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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-14
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr lirdactio» und Erprditio» JohanneSgasse 8. Sprechstunde» drr Urdartion Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5— 6 Uhr. tztirtie Rilckgabk eiiiqiiandter Manuscuiüe macht sich die Redacnan Nicht »erbindlich. Annahme drr für die nächstfolgende Nnmmcr brstininitr» An je rate an Wochentage» bis !t Uhr Nachmittags, an Lonn- und Festtagen früh bi»' ,0 Uhr. In den /iiialrn für I»s.-/J»il»Iimr'. Ltto klruim's Tort»». iAlsreS Hahn), Universitälssirahe I, Louis rösche, Katharinensrr. 14, vart. und Kvnigsplatz 7, n»r bis ',,3 Uhr. 165. Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr TonntaH dcu 14. Juni 1891. Abonnementspreis vierteljährlich 4»/, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Brinaerlohu 5, Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 14) Pf. Gebühren für Extrabeilage» lin Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbesörderung Oo Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichntß. Tabellarischer u.Zisfernsay nach höherm Tarif. Reklamen unter dem Redactionsstrich die 4gespalt. Zeile 50Ps.,vorden Famil ien Nachricht«» die Ogespalten« Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die iKrprditian za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumernnäo oder durch Post» Nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Del der am heutigen Tage ersolgtcn planmäßigen AnSloosnng Lci-zigkr Ltndtschulbschcinc sind gezogen worden: von drr Anleihc drs Jahrcs 1865 lTdeater-Aiileihe) je »00 Mark Nr. 44 58 289 334 462 5,54 576 662 962 1188 1227 1260 1844 1423 1424 1428 1219 1622 1642 1620 1801 1819 2070 2131 2147 2368 2892 2440 2742 2744 3037 3124 3127 3143 3240 3431 3476 3490 3222 3726 3771 3908 3968; je 150 Mark Nr. 4190^ 41906: von drr Anlrihr dcS Jahres 1876 je .7606 Mark lut. ,V. Nr. 178 243: je 1000 Mark lut. 6. Nr. 26 118 410 470 791 1236 1299 1387 1842; »« 500 Mark lut. 6. Nr. 682 685 961 1367 1230 17M 1816 1864 1892 2110 4184 4223 4:160 4392 4202 4290 4714 4778 5083 2476 2503 2703 2898 5988 6104 6201 6727 6799 <>849 6983 7349 7435 7549 7803 7871 7897; je 100 Mark Int. 1). Nr. 105 482 281 700 753 992 1024 1924 2346 2457 2666 3011 3063 3190 3231 3337 3257 4020 4633 2322 2228 2902 6123 6716 6912 6974 7329 7360 7240 7606 7933 8178 8248 8314 8221 8299 9032 9061 9873 9923; von drr Anlrihr dcS Jahres 1884 je .',000 Mark I.it. .X. Nr. 473 224; je lOOO Mark Int. «. Nr. 22 844 880 952 1151 1235 1349 1604 1718 2034 .3223 3293 3292 3933 4477 4201; je 500 Mark Int. o. Nr. 171 175 240 757 1016 1)30 1219 1399 1415 1460 2062 2293 2714 2788 3182 3442 3631 3976 4423 4719 5123 6067 6458 6601 6995 7197 7320 7387 7840 7880 8315 8966 9812 9890: je 100 Mark Int. I». Nr. 54 306 544 709 896 1325 1423 1697 1703 1785 2416 2797 3188 3442 3496 3866 4962 2116 5384 6071 6475 6543 6546 6627, 6884 7016 7632 7716 7806 7994 8381 9162 9312 9457 9284 10423 10607 I11I9 11306 11534 12721 12809 13207 13521 13634 13670 >4132. Ter Nominalbctrag dieser Schuldscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden Ziiislcincn und Zmsjcheincn vom :k i. Tccrmbrr 1801 ab. mit welchem Tage die Verzinsung der Capitale aushört, bei unserer Stadtcasse zur Auszahlung. Hiernückist werden die Inhaber der brrritS srührr ansgrloostcn Schuldscheine drr Anlrihr des Jahres 185V zu 300 Mark Nr. 9359, drr Anlrihr des Jahres 1864 zu 300 Mark Nr. 1tB45, drr Anlrihr des Jahres 1865 iTliratcr-Anlrihr) zu 300 Mark Nr. 190 317 461 1079 2166 2407 3159 3702, drr Anleihe drS Jahres 1876 z» 1000 Mark Int. 1i Nr. 242. zu 500 Mark Ink. 0 Nr. 239 1046 1239 1298 2861 3293 4144 4851 5040 5462 5514 6181 6298 6202 6898 7963: zu 100 Mark Int. I>. Nr. 186 444 IM 169«; 1824 1874 2341 3049 3310 3991 4190 4361 4685 4715 5192 5411 5552 6200 7742 8036 9383 9446 9583; drr Anleihe drs JahrcS 1884 zu 5000 Mark I.it. ,1. dir. 332 339: zu 1000 Mark lur. «. Nr. 1844 3319 3669: zu 500 Mark Int. 6. Nr. 2100 3259 40)2 4206 6174 6592 6791 7134- zu 100 Mark Int. I>. Nr. 2625 2892 4167 4813 5067 5462 6027 7033 7560 9592 9796 10132 10682 11109 wiederholt auigcsvrdcrt, den Betrag dieser srit ihrem Rnckzahlnngü- irrmine von der Verzinsung ausgeschlossrnrn Schuldscheine zu erheben. Der noch nicht getilgte und nicht convcrtirte Betrag der 4°n Leipziger Stadtanleihen von den Jahren 1820, 1856 und 1864 ist nach den Bekanntmachungen vom II. Juni und 13. Lctobcr 1887 für 31. December 1887 gekündigt und wiederholen wir unsere Aufforderung zur Abhebung der betreffenden Eapitalbcträgc, da eine welkere Verzinsung derselben über den 31. Tccember 1887 hinaus nicht slattsindet. Oslrichzcittg wrrdc» dir Inhaber von dcnjrnigrn Lcip- zigrr Ltadtschnldschcinrn drr Jahre 1850, 1856 und 1864. welche seiner Zeit znm llmtanich in 8Leipziger Ltadl- anieihe des Jahres 1887 Serie I aügemclSrt und mit bczügl. Stempel versehe» wnrüc», aufgcsordcrt, diesen Um tausch baldigst bei nnscrcr Stadtcasse ;» bewirken. ' Leipzig, Len 29. Mai 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. C. Schulze. Lekanntmachullg. Wir haben beschlossen, in diesem Jahre die Vonftantin-Stratze in Leipzig-Reudnitz neu zu pflastern. In Folge dessen sind die Besitzer der an genannte Straßc angrcnzenden Grundstücke nach unserer Bekanntmachung vom 3. Januar 1889 verpflichtet, die Trans., Fallrohr- und Wirth- fchaftswässer durch unterirdische Beischieußen für ihre Rechnung direct in die Hauplschleuße obzuleiten, und zwar sind Liese Anlagen innerhalb de» Straßenkürpers auf Kosten der Bethciliglen durch uns nach Einzahlung des hierfür zu berechnenden Banschkosten- quantums auszuführc». Wir fordern daher die Besitzer, bezw. Verwalter der an genannte Straße angrenzenden Grundstücke auf, die zu untersührenden Fall- rohre und ein- oder umzulegende Beijchleußen bei »ns anzumelden, damit die Ausführung der Arbeiten von uns rechtzeitig vor der Straßenherstcllung ersolge» kann. Im Falle unteriasiener Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung einer Geldstrafe bis zu 60 .41 zu gewärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Rathswegen auf ihre Koste» aus- gcführt werden. Etwa beabsichtigte, die bezeichnet« Straße berührende Arbeiten an den Privat-GaS- und Waijerieitungcn sind vor Inangriffnahme der oben ausgesührtcn StrahenhersleUliug auszuführc», da Arbeiten der vorgcdachtcn Art rin Straßenkörpcr mit Rücksicht aus die Er haltung eines guten Straßenpsiuslers während euies Zeitraumes von 5 Jahren nach beendeter Straßenherstcllung in der Re^cl nicht zugelassen werden können. Leipzig, am 12. Juni 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. TichoriuS. Las ain 17. Januar 1889 von dem Ortsschulzen zu Lein,ob ausgestellte Hcnstbnch der Anna Sonntag, geboren au, 0. Juli 18,4 »>l Schlantzschwitz bei Mügeln, ist zu Folge erstatteter An zeige abhandcn gekommen, was behuss Verhütung von Mißbrauch hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, den 10. Juni 1891. Ta» Polittiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmtd. Adr. GtffcnMche Ählllll; der Ltiidtverordnetell Mittwoch, Scn 17. Juni I8SI. AbcnSs 6'« Uhr, im Sitzuligsiaalc am Naschmarktr. Tagesordnung: I. Bericht des FinauzausichnsscS über: n. die Rechnung über die Theobald Pelschte Stiftung auf la Jahr 1889; 6. die Rech nung über anfheilige, d>»t Muiel»i ans der Ltislnng für die Sladl Leipzig zukonuneilde Zinsen aus LaS Jahr 1889: o. die Rechnung über da» Tauchnitz'iche Legat für das Muicnm aus das Jahr 1889; «I die Rechnungen der Gemeinde- betricbs-, Fencrlöscti-, Armen- und Realichulcaffe der vorm. Oieiueinde^Reudiiitz auf das Jahr 1888: o. die Rechnung über die Siadtbibliothek auf das Jabr 188!): s. Oiewährung eines Beitrages zur Errichtung eines Teukmales für den Tichter .ß'ossinann von Fallersleben aus der Insel .Helgoland; Gewährung eines Beitrages an Herrn Vr. Brodbcck i» Hannover wegen der Teulichcn Ausstellung in London; I>. Neugestaltung dcS Schulbaufvnds. II. Bericht des Lekonomieausichufscs über: a. Iheilweisen Erlaß einer von Herrn Sleinietzermeisier Friedrich in Lcipzig-Goblis verwirkten Eouvenlionalslraie: 1>. ei» Abkomme» mit dem König!. Prcuß. Eisenbahn-FiscuS wegen ttmerbaliung von Weqesircckcii, die von der Eilcnburg.Leipziger Eisenbahn im Stadtbezirke durchschnitten werden, seitens der Stadt. III. Bericht de» Lekonomie- und Finanzausschusses über: a. AuS- sührung von Pslasteruugs.irbeiten in der äußere» halleschen Straße und dee Wilhelmslraßc re.; b. Beschleuß»»;, der Wurzcncr und Herstellung der Eiieubahnslraße in Leipzig- Sellerhausen; e. Behandlung der Tilgungsraten des Bnch- werthcs des Rittergutes Lößnig und die Rechnungen über den Erneucrungssouds für die Ziegelei Lößnig aus 1887 89. IV. Bericht des Stiflungs- und Finanzausschusses über die Rech nung des Armenamles aut die Jahre >887 und 1888. V. Bericht des Siiftungsausichufies über die Rechnung des Jo- IiannishospitalS zu Leipzig auf das Jahr 1887. VI. Bericht des Stiftung»- und bez. Finanzausschusses über verschiedene Stistungsrechiiunge». VII. Bericht deS SliiluiigS- und BauausschusseS über Special- budget „Jobannisbospital" II. Anhang, „Tie Heilanstalt Thönbcrg bctr.", Pos. 17 „außerordentlich" des haushait- planes für 1891. Lckanllllillichllitg. In dem der Stadtgcmeiiide gehörigen Eckqebäude an der Markt halle sind folgende Mwtkodjecte, als: 1) das an der Brnderstraße gelegene Berkaussgewölbe ^ von 37,74 <,m Flächeiigchalt mit einem Nebenraum von 17,80 gm » und einem im Kellergeschoß unler dein Gewölbe befindliche-- Lagerraum von 36,10 g>a, 2) das an derselben Straße gelegene Berkaussgewölbe 11 von 32,19 gm Flächeiigchalt mit einem größeren Nehenranine von 12,80 gi» Mid einem kleineren von 2,32 gm, jowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 2l,70 gm, 3) das an derselben Straße gelegene VcrkaufSgcwölbc 6 von 32,10 gi» Fläktieiigehalt lohne Nebenraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 2l.7t) gi», 4) das au der Ecke der Brüder- und Kurprinzsiraße gelegene VerkanfSgewölbc I» von 26,30 gi» Flächeiigchalt (ohne Neben- raui») mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lager raum von 42,50 gm, 5) da» an der Kurvrmzstraße gelegene Berkaussgewölbe I) von !18,72 gm Flächcngeyall mit einem Ncbciiraum von 9,30 gm und einem im Kellergeschoß unter dein Gewölbe bcsiiidlichcn Lagerraum von 22,20 gm, 6) die im II. Lbergeschoß nach der Brüdcrslraßc zu gelegene Wohnung, bestehend aus einem Salon, I cinsenslrige» und 3 zweifenstrigen Zimmer», sowie Mädchenkamincr, Küche, Speisekammer, Bad und sonstigem reichlichen Zubehör, voin 1. Letvbcr df'S., bez. 1. Januar k. IS., und zwar diejenigen unter 1—5 auf sechs Jahre und die Wohnung unter 6 auf drei Jahre, und wenn nicht ein halbes Jahr vor dem Vertragsablauf Kündigung erfolgt, aus drei weitere Jahre freihändig zu veimietheu. Tie Vcriniethungsbediugiingcn liege» aus dein Rathhause, I. Lber geschoß, Zimmer Nr. 8, zur Einsichtnahme aus, auch werde» eben- daselbst dNietbgcsuche entgegeiigenoinine». Leipzig, de» 4. Juni 1891. Trr Rath drr Stadt Leipzig. In. 2437. Vr. Georgi. Krumbiegel. In der Nacht vom 6. zum 7. d. M., wahrscheinlich in der 11. Stunde, sind von mehreren bislang nicht zu ermittcln gewesenen Personen aus dem dicht hiulcr dem Eiskellcr-Restanraut zu Leipzig- Vonncwitz im Pleißenmühlgraben bcsittdlichcn Wehre zwei sogenannte Zchützr» hcraus„rrisseu und mit sortgrschlcppt worden, so daß infolge dessen das angestaule Wasser abgesiossen und die im genannten Vororte befindliche Mühle schließlich stehen geblieben ist. Indem wir bemerken, daß seitens des Besitzers der letztere» für Ermittelung der Thätcr eine Belohnung von 15 Mark ausgeictzt worden ist, bitten wir, von etwaigen sachdienlichen Wahrnehmungen schlcnnigsl unserer Eriminalabthcilung — Wächterstraße dir. 5, Erdgeschoß links — Millheilnug zu machen. Leipzig, am 12. Juni 1891. Tas Polizriaint der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: I>r. Schmi d. W. Tie am 2t. Lctobcr 1874 zu Sandersleben geborene Anna Volknian» hat erstatteter Anzeige zufolge am 2. d. M. in hiesiger Stadt ihr am 30. April 1888 zu SandcrSleben ausgestelltes Dienst buch verloren. Wir bitten, das Buch im NuffindungSsallc an unS abzuliefern. Leipzig, den 10. Juni 1891. Tas Potizeiauit der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmtd. Adr. Schlußwort M den Verhandlungen über den Antrag Uickert. Kläglicher ist Wehl niemals daS Ergebniß einer mit großem Geräusch vorbereiteten und anSgesülnten Action gewesen, als daS der zweitägigen Berhantlnug über den Antrag Rickcrt. Nur 20 Stimmen baden den Antrag angenommen, die übrige» 223 anwesenden Abgeordneten haben ibn abgclcbnt. Tie Bedeutung der Abstimmung reicht weit über den Nahmen des Antrages hinaus, die große Mebrheit deS Dauses bat mit ikrcin Votum zugleich die Agitation der freisinnigen Partei für zeitweise Aushebung der Getreidczölle verurtheilt und den demagogischen Ilbaraktcr dieser Agitation gebrandmarkt. Tie Abstimmung bedeutet nicht die Billigung der Kornzölle in ibrer gegenwärtigen Höbe, sie koinmt nicht dem Wunsche gleich, den bestehenden Zustand zn verewige», sie verkündet nicht den Grundsatz der einseitigen Interessenvertretung der Landwirtb- schast, sie ist auch nickt ein Zeuaniß für den Schutzzoll gegen den Freihandel, sondern sie besagt nur, daß die zeitweilige Aufhebung oder Herabsetzung der Getreidezölle voraussichtlich die davon erhoffte Wirkung auf den Prei» de» Brode» nicht haben werde, und sie macht den Elandpunct der Negierung zu dem der Volksvertretung, daß die schwebenden inlernatio nalen Verhandlungen über die Handelsverträge niil Sester reick' Ungarn und der Schweiz und über die i» Aussicht ge nommenen Verträge mit Italien, Serbien, Nnmänien n. s. w. nickt durch eine Maßregel von sehr zweifelhafter Wirkung gestört werden dürfen. TieseS Ergebniß ist scbr erfreulich, weil eS einen Maß stab gewährt für die politische Neife des deutschen Volkes, welches sehr wobl zu unterscheiden weiß zwischen Partci- zwcckcn und praktischen Zielen. Die freisinnige Partei hat tasür Sorge getragen, dem Vcrständniß für diesen Unter schied allgemein die Wege zu bahnen, sie ist darüber belehrt worden, daß die große Mehrheit dcS Volkes viel zu selbstständig »rtheilt, um sich als Mittel für Parteizweckc gebrauchen zu lassen. Herr Richter und seine Gefolgschaft setze» ihre Hoffnungen für daS schlicß- liche Gelinge» ihrer Agitation aus den Reichstag, weil sie dort mehr Boden für ihre Bestrebungen sinden, besonders die BundeSgenosscnschasi der Socialdemokraten, aber auch der Reichstag hat i» dieser Angelegenheit schon vor Monaten sein Urlbeil gesprochen, er bat die Herabsetzung der Korn zölle zur Zeit »iit Zwcidrittel Majorität abgelehnt. Und die damalige Verhandlung dieser Angelegenheit batte weit mehr daS Gepräge der Jnlcrcssen-Vertrelung, als die jüngsten Ver handlungen im preußischen Abgcordnelenhause, weil damals Großgrundbesitz und Großindustrie in dem Streben, die Zölle aufrecht zu erhallen, zusamincnstanden. Damals war die Abstimmung größlentbeilS gegen den Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn gerichtet, während daS Votum vom Freitag in der Hauptsache eine Kundgebung für diesen Vertrag bedeutet. Tic Vertreter des Großgrundbesitzes haben in zwischen eingesebcn, daß sic den Getreikezoll in der bisherigen Höbe nicht aufrecht erhalten können, und sich deshalb beschicden, mit dem deutsch österreichischen Handelsvertrag zugleich eine Herabsetzung der Gelrcikezöllc in Kauf zu ncbmcn. Tas ist offenbar weit patriotischer gehandelt als durch die Erregung und daS Festhalten an einer Agitation von freisinniger Seite geschehen ist, welche nur Parteizwecke verfolgt und der Turchfnbrnng von Grundsätzen dienen soll, die mit den Anforderungen der Zeit in Widerspruch sieben. ES ist ein vergebliches Beginnen, die Grundsätze dcS Freihandels zum Siege zu führen, wenn die Vertreter deS Schutzzolles von allen Seiten auf dir Wahrnehmung be stimmter Interesse» ihre Bestrebungen richten. Auf keinem ankern Gebiete ist Grundsatztreue so gefährlich als auf dem dcS Handels und Verkehrs. ES ist selbstverständlich, daß hier nicht Treu und Glauben in Frage gestellt werden sollen, sondern daß cS tick um die Bedingungen bandelt, unter welchen sich der Weltverkehr gestaltet. Handel und Verkehr sind international, abgesehen vom Kleinhandel, der hier ausscheidct, und der Weltmarkt trifft seine Bestimmungen nach den tbatsächlichen Verhältnissen. Wer dabei nickt zn kur; kommen will, bat seine Maßregeln zu treffen und dabei zn berücksichtigen, daß er den eigenen Bedarf möalichsl billig bezahlt, die zur Ausfuhr geeigneten Artikel aber mögliässt thcuer an den Mann bringt. Dieser Grundgedanke Hai gerade die industriell und durch natürliche Vorzüge ausgezeichneten Staaten veranlaßt, sich durch Schutzzölle ein Uebcrgcwicht über die aus ihre Proknete angewiesene» Nachbar» zu sickern. Ter Vvrlkeil liegt in der Differenz zwischen dem Nutzen, welchen die Ausfuhr unter Ausschluß der Eoncurrenz gewährt. N»n fehlt eS aber niemals an solchen Erzeugnifsen, die im Lande selbst nickt oder nicht mustcrgiltig zu babcn sind, und diese müssen Zoll bezahlen, wenn sie sich die durch Zölle abgeschlossenen Gebiete erschließen wollen. Bei der Feststellung dieser Zölle lausen Fehler unter, die sich später schwer rächen, weil Ausfuhr und Einfuhr darunter gleicherweise leiden können. Die ganze Welt ist gegenwärtig in dem Kampfe um die Richtigstellung dieser Rechnung begriffen, am meisten treten dabei die Ver einigten Staaten von Nordamerika und Frankreich hervor, beide Mächt- wollen in Zukunft den Weltmarkt beherrschen und danach ihre Zolltarife ausstellcn. Die wirthschafllich weniger leistungöfäbigen Staaten Europas sind dadurch zur Aufsuchung von Bündnissen gcnöthigt worden, durch welche die Wirkung der schutzzöllneriscken Bestrebungen der nordamerikanischcn Union und Frankreichs unwirksam gemacht werden. Dadurch ist ein Zustanv anfgerichtct worden, welcher ganz treffend als Zollkrieg be zeichnet wird, und in diesem Zollkriege sind wir beute be griffen. In Anbetracht dieser Sachlage fallen Meinungs verschiedenheiten in Deutschland über dicHöhe des Getreidezolles sehr wenig insGcwichl, durch Aushebung okerHerabsetzung dieses Zolles wird die Lage des Weltmarktes wenig oder gar nickt verändert. Tie Getreidenienge, deren Deutschland bedarf, kann cS jederzeit von außen beziehen, falls eS nicht im Stande ist, sic selbst bcrvorzubringen, trotz des Zolles, denn der Ueberschuß an Getreide ist in Rußland und in Amerika so groß, daß er in der Regel an Ort und Stelle nicht ver braucht werben kann. Natürlich sind die Abnehmer nur solche Staaten, die in dieser Beziehung Mangel leiden, nicht solche, die Ueberflnß haben. Der große und durchschlagende Fcbler, den die Freisinnigen begangen haben, beruht darin, daß sic ohne Rücksicht auf die inlcrnationalen Handels- und VerkehrSoerhältnisse es daran ^ abgesehen hatten, die LebcnSmittelfrage zu einer Frage der Entscheidung über Freihandel und Schutzzoll in Deutsch land zu erbeben Deutschland ist im Durchfchnitt ein armes Land, daS weniger hervorbringt, als es zur Ernäbrung der Bevölkerung braucht. Damit ist zugestanden, daß die Land- wirthschaft ohne Schutz nickt bestehen kann. Der bisher ge währte Schutz, ist nicht nur nach der Ansicht der Freisinnigen, sondern auch nach unserer Ansicht zu hoch gegriffen, aber dieser Rechenfehler hat nicht die Bedeutung, daß die VoltS- crnährung dadurch übermäßig erschwert oder gar in Frage gestellt wird. Ein Nothstand ist in Deutschland nicht vor handen, wenn er aber wirklich bestände, so würde der Antrag Rickert nickt mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehr heit abgelehnt worden sein. Woran wir im Deutschen Reiche hauptsächlich leiden, das sind die Aiiiiiaßiittgcn der freisinnigen Partei, welche die Ecnsur über alle RegiernngSmaßrcgeln als ihr ausschließliches Reckt in Anspruch »imnit und die un gebührlichen Forderungen der Socialdemokraten, die womöglich besondere Brod-und Fleisckprrise für die industriell arbeitende Bevölkerung einsübren möchten, unterstützt. DaS Ergebniß der Abstimmung de» preußischen Abgeordnetenhauses vom Freitag enthält den Beweis, daß wir in Deutschland noch wissen, wa- wir wollen, und dessen uns zu freuen, haben wir alle Ursache. * Leipzig, 14. Juni. * Der BundeSrath faßte in der am N. d. M. unter dem Vorsitz teö StaalSsecrclairS deS Reichöschatzamts Frei- bcrrn von Maltzahn abgehaltcnen Plenarsitzung über die Zoll- bcbandlung verschiedener Gegenstände Beschluß. Den An trägen des Reichskanzlers, betreffend die Abänderung von Tarasätzc» und wegen Abänderung der ans deutschen Kauf- iahrtcischisfen zu führenden Musterrollen, sowie den Gesetz entwürfen fiir Elsaß-Lothringen, betreffend Wasscrbenutzung und Wasserschutz, und, betreffend die Fischerei, wurde die Zn- 'timiiiuiig erlbciit, nachdem über einzelne unerbeblicke Ab änderungen der Vorlagen Beschluß gefaßt war. Tein Reichs kanzler wurden überwiesen mehrere Eingaben, betreffend die Anrechnung der Militairdienstzeit bei der Pensionirnng der im Eomniunalkicnst angestellten Militairanwärtcr und wegen Abänderung von Bestimmungen der Militair-PcnsivnSgesetze, ferner eine Eingabe dcö EenlralvorstandeS der kausmännischen Vereine und Verbände Deutschlands, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung bezüglich deS HausirwescnS und des DctailrcisenS. Auf den Antrag des Ausschusses für Rech nungswesen wurde beschlossen, die in der Ucbersicht der ReichS- Ausgaben und Einnahmen für daS EtatSjahr 1889/90 auf- gcführtcn Etatsüberschreitungen, sowie außeretatSmäßigen Aus gaben vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Entlastung zu genehmigen. * Die preußische Regierung hat im Abzeordneten- bause für ihre Haltung in der Gctreidezollsrage ein so imposantes Vertrauensvotum erhalten, wie sie cS sich nur wünschen konnte. Ten wenigen deutschsreisinnigen Mit gliedern standen sämmtliche andere Parteien gegenüber 120 gegen 223 Stimmen). DaS Votum des Abgeordneten hauses wäre zu eng aufgefaßt, wenn man darin nur die Anerkennung deS StandpuncteS der Regierung erblicken wollte, daß eine Veröffentlichung deS cingcganzenen Nach- rickicnmaterialS nicht für zweckmäßig und nützlich erachtet werten könnte. Tie große Mehrheit Derjenigen, welche den vcisinnigen Antrag ableknten, ist vielmehr unzweifelhaft, auch sachlich mit der Regierung einverstanden, daß eine Suspension der Getreidezölle im gegenwärtigen Augenblick nicht rathsam sei. * In der Ansprache, mit welcher der Präsident deS N eichS- versicherungSamtS vr. BLdiker die erste öffentliche Sitzung dieser Behörde eröffnete, theilte er mit, daß daS am l. Januar d. I. in Kraft getretene Invalidität«- und AlterS- verficherungSgesctz bis jetzt 75 000 Personen in den Besitz von Altersrenten hat gelangen lassen; 33000 AltcrSrcnten- Anträge befinden sich »och in der Schwebe und l2 000 An sprüche, d. b. nicht ganz der siebente Tbeil der überhaupt erledigten Anträge, wurden abgelebnt. Jeder Monat wird demnächst etwa 3000 neue AlterSrcnten-Anträge bringen; an Invalidenrenten werden später monatlich etwa 10 000 zn bewilligen sein. * Die „Rat.-Lib. Corr." schreibt: Anfang nächster Woche nimmt daü Herrenhaus die Beratbnng der Land- gemeindeordnuna vor und man darf jetzt mit Sicherheit ans ein günstiges Resultat hoffen. Die Eommission deS Herrenhauses bat in den wichtigsten der noch schwebenden Differenzen, auch hinsichtlich dcö Stimmrechts, den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses zugcstimmt, und man darf vorauS- sctzen, daß daö Plenum diese Anträge gutheißen wird. Nur hinsichtlich dcS Umfangs der Ocffcntlichkcil der Eommunal- verhandlnngen besteht noch eine Differenz, an der indessen daS Gesetz unmöglich scheitern kann, sei cS nun, daß daS Herren haus oder das Abgeordnetenhaus sich fügt. Die nochmalige Zurücksendung der Vorlage an daS Abgeordnetenhaus hätte den Vortkeil, daß die conservativc Partei sich cincö Besseren besinnen und schließlich dem Gesetz doch noch zustiimnen könnte. Es wäre ans alle Fälle bedauerlich, wenn ein Gesetz, bei dessen Ausführung gerade die conservatioe Partei so stark bctheiligt ist, gegen den Widerspruch derselben zu Stande gekommen wäre. * Unter den Forderungen der Socialdemokraten spielt unaufhörlich die gesetzliche Einführung eines Maximal- arbeitstagS eine hervorragende Rolle. Es ist in den langwierigen Verhandlungen über das Arbeiterschutzgesetz im Reichstag wenig beachtet worden, daß auch diese Frage ein- gcbcndcn Erörterungen und einer für absehbare Zeit end- giltigcn Lösung unterzogen worben ist. Dies geschah für Arbeiterinnen über 16 Jahre durch die wichtige Neuerung der Festsetzung cincö MaximalarbeitStagS von elf Stunden. Dagegen Kal daS Gesetz vo» einer gesetzlichen Feststellung des MaximalarbeilStagcs für männliche Arbeiter Abstand ge nommen, doch soll durch Beschluß des BundesratlieS für solche Gewerbe, in welchen durch übermäßige Dauer der täglichen Arbeitszeit die Gesundheit der Arbeiter gefährdet wird, die Dauer der zulässige» täglichen Arbeitszeit und der zu ge währenden Pause» vorgeschrieben werden können. Die von den Socialdemokraten beantragte gesetzliche Einführung eines zehnstündigen, später auf acht Stunden herabzusetzenden MaximalarbeitStageS für erwachsene männliche Arbeiter wurde von den verschiedensten Seiten als undurchführbar, bezw. die Arbeiter selbst schädigend bekämpft. Die socialdemokratischen Redner ließen deutlich erkennen, daß cS ihnen dabei nicht allein um einen Schutz gegen übermäßige Ausbeutung der Arbeitskraft, sondern mehr noch um eine Regelung der ge lammten wirtbschastlichcn Production zn thun ist, die bei Herabsetzung der Arbeitszeit eine Steigerung des Lohnes und die Schaffung von Arbeitsgelegenheit für die bisher Arbeits losen bewirken soll. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Socialdemokraten abgclehnt; daS (Zentrum zog einen Antrag auf Einführung eines elfstündigcn Maximalarbeits tages zurück. * Zur Theuern»gSfrage wirft „ein kleiner Mann" im „Apoldaer Tagbl." die öffentliche Frage auf, wann endlich daS Schweinefleisch billiger würde? „Seil Monaten bereits" — so schreibt er — „sind die Einfuhrverbote auf gehoben und der Preis für den Centner lebend Gewicht ist von 60 auf 43 -4k zuriickgegangen, was aus daS Pfund 17 Z auSmacht, und doch ist hier das Schweinefleisch immer noch so tbeuer wie vorher." Von Rechtswegen sind Herr Eugen Richter und Genossen dem Manne Antwort schuldig; ihre Reden und Behauptungen allein machen dem Volke der artige Erscheinungen unverständlich. * Aus Westfalen schreibt man: „Die Behauptung, daß von dem Bochumer Steuerproceß die Socialdemo kraten den Vortheil haben würden, „trifft gewiß durchaus zu, und man siebt schon jetzt, wie der „Vorwärt«" diesen Skandalproceß au-nützt. Nur in Bochum selbst dürfte der
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