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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-04
- Tag1891-04-30
- Monat1891-04
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1891
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Nr-action und Lrprditio» JohanneSgaffe 8. Sprechstunden drr Urdaclion Borinittogs 10—12 Mir. Nochniittag» 5— 6 Uhr. tzitrtt« Nltit»abe sin»,iantttr Manui-nrte Mrchl sich dir -tedacuva nicht »rrdmduch. Annahme der sür die nächstselzeude Rnmmer drsti!»«ken Julerate an Wochentage» dis 8 lldr RachuiitlagS, a» Dann- und Festtagen früh dis', ,0 Utzr. 3» de» Filialen für 3ns.-^nnahme: Ltt« klemm » Sartim. fAlsrrS Hahn). U»iverfltLtsslraße 1, Laut» Lüsche. Lalharinensir. 14, pari, und König-Platz 7, nur bi« ' Utzr. eMMr.TllMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4>, Mt. in Ali-Letpzig. jncl. BrOeaerlohn 5 Mk.. dirrch die Post bejoaen i> Mk. Eincelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar io Ps. Gebühren skr Extrabeilagen lin Lageblatt-For>nc,t aekalztt ahne PLÜ'^'iSrderung M Mk., Mit Posldcsördanutg 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile ro Pk. Größere Schriften lau» uns. Hrettverzetcha». Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher« Tartf. Nerlamen unter demRedartlonsstrtch dieäaefpalt. Zetle dOPs., norden ga m i l i» u n a chrt cht» a dt« 6grsvaltra« Zell« 40 Pf. Inserat» sind stet« an di« Srprdittan zu send«». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnranumernncla oder durch Post- Nachnahme. 12«. Donnerstag den 30. April 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Finanzgesetze vom 26. März 1390, in Verbindung mit tz. 5 der z.im Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführungsverordnung vom II. Octvber desselben Jahres, ist die StaatSetiikainniriiftener im laufenden Jahre mit dem Rarmal- stcurrsatzr zu erheben. Ter erste Termin ist am 80. April dieses Jahres mit der Hülste des NormalsicucrsayeS fällig. Die Steuerpflichtigen werden deshalb ausgefordert, ihre Steuer- betrüge von genanniem Tage ab dis spätestens drei Wochen nach demselben zu bezahlen. Nach Ablaus dieser Frist tritt gegen die Säumigen da- gesetzliche Beitreibungsversahren ein. Die Zahlstcllru sind: für Alt-Lcipzig im Stadthause, Obstmarkt Nr. 3, Erdgeschoß; für Leipzig ReilVitiy, Letpzig-Anaer-Vrottrndorf, Letpztg- Thonürrg und Letpjtg-Neurcuduttt im Rathhaufe zu Leipzig Reudnitz; für Leipzig Neustadt, Lrtpzig-Reuschöneseld, Leipzig-Volk marsSork »nd Leipzig-LrUerhausen im Rattzhansr zu Lrip;ig-Vo1k«ar»porf; für Letpzig-Entrtysch im Rathhause daselbst; für Leipjig-tOohlis im früheren Gemein-ramte daselbst, für Lripzig-Lindenau, Letpztg-PIagwttz, Leipzig-liUetiizschocher und Lrtpztg-Schlrutztg im Rathhause zu Lcipztg-Piagmttz und für Leipzig-Connewitz und Letpztg-Löstntg im früheren «rmetnpramte zu Leipzig-Lonnewitz. Leipzig, den 27. April 1891. Ter Rath »er Stadt Leipzig. Kr. Georgt.Koch Ausschreibung. ür den Neubau de» ZwaiigS-ArbeitShauseS an der Riebeck- trage zu Leipzig-Thonberg sollen nachstehende Arbeiten im Wege >«r öffentlichen Submission vergeben werden: 1> die Zimmer-, 2) » Steinmetz-. 3) - Jsolir- und Holzcement-, 4) . Eisenconstructioat-, 5) - Klempner- und 6) - Schmicde-Arbeiten. Bewerber können die Anschlagsformulare vom 80. dS. Mon. ab bei Herrn Architekt Max Büscuberg, Stephanstrabe 8, m., gegen Zahlung von 2 M zu 1—4 und 1 .4t zu 5 und 6 entnehmen. Da- elbst liegen auch die Pläne zur Einsichlnahme au«. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Koste«» anfchlag über Zimmer-, Steinmeharbetlen >k. zum Rrudan des ZwaiigS-RrbeitShauscS" bis zum 8. Mat d. I., Nach- mittags 5 Uhr an den Rath der Stadt Leipzig, Nathhau«, 1. Stock, Nuntiatur, pvrtosrei einzureichen. Wir behalten uns die Auswahl unter den Metern, sowie Theilung der Arbeiten und event. die Ablehnung fämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 20. April 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ke. Georgs Lindner. Bekanntmachung. Tie Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 20. bis 26. April d. I. im Argandbrrnner bei 2,5 Milli meter Druck und 150 Litern stündlichen, Eons um daS 18,5fache der Leuchikraft der deutschell Normalkerze vvn 50 Millimeter Flammcnhöhc. Das specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,455. Leipzig, am 27. April 1891. De» Raths Deputation zu den Gasanstalte«. Bekanntmachung. Die Asphaltiruug der Rordftratze non der Packhosstratzr di» zur Nierstratze soll an »inen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, RathhauS. 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au- und können daielbst «ingeschen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 /H, wrlche event. in Briefmarken einzuscnden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Asphalttrnng der Rordstratze" versehen ebendaselbst und zwar bis z»»r 14. Mai isd. I., Nach- mittags 5 Uhr, einzureichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulchnen. Leipzig, den 25. April 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ic. 2005. Kr. Georgs Eichoriu« Bekanntmachung. Tie Asphalttrnng der Tauchaer Straße in Alt-Lkipjig soll an einen Uniernehmcr verdungen werden. Tic Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, Rnlhhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, auS und könne» daselbst eingesche» oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^ welche eventuell in Briefmarken cinzusendc» sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Asphalttrnng drr Tauchaer Ltratze" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. Mai lfd. I«., Nach- mitlag« 5 Uhr, rinzureiche». Ter Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchncn. Leipzig, den 25. April 1891. Ic. 2046. Der Rath Per Stadt Leipzig. Kr. Georgs Lichorius. Bekanntmachung. Tie Pflasterung der Rordstratze von der Packhofftratzr dis an Löhr's Platz soll an einen Unternehmer verdungen werben. Tie Bedingungen für diese Arbeit liegen in unterer Tiefbau Benvaltung, Rotbhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und könne» daielbst ciilgejehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche event. in Briefmarken einzusenden sind entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Rordstratze" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 14. Mai 1891, Nach- mittags 5 Uhr, einzureichen. Ter Rath behalt sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote obzulebne». Leipzig, den 25. April 1891. Der Rath drr Stadt Lrtpztg. Ic. 2005. Kr. Georgs Eichoriu« Gesucht wird der am 8. März >846 in Schweidnitz geborene Aeschirrsührer Karl Frirdrich Ciigrlmaun. welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 18. April 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. <Arn» enamt.) > li. VI, 798 d. Hentschel. Frke. Bekanntmachung. Erbtheilung«halber soll die zun, Nachlaß des vranwetsterS «ndreas Renner weil, in RtePerhühwerSdori gehörige. unmittelbar am Bahnhof Zeulenroda gelegene, gut eingerichtete vranrrri, »eben welcher bisher Schankwirihichaft betrieben worden ist, Fol. 182 de« Grund- und Hvv.-B»chs, ,pol. 191 des Katasters von Mederböhmersdorf, bestehend ans Wohnhaus, Brauhaus, Gabidans, Stall- und Schnobt» gebaute, Hof, Gemüsegarten, Weg »nd Hutung. Flnrb. Nr. 400 ^ mit 6.8,7 nr Fläche und 209,95 Stcuer-Einh., durch da- unter zetchneie Gericht Freitag, den IS. Mai 1801 von Vormittags 11 Uhr ab an Lrt und Stelle in der zur vranerrt gehörigen Rrstanrattou öffentlich versteigert werden. Tie V.rkaufsbedingnngcn liegen in der Gcrichisschrribcrcl aus Hohenleuben, den 28. Avril 189l. FürstiicheS Amtsgericht. Sorgrr. - Ptlz. verkauf des Postgrundstückes in Lad Etster. Das der ReichS-Postverwaltung gehörige, in Bad Elster an der Ecke der Park- und Künigstraß« gelegene Hausgrundstück mit Neben- acbäude, Waaenschnppen und Garten, eingetragen auf Fol. 98 be< Grund- und Hypotbckenbuch« für Eisler, Smt-autheil. Brondkataster Nr. 91. soll am Freitag, den IS. Mat 1801 in Bad Elster an Postamt-steile -- Zimmer des Postmeister« — meistbietend versteigert werden. Die Verkaufsbedingungea können bei dem Kaiserliche» Postamte in Bad Elster eingesehen und von demselben gegen Entrichtung der Schreibgebühren bezogen werden. Der Verkausstermin beginnt Vormittag- 10 Uhr und wird nicht vor 12 Uhr Mittags geschloffen. Nach 12 Uhr Mittag« werden neue Bieter nicht mehr zngelasse». Tie Besichtigung de« Grundstücke- kann auf vorherig« An- Meldung bet dem Postamt« in Bad Elster jederzeit tu den Bor- Mittagsstunden erfolgen. Leipzig, 27. April 189 l. Der Kaiserliche Lter-Poftdtreetor. Walter. Bekanntmachung. Zur Beaufsichtigung de« von der Chemnitzer DkngeraOsuhr- Gkseflschas» zu besorgenden Düngerapsuhrgrschäfte» und des GrubentvcsrnS in hiesiger Stadt soll ein siädttscher veamter mit einem JahrrSgchalt von 8000 am 1. Juli dss. Js. an- gestellt werden. Bewerber wollen ihre Gesuche unter Beifügung kurzen Leben«- lauss und ihrer Zeugnisse bi» 20. Mai PsS. Js. bei unt einrrichcn. Techniker, welche die Baugewerksmeisterprüsung bestanden oder schon eine ähnliche Aufschtlstelle eingenommen haben, werden bevorzugt. Chemnitz, den 25. April 1891. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, Kr., Oberbürgermeister. B. Der Stand der socialdemokratischen Bewegung. Der Einfluß der von dem Congrcß in Halle gefaßten Beschlüsse ist überall erkennbar. Er ist stark bcrvorgetreten bei den Bcralbungcn über daS Arbeitcrschutzgesctz, »nd er zeigt sich in dem Streben, die Gewerkschaften zum Mittel puiict der Bewegung zu machen. DaS Vorgehen der social demokratischen Partei ist systematischer geworben, die Stellung, welche sie zu den Arbeitgebern cinnehnicn, ist schroffer als früher, der Standpunct der Gleichberechtigung wird schärfer betont. Der Achtstunbcn-ArbcitStag, welcher in Paris als nächstes Ziel der Bewegung aufgestellt wurde, spielt bei allen Schritten der Genossen eine Hauptrolle. EoalitionSsreibcit und NormalarbcitStag sind die beiten Scklagworle, durch welche die Socialdeniokratie ihre Herrschaft über die ge sammle Industrie Arbeiterschaft aufzurichtcn bemüht ist. Diese Bestrebungen sollen jetzt eine weitere Ausdehnung durch den Eongreß der deutschen Gewerkschaften erkalten Man will eine Organisation nach englischem Muster schaffe», welche säminllichc Bereinigungen der Gewerkschaften unter eine gemeinsame Lbcrlcitung stellt. Dadurch soll eine Organisation der Streiks erreicht werde», welche die dazu erforderlichen Mittel bereit stellt. Für den gegenwärtigen Streik der Bergarbeiter sind keine Mittel vorhanden, aber man bat ihn dennoch begonnen. Ob die Folge Noih und Elend ist, darauf kommt cS den Urhebern nickt an, der Zweck gilt ihnen schon als erreicht, wenn die Erbitterung wächst und wenn die Leidenschaften erregt werden. Ein Nothstanv in den Kreisen der Bergarbeiter ist nicht vorhanden, cS handelt sich bloS darum, die von den Tclegirlrn gefaßten Beschlüsse auszusübreii. Die Frage, was daran« werden soll, ist gar nicht erörtert worden, der Geist des Widerspruchs und die Neigung, eine Machtprobe zu geben, sind die eigentlichen Beweggründe. Man hat sich in den Kreisen drr Arbeiter dieser Kategorie daran gewöhnt, von .»Zeit zu Zeit den rubigen Verlaus der BerusSthäligkcit zu unterbrechen unt dadurch weitreichende Verwirrung anzurichten. Die »in ruhige» Elemente haben die Oberhand, und daß die» drr Fall, ist die Folge der socialdemokratischen Agitation, welche ihre Wirkung tbut, auch wenn die Führer de» Augendliö zur Tkat nicht für geeignet erachten. Für den Geist, welcher die Führer der Bewegung keilet, ist die Aeußerung des Agitators Siegel, der bekanntlich einst beim Kaiser Audienz hatte, in der Bochumcr Tclegirtenversammluna te zeichnend. Er sa^tc: „Wenn der Streik aum in« Wasser fällt, und ich weiß bestimmt, baß cS geschehen wird, so schadet daS nichts!" Hier ist cs also mit Händen zu greifen, daß cs den Führern lediglich um die Agitation und um die daran« sich ergebenden Schwierigkeiten für weite Kreise zu tbun ist Ob die armen Bergleute darüber zu Grunde gehen ist gleickgiltig, wknn nur die Hechenbesitzer und die an Koblenverbrauch angewiesene» Betriebe datnrch Schaben er leiten, wen» cS übctbaupi weithin fühlbar wird, daß ein Streik der Kohlenbergwerk Arbeiter eine ernste Sacke ist Glücklicherweise sind wir aber noch nickt auf dem Punclc angclangt, daß die Arbeitgeber genölbigt sind, sich den Forderungen der socialdemokratischen Führer widerstandslos zu »interwenen, sie sind vielmehr genölbigt, vo» der Mack über welche sic gcbickc», Gebrauch zu macken Einmal waren sie gewarnt durch die Ersahrunge» de» Streik« vor zwei Jahren unt haben deshalb Vorsichtsmaßregeln getroffen, dann aber sind sie auch auf gemeinsame Schritte der Abwehr an- ewiesen, welche sie jetzt in Vollzug setzen werden. Drr Bor land de« Vereins für die bergbaulichen Interessen hat di« ZereinSzcchen ersucht, bis auf Weitere« überhaupt keinen Arbeiter in die Belegschaft auszunehmcn, welcher wegen Bruchs des Arbeitsvertrages aus einer anderen Belegschaft auS- rschieden ist. Die Annahme von Arbeitern, welche unter ZertraaSbrnch feiern, auf einer andern Arbeitsstelle soll auS- eschlvfsen sein. Dazu kommt, daß die Vertragsbrüchige» Streikenden ihrer Ansprüche auf die KnappschaftScasscn ver lustig gehen, wenn sie nicht innerhalb der ihnen gestellten Frist zur Arbeit zurückkchren. Hier ist also einmal der Fall Praktisch vor Augen gestellt, welcher cintrill, wenn die Arbeitgeber zusammcnhalte». Die ruudloS streikenden Arbeiter, welche daS CoaiitionSrccht unter Zruch des Arbeit-Vertrages auSübcn, verlieren die Arbeits gelegenheit und sind mit ihren Familien dem Elend Preis cgeben. Und man kann nicht mit einem Schein von Recht ehaupten, daß ihnen Unrecht geschieht, denn sie sind rrcht- feitig vor den Folgen ihrer Handlungsweise gewarnt. Und rennoch ist ein großer Theil drr Streikenden ohne Schuld an den Folgen der Arbeitseinstellung, weil sie lediglich unter dem Druck von Beschlüssen bandeln, auf welche sie keinen Einfluß »aben, die sie aber erfüllen aus Furcht vor Gewaltmaßrearln der Socialdemokratie. Ta- ist cS, waS die Genossen uinrr EoalitionSfrrihcit verstehen, sie verlangen blinden Gr storsan, wenn gemeinsame Schritte gegen die Arbeit aeber auSgesührt werden sollen, gleichviel ob dadurch den Gehorchenden Nachtheile erwachsen oder nicht. Andererseits verlangen sie, daß die Arbeitgeber sich den Streikende» unterwerfen, ohne da« natürliche Mittel der Coalition mit ihren Genossen anzuwcnden. Wer sckwarre Listen führt und die Ausschließung socialdemokratischcr Arbeiter von der Arbei' mit Gesinnungsgenossen vereinbart, soll bestraft wer den. Man weiß nicht, ob man die Dreistigkeit oder die Tborhcit solchen Verlangens schärfer zurückwciscn soll. Der artige Sachen bringt man überhaupt nur an maßgebender Stelle zur Sprache, wenn man einen Rückbalt an der offen; chen Meinung hat, wenn also die socialistischen Lehren bereu, die Mehrheit für sich haben. D e Reichslag-verbandiungkn über daS Arbeiterschutzgesetz waren in dieser Beziehung fror lehrreich, sie gaben Hrugniß dave >, bi- zu welchem Grade de« UrbermntoS die Social- drno krateu bereit- fortgeschritten sind. Aber dieser lieber muH- hat auch die gebührende Zurückweisung erhalten» die A>»räge der Auer und Genvssen sind stet- abgewiesen w.kven, wenn auch die BermittelungSanträgc de- Abge> ordneten Gutsieisch weit genug geben, thcilwcise sogar Be denken erregen müssen. Immcrbin Halen vie Arbeit geber auch obne besondere gesetzliche Handhaben, welche da- Strafgesetz nicht gewährt, Mittel und Wege in Händen, um der immer mehr um sich greifende» Be wrgung Schranken zu setzen. Es komnil nur darauf an, daß die Arbeitgeber zusammcnbaUcn gegenüber den zu weitgehenden Ailfprüchen socialdemokratischcr Agitatoren, um daS Verhältniß wieder bcrznstcllcn, wie cö zwischen Arbeit geber und Arbeiter zum Woblc beiter Parteien beschaffen >ein muß. Der Streik als Agilalivnsmiltei ist unbedingt ver werstich, er ist nur berechtigt, wenn ein offenbares Miß verhältniß zwischen Leistung auf Seilen der Arbeiter und Gegenlciltung auf Seiten des Arbeitgeber« bcstcdl. Die Forderung dcS Arbeiter« nach einem angemessenen Lohn ist völlig-berechtigt, und die öffentliche Mcinting hat oft genug ibrc Stimme für die Streikenden erhoben. Heute liegt das Verhältniß aber uingekchrt, man ist darüber in den Kreisen aller unbefangen Urtbcilcndcn einig, daß die meiste» Streiks der neikdstcn Zeit nicht einem vorhandene» Notbstande cnl- sprangen, sondern lediglich Agitation oder dem Ucbermulbc von Arbeitern, die mcbr verdienen wolle», al« ihnen nach Lage der Verballnissc ziikoinml. Der Ausgang der gegenwärtigen Streikbewegung der Bergarbeiter wird wcsenliich zur Klärnng der Verhältnisse beitrage», er wird den Sociaidcmokralcn zeigen, welche Grenze» ihren Bestrebungen gezogen sind. * Leipzig, 30. * Wie aus Berlin gemeldet wird, soll der Kaiser deni StaatSminislcr v. Bötticher den dringenden Wunsch zu er kennen gegeben haben, daß derselbe »och reckt lange im Amte bleibe, da seine Kraft unter gegenwärtigen Umständen schwer ersetzbar sei. * Mit Bezug ans eine mebrsack erwähnte anti - öster reichische Schinäkschrist „Der Untergang Scstcrrcichs" wird daraus ausnierksain gemacht, da« dieses Machwerk gar nicht neuen Datums ist, sonder» schon vor Wochen im Ver lage einer Dresdener Buchbandluiig (Glößi erschienen ist Ein Exemplar dieses überhaupt »ur wenigen zu Gesichte gekommenen Pamphlet- trägt lwie die »Berliner Politischen Nachrichten" sckreibenl die Bezeichnung „Zweite Auf läge". Man ersieht hieraus, welche Bewandtniß cS damit bat, wenn sich vor einigen Tage» ei» italienisches Blatt, die „Tribuna", und nach ihm das „Wiener Tageblatt" aus telegraphischem Wege a»S Berlin da» Erscheinen dieser Flug sckrift und ihren Inbalt »litlhcile» ließe». Obne dieses aus SensationSmackerei berechnete Manöver wäre daS Machwerk wohl schwerlich der Vcrbvrgcnbcil, in der cS bis dabi» geblieben, entrissen worden. Hätte» die Blätter, die sich mit dem Pamphlet beschäftigten, dasselbe zur Hand gehabt, so würden sic wabrgenommcn haben, daß cS sich gar nicht ver lohnte, demselben die Ehre der Zurückweisung zu Theil werden zu lassen. * Bon durchaus zuständiger Seile wird der „Schlesischen Zeitung" mitgelbeilt, daß der Lbcrpräsikent von Schlesien, von Scvdcwiy, die Absicht, sich ans dem Staatsdienste zurükkziebcil z» wollen, nicht kiindgegeben bat. * Ucker ei» angeblich soeben von der Breslauer Regierung erlassene« Verbot der Zulassung jüdischer Arbeiter a»S Russisch-Pole», da diese in der Regel nicht in der Absicht ciiiivantcrle», Arbeit in laiitwirtbschasl lichen und industriellen Betriebe» z» suchen, wird uns von unserem -k-Bericbterstcitler geschrieben, daß ei» solches nicht ergangen ist. Nur bat der Breslauer RegicrnngSpräsidcnt in seinem Erlasse aus dem Monat Februar — nicht „Soeben — die Bcbördcn zur genauen Pliis»,»a angewiesen, ob die als Arbeiter ciiiwa»derndki> jüdstchcii Polen zu lantwirth schastiicher oder industrieller Arbeit berübcrkoiiimc». * Au« Stuttgart, 25. April, wird aemclrel: Za« Eingang drr heutigen Sitzung der Kammer der Ab geordneten ergriff Präsident ». Hohl da« Wort, um dem dahin« geschtedeuen Grafen Moltk» warme Worte de« Nachrufe» zu weihen, und am Schluß her Sitzung ersuchte er daS hohe Hau« um di« Er mächtigung. Ihren Maiestaten dem König und der Königin wegen de» Ableben« de» Großsitrsten Nikolaus von Rußland, eine« Bruder« drr Königin, da» Beileid der Kammer au«»udrücken. Auf der Tages- ordnung staub die Fortsetzung der Beratdung über dt« Frag« der Einführung einer ergänzenden Prrfonaletnkommensteuer. Die Abgg. Klau«, Wendler, v. SLrichShanfeu, Leemann, Haug und v. Göz traten dafür ein, den Antrag Göz auf Einführung dieser Steuer der Regierung zur Berücksichtigung zu rmpsehlen. Weniaer eilig mit Ein- füdrung derselben, obwohl auch fl« der Ansicht sind, daßsie kommen tverde und müsse, hatten e« die Abga. Spieß, Egger, E. v. Lw. Ebner, Elockmayer und Haußmann (Balingen). Aus dem letzteren Standpunct stand auch die Majorität der Kammer, indem sie sich (mit 41 gegen »5 Stimmen) damit begnügte, di« ganze Angelegenheit der Regierung nur zur Erwägung mitzutheilen. Bon Interesse waren di, Aus- sührungen de« Minister« de« Innern, v. Schinid, über die Höhe der Gemeindesteuern. Wäbrend im Jahre 1889 der Amt»- und Ge- meindeschaben de« Lande« sich noch auf 12',', Millionen Mark de- ztffcrte, ist er schon 1890 91 aus mehr als 16 Millionen gestiegen und die Zahl der Gemeinden, die keinen Gcmeindrschaden batten, ist in den letzten 3 Jahren von 300 auf 128 gesunken. 371 Gemeinden erheben 25—100 Procent der Staat«sieuer und 1412 Gemeinden lOO—790 Proc. derselben al« Gemeindesteuern. Die Erweiterung der Geineindebesteuerung sei daher eine Nolhwrndigkeit. An eine Gcneralresorm unsere« Steuersystem« sei nicht zu denken, sondern es könne sich nur um «ine ergänzende Einkommensteuer handeln; von einem Aufgeben unserer Ertragsregister sei nicht die Rede. Durch Niedrrfedung einer ministeriellen Commission soll« die Steuerfrage eingehend untersucht werden. I» diesem Sinne empfahl man die von Göz beantragte Aufhebung der Beschränkung der Communal- destrueruug der Regierung zur Berücksichtigung. . * . * Im österreichischen Abgeordlietenhause legte die Re- aicrung am DienStaa einen Gesetzentwurf vor, »ach welchem für bewegliches Nachlaßvermöge» von Ausländern keine Gebühren zu entrichten sind, fall« die Gegenseitigkeit von dem betreffenden Staate gesichert ist. Der Finanzminister zeigte an, daß das provisorische Budget die Sanction erhalten dabe. Fürst Liechtenstein und Genossen beantragten eine Aenderung des GewcrbcgrsctzcS. — Zwischen den Abgeordneten Bloch und Schneider kam eS am Dienstag z» einer sehr-er regten Scene wegen gegenseitiger beleidigender Acußcrungen, welche den Präsidenten Smolka vrranlaßten, dem Abgeord neten Bloch den Ordnungsruf zu ertheilen und das Wort zu entziehen. * Im ö st erreich! scheu BudartauSschuß de-Abgeordneten hauses wurde anläßlich drr Beratbnng eines Antrages Trojan, betreffend eine staatliche Beihilfe für die durch die Ueberschwcmiinttig >» Böhmen Geschädigten, beschlossen, die Regierung aufzusord>'rn, »ach Anstellung der erforderlichen Erhebungen die enrsprcchenden Ercdttc behufs Linderung der Nothlagc zu beanspruchen. * Die „Agence Balcanique" erklärt die von verschiedenen Blättern verbreiteten Gerüchte für unbedingt erfunden, daß die bulgarische Regierung bei der Pforte Schrille bcbufS Anerkennung de« Prinzen Ferdinand zu tbun beabsichtige und, fall« dieselben ohne Erfolg bleiben sollten, die Unabhängigkeit Bulgarien« proclamircn würde. Die „Agence Balcanique" ist ermächtigt, zu versichern, daß man vielleicht nirgend», am allerwenigsten aber in hiesigen RegierungSkeisen, an irgend welche Schritte betreffs Anerkennung de« Prinzen oder Pro- clamirung der Unabhängigkeit denke. Ebenso unrichtig seien auch die Meldungen von angeblichen Truppenbewegungen gegen die serbische Grenze. * Nach einer Meldung des „Reulcrschcn Bureau«" au« Peking vom 27. diese« weigert sich die chinesische Re gierung, den zum Gesandte» der Vereinigten Staate» für Ebina ernannten Senator Blair anzunchmc», weil derselbe im Senat wikcrholt heftige Reden gegen die Ehinescn ge halten habe. * Einer Meldung deS „Rcutcrschcn BureanS" auS Sintla zufolge bade» sich der Regent von Manipur, sowie der Iubrai und der Scnapulli in die Berge geslüchict. Wie verlautet, würde» dle Einwobncr der Stadt Manipur den Engländern durchaus keinen Widerstand entgegensetzen. * Die Revision, so wird an» Brüssel gemeldet, macht in dem Ausschüsse, der mit der einschneidenden Verfassungs änderung betraut ist, Forlschriltc. Nachdem inan sich im Principe geeinigt batte, war vorauSzusebe», daß über die Einzelheiten der vorzunchmenden Aenderung größere Differenzen nicht mehr geltend grinacht würden. So »abm die statt- gesuntene Besprechung über daS künftige Wablvcrfabrcii für den Senat einen ruhigen Verlaus. Die Mitglieder erklärten sich ohne Weitere« mit den gemachten Vorschlägen im Allgemeine» einverstanden. In äbnlich ruhiger Weise wird man sich über die meisten noch zur Discussion kommenden Punclc ebenfalls verständigen. Für weitere Kreise, namentlich des Auslandes, bieten diese EommissionSverhandlungc» ei» nur geringes Interesse. Die Abmachungen sind mir vorläufige, welche in keiner Weise der Behandlung drr Frage in der spätere» con- stituircnten Versammlung vergreisen können. * Das „Reutersche Bureau" nicktet aus Melbourne: Der ehemalige König von Samoa, Tainascsc, ist gestorben. Tamasese war im Iabrc >887 an Stelle des von Deutschland abgcscyten Königs Malieloa zuiii König von Samoa eingesetzt worden. Gegen ibn aber crdob sich schon im folgende» Iabre der Häuptling Malaafa, den die Amerikaner untcrstiitztcn. Es kam zum Kanipse, i» welchem der damals viclgenannlc Anicrikancr Klein eine höchst u» würdige Rolle spielte und dir von den deutschen Kriegsschiffen „Olga", „Adler" »nd „Eber" gelandeten Truppen schwere Verluste erlitten. Die Samoa-Eonferc»;, die im April >889 in Berlin zusammrntral, setzte Malictoa wieder zum Könige ein. der dann auch Ente desselben Jahre» al« solcher a»S acriiscn und von Deutschland, England und den Vereinigten Staate» aiicrkannt wurde. Die Eifersüchtelei zwischcnMalictoa, Malaafa und Tamascs« bat indcß bisher fortgerauert. Marine. * Berlin, 28. April. S. M Kanonenboot „Hyäne", Eommantant Eapitai» Lieutenant Plachke, ist am 27. April c. in Sierra Leone eingetroffen »nd beabsichtig», am 7 Mai c. nach Kamerun wieder in Sec zu gebe» — S M Fahrzeug „Loreley", Eoniiiiandant Eapiiain Lie»Ik»aiii Graf v. Mrlikc I, ist am 27 April o i» Sura cingclrrffe» und beabsichtigt, am 28. April v. nach Alexandria wieder in See I i» Sch«».
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