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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-05
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1891
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L SeilM W LchM WM M A»schn Nr. izz, M«W in 5. Um 18S1. irt. ls- icr rn. l. r-k n in l,t e- «i- O u. b. Ws. c1,t. ttcS >rik cht. zer iou A « » N Z Colonialpolitisches. * vir haben schon kurz gemeldet, dab tn einem Nachtrag zum Reichshauldalis-Etat der Ertrag von 1 425000-^l alt Retchs- »uichuß von Cultur und Handel im Schutzgebiet von Kamerun eingestellt isl. Die Forderung wwd in einer beigegebeneu Denkjchrlit solgendennoße» begründet: 1) Der Handel init de» Eingeborenen de« Kameruagebiet» hat sich bisher im Wesentlichen aut die Küste beschränkt, woielbst euro- päische Firmen seit langer Zeit Factoreieu besitzen. Neuerdings baden die Firmen auch Handelscxveditionen in La» Innere de» Landes unlernomine» und mehr und mehr versucht, Beziehungen nach dem Hinlerland zu gewinnen, ohne welche der Handel an der Küste bald herabsinlcn würde. Es hat sich dabet dal Bedürfnis nach besseren BerkehrSwegen herausgestellt. Insbesondere isl dies im Süden de« Schiiggelnet« der Falb wo eine sieben Tageinarsche weite Urwaldzvne die Küste vom Hinterland trennt. Der Weg würde entweder von Camp» aus oder von Kribi (an der Küste) über die Jeundo-Slation, bezw. den Mbamfluß und Sannaga ent lang nach Ngila gestihrt werden können. Im Norden würde die Hcrllkllung eines Wege« nach der Barombi-Stallon am Elephanteniee unter Benutzung de« MungoslusseS, sowie nach Bali in Betracht kommen. Für eine Weilersüdrung der Wege würden zunächst nähere Ermittelungen über die einzuschlagenden Richtungen ersorderlich sein. Wenngleich es sich nicht um Herstellung fahrbarer Landstraßen, sondern nur um den Durchhau von sogenannten Karawanenwegen kür Träger handelt, so sind Loch bei den in Betracht kommenden Verhältnissen hierfür beträchtliche Mittel erforderlich, zumal da für Sicherung und Unterhaltung der Wege durch Anlage von Stationen gesorgt werden muß, welche durch Weiße und eine Anzahl von Ein geborenen zu besetzen sein würden. Diese Stationen würden gleich zeitig den Karawanen als Etappe»- und Ruhepuncte zu dienen haben. Nach den Belichten der kaiserlichen Beamten und den Mittheilungen landkundiger Reisender würde durch die Herstellung sicherer Wege der Handel a»S dem Innern an die Küste init Erfolg herabgelcitet werden. Gleichzeitig wurden diese Wege- und Stationsanlage« auch den bereits in da« Innere vorgedrungenen und noch weiter vor dringenden Missionen zu statten kommen und ihnen insbesondere den zur Zeit noch fehlenden Schutz durch äußere Machtmittel ersetzen. 2) Ist eS einerseits erforderlich, den Karawanen der Weißen und der eingeborene» Händler in der vorstehend dargelegte» Weise die Wege zu bahnen, so ist es aus der andere« Seite als dringend noth- wendig bezeichnet worden, auch auf eine Erleichterung des Verkehrs an der Küste hinzuwirken. Äes kann geschehen durch Anlegung eines OuaiS längs des ttamerunflusseS, welcher nicht blos für die Erleichterung der Entlöschung und Befrachtung der Schisse, sondern auch für die Besserung des GesundheilSzuslandeS von Bedeutung ist. Banz besonders ist aber aus die Nothwendigkeit hingewiesen worden, an der Mündung des Kamerunslusses eine Landungsbrücke sowie ein Slip und Werkstätten für die Reinigung und Reparatur von Schissen herzustellcn. Eia hierauf bezüglicher Bauplan ist bereits im Jahre 18W von dem Bauinspector LeS kaiserliche» Gouvernements in Kamerun unter Beistand «ine- Liste ier« der kaiserliche» Marine »uSaearbetlet worden. Die Eröffnung eine- Weges im Norden nebst Anlage der er- fordrrlick>«n >e zwei bis vier Stationen ist annähernd auf 350 000 -Al zu schätzen, während die Erösfnung nach dem Süden wegen der un- gleich schwierigerenTerrainverhällnisse ous-IOOOOOHveraiischlagt wird. Die zur Erleichterung de« Verkehrs an der Küste zu ver wendend« Summe in Höhe der noch verbleibenden 675000 .äi hat die nachstehende Bestimmung: eine Landungsbrücke für Seeschiffe welch« 7 »> Tiefgang haben muß, ISO 000 eine eiserne Uscr- besesligung (400 »> für das lausende Meter) in einer Ausdehnung von 750 m und zur Verbindung der Joßplatte mit Aqua-Bell und Didostadt 300 000 Slip für Schiffe von 50 i» Länge 90 000>i, Werkstatteinrichtung einschließlich des erforderlichen Materials an Maschinen, Werkzeug rc. Kö OOO X, ein neues Bootshaus 36 000>l Brunnen mit Pump« 3000 steinerner Thurm mit Laterne und Pegrl (Leuchtthurm) 8000 ^l, offene Wellblechschuppen zur Arbeit im Freie» im Anschluß an die Werkstatt 10000 -A, un- varhergesehene Ausgaben bei Herstellung der vorgenannten Gesammt- bauten 13 000 -äl Di« Gesammtankaab« ist ein« einmalige und verfolgt insofern productive Zwecke, als die geplanten Maßnahme» eine Steigerung der Ertragfähigkeit de« Schutzgebiets herbeizusühren bestimmt und geeignet sind. Die Flüssigmachung der erforderlichen Mittel im Wege der Anleihe würde sich hiernach rechtfertigen und konnte bei der ursprünglich beabsichtigten Beschaffung unmittelbar für Rechnung und zu Lasten des Schutzgebiets allein in Frage kommen, da die lausenden Emnahmen des Schutzgebiets zur Ausbringung der bezügliche» Summe auch nicht annähernd ausreichten. Bei der gegenwärtig in Aussicht genommenen Bereitstellung eine- Reichs- zuschusses empfiehlt es sich indessen, den verhältnißmäßig nicht erheblichen Zuschußbetrog im Hinblick aus die vorgesehene Ruck> erstattung desjeihen und im Interesse thunlichster Einichräiikung dcS AnleihecrcditS durch Matricularbciträge »u decken. Tie Zweckbestimmung der einzelnen Aufwendungen und die im Zusammenhänge mit den geplanten Maßnahmen ausführbar« Steigerung der Zolleriräge bezw. der sonstige» Einnahmen de- Schutzgebiets läßt eine allmälige Rückerstattung des Reichszuschusscs durch das Schutzgebiet gerechtfertigt und angängig erscheinen. Nach Loge der Berhällniss« kann die Zahlung von Jahresraten mil je 90 750 -A in sichere Aussicht genommen werden. Bei Zugrunde legung dieses Betrages und unter Abstandnahme von einer Ver zinsung des Zuschusses würde die Abbürdung der Gesainnttsumme einen Zeitraum von 16 Jahren erfordern. Ta eine größere Er giebigkeit der Einnahmequellen der Schutzgebiets bereits sür das Etatsjahr 1891.92 zu erwarten steht, ist die erste Rückzahlungsrate für dieses Etatsjahr angesctzt. und versprachen, allen Forderungen tn Bezug auf Rückgabe geraubter Menschen und Entschädigung der Waiagara nachzukommen. At« Sicherheit für di» Erfüllung Vieser Versprechungen schlosse» sich 450 Wahehe mit viel Elfenbein und Vieh der Expedition Ramsay's an. Auch in den südlichen Stationen gelt es vorwärls. Aus die Insel Mafia, und zwar tn den Hauptort derselbe», Schale, ist ei» schwarzer Ossicier mit 16 Man» stalivntrl worden: rbenso eine stehend» Patrouille tu Kisiwant. Mafia ist der tzauptvermtttelungspunct sür den Handel im Rufidschi-Delta. Tie Iiffel Mafia ist weniger srucht- bar ais Zanzibar und Pemba, aber sie ist reich an Vieh. Es sind nur Locvspflanzungen daselbst, Nelkenpsianzungen gedeihen nicht. Hinter Ktlwa ist di, Bevölkerung durchaus ruhig A»S dem Hinterland« von Li »dt hat sich eine Anzahl von Häuptlingen unter deutschen Schutz gestellt zur Sicherung gegen Machemda, de» Qberdäuptling der Mafili. Ter letztere selbst hat FriedenS- unterhanblungen angeknüpft und zwei seiner Löhne in Begleitung einiger Akidas mit 70 Mann nach Mikindant gesandt. Die Leute waren sofort bereit, ihre Waffen abzuliefern, arbeiten aus der Stativ» uad zeige» dsa aufrichtigen Wunsch »ach friedlicher Etutgung. Locialpolittsches. F Der In»»ngSa»sschuß znKSnigshlltte. welcher die conlervatfve und die Lentrumssraction des Reichstage- ersucht hatte, die Bundes regierung weaen der Aussichten dt» ReichstagSbeschlusseS über den Befähigungsnachweis der Handwerker zu interpelliren, wurde dieser Tage von dem Vorstände der CentrumS- sractton benachrichtigt, daß eine solche Interpellation für durch- au« unopportun gilt, weil sie nur ungünstig auf die vom Kaiser gehegte Absicht, eine Sachverständigeuconferen» in der Hand- werkersrage in nächster Zelt einberufen zu lassen, emwirkrn könne. Die Fraction hat einstimmig beschlossen, vou einer Inter- pcllalion zur Zeit Bbstaud zu nehmen. * Ter Jahresbericht deS New-Borker Vermittelung»- und Versöhttiingsamle» lenkt die Auimerkjamkeit der Legislatur aus die Art und Weise, in der gewisse Kleidungsstücke, bejonders Mäntel und Hemde», in New-Pork sabricirt werden. Die hiermit de- schästiglen Arbeiter sind meistens Ausländer, welche nicht oder nur unvollkommen Englisch verstehen und dem Bericht zufolge täglich 12—18 Stunden wie die Sclaven arbeiten muffen. Sie empfangen einen erbärmlichen Lohn unb haben mit fortwährender Noth und Entbehrungen zu kämpfen. Sie belaufen sich aus etwa 60000 bis 70000 Personen und gehören beiden Geschlechtern wie jedem Alter an. Die Hauptursache dieses UebelS ist das sogenannte Schweiß- system, welche- durch Vermittler, die gewöhnlich derselben Nationalität wie ihre Opfer angehören, ausgeübt wird. Die von ihnen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen wohnen tn ungesunden überfüllten Mietbscaserneu, welche weder genügende» Licht, noch gehörige Beotilatio» besitzen. Zum Schluß empfiehlt der Bericht die Annahme eiaes Gesetz«! gegen da- Schwelbsysrem. * Von Ostasrika liegen über die Entwickelung einzelner Orte «nd Gegenden wieder verschiedene Meldungen vor. Bagamoyv, wohin am 26. Januar das ReichSeommissariat mit der Comman- daiilur, dcr Verwaltung»- und McLicinal-Abthciluiig übcrfiesicdelt war idie Sce-Abtheilung kam nach Tar-es-Salaaiw, vergrötzcrt sich fortwährend. Es wird immer weiter gebaut, so daß deshalb die früheren Befestigungen dcr Sladt haben weggerännit werden müssen. I» Dar-cs-Salaam wird eisrigst an den Bauten sür das Gou vernement gearbeitet und der Fortschritt der Arbeite» durch einen große» Andrang von sich meldenden Wasaramo begünstigt. Tic Vorarbeiten für den Bau dcr Eisenbahn von Tar-cs-Salaain nach Bagnmono durch den Ingenieur Pvrksch sind soweit fortgeschritten, daß der Bahnkörper bis Burat, 32 Icm, etwa die Halste der ganzen Linie, ausgenommen ist. Bekannt ist schon, daß Ches Ramsay mit einer Compagnie nach Uhehe abgesandt wurde, weil die Wahebe die südliche Karawanen- straße beunruhigten und durch einen Einsoll Im Niagara eine Panik hervvrriese», welche sich auch den katholischen Missionen mitthettte. Nach kurze» Verhandlungen Namsay's in Mkondoa boten die Wahehe zum Zeichen ihrer Untcrmürsigkcit ein Geschenk von 60 Rindern an Schulwesen. * Berlin. L Mai. („Deutscher Reichs- (preußkscher Staats-) Anzeiger".) Einzelne Schulverbände oder politische Gemeinden, welchen die Unterhaltung dcr öffentlichen Volksschulen obliegt, haben in Folge der Neuregelung und Erhöhung der staatiichen Dienst- alterszulagea aus Grund de» Erlasses vom 28. Juni vorige» Jahres Zulagen, welche ihren Lehrern an den Volksschulen durch die Besvldungsvrdnungen oder Bocativncn mit fortschreitendem Dicnslalter zugesichert waren, zurückgezogen oder aus die staatliche» Dienstalierszutagen in Anrechnung gebracht. Dieses Verfahre» sieht, wie i» einem Erlaß des Eultus-Miaislers vom 18. April d. I. auSgesührt wird, im Widerspruch mit dem bei den Etats- berathungen im Jahre 1890 von der königlichen Siootsregierung wiederholt tn den Lommisstons- und Plenarverhandiungen de» Landtages dargelegteo und durch die Bewilligung der ersorder- lichen Mittel von Seiten deS Landtages genehmigten Zweck der Er- Höhung der staatlichen Dienstalterszutagen. Diese ist lediglich dahin gegangen, das Einkommen dcr Lehrer an den öffentlichen Volks- schulen in Orten mit nicht über 10000 Einwohnern mit dem fort- schreitenden Dienstalter in höherem Maße, als cs seither dcr Fall gewesen ist, auszubessern, nicht aber die SchulunlerhaltungSpflichiigen in ihren Leistungen für die Lehrer zu entlasten. Ter Runderlaß vorn 28. Juni vorigen Jahres enthält dementsprechend keine Be- slimmung, ai»S welcher sich die Berechtigung der Schul»,tterhaltungtz. pflichtige», die ihnen gegen ihre Lehrer obliegende» Leistungen a„s die staatlichen Ticnstallcrszulagen anzurcchnen, folgern laßt. Eine solche Anrechnung ist auch deshalb unzulässig, weil den Lehrern »ach Nr. 8 des Rundcrlasses ein rechtlicher Anipruch auf die staatliche» Tienstallerszulagen nicht zustcht, während ein solcher auf die Ge währung der in den Bcsolduugsvrdiiungcn, Dotationen rc. ihnen zugesicherten Bezüge des Erfüllung der Voraussetzungen zweifellos be gründet ist. Mlitairisches. * Wien, 3. Mat. Im lausenden Jahre werden wiederum mehrere Regimenter der k. und k. Armee das Fest ihres lüOjährigen Bestehen« feiern. Die jubilirenden Regimenter sind durchweg ungarische, und zwar die Jnsanteric-Regimenter: Kaiser Alexander von Rußland Nr. 2. Ergänzungsbezirk Kronstadt: Großherzog von Mecklenburg-Strelitz Nr. 3l, Hcrmannsladt: Kaiserin und Königin Maria Theresia Nr. 32, Pest; Kaiser Leopold II. Nr. 33, Arad; Erzherzog Joses Nr. 37, Grvßwardein; Erzherzog Friedrich Nr. 52, Fünskirchcn: Erzherzog Leopold Nr. bk). Agram ; das Husaren-Rcgiment Friedrich Wilhelm lll., König von Preußen Nr. 10, Fünskirchcn. "Athen, 1. Mai. DieTisciplin in der Armee läßt gegen, wärtlg sehr viel zu wünschen übrig. Vor einem Monat wurde» vor dem Kriegsgericht zu Athen drei Unterosficiere zu», Tode und vier zu langjährigen Körkerstrasen verurtheill, weil sie einen Ossicier ihrer Garnijvnstadt Vvlo össcittlich entehrt und mißhandelt hatten, so Laß derselbe einen Selbstmord beging. Dieser Tage traf aus Larissa, welches schon mehrfach der Schauplatz milttalriicher Unbot- mäßigkciten war, die Meldung ei», daß eine Anzahl Mannschaften dcr dortigen Garnison umer Führung ihrer Sergeanten arge Ausschreitungen gegenüber der Einwohnerschaft begingen unb dabet auch ältere Oificiere, welche dem Treiben Einhalt ge- boten, thätlich angrisscn. Unter den jüngeren Lfsicicren soll ferner «u Complot entdeckt worden sein, weiches den Zweck batte, den Stadl-Coinmandanten durch Provocirung eines großen Skandals aus seiner Stellung zu verdrängen. — Noch ein anderer charakteristischer Fall verdient Erwähnung. Das Kriegsministerium hatte dem Bureau des 1. Jnfanlerie-Regiments, besten Chef der Kronprinz Konstantin ist, die Weisung übersandi, einen mit Namen angeführten Soldaten des Regiments als Schreiber in da» Bureau des Ministeriums abzueommandtren. Da- Negimenlsbiireau antwortete unter Berufung auf dienstliche Instructionen, daß die Auswahl des gewünschten Schreiber» vock Regiment aus zu erfolgen habe und stellte deshalb dem Minister eine» anderen Soldaten zur Verfügung. Daraus wandte sich der Ministerpräsident Delhannls periönlich beschwkldeiührend an de» Kronprinzen, welcher nunmehr dem Bureau seines Regiments klar machte, Laß in der Arme» Jeder mann Len Befehl eines Vorgesetzten unweigerlich auszusühren habe, ohne über die Zulässigkeit desselben erst Erwägungtu anzujteUeu. Chile. * Aus Chile wird der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" unterm 15. März geschrieben: „Das von der chilenischen Regierung erlassen» verbot dauert fort, wonach es den tn Valparaiso liegenden Handelsschiffen nicht gestattet wird, den Hasen »u verlassen, um sich nach den nördlich gelegenen, im Besitze der Tongreßpartei befindlichen Häsen zu be geben. Das Verbot ist erlassen, wett die nach Norden gehenden Schiff« als Rückfracht Salpeter zu nehmen pflegen, und di« Regie rung die Verschiffung dieses Artikels, so lange der Ausfuhrzoll von den Aufständischen erhoben wird, za verhindern wünscht. Man fürchtet außerdem, daß die ausiaufenden Schiffe vou der Flotte der Congreßpartet angehalten und, wie die« mehrfach geschehen, zur Abgabe ihrer ttodlenvorräthe gezwungen werden. Da die Regierung es als ihre unabweiSliche Pflicht erklärt, den Aufständischen, soweit thnniich, die Mittel zur Fortsetzung des Widerstandes adzuschncideu, so ist vor der Hand an eine Auchebung des Verbots nicht zu denken." Diese Bermulhung dcS Correspondenlen war zutreffend, da auch inzwischen von einer Aushebung des Verbote» nicht- bekannt geworden ist. * Liner der Gründe, welch« der Reichskanzler von Caprivi km Reichstag für die unterlassene Entsendung deutscher Kriegs- schisse nach Chile ansührte, war dem Umstande entnommen, daß die chilenische Flotte, die sich damals schon zum größten Theii in den Händen der Ansständischen befand, über sehr starke Panzerfahr zeuge verfügte, während die sür den Dienst aus auswärtigen Stationen bestimmten deutichen Kreuzeriahrzeuge ungepanzert seien, einen etivaigen Kamps mit den chilenischen Schissen mithin ohne Aussicht aus Erfolg hätten unternehmen müssen. Mit diesem Bedenken steht indes) augenscheinlich die neuere Meldung in starkem Widerspruch, nach welcher daS Geschwader der chilenischen Congreßpartei aus der Rhede von Caldera durch zwei Fahrzeuge der Regierung-; - Partei vor Kurzem angegrisfen und daS Panzerschiff „ Blanco Escalada" dabet vernichtet worden ist. Der Geschwaderchef und etwa 200 Mann der Besatzung sollen bei dem Kamps« da- Leben eingebüßt habe», die beiden Angreifer dagegen mit nur geringen Verlusten nach Valparaiso zurückgekehrt sein. Abgesehen von seiner politischen Be deutung ist dieser Vorgang in technischer Beziehung sehr bemerken». Werth. Ter ganze wichtig« Erfolg wurde gegen rin mindestens zwei Panzerschiffe zählende« Geschwader durch zwei leichte, verhättniß- mäßig kleine Fahrzeug« erzielt, ohne daß diese dabei nennenswerthea Schaden erlitten hätten. „Blanco EScolada" war das größere der beiden Panzerschiffe und zugleich da- Flaggschiff des Geschwaders. Es hatte ein Gewicht von 3450 Tonnen, Maichinen von 3000 Pferde stärken, 2 Schraube», eine Fahrgeschwindigkeit von 12 bi-13 Knoten, Gürtel- und Batteriepaiizer von 23 bis 20 Centimeler Dicke, ei»« besonders kräftige Gcschützausrüstung und Besatzung-starke von 238 Köpfen. Jetzt ist Vieler Schifsskoloß durch zwei nur etwa ein Fünslcl so große »»gepanzerte, aber mit einer starken Torpedo- Ausrüstung versebene Fahrzeuge von der Classe der Torpedo-Kreuzer in den Grund geschossen worden. Tie beiden siegreichen Angreifer, „Almirante Lynch" und „Almirante Condell", wurden auf einer Liverpool« Werst erbaut und liefen erst im vorigen Jahre vom Stapel. Eie haben nur 735 Tonnen Gewicht, aber 4500 Pferde stärken, welche 21 Knoten Fahrt geben. Ihre Geschütze, von denen jedes Fahrzeug nur drei Stück führt, konnten dem feindlichen Panzerschiffe zwar keinen Schaden Zusagen, um so mehr Erfolg aber hatten ohne Zweifel die Torpedos, deren vernichtende Wirkung anscheinend noch dadurch unterstützt wurde, daß beide Schiffe unerwartet an der chilenischen Küste eingetroffen waren unb Lea Gegner völlig überrascht hatten. Die Vorstellung, als ob gegen eine Flottenmachl mit Panzerfahrzeugen von ungepanzerten Schiffen nicht» ausrurtchteu sei, hat durch dieses Beispiel jedenfalls eine» argen Stoß erlitten und jwar zum Vortheit der inzwischen be- schlossenen Absendung deutscher Kriegsschiffe an der Küste Chiles, sofern nur der gleichzeitigen Mitverwendung von Torpedos dabei die ersorderlich« Beachtung geschenkt wird. vermischtes. -- EiSleben, 3. Mai. Die Enthüllung deS Denk mals für Friedrich König hat beule Mittag Programm mäßig stattgesunden. DaS Denkmal ist in dcr KönigSslraßc am Stadlgrabcnpark errichtet: Auf einem Sockel von schwedischem Granit erbebt sich die vo» Schapcr (Berlin) geschaffene Bronzcdüstc .König'S; daS Ganze schließt ein von dem Hosschlosser Buls (Berlin) gefertigtes Eiscnailker ein. — Die Wcibcrcde hielt Maschinen - Inspektor Nossclt (Eiö leben). Er hob die Bedeutung Königs und seiner Er findung hervor und übergab, nachdem die Hülle ge fallen, daS Denkmal dcr Stadt, indem er ini Namen dcS EomitöS die Bille auösprach, daß cS hoch gehalten werden möchte, als ein Beweis der Hochschätzung von Nab und Fern für einen Sohn EiSlcbcnS, dcr sich in mutkrollem Streben ein großes Ziel erkoren und mit seltener Ausdauer erreicht hat. Der Redner vertrat den Gewerbcvercin vvu Eislebcu, dem die Anregung zur Errichtung dcS Denkmals haupt sächlich zu verdanken ist. Bürgermeister Wclckcr über nahm daS Denkmal »n Namen dcr Stadl. Dann wurden am Fuße des Monuments Kränze nicdergelcgt, unter Anderm -von dem einzigen jetzt noch lebenden Mil arbcitcr Friedrich Königs, dem alten Monteur Michael Scbold, der in allen Truckstätten Europas bekannt ist. 59 Jabrc arbeitet er bereits in der Fabrik zu Oberzell und ist zugleich Vertreter seiner Mitarbeiter, in deren Namen er den Kranz nicdcrlcgte. Auch die Gemeinte Zell a. M. ist vertreten, ebenso der deutsche Buchdruckerei- und Bnchhändler- Bcrband durch I>r. Bro ckb auS-Leip zig, dcr Buchd rucker und Maschinenmeister-Verein Leipzig durch drei Ver treter, dcr deutsche Jngenicurvercin durch Herrn. LwowSki- Halle und Dircclor Pcicr«. Professor Sckaxcr war auch anwesend. Depeschen trafen in großer Zahl ein, so auö Petersburg (Druckerverein), von der Typographischen Gesell ' w. Z> schuft Leipzig u. s. Mannergesangverein 4um sang der Eislebener ag vom Mittelschul- innergesangverrin ein sür den T, lchrer Bluemel (Eisleden) gedichtetes, ansprechendes Fest . Sodann begaben sin» die s nicht ofstciell« Trinksprüch« folgten, m derjenige von Marck» (Petersburg) auf Sroold (Oberzell), sowie der de« Vorsitz lied. Sodann begaben sich die ^rstthrilnehmrr durch die Lindenstraß» am geschmucklen Geburlshause König » vorbei zum .Wicscnhause", wo ras Festmahl stattfaud. Den ersten Trinksvruch brachte Landrath v. Wedel! auf den Kaiser an-; nach ihm sprach Lotterie-Einnehmer Steinkopf auf die Familie und dir Unternehmungen der Familie König. Herr Friedrich v. König, als Vertreter der Nachkommen des Gefeierten, antwortete dankend. Herr Maschineninspector Nössclt dankte allen Förderern de« DenkmalSwerke», worauf noch einige unter denen besonder« den Arbeiterveteranen . tzcadeu des Jngeuieur» vrreiu« Peter«' (Äerlin) auf di« Damta frohen Anklang fand. Natürlich wurd« auch d«« Professor« Schaprr ehrend gedacht. DaS Mahl nahm einen fröolichrn Verlauf, nur daß eS leider zuletzt durch FeuerlLrm gestört wurde, da in der Hahnegasse ein ziemlich bedeutender Braod ausgebrochen war. Der Ver lauf de« Feste« war erhebend und würdig. Die Häuser der alten Lutherstadt sind vielfach beflaggt. Bon »/,7 Uhr ab findet eine von den Buchdruckern EiSleben» veranstaltete Abcndfcier statt. (Magdeb. Ztz.) — Scharley, 2. Mai. Eine schreckliche Bluttbat bat sich gestern Abend hier ereignet. Der 35 Jahre alle Bergarbeiter Herrmann erschlug seine dem Trünke ergebene Frau mit einem Schemel aus Verzweiflung darüber, daß er dieselbe bei seinem Nachhausekommen abermals total betrunken in der Stube auf dem Fußboden liegend »erfand. Herrmann stellte sich der Polizei selber und wurde gefesselt in daS kiesige GerichtSgcfängniß abgeliefert. Die Ermordete hinterläßt ein Kind, ein zweites hatte sie vor einigen Jahren in dcr Trunken heit erdrückt. — Die Versuche, welche nian bisher, um die theurere Kohle zu umgehen, in der russischen Kriegsmarine mit Naphtha-Heizung unternommen hat, sind resultatlos ver lausen. Nunmehr laßt auch das Mariucministerium auf den russischen Minenschiffen solche Versuche anstellen. Bis jetzt sind diese ebenfalls noch nicht zur Zufriedenheit ausgefallen. Verkehrswesen. Vom 1. Mal d. I. ab verkehrt im Interesse des Verkehr« nach den böhmische» Bader» auf der Linie Dresden-Boden- dach ein neuer Schnell»»«, welcher Vormittag« 11 Uhr 41 Min. von Dresden-AItstadt, Böhmischer Bahnhof, abgelassen wird und dtrecte Wagen nach Tepliy und Karlsbad führt. Ter neue Schnellzug trifft 12 Uhr 55 Min. Nachm, in vodenbach »in, die Weiteriahrt von Bodenbach, woselbst die Zollrevision deS Handgepäcks slattsiudet, erfolgt 1 Uhr 7 Min. Nachm., es ist sonach noch Gelegen heit geboten, t» Bodenboch eine Erfrischung einzunehinen, wozu ein aus dem Perron vor der Bahnhoss-Restauration vortrefflich aus- gestattetcs Buffet hinreichend Gelegenheit bietet. Um Jrrlhnmern vorzubcugeo, sei nochmal- daraus hingewiescn, daß der neue Bäderschnellzug in Aussig keinen Anschluß nach Prag und Wien findet, der directe Zug über Bodcnbach-Austig und Prag nach Wien verläßt de» Böhmischen Bahnhof in Dresden schon I l Uhr 26 Min., mithin früher aiS der vorerwähnte Schnellzug nach den böhmischen Bädern. Literatur. „Neue Leulen von einem deutschen Philister", und recht ge harnischte, eröffnen da-fünfte Heft der Monatsschrift „ttnsrre Zctt" (Leipzig, F. A. Brockhaus). In etwa 200 formgewandten Distichen schnellt der wohlbelesene Kritiker seine Pfeile gegen den Naturalismus der heutigen Literatur, gegen die Fremdländcret der Deutschen, gegen mancherlei krankhafte Auswüchse dcS geistigen Schaffens unserer Tage. Kaum ein vielgenanntes Buch, kaum ein im Alunde der Leute lebender Schriftsteller, die ihm nicht zu Zicl- puncien werden. Von Zorn, Spott oder Laune sind seine Geschosse beschwingt, derb saufen sie mitunter durch dieÄuft und mögen hier und da auch schmerzhaft treffe». Aber man merkt eS dem Streiter an, daß Begeisterung sür das Wahre, Schöne und Gute ihn zum Kampfe geführt hat. Niemand, dcr am literarischen Leben lhettiiimmt, sollte diese bedeutsame Erscheinung an sich vorübcrgchen lasse». Das Heft bringt ferner vom ungarischen Neichetagsmilgliede, Professor I. H. Schwicker, eine Darlegung der Stellung, in dcr man in Oesterreich-Ungarn der in Unterhandlung begriffenen und zur Zeit wohl schon paragraphirten „Zolleinigung zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche" entaegensieht. Ter Verfasser stützt sich dabei wesentlich auf das auf freihändlerischem Standpnncte stehende Werk von Mallekovicz. Der deutsche Reichstag wird ja schließlich da-Z letzte Wort in der Sache zu sprechen haben. Lberbibliollickar I>r. C. Bloesch in Bern erinnert an den merkwürdigen tragischen politüche» Schicksalslaus des kürzlich verstorbenen ersten schweizerischen Bundespräsideiiten im Jahre 1847 Ulrich Ochsenbein. Bon Frank Justi, der schon im letzten Sommer ein treffliches Wort zur Schul- resorm in „Unsere Zeit" g,sprechen, erhalten wir nun im Artikel: „Tie Berliner Schulconserenz und die Resorm des höher» Unterrichts- wesens" eine Kritik der Schulconsercnzbeschlüffe und die Andeulung dcr Bahnen, auf der das Cullns-Minislerium die Gbmnasialreform ins Werk zu setzen habe. Befreiung vom Bureaukratismus des preußischen Schulwesens ist der Schwerpunkt seiiier Wünsche. Gustav Krenke berichtet über die Verhandlungen zur Realisirung des Planes der Simplonbahn. In dem Augenblicke, da zwei deutsche Fürstinnen ihre» evangelischen Glauben abschwüren und sich, nach den Zeitungs- nachrichlen, de» Segenswunsches ihrer königlichen Großmutter vo» England zur Fahnenflucht in die orientalische Kirche hinein erfreuen, wird die thatsächliche Zusammenfassung der Acte dcr Verfolgung, welche in den jüngsten sechs Jahren „Die evangelisch, lutherische Landeskirche der Ostleeprovinzen durch eben jene orientalische Kirche zu erleiden hat, vielleicht mehr alS sonst Aufmerksamkeit und Thcil- »ahme bei den Glaubensgenossen in Deutschland finden. Lina Schneider in Köln gicbt zum Schluffe nach Cäsar Cuy's Buch eine zusammcnfassende Tarsielluug der „Pflege der Musik in Rußland". Unter Denkwürdiges zählt Ludwig Fuld die Ergebnisse der Reichs- gesetzgebung in den letzten vier Monaten auf; Mittheilungen aus den Fortschritten der Phnsik von Franz Bendt und eine Todtensckiau machen den Beschluß des wcrthvollen Heftes. *" Mukt 17. ksstbssitLvä äsr k'i'üdAtn'seonkselionLi 2» deäviittznä Iivritd>r«8tzt2t«n kreisvn. Elegante Ncutzetten für Herren und Knabe». FIütLvi»; Eigene Fabrik sür Uniform-, Schüler- Reise-, Haus-, Comptoir- u. Radfahrerinützen. IIvi Rcichc AuüivaiU in jeder Preislage. Extraleichte Deutsche, wiener, pariser und Englische Reisehiite. I. Müller, rolvrs8trL880 37; MaKLLln L. Wr8vd.
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