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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189102284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-28
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1891
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«rschedü »glich früh SV, Uhr. Rrü«1i«» »vt LFprtUi«» Joh«n»««-aff« 8. HPrrchftun-t« der rskdaclio» vormittag» 10-12 Uhr. Nachmittag- S— 6 Uhr. —- A»»ah«» »«, f», »», »LchWs«l^»H« N»««er »rftt««tr» Inserate a» W«chr»t«,n, dt« » »tzr Nachmtltaa», m, k«,a- »ndS«ftt«,«,frütz di«'/,» Uhr. 3a drn Filialen für 3as.-Aaa«h«r: vtt» lUn»»'« Eartt«. <A1fre» Haha), Uiiiversität-straße 1, Louis Löscht, Katharinenstr, 14, pari, und KSnIa-platz 7, anr bi- ',3 Uhr. ttWItr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AbonnemenlSprei- vierteljäbrlich 4'/, Mk. t» UU-Letpzig, tncl. Brinaerlohn b Mk.. d! die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nra. 20 Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt^ormat gesaizl) ohne Poslbeiörverung 00 Mk., mit Postbesörderung 70 Pik. Insrrale 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. GrSbere Schriften laut uns. Preisverz«ichniß. Tabellarischer u.Zissernsay nach höherm Tarif. Rrclamen «ater dem Red actio«-strich die -aespakt. Zeile 50Pf.,vorden Familie inachrichten die Ogelpallene Zeile 10 Pt. Inserate sind stets an die t-xpcdltton zn sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumor.cmla oder durch Post nachnahme. 59. Sonnabend den 28. Februar 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Eipedition ist morgen Sonntag, den L. März, Vormittags nur bis VsS Uhr geöffnet. I-xpo<1lHon «tos I,e1f)7.iT0r '?.IL0l)1n1te8. Ta« in Broßvorwerk für Marie Auauftr Herttoig au», gefertigte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge in diesiger Stadt verloren gegangen und im «usfindung-falle an un» abzuliesern. Leipzig, am 24. Februar 189 l. La» Poltzei-Amt der btadt kritzlig. Bretschneider. Tr. Amtliche Bekmmtmnchlnigcn. Bekanntmachung. Die Gesuche von Vereinen, Gesellschaften und Privatpersonen um leihweise Ucbcriaffung von Garderobe- und Jnventar-Gegeilständen de« Sladlldeaicrs haben i» letzter Zeit sich so sehr vermehrt, auch sind zuweilen die entliehenen Cache» in einer so »»pfleglichen Weise be nutzt worden, daß wir uns gcnölhigt sehen, von der ferneren Ver leihung der erwähnten Gegenstände völlig adznsehen. Wir haben daher beschlossen, alle künftige» Gesuche der' vorbezeichneten Art nicht mehr zu genehmigen, was wir hiermit behufs Bermeidung von Weiterungen zur allgemeinen Kenntlich bringen. Leipzig, den 24. Februar 1891. Der Math der Stadt Leipzig. Wilisch, Ausstellung Deutscher Kunst- und Industrie- Erzeugnisse London 1891. In Anerkennung der geschäftlichen Vortbeile, welch« die im April d. I. zu eröffnende Londoner Ausstellung Deutscher Kunst- und Industrie-Erzeugnisse den Theilnehmern zu bieten verspricht, bat sich aus Anregung des Coniiiilstariat» in Berlin auch hier ein LrtS-Ausichlch gebildet, um die Industriellen von Leipzig und dessen Umgegend zur Betbeiligung auszusordrrn und den Verkehr mit der Cenkraislelle zu vermitteln. Programme uud Anmeldebogen sind bei dem Unterzeichneten Schriftführer, Nrue vörfc. Treppe L. I.. u haben. Wegen der Rauinvertheiiung ist Beschleunigung Per ilnmcldling zu empfehlen. Leipzig, den 26. Februar 1891. Ter DrtS-Ansschnf;. Gcneral-Consnl Frhr. von Tauch nitz, Bors, vr. Gen sei, Schritts. I». 751. vr. Georgs. All. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordnete» baden wir b». schlossen, di« Straßenfluchtttnie der Tor»thee«stra>e nach Maß- gab« de« Plane» D. v. V. ^ auf 17 Meter festzustellen. 5462 die Baustnchtlinie aber unter Zugrundelegung der jetzigen in je 15 Meter Entfernung von der Straßeninittelaxe, gleichfalls nach Maßgabe de- Plane- D. L. V. Ko. burchzusühren. 5462 Dieser Plan liegt von der Berössentlichung dieser Bekannt machung an in unserer Tiesbauverwaltung (Rathhau- II. Stock, Zimmer Rr. 14) vier Wochen lang zu Jedermann- Einsicht aus, und sind Widersprüche gegen denselben innerl>alb dieser Frist schrift lich bei uns auzubringen. Nach Ablaus dieser Frist eingebrachte Widersprüche werden gemäß tz. 22 des Regulativ-, di« neuen städtischen Anbau« und di« Rrguliruag der Straßen betr. vom 15. November 1867, als versäumt betrachtet uud haben demgemäß keinen Anspruch auf Berücksichtigung. Leipzig, den 23. Februar 189l. Der Rath der Stadt L Vr. Bekanntmachung. Nachdem wir die (vrnst Mcli-Lkrasie in Hipzig-Plagwitz von der Nonnensiraße bis zum Elsierfluß in stüdttssie Verwaltung über nommen haben, mache!, wir solches hiermit össentlich bekannt. Leipzig, den 25. Februar 1891. Trr Ratl, der Stadt Leipzig. vr. 1°. 197. >er Stadt Leipzig. r. Georgi. vr. Redlich. Io. 831. Vr. Gcorgi. Redlich. L°>>- 2^—7 m L., 4—8 m 8., -Ztuction auf Zwcnkaiirr Staatssarstrrvier. Mittwoch, de» 11. März dsS. IS. von Vvnnittaas 19 Uhr an sollen folgende in der Harth auf dem Schlage in Abthellung 21 >1 aufbereltcte Nutzhölzer, als: l8 Stück eichene Klötzer von 13—15 em Stärk«, 20 - - » » 18—22 » » 15 » - » » 23—29 » » 4 » - » » 30—36 » » 5 ^ - » » 37—43 » » 8 » » » » 44 —50 » » 13 - - - - 51—M - 10 ^ - » » 61—70 » » 10 * » - » 71—80 « » 5 - - - - 81—90 - - 44 » birkene - » 13—15 » - 83 - - - - 16—22 - 35 » » « » 23—29 » » 5 » » » » 30—36 » - , 6 - - Stangenklötzer v. 9—12 em Stärke, 4 m Länge 48 - eichene - - 8—12 . . 3 sowie Donnerstag, den IS. Mär, dsS. )». ebenfalls von Vormittags 19 Uhr an folgende ebendaielbst ansbereitete Brennhölzer, alS: 45 Sii». harte Brennscheite, 39 » - Brennknüppel, 51 » - Zacken, 290 - hartes Abraumreisig, 100 Langhausen hartes Brennreisig, 112 Rm. harte Stöcke meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden Zusammenkunft an beiden Togen aus dem Schlage in Ablhei liing 21 d am Deubener Weg; Zahlstelle im Gasthaus zuin „Bayerischen Hof" in Gaschwitz. Auskunft ertheilt die unterzeichnet« Revierverwaltung. S-utglichr Farftrevterverwaitiing Zwenkau und KSniglichrS Forftrrntamt Wurzen, am 23. Februar I89l. Lomler. Geißler. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahre- zu haltenden Revision der Universitäts-Bibliothek werden die Herren Studirenden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, aus gefordert, diese am 28. Februar, 3. und 5. März gegen Zurückgabe der EinpsaagSbesclicinigungen abzuliesern. Die Ablieserung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben ^ —II an- sangen, am 28. Februar, die, deren Namen mit einem der Buch- staben ^ - It beginnen, am 3. März und die klebrigen am 5. März (früh »wischen 10—1 Uhr) abliesern. Alle übrigen Enileiher werden aufgcsordert. di« an si« verliehen«» Bücher am S.. 19. und 11. März (während der gewöhnlichen Leffnungsstunden) zurück zu geben. Während der Rcvisionszelt <28. Februar bis 14. März inrl.) können Bücher nicht ausgeliehen werden. Ebenso muß während derselben da- Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, den 21. Februar I89l. Die Dirrctian der UntverfttätS-Bthliothrk. vr. Nrehl 0, Kevtüelie IIsnilelrileliranZirrlt. vexlnn ilvü LI. 8riiul)»kron »in k. Xprll dl«-,«:!, Takre,. Vis lieiiereußmi«« der 1,'dlieron XI»tliolI»u» -><>r 5 a-» kalt (dreffäkrstrerOur^u«) derc^ditixeo rumlLiniäkri^-b'roi«viIlffrcll-I>ieo«t. b'Ur zuuxs I-eulo, vvleko oictl äeu tK-roadtstruryxs-ioliein rum Uichäkrix-b'roi«nIIi-ren-I1i> uste ermorden haben, ist ein tnedlrl'laeu- lnliattlicber lur»»« von äabrobäauvr bei 3t I.«kr»1un>Ien in der lVocbs einavriekbet. vulerricbt io allen 2'eeyxvo clor Ilanäelo- >ei»»ensebatt. kranrö»i.-<eke un,l enxliaclis Sprache obliz-atorisch, italiemseke und «p»nh>ebe Sprache kacultativ. Schulgeld 240 ^ Gr da» dakr. Xnmelduvxen erbittet «ick der vnterreicknet« i» dev IVookev- taxen von 11—12 llkr. veiprix, im vebruar 1891. (?«rl zVelkrum, vireetor. Bekanntmachung. An unserer Knaben-Mittelschule, welch« demnächst tu eine höhere Bürgerschule umgeivandelt werden soll, ist die Stelle eines Mathe matikers zum I. April er. zu besetzen. Der zu wählende Lehrer soll zunächst als Hllsslehrer mit 1500 Jahres^tzehalt bei sechsmonallicher Probezeit berufen werden. Bei »»sriedenstellenden Leistungen erfolgt definitive Anstellung nach 6 Monaten mit 1800 .4t Gehalt pro Jahr. Meldungen di- zum 10. März. Bilterseld, den Ä. Februar 1891. Der Magistrat. Tippe. Steckbrief. Gegen die ledige Euiilik Bergmann gen. Schmidt von hier, welche jlüchtig ist, ist die Untersuchung-Hast wegen sitlenpolizeilicher Uebertretungen verhängt. Es wird ersucht, dieselbe zn verhaften und in das Amtsgerichts Gesängniß hier abzuliesern. Rudolstadt, den 20. Februar 1891. Fürstliches Amtsgericht. S o in ni e r. Frankreich und die Beiliner Ausstellung. * Die Dcreulide und Genossen tnumphiren! Sie haben cS mit ihrem Appell an die Leidenschaft des Pariser Pöbels glücklich durchgcsetzt, das; die französische Kunst aus der Berliner Ausstellung nnverlrelcn bleibt. Damit werden selbstverständlich die Hossiuingcn hinfällig, welche auf allmälige Anbahnung eines besseren Verhältnisses zwischen den seit zwanzig Jahren so lies verfeindete» Nachbarvölker» csctzt wurden. Deutschland hätte, wie es den französischen lerztcn gelegentlich de» vorjährige» Internationalen Aerste- congresses in der RcichShauplstadt in zuvorkommendster Weise Gastfreundschaft angedeibcn ließ, gern auch den Künstler» Frank reich» die Honneurs gemacht, ohne daß eS irgend welche Neben absichten dabei verfolgte. Den etwaigen französischen Ausstellern in Berlin boten sich die günstigsten Aussichten, sic würden von dort gewiß nicht minder vortbcilbaste Eindrücke init binweg- genommen haben, als ihre vor ihnen dort zu Gast gewesenen Landsleute. Der Chauvinismus der Pariser Rcvancheschrcicr bat sein Beto eingelegt, und die Pariser Künstler, gelehriger als die ärztlichen und sonstige» wiffenschasllichcn Autoritäten, haben sich diesem Beto gebeugt. Sic haben, indem sie so bandelten, den Beweis erbracht, daß in dem Frankreich von heute noch imnier größerer Mutb erfordert wird, den Natb- schlägen der gesunden Vernunft, als den Impulsen eines blinden Vorurtbcilö staltzugcbcn. Wir Deutsche könnc» be dauern, daß dem so ist, baden aber keinen Grund, zu be reue», daß wir den Vertretern der französischen Kunst einen freieren Standpunct zutranten. Wenn die Franzosen mit aller Gewalt an ihrer Selbstisolirnng. Deutschland gegen über, sesthalten wollen, wird sie Niemand daran bindern. Geschieht dadurch irgend welchen legitimen Interessen Ein trag, so sind eS jedenfalls nicht die deutschen. Tie Reise der Kaiserin Friedrich nach Paris bat diesen betauernSwerthen Umschwung bei unseren chauvinisti schen Nachbarn hervorgerusen; cS erscheint indessen nicht angebracht angesichts der Beschimpfungen, welche dem deutschen Volke und seinem Kaiserhaus« seitens der Franzosen zu Tbcil geworden sind, die Erwägung anzustellc», ob cs sich hier um einen Fcblcr unserer auswärtigen Politik handclt. Die frei- ccnscrvative „Post" bemerkt zur Sache: Wir kennen den Ausgang des jetzigen Streites noch nicht, aber die Au-sichlen auf den Sieg der verständigen Partei sind gering. Zunächst drängt sich die Frage out, ob das allein der Lärm der Schreier bewirtt hat oder ob andere Einflüsse hinzugekommen sind. Es wird die Vcrmuthung ausgestellt, daß man in Paris ans eine Begegnung zwischen Ihrer Maieslät der Kaiserin Friedrich und dem Präsidenten der Republik gerechnet habe und daß die Empfind lichkeit erst wach geworden, als man sich überzeugte, daß dieser Schritt nicht i» der Absicht liege. Wir sind indc» zu wenig iinter- richiet über den Gedanken, der die Reise der Kaiserin berbeigesührt bat, um diese Verniulhung würdigen zu költncn. Vielleicht haben alle politischen Erwägungen gesehlr, und ibr Fehlen hat übersehe» lassen, daß aus sranzösischer «eile dl« politischen Erwägungen un- au.'bleiblich waren. Tie Folgen der Nichlbeschickung unserer Ausstellung können nach der Arl, wie die Beschickung abaclehnt worden, keine ganz flüchtig, n sein. Zu bedauern wäre da« allerdings in dein Fall, wenn Zufälle eine Milderung der gegenteiligen Spannung vereitelt hätte». VK»n das nicht ist, wenn der unbesiegbare Naiianalhaß sich auf sranzösischer Seite bewährt hat, dann wird der Eindruck in Deutschland ein nach- haltiger s,in. Tie so sorgfältig beobachtete Zurückhaltung gegenüber den französischen Dingen wird nicht aufhören: aber aller dings wird di« Neigung aufhören, die französischen Be strebungen, wohin sie auch sich richte», anders zu bei,«keilen, als daß sie gegen DentschlandS künftige Verl ündete gerichtet sind. Teil» eine solche Haltung der sranzösischcn Ration, wie sie jetzt zum Siege z» gelange» scheint, rückt vsienbar die Roih- wendigkcit des Kampfes näher. Jedermann bei uns wird sich sagen, daß die Chauvinisten, die jetzt gesiegt haben, diesen Sieg benutzen müssen, wen» itmen die Frucht desselben binnen Kurzem nicht dennoch entgehen soll; den» i» der Haltung »>i! geschwungenem Schwert kann inan ein Volk nicht zwingen, in alle Ewigkeit zu per- harren. Der bewaffnete Arm wäre längst an die Sei!« aeiunken, wenn nicht die Hoffnung aus den großen Freund im Viren den Arm immer wieder gestrafft hätte. Dieser Freund aber hat mit seinen weite» Zielen und seine» mannigsaltigen Gegnern gar Vieles zu berücksichtigen. Die fortschrittliche „Vossische Zeitung" schreibt über den Stimiilungsunlsd'lag in Pari»: Mit Bedauern i»»ß heute die Verliinthung ausgesprochen werden, daß der Besuch der Kaiserin Friedrich in der französischen Hauptstadt nicht jenen Erfolg haben wird, de» nia» im Interesse des Friedens, der Annäherung zweier gebildeter Vö ker, wünschen müß:e. Nicht geringer kann das Bedauern sein, wenn mau einen Theil der Schuld für diele Wendung der Gesvlgschast der Kaiserin selbst zuschrcibcn muß. Al- vor einigen Tagen ei» ernsies sran- ösijches Blatt wie der „Temps" meldete, der Votschaiter Gras Muster habe sich bei dem Minister des Auswärtige» nmllich beschwert, daß eine Anzahl sranzösischer Berichterstatter der Kaiserin aus Schritt uud Tritt folge, ei wolle ihnen licler tägliche Mel dungen über die Beschäftigung der Kaiserin zugehen lassen, konnten wir »ns noch nicht entschließen, an die Richtigkeit dieser Millhcilung zu glaube». Tenn eS lag aus der Hand, daß diese Einmischung nur böses Blut machen konnte. Gleichwohl ist die Meldung, wie wir z» unicrcm Leidwesen sehen, nicht widerrufen worden; sie scheint aus Wahrheit zu beruhen. Ader daS ist nicht der einzige Miß- lriff, der begangen worden ist. Von anderen peinlichen und leiniiche» Dingen, die uns brieflich milgelheilt werden, wollen wir schweigen. Die genannte Zeitung veröffentlicht sodann folgendes Telegramm auS Paris vom Donnerstag: Die Stimmung ist vollständig umgeschlagea, Tie ganze Presse ist von einem Ansall hitzigen Fiebers heimgelucht, das sich unverkennbar auch der Bevölkerung mitzuiheile» beginnt. In den Ehauvinislenbläliern werden Worte wie „Herausforderung", „absicht lich« Reizung de» französiichen Volkes" u. s. w. ausgesprochen, »nd selbst die gemäßigten Zeitungen rathen mit niiverhohlcner Angst der Kaiserin Friedrich, ihren Ausenthait in Paris adzukürze». Die Schuld an diesem Umschwung trägt der Zwischenfall mildem Kranze für Regnault, aber auch eine Anzahl Handlungen, bei denen die sronzösilch« Reizbarkeit nicht genügend in Rechnung gezogen wurde. So hat der Besuch der Kaiserin in Versailles viel Staub aus- gewirbrlt. Gras Münster hat sich durch di« Art, wi« er die Berichterstatter behandelte, die Press« zur Feindin gemacht u. s. w. Bon einer Beschickung der Berliner Ausstellung ist nicht länger die Rede. Die Frauen mischen sich leidenschailiich in die Erörterung. Tie Wiltwe Meissonnicr's, die Wiliwe de Neuville's schreiben de» Blättern, daß ihr Gatte niemals »ach Berlin gegangen wäre. Ben jamin Evnslnnt tritt vom AurskellilNgsciusichusse zurück. Selbst Tetaille schreibt heule dem „Petit Journal" folgenden Brief: „Meine Kameraden und ich glaubte» vaterländisch zu bandeln: ich ersehe aus de» bewegle» und rührenden Kundgebungen, die mir täglich zugehen, daß wir uns geirrt habe». Ich erkläre also durch Ihre Vermittelung, nll den Wackeren, die an mir zweifeln konnte», daß ich daraus verzichte, in Berlin aiiszustelle»; brüte kann ich nur i» meinem eigenen Rainen ipreche»; ich bin aber gewiß, daß meine Kameraden derselben Meinung sind," Es schein!, Laß mail den Botschafter Herbe Ite zum Sündenbocke iiiache» wird. Wenigstens fordert man allseitig seine Abbernsung, und einige Blätter Ileiden ihren Wunsch hereos in die 'Nachricht, daß Herbeitc durch Baron Eourcel oder Jules Simon ersetzt werden soll. Der Correspondent der „Nationalzeitilng" meldet auS Paris vom DoniicrSIag: Ein Aries Dclaille's an das „Petit Journal" bestätigt, daß ans die Belhciligiing verzichte! ist. In einer heute Abend stattfindenden Beralhuiig des Pariler Eomilü's für die Berliner Ausstellung soll eine öffentliche Erklärung vereinbart werden. Die Hetze in den Journalen, »nierstützt durch alle »wglichcn erfundene» alarmircnden Telegramme und „Jnsorinaliviikn" dauern fort. Jedoch ist die Hoffnung gestattet, das, die morgige Abreise der Kaiserin Friedrich ohne unliebsame Zwischenfälle erfolgen wird. Die „Nalionalzcilung" bemcrkl dazu: Wir hoffen, daß die Andeutung am Schlüsse des Telegramm- unseres Correspondenten, welche sich aus die für morgen früh an- gesetzte Abreise der Kaiserin Friedrich von Paris bezieht, sich als das Ergebnis; einer zu weit gehende» Beiorgniß erweiien wird. Es ist jetzt nicht der geeignete Augenblick, um zu erörtern, ob diese Pariser Reise zweckmäßig, und ob die Kaiserin betreffs der Einzel- heile» ihres Anfenihatts in der französischen Hauptstadt gut bcratben war. Die Pariser Hetzblätter lärmen namentlich darüber, daß die Kaiserin Veriailles, wo die Kaitcr-Proelainatio» von l87l siattsand, und St. Cloud besucht hat, wo die Trümmer des, allerdings nicht von den Teutichen, sonocrn von den Eonlmunardcn zusammen gejchosjcnen Schlosses noch nicht beseitigt sind. In diesem Augen- blicke haben wir nur die Pslichtr» zu betonen, welche der sran zösischcn Regierung und den anständige» und besonnenen Elementen der Pariser Bevölkerung gegenüber der Mutter de« deutschen Kaiser- obliegen. Wir erwarte», daß diese Pflichten erfüllt werden. Die „Kölnische Zeitung" meldet vom gleichen Tage a»S Paris: Ta- Scheitern der französische» Ausstellung in Berlin ist als vollende!« Thaiiadie zu betrachte». Nach dem Rücktritt Tetaille's ist d:c Auslviung des AuslchuffeS nur eine Zeil- frage. Bemerlcnswerth ist, daß säiiiiiitliche Blatter, auch diejenigen welche bisher die Berliner Ausstellung warn, uiilerslüNte», sich mit dem jetzigen Ausgange durchaus einverstanden erklären. Das patriotilche Gefühl des Landes (!) habe sich so einmüthig gegen die Beschickung ausgesprochen, daß an eine solche nicht mehr zu denken sei. Thaljächlich aber war der Verlaus genau wie bei der Aufführung von „Thermidor", bei Lesien ersten Aufführungen Niemand Schlimmes merkte, bis »achlrägiich die eillpsiildlichen Nadicalen Lärm schlugen und der grvsien Mehrheit ihre» Wille» auserlegten, und zwar uiiler Beisiiminniig der Regie rung, die auch in der Krnnzsrage de» Forderungen D'-ronlode's nachgab. Nur ein einziges Blatt, die Ferrnschc „Esiasctte", legi sich angeiichts dieser Vorgang« die Frage vor, ob Frankreich überhaupt eine Regierung habe und wer in Frankreich herrsche, woraus die Antwort nur lauten kann: Tsrviiü-dc. Tic lächerliche Erklärung im gestrigen „Temp;" über die Bedeutung der Buchstabe» in dem Kranze sur Regnauli wird beute von viele» Blättern ganz ernslhasl wicdcrgegebe», gan; als ob man an diesen schlechten Witz glaube. Tie Bedeutung der gesanimte» Vorgänge wird von den Blattern einstimmig dahin ausgeleg«, daß die llnmöglichkeit der fran zösisch-deutschen Aussöhnung »»widcrleglich dargctban sei. Sobald »ach eine», ruhigen Abschnitte wieder Versinke der An näherung stattsäilden, Wörde daS Volksgesühl (!) plötzlich »nwidcr- siehlikh, wie setz!, hervorbrccheii und diejenigen zur vrdnung ruie» die vergäße», daß eine Freundichast mit Tenlichland uninöglich sei, solange Elsaß-Lothringe» deuljch wäre. Auch Blätter, die sonst gar nicht chauvinistisch gesinnt sind, stimmen heule nnler der allgemeinen Strömung in diesen Ton «in. Bczüglich der Kaiicrin finden sich in den Blättern vielfache Unaezogenheilen und iast durchweg der Ausdruck de« Wunsches, daß sic möglichst bald abrei'cil möge Einig« Blätter wenden sich gegen den Plan Tsroulsde'S, bei der Abreise eine beleidigende Kundgebung zu veranslallen, und heben hervor, das; dadurch der R»s der sranzösischcn Höflichkeit, der sich gerade jetzt bei der Anwesenheit der Kaiierin so glänzend bewährt habe, geschädigt werden könne. Und ta-s in vollem Ernste! Immer hin scheint halb unhewußl das Geiüh! vorzuwalie», daß die ganze Geschjchie doch nicht ganz unbedenklich sei, deshalb sucht man auf limzösischcr Seite einen Sündenbock, den man in der Person Herbei!«'« gesunde» hat, Herd eile babe alles verschuldet, indem er in Berlin den Gedanken an eine mögliche Aussöhnung auskomnien ließ, die Möglichkeit der Reite der Ke.ilerin zugad und die Künslier jur Beschickung der Ausstellung ermuthigte. Seine sofortige Abbernsung wird säst allgemein verlangt, namentlich von den gegenwärtig maßgebenden Persönlichkeiten, ivic TörouILdc und Rochesort, Wolff'S Telegraphisches Vlircau meldet: * Paris. 26. Februar. In der beuligen Versammlung der nationale» Gesellschaft der schöne» Künste war die Frage der Be- «Heiligung a» der Berliner Kunstausstellung nicht auf der Tagesordnung, dagegen war in der persönlichen Erörterung zwischen den einzelnen Mitglieder» die Ansicht vvr- lerrichend, a» der Ausstellung nicht theilzunchiilc». Unter diesen Umstände» kan» man an die auch von der französischen Presse an sang« als ersrcnlid'stcs Zeichen der Aiinähcrnug zwischen beiten Staaten begrüßte Reise leine erfreulichen Hoffiiniigen für die Zukunft mehr knüpfen, sondern man wild zufrieden sein, wenn die neu ausgcglühlen Leiden schaslen fick' allinälig wieder abkühlcii und ein leidlicher Ver- kcbrsfiiß zwischen beiden Rationen für die Zulniisl bestehen bleibt. Leipzig 28. Februar. * Der BundeSralh hielt am Donnerstag Nachmittag eine Plenarsitzung ab. Vorher war der Ausschuß sür NechnungSwescn zu einer Sitzung zusammen getreten. * Unter der Ueberschrift „Gerüchte" schreibt die Kölnische Zeitung": Alle einsichtigen Kreise empfinden eS mehr und mehr alS einen . öffentlichen Miß>ia»d, daß eine kritiklose Presse eS sich gestattet, über angebliche Aeußernngen oder Anschauungen des Kaisers die sett'amstk» Berichte zu verbreiten. So will die „Kölnische Volks- zeitung" wissen, daß daS slaalsnnwaltschasliiche Vorgehen gegen das „Deullche Tageblatt" wegen Bedrohung Enge» Richter s durch einige geschinacklose Reime aus eine Anregung von hoher Stelle zurüek- zlisühreil sei. Ti« von Berliner Blätter» bespöttelte Pariser Zeitungsnachricht, der Kaiser habe gesagt, Eugen Richter sei ein Mann von großer Tüchtigkeit, er werbe sich vielleicht »och einmal a» ihn wende», soll richtig sein, womit nicht gesagt ist. der Kaiser hege eine speeirlle Vorliebe sür die freisinnige Partei; v. Helldorff und v. Hiiene erfreuten sich großer Gunst bei dem Kaffer. Alle» üredit sollen die rheinisch-westfälischen Großindustriellen verloren haben, sodann die „Kreuzzeitung" und deren Hinter männer: pernioiac luggittiüüimuv dürsten v. Haminerstein und Stöcker sei». Tie Leute, ivelche derartige Darstellungen geschäftig umkcriragen, schädigen die Interessen der Monarchie. Niemand würde es sür glaubhaft hatte», daß inan au leitender Stelle die hohe cullurelle und iiatio»alwirthichaslliche Bedeutung de« dcuffchen Westens und seines Gewerbsleißes verkenne und nicht ciitschlvsie» sei, den Interesse» der westlichen Provinzen die svrgiamslc Pflege angedeiheii zu lasse». Hat der Kaiser etwa über das Tempo und die Grenzen, in welchen sich eine vorjichiige und ersprießliche Soeial- polilik bewegen muß, andere Anschauungen als die Männer, welche vor allen andern beritte» sind, die Locialresorm aus ihre Kosten nnd durch ihre Mulewallttng i» die Wirklichkeit nberz»- sulnen, so kann dieser Meinnngszwiespalt in sachlicher Weise erledigt werde». Vollends unverständlich ist es uns, wie ein ernstes Blatt Herrn Eugen Richter für einen möglichen Minister hatten kann. Es war in Preußen niemals Brand, und wird auch niemals Brauch werde», Laß ans eine scrupellose Agitation, wie sie Engen Richter bei den letzten Wablc» Arm i» Arm mit der Svcialdcniv- kralle betriebe» hat, eine Prämie gesetzt wird. Es ist selbstverständ lich, daß in Deittschland in l ohe nnd verantwortliche Stellungen nur Männer einvorsteigcn, welche sich durch den sittlichen Ern>l ihres Wesens, durch die Makellosigkeit ibres Ebaralters und die iiiigktrüblc Reinheit ihres Wollen) die offenilichc Achtung erworben habe». Wir baben ober damit Begriffe ansgezählt, weid e sich ans das politische Wirken Eugen Richter', nicht nnwciideii laste». Jedermann kennt daS politische Paibv-s, die große Ardeiiskrast und die agilaiorffche Verschlagenheit Engen Richter s; wir bezwetteln and, nicht, daß er in seiner Art das Veste will, Wohl aber wird ihm selbst von der überwiegenden Mehrheit seiner Parteigenosse» der Vorwurf gemacht, daß seine Fcchttveffe eine unehrliche ist, daß er das Element der persönlichen Gehässigkeit, der terroristische» Deniincialion i» die politische Erörterung kereingelragen hat, und daß er vor keiner Verdrehung, keiner Entstellung der Worte seiner Gegner zurüd- sdirickt, wenn es gilt, einen bestimmte» Zweck z» erreiche». Ein ausgeprägte« Zweckdewußtsein, dein unbedenklich vieles geopfert wird, was ein edler Mensch und vornehmer Charakter nnler keinen Umständen opfern darf, hat in diese»! merkwürdigen Manne de» Tact, die Feinheit des sittliche» Untieilü heciiiliachligl. Nicht sach- liche Erwägung, sondern Wahlructstchien sind in der Regel sur seine Haltung mas,gebend, und seine ganze Politik ist an! einen andere» Ton cihgcstiniint, >e nachdem LandiogSwal,len oderReichslagSlvahIen vor der Tbüre sieden: vor den Landtagswahle» werden die gebil- bete» und besitzenden Elasten verbaischelt, vor den ReichSIag-swah'.e» werden sie dem Pöbel bingeworse». Immerhin ist es bezeich nend, daß derartige Gerüchte entstehen könne»; sie de- kiliiden, wie man im Publicum die Windrichtung, welche in de» höhere» Luffichichten herrscht, l>cnrll>eil». Die Regierung bat den Anschein auskonnnen lasse», sie heliachle di« slaatserhalleiiden Parteien al« Lasttliiere, denen man alle »»bequemen Vorlagen, Sienergesktzk, Miliiairvorlagen », s, w,, anspickl, den Radien- iisinn« dagegen als eine» verzogenen Liebling, dem »ia» allerlei süße Nichtigkeiten zusteckt, vo» dem man aber keine eiiisle Arbeit und keine Veraniwvrtting erwartet. Tie „Norddeutsche All gemeine Zeitung" deinelkl zn den Preßtreibcreie», welche mit angeblichen Aeußernngen des Kaisers veranstaltet werden, folgendes: Tie Berichte über angebliche Aeußerungeii des Kaisers bei Mahlzeiten und sonsiigen Veranstaltungen sind mit größter Vor sicht «»szniiehmeii, da sich dieselben jeder Evnlrolc eittziehe», so lange die Personen, denen gegenüber die citirien Aeußeriiiigen gemacht sein sollen, nicht namhast angeführt und jene somit in die Lage versetzt werden, Ungenauigkeilk» zu dementire», Mil- theiluiigen, die eiiva mit dm Worten eingeleilet werden: „Wie verlautet, soll sich der Koffer verschiedenen Herren gegenüber, die er jüngst bei der »nd der Gelegenheit ciiigrtrvffen hat, dahin geäußert habe», , , ." können von vornherein als solche de- zeichnet werden, die jeder ernsten Beachtung unwürdig sind. Unseres Erachtens ist es geradezu eine staatliche Nothwendigkeit, dein Handel mit diese» salschen Münzen durch entschiedene Zurückweisungen im „Reichs-Anzeiger" den Garaus z» machen. Wir löniicil den AuSsübniiigeii der „Kölnischen Zei tung" nur vollständig zusliinmen. * Nach einer Meldung ans London verlassen dir Kaiserin Friedrich nnd die Prinzessin Margarctbe Paris Freitag sink und werden in Calais von General tu Plal Namens der Königin Victoria und tcS kaiserlichen
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