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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-04
- Tag1891-04-19
- Monat1891-04
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-arlion und Expedition Johanne-gafft 8. Sprechstunde» der Kedartion Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5— 6 Uhr. »Ir dir MiU»->I-k km,>»x,ndt«r R->n»Icr-r» machi sich dir «cvocn«» »ich« o-rdindtu». klunahme »er für »te ntchftsolgrnpe N«««rr »efttitimten Anserate an Wuchrntagen »iS 3 Uhr Nachmittag«. a,L,nn- nnd Festtagen früh »i«'/,» Uhr. 1» den Filialen für Jas.-Ännahme. ktta Sle««'« Ssrtim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Laut« Lösche, patharinenstr. I«, Port, und König-Platz 7, nnr bl« ' ,3 Uhr. eimMr JaMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AbormemerrtSpret- vierteljährlich 4V, Mk. in Mt-Leipzig, incl. Arinaerlohn 5 MI., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nra. 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesürderung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröhere Schriften laut uns. PreiSverzeichnib. Tabellarischer „. Ziffernsatz nach höher», Tarif. Nerlamen unter dem Redactionsstrich die «gespalt. Zeile 50Pf-, vor den Ja inilien Nachrichten die 6gespalte»e Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumc-rancko oder durch Post- nachnahme. ^ l«s. Sonntag den 19. April 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ocfftlltliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch. »t« 22. April 1891. A»rn»« «'/, Utzr. ii» Sitz,,„gSsaale am Naschmarkte. ragr«ordnung: 1. Bericht de« Bau-, bez. Oekonomte- und Brrfaffungsau«- schaffe« über: Conto 36 „Waffenverk" und Specialbudget „Wasserwerk' des Haushaltplane« aus da- Jahr 1891. sowie die Berlage, betr. Nachträge zu dem bezeichueten Special- budget. II. Bencht de« Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: Abbruch der Baulichkeiten des Grundstückes Nr. 21 an der Gerneindestrabe in Leipzig-Reudnitz und Verkauf de« von letzterem zur Verbreiterung der Mcirschallstraße nicht be- nöthigten Areal« re. HI. Bericht des OekonmniecrusschnffeS über: Beschaffung und Aus- siellung einer Ziegelpresse für die Ziegelei Lößnig. IV. Bericht de« Schulausschuffcs über: »> einen Nachtragsetat für die Abzweigung einer inestvorslädtischen Realschule von der nordvorstSdtischen Realschule auf die Zeit vom 1. April bi« 8l. December 1891; b) Einstellung eine« außerordent- lici'en Betrage« zur Anschaffung von Lehrmitteln in den Svecialetat der westvorstädtischen Realschule. Lekanntmachung^ dt« Armeuspetsung detreffcnd. Tie Herren Districtsvorsteher und Armenpffcger werden hierdurch »ochmals ersucht, die nicht zur Verwendung gelangenden Tpetse- »arkrn für di« am Geburtstage Sr. Majestät des König« Toanerstaa, den 23. diese« Monats, stattsiudende Arinenspeisung »iS spätesten« DienSta,. »en ri. dieses Monats, Mittag», zu welchcr Zeit die Zahl der von den betreffenden Speiseanstalten zu liefernden Portionen festgestellt lverdeu soll, an »n« zurückzugebcn. Leipzig, am 18. April 1891. Da» Armcnamt. Hentschel. N (Erledigt hat sich der gegen den Kaufmann August Hermann Haiuutitzsch au« Riesa am 16./S. 91 rrlaffcne Steckbrief. Leipzig, den 17. April 1891. königliche Staatsanwaltschaft. vr. Nagel. Städtische -Fortbitdungsschute für Knaben. I» der I^, N. und IH. Städtischen Fortbildungsschule für Knaben finden a« «ednrt«tage Sr. Majestät »e« «SuigS Albert Donnerstag »en 2». ». M.. A»en»S « Utzr Lcholseierlichkeiten statt. Zum Besuche derselben beehren sich ergebenst einzuladen " ' 'g, den " Leipzsg, den 19. April 1891. »ie Direetore«. Erledigte MöklersteUen. Durch Amt-ntederlegung bez. Ableben sind zwei Wechsrlmäkler- sullen zur Erledigung gekommen, welche sofort wieder besetzt werden sollen. Bewerber werden daher ausgefordert, ihre Gesuche bi» znul 25. ». Mts. bei unserer Kanzlei, Neu« Börse, Treppe I., elnzuretchen, wo such über die Ersorderniffe Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 18. April 1891. Tie Handelskammer. A. Thiemr, Vorsitzender. vr. Gensel, S. Verkauf atter -Fenster. 45 alte Fenster, darunter: 13 mit eichenen und 9 mit kiefernen iiabmen, 2,40 m hoch und 1,45 in brett, mit VaSquillcverschluß. Mislügelig mit je 3 Scheiben und Oberlicht, ferner 3 eichene Neuster, 2,30 m doch und 1,40 m breit, mit BoSquillcverschluß, vieislügelig mit je 2 Scheibe«, sowie 20 Winterscnster, 2 m hoch rnd l,3ü m breit, mit Wirbelverschlub, zwriffügelig mit je 3 Scheiben, sslcn an den Meistbietenden verlaust werden. Bon den Fenstern sind 2 Stück im Hose de- Postgrundstitck« aui Augustu«PIatze zur Ansicht ausgestellt. Angebote sind bk« zum 30. d. Mts. mit der Aufschrift „Angebot «ns alte Fenster" an die Kaiserliche Ober-Posidirection eiuzusenden. Leipzig, 14. April 189l. Der Kaiserlich« Vber-Poftbtreetar. Walter. Schlosser. Lin tüchtiger Schlosser, welcher mit Herstellung von Wasser- Iciiungsanlageii durchaus vertraut ist, wird zur Unterstützung deö sräbtischcn Rohrmristers bei hohem Lohn und dauernder Beschäftigung gesucht. Meldungen unter Beifügung von Zeugnissen sind an den unter- zeichneten Magistrat zu richten. Zeitz, dm 14. April 1891. Der Ma,istrat. Arnold. Concursverfahren. I» dem Concursverfahren über da« Vermögen de- Pelzwaaren- dandler« Philipp Narbe« hier, Nene Grünstrabe 31 und Leipzig, Sellertstraße 7 9, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Ber- «alters der Schlußtermin aus »«« 2. Mat 1891, Nachmittag« 12' , Utzr. roe dem Königlichen «mt«grrtchte 1 dierielbst, Reue Friedrichstr. 13, Hof, Flügel 6, parterre, Saal 36, bestimmt. Berlin, den 13. April 1891. Dietrich, für den Gericht»schreib«r de» Königlichen Amtsgericht« 1., Adth. SO. Aus dem Reichstage. Da« Ergebniß der zweitägigen Beratbungrn über den MaximalardcitStag ist, daß die Einführung desselben throre tisch möglich und wünschen-werth erscheint, praktisch aber nicht zu erreiche» ist, weil die Arbeiter selbst der Beschränkung widerstreben, welche die Ausnutzung ihrer Arbeitskraft dadurch erfahren würde, und weil die Concurrenzsähigkeit der Arbeit aus dem Weltmarkt darunter leiden würde. Wo der Maxi- malarbeitSiag gesetzlich besteht, wie i« der Schweiz und in Oesterreich, ist er todter Buchstabe, in Frankreich. Tug- lind und Belgien, also in den höchstentwickelten Industrie staaten ist er nicht eingeführt trotz aller Beschlüsse internationaler Socialisten-Versammlungen. Herr Grillen- beiger hat das Verdienst, die eigentlich^ Bedeutung de« Maximal - Arbeitstages mit klaren Worten auS gedrückt Hu haben Er sagte, daß di« Verkürzung der Arbeitszeit da« einzige Mittel sei, um der Arbeitslosigkeit entgegen zu wirken. Hier ist dir socialistisch« Tendenz de« MarimalarbeitStage» offen dargelrgt, er steht in Zusammen bang mit der Lehre vom Recht auf Arbeit. Der Unler- »ebmcr soll gezwungen werden, alle vorhandenen Arbeits kräfte zn beschäftigen und so viel Lohn zu zahlen, um den Arbeitern bei mäßiaer Arbeit ein angenehmes Lebe» zu ge währen. Dahin zielen die Bemerkungen über die Arbeitszeit der Chefs, wrlche angrblich 4 bi« 5 Stunden täglich beträgt und bei etwaiger Mehrleistung durch einen vierwöchigen Aufenthalt an der Riviera ausgeglichen werde, daß die Luft in Weinkneipen allerdings bester sei als in dunstigen Bier- localen, in welchen die Arbeiter verkehren, und waS der gleichen mehr ist. ES ist das alte Lied von der schlechten und gedrückten ?age der Arbeiter und dem sorglosen Dasein ber Coupon abschneider, dem wieder zwei ÄcickStagSsitzungen gewidmet worden sind, ohne daß man der Lösung der socialen Frage dadurch auch nur um Haaresbreite näher gekommen wäre. Die ruhige, besonnene und durchaus sachliche Antwort, welche der HaudelSmiuister v. Berlepsch aus die socialdemokratischcn Phrasen erthcilte, ist gewiß nicht ohne Eindruck aus die Arbeiter geblieben, welche sich die Mübc geben, seine Aus führungen zu lesen. Das ist allerdings ein Punct, welcher sorg- ältige Beachtung verdient. Die Socialdcmokraten sorgen dafür, daß ihre Reden im Reichstag in Arbciterkreisen weite Verbrei tung finden, die Reden Bcdcl'S erscheinen stets in Separatab- drückcn und werden durch eifrige Colporteure in ganzDeulschland verbreitet, aber waS die Vertreter der verbündeten Regie rungen darauf erwidern, gelangt meist in ganz unzureichenden Auszügen zur Kcnntniß der Arbeiter, die Hauptsachen sind darin kaum als solche erwähnt, und die Leser erhalten da durch meist ein ganz schiefes Bild dessen, waS verhandelt worden ist. In Frankreich besteht die Einrichtung, daß Reden von Bedeutung, welche über die Lage Licht zu verbreiten ge eignet sind, in allen Gemeinden öffentlich angeschlagen werden. Ein gleiches Verfahren würde sich auch bei uns mit Reden empfehlen, wie die des Ministers v. Berlepsch. Die social- demokratischen Organe legen natürlich den Nachdruck auf die Reden der Grillenbcrger und Auer, aber die Erwiderungen werden nebensächlich behandelt, und ans diese Weise wird die Wirlung beim Leser erzielt, als sei Alles, WaS sonst gesagt wurde, nicht der Beachtung wertb gewesen. Durch Maucr- anschlag verbreitete Reden von Bedeutung würden in Ardriter- krcisen viel zur Aufklärung beitragen und der Agitation der Socialdcmokraten den Boden entziehen Es ist für die Arbeiter von großen! Interesse, zu erfahren, daß die französischen Delegirtcn zur internationalen Arbeitcr- schutzconserenz in Berlin cS abgelchnt haben, die männlichen Arbeiter Frankreichs in der Ausnutzung ibrcr Arbeitskraft zu beschränken. Es ist ferner wichtig, daß die Arbeiter erfahren, Wie sich die Arbeitszeit in Deutschland ohne aesc gliche Re gelung praktisch gestaltet hat, daß z. B. in der Berliner Groß industrie nur wenig über 9 Stunden gearbeitet wird, daß die Bergarbeiter bei uns nicht länger arbeiten als in England. Herr v. Berlepsch sagte alsdann: ,L)«r Schutz dcS Arbeiters steht für die Socialdemokratie in zweiter Linie, in erster wollen sie auf den Lohn einwirkcn. Die Folge ihre» An trageS auf successive Einführung dcS achtstündigen Minimal arbeitStageS soll die Erhöhung des Lohnes bei Verminderung der Arbeitsleistung sein, ein Ziel, das ick ja auch für durchaus erstrebenSwerth halte. Ick muß aber die entschiedensten Be denken gegen jeden Eingriff der Gesetzgebung in die Lohn- regulirung hegen. ES würde daraus die Verpflichtung er- wachscn, wenn die erwartete Wirkung auSbliebe, wiederum mit der Gesetzgebung rinzugrcisen." Scannt je zuvor ist das tendenziöse und zugleich leere Phrasenthum der Socialdemo- kratcn treffender und anschaulicher charaktcrisirt worden, als durch Herrn von Berlepsch. Herr Bebel habe den Satz ausgestellt, daß die RegirrungSvertreter die Commis der Unternehmer seien, und Herr Grillcnberaer sei bei der Furcht vor dem CapitaliSmuS angclangt. Die Regierungen würden sich aber dadurch nicht die Lust zu dem Versuch btnebrnen lassen, eine Verbesserung deS LooseS der Arbeiter hcrbcizufübren. Es seien Phrasen, wie sic eine Partei brauche, um die Geister agitatorisch unter ihre Herrschaft zu zwingen. Der ganze Lärm wegen Einführung des achtstündigen MaximalarbeitStageS ist rin Act der Agitation, praktisch durchführbar ist die Einrichtung nicht, den» sie würde die freie Bewegung auf dem Gebiete der Industrie hemmen Daß Herr Grillcnbergrr den Maximalarbeitstag den Eck stein des ganzen Arbriterschuhgcsctze« nennt, ist erklär lich, denn ihm ist cs nicht sowohl um den Schutz der Arbeiter, als um die Anbahnung deö socialistischcn Staates zu thun, welcher daS Bcrbäitniß zwischen Capital und Arbeit, zwischen Unternehmer und Arbeiter auszubcbcn bestimmt ist. Die Grenzen zwischen dem staatlichen Schutz der Arbeiter und der Aufrichtung dcS socialistischen Staates sind sehr schwer inne z» halten, durch das Eintreten der Staatsgewalt für die invaliden Arbeiter ist daS Aeußerste geschehen, was sich mit den bestellenden StaatScin richtungen verträgt. Ein Recht auf Arbeit, wie eS durch die Einführung de- MaximalarbeitStageS festgcstcllt werden soll, kann in einem geordneten Staatswesen niemals cingeräumt werden, die Arbeitsgelegenheit kann sich nicht nach der Zahl der Arbeitsuchenden richten, sondern dafür kann immer nur das Bcdürfniß maß gebend sein. Wäre es anders, so würde daS Ge dcihen industrieller Unternehmungen von vornherein in Frage gestellt sein. Die Frage, wie für die Arbeiter ohne Beschäftigung gesorgt werden soll, ist eine offene, sie kann nicht durch Zwang für die Arbeitgeber gelöst werden, solche Leute zu beschäftigen, sondern nur durch menschensrcuntliche Veranstaltungen und Stiftungen, zu denen die Arbeiter selbst den Löwenantbril beitragen müssen. DaS Geld, welches für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wird, ist jedenfalls besser angewendet, als das, waS für sorialdemokratische Agitationen gezahlt wird. Die Neigung, diese zu unterstützen, ist über haupt in der Abnahme begriffen, und wenn die Führer der Socialdemokraten sehen, daß sie mit ihren Anträgen nicht durchdringra, dann werden sie auch bescheidener werden. , Leipzig, 19. April. * Ter „Deutsche Reichsanzeiger" meldet: Ja der RetchStaaSsitzung von, 3. Februar d. I. wurde von einem Mitglied deS Reichstage« die Frag« angeregt, ob es kein Mittel gebe, die Auslieferung d«S zu Leipzig strafrechtlich verfolgten, nach Argentinien geflüchteten und dort bereits ver hastet gewesenen, ober wieder srctgelassenen ehr maligen Bank dirrclor« Adolf Winkel mann herdeizusübren. In Be anlwortana dieser Anfrage wnrbe damals vom Vundesratdslisch au« mltgnhellt. daß da« argentinisch« Gericht den deutscherseits gestellten Außltefeningsantrag abgelehnt Hobe, weil nach Aussasjung »«< Gericht« den Fornivorschrislen de« argrntinüchen Gesetzcs »ich« vollständig rnlwrochcn, I»«brsondcre «in Schriftstück, in welchcm dn» Leipziger Gericht die Auslieferung nachjuche, nicht brigebracht worden sei, daß dieler Auffassung de« argentinischen Gerichts aber nicht wenn inzwischen, obwohl dieselbe deotsckerseltS nicht getheilt werbe, durch nachträgliche Beibringung eine« solchen Schriftstück« Rechnung ge tragen worden und daher zu hoffen sei, daß der AuSlieserungSantrag noch von Erfolg fein werde. , ^ ^ Das bctrcfscnde Schriftstück lst dcr argentinischen Regierung mittelst einer Note de« kaiserliche» Gesandten zu BuenoS-Ayre« vom 23. December v. I«. unter Erneu,ning de« Auslieferungsanttages übermittelt worden. Der argentinische Staat-anwalt, welcher sich zunächst zur Sach« zu äußern hatte, sprach sich unter dem 9. Ja nuar d. I«. für oie abermalige Ablehnung de« Auslieferungs- brgehrens aus. Seine Aeußcrung lautet in Uebersctzung »oie folgt: „Herr Richter! Der vorliegende Antrag enthält das Verlangen einer Wieder aufnahme drsÄuslicferuiigsversahrcns, welches mit dem Urtheilsspruch aus Seite 44 geschloffen worden ist. Es handelt sich um eine Anslieserungssache, die schon abgeurtheilt und entschieden worden ist, die dos Siegel rechtskräftiger Al>- urtheiluug trägt und in Folge dessen ei» neues Unheil oder die Wiederaufnahme des rndgiitig abgeschloffenen Verfahrens nicht recht- ertigen kann. Diese Erwägung würde allein schon genügen, um dem Verlangen Folge zu geben. Es ist aber außerdem zu bemerken, daß seihst, es sich nicht so verhielte, Euer Hochwohlgeboren sich doch nicht in anderem Sinne anssvrechen könnten, weil die Anlage die Ai>- schriit des Haftbefehls ist und nicht des die Stellung des Ans- Ileicrungsgesuchks verfugenden Gerichtsbeschlusses, zweier ganz ver- chiedener Dinge, wie sich auS Seite 64 und dein ersten Absätze der Seite 76 ergiebt. Den 9. Januar 1891. lgez.) JosS A. Viole." Wenn in diesem Gutachten ein die Stellung deS Auslieferungs- gcsuchcs verfügender Gerichtsbeschluß wiederum vermißt wird, so ist dieses nicht verständlich, da eS in dem Eingänge dcS der argen tinischen Regierung miter dem 23. December v. I. mitgetheiltcn ge richtliche» Schriftstücks, ä. ä. Leipzig, den 3. November v. I-, ausdrücklich heißt: „In der gegen den vormaligen Bankdirector Adolf Winkelmann, jetzt in Vuenos-AhreS in der Republik Argentinien aufhältlich, bei bei» Unterzeichnete» königlichen Landgerichte anhängigen Vorunter suchung wird hiermit beschlossen, die Herbeiführung der Auslteserung dcS Angeschuldigten Adolf Winkclmami, jetzt in Buenos-AyreS aushältlich, an zuständiger Stelle nachzusuchen, und e« wird hierinit an den Herrn Federalrtchter der Argentinischen Republik oder an daS sonst zuständige argentinische Gericht da« Ersuchen gerichtet, sich für die Bewilligung erne« dem- gemäß bei der argentinischen Regierung gestellten Antrags aus AuS- Ueferung des genannten Winkelmann aussprechen zu wollen." Der Bnndcsrichter Ugarriza, welcher den AuSlieserungSantrag schon zum erste» Mal abgelehnt hatte, sprach sich unter dem 5. Fvbruar d. I. wiederum für die Ablehnung au«, indem er sich dem Gutachten de« Staat-anwalt- lediglich auschloß. Die Ent scheidung desselben lautet in Uebersetzung wie folgt: „VuenoS-Ayres, den 5. Februar 1891. AuS den von dem Staatsanwalt in seinem vorstehenden Gut achten dargelegte» Erwägungen ist die nachgrsuchte Auslteserung des Adolf Winkelmaun nicht statthaft und ist in Folge dessen dieses Aktenstück dem Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten im Hinblick ans Artikel 659 der Proceßordnuag zurückziistellen. (gez.) AndrSS Ugarriza." Die vollziehende Gewalt der Argentinischen Republik bat die von den bezeichnet«» Justizbehörden vertretene Auffassung nicht getheilt und durch Verfügung vom ll. Februar d. I. einen Staat-anwalt bestellt, um Berufung einzulrgen. Die erwähnte, vom Präsidenten der Republik unter Gegenzeichnung des Minsters der Auswärtige» Angelegenheiten erlassene Verfügung besagt: „Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten. BuenoS-AyreS, den 11. Februar 1891. Ta die von dein Staat-anwalt vertretene, in dein Urtheilsspruch des VundcsrichterS Or. Ugarriza zugclassene Rechtsauffassung nicht angenommen werdcn kann, und da jener Beamte verhindert ist, Schritte zu der Berufung zu thun, welche di« vollziehende Gewalt in diesem Falle einzulegc» für angezeigt hält, wird zum Staats- cmwalt acl hoc der Fiscat-Anwalt Hr. Ldnardo Frrnch ernannt, welchem di« vorliegenden Acten zuzustellrn sind. (gez.) Pellegrint. (gez.) Eduard» Costa." Es ist zu hoffen, daß es dem ernsten Bemühen der argciitinischen Regierung noch gelingen wird, die Angelegenheit zu einer befried!- gcnden Lösung zu bringen, wie solche den beiderseitigen Interessen und der Solidarität, welche alle Länder gemeinen Verbrechern gegen über verbindet, euliprechei, würde. * In Ergänzung der Mittheilungen über eine Biographie der Kaiserin Augusta wird der „Post" geschrieben, daß dem Direktor deS Goetbe- und Schiller-Archivs, Prof, vr. Suphan, mit Genehmigung des Kaiser« vom vreußischrn CultuSministerium der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden ist, eine Biographie der Kaiserin Augusta zu verfassen. Prof. k>r. Suphan hat sich erst nach einacholter Erlaubniß der Frau Großherrogin von Sachsen im Januar d. I. zur Ueber- nahme der Arbeit bereit erklärt. — DaS Werk wird, wie in Weimar verlautet, den Titel führen: „DaS Leben der Kaiserin Augusta, dargcstellt nach den Quellen " * Dir königliche Regierung zu Arnsberg bat folgende Verfügung über die religiöse Erziehung der Kinder aus gemischten Eben erlassen: „Aus Veranlassung eines Speciolsalles machen wir die Herren Kreisschul-Inspektoren darauf aufmerksam, daß da- königliche Kammergericht, in Abweichung von einer früher von demselben befolgten und insbesondere in einem Beschluß vom 2. Januar 1888 ausgedrückten Praxis, durch spätere von ihm gefällte Entscheidungen über die religiöse Erziehung der Mündel die nachstehend an- geführten Rechtsgrundlätze rndgiitig scstgestellt hat: Kinder aus gemischten Ehen sind bis zum vollendeten 14. LebenSjabre grundsätz. lich in der Religion de- Vaters zu unterrichten; nach vollendetem 14. Lebensjahre steht den Kindern unter allen Umständen die selbst- ständig« Entscheidung darüber zu, welchem Religionsbekenntnisse sie angeboren wollen. Von dem Grundsätze, daß eheliche Kinder der Religion de» Vater» zu folgen haben, sind nur zwei Ausnahmen zulässig: 1) Die Eltern können im Wege freier Vereinbarung ent scheiden. in welcher Religion ibrr Sinder rrzogrn werden sollen. Eine solche Vereinbarung ist jedoch nur so lange wirksam, als beide Eltern am Leben sind; andernfalls tritt die Eingang« erwähnte Vestim- mung wieder in Kraft. 2) Diejenigen Kinder, wrlche der Vater während de« ganzen letzten Jahre» vor seinem Tode in der von der seinigen abweichenden Consession des anderen Ehegatten l^t unter- richte» lasten, sollen diesen Unterricht auch noch dem Tode de» Vater« fortgesetzt erhalten Von den vorstehenden Grundsätzen dar auch al-daun nicht adgewichen werden, wenn sich ergeben sollte, daß in Befolgung derselben mehrere Kinder au« derselben Ehe in ver schieden«» Religionen zu erziehen sind." * Dir Fbölnische BolkSzeitung" erkennt indirect die Führe schast de« Abgeordneten von Hvene für die Ce nt rums Partei an, indem sie betont, Gegensätze innerhalb de« CentrumS zn vermitteln, und besonders auf die letzten Ver Handlungen im Abgeordnetenhaus hinwrist. * Die württembergischr Abgeordnetenkammer hat da« CKsrtz. betreffend die VrrwaltnngSreform mit 64 gegen 16 Stimmen angenommen. Vorher war der Artikel, be treffend di« Berücksichtigung der Höchstdrstruerten bei der Feststellung dcS GcmeindeetatS, mit 56 gegen die 23 Stimmen der Demokraten zur Annahme gelangt. » * Die von der Dorpater Stadlverordncten-Bersamm- lung vollzogene Wiederwahl deS bisherigen langjährigen SladtbanptcS vr. Georg von Dettingen und die Wahl dcS Professors vr. Erdmann zuin Stellvertreter deS Stadl- hanptcS von Dorpat ist vom Gouverneur nicht bestätigt worden. Die Stadtverordnctcn-Vrrsammlung wurde ans- gcsordert, Neuwahlen für die beiden Aemter vorzunehmen. * TieErnrnnungWaldeinarv.Däbn'S zumStaatS-- ccrrtair für Finnland ist wenig geeignet, Befriedigung zu erregen. Obgleich von Geburt Finne, ist er von Er ichung und Anschauung vollständig Russe, von dem die Finnen kaum erwarten dürfen, daß sic in ihm bei Hofe einen Beschützer ihrer vaterländischen Einrichtungen haben. Wer an v. Dähn'S Stelle als SlaatSsccretairadlatuS tritt, ist noch unbestimmt, doch werdcn als Candidatcu bisher nur ein- geflrischtc Russe» genannt. Auch sonstige Pcrsonalvcrändrrungcn teken noch bevor, so beim Oekonomiedepartcmcnt deS Senats, owie bei der Leitung dcS TelcgraxbcnwesenS. Wie eS beißt, oll für die nach dein AnSlandc gehenden Drahtmcldungcn eine strenge Ccnsur eingeführt werden. Damit dürfte der Wechsel in der Tclegraphcnleitung in Verbindung stehen. — Nach der letzten Volkszählung weist HclsingsorS, das Militair ungerechnet, rund 29 000 schwedisch und 28 000 innisch Sprechende auf. * In den Kreisen des Wiener hohen Adels wird bestimmt versichert, daß die Großfürstin Olga Feodorowna ich mit Morphiu'iu vergiftet habe. * In letzter Zeit haben sich in Rußland die Stimmen zcmchrt, welche eine Reform des Gemeindebesitzes ordern. Jetzt gehört daS Land der Gemeinde und wird alljährlich nack dem Dreifeldersystem unter den HauSwirlben nach der Zahl der »tännlichcn Einwohner getheilt. Dieser Zustand führt zur völligen Verarmung der Bauern. Tenn nickt allein, daß das auf ein Jahr überwiesene Land der einzelnen zumeist aus mehreren kleinen, oft Kilometer aus einander liegenden Stücken besteht, die große Mehrzahl der Bauern betreibt Raubbau, der Boden ist auSgesögcn oder er liegt »ndearbeitet da. Cs ist in den meisten Fällen nutzlos, aus die Bearbeitung Mübc zu verwende», weil im nächsten Jahre ein Anderer die Früchte dieser Mühen erntet. Der russische Bauer ist als genügsam geschildert worden; daß er so stumpfsinnig ist, verschuldet das Fehlen eines persönlichen Besitzes. Die Reformen gehen nicht so weit, die Einführung persönlichen Besitze« zu fordern; sie verlangen nur, daß daS Land eine Reihe von Jahren — 15 bis 20 — demselben Bauern zustebe, und daß dieses Benutzungsrecht, wen» nicht gewichtige Gründe dagegen sprechen, um die gleiche Zeitdauer verlängert werden kann. Solche Versuche sind im Gouver nement Pensa gemacht worden; sie ergaben überraschende Folgen: der materielle Zustand der Bauern verbessert sich dort von Jahr zu Jahr. * Die rumänische „Vointa Nationale" meldet, eS seien Anzeichen über eine von Agenten Hilrowo'S angezettcltc Bauernbewegung im Ilfover Bezirk vorhanden, weshalb Maßnahmen ergriffen wurden. * Wie von serbischer Seite verlautet, beabsichtige die Regierung, vor der Hand keinerlei ossiciclle Schritte behufs Abreise der Königin Natalie von Belgrad zn unternehmen. Die Hoffnung ans eine gütliche Beilegung der vorhandenen Schwierigkeiten ist noch nicht aufgegedcn. (Wiederholt.) * In der Sitzung der luxemburgischen Deputirten- kammer erklärte, wie schon kurz berichtet, der Berichterstatter Brasseur, sammtlichc Adtheilungen hätten sich für die Annahme des Gesetzentwurfs, dctrAcnd die Bildung eines Majorats auS den luxemburgischen Privatdomaincn, ausgesprochen. Die Bcrathung desselben wurde ans nächsten Dienstag festgesetzt. * Bei dem in Paris stattgesundenc» Banlct der „Alliance frantzaisc" erklärte der cauadische Minister Mrrcier: „Cana'oa erkenne, trotz aller Loyalität gegen England, doch sein wahres Vaterland nur in Frankreich." * AuS Rom wird der „Kreuzzeitung" berichtet: Man ist in den hiesigen maßgebenden Kreisen peinlich davon berührt, daß in der auStvärligen Presse an verschiedenen Stelle» sortgesahren wird, Mißtrauen gegen den Marchese Rudi ni de- zügiich seiner Dreldu»dtrcue zu säen, wiewohl er r« an wieder- holten und bestimmten, solches Mißtrauen beseitigenden Erklärungen nicht fehlen ließ. Wenn neuesten« gegen Rudini auch die angeblich beabsichtigte ReubeseSung de« Votichaslervostens in Parts »lit Vis- conti Venosta auSqespielt wird, so kennzeichnet sich ldie Tendenz dieser Ausstreuung durch die Thatsache, daß von einer Ernennung deS erwähnten greisen Staatsmannes zum Vertreter bet der fran zösischen Republik überhaupt nicht die Rede ist. Sehr angelegen lasse» es sich neuestens wieder die vaticanischrn Blätter sein, gegen die Tripelallianz z» eisern. So bringt der „Offervatore Romano" in seiner neuesten Nummer abermals einen Artikel gegen den Trei- bund, in welchem als Hetzmittel der Hinweis daraus benutzt wird, daß Oesterreich-Ungarn »nd Deutschland Italien in seinem Eonsliete mit den Vereinigte» Staaten im Stiche gelassen hätten. Nichts ist unbegründeter ai« dieser Vorwurf: denn die beiden Mächte hatte» keine Veranlassung, tsich in den italienisch-amerikanischen Streit zu initche». Auch ist eine Vermittlung Deutschlands oder Oesterreich- Ungarns nie angeruscn wordcn, wiewohl schon vor längerer Zeit Andeutungen keinen Zweifel darüber juiassen konnten, das, die Ver bündeten gern bereit gewesen wären, Italien ihre guten Dienste zu widmen, wenn sie i» Anspruch genommen worden wäre». * Nach Berichten auö Rom leidet der Papst derart an Schwäche, daß er alle Audienzen abgesagt hat. * Dem „Daily Chronicle" wird auSRom gemeldet, daß der amerikan ischc Gesa» die, Mr. Porter» einen drei monatigen Urlaub erkalten hat. * DaS portugiesische Ministerium bat wieder einmal seine Entlassung cingercicht. Die Unmöglichkeit, der immer wachsenden Begehrlichkeit Englands, das i» seinen neuesten Vorschlägen die Grenzen de« innerafrikanischcn Gebietes wiederum zu Ungunsten Portugals verschoben bat, mit Erfolg cnlgcgcntrcten zu können, muß jedes Ministerin»! über kurz oder lang zu der Ucbcrzcugung bringen, daß seine Tbätigkcit odnc Zweck ist Selbst die „TimcS" muß ancrkcnncn, daß die jetzigen englischen Forderungen Karl sind, aber sic werden von dem Iingotum des CaplandtS nnk der Südafrikanischen t'äesellschast verfochten und baden daher schon aus die Unterstützung der britischen Regierung zn rechnen. Außer diesen Schwierigkeiten siebt sich da« portugiesische Cabinet aber noch einer wachsenden inner» Unznsricrendeit gegenüber. Die Verhandlungen gegen die Cinpörer in Oporto yaorn gezeigt, daß die Armee vielfach von republikanische»
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