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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-04
- Tag1891-04-02
- Monat1891-04
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1891
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KrduNoil und Slvrdilio» IohanueSgasse 6. LprrMuiidkN drr Nedactiou BormtttagS 10—12 Uhr. Nachmittag« b— 6 Uhr. DM tA NX^d« o»»,ia»d«re Dl»«ui.n>,l« m»ch1 Ich X »r»«1t»» untzl «erduNiutz. k»atz», tze, für Ütr nächftsolDente Stiu»«rr btfrtmuitni Inserate an Wchchntt«Drn bis :t tthr Nachmiitag», auLchUU-uoüAcsttagcnfrnhbiS' ,9 Uhr. 3u dru Filialrn für Ins.-Annahmr: Ott» >1«m«'a L««lm. tAlfrrv Hahn)» Uutversuäisitraße 1. Laut» Löscht. Nach«rt»aistr. 14, pan. und KSnigtplotz 7, mir dis ' .3 Uhr. vierteljährlich 4 st, Ml. in Alt-Leivzig, inrl. Brinaeriohn 3Mk., durch die Post bezogen <> Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt! ahnc Postbesörderung 60 Mk., Mit Postbesörderung 70 Mk. Inskratr 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schristc» laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u.Ziffernsay nach hvherm Tarif. Lnlamrn unter dem RedactionSstrich di« Laefpalt. Zeile SOPs., vor de» Familiennach richte» die Ügespaltene Zeile 10 Pf. Inserate sind siet« an die Expedit«»» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumoramiü oder durch Post- Nachnahme. 92. Donnerstag dm 2. April 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanulmachuuz. Weg«, dorzunehmender Neupflaslerung wich die Zuieinauiidsrler Straffe von Mittwoch, den 1. April dS. I., ab aus der Streck« von der Unterführung der Königlichen Verbindungsbahn bi» zur Nienburger Bahn für allen Fährverkehr. sowie aus der Strecke von der Rudolphstraße in L.-Anger-Crottendorf bis zur Verbindungsbahn für den durch„el,c»deu Aahrverkrhr aus »te Dauer vau etwa 3 Wochen gesperrt. Leipzig, den 31. März 1891. Der Rath der Stadt Leipzig H 9688. vr. Georg«. Lristuer. Städtische Volksschulen. Di« Nosnahnie der mit Ostern 1891 schulpflichtig werdenden Kinder findet in sümmtlicheu hiesigen Volksschule» /Bürger- und BezirtSschnleu) Donnerstag, den 2. April statt, xv zwar: am d Uhr t» der 3-, 4^ 5., 6„ 7„ 10„ 12. Bürgerfchnl«, in der I., 4., k„ Iü„ 19., 22., 28. Bezirkeschule, in der 8., 7-, 16. Bezirksschule nur für die Knaben; um IO Uhr in der 1. höheren Bürgerschule für Knabe», in der 2. höhere» Bürgerschule, in der 2., 8., 9., II. Bürgerschule, tn der 13. Bürgerschule nur für die Kunden. in der 10.. 12., 17.. 23. Bezirksschule. in der 16. Bezirksschule nnr für die Mädchen, in der 24. Bezirksschule nur für die Diabe»; um I t Uhr in der 7. Bezirktschule für Mädchen; um S Uhr in der 11^ 20.. 2S„ 27. Bezirksschule. iu der 13. Bürger-, 6. und 24. Bezirksschule uur für die Mädchen, in der 18. Bezirksschule nur für die Knaben; um 2 Uhr iu der 1. höhere» Bürgerschule für Mädchen, iu der Vereinigten Freischule, in der 2., 3., 8., 9. Bezirksschule, iu der 18. Bezirksschule nur für die Mädchen. Solche» wird geniäß 8. 27 der Schulorduung der Stadt Leipzig hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den LÜ. Mürz 1891. Die Direktoren der Volksschule«. Bekanntmachung, die AnmeUttmg taubstummer, sowie »linder Kinder betreffend. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in das schulpflichtige Alter in hierzu de- stimmten öffentlichen oder Privaianstalten »nterzubringeo, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eller», hierdurch auf, alle bis jetzt noch nicht angeineldete», im volksschulpslichtigen Alter stehende» taubstummen, tonne blinden Kinder behufs deren Ausnahme in eine Anstalt spätesten» bis zum 15. April d. I. Ichristlich bei »uS auzumelden. Leipzig, a» 31. März 1891. Ter Echulausfckusj der Stadt Leipzig. W alter. Lehnert. Erste städtische Realschule sNordstrufre 37). Montag, den 6. April, früh 8 Ukr Ausuahwepräfnng für die noch einmal zu prüfenden lund die nachträglich angernetdcten Schüler. Papier und Feder sind initzubringen. Dienstag, den 7. April, früh 9 Uhr Aufnahmefeierlichkeit und Einführung aller Schüler iu ihre Elasten. Tirectvr vr. F. Psalz. Deutsch-Katholische Gemeinde. Der Religionsunterricht beginnt Sonnabend, den 4. April l. I. Wir ersuchen die Eltern neudinzutretender .idinder, Anmeldungen bei Herrn Prediger Friedrichs, Zecher Strnste Sir. 23, 1. Etage, anzubringen. Leipzig, den 30. März 1891. Ter Vorstand der deakfch-katholijchcii Gemeinde za Leipzig. I. G. Finbei, Bors. Bekanntmachung. DaS durch Bekanntmachung vom 21. October 1887 veröffent lichte Versprechen einer Belohnung von Eintausend Mark für Er- greisuug dcS steckbrieflich verfolgten BankdirectorS Adolf Wtnkcl- maun ist widerruscn. Leipzig, am 31. März 1801. Königliche Ttaatsanwaltfchast. Nagel. Hol)-Äuttion ans Zwenkaucr Ltaatssorstrevicr. Kreitag, den 17. April dis. Ja., von Vormittags 10 Uhr an Ellen sollende im trhrenbergcr Walde /Parcelle Luppcnspitze — hämcher Holz, Abtheilung 7l) ausberrilele Nutzhölzer, all: 83St eichene Klötzer v. 13—!»4cm Ober-bez. Mittst., 2,,—UtmLänge, 46 - eschene - - 14—39 - - M B 0-7., . - Ul . rnsierne - » 13—51 - - - - 3—8 - - "6 - Weißbuch. - . 16—34 - - » - 2„-8 - l5 - maßhold. » . 13-38 . - - - 3—7 - - 9 - atzornene » . 13—24 - - 3-4 - - 13 . erlene - . 16—24 - - » - 4-6 - - 3 Hackilöcke von 41 cm Starke, 0^,-0,^ m Länge, 1 rm erleue, 2 m lange ungespaltene Nutzicheite, 1 - eichene Nutzscheitc, sowie Soi'nal'cnd, den 1K. April dis. IS.. ebeniallS von Vormittags 10 Ubr au folgende ebendaselbst ausbereitete Brennhölzer, als: 98 rm harte Brennscheite, 25 « - Brennknüppel, 22 » - Zacken, 3«>3 - hartes Abraumreistg, l7I Langh. hartes Brennreisig >i:e:>lbiet,-nd gegen sofortige Bczahinng und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Zuiammenklinit an beiden Tagen am Gundors-Hanicher Weg ein Schlage; Zahlstelle im Schmeißer'ichen Gasthose tn Hänichen. Auskunft erlheilt die Unterzeichnete Rcvicrverwaltiing Kouigllchr ihorftrevierverwültuilg Zwrntn» mid Königliches -»rftrrntam» Wurzen, am 19. März 1891. Lomler. Geißler. Städtische Höhere Schule für Mädchen. Das neue Schuljahr beginnt am Montag, den 6. April, um 8 Uhr; die zweite Ausnahineprüsnng und die Nachprüfung indei au demselben Tage uin 0 Uhr statt. Leipzig, den 24. März 1891. vr. >Vxedfsr»m. Die Ermordung Leltschew's. Es wird immer klarer, baß Hauptmann Benderew, der Haupturbeder des Attentats auf den Fürsten Alexander, welches die Abdankung dcS Fürsten zur Folge hatte, auch der Anstifter drS MordanscklageS aus den Finanzministcr Bcltschcw gewesen ist. Sein plötzliches Erscheinen in Bukarest unter falschem Namen, seine Zusammenkunft mit Karawelow, eine Neise nach Belgrad, wo seine Spur endet, endlich die bedeutende Summe, welche er bei sich trug, sind ebenso viele Zcngiiifsc, welche seine Mitschuld an dem Morde vom 27. März ehr wahrscheinlich machen. Nack der Meldung des BurcauS Herold vom 30. März ergab die Untersuchung in Sofia, daß der Mord mit einer großen Vorschwörunc, im Zusammen hang steht, welche von verbannten Ofstcieren angezetlelt ist, und daß Benderew, wenn Stambulow qetödtet worden, nach Sofia kommen wollte, um das Weitere zu ver anlassen. Stambulow soll übrigens schon einige Zeit vor AuSsübrung deö MordanschlageS davon unterrichtet gewesen ein, daß etwas gegen ihn im Werke sei, er babc der Sache aber keine Bedeutung bcigelegt. Ein französisches Blatt be richtet, daß Stambulow zwei Briese empfangen habe, welcke idm ankündigte», daß er zum Tode verurlbeiil sei, die Briese hätten die Unterschrift getragen: .Die Rächer von Panitza". AuS diesen Millbeilungen crgicbt sich, in welcher Richtung sich die ösfciillicke Meinung bewegt, verbürgte Tbatsachen liegen über die Sckuldigen »och nicht vor, eS ist im Gegen- tdeil die strengste Geheimhaltung über den Gang der Unter- uchung beschlossen worden. Bei allen Ereignissen, welche störend in die Entwickelung Bulgariens eingreisen, ist die erste Frage stets: In welcher Beziehung steht Rußland dazu und wie urtlicilt man in Rußland darüber'? Die „Nowoje Wremja" ist zuerst mit ihrem Urtheil über die Bedeutung dcS Attentats hervor- getrctcn. Sic sagt, eS beweise, daß die Zustände in Bulgarien nach wie vor unhaltbar geblieben seien, das Land sei ein Schlupf winkel für politische Abenteurer der vcrdäcktigsten Art, und der Augenblick sei nahe, da die europäischen Regierungen, denen der Berliner Vertrag Pflichten hinsichtlich Bulgariens auscrlcge, den Vorgängen in diesemLande nicht mebr werden gleickgiltiq zu- schaue» können. AuS diesen Bemerkungen webt derselbe Geist, welcher alle öffentlichen russischciiKunbgebi'Ngcu übcrBulgaricn seit dein Abschluß dcS Berliner Friedens durcktringt, eS ist das alte Lied von der Unhaltbarkcit der Zustände, welcke aber in ihrer ruhigen Entwickelung immer nur durch russische Ein flüsse gestört werden. Seit die Sendung dcS Generals Kaul- darS ihren Zweck verfehlt bat, ist das Ziel der russischen Politik in Bulgarien, die Unmöglichkeit der selbstständigen Existenz dcS Landes nachzuweise». Natürlich kann Bulgarien nicht zur Ruhe kommen, wenn cs durch russische Umtriebe an der freien Entfaltung seiner Kräfte gehindert wird, aber diese llnitricbe sind da, sic lasse» sich nicht durch fromme Wünsche beseitige», und man muß sich die Frage verlegen, was daraus werden soll, wenn Bulgarien fortdauernd der Schauplatz russischer Ränke ist. Die Nachricht von einem Mordanschlag auf den Prinzen Ferdinand wird als unbegründet bezeichnet, das ändert aber an der Sache nichts. Stambulow ist der Mann, welcher Bulgarien aus die Höhe eines civilisirtcn Staates erhoben hat, er ist die bewegende.Kraft im Lande, aus ihn richten sich die Hoffnungen für die Ztikunfl Bulgariens, die Erhaltung seines Lebens ist für Bulgarien vielleicht von größerer Be deutung und Wichtigkeit, als die des bisher unbestätigten Fürsten Ferdinand von Eoburg. Aus alle Fälle ist der An schlag aus daS Leben Slambnlow's eine Angelegenheit, welcke den Prinzen Ferdinand am nächsten angcht, der Anschlag ist in diesem Sinne auch auf den Prinzen berechnet, und dieser hat durch seine Haltung bei dem Bcgräbniß Beltsckcw'S be wiesen, daß er daS volle Vcrstänkniß der Sachlage besitzt. Die Hoffnungen der .Nowoje Wremja", daß sich die Mächte i» die weitere Entwickelung Bulgariens cinmiscken werben, sind grundlos, das wird gewiß nickt geschehe», aber Prinz Ferdinand wird den Gedanken nicht zurückdrängen können, daß er auf einem verlorenen Posten stebk. Der Boden Bulgariens wird für ibn von Iakr zu Jahr heißer, die festen Puncle, auf welche er zurückblicken kann, sind keine Erfolge, soutern Ansckläge auf sein eigenes Leben und auf das der ibm zunächstslcbcndcn Personen. DaS Wohlergehen dcS Landes hängt nicht sowohl von der Vaterlandsliebe seiner Bürger, als von dem guten Willen Rußlands ab, und das ist ans die Tauer ein »»haltbarer Zustand. Wir habe» bereits nach der Bcrsckwörung Panitza's die Meinung geäußert, daß die Selbstständigkeit Bulgariens in der schlimmsten Weise gefährdet sei, und daß Prinz Ferdinand weit besser lbäle, abzudankcn, als auf einem unhaltbaren Posten auSzu- barrcn, der ihm selbst Gefahren, dem Lande aber keinen Nutzen bringt. Bulgarien bedarf eines Fürsten, welcher die Kräfte des Landes in seiner Hand vereinigt, aber dieser Fürst kann, wen» er seinen Platz auSsüllcn soll, die Anerkennung dcS Sultans und der Unterzeichner des Berliner Frieden» nickt entbehren, obnc diese Anerkennung schwebt er in der Luft und ist geradezu vogelfrei. Wen» Jemand die Bedingungen erfüllte, welcke Bulgarien unabhängig erhalten, so war es Fürst Alexander. Mit dem Rücktritt dieses Fürsten war daS Schicksal Bulgariens ent schiede» . denn Rußland wird niemals eine» Herrscher Bulgariens bestätigen, der nicht sein williges Werkzeug ist. Fürst Alcrandcr hatte Alles gethcur, »m sich die Zuneigung und Treue der Bulgarier zu sichern Er hatte sie von dem Einfluß Rußlands unabhängig zu machen versucht, und daS war ihm soweit gelungen, daß er an der Spitze der bulgarischen Truppen den Einfall Serbiens siegreich zurückzuscblagcn ver mochte, bis eine fremde Einmischung drohte. Blut pflegt sonst daS haltbarste Bindemittel zu sein zwiscken Fürst und Volk, ein siegreicher Herrscher bat noch stets die Zuneigung seines Volke« besessen, aber Bulgarien macht eine Ausnahme. Nickt einmal die Cadcltcn, die den Nachwuchs für das bul garilckc OfsieiercorpS bildeten, bictlcn ihrem Fürsten die Treue, sie ließen sich von einige» gewissenlose» Verschwörern, unter denen derselbe Benderew, der den Mordanschlag aus Stambulow veranlaßt zu haben scheint, die hervorragendste Stelle ein nahm, zu Schcraendicnsten gegen den Fürsten gebrauchen. Diese bittere Erfahrung genügte >bm, um ibm zu zeige», daß er ebne das gute Einvcrnebme» mit Rußland nichts vermöge, und deshalb erließ er das Telegramm an den Kaiser Alexander, in welchem er um seine Gunst bat. Der Zar wieS seine Bitte schroff zurück und gab dadurch den Willen zu erkennen, Bulgarien unter allen Umständen seiner Plackt zu beugen. Wenn die Ausführung dieser Absicht auch aus Schwierig keiten gestoßen ist, so sind sie dock nickt der Art, daß Kaiser Alexander dadurch hätte andern Sinnes werde» könne». Bulgarien gilt ibm nach wie vor als der SicgcSprciS für den Krieg von 1877/78 und als die Etappe, von welcher aus daS endliche Ziel Konstankinopel erreicht werden muß. Wie vergeblich und verfehlt erscheinen unter solchen Umständen die Bestrebungen deS Prinzen Ferdinand von Eoburg! Er mag seine Befriedigung darin sinke», unter gänzlich aussichts losen Verhältnissen auf seinem Posten anSzubarren, einen Zweck hat diese Ausdauer nickt. Prinz Ferdinand wird trotz aller Beharrlichkeit eines Tage« die Nutzlosigkeit seiner Be mühungen cinseben und cntwedcr als Opfer seiner Stand- Hastigkeit falle» oder eine Stellung freiwillig ausgeben, die mit jedem Tage unhaltbarer wird. * * >«> * * AnS Sofia verlautet Weiteres über da- Attentat elbst. So erhält der in Pest erscheinende „Ncmzct" folgende Melkung vom 30. März: „Benderew verließ am 27. Mär; Veriecrova mit der "Absicht, in Belgrad den Erfolg deö An- cklagcS abzuwartcn. Fürst Ferdinand fährt soeben vlme edc Begleitung oder Bedeckung auö." — Ein brieflicher Bericht des „Ncmzet" enthält folgende interessante Einzelheiten von einem Berichterstatter, der den Verlaus der Thar fast unmittelbar beobachtete: „Freitag Abend gegen 7 Uhr saß ich In der Eonditorei Panachcw. It, der Ecndilorei war ein große-? Publicum anwesend, darunter viele Osiieicre. Bald erschien Stambulow. AlS er rinlral, crlwb sich die ganze Geiellichast, um den Gruß des Ministerpräsidenten zu erwidern. Elle Stambulow sich eine Ersriickung bestellte, blickte er, wie eS seine Gewohnheit ist, iin Saale umher und grüßte noch besonders seine einzelnen Freunde. Dieses vorsichtige liiiiherblickcn war keineswegs überflüssig. Stanibulow hatte schon seit Tagen einen Fremden bemerkt, der ibm überall bi» folgte und sich wieder holt »ach ihm auch im Panachow'schc» Local eiiigesulldcn batte. Der Ministerpräsident erwähnte diesen Umstand auch vor dem Be sitzer der Eonditorei. ES mochte acht Uhr sein, al? Stanidii'.ow und die übrigen Minister, welche mit ihm eingekelirl waren, den Heimweg antraie». Ter Ministerpräsident ging mit Bclljchew plaudernd Ar», in Arm den vor der fürstlichen Residenz sich hin- zickende» Park entlang langsamen Schritte? Der Park bat aus der Seit«, n,o hie beiden Mimner ginge», vier Thore. Das südliche /vierte) Thor stößt zm ein Haus, I-elcheS die Stadt bisher (zur Ver größerung des Par..-S) nicht enteignen konnte, weil der Eigenlhümcr desselben, Herr Tichalschew, Anhänger der Rnssenparrei ist. Bei diesem Thore geschah der Mordansall. Vier Männer folgten mit raichen Schritten den Ministern, und als sie das vierte Thor er- reichten, ries einer derselben „Halt!" Stambulow und Beltschcw in die Lliren und sprang mit einigen raschen Sätzen zur Seile. In demselben Augenblicke knallten die Schüsse: zwei Kugeln vjissen an Stambulow's Kopf vorbei, zwei streckten Bellschew zn Boden. Ctain- bulow rief ui» Hilfe und eilte von dannen. Der Polizist, welcker den Minister begleitete, schoß aus die Thäter, traf aber nicht. A Etamhulom um Hilse schrie, flüchteten die Mörder durch das vierte Thor »nd quer durch den Park. Der Polizist versvlqte sie mit gezogenem Säbel und hat angeblich einen Mörder verwundet. DaS Geräusch des SchnsseS hatte viel Bolk herbeigelockt iinö Stambulow kam bald mit Polizei aus den Schauplatz. Hier muß ich die Be- merkuiig einflechle», daß die That mitte» in der Stadt, in dem volk reichen und vornehmsten Thcile derselben, geschehen ist: kaum 200 Schritte vom Schauplätze des MordanschlageS liegt das erste und größte Kaffeehaus Sofias, da-? von Lssiricren, vornehmen Beamte», Kausleutc» und Fieinden stet? voll ist. Bor der Thür dieses Kaffeehauses stehen in der Regel größere Gruppen. Zehn Schritte von hier liegt das KriegSininislerium, vor welchem immer eine Schildwache steht. Als die ersten Schüsse knallten, konnten die Leute in und vor dem Kajseehause über die Lage in. Reine» sein und sehr wohl scheu, daß die Schüsse den Ministern gälte», die sich soeben entfernt hotten, und man hatte diesen zu Hilft eile» können; hätte man auch Beltschew nicht inehr retten könne», so wären doch sicherlich die Mörder sestgenommen worden. Ich selbst habe die Schüsse gehört, aber ich befand mich eben in einem Hanse dem dritten Thore gegenüber, und als ich ans die Straße binau-eilte, lag Beltschew lobt auf dein Pflaster. Jenseits des Parkes wohnt Herr SteicS, früher in Pest, jetzt in Sofia Vertreter Serbiens, der vom ersten Stock seiner Wohnung die Mörder gesehen hat, wie sie nach Abgabe des Schusses durch den Park flüchteten. Demnach ist eS ei» wunderbarer Zuiall, daß im Augenblick l-er Kalastrovkc aus dem volkreichsten Platze von Sofia sich leine Leute fanden, die Len Ministern zu Hilse geeilt waren." Der „Pester Lloyd" erhält folgend« Drabtmeldung auö Sofia: „Die Untersuchung liefert immer mehr Nnhaltepuncte daiür, daß die Thäter keine Bulgaren, sondern fremde Sendlinqe waren, daß also schon darum von einem persönlichen Racheacl nicht gesprochen werden kann. Lffen nennt man hier die Mörder Werkzeuge Ruß lands und glaubt, daß einige hiesige begcijlerie Rnisenireunde mit ihnen im Einverständiiiß waren, von welchen sie jetzt verborge» ge- halte» werde», entweder hier selbst oder in der Umgebung." Tie russische» Blätter sind natürlich bei der.Hand, die Schuld des ruchlosen Attentats ans Bulgarien zu schieben. Anders stellt sich zu dein Verbreche» die österreichisch ungarische Presse, welche in ibm bestellte "Arbeit deö MoSkowitcrtbm'iS liebt. "Acbnlich nrtbcilt man in England, von wo der „Vossische Zig." gemeldet wird: * London, 31. -März. Tie Vorgänge von Sofia werden von säst allen Londoner Zeitungen in ruiftnftindlicheni Geiste besprochen. Tie „Times" schreibt, die Regierung des Zaren mime »wraliich ver antwortlich gebaltcn werde» iür das Vorgehen der panilawistiichen Ber- ichwörcr, welcheEurvpa in Verwirrung stürzen wollen. Niemals, iciidrm Napoleon sich Lurch beiipiclloie Vcrgewulligung in Len Besitz Spaniens brachte, sei ein civilisirleS Land jo behandelt worden, wie Bulgarien behandelt wird, weil e? wage, sein "siecht aus ein unabhängiges Dasein geltend zu machen. Ter Vertreter de? „Standard'' in Sofia pflog Sonntag eine Unterredung mit Stambulow, welcher sagte, kein Rath oder Truck von nutzen wurde ihn veranlassen, die geringste Milde gegen die Theilnehmer der Verichwörnng zu üben. Er hatte seit einiger Zeit Kenntlich von dem Bestehen eines der artigen Planes, welcher sogar die Ermordung des Fürsten bezweckte. Die „Times" ersah« »och aus angeblich völlig zuvcrlaisigcr Quelle, wäre Stambulow ermordet worben, so waren die vo» Benderew organijirien bewaffneten Banden sojort voa verschiedenen Richtungen in Bulgarien eingesallen. Leipziq, 2. April. * Dem Vernehmen nach sind Vorbcrcilniigen getroffen worden, welche daraus hindcntcn, daß der Kaiser bei seiner Reise nach Lübeck unk Kiel den Stand der Arbeiten am Nordoslsccea»al einer Besichtigung zu unterziehen gedenkt. * Bei der Reise dcS Kaisers nach England ist nach der „Post" nur der Besuch in Windsor und London beab sichtigt; daran schließt sich ei» Ausflug nach Schottland. Von da soll die Reise nach dem Nordcap unternommen werde». Die Reisen nach Lübeck und Kiel und nach den scheinlanden /im Mai) werten je 5 Tage beanspruche». Einer Tcpuialioii der Stadt Eoblenz, die beim Kaiser war, um ib» zum Besuche einzuladcn, konnte für dieses Mal kein zusagender Bescheid gegeben werde». * Der „Reicks Anzeiger" meldet die Ernennung des bis herigen großherzoglich sächsischen OderstallmeisterS Grafen Wedel zum Obcrstallmeister tcü Kaisers. * Zu dem Plane der Einsübrnng eines NcichSschuld- buckeS schreibt die „Vossische Zeitung": Die wiederholt geinachten Millheittingeii, wonach sich die ReichS- regierung mit dem Gedanken der Einiührnng eines Reichs- schnldbnch-? trägt, haben nunnicbr greisbare Gestalt angenommen. Der Bnndesrath wird sich schon bald »ach Wiederaninahme seiner Arbeiten mit dem Gefttzentwnrs, betreffend bas Reickssckiudbuch, zu di-schäsligen haben. Dein Vernehmen nach ist ei» ziemlich umsang- r,-icher Entwurf von einigen zwanzig Paragraphen zn erwarten, welcher sich in, Weientlicken an die i» Preußen seit I8--i3 hestehende Einrichtung eines StaatsjchuldlmchS anschließt. E-? haben darüber nmsaffende Verbandlunge» zwischen den verbündeten Regierungen stattgesnnden und namentlich zur Veseilignng von mancherlei Schwierigkeiten gesnbrt, welche durch die Gesetzgebung in den Einzeljtaaten entstände» waren. "Rach den grundlegenden Be< slimniniige» de? Entwürfe-? sollen Schulöversthieibnngc» der Reichs -Anleihen in Buchichnldeii des Reichs aus den Namen eine-? bestimmten 0!laubiger- »nigcwandelt wcrde» könne». Ticie Umwandlung vollziebt sich dann in deuselbe» Formen wie in Preuße». Zur "Begründung der Bedürsnißsragc soll angeführt werden, daß die stetig wachsende Benutzung de? preußischen «taats- schuldhnck? erkenne» läßt, wie sehr dce ganze Einrichlnng sich al? eine Nothwendigkeil heransgeslellt habe. Al? Ben>>:-? daiür wird angeführt, Laß die Olesainnttiuniine der eingetragenen Buchschulden am t. Aprit 1883 sich aus 32 192 700 .öi stellte, wahrend sie dis znin 30. September 1890 ans ,'E 36.8 730 ./z gestiegen war. Tie Anzahl der Eonlen hat sich in dem gleichen Zeitraum vo» »>13 auf 86G! erhöht. Bon de» Buchgläudiger» wohuie» am 30. Scp- temder I8stc» in Preuße» 7723: in anderen denttchc» Staaten.837; außerhalb Deutschland-? 81. In, Weilcrcn hatte c? sich angesichts der Ausdehnung, welche die ReichSschnld inzwischen gewönne» bat, empfohlen, eine derartige Umwandlung, die den Besitz des Forde- rungsrecht? von dem Besitze einer über die Forderung ausgestellte» Urkunde gänzlich loslöst und die Besugniß zur Zinserbediing ledig lich an die Eintragung in da) Schullbnch knüpft in gleicher Weste den Inbaber» von Reichsschuldverschreibnngen zn ermöglichen. ES wird daraus hiugewieseu.daß auch im Reichstag einhellig die Einiichtung eines Reichsschutdduches als zwecimatzig und ivunichenswerlb bezeichnet worden ist, da sie de» Gläubigern crbe'Kiche wirchjch.sttlichc Bvr'heste dadurch bietet, daß dleftlben in den Stand gesetzt weiden, durch die Eintrag,»,,, sich gegen eine» ziistillige,, Verlust des FordcrungsrcchteS wie des Zinsgeittistes in vollem Unttange zu sichern, und zwar unier Wegfall der mit der Aufbewahrung und Verwaltung von Werlv- paviere» verbundenen Milbe» und Kosten. Von der Einrichtung veripricht man sich gleichzeitig Vonbeile für das Reich, insofern sie geeignet ist, nach den Schuldtilel» desselben einen erhöhten Begehr bervorzlirnftn. Es wird daran > rinnelt, daß die Regelung »ach dein Vorbilde des prenßstchen Staaisichnldl n.b.-s geplant ist, welche-? auch dem iächsiichkii StacitsschuILbnch von 188 1 z„ Grunde gelegen bat. Abweichungen wesentlicher -Art von den geeachteu StaatS- ichntdbnchern solle» nnr da vorgeschlagen werden, wo ste durch die besondere» Verballnisse der Einst stlaaie» ,,„L die dvttige Gesetz gebung geboten waren. Der Zeitpiinel des Inkrafttreten-? hängt vo» geschäftlichen Einrichtungen aller Art ab, welche möglicherweiie einen längere» Zeitaistwaiid erfordern. Die Bestimmung darüber ist kaiserlicher Verordnung vorbebiille», und die Ausführung des Gesetzes wird d,m Reichskanzler übertragen werden. Der bisherige leitende Redaetcur der „Tbüringcr Zeitung" in Erfurt, .Herr R. Westphal, verabschiedet sich in der Soiinlagsnninincr des genannten Blattes, um tcin- nächst das ihm ndcrlragene Amt des GeneralserrctairS deö LanreSausschusscS der national liberalen Partei in Thüringen zu übernehmen. Die seit dem .Herbste mit lebhaftem Eifer und unier Tbeilnabnic der Vcrlranciiömänner aus allen Thüringer Wahlkreisen bclricbcne Reorganisation der Partei in jener mittclreuischen Landschaft kommt daniil zum Abschluß. Tic neue Organisation umsaßl die Zwölf RcichSIagswablkrcise der Tbüringcr Fürstcittbümcr und die drei Kreise dcS RegicriiiigZ-ezirks Erfurt. Im LandcSauS- schuß sind sämmtlichc Wahlkreise vertreten "Als Vorort für Thüringen ist für die Tauer dieser Rcichslagslcgistalur- periodc Go!da bestimmt, wohin auch Herr Westphal seinen Wohnsitz verlegt. * "Ans der Psalz wirk der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Am I. April begiebt sich eine "Abordnung von drei Herren aus '.st e „ i> adt n. d Haardt der ReichSlagsabgeordnele Ist. Pnlil gehört, wie in Berichtigung einer irnberen Millheilung tnii.zugeingt werden möge, derftlden nicht an nach Friedrichs- ruh, »m dem Fürsten Bisnlarck zu ieinem Gehnrtslage NainenS einer Bereinigung Ncustadler Herren ei» Fefigefchenk z» über reiche», bestehend in einem silbernen Pvcol und einem Biertclstllck beste,i Nenstndier Weins. Bon dein Pocal macht die „Neustadter Zeitung" folgende Beschreibung: Derselbe hat eine Höhe von 63 ein und besteht an-? schwerster filhergelriebeiikr und reich vergoldeter Arbeit. Der Becher selbst steht aus einer runden Tablette, die mit Rebengewindeii cingestißt ist -Ans ciiiei» breite» goldenen Rand hebt sich ei» großes Medaillon plasliich beraus, auf welchem sich i» künstlerstch vollendeter Form eingravirl eine -Ansicht vo» -R'ensiadt mit der Umschrift „Fröhlich Pial.z. Gott erliatlS!" be findet. Der Pveal ist getront mit einer Nachbildung der Nieder wald Germania i» ganz vorzüglicher Arbeit. Tie Wandung de? Bechers, welcher mit getriebene» Srnaiiieiile» der ichönsien Forma tion vcrftde» ist, trägt aui der Vorder- und Rückseite einen au? dem Ganzen Iicrausgearbeitetcii Schild. Ter eriiere enthält i» er habener Goldschrist die Widmung: „Tem Begründer des Deutschen Reiches danlborc treue Verehrer ans Neustadl a. d. H., Rheinpsalz, I. Avril 1891", wäbrend aus dem zweite» in gleicher Aussährmig das Wappen Bismarck'-? angebracht ist mit der Umschrift: „Wir Deutsche fürchten Gott und tonst nicht? ans der Welt." Tie Run dung des Becher?, welche sich weit an-?biichlel und mit herrlicher getriebener Arbeit geziert ist, schließt mit vier Halbsignrrii ab. welche durch inaistve Rebengnirlanden untereinander verbunden sind. Das Ganze steht ans drei, durch KarnatiLenköpie gebildeten Füßen. Gleichzeitig wird eine ALreste-überreicht, welche folgenden Wortlaut hat: ,.Durchlauchtigster Für»! Wie alljährlich, so wird auch diese? Jahr wieder überall in der Pm>-, der Geburtstag Ew. Durchlaucht seitlich begangen werden. Tie ehrerbietigst Unterzeichneten Neu- iiadler wollten es sich aber nicht nehmen lasse», bei Ew. Durchlaucht 76. Geburt-ieite dem glorreichen Miibegriinder und Festiget: deS Deutschen Reiche? al? ein besondere? Zeichen ihrer unverbrüchlichen Treue und nie und nimmer erlöschende» Daickbarkeit diesen Pocal und eine Probe Neustadter Rebenbliils ehriurchtSvoll widmen zu Lünen. Möge eS unser»! große» deutschen Mitbegründer noch lange Iabre vergönnt sein, i» voller Gesundheit aas dem Becher zu lriiile» zu Seiner und der Sinnigen herzinnigen Freude und de? ganzen deutschen Vaterlandes Ruhm und Ehre!" In den meisten
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