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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-17
- Monat1891-03
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1891
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Erfchetmt tt-Nch früh SV. Uhr. Retsklim» »ß LkPktitt«« IohanaeS-aff« 8. Sprechstunden der Nrdaction »ormtttaa« 10—12 Uhr. Nnchmtttag« ü— S Uhr. - - - tz« für «E »»chftf-lne«»« >«»»« ßeftttttmte» Anjerate an W^entage» dt« 8 Nhr Rech»ttt»,«, an Sann- «mß Festtage« früh dt«'/,» Uhr. 2» den FlUnlen für Ins.-Annahme: Vit« Klemm« Eartt«. (Alfred Hahn). UniversilätSstraße 1. Saut« Lösche. Katharine»str. 1«, pari, und König-Platz 7, nur bi« ,8 Uhr. MMcrIaMatt Anzeiger. ALotmem«tspret- vierteljährlich 4»/» Mk. in Alt-Leipzig, tncl. Brtaaerlohn s Mt-, durch die Post befugen 6 Ml. Einzelne Nr». SO Ps. Belegexemplar >0 Ps. Gebühren lür Extrabetlaar» <in Taaeblatt-Yormat gesalzt) ahne PusldelSrderung SO Mk., «tt Pofibrsördenmg 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzetle »0 Pf. Gröber» Schrift«» laut uns. Preisuerzetchnth. Tabellarischer u.Ztffrrasatz »ach höher« Tarif. Lettinnen unter dem Rrdacttonsstrich dt» äaashalt. Zeile SO Pf.,vor de» Aamilieuaachrrchtea di« Sgespalten« geil» 40 Pf. Inserat» sind stet« a, die Erpeßttt«« »» sende». — Rabatt wird nicht gegeba». Zahlung praauaruaraocko oder durch Post- nachuahm«. 76. Dien-tag den 17. März 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Einlösung der am 81. diese« Mauat« stMae» ginSschri», der S'/,V» Leipziger Stadtauleih« va» 1887, SÄ ll (4. L 81. Mär. IM» erfolai bereit« vom LS. diese» Mauat« «ch b»i uusenr Stadtcafse tu den Stuude» va» S Uhr Vormittag« bi« 1 Uhr Mittag«. Leipzig, am 7. Mit», 1891. Der «at, der « ttr. Ge I». KOS. kargt. «ekamitmach«»-. Haliadfuhr auf dem MiUtlwaldjchlag« t« sog». Noitzsch bei Lonuewltz ist wieder frei gegeben und wird um beschleunigte ' teu. am 14. März 1891. De« Aath« F-estdeputatta». Di. l «o, «snhr Ltockholrauction. «««tag. de« s». Mär, d. -«.. solle, von «achmittag« 8 Uhr «r auf den« Kahlschlag« in Abth. Sb de« Louuewitzer Revier« ra. S8O Hause« «et« gemachte» harte« Tt»«h«l» »ata der» auf dem Schlage aushängenden Bedingung»» und der üblichen Anzahlung ,, den Meistbietende» verkauft werden. Zusammenkunft: Auf dem Holzschlag« im WolsSwinkel am Floßgraben, oberhalb der weißen Brücke. Leipzig, am 14. März 189t. De» «attz« A-rftdqmtatt««. Lekanntmachung. Bei unsere« Stadtorchester, da« den Dieust tm Theater, dem Gewaudhauäconcert und beziehentlich de» Kirchen zu versehen hat, soll 1) möglichst bald die Stele eine« Aspiranten für kleine Trammei und Pauke« mit dem JahrrSgehalt von 1000 (vom Th«ter), lowtr L) zum I. «agust d. I. die mit Anspruch auf Pensionsberech tigung versehene »weite Stelle eine« l. Fagottist»«, welch« mit einem Jahrcogebalt von 18M .-t (1:141 .st vom Theater, S40 Vom Toncert und 219 von den Kirchen) verbuuden ist, wieder besetzt werden. Indem wir bemerken, daß dt« Bewerber sich eine» Probespiel »» uuterzirhen habe», sowie daß dt» «»stell uug de« Fagottisten »miöchst auf »in Pwbejahr, die de« Trommler« aber auf etu« Probe- »eit va» vorläufig 8 Mauatr» erfolg«, wird, sehe» wir der Ein- retchuua von Uewerbungtiaelachea mit Zeugnißabschristen und eiaem kurzen Lebenslaus bi« späteste»« »«« 1. Up " Leipzig, den IS. März 1Ä1 hrii d. A. entgegen. I»8SS u .I»110S. vr. weorgi Der «atd der Stadt Letpitg. , Oberbürgermeister. wilisch, «fl. Viebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurde» laut di« erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Brosche in Thalergröße, au« einem englischen Geldstück bestehend, mit Abbildung der Königin Victoria versehen, am 9. d. M.; L) ein starker silberner SerUtettrnring, theil« vergoldet, mit der Gravirnng: „Z»:n Andenken a. d. 4. Sept. I88L v. d. «ettem Bierbrauerei zu Gohlis b. Leipzig", am 6. d. M.; 8) «in geschlissene« Btergla« Liter) mit Porzellandeckrl, mit arauweißrothem Wappen der Landsmannschaft „Plavia", innen mit der Widmung „Lindner seinem liebe» Freund« Albert" versehen, vom S. bi« 6. b. M.: 4) et» AuSzteh-Ttsch, ziemlich groß, von weichem Holz, mit Birnbaumfournier und grünlichem, abgenutztem Wachstuch überzogen, vom 9. bi« 10. d. M. Nachts: 5) «ine weißwollene Pferdedecke (Dopveldecke), am 10. d. M.; «) ein Lrädriger Handwagen, blau gestrichen, mit Feder» »nd Holzboden zwischen den Langüäumen, am 9. d. M.; 7) ei»e silberne thUndrruhr ohne Secuud«, mit goldnier »eite, vom 14. bis IS. d. M. Nacht«: 8) ei» Ma«««rock von dunkelblauem gestreiften Stoff, mit breiter schwarzseidener Bordeneinsassuna, schwarzem Llothsutter, einer Reih« Perlmutterknöpfc und Stoffhenkel, unter dem sich di« Firma „Nau- mann-Eutriusch" befindet, vom 9. bis 12. d. M.; 9) «ine Futzwinde mit IS—14 Zahnen, vom S7. Oktober 1890 bis 11. d. M. Etwaig« Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder den Thäler sind ungesäumt bet unserer Eriminal- Ll'theilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 16. März 1691. Da« Patirei-Amt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. w. -ekanntmachung. Nachdem da« Geschäft der Ausstellung und Ausfüllung der OutttungSkarte« zur InvaliditätS- und Altersversicherung für dt» im Bezirke der Unterzeichneten Orlskrankencaff« Betchästigten beendet ist,wird die« gemäß derAnweisung de- König! . Ministerium-des Innern vom 20. October 1890 — in Kraft der Zustellung — mit dem Be merken bekannt gemacht, daß di« Aufbewahrung genannter Karten nach ß. Ilö de« Gesetze« vom 22. Jani 1889 von der OrtSkraokrn- cass« im auzunehmeiideu Einverständntß der Versicherte» auch ferner- hia erfolgen wird, daß aber derjenige Versicherte, welcher außerhalb de» Bezirk« der Orlskrankencaff, für Leipzig und Umgegend in Beschäftigung tritt, bet« Weggänge »«» hier seine Lutttnng«- karte det der Geschäftsstelle »er (kaffe. Ntcolatttrchtzos Nr. 8, 1. Etage, t» Empfang z« nehmen hat. Leipzig, den 14. März 1891. Die Ortskr»nkenraffe für Leipzig n«h vmgegen». Albert BrockpauS, Vorsitzender.G Oeüontlieke üan^elZlelirruistalt. Die lMentllodeu BrtlkNngou llnckon in dierem Castro vis folgt statt: 18-, 19 nnck 20. Xtir» krttd von 7—9 st'kr in der ädtdellnng äer llancklungsIohrUagv; um 18. dlitrn, Vormittug» von S'/^-12 lldr l , ^ und Xuekiniltage von 2'/,—4 llstr, I um 19. ULrr. Vorn,!ttag» von 9'/,—12 vdr i unä ^mümuttu«. von 2'/.-4 dür j ^HU.«'Iu°g Llltlsmuog der Tbiturtenten äer lstekrllnz^udtdollnug um «0. «Ln!, krL 9 vdr. Der ULtarneichuet« beehrt mok, dierdurek ergedenet eioruludea. turl Volkrum, virector. Oeüentlieke üanllslslekrangtalt. 2u der deute Kuodmittug 3 Ilde ututtüudeudon Lntlueaung der Sodüler der höhere» Tdtdolluug beehrt uieh hierdurch er gebenst eiuruluäea L»i»wg. d» 17. ME» IStU. c»rl VoUk«n, vireotor. Gewerbekammer Lripzig. Do»orr«tag, den 19. d. M , Nachmittag b Uhr öffentitche Pienarsttzuug tm »ammerlarale. Tage«ord»»ug: 1) Regtstrande. 9) AuSschußdericht über mehrere verlangte Gutachten, Innung«. angelegeaheiten betreffend. ») Zuwabl zweier Mitglieder. Leipzig, den 16. März lÄl. D. A. Oehlrr, vors. Herzog, S. Verkauf eines Schulgebäudes. Infolge der Errichtung eines Lentralschulaebäude« wird da« der Grase'schen Sttstuim gehörige Schulgebäude spätestens den 1. October d. I. verfügbar. Das Gebäude eignet sich infolge seiner gute» Lag« zu icdem Geschäftsbetrieb«, insbesondere auch für Fabrikzweck«. Der Unterzeichnete Stadtrath hat beschlossen, diese« Geoäud« nebst Hos und Garten, wenn ein annehmbares Gebot erfolgt, zu verkaufen. Zur Annahme der Gebote, resp. Steigerung derselben wird hiermit Termin auf Mittwoch, den 28. März h. A.. varmtttaq« 11 Nhv an hiesiger Rathssleve anbcraumt, Angebote werden stdoch auch schon vorher entgegengenommcu. Sta»tr«ttz «-stwetn. de» 10. Februar 1391. Bürgermeister Rüder. Jur inneren Lage. Wir stehen heute einer durchaus neuen Lage gegenüber, welcher der Schlüssel vorläufig fehlt. Der Rücktritt Goß- er'« ist überraschend und plötzlich geschehen. Er selbst bat sich über die Gründe seine« Rücktritt« den Beamten seines Reffort« gegenüber in einer Weise geäußert, welche Durch blicken läßt, daß ihm die Nothwendigkeit seines Rücktritt« unvermutbet schnell zum Bewußtsein gekommen ist. Er sei auf de» Augenblick des Scheiden« seil Jahren vorbereitet ge wesen, und er scheide nicht lediglich, weil er sich nach Ruh« sehne, sondern weil dir politischen Verhältnisse sich in der lüngsten Zeit so gestaltet hätten, daß er befürchte, unter Umständen eine Last und ein Hemmniß bei den Maßnahmen der königlichen Regierumr ru sein. Er glaubte deshalb dem Baterlande, für dessen Wohl er seine ganze Kraft bisher ein gesetzt habe, in diesem Augenblicke einen Dienst dadurch zu eisten, daß er sein Amt niederleae. Ein zweite« überraschende« Ereianiß 'war die Absage, welche der Reichskanzler der deutschsrrisiunigen Partei mit dem Bemerken erth-itt«, daß rin« Gegnerschaft zwischen iboi tmd seinem Vorgänger, wie sie von den KreisttOtigen behaupt.» werde, nicht bestehe. Diese Absage hat Verwirrung in dir Reihen der Freistnnigen gebracht, fl« fühlten sich enttäuscht zu einer Zeit, da sie glaubten, daß sie veriften seien, dem nächst eine wichtige Nolle bei der fernerm Entwickelung der inneren Politik in Preußen wie im Reich« zu spiele». Die Partei hat bisher noch nicht Stellung zu der erfolgten Klärung ihre« Verhältnisse« zur Negierung genommen, weil sie an der Ucbrrzeugung sestbalt, daß durch die Absage der Einfluß, welchen sie auf die Gesammtentwickclung erlangt habe, nicht geändert werden könne. Die Freisinnigen leugne», daß sie jemals grundsätzliche Opposition gemacht hätten, ihr Verhalten sei lediglich durch sachlich« Beweggründe bestimmt worden und diese würden auch ferner die Richtschnur ihrer Handlungsweise bilden. Da« dritte Moment, in welchem sich die neue Lage ist der Besuch des Grafen Waldersee in KriedrichSruh. Auch dieser Vorgang ist trotz einer (an anderer Stelle mitgethrilten) Auslastung der „Hamburger Nachrichten* in Dunkel gehüllt, r« ist dader Bermulhungen noch immer freier Spielraum gewährt. Nur darüber besteht kein Zweifel, daß der Besuch unterblieben wäre, wenn er an höchster Stelle nicht gebilligt worden wäre. Auch über die Candidatur des Fürsten Bismarck für den Reichstag sind nur Gerüchte verbreitet, eS besteht keine sichere Gewißheit darüber, ob Fürst Bi-marck seine Zustimmung dam ertheilt und ob er sich dahin erklärt hat, er werde eine auf ihn fallende Dahl annebmrn. AuS den darüber vor liegenden Zeitungsnachrichten läßt sich nur ersehen, daß Fürst Bismarck abmwarten gedenkt, ob er gewählt wird, und daß er erst der Thatsache der Wahl gegenüber Stellung nehmen wird. Alle diese Vorgänge stehe» in einem inneren Zusammen hange, und e« ist unzweifelhaft» daß a» maßgebender Stelle ein Plan besteht, den Druck, welcher seit längerer Zeit auf den inneren Berbältniflrn in Preußen und im Deutschen Reiche lastet, zu brechen und in neu, Bahnen einzulenken, welch« die Versöhnung der bestehende» Gegensätze als Ziel verfolgen. Mitten in diese Vorbereitungen ist der Tod Windthorst'S al« ein unvorhergesehene« Ereigniß hineiagrfahren, und es fragt sich, ob dadurch nicht ein Hauptgrund, vielleicht die eigentliche Ursache der ganzen in der Entwickelung begriffenen Bewegung in Wegfall gekommen ist. Wenn die Sache so läge, daß der Ersatzmann für Windthorst schon längst bestimmt und befähigt wäre, die durch seinen Tod entstandene Lücke auSzusüllen, dann wäre die Lage unverändert, da aber Windthorst unersetzlich ist, da kein auch nur be dingungsweise in Betracht kommender Nachfolger vorhanden ist, so ist die Lage durch den Tod Windthorst- vollständig verändert. Etwaige Maßnuhmen, welche den Zweck hatten, da« Centrnm in rme Regierungspartei zu verwandeln, haben ihren Zweck verloren, wenn dir Partei nicht mehr einem ein heitlichen Eommaudo folgt, sonder» den innern Halt ver liert und nach verschiedenen Seiten au-cinanderstrebt. Tie Namen, welche genannt werden, um einen Ersatz für Windt horst zu bieten, verdienen wenig Beachtung, d>e Kluft, welche ihre Träger von der ihnen zugcdachten Aufgabe trennt, ist so groß, daß sie nicht »»«gefüllt werden kan» Tbatsache ist, daß dir CentrumSparkei gegenwärtig der Führung entbehrt und daß sich jetzt wahrscheinlich die in derselben bisher verschmolzenen Richtungen selbstständig zur Geltung zu bringen bestrebt sein werden. Bezeichnend für die Lage ist die Wir kung, wrlche der Tod Windthorst'S im Batican erzeugt hat. Man berichtet, daß der Papst bei Eingang der Nachricht vom Tode Windthorst « auSgerusen habe: „Die Kirche bat ihren tapfersten Vorkämpfer verloren* Der „Moniteur de Rome* erklärt de» Verlust Windthorst'« für unersetzlich, und die „Voce della Verita* erinnert da« Centrum daran, daß Windt horst ihm die Begründung der freie» katholischen Schule und die Rückberufung der Jesuiten als politische- Bermächtniß hinterlasscn habe. Da- stimmt mit den Thatsache» überein, aber wer soll dies« Forderungen ün Reichstag« »nd im preußischen Abgeordnetenbause in Zukunft mit «»«sicht ans Erfolg vertrete»? Vielleicht Herr Orlerer? Daß die Blicke sich jetzt zunächst aus di» Ertremen al« d,e Vertreter der Zukunft richten, ist erklärlich, aber e- ist sehr zweifelhaft, ob die konservativen Elemente de- Eentrums diese Verande- rung mitzumachen bereit sind. Wa« diese Gruppe Haupt- sächlich zusammenhält, sind die landwirthschaftltchen Interessen, welche Windthorst sehr geschickt mit den Wünschen de, Kirche in Einklang zu bringen wußte, ader um solche Gesichtspunkte mit der erforderlichen Mäßigung nebenher aufrecht zu erhalten, während da« Auge stet« auf den Batican gerichtet blieb, da»u gehörte da- staatsmännischc Genie eine« Windthorst, für welche« der Ersatz nicht z» finden ist Wäre er vorhanden, so hätte sich ihm die öffentliche Aufmerksamkeit längst zu- gewandt^ derartige Naturen haben nicht die Art der Veilchen, daß sie im Verborgenen blühe». Die allgemeine Empfindung ist die, daß wir vor neuen bahnbrechende» Ereignissen stehen. Daß in solchen Zeit läuften Gerüchte aller Art die Lust durchschwirren, ist sehr erklärlich, aber ebenso gewiß ist, baß solche Gerüchte kenic Beachtung verdienen. Die Aufgabe deS Publiciste» «n solcher Lage ist, alle die Thalsachcn Hervorzuhebcn, welche aus die Neugestaltung der Verhältnisse einuiwirken geeignet sind, aber nicht müßige Betrachtungeu über Dinge anzustelle». die man nicht weiß und nicht wissen kann, wenn man nicht an der Quelle steht. * Leipzig, 17. Marz. * In den parlamentarische» Kreisen wird die Ernennung de« Grafen von Zedlitz-Trüyschlcr zum Cultu«- minister durchweg freundlich brurtheilt. Mau sieht allcrseit- seinen Thaten mit Vertrauen oder mindesten- mit wohl wollender Zurückhaltung entgegen. Die eine Seite hält sich mcbr an seine im Allgemeinen conservalive Gesinnung, die andere an den Vorzug, daß er durchaus „kein Bureaukrat sei, die dritte zieht au« seiner bisherigen Thätigkcit iu coufessionell gemischten Landestheilen wilttommene Schluß folgerungen auf die künftige Behandlung der kirchenpolitischen Angelegenheiten. Alle genauer »nternchlelen Personen er- bliacn, abgesehen von den persönlichen Eigciischaste», welche Herrn von Zedlitz für di« Stellung eine« Minister« empfehlen, den entscheidenden Grund für seine Berufung »um EultnS minister in den Erfolgen, welche er wahrend seiner Ober Präsidentschaft in der schwierigsten preußischen Provinz durch sein tloutsameS versöhnliche« Wirken unter den verschiedenen Bevölkti-ingsnafstn erzielt hat Da« Centruikt. d-sseu Freud« über den St>,rz des Herrn von Goßlcr unp^l'u» hi»tt. der Trauer um da- Parteihaupt zurücktreten muß, kiat allen Grund, freiindlich darüber gestimmt zu sein, daß gerade ei» Mann wie Gras Zedlitz in die Erbschaft des Minister- von Goßler eingetrclen ist. Er kann in gleicher Weise als konservativer Gegner de« EultuvkampfcS gelten, wie Or. Miguel ein nationallibrralcr Gegner desselben war. * Der „Reichs- und Staats-Anzeiger* widmet dem Abg. Windtyorst folgenden Nachruf: „Die hob« geistige Bedeutung dieses Mannes und die hervor ragend« Stellung, weich« er seit langen Jahren im Neid>stage und im Abgeordnetendause aiS Führer der Centrumspartei ein- genommen, rechtfertigten die grob« Thciinabme, iv.iche die Kunde von seiner schweren Erkrankung bei Ihren kaiserlichen Majestäten sowohl wie bei allen politischen Parteien hcrvorries, und sicher» ihm Überall, wohin die Nachricht von seinem Ableben dringt, auch bei Denen, mit weichen er in politischem Kampse gestaubt«, eia achtungs volles Andenken.'' Der Kaiser sandte für den Sarg Windthorst'S ein reiches Blumenarrangement mit drei hervorslebenden präch tigen Palmen. Die wcißseidcne Schleis« trägt in Gold de» Namen-zug de« Kaisers und die Kaiserkrone. — Als Er gänzung unserer bisherige» Mitlheiluiizen über die letzleu LebenSstunden Windthorst'S tragen wir noch folgende Einzel heften nach: Er sprach In» Fieber sehr laut und lange anhaltend. Man hörte die Worte aus der Trepve und in de» Nebenzimmern. Unter Andern« sprach er vom Kaiser und der Kaiserin mit großer Be. geistrrung. Er schien sich an einer Tafel zu glauben und einen Trinkspruch anszubringen: „Die müssen wir hochieben lassen" endete seine Rede. Durch Las laute Sprechen erschöpfte sich der Kranke, ließ sich aber vom Arzte und den Angehörigen nicht beruhigen, bis er in Agonie verfiel. Zum Tode Windthorst'S schreibt noch die „Kölnische Zeitung*: Seit fast einem Jahre schien er die Ueberzeugung gewonnen zu haben, daß eine Wiederherstellung deSKöntgretchS Hannover nicht mehr zu erreichen ivar, und diese Ueberzeugung mag bei ihm nicht wenig dazu beigetragen habe», eine sreundlichere Haltung der Negierung gegenüber einzunehmen. Besonderen Dank schulde» wir in dieser Hinsicht vor Allem seiner kräftigen Unterstützung unserer Colonialpolttik. In bester Erinnerung ist noch seine Theilnahme an dem Wissmann-Lommcr«, den im vorige» Sommer der Reichstag veranstaltet hatte. Herr Major von Wissmann batte es ver- standen, dat warme Herz deS greisen und doch noch lcbcnSsrtsch fühlenden Eeutrumssührers zu gewinnen: mit nahezu jugendlicher Begeisterung erkannte I)r. Mindlhorst die große» Verdienste des tapferen Aftikasorscherö an und Thronen lockte er ihm hervor, at er ihn an diesem Ehrentage an seine greise Mutter in Lauterbcrg am Harz erinnerte. Für häusliche» Glüd hatte 1>r. Windthorst volle« Berstitndniß, war eS ihm doch selbst im reichsten Maße durch eine treue LebenSgeführtin, eine stet« sorgende und liebevolle Tochter, zu Theil geworden. Wahrend seiner Anwesenheit in Berlin zur Theilnahme an den parlamentarischen Kämpfen wohnle er stets al» Chambregarnist bei Frau Wiitw« Pilartz, der Schwester des vor einigen Jahren in Düsseldorf gestorbenen GenremalerS Wischebrink, die ihm l«derz«it eine treue, zuverlässige und sorgsame Pflegerin war Während dieser Zeit gehörten seine Fractionsgenvssen zu seiner wettere, Familie, siet» bemüht» sich einer derselben, ihn zu sichren und ihm zur Seite zu sein; im K-iserhofe nahm er im Kreise eine« Theile« seiner Freunde, vor Allem der Herren von Franckenstetn, von Heereman. Gras Ballesttem. Gras Preysing, mit Vorliebe lein Mittagsmahl. Eine fröhlich« Geselligkeit pflegt« er mit großer Vor- liebe, zumat wenn »in Kreis anmuthiger und geistreicher Damen ihn umgab. Auch mit seinen politischen Gegner» sland er durchweg au gutem gesellschaftlichen Fuß«, zumal er für kleine Neckereien ein richtiges Verständiß hatte und stets sofort mit gleicher Münze zu er- widern wußte. Jetzt ist er in seinem parlamentarischen Berus gestorben, einer tückischen Krankheit rasch zun, Lpier gefallen. Bei seinen politischen Segnen, ist die Theilnahiue ausrichlig uud groß. Unersetzlich ist sein V«rl,st für sttne Familie, seine Gesinnungsgenossen, seine Eentrum». sractiou. Für dt» letztere zumal muß sein Tod verhängnißvoll werden. Zweifelt»« find in ihr eine Anzahl tüchtiger Mitglieder, di« Herren v. Huene und v. Heereman, der Gras Vallestrein, die sich zur Führcrichasl eignen. Aber das ist nicht zu leuguen, dag in der heutigen Eenlrumsftactiou solch« innere Gegensätze bestehen, daß ihr Zusammenhalten jetzt, nach Beendigung de« Lulturkampfe«, nur mit größter Mühe zu ermöglichen sein wird. Stehe» sich schon in der ReichstaaSsraetion die Mitglieder au« Nord und Süd, aus Preuße» und Bayern, au« Rhetuland-Westsale» und Schlesien mit ihren verschiedenartigen Aiischauunaen und entgeaenstehendea Inter- eisen scharf gegenüber, so tritt di« Verschiedenwertdigkrit der einzelnen Naturen noch mehr zu Tage ia der LanLiagssramoa. L« genügt hier aus der einen Seite Männer wie Julius Bache«, Eaplan DaSbach, Fuchs, Hauptmaun, vr. Lieber aufzuzählen nnd ihnen Zractiontaenoffcn wie den Prinzen Arenberg, die beiden Fritzen, u. Grand-Ry, Fretherrn v. Heereman. Freiherr» v. Huene, v. Kehler, Graf Nayhauß, Ile. Relchentperger entgegenzustellen. Sicherlich wird da« äußere Band, daß diese Volksvertreter heut« noch einigt, auch noch längere Zeit nach dem Lode ihre« sie alle weit über ragenden Wortführer« sie zusammenhalten. «her sobald schwierige politische Frage» und Aufgaben ihren Gegensatz der Anschauungen auf zahlreichen Gebieten unserer StaatSleben« zu Tage fördern werden, wird auch diese» Band zerschnitten lverden, und dann wird von selbst dies« in einem andern Staat« undenkbare, nicht aus politischen, sondern aus kirchlichen Ueberzeugungeo fußend« parlamentarisch« Gruppe Ihr Ende finden. * Die „Hamburger Nachrichten" schreiben: Die „Kölnische Zeitung" hat vor einiger Zeit aeäußert: „Wir besorgen, daß wir um so weiter von der erprobten BtSmarck- sche» Politik abtreiben, je schärfer Fürst Bi-marck den gegen wärtigen Machthabern zuseyt." Wir wissen nicht, ans welche Lyat- sacheu di« „Kölnische Zeitung" de» letzten Theil ihrer Behauptung gründet. Fürst Bismarck hat der gegenwärtigen Re gierung niemals priucipielle Opposition gemacht, »och weniger die leitenden Minister al« solche bekämpft. Er hat ihnen auch nicht „zugesetzt", wie sich die „Kölnische Zeitung" auSdrückt, sondern nur aus sachlichen Gründen Einzelnes, wa» ihm schädlich erschien, gemißbilligt, i» erster Linie die Neigung, den Schutz der nationale» Produclio» abzuschwächrn, in ziveiter die Deposiediruiig der Bauernjchast, wie st« durch die preußlsche Land- gemeii.dc-Ordnnng beabsichtigt wird. Ebenio wahrheitswidrig ist di« in Wiener «nd deulschireisinnigen Blättern verbreitete Mittheilung über eine Annäherung zwischen de» regierenden Kreisen und den, früheren Reichskanzler, schon weil auf keiner der beiden Seiten ein Bedürfnis taiür vorlieqt und ebenso wenig ein« prtncipielle Differenz Vorhände» ist, welche ein solches Bedüesniß erzeugen könnte oder auch nur den Stoff zu einer Ver- siandigung böte. Die Behauptung, daß Fürst Bismar-ck Ünnaheruugsversuche an die jetzige Regierung gemacht habe, die aber exi-ttgiirs geblieben jeien, ist mithin völlig aus der Lust gegriffen; solche Bemühungen sind weder gelungen noch lttißlungen, weil sie überhaupt niemals statt- gesunden haben. Weiter schreiben die „Hamburger Nachrichten": Tie „National-Zeituiig" bemerkt zu unserer neuliche» Notiz über den Besuch deS Grasen Waldersee beim Fürste» Bismarck, für die Eonjectural-Politiker sei wohl selten ein so er- girbiger Stoff ausgelancht wir dieser Vorgang. Unserer Ansicht nach bestätigt mr Betuch nur. wu» in »nurrichleteu Kreise» stet« brlannt war: daß zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grasen Waldersee ulemots di« Verstimmungen be- standen haben, von denen in der Presse dir Rede war. Es mögen Meinungsverschiedenheiten, wir sie zwischen Persönlich, keilen t» hoher Stellung vorziikommen pflegen, auch zwilchen dem srühereu Reichskanzler »nd dein vormalige» Edes des großen Gencralstabes zuweilen obgrwaltel habe», eine volilische Gegnerschaft hat zwischen ihnen »jemals bestunden und ist auch nicht erzeugt worden trotz aller Insinuation,» ia dieser Richiu 'g. »in allerwenig ste» in dem Maße, daß der Besuch, den Gras Waldersee als com- maudirender General des IX. AriiieecorpS dem i» seiner Nähe wohnenden Fürsten ViSniarck als aelivea General gemacht hat, »nd der demnächst seine Erwiderung finden dürste, etioas Ausfälliges haben konnte. * Zur Canbidatlir Bismarck wird der „Kölnischen Zeitung" aus Geestemünde geschrieben: Wir wollen im Nachstehenden jienau di» Erkiulungen wiedergeben, welche der Landlagsabgeordneke Schoos In den Vertrauensmänner- Versammlungen zu Otterndors über die Bismarckcandidatur veröffentlicht hat Der Landtagsobgeorbncie Schoos bat erklärt, daß weder er, noch irgend Jemand sonst vom Fürsten BiSmarck die Ermächtigung erhalten habe, in dessen Namen zu erklären, daß Bismarck eine »ns ihn fallende Wahl annehmen wolle. Jedoch sei Sckioos persönlich durchaus davon überzeugt, daß Fürst Bismarck e>ne vollzogene Wahl an»,innen werde Direkte Gründe für diese seine feste persönliche Ansicht könne er »ach Lage der Sache zwar nicht angeben, aber er verbürg« sich mit seine m Landtag« Mandat dafür, daß diese feine per- fönlick,« Ueberzeugung demnächst durch di» Tbatsache selbst bestätigt werden würde, vorauSgesetzl natürlich, daß der Fürst auch gewählt werde. Würde nämlich der Fall cüttreten. daß Bismarck, obwohl i», 19. hannoverschen Wahlkreis« gewählt, hjnterher diese Wahl nicht annehnie, so inuss« er sich derartig für compromtttirt erachten, daß er auf eine fernere öffentliche Thatigkeit als Landtagsab^eordneler Verzicht leisten und sein Mandat iiiedcrlrgen müsse, soweit die mündlichen Erklärungen de» Herrn School aus der letzten Ver- sammliintz zu Otterndors. Daß der Landtagsahgeordnele Schoos iiiittlenvttle in Friedrichsrnh gewesen sei, hat er weder in Ottern- darf offen erklärt, noch Hot dies irgend ein Theilnehmer an jener Versammlung überhaupt auch nur angenommen. Wäre Schoos in FriedrichSruh gewesen, so würde er düs ohne Zweifel zur weiteren Empfehlung der Eandidatur Bismarck'» ganz besonders dervorgehoben haben. Ta er sich aber nicht darüber äußerte, so mar man vom Gegentheil in jener Versammlung allgemein überzeugt. * Wie dem Graudenzer „Geselligen* geschrieben wirb, gehen die Regierungen de» Königsberg und Gum binnen energisch damit vor, die in ihren Bezirken vor handenen Moore zu cultivircii. E« sind nunmehr die Be dingungen erschienen, unter welchen die Abgabe von Parcellcn an Ansiedelung-lustige fernerhin erfolgen soll. Bisher wurden solche auf bestimmte Zeiten verpachtet. In dieser Art soll aber die Hergabe von Grund »nd Boden nicht mehr statt- findcn, sonder» in Form von Renten gittern, welche erb liches Eigenthnm der Ansiedler sind, gegen eine jährlich ver hallnißmaßig geringe Renle cdcr Ablösungssumme, die gleich falls niedrig bemessen werden soll. Dies« äußerst vortbeil- basle Gelegenheit, zu einem selbstständigen G,Mitbesitz zn ge langen, wirb von den kleinen Leuten mit Freude» begrüßt und dürste nicht wenig dazu beitragen, der Wanderlust zu steuern und die Leute an die beimalvliche Scholle zu fesseln. In fünf Jabrcn glaubt man sämmtliche oslprcußischc Moore bevölkert und in fruchtbaren Acker umgcwandelt zu sehen; daö Ware «ine Fläche von etwa 8900 Hektar Größe. * Der Prinzregent Luitpold von Bayern hat die Beschwerden der (etzten Fest tage in einer körperlichen und geistigen Frische iiberstandcn, wie mau eS in einem Aller von 70 Jahren nur äußerst selten antrifft. Allgemein wurde die Rüstigkeit deS Rcgenlc» bewundert, besonders von teu über Idoo Mitglieder zählenden Dcxulalwncn. Der Prüiz- rcacnt Halle für jede Abordnung e>u freundliches Wort und erkannte zahlreiche Vertreter von früheren Gelegenheilcn her wieder * W>e aus St. Petersburg gemeldet wird, bat Freitag die festliche Begehung de« zehnte» Jahrestages der Thron besteigung de« Kaiser« Alezaudrr lll. mit einem Gottes»
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