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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-03
- Tag1891-03-27
- Monat1891-03
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. iMirtie» »et Lrir-Moo S-üaMttägiff« 8. Hprrchk»«dk« der il»d,rtt«n Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« b— « Uhr. gM d» WM^»« «—»KN»,, »»ch« gg du Ne-Iti»» »tch« m^mdttch. Annadme »er fit» tztr «tchftfalgrgd, Nn««er Auserate a« Wachrntagrn >i« S Uhr Nachmittag«, ai, r«i««t- uu» Evsttageu früh tzt«' ,8 U«r. 2» -rn /iiialen für Ins.-Aniuchmr: Ltt« chinm»'« S«rttm. Mlfrrtz H«tz»), Unlversität-straß« I, L«el« Lösch«. «achmcku«^^^,'^»»^«pl^ 7. riWM.Tagtblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MbonnementSpreiA vierteljährlich «>/, Mk. in Att-Leipzig, inet. Brinaertohu ü PL, durch di« Post bezogen 6 Mt. Einzesiie Nr». Lll Pf. Zelegeremplar 10 Pf. ren für L" Gebübren für ExtrabeN« itn Tageblatt.Fvrmat «»fall »title Pofibeiörderuug Ü0 Ml mit Pvstbesörderung 70 Mk. Iiiteralr 6 gespaltene Petitzeile LO Pf. Größere Echriiten taut uni. Preilverzetchulß. Tabellarischer u Ziffernsatz nach HSHerm Tarif. ilerlamen unter dem RedactionSstrlch dt» 4«sP«lt. Zeile 50 Ps., vor den Famil iennachrichten di« 6g»spallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Expedttt«» >o sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pkueuumnnrväo oder durch Post« oachnahm«. 88. Freitag den 27. März 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Heber eine reiche Ga», haben »ir wieder mit Freude und Dank zu quittirrn. Her» L. Mo««^tn F-rest bet Brü^l^ha^ u»o überseudet zur Ltuderuna der Nothstäude ln denjeutg» armen evaaa. Gemeinde« Galizien», Loer «eich« in dem letzten vo» uni Heraul» gegetzr»«» Fll-a«ch«» Blatt» (Nr. 74) bericht^ worden ist. U ist ote« et«« schön« Frucht, di« diele« Blatt eingetragen hat, von einem Mauu», de« der Berri« schon manch« reiche Gab« verdankt. Gotte« Erg«» ruh« auf deren Geber «ob Empfänger»! Leipzig, den SS. Mär» 1691. Der Teutralvorstau» Ne« Gvangri. Verein« Ner Gustav.Udols.Ttiftuu«. v. Friite, Borsitzender, vr. Hempei, Schriftführer. In Gemäßheit de« 8- 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwafferkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch vekannt, daß der Klempner Herr Ernst Belfert, Kleine Burggaff« Nr. 6. zur Uebernahm« solcher Arbeiten bet un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtung«» »achgewiesen hat. Leipzig, den 2b. März 1891. Der N«th Ner <tt»dt Leipzig. X. 1bS7.vr. Georgi. Wolfram. Städtische Gewerbeschule. Dir An-stellung der GchülerarbeUen findet tu der Zelt vom 27. Ni» «tt »«. Mär» NS. 2«.. Vormittag- von 10'/, bi» Mittag- 1 Uhr in sämlntikche« Räumen de« neuen Aastalt-gebüude-, Wichtrrstraße Nr. 13, statt. Zum Besuche derselben beehrt stch im Namen de- LehrereolleglumS Der Dirertor . ergebenst einzulade» Leipzig, den 84. Mtrz 1891. vr. I,uä«. Aleper. Israelitische Neligionsschnle. Die Ausnahme neuer Schüler und Schülerinnen findet Sonn tag, den rv. März, vormittag» vo« 9 12 Uhr im Kauztki- local« der Synagoge, Trntralstvatz« IS, 1. Etage, statt. Da« neu« Schullahr beginnt Sonntag, Nen s. April, vor mittag« 8 Uhr. Leipzig, de» Sk. Mär, 1891. D«r Dtr»«1«». M«bdt»«r vr. N. Porge«. Unsere Ziele. Die parlamentarische Osterpaust erinnert un« an die Auf gaben, welche noch der Lösung harren. Im Reichstage ist c« da« Ärbciterschutzgesetz, im preußischen Landtage sind e« die Steurrreformgesrtzr, d>« Landgemeinde-Ordnung und da« Gesetz über die Volksschule, welche der Erledigung harren, und eine weitere Angelegenheit, welch, da« aanzr Deutsche Reich in hohem Matze interessirt, ist der Abschluß de- Handels vertrages mit Oesterreich-Ungarn und mit einer Reihe anderer Staaten aus gleicher Bast«, insbesondere mit der Schweiz und mit den Staaicn im Slldwesten Europa«. Dir An forderungen, welche in der laufenden Sitzungsperiode an die beiden parlamentar.schen Hauptkörperschaften Deutschlands herantrelen, sind außergewöhnlich bedeutend, da« Streben nach Reformen auf allen Gebieten de« staatlichen Lebens war niemals stärker, und r« geht über das Maß cer vorhandenen Leistungsfähigkeit hinau«. Zahlreich« Er- krankunarn von Ministern und Abgeordneten und chronische BcschluKunfLhigkeit de« Reichstage« waren die äußeren Merkmale diese« ungewöhnlichen Zustande«. ES ist dabei nicht zu verkennen, daß die systematischen Bemühungen der Socialdemvkrate«, da« Zustandekommen des ArbeiterschutzaesetzeS zu verzögern, und die Opposition der preußisch«, Konservativen gegen «inen Theil der Reform- gcsetze dem Verlaufe der Brrathunaen Hinderuissr bereitet haben, und daß der Interessen > Gegensatz auf dir Ver handlungen in Dien störend ringewirkt bat Dir Ver treter der landwirthschastlichen Inleressra, insbesondere der Großgrundbesitzer und die der Groß-Industrie haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die öffentliche Meinung gegen den Handelsvertrag mit Oesterreich - Ungarn ein zunehmen. Noch in der letzten Sitzung des preußischen Herrenhauses hat sich ein Vorgang abgespielt, welcher für die Stellung der cooservativen Parte, zu den. Vertrage bezeichnend ,st. Graf Frankenberg beantragte die Einsetzung einer Wasserbehörd« und sagte bei Begründung seines An trages : „Wenn die königliche StaatSregierung einen Staat« vertrag mit Oesterreich über dir Regulirung de« oberen Gebietes der Oder abschließen wollte, so würde dir« i» Schlesien viel freudiger begrüßt werben, als der deutsch österreichische Handelsvertrag, welcher jetzt in Sicht ist/ DaS ganze starkbeseyte Hau» brach »ach diesen Worten in so laute Beifallsrufe au«, als sie im Herrenbausc selten vernommen worden sind. DaS ist die Besorgnitz vor Herabsetzung der Gelrridezöüc, welche den Beifall der Mitglieder des Herrenhauses zu so starkem Ausdruck gebracht bat. Dem gegenüber steht die Kundgebung des deutschen Brauerbundes» welche genau den entgegengesetzten Etandpunct vertritt. Man ersieht daran«, wobin man gelangt, wenn man Einzelintrresten berücksichtigt. Gemeinnützige Ein richtungen sind sehr selten so geartet, daß sic nicht Einzel- intcresscn schädigen, und sie würden niemals zu Stande komme», wenn den Intereffen-Btrtrctungen dir Entscheidung darüber zustande. Ein anderer Gesichtspunkt ist der, daß nicht alle B« thciligten gleichzeitig an den Vortheilen eine Verbesserung de« bestehenden Zustandes Antheil haben können. In diesem Falle befinden sich die Handlungsgehilfen dem Arbcitcr- schuhgesctz gegenüber. Daß sie ebrnsv sehr der Sonntagsruhe bedürfen, wie die Arbeiter im engeren Sinne, wird von maßgebender Seite anerkannt, wie der wohlwollende Empfang der Abordnung der Handlungsgehilfen durch den Minister v. Berlepsch beweist, aber dies» Angclcgenbcii paßt nicht in den Rahmen de« ArbrittrschutzgesctzcS, sie bedarf besonderer Regelung. Da« ist auch schon im Reichstage zur Sprache gekommen. Aus der anderen Seite protrstirtrn wieder dir Bäcker gegen dir Einbeziehung ihre» Gewerbe« in die EonnlagSnitie. weil sie gerade an den Sonntagen da« beste Geschäft machen. Hier die richtige, alle Interessen gleicher weise berücksichtigende Mitte zu treffen, ist außerordentlich schwer, wenn nicht unmöglich, und so standen wir denn hier einer unlösbaren Aufgabe gegenüber, wenn nicht von verschie denen Seiten im Interesse der Gcsammtbeit Opfer gebracht werden. Es sind eben durchgreifende Reformen, deren Durch führbarkeit erst durch die Praxis erprobt werden muß, bevor "e die Gestalt erhalten, welche dem Grundgedanken die Er- üllung sichert, ohne bestimmte Interessen ,n unerträglicher Leise zu verletzen. Alle gegenwärtig in der Entwickelung brariffeuen Reformen haben den Zweck, Staat und Gesellschaft dem Zeitbrdürfniß entsprechend umzugestaltru, ohne dir Grundlagen in Frage zu stellen. Dir Zeiten der beschau lichen Ruhe, in welcher alle Interefsentenkrrisr sich nach den Utbrrlicfrrungen der Vorfahren frei entwickeln, oder sich bestimmten Beschränkungen unterwerfen mußten, wie sic der Zunftzwang und das HörigkcitSverhältniß auf dem Lande bedingten, ist vorüber und der Grundsatz der Unterordnung de« Kleinen unter den Großen, de« KnccktcS unter den Herrn, de« Untergebenen unter den Vorgesetzten ist dem Grundsatz der Gleichberechtigung ge wickelt, der freilich auch mir in der Theorie, aber nicht in der Praxis bestellt. Im Staat dient die militairischc und die Bcamten-DiSciplin als Richtschnur, in der Gesellschaft stehen sich Arbeitgeber und Arbeiter, Grundbesitzer und Tage löhner, überhaupt Besitzende und Besitzlose gegenüber. Dies« Gegensätze streben nach Ausgleichung, obwohl >>e niemals auS- jugleichcn sind, aber man sucht wenigsten- nach Formen, welche daS thatsachliche Berhaltniß mildern. Da« ist dir weltbewegende Bedeutung der socialen Frage, daß sie die Lösung für Schwierigkeiten bringen soll, dir heute noch unüberwindlich scdrinrn. Und dennoch weicht der Zustand, in welchem wir leben, von dem jenigen, der noch vor einem Menschenalter der allgemein geltende war» so erheblich ab, daß die Erwartung berechtigt erscheint, r« werden stch auch Mittel und Wege finden lasten» um da« staatliche und gesellschaftliche Leben auch unter den veränderten Verhältnissen auf feste dauerhafte Grundlagen zu stellen. DaS große und entscheidende Mißvrrständniß, welche« aus socialistischer Seite vorhanden ist, bestebt darin, daß man auf dieser Seite dem Grundsatz der Gltickberechtigung «ine weit über da« Maß hinausgehende praktische Bedeutung bet- mißt. DaS gleiche Recht verbürgt noch nicht den gleichen Erfolg d-r in Wettbewerb tretenden Bemühungen. Der Starke wird stet« übec de.. Schwachen, der Fähige über den Unfähige« den Sieg behalten, mögen auch di« Bedingungen für Ent faltung der vorhandenen Kräfte überall dtrsrlbrn sein. Wir streben im Deutschen Reiche einen Zustand an, welcher Rechte und Pflichten gleichmäßig auf alle Kreise der Bevölkerung vrrtheilt, gerechte Steuervertheilung, Schutz gegen den Mißbrauch der durch äußere Mittel gegebenen Macht, Schutz der wirtbsckafilich Schwachen bei Leistung der ihnen sich darbictrnden Arbeiten» Gewährung von Bildungs mitteln, welche Jeden in den Stand setzen, seine Fädigkeiten zur Geltung zu bringen, volle Gleichheit vor dem Gesetz und eine Bewegungsfreiheit, welche allen Wettbewerber» gleiche Aussichten eröffnet, nur unterschieden durch die Leistungs fähigkeit. Gleichberechtigung schließt den Zwang a»S, Ün- sähigkrit a»S Sondrrinteresscn zu unterstütze», die Zukunft gebort dem Fleiße, der Thatkraft und dem Talent. Wer diesen Wettlanf nicht mitmachcn kann, ist ans Almosen angewiesen, oder auf die ihm rechtmäßig zukommciide Unter stützung. . Leipzig, 27. März. * Nach den ergangenen Allerhöchsten Bestimmungen sür die Reis« des Kaiser- nach Stettin, Travemünde und Kiel wird, wie weiter verlautet, Allerhöchstderselbe am l. April Morgens mittelst Sondrrzugr« in Stettin ein- treffen und dortselbst dir Arbeiten auf S. M. Aacht „Hobe» zollrrn" besichtigen. Der Kaiser wird an Bord der kaiser sicher» Macht vom Staatösecrctair de- Reick-marine-Amts empfangen werden. Am 1. April Abends wird der kaiserliche Sondrrzug in Travemünde elntreffen. Zum Empfange de« Kaisers werden stch der commandirendr Admiral und der Commandant S. M. Aviso» „Greis" auf dem Bahnhof« rin- findrn. Am 2. April Vormittag« 8 Uhr schifft sich Seine Majestät an Bord de« Aviso« „Greift' «>n, welcher nnmittel bar darauf nach Fakkedjerg in See geht. Hier liegt die Krrnzercorvctte „Carola" zur Inspicirung unter Dampf bereit; dieselbe wird gegen Mittag beginnen. Gegen 5 Uhr Nachmittag» erfolgt daS Einlaufen der Schiffe im Kieler Hafen, woselbst beim Landen d«S Kaiser« kleiner Empfang nattfinden wird. Se. Majestät wird im königlichen Schlöffe Wohnung nehmen. * Die durch die Volkszählung am 1. Deeembrr v. I. er mittclte BevölkcrungSzisfcr de« Deutschen Reiche« stellt stch nach vorläufiger Ermittelung auf 49 427 923 Seele», während dieselbe 188!» auf 4U 855 704 Seelen definitiv er mittelt wurde. Abgesehen von den 2080 Seele», mit denen Helgoland in der Beoölkerung-ziffer von l8»o vertreten ist, betrug also der Bevölkerungszuwachs von 1885 auf l890 2 8N!t !38 Seelen oder 5,48 Pro«. Eine Abnabme der Be völkerung ergab sich nur für Mecklenburg-Streliy * In den näcksten Tage» erscheint in Carl Hrvmann « Verlag, Berlin, der drittr Band drS Werke- „Fürst Bi« mara al« VolkSwirth", hrrauSgrgeben von H. v. Po sck in ge r. Der Schinßband de« ganzen Werke«, welcher dir Periode von 1885 bis März 1890 umfaßt, wird um deswillen ein besonderes Interesse cnvcckrn, weil darin unter anderen bisher ungcdruckten Schriftstücken die Denkschrist mitgrtheilt ist, welche der Geheime Obrrregierung«rath Gamp au« dem Hanbel«niinisttrium im Herbst 1889 im Austragr de« ehe maligen Reichskanzler« über die Ursachen de« AuSstandeS der Kodlrnarbrittr uuv die Mittel zur Beseitigung dieser Cala- inität verfaßt bat. Da« Buch verbreitet sich auch de« Näheren über die bedeutsamen Verhandlungen, »vtlche Fürst Bismarck persönlich in dieser Angelegenheit mit Herrn Gamp im Jahre 1889 gepflogen hat und welche, wir erinnerlich, dazu geführt haben, daß der Letztere von Seiner Durchlaucht mit dem Coilimifforiu», betraut wurde, an Ort unk Stelle Erknn- digiiiigtn einzu,leben und darüber den, Reichskanzler direct zu berichten. * Die Ersatzvslicht des Fürsten Bismarck. Unter dieser Ueberschrift schreibt di« „Kölnische Zeitung": Wir erwähnten bereit-, daß Herr Lugen Richter, der alle großen Männer mit folgerichtiger Bo»d«it verfolgt, auf den gentaien Einfall verfallen ist, de» Fürsten Bismarck für 350000 >l ersah. pflichtig zu mache«, die er angebltch mit Genehmigung de« Kaiser- Wilhelm 1. »u «unstrn eine) Verwandten de- Herrn v. Bötticher dem Welfensond- entnommen habe» soll. Wir bemerkten bereit-, daß eine Klage ausgeschlossen ist, wenn die Behauptung in der Lust schwebt. ES gicbt aber dieser gehässigen Anregung gegenüber neben dem juristisch formalen noch einen anderen Llandpunci. wir meinen die Würde der deutschen Nation. Gesetzt den Iall, Fürs! Bt-marck sei an dem welfensond- »um CriSpln«- geworden, er hätte demselben daß Leder entnommen für da- Schuhwert von Br. drängten, so würde dies» Dhalsache ohne Zivrlset jedem deutschen Mann« «in» überaus kummervolle und nlederdrückend« Empfindung bereite». Wir find viel zu sehr überzeugt von dem Werthe unserer monarchischen Institutionen, wir denken viel z» hoch von der strengen Rechtllchkest unsere» ehrcnbasien Braniienihum-, wir haben un« gegenüber unrrquicktichen Vorgängen in dem republikanischen und vielfach von Börsentreibereien beetnslufiien Au-land zu oft stolz ta dir Brust geworfen, al« daß unser« zartesten Empfindungen nicht einen schmerzlichen Ruck «rhaiten sollten, wenn wir genöihtgt werden, un« die Ihaisächlichkeit eine« Vorgang» vorzustellen, der aus uusere gesummte Gedankenwelt vrrbtufiend wirkt. Aber wir würden au« nationalem Schamgefühl diese peinliche Auseinander, setzung mit unserm bisherigen Denken und Fühle» im stillen Kämmerlein vornehmen und au- demselben als Männer heraus, trete», denen der Mann de? Jahrhundert« auch dann eine ge waltige Verkörperung deutscher Eigenart und Tliatkrait. deutscher ideiste-macht ist »ad bleibt, wenn sich a» seiner Menicblichkeil Eigenthllmlichkeiten zeigen sollte», weiche eine berechtigte ttrilck heran», fordern. Ein Volk, welche» stch selbst achtet, durchsucht nicht daS Hau« de- Begründers seiner nationale» Ein heit nach etlichen Hunderttausend Mark. Enge» Richter inag keine Empfindung haben für da« TankeSgesiibl de- Patrioten geae». über den Männern, welch« die Nation a»r Schwäch« und Zerrissen, heit zur Einheit und Macht emporgehoben haben; die Besten »». sere« Volke« aber leiden schon ohnedem schwer darunter, daß fick zwischen de« gegenwärtigen Machthabern und den grüßten deutsche» «ntoritätrn eine unheilvolle Kluft aufgethan bat. Wer sein Vater- land sieb hat, der wird nicht- thun, um diese unerfreulichen Ver- bälkniff« «och zu verschärfe» Eugen Richter freilich verwechselt be» ständig da- Interesse, welche- rin un Trüben fischender RadicaliSmus an einer allgemeinen Zersetzung und Verhetzung hat, mit den Interessen de- deutschen Vaterland«-. Unsere verehrung-würdig« Demokratie bat überhaupt in dieser Angelegenheit ein Gerechtigkeit«, aesühl, eine Hoheit der Gesinnung, eine Feinheit de« sittlichen und vürgerlichen Empfinden- bekundet, welche selbst unS skeptische Be- urtheiler ihrer Lugenden In Erstaunen gesetzt hat. * Die „Kölnische Volk-zeitung" will in der Lage sein, aus den Verhandlungen de« Lande« au SschusscS der nationalliberalen Partei, der am 22. d. M. m nicht öffentlicher Sitzung zu Karlsruhe versammelt war, Aeuße- rungen zu bn-chten, die e nzelne Redner lm Laufe der Ver handlung angeblich grthan hätten. ES genügt sestzustcllc», daß diese vorgeblich dem Wortlaut nach reproducirtcn Acuße- rungen nirgend« in den Berichten der nationallideralen Presse zu finden sind und daß ultramontanr Berichterstatter selbst verständlich nicht lrgitimirt waren, den Verhandlungen de« LandeSausschnffrS zuzuhcren. Die „Kölnische Volk-zeitung" ist sonst rasch bei der Hand, Anderen eine Vorlesung über den publicistischen Anstand zu halten. Die Einkcbr im eigenen Hause läßt augenscheinlich Manche- zu wünsche» übrig. * Der „RrichSanzeiger" nieldrt, daß der Kaiser dem Con- sistorial-Präsidentc» Hegel die nachgesuchtc Entlassung an- seinem Amte rrtheilt bade. * Unter den »mlanfenden Gerückten vo» Verhand lungen Uber den Welfensond« registriren wir auch Folgende«: „Gegen da« Ende des IabrcS l89» suchte ei» Mitglied der Familie des Herzogs vo» Cumber land beim kaiserlichen Hose zu Potsdam eine» Ausgleich hrrbci- zusührrn, der auch die Auszahlung des WelfrnsondS an den Herzog rinbegrisf. Alles schien einen gute» Verlauf zil nehmen, als die Hartnäckigkeit des Herzog- in einigen Cardinalpuncten die Verhandlungen so scheitern ließ, daß eine Wirderanknüpfung derselben ungemein erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht worden ist" — Wir vermögen nicht fest zustellen, ob an dieser Darstellung etwas Wahres ist. * Au« Baden, 24. März, wird unS geschrieben: Die deulschsreifinnige Partei Hai wieder elnmai einen Einbruch ln unser Land versucht, wo sie bekanntlich ans »ttranioniaiien und demvkrutischen Krücken »in mehr a!« i'escheidene- Dasein fristet. In Heidelberg trnt «wie schon kurz erwähnt) am verflossenen Sonn tag der Relch-tag-abgeordnete Härmen Ing au« Jena ans »m dem NationalUbrraliSmuS einmal gründlich die Wahrlieil zu sagen. Er hatte fick den Gel uriSIog Kaiser Wilhelm « 1. ausgesucht, um über den .Zusammenbruch de- Systems Bismarck" zu reden Die Versammlung, di» unter dem Vorsitz des beständigen Durchfalls- candidaien Pros. Lstbofs stand, wie« nnr ein sehr mäßige« Häns- Irin Teutschfreilinniger auf, obwohl sie sämmtlich anwesend waren. Di« große Mehrheit bestand an« Natlonallibrralen, Social demokraten, Uuramontanrn. Da kann inan sich denken, daß dir «egeniätze lebhaft auseinanderfiicßen. Ueber den Inhalt der Rede entnehincn wir der „Heidelberger Zeilimg" folgenden treffenden Bericht: „Wa- man von Herrn Harinening zu hören bekam, blieb in Bezug auf nnbesangene Aufiaffung und gerechte Würdigung der historische» Perjünlichseii und des Wirken- de- Fürsten BiSmarck weit hinter de» bescheidenste» Erwartungen zurück. Man hatte den Eindruck, als ob ei» „eidlicher, boshafter Zwerg es unlernoimnen habe, »ist einem MiUimriermaß- stab eine» golhischen Dom auSzumeffen, um »acbzuweise», daß das Bauwerk nicht- lauge, well eS dem Ideal der Zwerge, einer Käse- aivcke, Nicht entspreche. Rach Herrn Harmening ist weder an BiSmarck'« Persönlichkeit, noch an seinem Wirke» irgend etwas, wa« zu lobcn oder nnzuerkennen Ware. BiSmarck ist nach testier Ansicht zeistebens nichts al- ein preußischer Junker und ei» kleiner Mensch gewesen. Er habe nicht- gcihan, als die bercch tiglen Regungen de» Volkes zu bekämpfen, den Volkswstlen listig über sich selbst zu täusche» und den so getauschten dann auszunuüen. Wo er einmal elwas geleistet habe, da sei da« nicht sein Verdienst gewesen, sondern da seien die Per- hältniff« einfach herangereift »nd er nur der zufällige Bollsirccker der vordrinaenden Idee» gewesrn. Eigen« grundlegende Ideen habe er »ic gehabt. >l« kleiner MeniH habe er sich immer gezeigt, be- sonder- durch seine vielen Strafanträge, den Ariiimproeev, den AeffckkNprvceß, die Annahme seine- SiammguieS Schönhausen ai« Eeburt-tog-gejchenk. Sein System — die- habe Redner schon seit 1884 prophezeit — Hab» mit einem Bankerott endige» müssen. Nahezu live! Stunden lang kühlte der kleine Herr Haiinening in dieser Weise durch Verichimpfirung de- großen BiSmarck iem Mutbchen an dem ersten Kanzler de« neuen Deuilche» Reichs, der ihm eigentlich nicht- zu Leide aethan bot, als daß er, während Herr Harinening »och s« den ersten Höechen qi»g, sein «enle in den Dienst des deiikschtn Vaterlandes stellte und daß er durch seine Klugheit »nd leine» eisernen Willen es so weit brachte, daß der Teniiche sein Vaterland seit einem Viertel,ahrhundert mit gerechte,» Stolz be- kennen kann." D« Vortrag In sttner Armseligkeit und Häniisch. keit schien selbst den Deutschsreisinnigen nicht z» genüge»: leibst fi« schüttelten wiederholt die «Spse. Dann aber nahm die Sache eine unerwartele Wendung Prosessor Erdmann-, dorffer wir« in würdigen und markige» Worten diese klägliche Herunterreißerci einer großen historischen Peels.sticktest zurück, „nd al- er nun ein Hoch aus den alten Reichskanzler au-brachtc, da durchtobt« ein Betfall-sturm den Saal, der geradezu Überwältigend war und jede« Widerstandes spöttele. Minutenlang hörte man nicht« al«: BiSmarck hoch! Die ststocke de- Präsidenten ernste- sich dieser Knndgrdimg gegenüber als vöüig machtlos, die vereinzelt vcr- suchten Beschwichligungsruse verstummten alS nutzlos alSbald. Für mehrere Minuten gab die Dankbarkeit gegen den großen Kanzler de» Ton st» Saale an. Während dessen saßen Herr Harmening »nd seine nächsten Parletsreunde verlegen und mit den Mienen höchsten Aerger« da, und der sremde Herr au- Thüringen beklagte sich dann über schlechte Behandlung «nd groben Unfug. So viel ist sicher, wenn der Deutschfreisiun ta Bade» uicht schva vorher tobt gewesen wäre, jetzt nach dem Auftreten de« Herrn Harmening wäre er eS sicher. * AuS Elsaß-Lotbringen wird der „Kölnischen Zei tung" gcschriebcn: Anfang der siebziger Jahre schickte ein großer Lheil der höheren Stände ihre Söhne zur 'Ausbildung ln sranzöslsch« Lehr- anstatten, weniger aus Mißtrauen gegen die deutsche Schule a>- tn der Ueberzeugung, daß die durch den Frankfurter Friede» ge- schaffen» Lage doch nur eine vorübergehende sein werde. In gleichem Maße, wie diese Ansicht sich al- unhaltbar envieS, verringerte sich die Zahl der ins Ausland gehenden jungen Leute, während die heimlichen Schnlanfiaiicn einschließlich der Landcsnniversiiäi eine stetige «ieigerung ihrer Lchnlerzabl anstcstesen. Zu diesen! Umschwung mag wohl auch die Erkenntnis, beigelragen haben, daß ein in Frans- reich nii-getstldeler junger Mann hier weder im geschäftlichen, noch im >Nemeindk> oder Stanlsleben eine Zukunft vor sich habe, also aus jede Mitwirkung an der chesiallung der Verhältnisse seiner engern Heimat!, verzichte» müsse. Ander« liegen die Verhältnisse bezüglich der weib- listirn Jugend. Di» Vesumuiung, dah die in schulpflichtigem Alter stehenden Mädchen nur »ist brhördlicher Genehmigung und unter der Bedingung uu«landilcke Schule» besuchen dürfe», daß sie sich von Zeit zu Zeit hier eiuer Prüfung unterziehen, hat zwar bewirkt, daß die Mehrzahl bis zum 13. Lcben-jahr hiesige Lehranstalten, »nd zwar mit besonderer Vorliebe die von geistliche» Hrden geleiteten Penstnate besucht, von denen man annstnmt, daß da- Französische ganz besonders sorgsäliige Pflege sind». Ist aber da« schulpflichtige Aller erreicht, so gilt es in den höhere» Ständen alS zum guten Ton gehörig, die Töchter »och einige Zeit nach Frankreich zu schicken, damit ihnen »och elwas „französischer Schliff" beigebracht werte. Meist kommen dann di» junge» Mädchen, die Mütter der künftigen Generation, mit allen möglichen blöden Vorurthkilen gegen bas Denlschlhum ln dl« Heimalh zurück. Wer den htesiaen Verhältnissen näher lieht, wird zugeben müssen, daß hierin mit eine Haupstirsache dafür liegt, daß in den höhere» Standen der Verdeutschung-, proeeß sich langsamer vollzieht, a>- in den übrigen Schickste» der Bevölkerung. Ein« Aendcrung wird sich schwer, jedenfalls erst nach einer Reih« von Jahren vollziehen können. » » « « Wie da« Wiener „Frrmdenblatt" mrldrt, fand zwischen dem Führer der Fraclion drr Polen, IaworSki, einerseits und dr» Abgeordneten Cblumrcky und Plener anderrrjeiis in Gegenwart drr Minister Taaff« und ZaleSki rin Meinungs austausch über die politische Lag« statt. ES trat dabei allerseits die Geneigtheit bervor, bei der bevorstehenden Abßcotd»ele»ta>uing bezüglich der Behandlung der parlamcn- lauschen Geschäfte in Fühlung zu treten. * AuS Petersburg wird gemeldet, daß dir Ernennung des bisherigen Adjuncten de- Minister» des Auswärtigen, Vlangali, zum Botschafter in Nom bereits vollzogen sei. wen» auch »och nicht veröffentlicht. Derselbe soll in drei Wochen auf seinen Posten abreise». — Der Uevertritt der Großfürstin Sergius zur orthodoxen Kirche soll in drr letzten Fastrnwochc erfolgen. * Wie die Mutter der jetzt zur griechischen Kirche übertretenden Großfürstin Scrgei, Großherzvain Alice, über solche Converlirnngkn deutscher, a» russische Groß- sürstc» vcrmäliltr Prinzessinnen dachte, daran erinnert der „Reichsbotc", »idem er zwei Stellen aus den« Briefwechsel der verklärten Frau citirt. In einem Briefe vom t2. November 1872 schreibt sie an ihre Mutter, die Königin von England: „Die Kaiserin von Rußland schrieb neulich, daß die Verbindung mit Marie von Mecklenburg lietzige Großfürstin Wladimir) ganz uninöglich ist, da sie ihren Glaube» nicht wechseln will. Ich hoffe, alle anderen deutschen Prinzessinnen werden ihre»« Beispiele folge»." Und in einem Briese vom 4. Mai 1874 schreibt sie an ihre Mutter: „Meine Schwiegermutter sagt mir, daß, seit Miechen (Marie von Mecklenburg) gestattet worden, ibre Religion zu behalten, dieser Brauch von nun an bei alle» Prinzessinnen beibehall«» würde. Wie gut ist eS, denn mir schic» der Wechsel immer zu schlimm und bei der henügeii Anschauung unduldsam und engherzig?' „Wir so»»«» und wolle» eS noch nicht glauben", schreibt brr „RcichSbote", „daß die Worte der Heimgegangene» Fürstin von Denen, die ihr am nächsten sieben, vergessen sei» sollten " Daß wenigsten- der Großhrrzog nicht Zeug« sein wird, ist schon armelkel worden. * Der Schritt, welchen Herr v. Nelidow in Kon st an tinopel getban, um der Pforte vorzubaltcn, daß sie ibr Oberhoheit-recht Uber Egypten nicht wahre, woran Anden klingen geknüpft worden, daß sür Rußland die Frage ein stehe, vo eS sich »och fernerhin in seinen Beziehungen zu Egvptcn um diese« Oberhoheit-recht z» kümmern babc, wirr i» -stoiistantinopel in dem Sinuc aufgesaftt, baß eS sich zwar in Rußland darum handelte, die Pforte zu brunnibigen, das; aber die Tendenz de» erwälmtcn Schrittes gegen England gerichtet ist, nnv es darum zu thun war, zugleich Franl reist' bei seiner Bckänipfnng der »cncsten- rücksichllist, des IiislizwescnS erfolgten Veistärkiing der englischen Position in Egypten eine» Freundschaftsdienst zu leisten. * An« Belgrad wird berichtet: Man ist in den Regiening'streisen zur Ueberzeugung gelangt, daß der siamps de- Königs Milan mit der KöniginNatalie »nd deren Anhängern nicht länger geduldet werden könne. Mr Beiden vorgclegie Verlrag, »ast> welchem sie sich verpsllchie» ficken, vor der Großsahriaseit de« König» Alexander nicht nach Serbien zu kommen, ist nur eine Umschreibung sür di« effertlvr Exlitruiig, die der Niststannohme diese« Vertrag- auch tn formeller Weile folge» würde. ES erklärt sich nun auch, weShalb die König», Natalie e« beharrlich vermiede» hat, Serbien auch nnr ans «inen Tag zu verlassen, da sie wohl Wichte, daß ihr di« Rüstlcnr nicht wieder gestaltet werden würde. Die Bestimmung Le Vcr- trag-, daß der junge König je vier Wochen im Jahre bei seinen, Vater und seiner Mutter zubringen solle, ist nicht buchstäblich zn nehmen, da Jedermann weiß, daß es nicht zur AnSsührung duckr Bestimmung kommen werde Da die Großjährigkeit de- jungen Könige mit dessen 18. Lebenesahre einiritt und er gegenwärtig im >5. Lebensjahre steht, so würde die Bestimmung, dag seine Eile:» vor seiner Grvßjäbriakeli nicht nach Serble,, kommen dürse», eine dreijährige Exjllrung bedeute». * Frankreich schwelgt in Entzücke». eS bat sür seine Hingebung an Rußland jetzt endlich eine Belohnung e, halten, die es zum Fortsabrc» ans dem biSfierigkn Wege ermuntern wird. Am Donnerstag sollte, einer Meldung ans Paris zufolge, der russische Botschafter Baron v. Mvhrcu-
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