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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-02
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1891
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Grsch Ml eint täglich üh 6'/, Uhr. Nedartioa und Lrprdition JohanoeSgass« 8. Sprechstunden drr Kedsclion Bormittag- 10—12 Ulir. Nachmittags 5— 6 Uhr. UNr tt» Illtckß,»« etNsxIanttcr Manuscrirtk macht sich di« vied-cn»» mcht »«rdmdlich. Annahme der für die nächftsolgende Nummer defttuimte» Inserate an LSochentagc» bis 3 Nhr RachmittagS, an Sonn- ,,»V Festtage» früh bis' .0 ll hr. 3n drn Filialen für 2us.-Ännahmr: Ltta Klcmm'S Sortim. (Alfred Hahn)» Universitätsstraße 1, LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und KönigSplatz?, nnr bis ',,3 Uhr. ripMkr. TaMaü Anzeiger. Lrgail fiir Politik, Localgeschichte, tzandels^Geschäftsverkehr. 122. Sonnabend den 2. Mai 1891. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. In Alt-Leivzig, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch Li« Post bezogen 6 Mk. Einzeln« Arn. A) Pß. Äelegcremplnr 10 Pf. Gebühren für Extrabetlag»« iin Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbcsürderung «0 ML, mit Postbefördernag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Grünere Schriften laut uns. Preisverze Tabellarischer u.Zissernsatz nach höher» Krrlamen unter dem Redactionsstrlch die 4a Zeile 50Ps., vor den Familteuuais die 6 gespaltene Zeile 40 P Inserate sind stets an die chzDeditt«» »» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeniuvsranäo oder dnöch Post» Nachnahme. 85. Jahrgang. »cd richte» :»iti«N » Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpcdition ist morgen Sonntag, den 3. Mai, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxp6l1lt!oi» Ü68 l,6!l)/.i^6L '1'NxeI)1.TtLL8. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. i der Räume bleibt die gro. iontag, den 4. Mat d. I. Wegen Reinigung der Räume bleibt die große RaihSstube Ms " geschlossen. Leipzig, den 28. April 1891. Ter Rath der Stadt vr. Georgi. rößel. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Zvllucrstraftc mit Schlackengußsteinen soll an einen Nntemekmcr verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Berwaltung, RaihhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14 an- und können daselbst tingeseben oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 ^ welche event. in Briefmarken emzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Zöllncrftratze" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. Mai lfd. IS. Nach- mittags 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- ' hnen. Leipzig, den 29. April 189l. Tcs Raths der Stadt Leipzig Io. 2096. Liraftcnbau-Tepntation. zule^n Bekanntmachung. Die Pflasterung der nördlichen Fahrstraße des Blücherplatzes mit Schlackengußsieinen soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeit liegen in unierer Tiefbau- Verwaltung, RaihhauS 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, ans und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche event. in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der nördlichen Fahrbahn des BtücherplatzcS" versehen, ebendaselbst, und zwar bis zum 14. Mai lsd. IS. Nach- mittags 5 Uhr etnzuretchen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote ab- hnen. Leipzig, den 29. April 189 l. Des RatheS der Stadt Leipzig 7«. 2096. zulehn Bekanntmachung. Die Pflasterung der Moritzstratzc von der Ziinmerftrastc bis zur Rudolistraftc niit Lchlackcnguftsteinen soll an einen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, Rathhau-, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingeschrn oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 welche eventuell in Briefmarken einzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Moritzstratzc" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. Mai lfdn. Js., Nach mittags 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzu- lehnen. Leipzig, den 29. April 1891. Des Raths der Stadt Leipzig Ic. 2096. Straftrnbandcputation. Bekanntmachung. Zur Beaufsichtigung des von der Chemnitzer Tüngerabfuhr- ttesellschaft zu besorgenden TiingcrabfnhrgeschästrS und des Clrubcnwesena in hiesiger Stadt soll ein städtischer Beamter mit einem JahrcSgehalt von 3000 am 1. Juli dsS. Js. an- gestellt werden. Bewerber wollen ihre Gesuche unter Beifügung kurzen Lebens laufs und ihrer Zeugnisse bis 20. Mat dsS. I«. bei uns einreichen. Techniker, welche die Baugcwcrksmcistcrprüsung bestanden oder schon «ine ähnliche Aufscherstclle eingenommen haben, werden bevorzugt. Chemnitz, den 25. April 1891. Ter Rath der Stadt Chemnitz. . Andrö, Or., Oberbürgermeister. B. In Gemäßheit des 8- 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasscrkunst vom V. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klcmpnermeistcr Herr Heinrich Anton Sranncwi», Leipzig.Kleinzschocher, Schulstraße Nr. 1, zur Uebernahmc solcher Arbeiten bei uns sich angemeldct und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen »achgewicjen hat. Leipzig, den 30. April 189l. Ter Rath der Stadt Leipzig. i. W> X. 2632. I)r. Georgi. Lolfram. In Gemäßheit des 8- 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasscrkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Karl Altcnbnrg, Leipzig-Gohlis, Leipziger Straße Nr. 9, zur Uebernahmc solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgcwiescn hat. Leipzig, den 30. April 1891. Ter Rath drr Stadt Leipzig. X. 2631. Vr. Georgi. Wolfram. Steckbrief. Gegen den am 21. November 1862 in Leipzig geborenen Cigarren- und Musikalienhändler iSdnard Kurt Brau», Inhaber der jetzt bankerotten Firma: Lorenz L Ullrich, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Vergehens nach 8- 184 des Rcichsstraf» gesetzbuchs verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Bints- gcrichtS^Ärsängniß abzuiiesern, auch von der Verhaftung Nachricht anher gelangen zu lasse». Leivzig, den 30. Avril 1891. Tcr Uutersuchuugsrichtcr bei de», Königlichen Landgerichte daselbst. L.-G.-Rctth Tobias. Bekanntmachung. , ,z Das Unterzeichnete Polizeiamt will nicht unterlassen, daraus Hinzuweiseu, daß nach 88- ^ des Gesetzes über das Vereins- und Bersammlungsrecht vom 32. November 18o0 die rv ^ öffentlicher Auf- und Umzüge oder Versammlungen auf ,,. 3. ^nden Plätzen, welche ohnehin stets der behördlichen Genehmigung bedarf, insbesondere für den 3. Mai hiermit ausdrücklich verboten wird. ... m..L»iüa- aevlant Es kann daher, falls etwa für diesen Tag von irgendwelchen Perenttgungen Ä I st 8 ^ worden sein sollten, nicht geduldet werden, daß die Theilnehmer an einem solchen Auvsluge »n g , n " Mage und i» demonstrativer Wch-, m° °m» unter Tr-zm, rether F-Hueu °»s .«->«»""»" - dit-lühcheu ..Mu-iei^ die «.»eebeuMm..,^. nene Haltung bewahren und sich den Anordnungen der Anfsichtsorgane wllllg suM we , noch ausdrücklich darauf aufmerksam, daß die Schnymaunschast ermächtigt ist, im «alle sie Ich irrwarten thätlichen Angriffen ansgcsetzt sehen sollte, von der Dienstwasfe Gebrauch zu - ferner im Falle irgend welcher Ruhestörungen die für den Nachmittag und Abend geplanten Versäum g und Festlichkeiten jedenfalls sofort verboten werden würden. ^ ^ Leipzig, am 29. April 1891. Das Polizeiamt der Stadt -eipzrg. In Stellvertretung vr. Schmid. v. L. 2000. M. Bekanntmachung. Der In unserem städtischen Krankenhaus« verstorbene Lehrer Herr Adolf Julius Bruno Hctliig auS Osterfeld bei Weißenfels hat der Stadt Leipzig seine reichhaltige Sammlung prähistorischer Alter- thümer letztwillig vermacht. Wir bringen dies mit dem AuSdrucke unseres herzliche» DankeS für den Entschlafenen hiermit zur öffentlichen Kenntnitz und bemerken dabei, daß die Sammlung seinem Wunsche zufolge dem Museum sür Völkerkunde unter dem Namen „Hctnig sche Sammlung" zur Aufstellung überwiesen worden ist. Leivzig, den 29. April 1891. I» Tcr Rath der Stadt Leipzig. 464 vr. Georgi. Größe!. Die „Maifeier." Der Arbeiterfeiertab, welcher vom Pariser Socialisten- Congreß für den 1. Mai festgesetzt worben ist, um an diesem Tage Kundgebungen für bcn achtstündigen Normal-Arbeitstag zu veranstalten, ist im vorigen Jabre ruhig vorübergcgangcn, ohne daß die befürchteten Ruhestörungen cingetretcn wären. In diesem Jahre werden in Deutschland derartige Befürch tungen überhaupt nicht gehegt, und wo Umzüge angekündigt waren, sür den 3. Mai sind sic verboten worden. Die Feier soll auS dem Nahmen einer Privat - Angelegenheit nicht heraustreten, im Uebrigcn mögen die Socialdcmo- traten den Tag so festlich begehen, wie sie wollen. Da sich weder die Arbeitgeber noch die Behörden durch Drohungen einschüchtern lassen, so kann von einer Ge fahr der Maifeier für Ruhe und Ordnung in Deutschland nicht die Rede sein. Anders liegt die Sache in Frankreich. Dort ist die Neigung der Socialisten, zu Thaten überzugehen, stärker, und eine weitere Steigerung der Gefahr sind die anarchistischen Bestrebungen, welche jede Gelegenheit, den Um sturz des Bestehenden herbeizufllhren, begierig ergreifen. Die Aufforderung an die Soldaten, am 1. Mai zu meutern, ist von der Regierung sehr ernst genommen worden, und sie hat alle Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um etwaigen Ruhestörungen energisch entgegen zu treten. ES ist deshalb kaum zu er warten, daß die geplanten Kundgebungen, um eine Ber- mindcrung der Arbeitszeit und die Festsetzung eines Minimal- lohneS zu erreichen, die gesetzlich gezogenen Schranken über schreiten werden. Tie Rede, welche Floguct beim JahreSbankct der Syn- dicatSkammer hielt, scheint nach den vorliegenden tele graphischen Andeutungen den herrschenden Anschauungen treffenden Ausdruck gegeben zu haben. Als die beiden Haupt gedanken der Rede werden erwähnt, daß die Republik niemals mit der Gewalt unterhandeln könne, und daß als bestes Er- gcbniß des SocialiSmuS eine Politik zu begrüßen wäre, welche alle Bürger vereinige. Ter erste Satz bedarf keiner näheren Erklärung, er ist an sich klar, dagegen ist die Umwandlung des SocialiSmuS in eine alle Bürger vereinigende Politik nicht ohne nähere Begründung zu verstehen. So viel ist sicher, daß Floquct nicht die Einigung auf socialistischer und kom munistischer Grundlage meint, sondern einen Zustand, welcher den berechtigten Wünschen der Arbeiter, der Nothleidenden und Hilfsbedürftigen Erfüllung bringt. Ein solcher Zustand wird von allen den Staaten angestrebt, welche den gesetzlichen Schutz der Arbeiter gegen die Folgen von Krankheit, Unfällen und Arbeitsunfähigkeit, sowie gegen gewissenlose Ausbeutung der Arbeitskraft gewähren wollen. Zu diesen Staaten gehört auch Frankreich, welches sogar schon ein Invalidität-- und Alteröversorgungsgeseh nach deutschem Muster vorbereitet. Es ist für die monarchischen Staaten von Werth, daß die Socialisten den republikanischen Staaten in der gleichen Weise feindlich gcgeniiberstehcn, eö führt ebenso wenig eine Brücke zum sociallstischcn Staat von der Monarchie wie von der Republik. Beide sind nach socialistischer Lehre Classen- staaten, und diese Form des Staates ist cS, welche der SocialiSmuS bekämpft. Alles Bestehende ist der Verbesserung fähig und bedürftig und der Staat, wie er sich historisch entwickelt hat, folgt nur dem Selbsterhaltungstrieb, wenn er sich den veränderten wirthschaftlichen Verhältnissen anpaßt und den Industrie- Arbeitern den Schutz gewährt, besten sie bedürfen, um ihre Existenz sicher zu stellen. Der große Jrrthum der Socia- listcn beruht darin, daß sie da« Berhältniß umkehren wollen, daß sie die Arbeiter nicht in der Geltendmachung von Neckten bestärken, sondern sie zu Gebietern macken wollen. Der Arbeitgeber als der Vertreter einer bestimmten Classe, der sogenannten Bourgeoisie, mit welcher Bezeichnung zugleich der Capitalist gemeint ist, wird als der Feind daraestcllt, ihm soll da« Leben nicht nur erschwert werden, er soll seinen Platz überhaupt räumen. Wer tritt aber an seine Stelle? Diese Frage beantwortet der Socialist mit dem Worte: die .Gesellschaft". Da nun aber alle Menschen Glieder der menschlichen Gesellschaft sind, so sind die Arbeiter nach socialistischer Austastung.zugleich Arbeitgeber, nicht die cinlelnen Personen, aber d.e GesammtheU. welche da« Interesse aller Glieder der Gesellschaft bester wahrzunebmrn im Stande sei, als die Vertreter dcS Capital,SmuS. Diese vollständige Gleichheit aller Mmsch-n. d,e zugle>ch aae Menschen zu Arbeitern macht, ist sehr schön m der Throne, aber nicht ,n der Praxi«, denn °b«k B^lende..und Ge- horchende geht c« in keinem menschlichen verl>Sl n ß ab. Darauf hat der Socialist auch eine Antwort. Er sagt, daß die Organisation der Arbeit nach einer von der Gesammthe.t vereinbarten Stufenleiter geschieht, so daß an die Stelle der Arbeitgeber socialistische Beamte oder Beauftragte treten, tue etwa au« freier Wahl der d,e Societat bildenden Per- ,'onen hervorgehen. Das sind Vorstellungen.^ welche aus Verwirklichung niemals Anspruch erheben können, denn die Ausführung würde dinen idealen Zustand vorauSsctzen, drr nicht besteht und nach der Natur der menschlichen Ver- HSltniffc niemals in« Leben treten kann. ^ ^ Die bewegende Kraft im menschlichen Dasein ist und Wird stets sein das Streben »ach Verbesserung der materiellen Lage und bei vornehmer ansteleaten Naturen nach einer Stellung welche dem persönlichen Ehrgeiz Befriedigung gewährt. Die Gleichstellung aller Menschen, die Aufhebung aller Unter schiede, wie sie natürliche Anlage und ihre Verwendung be dingen, würde Stillstand, Stockung und damit Vernichtung berbcifübren. Nur da« freie Spiel der Kräfte kann einen für alle Theile wünschenSwerthen Zustand schaffen und des halb sind alle diejenigen Reformen mit Zustimmung zu be grüßen, welche die der freien Bethätigung der menschlichen Kräfte entgcgcnstehenden Hindernisse beseitigen. Wa« der socialistischen Bewegung fehlt, um sie lebens fähig zu machen, ist die unbefangene Bcurtbeilung der mensch lichen Entwickelung Diese Bewegung gebt von dem Grund gedanken der völligen Gleichheit aller Menschen auS, und dieser Gedanke ist grundfalsch. Schon eine Heerde von Schafen und Ziegen oder gar von Rindvieh ist schwer zu leiten, wo doch die Anlage der einzelnen Thiere nur geringe Unterschiede ^eigt, bei Pferden ist die Leitung einer großen Anzahl Thiere ön nicht mehr durchzufübren, weil der Trieb nach Freiheit bei den einzelnen Thieren zu groß, die Individualität zu stark entwickelt ist. Nun aber beim Menschen, dessen geistige Fähig keiten ihn in den Stand gesetzt haben, sein Schicksal bis zu einem gewissen Grade selbst zu bestimmen. Die Menschen babcn sich aus dem Urzustände dahin aufgeschwungen, Staaten zu gründen, die Bedingungen zu vereinbaren, unter welchen viele Menschen zusammen wohnen und gemeinsame Ziele verfolgen können. Und nach einer Entwickelung von mehreren tausend Jahren sollten wir dabei angelangt sein, daß eine kleine Zahl von Personen die gesammte Menschheit in eine große Kabrikgenofsenschaft umwandeln will, welcher der achtstündige Arbeitstag, später der sechsstündige und endlich vielleicht der zweistündige als daS Ziel aller 'mensch lichen Thätigkeit erscheint? Wenn die Führer der Socialisten sich die Mühe geben wollen, über das nachzudenken, wa« sie ihren Anhängern als Paradies anpreiscn, so müssen sie zu der Ucberzeugung kommen, daß sie einem Gebilde der Ein bildungskraft nachjagen. * Leipzig, 2. Min. *TaS Neisep ro gramm des Kaisers für die Nhein- sahrt ist nun gegeben. Es ist durch den Tod des Feld marschalls Grafen Moltke in keiner Weise gegenüber den ur sprünglichen Anordnungen verändert worden. Der Kaiser verlaßt darnach in seinem Sonderzuge die Station Wildpark um l l Uhr am Sonntag, den 3. Mai. Er trifft am Montag um 9 Ukr auf dem Bcrgisch-Märkischen Bahnhof in Düssel- dors ein und hier findet großer mititairischer Empfang statt Dann fahrt er zu seinem Absteigequartier, dem Regierungs präsidenten, wo der große Civilcmpsang stattfindct. Im de« Vormittags nimmt der Kaiser militairiscke Besichtigungen vor und nimmt um 4 Uhr an dem ihn von den rbcinlsche^Prov.nzialständc» angcbotencn Festmahl und um //^ best der Stadt und der Künstler- sckaft Düsseldorfs theil. Um 9'/. Uhr erfolgt die Ab ahrt wiederum vom Bergisch-Märkischen Bahnhos und die An kunft auf dem Hauptbahnhofe in Köln uni 10 Uhr. Hier ist ?ur kleiner Empfang. Dann umfährt der Kaiser den be- und begiebl sich zum Regierungsgebäude, wo er s-.n Nachtquartier nimmt. Der Vormittaa des Dienstag gewidmet. Hieran schließt ^e ^msahrt m der Stadt und am Mittag um Ubr da« Festmahl ,m Gürzenich. Um'/.5 Uhr -rf°sgt ?ie Abfahrt 7°Üh? "inttiflt ^s?in Äo ' d" Kaiser um ? urn eintrifft, sein Absteigequartier m der Villa Löschiak nehmen und am Mittwoch und Donnerstag verbleiben wird Ät gctr°s?"n"^" ^ ^ Weiterreise des Kaisers sind noch Dem Director des kaiserlichen Statistische» Amts, Geheimen Ober-Regierungsrath vr. Becker, ist bei seinem Ausscheiden auS dein Dienst der Charakter aü Wirk licher Geheimer Ober-RegierungSrath mit dem Range eine« NathS erster Elaste verliehen worden, und der Geheime Re gierungsrath vr. von Scheel, Mitglied dcS kaiserlichen Statistischen Amts, ist unter Beilegung de« Ranges als Rath dritter Elaste zum Director dcS kaiserlichen Statistischen Amt« ernannt worden. * Dem Reichstage ist der NachtragS-Etat für 1891/92 zugegangen. * Der „National-Zeitung" zufolge erwägt die Regierung di« Kündigung der in der Meistbegünstigung nach dem Frankfurter Frieden nicht inbegriffenen Convention mit Frankreich, betreffend den Schutz des literarischen und künstlerischen Eigenthums, fall« Frankreich daS geplante prohibitive Zollsystem emführt. * DaS schon erwähnte Schreiben des Reichskanzler« an den Emdener Bürger ver ein auf die Beschwerdeschrift an den Kaiser über abfällige Aeußerungen des Kriegsministers über ostfriesische Recruten und Lehrer hat folgenden Wortlaut: Berlin, 23. April 1891. Ew. Wohlgeboren benachrichtige ich ergebenst, daß die Immediateingabe, welche sie tm Leretn mit einer großen Zahl anderer Bewohner Ostfrieslands im vorigen Monat an Se. Maiestöt den Kaiser und König gerichtet haben, von Allerhöchster Stelle mir zur weiteren Veranlassung zugefertigt worden ist. Soweit sich dir Borstellung mit den Aeußerungen beschäftigt, welche der Herr Kriegsministcr in der StetchStagSsitzung vom 13. v. M. au« Anlaß eines Vorfalls in Aurich über ostsriesische Sircrpten und Lehrer ge- than hat, trifft sie mit dem Inhalte der Interpellation zusammen, di« von den Abgeordneten Hacke und van Hülst ringebracht und in der Sitzung vom 13. d. M. zur Besprechung gekommen ist. Ew. Wohlgeboren werden von den Verhandlungen kenntuiß genommen und ersehen haben, daß die Herren Interpellanten sich durch die Auskiärung, welche ich abzugebe» tu der Lage war, sür de- friedigt erklärlen. Ich darf anuehmrn, daß Ew. Wohlgeboren, sowie die Mitunterzeichner der Immediateingabe diesem Bor- gange sich auschliehen und damit dt« Angelegenheit gleichfalls als erledigt erachten. Wenn die Vorstellung d«S Weiteren dem Schmerz« Ausdruck giebt, daß die Lieb« und Treue der Ostfrieseu zu Kaiser und Reich, ihre Anhänglichkeit an da- preußische Herrscher haus in Zweifel gezogen seien, so werden Ew. Wohigeborra an» den Verhandlungen im Reichstage die Uebrrzeuaung gewonnen haben, daß zu einer solchen Annahme ein Grund nutzt Vorgelegen hat und daß auch von keiner Sette dir geistige, sowie die militairisch« Tüchtigkeit des friesischen Stammes uuterschätzt worden ist. Es haben aber Ee. Majestät der Kaiser und Söaig mich noch besonder» zu beauftragen geruht, ich soll« die Untrrzetchner der Jmmediat- eingabe wissen lassen, daß Allrrhüchstihnen die loyale Gesinnung der ostfriesischen Bevölkerung wohlbekannt sei, und es solle denselben für die Kundgebung dieser Gesinnung Allerhöchstthr Dank aus gesprochen werden. Indem ich mich diese« Auftrags mit besonderer Freude hierinit entledige, stelle ich Ew. Wohlgedoren ergebenst an- heim, den Mitunterzeichnern der Vorstellung von dem Vorstehenden gefälligst gleichfalls Mittheilung zu machen, v. Laprtvt. * lieber den GlaubcuSwechscl zweier deutschen Fürstinnen äußert sich die »Allgemeine Evangelisch. Lutherische Kirchcn-Zcituug" mit folgenden bitteren Worten: Am 25. April ist die Großfürstin Sergei von Rußland, geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen, zur griechisch- orthodoxen Kirche übergetreten, wennschon nicht mit dem Pomp, der dabei ursprünglich entsaltel werden sollte, namentlich aber nicht in Gegenwart ihres Vaters, den die Erregung der öffentlichen Meinung in Deutschland von der, wie eS scheint, schon beschlossenen Reis« nach St. Petersburg abgchalten hat. Die- ist drr einzige mildernde Umstand, den wir bei dem tief demülhigenden Vorgänge anerkennen können. Binnen ganz Kurzem aber steht ein ähnliches Beispiel der Glauben-Verleugnung bevor, das uns insofern noch näher angcht, als eS sich um die Schwester der deutschen Kaiser- handelt. Wenn zur Beruhigung, wie man annehmen muß, geineldet wird, daß Mutter und Großmutter drr Uebertrrtendea die Handlungsweise derselben gebilligt Hütte», so kann daS auf un- gar keinen Eindruck mache». Wir missen nur, daß die künftige Königin von Griechenland jede Beziehung zum alten Vater lande gelöst hat, und hoffen, daß man sie in Deutschland fortan Ol eine völlig Fremde ansehcn und behandeln werde. * Fürst Bismarck hat auf die Adresse der Ber liner Studentenschaft zu seinem diesjährigen Geburtstag mit folgendem Dankschreiben geantwortet: Friedrlchsruh, 24. April 1891. Die Adresse der Studentenschaft Berlin« hat mir zu meinem Geburtstage eine hohe Freude bereitet, denn ich ersehe aus Ihrer warm empfundenen Kundgebung von Neuem, daß Lieb« zum Vater- lande ln ungeschwächter Stärke der Leitstern der akademischen Jugend bleibt. Ich erblicke darin eine feste Bürgschaft für die Zukunft gegenüber allen thron- und reichsfeindlichen Bestrebungen. Ich bitte Sie, meinen verbindlichsten Dank für Ihre freundliche Zu- neigung enigegennehmen und Ihren Herren Commilitonen auSsprechrn zu wollen. v. BtSmarck. * Aus Helgoland wird geschrieben: „So kurze Zeit erst seit der Deutfchwerdung der Insel ver gangen ist, so steht der weitaus überwiegende Theil der Bevölkerung den neuen Verhältnissen schon jetzt durchaus sympathisch und ver trauensvoll gegenüber. Die freundliche und fürsorglich« Art der neuen Verwaltung, die gleich vom ersten Tage der Besitznahme an ......-. Zell zu der deutschen Verwaltung, sowohl der bürgerlichen, wieder miiitairischen, seit der Uebernahmc der Insel angehört habe» und noch angehörrn, ohne AuSnnhme in ein freundschaftliches persönliche» Berhältniß zu der Einwohnerschaft HelgotandS getreten sind, während die» seilen der früheren englischen Gouverneure nicht immer, und wohl kaum jemals in diesem Maße der Fall gewesen ist. Der letzte, nunmehr verstorbene Gouverneur Sir A. Barkley war schon wegen seine- leidenden Zustande« außer Stande, umfangreich« prrsöniich« Be- ziehungen anzuknüpsen und zu unterhalten. Besonder- hat das Bestreben der deutschen Verwaltung, mit allen sich etwa nothwendtg erweisenden Aendernngcn langsam und erst nach eigener, völlig ab- schließender Prüfung vorzugehe», dir Befriedigung der Helgoländer hervorgerusen. Diese Aendernngcn bezw. neuen Maßnahmen werdrn sich in erster Linie wohl aus die Uad«-Etnrichtungen erstrecke». Helgoland kann als Bad unstreitig noch mehr aus- genutzt werden; zu einer größeren Berwerthnng gehören aber erst noch neue Einrichtungen, ähnlich denjenigen, wie sie z. B. in den großen englischen Seebädern vorhanden lind. Auch dir kommend« Bademison wird noch Gelegenheit sorgfältigster Prüfung geben; irgendwelche Aenderungen von Belang werdrn in diesem Jahre noch nicht vorgenommen. Auch die Frage der etwa ausznführenden Erhaltungs-Arbeiten dürfte noch nicht al» rrlrdiat zu bv- trachten sein, weil dieser Angelegenheit deutscherseits die größte Ailsmerk,amkcit und Fürsorge gewidmet wird. Na- nun endlich .. <^'!*st^ung Helgoland« anlietrtfft, so ist alle« darüber bisher in der Oessentlichkeit Verhandelte lediglich auf müßige» Ge- red« zurückzuftihren; diese Frage ist jedenfalls viel zu bedeutnng«. voll in sortificatorischem Sinne, als daß sic in so kurzer Zeit ent.
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