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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-28
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1891
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Krdartion und Lrprdition IohanneSgasse 8. SpreäiNnndrn drr Urdariion Bormitlog» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5— 6 Uhr. 8»r dl» Mckxad« «ms>rl»nttkr M-nuicnri« macht sich d>« »trdaclioi, mcht vkrdtndilch. Annahme der für die nächstsolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentage» bis 8 Uhr Nachmittag», an Sonn- und Festtagen früh bi»,S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahme: Ltt« Slemm'a Tortim. iAIsrcS Hahn), Universüätrstraße 1, Loui» Lösche, Kacharinenstr. 14, vart. und König-Platz 7, nnr bi» '/,8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. in Mt-Leipztg, tncl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Ps. Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Poslbesörberung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 PU. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preilverzeichnth. Labellarijcher u.Ziffernsay nach hührrm Tarif. Neclamen unter dein RedactionSstrich di« 4gespalt. Zeile SO Pf., vor den Famil iennachrtchiea di« 6gespalteae Zeile M Pf. Inserate sind stet» an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praouumernnäo oder durch Post nachnahme. Donnerstag den 28. Mai 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Wegen de» am 28. Mat cr. beginnenden TchltUsenumbanrS in der Hauptstratzc zu Leipzig - Äiigcr - Erottendors werde» von geiilmntcm Tage ab und aui die Dauer der auszilsührendeil Arbeiten die »achbenannten Strotze» und zwar die Wurjner Ltratze in Leipzig - Reudnitz, bez. Anger- Crottendorf, nördlich der Hauptstraße, die Hauptstratze in Leipzig.Anger-Crottendorf von der Wurznee Straße bi» zur Kreuzung der Crottendorser- slraße, und endlich der Zugang zu der Bernhardtstrabe von der Haupt- straße aus für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 26. Mat 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ir. 6023. Nr. Georgi. Lcistncr. Leklillnllllachiillg. Bon heute, den 25. dieses Monats ab wird wegen vorzu- nehmender MacadamisirungSarbeitcn und auf die Dauer derselben der Täubchenweg auf der Strecke vom Iohannisptatz bi» zur Kurzen Straße für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. Mat 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Ir. 6024. Nr. Georgi. Leistner. Versteigerung auf den Abbruch. Die Baulichkeiten de» der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen HanSgrundstücks Äemctndestratzc Nr. 21 in Leipzig Reudnitz sollen Montag, den 15. Juni d». I», BormittagS 11 Uhr im Saale der Alten Waage, Latharinciistratze Nr. 1, II. Lbcr- gcschotz, auf den Abbruch versteigert werden. Die Versteigcrungsbebingungen liegen von jetzt an bei der Hoch- bauvenvallung unseres Bauamts zur Einsichtnahme au». Die Besichtigung der Baulichkeiten kann am 12. Juni öS. 2». Vormittag» von 11—12 Uhr erfolgen. Leipzig, den 22. Mai 1891. Ter Nath der Stadt Leipzig. Id. 2290. vr. Georgs. Krumbiegcl. Lekanutmachuilg. Von dem anlerzetchneten Armenamte sollen Freitag, den 2S. Mai d. I., vormittags von S Uhr an im Stadthausc hier verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Betten, Wäsche, Kleidungsstücke, HauS- und Küchrngeräthe rc., öffentlich vcr- steigert werde». Leipzig, den 27. Mai 1391. Tas Armenamt. Hentschel. Artu». Lekanutmachung. Tie Herstellung von circa 250 lsd. Metern Kopfstrinpflastcr tu der hiesigen Hanptstratze, sowie die Macadamtsiiuil!, der Liudcnaucr Ltratze — ca. 420 in lang — soll nebst dcn damit verbundenen Erd- und anderen Arbeiten an einen Unternehmer ver dungen werden. Tic Bedingungen für diese Arbeiten liegen im hiesigen Gemeinde amt zur Einsichtnatnne aus, können daselbst auch gegen Entrichtung der Gebühre» im Betrage von 50 welche evcnt. in Briefmarken cinzusenden sind, entnommen werde». Bezügliche Angebote sind verschlossen bis zum 5. Juni d. I. hier cinzurcichc». Tie Auswahl unter den Bewerbern bez. Ablehnung sämmtlichcr Angebote bleibt Vorbehalten. Leutzsch, am 25. Mai 1891. Ter Gemeindcborstand. Th. Uhlig. Kirschen-Verpachtung. Tie diesjährige Nutzung der Röderauer Kirschenplantage (un- gesähr 1300 Stück tragende Bäume vorzüglicher Sorten) joll Montag, den 1. I»»i dss. I»., Vormittag 11 Uhr, im „Waldschlößchcn" zu Rödrrau, unter den zuvor bekannt zu gebenden Bedingungen, meistbietend verpachtet werden. Auswärtigen Bietern ist nachgelassen, ihre Gebote auch schriftlich beim Unterzeichneten Bureau einzurcichen, diese Gebote müssen jedoch spätestens Bormittag 8 Uhr genannten Tages an Burcaustclle ein- gchen. Riesa, am 23. Mai 1891. Königliches Abthcil»ngS-)»gknicitr B»rcan. Die Unruhen in China. AuS Shanghai kommt die Nachricht, daß in Nanking christ liche Missionshäuser vom Pöbel erstürmt und geplündert wurden, daß eine von Methodisten geleitete Mädchenschule in Brand gesteckt und gleichfalls geplündert wurde, so daß die europäischen Frauen und Kinder cö verzogen, die Stadt zu verlassen. Ter Meldung wird biiizuaefugt, daß die Christc»- vcrsolgung auf Anstistcn geheimer Gesellschaften geschah. Daß die Regierung mit diesen Vorfällen nicht» zu thun bat, geht daraus hervor, daß sie Truppen nach Nanking sandte, um den Unruhen Einhalt zu thun. Tie Bewegung, welche in Nanking zum AuSbruch gekommen ist, verdient die volle Auf merksamkeit Europa», da sic keineswegs auf China beschränkt ist, sondern auch gleichzeitig in Japan und Indien beobachtet wird. Ter Anschlag aus das Leben des russischen Thron folgers und die Unruhen in Benawy, wahrscheinlich auch die in Manixur weise» ebenfalls auf religiösen und nationalen Haß als ihren Ursprung zurück. China hat sich bisher vcrbältnißmäßig noch am stärksten gegen daS Eindringen europäischer Eivilisation gewahrt, eö bat z. B. große Müde gekostet, eine Eisenbahn in China in Betrieb zu setzen, die Fabrtcn mußten sogar in Folge des Widerstandes der Bevölkerung zeitweise wieder eingestellt werden. Wie c» scheint, baden sich die Chinesen jetzt an die bedenkliche Neuerung gewöhnt, cS ist wenigstens nicht» mehr über fortgesetzten Widerstand dagegen verlautet. Ter junge Kaiser bat entschieden daS Streben, sich von den in China herrschenden Vorurtbcilcn frei zu machen und allmälig in Bahnen einzulcnkcn, welche Cbina der Civilisation Europas näher bringen. Er stößt aber dabei auf großen Widerstand; jede, auch die kleinste Abweichung vom altüberlieferten Herkommen bringt sein Leben in Gefahr; er muß mit größter Behutsamkeit zu Werke geben, wenn er die öffentliche Meinung Chinas nicht gegen sich aufregen Will. Welchen Antheil der junge Kaiser an de» europäischen Ereignissen nimmt, beweist die außerordentliche Gesandtschaft, welche er nach Berlin schickte, um Kaiser Wilhelm I. zur Feier seines 90. Geburtstages zu beglückwünschen und ihm auserlesene Geschenke zu überreiche». Auch der Bau chine sischer Kriegsschiffe in den Werken des „Vulkan" bei Stettin war ein Zeichen, mit welcher Aufmerksamkeit die chinesische Negierung die Fortschritte Europas auf allen Gebieten ver folgt, nicht minder die Einreibung von chinesische» Ofsicicreu in die deutsche Armee, um sie über die militairischcn Ver hältnisse TeutschlantS zu unterrichten. Es ist erklärlich, daß solche Abweichungen von dcn alten Uebcrlieferungcn bei de» i» nationale» Vorurlhcile» be fangene» Alt-Chinesen Widerstand finden nnd die Besorgnis; erregen, daß sich auS diesen Anfängen der Untergang der chinesischen Nation als solche nnv ihre Verschmelzung mit dcn Völkern des Abendlandes entwickeln werde. Aber diese Befürchtung ist dennoch ganz unberechtigt, denn wir beobachten gerade eine Zurückweisung der An näherung des Chincscntkumö an tie moderne Entwicke lung in Amerika. TaS an der Spitze de» industriellen Fortschritts befindliche Hankccthum protcstirt sehr lebhaft gegen die chinesische Cinwandcrung, welche durch die Bc- dürsuißlosigleil und die Preiöunlcrbicluiig auf vielen Arbeitsgebieten den Amerikanern eine sehr unwillkommene Zahl von Mitbewerbern bereit stellt. So vortbcil- haft die europäische Civilisation auf di: Bewohner des himmlischen Reiches wirkt, so nachthcilig erscheint daS Eingreifen der Chinese» in die amerikanische Entwicke lung, sic wird als eine schwere Schädigung LeS Erwerbs lebens empfunden und mit aller Macht znrückgewiescn. Eö sind daS Gegensätze, welche erst in ihren Anfängen erkennbar sind, die aber dereinst einen Umfang von Bedeutung annchmen werden, wenn nicht rechtzeitig dagegen cingcschritten wird. Eü kann der nordamcrikauischcn Union durchaus nicht verdacht werde», wenn sic sich gegen die chinesische Einwanderung nach Kräften wehrt. Was auS Ekina an Arbeitskraft zu geführt wird, ist weder ein wirthschaftlicher, noch ein sittlicher Gewinn, denn die Chinesen lehren in ihre Heimath zurück, sobald sie sich genug erspart habe", sic dienen nur zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, aber sie bieten keine Gegenleistung durch ihre Einwirkung auf Verbesserung der Sillen, im Gegentheil übcrtrcssen sie durch Verschlagenheit und Raffinirtbeit in der Ausdeutung von Handelövorthcilcn »och den schlauesten Aankee. Mil Leuten, die mit Schwcine- haut überzogene Holzklötze als Schinken verlausen, können amerikanische Zndustrierilter nicht in Wettbewerb treten, so weil ist der Erwerbssinn selbst bei diesen Vorkämpfern des modernen Industrialismus nicht gediehen. Tic Zeit drangt nach Ausbreitung der Civilisation mit allen ihren Errungenschaften über die ganze bewohnte Erde. Aber mit welchen Schwierigkeiten bat dieser Drang zu kämpfen! Wir wollen bei uns Deutschen ansangen. Welche Anstrengungen hat cS gekostet, damit wir zur politischen Einheit gelangt sind! Aeußerlich ist die Einheit gewonnen, aber in Fleisch und Blut ühcrgcgangcn ist sie bei einem beträchtlichen Tbcile der Deutschen noch nicht. Wir haben heute noch auf Schrill und Tritt mit dem Cciitrum zu kämpfen, dessen Hauptgrnndlage auf dcn Bestrebungen des ParticulariSmuS ruht, der Eigenart gewisser Stämme, wie der Welfen und Bayern, der Westsalc», Polen, Rheinländer und Elsässer. Wir werben »och manches Jahrzehnt bedürfen, um diese Souder-Negungeil zu überwinden, und dcSbalb können wir unö nicht tvuntcrn, wen» die Chinesen sich gegen daS Eindringen des ChristenthumS und der europäischen Eivili sation in ihre Grenzen wehren. Wir sehen, mit welcher Beflissenheit Rußland an der Arbeit ist, um alle die Elemente auSznscheiden, welche der Betätigung der Eigenart dcö Altrnsscnlhums hinderlich sind oder scheinen. Sogar bis auf die Finnen hat sich die Gleichmacherei erstreckt, sie hat nicht Halt gemacht bei den Bewohnern der Ostsecz.'rovi»zcii und bei der Verfolgung der Juden, sic betreibt die Zusammenfassung des russilchcu WcscnS in seiner Eigenart mit einer Energie, welche die Aeußcrunge» des Fanatismus in China, Japan und Indien weit hinter sich läßt. Was will der Wunsch der Chinesen, Japaner nnd Indier, ihre nationale» und religiösciiUcbcrlicferungen gegen daSEindringcn der europäischen Civilisation und dcö Christcnthumö zu schützen, gegen den Fanatismus der Illtraiiiontancn in Deutschland und der Ältrusscn und Bekenner der griechisch-katholischen Religion bedeuten? Tie nationalen und religiösen lliiterschicte i» Europa sind weit schroffer als in Asien: wenn die asiatischen Fanatiker mit den europäischen gleichen Schritt ballen wollten, dann hörte überhaupt jede Gcmcinschast zwischen Asien »iid Europa auf. Wir wollen z»»i Schluß mir auf die Tbat- sache verweisen, daß bei der böhmischen Landesausstellung in Prag Deutsche von Czcchen und Franzosen als gemeinsame Feinde behandelt und öffentlich als solche bezeichnet wurde». Ter Germanismus wurde als der schädliche Ausdruck der jenigen Bestrebungen erkannt und auSgegebcn, gegen welchen tie czechischen Bewohner LesterrcichS nicht scharf genug Widcripruch erheben könnten. DaS ist die erklärende Be gebenheit zu dem politischen Plane des deutsch czechischen Ausgleichs. Wir verweisen die Czcchen auf China, Japan und Indien, damit sie sich darüber klar werden, was sie thun, wenn sic den GesammtstaatSverhand LesterrcichS durch ihre nationalen Bestrebungen gefährde». * Leipzig, 28. Mai. * Ter Kaiser liegt in Pröckclwitz mit bestem Erfolge dem Waidwcrk ob. DaS Befinden des hoben Herrn ist nach wie vor da» vortrefflichste. Tie regelmäßigen Rcgierungö- gesckäflc werden täglich in gewohnter Präcision erledigt. Freitag Morgens früh kalb neun Uhr trifft der Kaiser », Berlin ein und begicbt sich sofort zur Abnahme der Früh- jahrSparade nach dein Tcmpclhofer Felde. * In der Liste der in dcn Colonialrath berufenen Personen ist cS aiifgefallcii, daß zur Vertretung der Missionöin lc resse» wobl ein katholischer höherer Geist licher, der Ehrcndomhcrr 1>r. HesperS in Köln, aber kein protestantischer zugczogen ist. Wie verlautet, ist der CtaalS- niinister a. D. von Hosmann mit der Vertretung der prote stantischen MissionSintcrcssen betraut. * Minister und StaatSsecretair des Innern v. Bötticher bat bei einem Festessen auf der landwirtbschaftlichcn Aus stellung in Stralsund »ach der „Stralsunder Zeitung" folgenden Ausspruch gethan: Wenn auch die neuen Handelsverträge da- Maß de» Schlitzes, welche- die Landwirihschast bisher genossen hat, nicht ausrecht erhallen können, so ist man doch lange nicht berechtigt zu der Annahme, daß die Laiidwirthschast geschädigt werde." Herr v. Bötticher, der als Landtagsabgeordneter für Stralsund etwa» osscnhcrriger war als sonst Wohl, gab auch einer Auffassung von der friedlichen Lage mit dcn Worten Ausdruck: „Es ist de- Kaiser- Wille, sein ernster Wille, die ösienlllche Wohlfahrt mit alle» Kräflen zu fördern, und glauben Sie mir, meine Herren, die Sorgen sind bei Weilen« nicht so begründet, wie man im Lande des Leneren hört. Der polnische Horizont iil klar und rein, lassen Sie sich nicht durch srnnzösische oder russische Ueber- treibniigen beunruhige»! Meines Erachtens ist nirgends ein ver nünftiger Grund zu finden, um mit uns anzufangc», und wir wer- de» niemals anfungen!" * Tie ..Germania" bestätigt, daß noch keine Verständigung über die Besetzung des Posener BischosstuhlS erfolgt ist. Die Curie vertritt die Wünsche der Polen. * In den nächsten Tagen erscheint der im Aufträge der nationalliberalen Partei herausgegcbciici« Bericht über die ReichSgcsetzgebung in den beiden erste» Abschnitten der l. Session der VIII. Legislaturperiode (Frühjahr >890 bis 1891) nebst einer die Wahlen vom 20. Februar vor. I. be handelnden Einleitung. Ausführlich sind darin insbesondere die Verhandlungen über inilitairische und colonialpolilische Angelegenheiten, über da» Arbeiterschutz- und GewcrbegcrichlS- gesetz, über dcn Etat u. s. w. dargestellt. Ter Umlang ist, da der Bericht thalsächlich zwei Sitzungsperioden umfaßt, etwas größer als in früheren Jahren. Tic Schrift ist durch daS Centralbureau der nationalliberalen Partei, Berlin >V., Kötbclicrsiraße 46, zum Preis von 1 bei freier Zusendung zu beziehen. * Nachdem die Streikbewegung unter den Berg arbeitern nunmehr im Wesentlichen als beendet angesehen werden kann, muß mau sagen, daß in der Geschickte der modernen Arbeitseinstellungen kaum je ein solches Schauspiel der Frivolität und der Unvernunft beobachtet worden ist, wie es die Streikenden im rheinisch-wcstsälischcn und zuletzt im Saarkohlcnrevier geboten habe». Heute liest mall im social- demokratischen „Vorwärts" folgende Nackr-ickt auS Bochum vom 25. Mai: „Tie durch dcn letzten Streik arbeitslos ge wordenen Bergleute faßten eine Resolution, in welcher die Regierungen zu Düsseldorf und ArnSbcrg gebeten werden, ihren Einfluß dahin gellend zu machen, daß die gcmaßrcgclteii Bergleute wieder Arbeit erhalte». Die Noth unter denselben ist groß." Mit anderen Worten: die staatlichen Behörden sollen die Arbeitgeber durch moralische;« Hochdruck zwingen, Arbeiter, welche aus dem ArbcitSvcrhältniß unter Contraclbruck freiwillig ausgetreten sind, unter denselben Bedingungen wieder anzu- nchmcn, welche eben diese Arbeiter als »iibesriedigeiid be zeichnet haben. Diese den Behörden gemachte Zluiiuthniig ist uur auS einer vollständig irrtlmmlichcn Auffassung von der socialpolitischen Stellung der Regierung erklärlich, wie sie ja freilich »ach dcn sinnverwirrenden Teelamalioncn des vorigen Jahres über den welthistorischen Umschwung, der mit dcu Februarerlassen und dem nachfolgenden Negicriiilgöwcchscl ciiigelrctcn sein sollte, nicht gerade zu verwundern ist. Selbst wenn aber die von dcn „Gcmaßregcllen" angcrufcncn Be hörden die Bitten derselben erfüllen wollten, würde das schwerlich dcn erhofften Erfolg haben. Als bei dem großen Kohlenstrcik vor zwei Jahren die Regierung allerdings eine gewisse Einwirkung ans die Arbeitgeber geltend machte, hatte sie die öffentliche Meinung hinter sich. Heute würde daö nicht der Fall sein. Die öffentliche Meinung gebt dahin, daß der diesmalige Streik völlig unberechtigt war. Dazu kommt, daß die Negierung selbst in den siScalischen Gruben teö Saar- rcvierS sich zu den schärfsten Maßnahmen gezwungen sicht, um dcn Geist des Uebermuthcs und der Maßlosigkeit nieder- zuhalten. Die „Gcmaßrcgcltcn" werden also da» Elend, welches sie über sich gebracht, in seiner ganzen Bitterkeit durchkosten müssen, und daS wird hoffentlich ihnen sowohl wie ihren BerufSgeuossen zum Heile gereichen. Ter dies malige Streik war, was auch die Führer dagegen sagen mögen, nichts Anderes als die Frucht der socialdemo- kralischcn Verhetzung. Im Angesichte der jetzt hcrein- gebrochenen Noth werden sich die Arbeiter doch Wohl über lege», ob sic gut daran thun, sich auch ferner von dieser Verhetzung leilcn zu lassen. * In der Fortschrittspartei mag doch nicht Alles so klappen, wie cS den Anschein bat. Zu dem am 3o. und 31. in Frankfurt a. M. einberusenen Parteitag haben Führer und sämmlliche notablen Redner der Partei ihr Erscheinen zuge- sagt. — Herr Nickcrt dagegen bleibt der Versammlung fern. Desgleichen hat die süddeutsche Volkspartei cS abgelchut, an dem Parteitag Theil zu nehmen. * AuS Cassel wird juiiS mitgctheilt, daß in einer Ver sammlung deS freisinnigen Wahlvereins die Frage er örtert worden sei. ob die freisinnige Partei des Wahlkreises für den nationalliberalen Candidaten eintreten wolle. Da der von den Nationalliberalen ausgestellte Ilr. Endemann auf die seitens de» freisinnigen WablvereinS ihm vorgelegtcn Fragen seine Stellungnahme gegen LebenSiiiittclzvlle, AliS- »abmegesetze rc. erklärt^ dagegen cS abgelebnt hat, als liberaler, keiner Fraction zugehöriger Candidat auszutretcli, vielmehr seine Zugehörigkeit zur nationalliberalei, Partei betont, so ist beschlossen worden, 1) daß sic (die freisinnige Partei) für die bevorstehende NcichStagSwabl keinen Candidaten annekincn könne, welcher der nationalliberalen Fraction de» Reichstags angebort und 2) falls auf diesem Boten eine Einigung mit der nationalliberalen Partei nicht möglich ist, für die bevor stehende ReichStaaSwahl einen eigenen Eandidale» ausz»- stellen. Auf diese Weise wird vorauSsichllich der antisemitische Candidat mit dem socialdemokratischcn in die Stichwahl gelangen. « * Die Beschönigung der czechischen NiiSschreitunge» gegen deutsche Besucher der Prager Landes AuSstelliing hat kurze Beine gehabt. Aus die Mißhandlung einiger Berliner Gälte, welche deutsch redeten, sind ähnliche Rohheiten gegen Personen auö Ncichcnbcrg und anderen Orte» gefolgt. Es genügte die in deutscher Sprache erfolgte Bestellung von Erfrischungen bei irgend einem Kellner, um die nationale Entrüstung derjenige» Leute berauszubcsckwörcn, als deren typischen Vertreter Wiener Witzblätter tie prächtige Figur des „LadislauS BubuS" verherrlicht haben. Uebcr eie Fort setzung der czrckisch-französischcn VerbrüderungSorgicn geht ferner folgende Miltheilung ein: Prag, 26. Mai. Bei der Fahnenweihe de» czechischen Studenien- verein» „Slavia", welcher die Abordnung der französischen Studenten beiwohnte, mußte die Marseillaise auf stürmisches Begehre» wiederholt werden. Tie czechischen und französisch en Stu denten umarmten einander. Bei dem Commers wurden die raiizösischen Studenten, sowie einige anwesende slawische Gäste von czechischen Studenten unter grobem Jubel durch den Saal ge tragen. Tas Organ der Hlingczechcn kommt aus die Ansprachen zurück, welche bei der Begrünung der französischen Gäste gewechselt wurde», und sagt: „Wenn in den Ansprachen der GcrmanisinnS als der gemeinsame Feind der Czechen und Franzosen bezeichnet wurde, o enthält Liese Acußerung eine geschichtliche Wahrheit, die jedem Czechen lies in die Brust ringegrabeii ist." I» derselben Zeit, >» welcher die HabSburgische Monarchie ein enges Bündniß mit Deutschland eingegangen ist, könne», wie die „Lossische Zeitung" bemerkt, derartige Scenen wahn witzigen Deutschenhasses m dem „goldenen Prag" aufgesührt werden. Lb nicht selbst einem so leichtlebigen Staatsmann«: wie dem Grafe» Daaffe bei diesen Früchten seiner „Bcr- öhiil»igs"-Poliiik die Einsicht kommen sollte, daß er auf ver- häiigiiißvollcii Irrwegen wandelte, al» er dem Slavcnthum Zllgcstäiidiilß auf Zugestäudiiiß machte und die Deutschen trangsalirte, alle Klagen und Beschwerden der verfassungö- lrcuen Linken aber aus „factiöse Opposition" zurücksührtc? * I» Wien wurden in der lebten GemeinderathSsitzung »ach stürmischer Debatte die Wahlen dreier antisemitischer Gcmeiiiderälhe und vier antisemitischer Bezirksausschüsse annullirt. * Aus Pest wird vom 26. Mai gemeldet: In ver heutige» Cciisercnz deS Clubs der liberalen Partei wurde die Beralhiing der VerwalttingSrcform begonnen. Der Minister präsident Szaparh erklärte, die Regierung halte den Gesetz entwurf für so wichtig »iid für einen so intcgrirendcn Theil ihres Programms, daß sie an demselben auf das Ent schiedenste sesthalle und wegen der Bedeutung deö Entwurfs gcuöthigt sei, die Unterstützung der gesammten Partei zu ver langen. Mehrere Abgeordnete erklärten, den Entwurf nicht aniiehmcii zu können, und meldeten ihren Austritt aus der Partei an.... Ter Gesetzentwurf wurde schließlich in der Generaldebatte angenommen. * Ein Correspoiident der römischen „Tribuna" meldet auö Korfu: Die gerichtliche Verfolgung der Urheber der Jlldenhctzc erfolge in energischer Weise. Der Correspondent meint, 5 Hauptschuldige dürsten zum Tode, 37 andere zu schweren Kerkcrstrasen vcrurthcill werden. Mehrere Polizisten wurden bereits wegen Mangels an Energie zu je 6 Monaten Kerker verurtbeilt. Der Staatsanwalt coiistalirle ausdrücklich dcn unheilvollen Einfluß des deutschen und österreichischen Antisemitismus auf dcn Pöbel. Heber tausend Juden sind bereits auögcwaiidcrt. * Wege» deSAtlcntates auf dcn russischen Thron folger hatte, einer Petersburger Mittbeilung zufolge, die japanische Regierung beabsichtigt, eine Abordnung, »ul dein Fürste» Arissuhava an der Spitze, »ach der russiicheil Haupt stadt zu entsende», um dem Zaren das tiefe Bedauern zum Ausdrucke zu bringe», welches von der Negierung und dem ganze» Volle in Japan ob deS auf dcn Zarewitsch unternommenen Attentates empfunden werde. Kaiser Alexander III. ließ jedoch i» Tokio zur Kenntniß bringen, das; er sich von den bereits erfolgten Klindgebuiigen deS Be dauerns lind der Sympathie seitens deö Mikado, der javani schen Regierung lind des Volkes vollständig befriedigt fühle, so das; cr au; einen weiteren Aet dieser Art, wie die Ent sendung einer eigenen Deputation zu diesem Zwecke, keinen Anspruch erhebe. * Im englischen Unterbause stehe» die Verhand lungen über die blutigen Ereignisse inManipur un mittelbar bevor. Man meldet: London, 20. Mai. In der gestrigen Sitzung deS Unterhauses kündigte Sir William Harcourt au, er werde ain nächsten ToiiiierStag die Alisnierksainkeit des HauicS auf die Katastrophe in Manipur und die Ursache», welche dazu führten, lenken, sowie die Vorlegung weiterer Schrislslucke beantragen. Eine amtliche Draht- Meldung aus Kalkutta bestätigt die Gcfailgeniiahme des Sena- putly mit dem Hiiizusügen, daß iiuninehr alle hervorragenden Aii- stistcr nnd Leiter der Metzelei in britische» Händen seien. Der Wege» der Ermordung des politischen Agenten Ouinton zum Tode verurtheilte Manipuri wurde am Montag unweit des Bazars in Manipur gehängt. * Im englische» Unterbause wurde eine Petition aus der Legislatur von Neufundland verlesen, dahingehend, daß daS HauS Dclcgirle der Legislatur gegen die Ncufund- laud-Bill vernehmen möge. Slavclcy-Hill kündigt an, cr werde anläßlich der zweiten Lesung der Bill einen Antrag auf Vernehmung der Delegirtcn cinbringen. Schatzkanzlcr Goschen erklärte, die Negierung könne die Bill, welche in der Neufundländer Legislatur cingebracht sei, nicht anliehmcn, weil die Tauer dcö Gesetzes darin auf ein Jahr beschränkt sei. — Ter Antrag Lord Elcho'S, anläßlich des Derby- NeiinenS keine Sitzung abzuhaltcn, wurde mit 137 gegen loo Stimmen angenommen. * AuS Bukarest wird vom 26. Mai gemeldet: Ter Kricaöiiiinistcr brachte in der Kammer eine Vorlage, betreffend die Crcditfordcruiig von 45 Millionen zur Vollendung der Befestigungen und Armiruna von Forts, ein: — Der Adrcßalisschuß legte einen Adrcßciitwurf vor, welcher be sagt: Tie erste Pflicht der gewählten Vertreter des Landes am Schlüsse des Vicrtcljahrhunderts der glorreichen Entwicke lung deS Landes unter König Karl sei, der Liebe zum Monarchen Ausdruck zu geben, der die großen Ziele der Nation verwirklicht, namentlich die Stabilität des Tbroncö errungen, deren Mangel viel Unheil über Rumänien georacht. * Uebcr dcnAngriff der chilenischen Regierungs schis sc aus Jquiquc wird dem Reuter'schcn Bureau Folgendes gemeldet: „Capilaiu Moraga, der Befehlshaber dcö zum Präsidenten haltenden Kanonenbootes „Almirante Condcll", griff Jquigue am Morgen deS 17. Mai an. Die Panzerschiffe „Almirante Cochranc" und „HuaScar" befanden sich außerhalb der Bai. Der „Aliiliranlc Condell" feuerte einen Torpedo gegen die Transportschiffe der Insurgenten ab, deren Besatzung auf das Land flüchtete und meuterte. Ter Feind erlitt einige Verluste. Auch in Taena verweigerte ein Bataillon dcn Gehorsam und wurde entwaffnet. Bei Tagesanbruch segelte der „Almirante Condell" auS der Bucht von Jguiguc nnd der „Almirante Cochranc" segelte hinein. Vor Pisagua hatte der „Almirantc Condell" ein Gefecht mit dem „HuaScar" und „Magclfanc", ohne beschädigt ru werden. Am I V Mai wechselte der „Almiraiile Condell" Schüße mit dem „O'HigginS" und der „Aconcagua". In der Nacht be lli. Mai bombardirtc daS armirtc Transportschiff „Imperial" Jgnique, während der „Almirante Condell" daraus wartete.
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