserveschifie, acht moderne Schlachtschiffe erster Class« wären in den letzten sechs Frtedensmonaten kriegsuntauglich geworden. Monate lang habe es gedauert, dte untergegangene kleine Nußschale „Serpent" durch ein andere« Schiff zu ersetzen. Eine eidlich« Sachverständigenvernehiiiung über di« Zustände der britischen Marine sei dringend geboten. Wen» schon der Mangel an Schiffen groß sei, so fei der Mangel an Mannschaften »och beklagenswerther. Die britische Flottenreserve verfüge über 20 000 theilweis« au-gebildete Leute, während die Franzosen eine Reserve von 104 000 Matrosen und 26000 Marine loldateii besäßen. Für das Material der Marine sei etwas ge schehen, e» erübrige ,etzt, auch sür di« Verstärkung LeS Malinjchasls bestände- da- Nvthige zu thun. Milttairisches. * München, 24. Januar. Den die-iährigen Herbstmanövern der beiden bayerischen Armeecorps gehen die vorgeschriebenen Regimeitts-Exercitien voran». Aus diese söigen drei Tage Brigade Manöver, drei Tage Divisions-Manöver. An diese schiicyen sich die großen Manöver der beiden Arineccorps gegen einander. AlS Terrain sür diese Manöver ist der Landesabschnilt zwischen Donau und Isar nuserschen, der von den Linien Jngolsiadt-Tonauwörlk Ulm - MemmiiigkN'Landsderg-München.Frcisinq-Landsbut-Jngolsladt begrenzt wird. Da« zweite Armeecorvs soll de» südwestlichen, da» erste Armeecorp» den nordwestlichen Theil zugewiescn erhallen. Tie Lorpsmanöver sollen sich zwiiche» Jngolstavt-Tachan-München, also im Gebiet der Ilm, Amper und Isar abmickeln. In der uniniltel baren Nabe von München findet eine große Parade der beide» Corps statt. Als die Tage, an denen die großen Manöver siatt- sindeil, werden der 9., 10. und 11. September genannt. Lolonialpolitisches. * Valencia, 18. Januar. Sehr unliebsames Aussehen haben die in den letzten Tagen bekannt gewordene» Nachrichten über die kriegerischen Ereignisse aus den Earol ine »-In sein gemacht. Wenn auch die ministerielle Presse anfänglich die von San Francisco koliiniendeii Nachrichten amerikanischer Missionaire, die von Ponape angelangi sind und von einem allgemeinen Aufstand der Insulaner und einer entschirdenen Schlappe der vechältnißniößig geringe» spanischen Streiikrästc meiden, in Abrede zu stellen suchte, so inüffcn doch jetzt nach Ankunft der letzten Manila-Posl alle Zweifel schwinden, daß die Verluste der Spanier i» den Kämpfen vom November ganz erheblich größer gewesen sind, al» bisher zugegeben wurde. Ter angeblich erwchtene „Sieg" sieht in'vlge dessen eincr Niederlage verzweifelt ähnlich, nnd daran kann auch die von den Truppen bewiesene Tapferkeit leider nichts ändern. Ihre Lage ist nicht un- bedenklich und wen» nicht schleunigst Hilfe von Manila kommt, könnte es geschehe», daß die Besatzung ganz ausgeiiebe» wird Sehr unangenehm ist auch die Möglichkeit einer aincrilaiiüchen Einmischung, da der dnrch Feuer und Bombardeinent angcrichicte Sachschaden, de» hauptsächlich ainerikanilche Unlerthanen erlitten haben dürften nicht unbedeutend zu sei» scheint. Aus alledem gebt wieder hervor^ daß drr Besitz dieser Inseln, woran Spanien an und für sich gar kein Interesse haben konnle, dem Lande außerordentlich theuer zu stehen kommt! Belgien. * Zur Charakteristik des Prinzen Balduin von Flandern theilt die „KolnE,>e Zeitung" Einige» über die Aufnahme der TodrSnachrio von der Brüsseler Bcvvl kerung mit: Keiner wollte »S glauben, jeder satte den stattlichen Ofstcier noch vor wenigen Tagen an der Spitz», seiner Compagnie Carnbinier- bewundert und von einem Tage zu'.» andern sollte der jugendliche Prinz zuin Major befördert werde'. Er war der erste Prinz auS königlichem Hause, ivelck^r die Sttit »n ein,« leden Osficiersaspiraitten durchmachte und in den Fronldiei. eingestellt wurde. Im Frühiahr des Jahre« 1885 halt» Prinz «a duin di» Osficier-schule becogen. Bald war e» bekannt, daß der königl-ch, Sprosse seinen Schülerpslichten mit dem größten Eiftr nachkam und das, er diejenige Erziehung der «Snigssöhiik genossen, welche ihn«,» gestattet, mit älteren Schülern zu wetteism, und seinePrüsungen bestand er mitAu-zeichiiung. Am7. Mai 1886 wurde er zum Secondelientenaiit beim Regiment Grenadiere ernannt. In Berliner Hoskrrisen mag die einnehmende Erscheinung de» jungen Prinzen noch bekan ii sein, welcher in der Grenadier- Uniform an Druischland- trübe:' und freudigen Tage» zum ersten Mal, öffentlich im Au«Iande luftrai. Bi» zu Weihnachten 1888 blieb er bei den Grenadieren, ein gewissenhafter Okficier und ein vortrefflicher, herzgewinnender Kamerad, dessen gute Eigenschaften bald keinem Oisiciere i:n Heere verborgen blieben. Bon da ab stand ec bei den CarabinierS, erst als Lieutenant, dann vom 3. Juni >88't ab, mit lieberspringung der beiden unteren Hauptmanns- claffen, »!.- Compagnieches. Mit Siolz joden die demokratischen Belgier ib» Morgens staubbedeckt und mit gebräuntem Gesicht an der Spitze der listen Compagnie vom Marsche zurückkebren. Weit tolzer aber noch waren die Soldaten, welche unter seinem Belebte standen und Im vorige» Jahre freudig mit ihm die Strapazen der Manöver in Weslllanvern niilniacküen. Vor einigen Wochen war er als der erste Hanpttnann im Regiment damit beauftragt gewesen, das ganze Regiment zn einem Stndienmanvoer anzusiihren. Tie Hebung, welche vorliefflich gelang, ia»o bei einer schneidende» Kälte statt, nnd dein, AnSmar'ä, sprach er die Soldaten mii echt miliiairischer An an: „Es ist beute früh etwa- frisch, Carabiniers, aber wir werden uns, wie eS Soldaten geziemt, nicht einftierc» lassen." Man kann sich denke», mit welcher Luft die Oj'iciere und Mannschaften die Mnl>sel!gke!leii des Tages erirugen. Cimge Tage nachher hielt er vor oc» Lsficieren des Regln,ent- den ersten WininooNrag, »nd zwar „über den wabr- schein.ichc» Ems!,ist des nennt Gewebres ans die Schlachlordnnng der Jnsanterie beim Angriff und der Veribeidiguiig, sowie einige Bettcichlangeii über de» wahnchemlicheii Elnslnß des rauchlosen Pulvers". Tie Zuhörer kounleii die Gründlichkeit de» Vortragende» »ich» genug loben. Erft irftt lrat der Prinz in die Lesseiiilichkeit: seui LieblingSaltt'enlbail war sei» Sindierzimnier >» dem er säst alle Abende seiend und arbeiiend verbracht. Es mag ihn. bei seinem rubigen, überlegenden Wesen ttebcrnni'.e.cag gekostet haben, öffentlich auszuireten: allein von dem z'iiigeablicke an, wo er diescn Schritt gelha», dckunteie er ein angeborenes Tacignülst, dos bei zu nehmender Sichel heil des A»,>r e!ea > immer deutlicher bervorttat. War doch seine Stellung als Thronsolger, wen» auch nicht förm lich, so doch allgemein soweit anerkannt, daß der König ihm bei de» Jubelfeste» »» vorige» Jahre schon den Rang nach ihn, und der Königin angewiesen hatte. Schon 1887 war ibin zu einer Er scheinung i» der Oeffenllichkrit Gelegenheit gkl'cfteii worden. Tie Vlanien batten in ihrer neuen „Schanbnrg" eine Vorstellung zu eincr Eiire veranstaltet und ibn in niederländischer Sprache begrüß!. Prinz Balduin, der diese Landessprache unter dein berühmten Hendrik Ec>»seie»ce erlernt, aniworteie ilme» in derselben mit der großlr» Leichtigkeit. Welche» Jubel verursachte nicht dieses kleine, aber sür die Blamc» vielsagende Ereignis,! Nur mit Mühe konnte die Menge davon adgehallen werde», seinen Wagen im Triunivbe zu ziehen. I-ovo licnnlocvijn! I.ava o»-w vs.raiinn.lm 1','!„>»! schallie cs ihm nach. Und dieselbe» Nnft begrüßten ihn, als er vor einige» Monate» da» Jubelfest eines der alle» vlämischcn Thraierpereme, der seinen Ursprung noch aus die Zeit der RederijkerS zuriickftibreu kann, mit seiner Gegenwart beebrle, und abermal- niedcrländiich redete. Es war leider sein letzlmaliges Auftreten bet dieser Be völkern»,;. die er za regieren beriiien und brgabt war! Im Juli, bei ei»er Nachfeier des Jubelfestes in Lüttich, vertrat er seine» königlichen Oheim, um sich dort auch die Herze» der Wallonen zn gewinne» und bei einem Feümohl die vnterländiichen Emvfindungen »er Bürger durch eine warme Ansprache wachzuriiscn. Sv war er denn allgemach beliebt gewordc», i» der Caierne, ans dcm Ma- nüverselde, bei der Bevölkerung Belgiens und auch tm Auslande. Allein das ruhige Schaffen sagte seinem beobachtenden Geiste besser zu alS alles geräuschvolle Treiben. Darin fiel denn auch sei» Ge schmack mit dem des Königs zusammen, der ihn seil Jahren lieb- gewoiineii, zn dem er stets Zutritt Halle und der >im sorgiällig i» die Regikrungsgeschäsle einzuweihe» pslegle. E ie gründliche Bildung des Prinzen gestatteten Ihm de,n> auch, sich dieAiischuiiungen gan z anziieigncii, welche ihm nicht nur in der künftigen Leitung des Königreichs Belgien, sondern auch deS Congoslaales sicherlich zur Zierde gereicht hätte». Jagd und kleinere Reisen unterbrachen die stetigen Studie» des Talniigeichiedeiieu. Aus der Pariser WeltaiisstcMing, die er vor zwei Jatire» geräuschlos besuchte, wurden ikin beinahe königliche Ehre» erwiesen. Er zeigte ei» große» Interesse sür das heimische Gewerbe und sab sich vor einiger Zeit die Arbeite» sür die Aus stellung der Piiuzerlhürme der Maasfort» in den Fabriken mit Sorgsalt an; daneben wollte er aber auch sich »ach der Lage der Arbeiter erkundigen, wobei seine Leulscligkeit ihm zustatten kam, wie auch seine gesunde» und menicliensreilndlichen Ansichten über sociale Fragen. Weil nun die Belgier so zuverstchtliche Hoffnungen aus die künftige Regierung des Prinzen Balduin gestellt balien, theile» sie auch ausrichtig und lies die Trauer, welche da- königliche Hau» ereilt hat. * Wien, 24. Januar. Anläßlich deS Ableben- de- Prinzen Balduin von Flandern ist eine scchstägige Hoftrauer vom 26. d. PH ungeordnet. > * Rom, 24. Januar. In der heutigen Sitzung deS Senats beantragte Alfieri, der belgischen Regierung anläßlich de» Ablebens de- Prinzen Balduin von Flandern den Ausdruck der Ge fühle des ltesslcn Schmerzes zu übermitteln. Ter Ministerpräsident CciSpt befürwortet« den Antrag »nd hob die großen Verdienste des Königs der Belgier hervor, indem ec lünzusügte, es sei nur billig, daß Italic», welche» sich aus dein gleiche» Mge der Freiheit befände, diese Worte der Theilnahme an Belgien sende. MustL. NiedelvcrcittS-lsoncert. Leipzig, 25. Januar. Der Riedclverci» veranstaliele gestern in der ThomaSkirchc uiilcr der Leitung seines aus gezeichneten Dirigenten, de« Herrn Prof. I)r H. Krctzschmar, ein Conccrt, da« vor den Augen der Gegenwart losidarc Schätze au« der glorreichen musitaiischen Periode auSbrcilcle, weiche durch die Namen LrlantuS Lass»« und I. S. Bach ihre Begrenzung fand. Bo» dem erstgenannten Meister zierten Bruchstücke an» dem zweiten der dcrilbinlcn sieben Bußpsalnicii da» Programm: „licftrli, i,>wru»i roi»w>nc! biiist iniciuitslos"; c» wurde gelegentlich eines frühere» RiedclvcreinS-Conccrteü vollständig zn Gehör gebracht. Seine Stärke liegt in der malerische» Krasl, mit welcher das Genie deö Tonkünstlers die einzelnen textliche» Bilder musikalisch zur Anschauung bringt; in dieser Beziehung dürste der drille Abschnitt „lulc-IIcwtuln tilii cluhn", welcher mit großer Kraft und Herrlichkeit lediglich von den Männerstimmen in zwei stimmiger Satzweise vorgclragcn wird, ein überragend ori gineller Couv sein. Die zwei Wcibnachislictcr von Praelorius: „Eö ist ein Rv»' entsprungen" und „In Bethlehem ein Kinde- lein", sowie die erhabene io stimmige Motette „Die mit Thränen säen" von H. Schütz. »> welcher ei» reiche» Stimmen- netz über feierliche Posaiineiillänge gespannt ist, haben wir schon früher vom Rictelverein gehört. Tiefen Stücken schloß sich I. S. Bach s iinvcrgleichlich schöne Motette „Komm Jesu, komm" sür 8 Stimmen an, die, zumal in ihrem ersten Hanptthcile, der nach Motettenart wieder selbstständig sich gliedert, wabr- hast geniale Inspirationen aiicinander reibt; hier sei besonder» dc« dnrch alle 8 Stimmen biiidnrckschrcilcndcn canciiischcn Einsatzes bei den Worten „Aerlaß mich nicht in TokeSpein" gedacht, «ine Stelle, in welcher tiefe Melancholie, Graue» vor dein Tode und die Hoffnung aus ewigen Frieden zn einer ganz wunterbarcil Einheit zusammensticßcn. lind welcher Aicichtbui» von polyphonem Leben >» rem nachfolgenden „Komm, komm, ich will mich Tir ergeben!"
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