Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-15
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
e1.7S.b0 jt>. »1 SS ik 1.R.l>0d» ->tk.üsor. RLSL?. lwü 88k. u«ei«. ?.V.P.1/17S » r. z. ». 81«, 1038. l». >-. k. 8. k. p. p. ?. ?. »>. 87 k 8.ll. W2.2Ö 8. p k. ? k. leiten. ii z. r. 8. k. 8. 8 8. U. 8. 8. n»>- 8t^^> i.o.»m3y<> r «i>. <tc>. 8. 0 8. 0 8. S 8. 8. l. k. 8. r. p. «. i> >i» , i». >Io. ä.>. ä». >k. ,Iu. g». a». « i>. ,tu. >I>. I 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. l'. <1,.. > i1.ee.Ne««-!>. 8« e. ». 1 8. so. r n. » 8. » v. 0. « l>. 8. a». >, eette-i»->> ?. ee.Xued. Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Le-arliou iod Li-r-iti«» JohanneSgaff» 8. Lprrchstondkn der ttr-arlion vormittag« 18—12 Uhr. Nachmittag« 8— k Uhr. tz»r St» U»a,»»« «m,«8»»<kr M-nalceiel« «»chi NH »8 «edecNe» eicht mrtmUtch. «»»ah», »er stlr tzt, ,ichfts»l,en»e Nummer »,stimmten Inserate an Wochentage» »t« 3 Uhr Nachmittag«, an Tann, un» Aefttageu früh bi«'/,» Uhr. 3u den Filialeo für Ins.-Annahme: Ltt< Klemm'» Korti«. (Alftetz Hahn), UnivrrsitätSstraß« 1. Laut» Lösche. Katharinevstr. 11, pari, »ad König-Platz 7, nur bi» '/.» Uhr. rimMr.TügcblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ÄbmnarmeNtOtoriiD vierteljährlich 1»/, Mk. in Alt-Letpzig, tncl. Bringerloha »HU-durch di« Post bezog»» 6 Mk. Einzeln« Nru. »> Vst Belegereniplar 18 Pf. Gebühren für Eltrabotlagiu ltn Taqeblal!..>^c,„-il -esalzt) ahne PosibesSrberuag »8 VN, mit Postbesürdrrnag 70 VN. Inserate 6 gespaltene Petttzeile »0 Pf. «röhere Schriften laut uns. Pr«t»v«»chchut». Tabellarisch« n.Zifiernsatz »ach hüherm Tarif. Neclamen uut« dem Nedacttougftrich dt« laespall. Zeile ÜOPf., vor den yamtli»»»achrtcht«u die «gelpalteue Zeile 48 Pf. Inserate sind stet« au dt, «rtzeütttm »u sende». — Rabatt wird nicht gegedem Zahlung xruaaumaruväo ad« durch Post« »achnahnre. 135. Freitag dm 15. Mai 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, städtische Einkommensteuer «tressen». Der erst« Termin d« städtischen Einkommensteuer ist am IS. Mat »tese» Jahre» mit de« fieüenfachen Betrage de» etnsachen Steuersatzes fällig. Di« Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Steuer- beträgt bi« spätesten« 3 Wochen nach dem Fälligkeitstage bei Brr- meidung der nach Ablaus dieser Frist gegen die Säumigen rintreten- deu gesetzlichen Maßnahmen zu bejahte». Die Zahlstellen sind: für Alt-Leipzig tm Stadthaus«, Obstmarkt Nr. S, Erdgeschoh; für Leipzig. Reudnitz, Leipzig - Anger»tzrottendorf, Lripzlg-Tüoubrrg und Letpzig-Neureudnitz im Nath- kü» Hause zu Leipzig-Reudnitz; Leipzig - Neustadt, Leipzig Volkmarsdorf und Leipzig- ck - Neuschüneseld, Le »arsdorf und Leipzig-Sellerhausen im Haus« ,u Leipztg-B»lkmar«dorf; Leipzig-Eutritzsch tm Rathhause daselbst; Lripztg-tzlohltS im früheren Gemeindeamt« daselbst; Leipzig-Lindenau. Leipztg-Plagwitz, Leipzig-Klein zschocher und Letpztg-Lchleutzig tm Nathhause zu Leipzig-Plagwitz und für Leipzig-Connewitz und Letpztg-LSHnig im früheren Gemeindeamt» zu Leipzig-Connewitz. Hinsichtlich der gleichzeitig zur Erhebung gelangenden persön lichen Anlagen für die euangellsch-lntherischr« Kirchen verweisen wir anf die untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 13. Mai 1691. Der Rath der Stadt Letpzta. vr. Georgt. Koch. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die II. Quote der vom 8. dt» mit 1t. Januar d I«. in d« Auen-, Berliner Stratz«, am stächerplatz, in der Blücherstratzr, am Brühl, in der -üer- ardstruste, An der alten Elster, in der Elster». Erlen-, stitritzscher, Färber-, Frankfurter. Frege-, Funkendurg-, < lerber-, Gustav Adolph-, Humboldt-, Jacob-, Keil», König iohann-, Letbnizstraszr. am Löhr schen Platz, an der Löhr-, iortztug-, Nord-, Partdenstratze, am Ranftadter Stetuweg, in der Rosenthalgafse, Sedan-, ttfrr-, Wald-, Wettiner und horkstraste einquarttert gewesenen Truppe»! vom Kgl. 10. In- anterie-Negtment Nr. IS4 kann in den nächsten 3 Tagen bet unserem Quartteramte. Nasch,narkt Nr. L. im Erdgeschoß link», Zimmer Nr. 30 (altes Poltzeigcbäudc) erhoben werden. Der dal Ouartierbtllet Borweisende gilt ai« zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 13. Mai 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. X/Ll. 7SS3.vr. Georgt. Lamprecht. Bekanntmachung, üi« persönlich« Anlage für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig betreffend. Auf Grund von A. 7 de« Regulative- üb« die Erhebung der Anlagen für die eva»ge!i!ch.!u!herischen Kirchen in Leipzig, vom 16. Oktober 1890, wird hierdurch bekannt gemacht, bah di« »nr Deckung der Fehlbeträge in den diesjährigen HauShailplänen der evangelisch-lntherischen Ktrchengemeinden in Leipzig aufzubringenden persönlichen Anlagen von allen hier wohnenden und über 14 Jahre alten Mitgliedern der evangelisch-lutherischen Kirchengemetnden, soweit dieselben mit einem Einkommen von üb« 800 zur StaatSeinkoinmenslen« geschätzt sind, für den aus den 1ü. Mai diese» Jahre» fallenden ersten städtische» Sinlomuicnstcuertermin folgrnder- gestalt «hoben werden: 1s im Verband« der evangelisch-lntherischen Ktrchengemeinden mit 58°/„ in der Kirchcagemeillde Eutritzsch mit SO'/» - GohliS mit 80°/», - Reudnitz mit 100°/», - Kleinzschocher mit 120°/^ - Connewitz mit 120°/» - Lindenau mit 120°/„ » Plagwitz mit 100°/», - Schönefeld (Leipziger Lntheil) mit bO°/^ - Thonberg mit 90°/» „ d« Anlage «folgt nach 8. 6 de« oben bezeich- neten Regulative- mit denselben Beträgen, welche für die betreffenden Personen bei ihrer Veranlagung zu der SlaatSeinkvmmenstcu« in dem durch dt« Gesetze vorgeschriebcnen Verfahren festgesetzt worden und wird erhoben nach den in 8-12 des Gemeindesteuer-Regulatives enthaltenen Steueriätzen. Die Beitragspflichtigen werde» deshalb hierdurch aufgefordert, ihre Beträge binnen 3 Wochen von dem Fälligkeitstage ab gerechnet an die obengenannten Zahlstellen unsere« Siadtsteu«amteS zu be zahlen, da nach Ablaus dies« Frist gegen di« Säumigen mit dem Beitreibungsverfahren vorgegangen werden muh. Diese Bekanntmachung gilt als vorschriftsmäßige Benach richtigung der Beitragspflichtigen. Etwaige Reklamationen sind binnen 3 Wochen, von dem erst maligen Abdrucke dies« Bekanntmachung an gerechnet, bet dem Steurramte, Stadthaus, II. Obergeschoß, anzubrtngen. Insoweit Reklamationen sich gegen die Höhe der der Beran lagung zu Grunde liegenden staatlichen Einschätzung richten, find dieselben als unzulässig zurückzuweisen; doch sollen die aus Reclama. lionen gegen die Staats- und bez. städtische Einkommensteuer er gangenen Entscheidungen ohne Weiteres auch für die Heran ziehung zu dies« evangelisch-lntherischen Kirchenanlag« Giltigkeit haben. Leipzig, den 12. Mat 1891. Der Rath der Stadt Letpzta. vr. Georgt.Koch. Z 4) k>) e 7) 8) 10) Die Umlegung Bekanntmachung. Die Entschädigung für die III. Quote der vom SS. Januar bis mit 0. Februar - I. in der Bahnhof-, Berliner, vlücher- ftraß«, am Brühl, in d« Larl-, Dörrten-, Egrlttratze, An der altcn Elfter, in der Entrttzscher, Felix-. Frtedrtch List- Garten-, Gellert-, Georgen-, Gohliser Straße, am Grim maischen Stetnweg, in der Gustav Adols-, Iaeobstrahc, am Iohanntüplatz, in der Langen, Leibntz-, Aeußcren Löhr-, Martenstraße, am Marienplatz, an der Milch-Insel, in d« Mittel-, Nord-, Pfaffendorier, Post-, Querstraße, am Ranst schen Gätzchen, in der Reudnitzer, Salomon-, Schützen-, Tauchaer, Wald-, Wintergarten- und Aorkftraße einquartirrt newesenen Truppen vom Königlich 10. Infanterie-Regiment Nr. 134 kann in den nächsten 3 Tagen bei unserem Quartter amte. Naschmarkt Nr. s, tm Erdgeschoß link», Zimmer Nr. SO (altes Polizeigebäude) erhoben werden. Der da» Quartierbillet Borweisend« gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 14. Mat 1891. Der Rath der Stadt Letpzta. n<I X/A7964. l)r. Georgt. Lamprecht. Bekanntmachung. Tie Lieferung der Eisenarbeiteu zu den schmiedeeisernen U« hrgungcn der Kühlzrllen in d« Markthalle hi« ist vergeben. Tie unberücksichtigt gebliebenen Bemerber werdeu deshalb ihre- Angebots hiermit entlasten. Leipzig, am 13. Mai 1891. Der «at» »er Stadt Leipzig. 1»1965. vr. Georgt. Liada«. Gefunden wurde vor einigen Wochen in einem VergnügunaS-Etabliffement hier eine galden« Damennhr mit Kette, war zur Ermittelung der Etgenthümertn hindurch bekaaut ge macht wird. Leipzig, den v. Mai 1891. DÜS Eoltreiamt der Stadt Leipzig. igu Stellvertretung: M. S4S8. vr. Schmtd. Ml- Bekanntmachung. Al« Platz für den verkauf von Pstngftmate« am Sonn abend vor dem Pfingstfest« (10. Mat) wird der Töpferpiatz angewiesen. Leipzig, den IS. Mai 1891. Der «ath der Stadt Leipzig Id. L19S. vr. Georgt. Wagner. Bekanntmachung. Beim Abbruch der alten ersten Gasanstalt lagen zum Ankauf: altes Guß-, Brand- und Schmiedeeisen, gußeiserne Futzbodenplatten. gußeiserne Rohre und FormftüSe, gußeiserne Kästen von 18 bis SS «dm Inhalt. Dies» Gegenstände können jeder Zeit an Ort und Stell« besichtigt werden und wolle man sich deshalb an Herrn BelriebS-Jnspeclor Unetio, Gasanstalt I, wenden. Gebote auf diese Gegenstände im Einzelnen oder in gröberen Partien sind an den Direktor der städtischen Gasanstalten. Herrn Vunäor, Leipzig^Lonnrwitz, spätesten» bi» zum 1. Juni d. I. abzugebea. Leipzig, am IS. Mal 1891. De» RathS Deputatton zu den Gasanstalten. Bekanntmachung. D« von der Lagerhofverwaltung am S. Januar 1889 unter Nr. 1304 auSgestelllr, auf Hermnun Hausümnnn lautend« Lager- cheia üb« gelagerte: L Fäffer Wein. gez. MI, gewogen 440 dg. ist bei uns als verloren gegangen angezeigt worden. Wir fordern den Inhaber des Lagerscheins aus, sich mit dem selben binnen 3 Monaten und spätestens bi» zu« 1a. Juli 1801 bet Verlust jeglichen Anspruch» an die Lagcrhvfverwaltung in der Lagerhos-Expedilion »u meiden. Erfolgt keine Meldung, so wird der Lagerschein unwirksam erklärt and ein neuer Lagerschein ausgestellt werden. Leipzig, den 11. April 1891. Lagerhos der Stadt Leipzig. Gether. Bekanntmachung. Bon dem Bezirkslage der Amtshanpiinannschaft Leipzig ist an Stell» des noch der Einverleibung der Gemeinde Lindenau in den Stadtbezirk Leipzig nicht mehr dem amlshanptmannschaillichen Bezirke angehöriae vr. mvck. Götz der Rittergulspachtcr Lekonomie- raih Albert Bollsack zu Grobzschoch« als Abgeordneter in den KreiSauSschuh gewählt worden. Leipzig, mn 11. Mat 1891. Königliche KretShauptmannschas». I. 422. v. Eh reust »in. Graul. Htadtbilüiothek. Die Stadtbibliothek ist wegen Reinigung d«S Bibliotheksaale» vom 19. bis zum 23. Mai geschloffen. vr. Wustmann. Bekanntmachung. Die Liebertwolkwttzer Sparcaffen-ZweiggeschäftSstelle in Skötterit befindet sich in d« Wohnung de- Herrn Lehr« und Organist Richard Schäser dortselbst und expedirt jeden Donnerstag Nach, mittag von 0—7 Udr. Verzinsung »er «»lagen «tt »V, Prae. Liebertwoikwitz, am 13. Mai 189l Lte Sparea^enverwaltung. Sparkasse Liebertwolkwih. Unter Garantie der Gemeinde. Reserven: 300634 04 4. Sparverkehr in den Monaten Januar bi» mit April 1891: 3903 Einzahlungen im Betrag« von 407 848 ^4 30 3700 Rückzahlungen ... 362 7S6 ^l 99 Verzinsung der Einlagen mit 3's, °/,. ExpedittoaSzeit: Montag- und DonnnStaaS. Die Verwaltung. Dyck. Deutschland un- Oesserreich-Angarn. Es macht den Eindruck, als ob ein Bruchtheil der Deutschen es sich zur Aufgabe gesetzt hätte, die beiden Berbündeten, Deutschland und Oesterreich-Ungarn, zu entzweien. Gerade Das, wa- seit langer Zeit vergeblich angestrebl war, was aber jetzt bis zu einem gewissen Grade erreicht zu sein scheint, eine Annäherung zwischen Oesterreich und Rußland, wird heute als ein Ergebniß der fehlerhaften deutschen Politik auSgegebcn. Hat man denn vergessen, woher das geflügelte Wort vom „ehrlichen Makler" stammt? Es war vom Beginn der Drei bundSpolitik als Hauptziel eine Verständigung zwischen Ruß land und Oesterreich über ihre Balkan-Interessen in Aussicht genommen worden unter gleichzeitiger Betonung dcS Grund saye-, daß die Balkan-Angelegenheiten Deutschland nichts an- gingen. Seit der Vereinigung Nord- und Süd-Bulgarien» war die bulgarische Frage die Hauptgefahr für den euro päischen Frieden, und ein Krieg konnte nur vermieden werden wenn eS gelang, die beiden Nebenbuhler auf der Balkan Halbinsel, Oesterreich und Rußland, zu einer Verständigung über die Grenzen ihre« Einflusses auf die Balkanstaaten ru bringen. Die Lösung dieser ^schwierigen Aufgabe hatte Fürst Bismarck als ehrlicher Makler übernommen, und sie war so weit geglückt, daß Rußland von einem Kriege Abstand nabm. Die Veröffentlichung deS Bündnisse» zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn in Verbindung mit der Rede BiSmarFS vom 6. Februar 1883 stellte die Linien der deutschen Politik gegenüber dm beiden Großmächten Rußland und Oesterreich-Ungarn fest. Seitdem ist eine merkliche Verbesserung in den Beriehungeu Rußland- zu 2esterreich-Ungarn eingetrcten; Rußland hat auf Geltend machung seiner Ansprüche auf Bulgarien vorläufig verzichtet, e- nimmt eine abwartende Haltung ein und legt sich auch onst Rücksichten auf, so daß sich seit dem Jahre 1888 all- malig da» heutige Verhäitniß entwickelt hat, welche» durch den Besuch de» russischen Thronfolgers in Wien im November 1890 die öffentliche Bestätigung und gleichsam Weihe ge- unden hat. Das sind die Thatsache», wie sie allgemein bekannt sind und sich vor der Welt offenkundig vollzogen haben. Es sst völlig unverständlich, wie man die Vertagung des Streites um die Zukunft Bulgariens in dem Sinne deuten kann, daß dadurch eine Verschiebung der inter nationalen Lage zum Nachtheil Deutschlands stattgefnnden habe. Im Gegentheil ist dadurch die Bürgschaft für die Erhaltung des Frieden-, welche bi» rum Jahre 1888 ehlte, erst gewonnen worden. Die bulgarische Frage >at ihre Wichtigkeit für die Gegenwart verloren, obwohl re für die Zukunft unverändert fortbcstcht. Oder sollte die ganze Kraftcntsaltung, welche vom Fürsten Bismarck auf- gewcndet worden ist, um die widerstrebenden Interessen Ruß lands und Oesterreich-Ungarns aus der Balkanbalbinsel mit einander auszusöhnen und einen Waffenstillstand wegen der Zukunft Bulgariens herbeiznführen, lediglich ein diplomatischer ^ug gewesen sein, um die Welt irre zu führen und sie uver die eigentlichen Ziele zu täuschen? Unseres Wissen» ist eine 'olche Auffassung durch die Thatsache ausgeschlossen, daß Bis marck mit den früher geltenden diplomatischen Grundsätzen, welche in Macchiavelli und Tallevrand ihre Hauptvertreter haben, gebrochen hat, daß die Wahrheit und Aufrichtigkeit beute die Haupttriebfcdern aller internationalen Verhandlungen ind, wenigstens von, deutschen Standpunkte ans. Unser Verbältniß zu Oesterreich-Ungarn ist ein solches, daß wir die Interessen unseres Verbündeten als die eigenen ansehen, und wir haben andererseits die Geneigtheit, daß Oesterreich-Ungarn auf gleichem Standpunkte steht. Seit zwanzig Jahren ist unter beiderseitige» Streben darauf gerichtet gewesen, daß wir als die Hauptdürgen de» euro päischen Frieden« Alles, was in unserer Macht liegt, thun müssen, um die dem Frieden gefährlichen Elemente zu bekämpfen und zu besiegen. Wenn die österreichische Armee zur Erreichung dieses Zweckes ungeeignet wäre, wenn ihre Schlagsertigkeit und ihre Widerstandsfähigkeit gegen auswärtige Angriffe Zweifeln unterläge, dann würde ja da» Bündmß den Werth nicht de,itzen, den eS seit zwölf Jahren bewährt hat. Die Broschüre gegen die österreichische Armee, welche überall in Deutschland so unangenehmes Aussehen erregt hat, ist jetzt von maß gebender Stelle als ein wcrthloseS Machwerk verurtheilt worden, und die Bereitwilligkeit, mit welcher das Urtheil de» „Militair-WochcnblattS" von allen Parteien ausgenommen worden ist, läßt erkennen, daß es als durchaus berechtigt anerkannt wird. Wenn irgend eine Armee mit Schwierig keilen zu kämpfen hat, ist eS die österreichisch-ungarische. Die Sprächensrage bereitet so große Schwierigkeiten, daß der Ersatz der Ossicicre für Reserve und Landwehr nur allzu sehr beeinträchtigt worden ist. Diese Hindernisse, die von vornherein nicht auf thatsächlicher Grundlage beruhten, sondern in nationalen Verstimmungen ihre Ursache hatten, sind jetzt als überwunden zu betrachten, die Einheit der Armeesprache ist unangetastet und sie wird eS bleiben. Es kommt noch ein drittes Moment für unser Vcrhältniß zu Oesterreich-Ungarn in Betracht, und das ist der Handels vertrag, welcher am 3. Mai in Wien unterzeichnet wurde Dieser Vertrag ist für dieselben Kreise ein Stein dcS An stoße», welcher das gute Einvernehmen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu stören versuchen. Wer die aus wärtigen Verbindungen einer Macht als frieden-feindlich angreift, wer die militairische Leistungsfähigkeit dieser Macht in Zweifel stellt und außerdem auch noch gegen den Abschluß eines Handelsvertrages mit ihr agitirt, hegt keine freund schaftlichen Gesinnungen gegen diese Macht. Es läßt sich schließlich für jede Handlungsweise eine Vertheidigung finden, aber nicht immer eine solche, welche der all gemeinen Zustimmung sicher ist. Freunde pflegen die beider seitigen Vorzüge zu vergrößern und die Schwächen zu verkleinern. Fehler haben wir Alle, und wenn wir mit der Auszählung der Fehler Oesterreich-UngarnS den Anfang machen wollen, so muffen wir darauf gefaßt sein, von der anderen Seite auch manches unwillkommene Wort zu hören, aber wir sind weit entfernt davon, un» in einen Wettstreit auf dieser Grundlage mit unserem Verbündeten einzulasscn wir sind vielmehr der Meinung, daß beide Verbündete in der allgemeinen Achtung nur gewinnen können, wenn sie zu einander da» beste Zutrauen hegen. Das ist bei uns der Fall, wir haben u»S aber dadurch nicht abhaltcn lassen, in der Nationalitätenfrage für die deutsche Nationalität sehr entschieden Stellung zu nehmen. Wir halten eS für unsere Pflicht, für die Interessen der Deutsch-Oester reicher ihren Widersachern gegenüber jederzeit einzutreten, wir haben das seit Jahren gethan und werden damit fortsahren, gleichviel ob das bei der österreichischen Regierung Zustim mung oder Unwillen erregt. Wir haben die Auflösung und Neuwahl der österreichischen Kammer mit Genugtbuung als die Morgenröthe einer neuen Zeit begrüßt, in welcher die deutsck-österreichischen Interessen wieder eine größere Beachtung und Förderung erfahren werden als bisher, aber wir haben uns stets auf dem Boden befunden, daß der Bund zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland auch abgesehen von Diver genzen auf nationalem Gebiet ein unschätzbares Mittel ist, um den europäischen Frieden aufrecht zu erhalten, und daß wir Alles thun müssen, um diesen Bund zu stärken und zu schützen gegen offene und versteckte Feinde. Leipzig, 15. Mai. * Sicherem Vernehmen nach sind jetzt von der Colo nialabtheilung des Auswärtigen Amte- an dir für den Colonialratb in Aussicht genommenen Herren die Anfragen ergangen, ob sie bereit sind, der Berufung in den Colonralrath Folge zu leisten. Soweit bekannt, ist diese Frage außer an die von den einrelnen ColonialzeweroSgesrl) schäften vorgeschlagenen u. A. auch an den Fürsten Hohen lohc-Langenburg gerichtet als den erste» Vorsitzenden deS deutschen EolonialvereinS, ferner an den Geb. Eommerzien ratb Engen Langen ,n Köln al» den Vorsitzenden der be sonder» rührigen und sachkundigen Localadtheilung Köln de» ColonialvereinS, ferner an den Professor vr. Schwein- urth, unseren hervorragendsten Afrikaforscher, den früheren Rrector der Deutsch-Ostafrikanischeu Gesellschaft Consul Vohsen, den früheren Landeshauptmann von Neu-Gninca Geheimen Oberpostralh Krätkr, den Grafen Joachim Pfeil, der lange Zeit in Süd- und Ostafrika und in Neu guinea gelebt hat, den Abgeordneten Lice-Consul Weber- Genthin al- den früheren Dirrctor der jetzt aufgelösten deutschen Witu-Gesellschast u. s. w. Die katholischen MffstonS- ! esellschaften sollen durch den CanonicuS HeSperS in : köln, die protestantischen durch den früheren StaatSsecrrtair des RcichSschatzamteS Jacobi vertreten werden. Die Ein berufung dcS ColonialrathS ist zum 1. Juni in Aussicht enommen, die Sitzungen sollen unter dem Vorsitz deS Ge- icimen LegationSratheS vr. Kayser im ReichStag-gebäude sattfinden. * Dem Vernehmen nack haben die commiffarischen Ver handlungen im ReichSgrsundheitSamte über die Rege lung de» Verkehr» mit Giften zu einem positiven Resultat geführt. Es ist ein kleinerer Gesetzentwurf auSgearbeitet worden, welcher die Unterlage für di« verordnung-mäßige Regelung der Frage abgeben soll. Der betreffende Gesetz entwurf bat zwar noch einige weitere Stadien zu durchlaufen, man darf eS jedoch als ziemlich wahrscheinlich betrachten, daß er dem Reichstage bei dessen Wiedcrzusammentritt im Herbste deS laufenden JahrcS zugehen wird. * Die „Post" berichtet: So dringend erwünscht eine Verlegung de» Bußtage» an der Zeit der Frühjahrsbestellung im Interesse der iandwirlhschafl- lichen Bevölkerung ist, und so schwer, namentlich im lausenden Jahre, die damit verbundenen Unzuträglichkeiten empfunden sind, so cr- cheinl cs de'ch mehr als fraglich, ob der von der StaatSrrgierung zu diesem Ende gewählte Weg zum Ziel« führen wird. Gegen di« Wahl eines Freitages als Bel- und Bußtages erheben sich Bedenken mit Rücksicht auf vir Industrie, dieselben verstärken sich gegenüber dem in Aussicht genommenen, unmittelbar vor der Weihnachtszeit liegenden Freitage nach dem letzten Trinitati-jonntage. Daß die kalholische Kirche diesen Tag annehmen werde, erscheint gleichfalls höchst unwahrscheinlich. Biet wahrscheinlich« ist es vielmehr, Laß ie diesen. Tage gegenüber an den, jetzigen Tage festhalte» und damit wieder m consessioncll aemischten Gegenden statt eines Feier tages deren zwei Platz greisen, bei denen je ein« sür die eine der beiden Eonsessionen nicht zugleich als kirchlicher Feiertag gelten würde. Es liegt auf der Hand, daß dies eine durchaus unerwümchte und selbst gegen über dem jetzige» Zustande einen schweren Rückschritt bedeutende Regelung der suche jein würde. Bedenken von localer, aber doch nicht zu unterschätzend« Bedeutung sind ferner auch ». B. von dem Abg. Engels im Interesse der Bergarbeiter des Harze- geltend gemacht. Es ist nicht anzunehmen, daß bei der beschlossenen comimffarischen Beralhung eine befriedigende Lösung diese: Schwierig keiten erzielt wird. Trifft dies« VorauSietzung zu, so wird zur Förderung der Sache nichts Andere» zu thun jein, als der Regierung durch eine Resolution die Regelung der Malerte au» einer anderen zwcckuräßigcre» Grundlage zu empfehlen. Dabei dürft« ei» sür Protestanten und Katholiken gemeinsamer-Buß-und Bettag und die Verständigung mit den Organen beider Kirchen über den zu wählenden Weg den AuSgangSpunct bilden und von evangelischer Seile zur Beseitigung der Schwierigkeiten, welche einem solchen von dein principiellen Standpunctr der katholische» Kirche »ntgegenstehen, durch Entgegenkommen etwa dahin, daß der Buß- und Bettag mit einem berctlS bestehenden katholischen Feieuage, aber auch im äußersten Falle selbst mit einem Sonntage verbunden wird, bei- zutragen sein. * Ter Fürst zu Stolberg-Wernigerode ist, wie schon erwähnt, vom Kaiser zum Kanzler de» Hoben Orden- vom Schwarzen Adler ernannt worden und hat sich als solcher bereits bei Sr. Majestät gemeldet. Se. Durch laucht wird damit der Nachfolger des General-FeldmarschallS Grafen von Moltke, ein Umstand, der diesen neuesten Beweis Allerhöchster Huld gegenüber dem Fürsten für Jeder mann doppelt bedeutsam machen wird. «> * * * Durch verschiedene Blätter geht die angeblich au» Petersburg stammende Mittheilung, daß sich unter den Deutschen der Ostseeprovinzen neuerdings eine Ver schärfung deS Widerstandes gegen die Russisicirungs- Maßregeln der Regierung geltend mache; insbesondere sei derselbe gegen die Umgestaltung der Volksschulen gerichtet, welche bekanntlich die russische UnterrichtSsvrache erhalten sollen. DaS Ganze ist ein so schlagender Beweis entweder von Unkenntniß der Verhältnisse oder von böswilliger Bc- urtheilung derselben, daß man die Berührung der Sache in deutschen Zeitungen bedauern muß. Die Deutschen in den Ostseeprovinzcn sind schon längst gar nicht mehr in der Lage, der Russificirung einen äußerlich erkennbaren Widerstand entgegen;-.,setzen; in diesem Sinne ist bereit« Alle» geschebcn, was überhaupt geschehen konnte. DaS gilt natürlich auch von den Verhältnissen der Volksschule, die bi» vor wenigen Jabren unter der gemeinsamen Leitung der ständischen Selbstverwaltung und der evangelisch-lntherischen Geistlichkeit stank, jetzt aber „Reichssache" ist, so daß die Ritterschaften, die ja der Form nach noch bestehen, und die Kirche gar keinen amtlichen Einstuß mehr besitzen und ihn also auch nicht geltend machen können. * AuS Anlaß der bevorstehenden Reise deS Groß fü rsten- ThronfolgerS durch Sibirien hat das statistische Central- burean in St. Petersburg eine Schrift auSgearbeitet, welche unter dem Titel „Von Wladiwostok nach UralSk" im August d. I. der Ocsfcntlichkeit übergeben werden soll. Com- pctcnte Persönlichkeiten, welchen bereits gegenwärtig Gelegen heit geboten wurde, in daS Werk Einsicht zu nehmen, äußerten, daß dasselbe keineswegs geeignet sein werde, das Anseben des genannten BureauS in der fachwiffenschaftlichen Welt zu heben. Die Schrift soll in vielen Abschnitten von Unrichtig keiten geradezu strotzen, die zum Thcile der Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit in der Behandlung de« Materials ent sprangen, theilS völlige Unkenntniß dcS Gegenstand«» ver- rathen. Man zeigt sich von dieser Wahrnehmung um so veinlicher berührt, als die mißlungene Schrift auch dem Chef dcS genannten BureauS die kaiserliche Anerkennung ein getragen hat. Zu loben soll an dem Werke nicht- sein, als die hübsche typographische Ausstattung. * Angesichts der Moskauer Judenausweisungen dürften einige Daten über die jüdischen Einwohner in Moskau selbst und da- Moskauer Gouvernement nicht ohne Interesse sein. Da- Recht der allnortigen Niederlassung haben die jüdischen Handwerker in Rußland durch Erlaß vom Jahre 1863 erworben. Kaiser Alexander 11. erblickte in dies« Maßregel ein Mittel zur Hebung des Wohlstände« der jüdischen Handwerk«, sowie zur Assi milation derselben. Schon Kais« McolauS 1. hatte die jüdischen Handwerker und die pensioairteo und nicht activen jüdischen Sol daten begünstigt, beziehungsweise den letzteren „in Anbetracht ihrer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite