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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-12
- Monat1891-03
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1891
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Zahlung prnsnunmranäo oder durch Post- aachnahme. 71. Donnerstag dm 12. März 1891. 85. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Lekannlmachung. Ans dt« für da- Jahr 1890 festgesetzte Dividend« der Reich S- baakanthetle im Betrage von 8,81'', ivirü die Restzahlung mit Mark 12V.80 für den Dividendenscheiu Nr. 15 vom 11. März d. I. ab bei der ReichSbankhauprcasse in Berlin, bei den ReichSbonkbanptstellen, Reich-banksiellen, der Commandite iu Insterburg, sowie bei den NeichZbankm-benslellen in Barmen. vachu«, Larmstadr, Lutd- bura, Hcilbrsnn und WieSbadea erfolgen. Berlin, den 10. Mürz 18S1. Der «etch»kaa,ler. In Vertretung: von Boetticher. Amtliche Bekanntmachungen. Wgldpsianzen-Verkauf. Von dnn Forstrevier, Lrt-rig-Connewttz »nnen in diesem Frühjahre durch den Herru Rcvierverwalter Schönherr nach stehend« Hoirpflanzea zu den beigesepien Preisrn gegen Baarzahlung oder N-chnndme und vorherige schriftliche Bestellung, sowie gegen Vergütung der Selbstkosten sür Verpackung und Transport zur Bahn ,c. bezogen iverden, als: Stück- Zahl. Preise 4 Stücks Hundert I. ». Lainltuae. 10000 2—3jährige Rüstern, ottnun »mp. 5M Sjihrige Sommerlinde», Dili» be»acki(. 80000 2jahrige Rotbeller», TInn» zinkt». 50000 2jährige Birten, Lokal» »Ib» 10000 Izührig» Stiel-Eichen, ijaare. peckurur. d. verscholtr . 5000 Sichen-Nw-schnß. qaero. p«ä»»», zu Stummelpslanzuugeu rc. 2000 Weißbuchen, Onrp. dot. SOOO deral. Ausschuß zu Heck« »ud Nemden >000 Amertk. Lrnueschn, MnuKava p». de»«!»» 1000 deral. ÄnSstv-ß 300 Rohkastanie» 2000 Birken, Lola!» »Id» 2000 Rüster», lllmo» c»mp. 2000 dcrgl. Ausschuß 3M Bmenk. Rolhetch«, Oase», ende» LI. 50000 Ijibrtge Fichteusämiing«, Tdien ercels. 10000 2jährige Fichtensämliug«. Tdisn «cool». 5000 3jährige Fichiensämling«. ^.dien 5000 4—Hahr, dergl. »erschult, mit Ballcn I. Wahl II. Wahl 4000 6—7jährige verschalte Fichten I Wahl, mit Ballen 5000 dergleichen II. Wahl mit Ballen 2000 O-Hjäkr.Fichteii mtlBallen I.Wahl 1000 dergleichen II. Wahl 1000 dergleichen I. Wahl 500 dergleichen I. Wahl Anmerkung. Die Fichten 1. Wahl eignen sich vorzüglich zn Park- anlagen, I l.AahizuWildremijen rc. Leipzig» am 12. Februar 1891. Des Raths Forstde-utati-n. 30-60 75 50-70 50-70 15—25 100-200 150—250 IOO-WO 150-MO 100-150 400 120-200 150—200 100-150 l00—200 30-60 75-100 125—150 175-200 225-800 50- 40 !25j 20 50 30! 25 1 s 90 1 50 125 50 60 20 25 30 WaldpflanM-verkanf. Vo» dem städtischen Forstreviere Burgauc können in diesem Frühjahr« durch den llieviervcrwalter Die de in Forsthau» Burgane, Post Leutzsch bei Leipzig, nachstehende Holzpsianzen zu den bei- gesepten Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und vorherige Anmeldung bezogen werden: Stück- zahl Holzpflanze» Höh. em Preis pro Stück Pr P Huu X ciS ro dert 2000 I. l!aui>bo1;er. Elchen, Oiiori.ua pociuno. . . . Linden, Dilia parvifoli» . . . >25-150 15 400 400-500 1 25 100 — 1000 Eschen, IVarinus oxeols. . . . 300—10> — 75. M — 1000 Ahorn, äcmr psouäopl 150-175 — — 15 — 1'tOO Eschenbl.Ahorn,-leer nexuncko 15,0 20« — 10 — 300 Kastanien, izonculu» IIipp. . . OKI - .'XI, — 75 60 — 3E Birken, Letnla nlba 3M-401! — 30 25 — 1000 175-200 — 20 15 — 3000 Noihcllern, »nus clutiuos» . Weißbuchenbüiche, Icarpkotiil» 250 300 — — 15 — lMO 100 — 30 25 — 1000 Lindenbüsche, Düi» purviloli» 100 — :30 25 — 3000 Eschendl. Ahornsaat, X,.-cr neogmcko >1. Nadrlhölrrr. Verschütte Fichte», ^bie» crsls. 35-40 75 20000 50 5 2000 - » - - 60-70 — — 10 — UXX1 » ... 80 — — 12 — 3000 - - mit Ballen, Xkiss erel» >00-125 50 40 1000 verschütt« Fichten, mit Ballen, ^.bie, oreie. 150-175 75 80 500 verschütte Fußten, mit Balle», Xbien erele 250-300 1 25 ISO — Leipzig, am 21. Februar 1891. De» Raths Farftde-utatian. LekilillitmachllNg. Tie Leuchtkrast de- städtischen Leuchtgase- betrug in dcr Zeit vom 2. bi- 8. Mir- d. I. im Arganddrenner bei 2,5 Milli meter Druck und 150 Litern stündlichem ilonsum da- 18,5sache der Leuchtkraft der deutschc» Rormatlerze vou 50 Millimeter Flaminenhöh«. Das sprcisische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,488. Leipzig, am 9. März >891. Trs Raths Deputation zu Vr« Gasanstalte«. Lekanntmachnuz. Wir briug«» hiermit zur allgemetve» Kenutntß, daß Komi tag and Mo,tag, de» 15. »ad II. Ifden. Mt«^ dt« Aetntsvng de- -Ochpetzilter» »nsere« WaGeriveekes, sowie tu den Nächten livische» Donnerstag, de» Ist., und Sonntag, den 2L, dieses Mt». >ie Spülung der Hauptevdre durch die Spülschirber nach den Schleichen, vom 28. lsden. Mt», ab ab« dir Spülung der Htveig- röhren und zwar zuerst ia der t»»«e» Stadt staltfinven wird. Leipzig, dru 10. März 18S1. Der NatH der Etadt Leipzig. Io 1140. vr. «eorgi. LtchoriuS Äuctions-Lekanntmachung. Freitag, de« 18. diese» MvuatS, varmittagS »an st Uhr an, sollen im «ruudstücke itlarastraße 2, pari, in Leipztz-Neu- schönefeld verschieden« WkrthschaftSgegenftäod«, DleiduugSstücke, Taschen uhren und verschiedene ander« Gegenständ« an den Meistbietenden gegen sesorttg» taare Bt»atzln»g öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 7. März 18S1. Der «ath der Ltadt Leipzig. läO. 7433 ». s. «. vr. G eorgi. Hübschmanu. Köuigliches Gi-mnalimn" Zur Feier der «ntlaffung der Abiturienten soll Freitag, den 13. März, Vorm. 10 Uhr «in Actu- abgehalteu werden, zu dein im Namen de» Lehrercollegium» ergebenst einladet Leipzig, am 11. März 1891. vr. kUodurä Liodter. Zum 7ü. Geburtstaae des prinzregentrn von Layern. Prinr Luitpold von Bahrru ist der echte Typu» eine» süddeutschen Fürsten von jener Gemüthlichkeit, welche kaum eine Scheidewand zwischen Fürst und Volk bestehen läßt. Dcr militairischc GesichtSpunct tritt völlig in den Hinter grund, die Uniform wird nur bei festlichen Gelegenheiten benutzt, im Uebrigen übrrwirgt da« bürgerliche Wesen, welches die StandcSunterschiede anSgleicht. Nirgends sind die Anschauungen demokratisch« als in Bayern und doch zugleich durch und durch monarchisch, di« Lieb« de« Volke« zum Herrscherhaus« giebt sich formloser kund, als bei uo« im Norden, aber sie ist ebenso innig, wie r« sich beim Tod« Ludwig « II. in so überwältigender weise gezeigt hat. Dir Trauer über den Tod des kranken König« war tief und schwer im ganzen Lande, obwohl gerade dieser König von der Art abgewichen war, welche man in Bayern gewohnt ist. Man wußte e« im Lande längst, daß Ludwig II. durch seelische Leiden zu seinem menschenscheuen fremdartigen Wesen veranlaßt wurde, man beklagte da» ausrichtig und empfand eS als einen Druck, aber man schwieg und ertrug da» Unvermeidliche mit Trauer und Betrüdniß, die Treue zum angestammten Herrscher erfuhr dadurch keine Schwälbung, eher wurde sie noch gesteigert, wenn das überhaupt möglich gewesen wäre. Die übrigen Mitglieder de» Königshauses, allen voran Prinz Luitpold und sein ältester Sohn Prinz Ludwig, hielten den lebendigen Zusammenhang mit dem Volke um so fester aufrecht und erleichterten ihm dadurch da» sckwere, auf dem Hause der Wittelsbacher lastende Verhängnis;. DaS Ver hältnis Ludwig s II. zu seinem Oheim war niemals beson der» herzlich, dazu waren ihre Naturen zu verschieden, aber es beruhte auf gegenseitiger Achtung und Werth schätzung uud König Ludwig übertrug dem Prinzen Luitpold gern dir Vertretung der Krone bei allen offi- ciellen Anlässen. Man halte sich an diese» Arrangement so gewöhnt, daß man eS al» selbstverständlich betrachtete und nicht den geringsten Anstoß daran nahm. Die Kata strophe im Jahre 1886 fand den Prinzen Luitpold ebenso besonnen als energisch. E« war nothwcndig, daß dem Treiben de« kranken König» ein Ziel gesetzt wurde und daß dies in einer Form geschah, welche den Bedürfnissen des Staates entsprach, ohne die Gefühle des Volkes zu verletzen. Dieser schwierigen Ausgabe hat sich Prinz Luitpold voll ständig gcivackscn gezeigt und dadurch Payern vor schweren Krisen und Umwälzungen bewahrt, der Uebergang ,n die neuen Verhältnisse hat sich mit einer Leichtigkeit und Glätte vollzogen, welche dem Prinzen Luitpold zum höchsten Ruhme gereicht unv ihm die allgemeine Anerkennung und Liebe des bayerischen Volke- in hohem Grade erworven hat. Das beweisen die Veranstaltungen zur Feier seine- 70. Geburts tages. ES ist ein glücklicher Gedanke, die Zöglinge dcr Volks schule zu der Feier heranzuzichen, sie bekommt dadurch ein so herzliche-, echt volkSIHümlicheS Geprägt, wir eS den Verhält nissen entspricht. Prinz Lnitpold hat sich in dcr That in schwerer Zeit als der Vater seines Volke- erwiesen, er hat das Leid, welche- über da« Land gekommen, auf jede Weise zu mildern gesucht und die Gefühle deS Volke- geschont und durch sein Vcrständniß beruhigt. Die großartigen Leichen seicrlichkeiten sür Ludwig kl. gaben den treue» Bayern Ge lcgenheit, den Empfindungen, von welchen sic bewegt wurden. Ausdruck zu verlrihcn. Mit dem Tact, welche» nur ein warmfühlende- Herz sein eigen nennt, wurde alles fern gehalten, wa» die Harmonie de» Schmerze» stören konnte, und so ist denn heute, ungeachtet de» hoffnungslosen Zu standes de» König» Otto, in Bayern eine Lage bergestellt, welche nicht- zu wünschen übrig läßt. Da« ist da« große, nicht genug zu schätzende Verdienst des Prinzregente» Luitpold, weicher durch sein zugleich milde» und feste- Walten die Be ruhigung der aufgeregten Gemüther ermöglicht und die Staat- Verwaltung in die regelmäßigen Bahnen hinübergrleilet bat Es darf dabei der Name eine- Manne» nicht unerwähnt bleiben, welcher an diesem Verdienste seinen vollen Autheil hat, der Name de» verewigten Minister» v. Lutz. Prinz Luitpold wird heute eine ihm besonder» gebiibrende Huldigung entgegennehmen, die der bildenden Künstler München«. Sie verdanken ihm viel, denn die Förderung der bildenden Kunst hat dem Prinzen stet« vorzugsweise am Herzen gelegen, er gleicht darin seinem Vater Ludwig I. welcher München zur Metropole dcr bildenden Kunst in Deutsch land erhoben hat. Prinz Luitpold hat eS stet» als seine vor nebmste Aufgabe betrachtet, dem Beispiel seine» erlauchten Vater- nachzueisern, und e« ist ihm gelungen, die Be deutung München» al» Kunststadt z» erhalten, wenn er auch nicht in so verschwenderischer Weise alle Kräfte de» Lande» aus den «inen Pvuct gesammelt hat, wie sei» kunstliebendrr und kunstverständiger Vorfahre. D«e bildenden Künstler München« werden heute einen Festzvg zur Aus führung bringen, von dem noch lanae Zeit die Kunde sich erhalten wird gleich demjenigen, welchen Makart zur Feier der 40jLhrigea Regierung de» Kaiser» Franz Äosrf m Wien veranstaltete. . Prinz Luitpold ist wegen seiner Eigenschaften al» Fürst und Mensch ein hochgeachtete» Mitglred im Bunde der deutschen Fürsten und ganz besonder» hochangcsrben am deutschen Kaiserhefe. Die Kaiser Wilhelm b, Friedrich und Wilhelm ll. haben in der Bezeugung ihrer Zuneigung und Hochachtung für den bayerischen Prinzregrnten gewett- eifert, sie haben stet» großen Werth darauf gelegt, die bestehenden guten Beziehungen zu unserm bayerischen Ver bündeten aufrecht zu erhalten und zu befestigen. Und so be gleiten denn aucb den Prinzrcgenten Luitpold beim Eintritt in da» achte Jahrzebnt seine- Leben» unsere besten Wünsche. Die Wohlfahrt de- Deutschen Reiche- beruht wesentlich aus dem innigen und unantastbaren Verhältnisse der deutschen BundcSfürfteu untereinander, nnd unter diesen nimmt neben dem deutschen Kaiser der Macht und dem Anseben nach Prinzregent Luitpold die erste Stelle ein. Die Verträge, welche in der deutschen Bundesverfassung ihren Ausdruck ge sunden bade», sind fest und für unabsehbare Zeit geschlossen, aber ihre Festigkeit bat einen ganz anderen, weit über die Kräfte von Verträgen hinauSreichendcn Wcrtb, wenn sie von der Uebercinsllmmuna der vertragschließenden Tbeilc und von ihrem guten Willen getragen werden. DaS Dcotsche Reich ist glücklicherweise ein Bundesstaat und kein Staalenbund wie ehedem, die beiden Körperschaften, welche die Regierungen und da» Volk in Deutschland vertreten, sind naturgemäße Bildungen, welche in den bestehenden Interessen ihr« feste Grundlage haben, aber fester al« alle Verträge bat sich von Alter» her der Zug de» Herzen« bewährt, und dieser tritt im deutschen Einheit-wrrke in der erfreulichsten Weise zur Erscheinung. Wir fühlen un» mit allen deutschen Fürsten häusern so vollkommen eine» Sinne», daß wir dir Zukunft de» Deutschen Reiche« getrost der weiterrn naturgemäßen Entwickelung anheim stellen können. An der Wiege der deutschen Änheit standen patriotische Fürsten und Völker- stämme, wie sie nur jemal« gefunden wurden, sie hat sich al» eine feste und gute Einrichtung erwiesen und wird e» ferner thon unter dem Zusammenwirken von Fürsten, wie Prinzregeat Luitpold von Bayern. * Leipzig, 12. Mürz. * Nach dem „Hamburger Corrrstzondent" wäre der Be such de» Kaiser» in Altona demnächst zu erwarten. Der Besuch würde anläßlich einer Rrise de» Kaiser» noch Kiel erfolgen. Der Kaiser gedenkt bei seiner Anwesrnbcit in Altona Wohnung beim Grafen v. Waldersee zu nehmen. * Vor Kurzem theiltc die „Protestantische VerciuS-Eorre- spondenz" eine kurze Charakteristik de» angeblichen kirchlichen Ltandxuncle» de» rum Präsidenten deö Obcrkirchcn- ratb» ernannten Unterstaal-sccretair» im EultuSministeriuni, vr. Barkhausen, niit. Von unterrichteter Seite wird dieselbe al» irrlbümlich bezeichnet; vr. Barkhausen war einer der Mitarbeiter Falk'S, ein Freund Herrmann'S und de» damaligen Director» im EultuSministcrium, Förster. * Au» Karlsruhe wird der „Kölnischen Zeitung gemeldet: Zum 22. März ist (wie schon erwähnO der LandeSau-schuh der na ttoaalliberalen Partei Baden» zusammenberusen, um die Berichte über die Lage und Au«sichten der Partei in den einzelnen Lande-theilen entgegenzunehmen und über eine vom engern Au«Ichub voraejchlaaene Ansprache zu beschließen. Damit wird seiten- dieser Partei der Wahlseidzug eröffnet, ss« ist alle Aussicht vorhanden, daß derselbe mit großer Heftigkeit geführt werden muß. Die nationalliberale Partei wird sich einem Bündniß de- Lentruni- und der Deutichsreisinnigen bezw. Demokraten gegenübersehen, in einigen Wahlbezirken werden auch die Conservativen »u bekämpfen sein, deren Bündniß mit den Nationaliibcralen sich bekanntlich nur aus die Retch-lag-wahlen beschränkte. Die Soctaldemokraten kommen unter der Herrschast de« indireeten Wahlrechte» nicht in der gleichen Weise wie bei den ReichStaaSwahlen in Betracht. Selbstverständlich werden sie al« Urwähler keinem nationalliberalen Wahlmann ibre Stimme gebe». Bekanntlich tritt in Baden am Schlüsse jede» Land- tag- die Hälfte der Abgeordneten o»S uud in den von ihnen ver- treienen Bezirken finden Neuwahlen statt. Die diesmal in Betracht kommende Halste weist eine Anzahl von Sitzen auf, welche schon srüher in den Händen des llentrum« waren und darum den Lide- ralcn weniger sicher sind al« lene, die sie bisher stclS bcbaupteten. Dennoch war» e« verfehlt, sich hinsichtlich des Wahlau»salls von vornherein in einer Schwarzmalerei zu gefalle». Wenn die liberale Partei ihre volle Schuldigkeit thut, so wird sie, wenn ihr auch einer oder der andere Sitz bei der Ungunst der Zeit verloren geht, doch nach wie vor eine so erhebliche Mehrheit in der Zweiten »tammcr behaupten, daß di« Pläne der vereinigten Gegenparteien keine An sicht aus Erfüllung haben. Aber ernste, anhaltende Arbeit und um sichtige Klugheit bei der Wahibewegung ist allerdings unumgänglich nölhig, da die Gegenparteien nicht nur geschlossen vorgebe», sondern unzweifelhaft auch versuchen werden, die außerhalb ihrer Parlci- kretse stehenden Unzufriedenen aller Art durch Versprechungen — deren Erfüllung freilich sehr zwRfelhast ist — für sich zu gewinnen und gegen die Nationalliberaien ins Feld zu führen. * In Elsaß-Lothringen werden, wie da» „Elsässer Journal" meldet, die Polizeivorschriftc», betreffend den Fremdenverkehr, auf da« Strengste diirchgesührt. Ein französischer HanklungSrcisender an» Sedan, welcher kürzlich über Luxemburg nach Metz gekommen war, ist auS- gewicsen und an die Grenze geführt worden Für den Verkehr zwischen den Grenzgemeinten verlangen die deutsche» Behörden vo» den Personen französischer Nationalität den Nachweis durch Zeiigiiisse, daß sic in benachbarten deutschen Ortschaften »u lhun haben. Tie Züge von Avricourt sind von einem Polizcicommissar in Civil begleitet. In dem Orient-Expreßzug hat der Eommissar rin besondere» Eonpä. Zu Straßburg setzt er sich mit einem Polizeibeainten, der ebenfalls in Ewil ist, in Verbindung und steigt kann wieder ein, ,»n den Zug bi» zu einer der süddeutschen Stationen zu begleiten. . * . * Au« Petersburg verlautet, die Großfürstin Serge ersülle einen beißen Wunsch ihre« Gatten mit ihrem Ueber- tritl. Die Großfürstin grhl bereit» ver Ostern mit der kaiserlichen Familie zum orthodoxen Abendmahl. I», Hinblick aus die angeblich später in Aussicht genommene Verbindung de» Thronsolaer» mit der Prinzessin Alix von Hessen dürfte dieser Ilebertritt von großer Bedeutung sein. Er würde den nach russischem HauSgesetz schon während de» Brautstand«» unbedingt uothweudigr» Uebertritt der späkere» Zarewna wesruttich erleichtern, ein Thema, welche» io den letzten Tagen in Petersburg viel besprochen wird. * Da» Gerücht von einer für nächsten Oktober geplanten Reise de» König« Alexander von Serbien nach Rußland beruht, wie von unterrichteter Seite versichert wird, aus Erfindung. * Wie die „Politische Eorrrspondrnz" au» Konstan- tinopel meldet, dürste die Besetzung de» erledigten otto- manischen Botschafterposteo« in Wien in nicht ferner Zeit erfolgen. Die Zahl der Eandidaten sür diese hervor ragende diplomatische Stellung sei sehr groß. Von den hierdri in erster Reibe i» Betracht zu ziehenden Persönlich keiten erscheine Aarifi Pascha, welcher als Eandidat drS Äroßvezier« gilt, unstreitig als die brmerkenSwerthrste. Aarifi, der gegenwärtig Präsibeut drS StaatSrathe» ist. hat bereit» dir höchsten türkische» Slaat-ämter bekleidet. Er war schon vor 28 Jahren erster Dolmetsch de« kaiserlichen Divan» (welche Stelle gegenwärtig von Munir Pascha bekleidet wirdi, später Unter-StaatSsecretair, Minister, endlich eine Zeit lang Großvezier (er führt demgemäß den Titel „Älteste") und nachher Botschafter in Wien. Aarifi, der im siebenten Jahr zehnte seine» Leben» steht, ist ein Mann von besonderer Be gabung und rhrenhaftem Charakter und gilt al« sehr ge schäftskundig. Wird er nach Wien entsendet, so wäre er jebcnsaUS dcr hervorragendste aller türkischen Vertreter im Auslande. * In einer Versammlung der EentviimSscction der bel gische» Kammer theille dcr Minister Beernaert die Ansichten der Rcgirrnng über eine Revision dcr Verfassung mit. WaS den Artikel 47 der Verfassung betrifft, so schlägt die Regie rung vor, zwischen der Rechten und der Linken dadurch zu einer Verständigung zu kommen, daß die Zahl der Wähler ans 600 000 erhöht wird; das Wahlrecht soll dabei auf deni Grundsatz der Ansässigkeit ausgcbaut werden. Die Regierung schlägt ferner die proportionale Vertretung der Parteien sür die Kammern, die Provinzial- und die Gcmeinderäthe vor, hält aber den CensuS sür die Wählbarkeit zum Senate aus recht, unbeschadet de- EapacitätS-Wahlrecht». Der Senat würde in Zukunft durch di« Provinzialrathe gewählt werben, also durch eine indirecte Wahl. Der König soll da» Recht de» Referendum gegen jede» votirte Gesetz haben. * Die fraurösische Drvotirlenkammer beendigte dir Berathung Vv«r da« Zuckersteuergesetz und nahm dasselbe, sowie den Antrag MSline» an, nach welchem den Neincn Landleuten ein Nachlaß von 6 Millionen von der Grund steuer bewilligt werden soll. Ein Antrag de» Devutirte» Le HSrisse, auch den Arbeitern in Städten mit Rücksicht auf die Heimsuchung durch die Winterkalte entsprechende Er leichterungen zu gewähren, wurde adgelehnt, nachdem die Regierung sich dagegen ausgesprochen hatte. (Wiederholt.) * Dcr französische Ministcrrath bericth amDirnStag da von dem Ackcrbauminister vorbereitete Gesetz über die Regelung der Rennwetten. Der Gesetzentwurf dürste Donnerstag in der Kammer cingebracbl werdrn. Die von der Regierung geplante Lösung stößt, wie dcr „TempS" meldet, auf Schwierig keiten seiten- der Renngesellschasten, wrtchc erklären, bei dcr bloßen Duldung de- Totalisator» und der Buchmacher stet» der Gefahr einer gerichtlichen Verfolgung auSgcsetzt zu sein. Die bei dem Credit soncicr deponirten, au» Rennwetten her- rührenden 4 Millionen Francs sollen den einzelnen Departe ment» zur Verthcilung au Wohlthätigkeitöanstalten zugewicsc» werden. * Man schreibt ber „Politischen Correspoudenz" au» St. Petersburg, 6. März: In der nächsten Zeit sollen die Mobilien der Zweiten russischen Walfisch- und R obben sang -G eseit schuft an der Murin an- Küste zur Versteigerung gelangen. Die russischen Capiialisten, di, sich bei diesem Unternehmen beiheiligt habe», find dabei übel weg- aekommen, denn, während da» in derselben invcslirte Capital 200.000 Rubel betrug, dürste der Erlös au« dem verkaufe de» gesellschastlichen Inventars sich kaum höher al» aus 7000 Rubel be laufen. Es ist die Rede davon, daß eine norwegische Gesell schaft alS Käuferin auszulreten beabsichtigt und in diesem Falle wird daS Unternehmen gewiß in nicht ferner Zukunft sich zu einem sehr rentablen gestalten, da a» den ungünstigen Erfolgen desselben nur die geringe Eignung der Russen zu derartigen Unlernehmunge» Schuld trügt, welche die Norweger ihrerseits in sehr hohem Grade besitzen. Angesicht« de» erwähnten FiaSco» muß e» doppelt auffallend erscheinen, daß sich neuerdings russische Capilalskräsle gesunde» habe», die sich in ei» ähnliches Unternehmen einlassen wolle». Diesmal handelt e» sich um die Uedernahine und de» Weiterbetrieb der Con- eessio» der sogenannte» AlaSka-Compagnie, da» ist jener ameri kanischen Gesellschaft, welch« seit vielen Jahre» den Robbenfang an der oft sibirische» Küste betreibt und dafür der russischen Regie rung eine jährliche Abgabe von 300 iXX) Rubel leistet. Da» Geschäft der Ala-ka-Compagni« hat im Lause der Jahre sehr zufriedenstellende Resultate erbracht, trotzdem dieselbe eS siel» vermieden Hai, Raub- fischerei z» treiben, und die Minister OstrvwSky und WischnegradSIl, in deren Ressort diele Angelegenheit fallt, hatten bereits den Ver tretern dieser Gesellschaft die Zusicherung ertheilt, die Ende dieses Jahre« ablausend« Concessio» zu erneuern, al- plötzlich einige i» 2 t. Petersburg und London ansässige Projektanten ausianchten, die auch beidirsemAeschäsie de» na tivna ie»Charakter indenvordergriinü stellten und geltend machie», daß r» de» russischen Interessen in Lsi- iibirien zum Nachtheile gereichen würde, wen» man einer amerikani- schen Gesellschaft gestalten würde, »och weiter in jenen Gewässer» de» Robbenfang zu betreiben. Nachdem sich einige russische Eapitalisteu fanden, welche sich bereit zeigten, ihrerseits ui» die Ertheilung einer Concession anzusuchen, kam die Angelegenheit vor den ReichSraih. In demselben waren die Meinungen sehr getbeilt und eS kam zu einem schroffen Zusammenstoß zwischen Wischnegrad-ki, der sür die russische Gesellschaft, und PobedonoSzew, der sur die amerikanische Gesellschaft eintrat. Schließlich wurde mit zehn gegen acht Stimmen da» Gelnch der russischen Gesellschaft bewilligt und die Conceision derselben hat auch schon die Sanction des Zaren erhallen. Gleich wohl stehen dein Jnslcbenlrelcn dcr neuen russischen llompagnie »och große Hindernisse entgegen, den» eS scheint, daß die russische» Gcld- krüfte in letzter Stunde t» ihrer früheren Geneigtheit, da- Unter nehmen »u finaneircn, wieder schwankend geworden sind, wozu wohl am meisten die strengen Bedingungen bcigetrage» habe» dürsten, welche dir Regierung der Gesellschaft gegenüber gestellt hat. Unter Anderm fordert dieselbe, daß die Mitglieder des EonsortiumS soli darisch mit ihren, ganzen Vermöge» sür die Erfüllung der cin- aegangenen vcrpslichlnngen haften solle», und da die ursprünglichen Projeclanten nur geringe» vermöge» besitze», scheint den übrigen Mitgliedern des EonsortiumS. die in der That über bedeutende Mittel verfügen, da» Nisico zu groß. * Tic diplomatische Correspondenz in der Frage de» RobbensangcS im BehringSincrr ist veröffentlicht. Eine Depesche Lord Salisbury s an den britische» Gesandten in Washington, Pauncefote, vom 21. Februar hält a» der I Behauptung fest, daß die Engländer im BehringSmeer die
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