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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-04
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. KrLarUon »»S Trprdition JohanncSgaffc 8. SprrchÜuiidrii drr Ur-nclion Vormitlngs 10—12 Ubr. Nachmittags 5— 6 Uhr. Fvr ti» NUSgabe ktn,i,1>,»dlkr M^nuicrirle m»Sl gq du Sikdoc»»» nicht vrrdindlich. Annahme her skr die «ächstsol,e»de Nummer bestimmte» Jnscrate an Wochentagen bi» S Uhr Nachmittag«, anLonu- »nd Festtage» früh bto' .vttin. Zn den Filialrn für Zns.-^nnahmr: Ltto klemm » Lartim. lAIsrrd Hahn), UniversitätSstraße 1, Lonts Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Köntgsplatz 7, »nr dis '/-^ Uhr. AbonnementspretS vierteljährlich 4»/, Mk. in Mt-Leipzig, tocl. Bringerlohn 5 Mk.. durch du Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage, (in Tageblatt-Format aeia v ohne Postbclörderuug ÜO PU., mit Postbesöcdecung 70 Mk. Inserate O aespaltcnc Petitzeile 20 Pf. Größere Schnsten laut uns. Preisverzeichoiß. Tabellarischer u.Zifferasatz nach höherni Tarif. Krltamen unter dem RedactionSstrich die4grsvakt. Zeile 50P>., vor den Famil iennachrlchte» die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die (Hxpeditiaa zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuinenrudo oder durch Post nachnahme. M M. Montag den 4. Mai 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. verkauf des postgruMiilkes in Lad Elster. Las der Reichs-Postvcnvaltuiig gehörige, in Bad Elster an der Ecke der Park- und Künigstraß« getegene Hausgrundslück mit Neben- gebäudc, Wagenschuppen und Garte», eingetragen aus Fol. 08 des Grund- und Htzpolhelenbuchs für Elster, AnitSäntheil, Brandkataster Nr. 91. soll am Freitag, de» 15. Mai 1KS1 in Bad Elster an Postanitsslelle — Zimmer des Postmeisters — meistbietend versteigert werden. Die Verkausöbedingungen könne» bei dem Kaiserlichen Postamte in Bad Elster eingcschcn und von demselben gegen Entrichtung der Schreibgebvbrcn bezogen werden. Ter Berkaufstrrinin beginnt Vormittags 10 Uhr und wird nicht vor 12 Uhr Mittags geschlossen. Nach 12 Uhr Mittags werden neue Bieter nicht mehr zugetasse». Die Besichtigung des Grundstückes kann auf vorherige An meldung bei dem Postainte in Bad Elster jederzeit in den Bor- Mittagsstunden erfolge». Leipzig, 27. April 1891. Tr» Kaiserliche Lbrr-Paftdirertor. Walter. Äeilderung der Tarasätze. Bon zuständiger Seite ist eine erhebliche Aenderung (meist wesentliche Herabsetzung) der für die Verzollung von Perlmutler- Knopsen und Stücken, von Honig, Kaffee, Käse, Cacao, Mehl und Getreide, unbearbeiteten Tabakblättern und Tabakstcngcl», Candis- und Rohzucker, sowie Papier geltenden Tarasätze in Aussicht ge nommen. Diejenigen Kousieute und Fabrikanten, welche dadurch betroffen werden, können behufs etwaiger Gegenvorstellungen aus unserer Kanzlei, Neue Börse, Treppe -1, 1, Näheres erfahren. Leipzig, den 1. Mai 1891. Die Handelskammer. In Stellv.: Schnvor. Or. Gensel, S. 1Z62l!'!i8V6l'6in «lon ». Issvl, s mir. Im 8aale cker l. lillraersedulo. Lap^borckoiinx wird durch Ilundsclcreiden den sxechrteo dltt- p-liedorn bedcunnl. xeAedsn. Vr. Ilenrlel. Leipzig, 4. Mai. * ES ist eine alte Gepflogenheit, daß, wenn ein Sou verän! eine Grenzprovinz besucht, der angrenzende Nack- barsürst denselben zu begrüßen kommt oder ,bn durch einen Abgesandten begrüßen läßt. Auf diese Courtoisie bezieht sich die Zusammenkunft des Großherzogs von Luxemburg mit dem Kaiser i» Bonn. Dainit ist jedoch nicht aus geschlossen, daß der Großbcrzvg auch in Berlin seinen Besuch machen wird, zumal der Weg dorthin durch die An wesenheit der Frau Erbgroßhcrzogin von Baden in Berlin de», großherzoglichen Paare von Luxemburg um Biclcö cr- leichert sein wird. * Der dem Reichstag zugegangene (von uns schon erwähnte) Nachtragsetat wird voraussichtlich die ganze colonialpolitische Frage wieder aufrollen durch die Position: einmalige Ausgaben, Zuschuß zur Förderung von Eultnr und Handel im Schutzgebiet von Kamerun l 425 000 Mark Bon der geforderten Summe entfallen 750 000 auf die Eröffnung von Wegen in daö Innere nebst Errichtung einiger Stationen und 675 000 ^ auf Anlagen zur Er lcichlcrniig des Verkehrs an der Küste. Eö ist dabei eine allmäligc Rückerstattung dcS Ncichszuschusscs durck das Schutzgebiet, die Zahlung von Jahresraten von 90 750 vorgesehen, so daß die Rückzahlung einen Zeitraum von 10 Jahren erfordern würde; die erste Nückzahlrate ist bereits für daS EtatSjahr 1891/92 angesetzt. E§ kann nickt auS- bleibcn, daß auch diese Forderung von den Gegnern unserer Eolonialpolitik wieder heftig bekämpft wird, und bei der Un sicherheit einer colcnialsreundlickcn Mehrheit im gegenwärtigen Reichstag ist die Bewilligung nicht über jeden Zweifel erhaben. Indessen daS Risico des "Reicks ist ein geringes und die Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen Aufwendung wird auch nicht ernstlich bestritten werden können. * Bekanntlich enthält der dem Reichstage vorgelezte Nachlragsctat für 1891/92 auch eine Forderung für die Reorganisation des Patentamtes, welche durch das am l. Dctobcr dcS laufenden Iahrcö in Kraft tretende neue Patcntgcsetz uotbwendig geworden ist. Mit dieser Forderung ist jedoch die Reorganisation nickt vollendet. Erst »ach Fest stellung der für das Amt erforderlichen neuen Organisations- Vorschriften und Gesckästsnackweisnngen wird sich das dauernde finanzielle Bedürsniß hierfür übersehen lassen. Auch muß man die Wirkung deS neuen, gleichfalls am I. Oktober in Kraft tretenden GebrauchSmustcrschiitzgcsctzeS abwarte», cbe eine cndgiltige Regelung bcrbeigcführt werden kann. Es ist nämlich vorauszuscbcn, daß in Folge dieses Gesetzes die Zahl der Patentnachsuchunge» sich vermindern wird. In welchem Umsange dies aber geschehe» wird, ist gegenwärtig nickt fest- znstcllen. Es ist demnach sicher, daß zur Bollenduiig der Reorganisation dcS Paleittantteö auch noch im Rcichshans- baltöcrat für 1892/9.1 Neufordcrungen werten eingestellt werden. * Mvllkc hat i» seiner drciundzwaiizigjähriffcn parla mentarischen Laufbahn im Reichstage nur einen selbst ständigen Antrag eingebrackt. Er betraf den Erlaß rincö MilitairpensionSgcsctzcS. Tic Regelung der allcrwärt« - ünschten Erhöhung der Peiisione» für Rcichs- bcanite und ossicicre war wiederholt daran gescheitert, daß mit dieser Frage in den Beralhungcn dcS Reichstages von der Fortschrittspartei die Frage der Eonimiinalsteucrfrcibeit der Ossicicre verquickt wurde. I» der Session 1885/80 wollte ein Antrag von Köller die ReichSbeamten nicht weiter »Iller diesen pariamcntarischcn Schwierigkeiten leiden und für sic vorweg die höheren Rnbcgebäller cintrctcn lassen. Da beantragte Mollkc die gleiche Wohllbat für die Militair- pcrson.'n. Noch in derselbe» Session kam die Angelegenheit zum glückliche» Abschluß: die Regierung brachte einen Ent wurf ein, der die rcichsgcsctzlichcn Bestiinmuiige» über die Eoiiiiiiniialsteucrfreibctt dn Ossicicre aufkob und die Regelung dieser Frage der LaiidcSgesetzgebiiiig zuwies, und gab zugleich Erklärungen über die bevorstehende Erledigung der Eomm»nal> slcucrsrciheil i» Preußen ab. Danach kamen die PcnsionS- crhöhungcn für Beamte und Ossicicre gleichzeitig zu Stande. * Durch die Presse lief dieser Tage die Notiz, daß Gras Moltke eine große Menge von Papieren politische» und in il ilairischen Inhalts hinterlassen habe. Wie dem „Haindttrger Eorrcspondeitt" aus bester Onclle mit- getheill wirk, ist diese Notiz unrichtig; was Moltke in dieser Hinsicht geschrieben (es ist das sehr viel), ist Alles dem Grafen von Walderscc, als dem damaligen Eßcf deS Großen GencralstabcS, übergeben worden. Später hat der Ver storbene wenig, mindestens aber nickt- geschrieben, waS irgend welche» Anlag z» einer Zeitungsnotiz wie der obenerwäbitten hätte geben können. * Der Wechsel im Amie des UitterstaatS-SccrctairS ii» Cul tnSniinisterinm hat am Sonnabend Mittag auch der Form »ach staltgcsunden. Der Präsident dcS Evaiigelischc» LberkirchcnratbcS, Wirkl. Gel>. Rath Or. Barkhausen, welcher die Geschäfte trotz seiner Ncucrncnnung bisher fort- führte, bat sich »»»mehr verabschiedet und der neue Unter- ftaatösecrctair I)r. v.Wevrauch bat daS Äint übcrnoninicn. — Nachdem der Oberconsistorial-Rath Schmidt zuni Präsi denten deS brandcnburgiscbcn EonsistoriumS ernannt ist, siebt die Ncuerneiinung eines neuen Mitgliedes für den Evan gelischen O der kirche nr atb bevor. Dem Vernehmen »ach wird die Besetzung dieser Stelle in naher Zeit erfolge» durck Berufung eines Juristen aus der Provinz, der zunächst als Hilfsarbeiter cintrilt Einstweilen werden die Geschäfte austragSweisc vom Assessor Alt mann besorgt, welcher zur AuSbilje in den Oberkirchenrath berufen ist. * Diejenigen, denen das Erscheinen deS Altreichs kanzlers im Reichstag unheimlich ist, mögen daran erinnert sei», daß Fürst Bismarck sich bereits vor 11 Iabren sehr lebhaft mit dein gleichen Gedanken befaßte. Am 8. Mai 1880 rief der Fürst dem Reichstag zu: „Ich kann nur sagen, daß es mir Bedürsniß gewesen ist, von dieser Stelle aus noch einmal für die nationale» Bestrebungen Zeugniß abzulegen, und Zeugniß abzulegen gegen die particulari- Nische» und Parteibestrebungen, die der Entwickelung des Reiches im Wege stehen; und wenn ich nicht in der Lage sein werde, dieses Zkngnist von dieser Stelle zu wiederholen, so glaube ich, wenn mir Gott das Leben giebt, doch vielleicht in der Lage zu sein, von den- selben Sitzen, wo Sie sitzen, hernach auch dem großen Gedanken der Nationalität, der uns vor 10 Jahren noch beinahe Alle begeisterte, auch dann als Reichstagsmitglicd Ansdruck geben zu können, auch gegen eine particularistische Handhabung der Reichsverfassung, welche etwa dann von hier auS vertreten tverdcn könnte." (Bewegung.) * Einer von Geestemünde nach FriedrichSruh ge reisten nationalliberalen Deputation bat Fürst Bismarck erklärt, daß er das Mandat unter Dank für die erwiesene Ehre annehme. * Im Begriff, eine Dienstreise anzutreten, ist der Ge heime Ober-RcgicrungS- und Vortragende Rath im preußi schen Ministerium der öffentlichen Arbeiten Hübner am 2. ds. MlS. früh am Herzschlag im kräftigsten'Maniiesalter dabingeschiedc». Franz Albert Siegfried Hübner, den 14. März 1840 zu Dresden als Sohn des rühmlich bekannten Malers und Professors Julius Hübner geboren, wurde (so schreibt der „Staats- Anzeiger"), nachdem er an, 27. Juli 1865 zum Gerichts-Assessor ernannt war und nach einjähriger Beschäftigung beim Landgericht in Koblenz auch die Prüfung für das rbciniichc Recht abgelegt batte und sodann bei Berliner Gerichte» beschäftigt gewesen war, im Jahre 1868 als Hilfsarbeiter in die Abihcilung für das Bau wesen dcS damaligen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffent liche Arbeiten berufen. Bis zu seinem so unerwartet eingetretenen plötzlichen Tode ist Hübner, der 1870 zum Regierung-Assessor, 1875 zum Regierungs-Ratb. 1879 zum Geheimen Regierungs- und vor- tragende» Rath, 1885 zum Geheime» Ober-RegierungS-Rath er nannt und bei dem letzten Ordensfest mit dem Rothen Adler-Orden zweiter Ciasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe begnadigt wurde, ununterbrochen an der gleichen Stelle tbätig geblieben. Im Jahre 1888 wurde derselbe nebenamtlich zum Mitglicde des Gerichts- Hofes zur Entscheidung der Eoinpetenzconflicte ernannt. An den Kriegen 18t^t, 18G> und 1870 hat Hübner als Ossicier Theil genommen »nd ist für seine besondere Tüchtigkeit durch Ver- lcihung des Rothen Adler-Ordens vierter Classe mit Schwertern, des Düppeler Sturm- und des Alsenkreuzes, der Kriegsdenkmünze für Combatlanten für Theilnahme am Feldzuge 1864, des Erinnc- rungskreuzcS für Eombattante» für Theilnahme an dem Feldzüge 1866, des Eisernen Kreuzes zweiter Classe und der Landwehr- Dienstauszeichnung erster Classe ausgezeichnet worden. Mit reichen Geistesgaben ausgestattet, ein treuer Diener scincs Königs, hat der Verstorbene de» an ihn gestellten Aufgaben sich stets mit großem Elser hingcgeben und Hervorragendes geleistet. In seiner Stellung, für welche er durch die langjährige Beschäftigung in der Abtheilung für das Bauwesen wie durch die besondere Kennt, »iß der Verhältnisse der Hauptstadt vorzüglich geeignet war, wird er schwer zu ersetzen sein. Sei» Andenken bleibt in Ehren. <i> » o * Im österreichischen BudgetauSschuffe erklärte der Iustizministcr Graf Schönborn, die Regierung erachte sich auch beute noch durch die Ergebnisse der Wiener Eonscrenzc» betreffs dcS deutsch-böhmischen Ausgleichs gebunden und er werde bei seinen Verfügungen dieser Anerkennung stets Rechnung tragen. Wen» die Arbeite» bezüglich der Abgrenzung der Gcricktöbezirke in Böhmen noch nicht zu einem unmittelbaren Erfolge geführt hätten, so müsse die Ursache in den Schwierigkeiten der Durchführung und ins besondere in der Notkwendigkcit der Heranziehung der heterogensten Factorcn gesucht werden. * In diplomatischen Kreisen ist man der Ansicht, daß der neueste Zwischenfall mit den russischen Dampfern ebenso wie manche ähnliche ihm vorangcgangcncn und ohne weitere Eonsequciizen gebliebenen Zwischenfälle zu keinen, ernstlicheren Cvnslicte führen wird, immerhin ist cS aber möglich, daß die Pforte mit Rücksicht ans die Wiederholung dieser Fälle die Aufmerksamkeit der Mächte auf denselben lenken dürste. * Der „Swjet" kleidet seine Freude über den Glaub enS- wcchsel der Großfürstin Elisabeth in folgende Worte: In Rußland waren immer die Mitglieder der lästerlichen Fa- milic unbedingt rechtgläubig. Diese Rege! wurde erst i» einer für russische Geniüther verwirrenden Zeit verletz», die Ende 70er Jahre, unbekannt wodurch, eingelrcten war und über uns ein Elend brachte, a» welches man nur mit Zittern znrückdenken kan». Der jetzt regierende Kaiser hat ober in seiner Weisheit die alte Bestim mung wieder hergestellt, laut welcher die Mitglieder de- Kaiserhauses nur rechtgläubige Prinzessinnen heiratben düne». DaS ist ungemein erfreulich iür daS russische Volk, welches sich mit dem Lnlherthnm nicht ansiöhnen kann, da dieses keine Geistlichkeit (!) besitzt, eie Sacrainciite nicht anerkennt, von der Mutter Gotte» nichts wissen will und keine Heiligen verehrt! Soweit de» „Swjet"! „Ein Eommcittar zu diesem Artikel (so wird der „Kölnischen Zeitung" ans Petersburg ge schrieben) erscheint überflüssig, höchstens sei bemerkt, daß die anglicanische Kirche daraus entnehme» kann, wie scbr die von manchen ihrer Bekenner angenommene Verwandtschaft mit der griechische» »kirche auf Einbildung beruht. UcbrigenS wolle» wir nicht ermangeln, sestzustcUcn, daß die Mehrzahl der Rcsidenzblätter beute nur die kaiserliche Kundmachung adtruckt, ohne auch nur ein Wort hinzuzusetzen. Wenn der „Grashdanin" erklärt, Moskau sehe mit Sehnsucht dem Kommen deS Großfürsten Sergius und seiner „nunmehr rechtgläubigen" Gemahl», entgegen, so wollen wir hier »och einfließcn lassen, daß diese «Sehnsucht am 12. Mai gestillt werden wird; denn auf diesen Tag ist nunmehr die Uebcr- sictelnng dcS GroßsürstenpaarS dorthin anbcrauntt. Bald wird dann auch in Moskau, zum Besuch ihrer älteren Schwester, die jugendliche Prinzessin Alix von Hessen eintrcffen, welche allgemein als die dem russischem Thronfolger bestimmte Braut gilt, »in seine Gemahlin zu werden, aber noch vor der Hoch zeit den orthodoxen Glauben aniiebmen müßte." * Der Sccrctair der Admiralität, Forwood, demcntirtc in einer in Liverpool gehaltenen Rede die Gerückte über eine baldige Auflösung des Parlaments. Eine solche werde nur dann erfolgen, wenn das Land seinen Unwillen laut zu erkennen gäbe, wen» z. B. der Bill über die freie Volksichulc großer Widerstand entgegengesetzt würde. — In Folge der Rede, welche Lord KnntSford kürzlich gehalten, baden die neusundländischcn Delegirtcn der Negierung der Eolonie empfohlen, der neusuntländischen Legislatur okne Verzug die fragliche Kisckercibill zu unterbreiten. Sic hoffen, diese Bill werde die weitestgehenden Bestimmungen treffen, um der Annahme der jetzt vor dem Oberbaus befindlichen ncufundländischen Fischereibill möglichst vorzubeugc». Die Delegirtcn sind der Ansicht, daß die neufunkländische Re gierung die Bill der Legislatur noch in dieser Woche vor- legen werde. * Die parlamentarische Stellung deS japanischen CabinetS hat sich am Schlüsse der in Folge deS BrandcS deS ParlameiitSHcbäudeS über den ursprünglichen Termin verlängerten Scstlon wesentlich günstiger gestaltet, als nach dem zwischen Regierung und Kammer entstandenen Ber- fassungSconstictc erwartet werden konnte. Diese Wendung war hauptsächlich ans die Erkcnrttniß einer Fraktion der radikalen Partei znrückzusühren, daß durch eine völlig in- trav igeitte Haltung in der Budgetsrage weder dem Parla mente, »och der Bevölkerung irgendwie gedient sei. Wäre nicht schließlich eine Verständigung mtt der Regierung erzielt worden, so Kälte ganz einfach das vorjährige Budget anck für daS laufende Finanzjahr gegolten, d. b„ cS wären in dasselbe auch jene Ersparungen nicht eingeführt worden, zu welche» die Regierung bereitwillig die Hand bot. Durch einen solchen Erfolg batte sich aber die radicale Opposition gewiß nicht den Da»k der Bevölkerung erworben. Dank dcni Durchbruche dieser Einsicht ist eine Gruppe von zwanzig Abgeordneten auS dem radikalen i» daS geniäsiiatc Lager übcrgegangen. Zisser- »iäßig drückt sich das zwischen Regierung und Kammer zu Stande gekommene Eviiiproiiiiß dahin auS, daß die Herabsetzung des AuSgabcnbudgctS, welches nach den ursprünglichen Forderungen den Parlaments !> Millionen Acn, nach dein Standpunkte der Negierung 1 Millionen Aen betragen sollte, auf 6,11 Mil lionen festgesetzt wurde." Bezeichnend für die schon einmal crwäbntc Thatsache, daß auch dieses ostasiatischc Reick vom europäischen NüstungSficber angesteckt wurde, ist der Umstand, daß daS Parlament trotz dcS heißen Kampfes, den cS für allerlei Neductioncn der staatlichen Ausgaben führte, an ncnnenöwcrthc Einschränkungen der HcercS- und Marine- auSgabcu nicht gekackt hat; cs wurde sogar der Antrag der Regierung, den größten Tbcil des auS den letzten Jahren erübrigten Etatsüberschusses für Marinezwccke zu verwenden, ohne Debatte genehmigt. Die erzielten Ersparungen im Budget werden eine Herabsetzung der Grundstcuer gestatten, allerdings nicht in dem Umfange, wie dieselbe ursprünglich geplant war, aber iiiimerhiii für den Feldbau, wodurch dem drückenden Nolhstand der Landwirthschaft in Japan wenigstens einige Abhilfe gebracht werden wird. * Tic zur Untersuchung der Lage in Albanien abge- sandtc türkische Eoinmission ist abbcrusen worden. Daö Resultat ihrer Untersuchung ist bisher nicht bekannt geworden. Italien. A Die von den Anarchisten auSgegangcnen Provokationen der Gendarmerie und dcS Militairö in Rom, sowie die in Florenz, Mailand, Neapel und anderen Städten stattgesundenen Manifestationen haben in der Tcputirtcnkammer ein Nach spiel gehabt. Es liegt im italienischen Volkscharakter ohne Zweifel etwa» GewalttbätigeS, und ein Volk, daS eine Fertig keit in Revolutionen sich im Laufe dieses Jahrhunderts, als Italien noch in kleine Staaten gespalten war, erworben bat, kann nickt sofort sich in ein ruhiges und leidenschaftslos denkendes verwandeln. Dolch und Revolver spielen hier noch eine Nolle in der cwiacn Stadt, und man braucht nicht erst mit den Herren auS den Äbriizzcn Bekanntschaft zu machen, uni die Vorliebe der Italiener für solche Instnnncittc zu erfahren. DaS baden Wohl auch die Bürger Roms gefürchtet, als sic ihre Läden zniiiachtcn und mit Bangen de» I. Mai konimcn sahen. Viel Mntb haben sie freilich nicht bewiesen, aber sie kannten ihre Landsleute, und man kann cS ihnen schließlich nicht übel nehmen, wenn sie ihr Eigentbum schützen wollten. Daß inan nunmehr, »achtem die Katastrophe ciiigctrctcn ist, dem Ministerium von allen Seiten mit guten Ratbscklägen nabt, ist immer so gewesen, und wenn die Vorschläge eineStheilS dahin binaiiSlauscii, daß Nicotera schon vor dem Tage die Anarchistensührcr verhaften sollte und andererscitö ihm der Vorwurf gemacht wird, daß er nickt nachsichtig genug gewesen sei, so kann man wohl annebmen, daß Nieotera de» goldenen Mittelweg einbiclt und dann eingreiscn ließ, als ikm die Sacke zu bunt wurde. IlcbrigcnS wurde von Nicotera schier Unmögliches verlangt. In der Kanimer war kaum die Nachricht vo» dem Zusammenstöße cingcttossen, als sich schon der Abg. Massi vo» Nicotera AnSlnnft erbat, und der. wen» eS gilt, der Regierung, etwas am Zeuge z» flicken, schnell bereite Herr Imbriani sccundirte Tic Ausreguiia in der Kammer war so stark, daß man schon von einem Rück tritt des Eabiucls sprach, eine Möglichkeit, die jedoch anS- gcschlosscn erscheint, wenn auch Rndini »nd Nicotera eine VeNraiicnSfraac stellten. An eine» Wiedereintritt EriSpi'S ins Eabiiict ist vorläufig dock nickt zu denke» lieber tie Kamuicrsitzling liegen mehrere Berichte vor. In der Wieder gabe der Thatsacken sind sie ziemlich gleich, doch weichen sie in der Form der Wiedergabe der Einzelheiten von einander ab. * Rom, 2. Mat. In Erwidcrnng einer Anfrage des Depu- tirten Jinbriant theilt der Minister des Inner» Nicotera eine Anzahl Depesche» aus alle» Tbeilc» Italiens mit, aus denen her- vargeht, daß gestern säst überall vollständige Ruhe geherrscht habe, obgleich Versammlungen abgchallc» und Manifestationen vcranstattct wurden. Die große Mehrzabl der Arbeiter habe gestern gearbeitet und »rit Ausnahme einiger unbedeutender Versuche, Ruhestörungen hervorznrufcn, wurde die Ordnung überall ausrecht erhalten. Was die gelten» in Rom stattgehabten Boraänge beträfe, so seien 2 Personen getödtel, ein Polizist, der einen Dolchstich in der Schulter und einen Revolvcrschiiß ,in den Mund und ein Bürger, der einen Gewehrschuß erhielt. 37 Personen seien verwun det, und zwar 4 Ossicicre, 25 Soldaten und 8 Bürger. Tie Wunden der Soldaten seien durch Stcinwllrfe in den Straßen und von den Häusern aus verursacht. Zwei Bürger wurden durch Feuerwaffen, vier durch Steinwürse verwundet; einer (Ciprianii wurde nur leicht verwundet. Ter Deputirtc Barzilai erhielt einen Säbelhieb. Diese Details beweisen, wie übertrieben die An schuldigung sei, daß die Eavallcrie angegriffen habe und daß aus die Vvlksmasse gefeuert sei. Nicotera brandmarkt mit Entrüstung die falsche» alarinitendc» Nachrichten, welche man auch versucht habe, im Inland« und Auslände zu verbreiten, und erklärt, die Haltung der öffentliche» Sichcrhciisbehürden sei sogar vielleicht ctivas zu tangmüthig gewesen. Nicotera hebt die Worte eines Redners bei einem gestrigen Meeting, eines gewissen Landi, hervor, welcher die Menge aussordcrte, die Stadt anzuzünden. Land! sagte, er sei Anarchist und sei eigens zun« Zwecke der Aufreizung von Paris hierher gekommen. Die Hai- tung der aus dein Meeting anwesendcu Tepulinen war durchaus correct, aber sie wurden von gewissen Leuten ver hetzt ES sind allerdings zahlreiche Personen verhaftet, aber eine groß« Anzahl der Verhafteten ist schon wieder srcigclasicn worden. Ti« in Ha>t Behaltenen waren jaimnttich bewassnct. Tie Regierung habe beschlossen, die Ordnung ausrecht zu erhallen: sie bewege das indem sie heute viele Personen wegen Aufreizung zum Streik vc> hasten ließ, welch« dein Gericht vorgcjnhrt werden. Nicotera NLj nicht mehr sagen, um nicht den Entschließungen der Justiz »ü/volle greisen, aber wenn die Kammer, ohne aus die Einzelheiten vorzu. Ursachen der Vorgänge einzugehen, ein Urlheit über die H> »nd die Regierung abgeben wolle, so wolle er sich dem untern '-'tuno^r bitte also die Deputirten, welche die Interpellation ^gebracht haben, dieselbe für jetzt zurückzuziehen, wen» sie daraus bestehen sollten, so würde er Vorschlägen, dieselbe iw g Monaten einzubringen. So tautet das Telegramm des Wolffsschcii Burea. Das Telegramm des „Herold" ist etwas dramatischer abgc.satzt, eS lautet: Die Kammer hatte dir Afrika-Debatte kaum bez^onnO' als die Nachricht von dem Geschehenen und zugleich der Ab geordnete Massi eintraf, welcher darüber sofort eine Anfrage an den Minister des Innern richtete. Nicotera antwortete: „Die Haltung der Polizeilruppe war überaus langmüthig. Eine größere Geduld war unmöglich. Das Meeting an sich war unbedeutend. DaS verdroß die Anarchisten. Sie hielten die unglaublichsten Brandreden und kündigten sogar den Umsturz für die nächste Zukunst an. Man ließ sie dennoch ruhig reden. Das Meeting war beendet. Da stieg ein Unbekannter aus die Tribüne. Man wollte seinen Namen wissen. Er antwortete: „Ich bin Anarchist." Darauf schrie er: „Handeln! Handeln!" und sprang auf einen Gendarmen zu, welcher ibn faßte, aber von einem anderen Anarchisten erdolcht wurde. Der Pöbel bewarf die Polizei mit Steine». WaS nun folgte, war nur natürlich. Die Reiterei machte eine Attaczue und eS wurden Einige verwundet. Tic Schuld an dem Vorgang trifft einige wenige Verbrecher, welche sich bereits in Gewahrsam befinden." (Beifall.) Massi giebt die Maßlosigkeit der Anarchisten und die Steinwürse zu. Aber auch die Polizei hat nicht die nöthige Mäßigung beobachtet. Er sei kein Anarchist, er bedauere die heutigen Tollheiten, er versichere aber, daß ein vernünftiges Wort genügt hätte, ihnen ein Ende zu setzen. Nicotera ruft: „Nicht wahr? Die Behörde hätte die Brandschatzungen von dreihundert Wahnsinnigen dulden sollen! Nehmen Sie sich doch dieses Gesindel nicht so zu Herzen!" Massi wundert sich über die Worte des Ministers: „Ein Ossicier rief: Soldaten, schießt die Eanaille über den Hausen! — War das recht?" (Ruse: O ja! ausgezeichnet!) Nicotera entgeanete: „Ebrcnwcrther Herr Massi! Tie Arbeiter bciben überall in Italien iiiustcrliastc Ordnung ge halten. Wir haben eS hier nur mit Anarchisten zu tbu». Gegen diese Leute Rücksichten zu iickinen, wäre sträflich." (Beifall.) Ferrari fragt, ob der Minister wisse, daß ein Ossicier dem Abgeordneten Barzilai zurics: „Nicdcrknicn, Feigling!" und iym einen Säbelhieb versetzte. Bongbi meldet eine Anfrage an über die Haltung der Behörden und der Arbeiter am I.Mai. Nicotera sagt: „Ter Abgeordnete Barzilai wurde nur leicht an der Stirnliaut geritzt. Ich bitte, nickt zu übertreiben. Tie Anfrage werde ich morgen beantworten." Von den zahlreichen Verhaftungen haben wir schon gestern gemeldet. Eö sind gegen 285 Anarchisten eiiigezogen worden und der Hetzer Eipriani sitzt hinter Scklosi und Riegel. Todt ist ein Polizist »nd mehrere andere sind schwer verwundet. Am Sonnabend schien eS übrigens noch einmal loSgeben zu sollen, denn die beim Bau des IustizpalastcS beschäftigten Arbeiter waren ausständig geworden. Als sie hierauf vor dem Banplatze sich ansaiiiinclteii, wurden sic von kort ver trieben. Ter Bau ist von der Polizei besetzt. Die Nacht verlies rubig. Tie Stadt bat ihr gewöhnliches Aussehen wieder. UcbrigenS wurde» Barrikaden nicht gebaut. Weiter wird bervorgeboben, daß die Truppe nur ein einziges Mal geschossen bat und zwar in die Luft, als die weichende Menge die Richtung nach dem StaatSgcfängniß cinschlng. Be merkenswert» erscheint noch, daß „Hopolo Romano" die Bürgerschaft wegen ihrer Furcht tadelt und meint, daß durch daö Zurückziebeii der verständigen Leute in die Häuser, die Anarchisten sich schließlich für die Herren der Statt hielten. Man müsse mehr bürgerlichen Muth bethätigcn und der blöden GcduldSdusclci entsagen. * Rom, 2. Mai. I» der heutigen Sitzung der Teputirten- kainmer gelangte die von der vcrniaiicnten Wahlcoinmission be antragte Ainiulliruna der Wahle» des ersten Svrakuser Ltzahl- collegiuins, worin Rndini, Reale und Voidolani gewählt worden waren, zur Abstimmung. Ter Tepulirte Mariotli beantragte die Anerkennung der Wahlen. Die vo» Eavalolli »nd 14 Genosse» verlangte »ainentlichc Abslliiininng wird inil l l4gege»9l Stimmen verworsc», wobei sich die Regierung „nd 35 Abgeordnete des Votums enthielten. Tie Wahlen des ersten Cvrnknier WahlkörperS wurden alsdann für ungillig erklärt. — RuLiNi s Wahl war in den beiden anderen Wahlkörpern bereits Ansangs der Session bestätigt worden. * Rom, 2. Mni. Tie Morgen bl älter bespreche» in Extra ausgaben das gestrige ancirchislijchc Meeting und billige» die Hal-
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