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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-18
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1891
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Gebühren für Extrabeilagen <in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesürderung 60 Mk,, mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lchrifte» laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u.Zissernsatz nach hüherm Tarir. Urclamen unter dem Nedactionsstrich dke Sgespalt. Zeile 50 Pf., vor den Fa mitten Nachrichten die Ogejpallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die s-ypedttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumernncko oder durch Post» Nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Wohnuugsvermiktliung. , In dem der Stadtgemeinde gehörigen Hausgrundslück Salz aästchen Nr. 2 ist die in der I. Htage grirgenc grützrre Wohnung, bestehend aus 7 Stube», 3 Kammern, Küche, Boden kammern und kcllerablheilungen, vom 1. Oktober d. ab gegen einhalbjährliche Kündigung andcrwcit zu vcrmicthe». Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommeii. Leipzig, den 15. Juni 1891. Ler Rath drr Stadt Leipzig. I». 2266. vr, Georgi. Wagner. Tie Inhaber der abhanden gekommenen Sparbüchrr Serie II Nr. 100 613, 180 040, 180 041, 185 623, 196 956 und 210311, sowie der Inhaber des von unserer 5. Annahmestelle gleichfalls als verloren anzezeiglen OuittungsscheineS über das Sparbuch Serie II Nr, 105 024 werden hierdurch ausgefordcrt, sich damit binnen drei Monaten und längstens am 21. September 1891 zur Nachwcisung ihrer Rechte bez, zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unter zeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls, der Sparcafsenordnung ßemäß, den angemeldeten Berlustträgern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungillig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt werden, bez. das eingclieferte Buch auch ohne Rückgabe des alsdann gleichfalls für ungillig z» erklärenden QuiltungsfcheineS ausgchän- digt werden wird. Leipzig, den 16. Juni 1891. Die Verwaltung des Leihhauses „nd drr Sparcassc. Lekannlmachung. Von dem Unterzeichneten Armenamte sollen Freitag, den 1v. -nnt dieses -ahrrS, vormittags von v Uhr an, im Ltadthause aUhicr verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Betten, Wäsche, Kleidungs stücke, Haus- und Küchengcräthe u. A. m. öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 17. Juni 1891. Das Armenamt. Hentschel. Artus. Lekannlmachung. Sonnabend, den 20. Juni c., von Vormittags 10 Uhr an, soll im Geschäftszimmer des Proviant-Amtes Leipzig, Pleihenburg, Thurm- haus, 2. Stock, 1 Partie Roggenkleie, Kehrmehl und Haferspreu öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahiung »er- steigert werden. Leipzig, den 12. Juni 1891. Aönigl. Proviant-Amt. Bekanntmachung. Die zum Vau von Schteßständcn im grossen FürstkNholz bei Borna erforderlichen Lr«t- UII«I sollen im Angcbotsversahren an die Mindcslsordernden in drei Loosen ver geben werden. LooS I. Herstellung einer doppelten Anzeigerdeckung mit Zu behör aus vem Schulschießstand, einer großen und vier kleinen An- zcigerdeckungen auf dem GescchtSschiebstand, Herstellung von Traht- zäunen, Barriören, Warnungslaseln u. s. w. LooS 2. Aus dem Schulschiebsland: Herstellung einer Wacht- und Scheibengeräth-Baracke mit Pferdestall. Herstellung einer Latrine. LooS 3. Erdarbeiten aus dem Gesechtsschießstand. Verdingungsanschläge, Bedingungen und Zeichnungen liegen im Geschäftszimmer des Earabinier-Regimcnts zur Einsichlnahme aus. Daselbst findet am 27. d. Mts., Vorm. II Uhr der Termin zur Eröffnung der Angebote statt. Für den Zuschlag wird eine vierzchn- tägige Frist ausbedungen, Vcrdingungsanschläge und Bedingungen können zum Preise von 50 für jedes Loos an bezeichn««! Stelle entnommen werden. Borna, den 12. Juni 1891. Königliche «taruison-vrrmaltung. von Nostiy-Wallwitz, I. V,: Giesewettrr, Rittmeister. Zahlmeister-Asp. Ium Schluß -er Session -es preußischen Landtages. Der preußische Landtag beschließt heute eine äußerst erfolgreiche Session, durch welche die Keime zu einer hosfnungS vollen Zukunft gelegt sind. Es wurden seit dem vergangenen Herbst die Grundziige einer Steuerreform feftgestcUt, welche die gerechtere Eteuervertbeilung bezweckt, unter Berück sichtigung der wirtbschaftlich Schwachen. Eine besondere Erleichterung für die Gewerbetreibenden wird durch das neue Gewerbesteucrgesetz geschaffen, welches ebenfalls bestimmt ist, die Eapitalkrältigen unter den Gewerbetreibenden zu ent sprechenden Leistungen hcranzuzicben, die mit der Noth deS Lebens kämpfenden Mitglieder dieser Classe aber zu entlasten. Durch die Landgemeindeordnung wird das Werk der Selbst Verwaltung, welches mit der neuen Kreisordnung begann, zum vor läufigen Abschluß gebracht, und mit der Rückzahlung der gesperrten Bezüge der katholischen Geistlichen aus der Eultur- kampfperiodc wird ein Streitgegenstand aus der Welt ge schafft, der die Gemütker lange Zeit in Erregung erbalten bat. Das sind die Hauptvorlagcn teS preußischen Landtages^ welche eine über die preußischen Grenzen hinausreichcndc Be> deutung haben, weil die Steuerkraft der deutschen Reichs bürger eine wesentliche Grundlage für die Erfüllung der Reichsaufgaben bildet, und weil das Maß der staatsbürger lichen Rechte und der confessionclle Friede einen großen Einfluß auf das Gesammtwohl de- Deutschen Reiches üben ES herrscht im Ganzen und Großen eine gewisse Gleich giltigkcit gegenüber den Landtags-Verhandlungen der Einzel staaten, und nur beim Eintritt von Streitigkeiten wendet sich diesen Angelegenheiten die allgemeine Ansmerksamkeit zu, wie bei den kirckenpolitischcn Kämpfen in Bavcrn, bei den staatsfeindlichen Bestrebungen der socialtemokratischen Abgeordneten im sächsischen Landtage und bei de» Verhand lungen über die Grenzen der Rechte der Gemeindevorfltber in Württemberg, Das Gewicht, welche- die Verhandlungen des preußischen Landtages im Reiche darstellen, ist haupt sächlich eine Folge der Bedeutung deS leitenden Staates, aber der Verlauf der jetzt zu Ende gebenden Session bat gezeigt, daß die besonderen Angelegenbeiten Preußens, zumal wen» sie resvrmatorischcn Charakter tragen, von den ReicbSange- legenbcilcn nickt zu trennen sind, daß sie vielmehr unmittelbar ihre Wirkung auf die Reichsgesetzgebung äußern, und daß die Verhandlungen des Reichstages und des preußischen Land tage« sich gegenseitig bedingen und ergänzen. Von diesem GesichtSpuncte aus ,st die Thätigkeit de« preußischen Land tage- im ganzen Reiche zn betrachten und zu würdigen. Der Kaiser hat mit Recht auf die Erfolge bingewiesen, welche die Ncichsregicrung und die preußische Regierung im Reichstage und im preußischen Landtage erreicht haben, seine Rete beim Festmahl i» Düsseldorf war der Ausdruck der Gcnugthunng über daS Gelingen großer und Richtung ebender Reformen im Reiche wie im führenden Einzelstaate. Der Grundgedanke aller Reformen, welche vom Mittelpunkt des Reiches ausgehen, ist der Ausgleich deS ClassengegcnsayeS, cs solle» Bürgschaften gegeben werden für die Durchführung deS Grundsatzes der gesetzlichen Gleichberechtigung aller Staats bürger. Tie Gestaltung der Verhältnisse in> Staate der Gegenwart verlangt diesen Ausgleich gebieterisch, die berech tigte Forderung ist auf die Verwirklichung des Rechtsstaates gerichtet. Aus keinem anderen Gebiete ist diese Forderung dringender als auf dem Steuergebicte und ans dem der staats bürgerlichen Rechte, Zn beiden Beziehungen haben die neuen Gesetze in Preußen neue Bahnen gebrochen, sie haben dem Grundsatz Geltung verschafft, daß der Besitzende stärker zur Steuer, zu den gcnicinsamen Auslagen beraiigczogcn werden muß, als der Besitzlose und daß der Großgrundbesitzer auf dem Lande auch dem Bauern den Antbeil an den allgemeinen Angelegenheiten gewähren muß, der ihm gebührt. Wir haben gesehen, mit welcher Festigkeit das Herrenhaus in Preußen an den überlieferten Vorrechten seslhält, aber der Zug der Zeit war doch stark genug, um die Bewegung zu entkräften, welche die Lantgemcinteordnung zu Halle bringen sollte. Die Ueberreste aus der Zeit des Horigkeits- verbältnisses, in welchem die Bauern zum Gutsherrn standen, ist vorüber, seitdem die Patrimonialgerichts barkeit aufgehoben war, drängle die Entwickelung langsam, aber sicher ans daS Ziel los, welches jetzt durch die Land gemeindeordnung näher gerückt, wenn auch nicht erreicht ist. Die bäuerlichen Verhältnisse haben sich im Laufe der Zeit ganz anders gestaltet, als sie früher waren, die bevor zugte Stellung de« Rittergutsbesitzers dem Bauern gegenüber ist der Glcichberechtiguna beider gewichen, heute entscheidet nicht mehr die Bezeichnung Rittergut, sondern die Ertragsfähigkeit des Landes, mag cS nun Rittergut oder Bauerngut heiszen. Die Altenburger Bauern, die Bauern in der goldenen Aue und in vielen anderen Gegenden Deutschlands tauschen nicht mit vielen Rittergutsbesitzern in weniger fruchtbaren Gegenden, aber biSber übt der Zauber deS Namens immer noch eine große Wirkung a»S. Die neueLandgemcindeorbnung in Preußen erweitert das Stimmrecht und den Einfluß der Bauern aus die Gemeinde-Angelegenheiten, deshalb der Widerstand, welcher von der KrenzzeitungSpartei geleistet wurde. Bei Eröffnung der Session deS preußischen Landtages im vergangenen Herbst waltete der Eindruck vor, daß die Steuer reform-Vorlagen eine Reform der Reichösteuern einzuleiten bestimmt seien. Dieser Eindruck hat sich nicht als richtig er wiesen, aber es ist eine andere Thatsachc zur Erscheinung getreten, welche dieselbe Wirkung aus einem andern Wege tbeilweise zu erzielen bestimmt ist. Ter Handelsvertrag »nt Oesterreich-Ungarn legt Bresche in den Zolltarif vom Zabrc 1879, und dieser Vertrag war eS, welcher die ver lassene ReichStagSsession und die Session deS preußischen Land tages wesentlich beeinflußt hat. Ter freisinnigen Partei ging die Bewegung, welche der neue Curs eingeschlagcn hat, nicht schnell genug, sic wollte sich weder mit der Steuer reform in Preußen, noch mit der Einschränkung der Getreide zolle und einer Anzahl von Jndustriezöllen begnügen, wie sie der deutsck-vsterreichifche Handelsvertrag bedingt, sondern "ie wollte sich der neuen Lage bemächtigen, um auf deren Grund dem Reiche und Preußen Gesetze vorzuschreiben, „Abschaffung der Steuern auf die nothwcndigcn Lebens mittel, zunächst auf Getreide" lautete ibr Feldgeschrci, und das wurde nicht nur im deutschen Reichstage, sondern auch im preußischen Landtage mit voller Lunqenkraft erhoben, Ter Reichstag bat die Anträge der freisinnigen Partei mit Zweidrittel-Mebrheit, das preußische Abgeordnetenhaus mit 223 gegen 20 Stimmen abgelehnt, also der Gewinn, den die Partei auS den Sessionen beider BertretungSkörper mit nach Hause nimmt, ist so geartet, daß sie ihn schwerlich als Guthaben buchen wird. Unsere Zeit ist überhaupt Partcibestrebungen nicht günstig, sie müßten denn unter Hinweis auf eine Ausschlag gebende Mehrheit geltend gemacht werden, wie es von Seiten der Centrumspartei in der Sperrgeldsrage geschehen ist. Diese Frage berührt aber nickt die LcbenSbcdingungen der heutigen Generation. Diese verlangt nach dem Ausgleich von Gegensätzen, welche in den socialen Verhältnissen ihre Quelle haben. Wir Hallen es für einen glücklichen Gedanken, daß der Reichskanzler v, Caprivi bei allen Maßregeln, welcher seine Verantwortung unterliegen, zunächst an die Wirkung denkt, welche sie auf die sociale Frage haben könne. Diese Frage beherrscht unsere Zeit, und cS wäre tböricht, ihre Bedeutung zu verkennen, so berechtigten Anlaß zu schonungsloser Verurtheilung auch die Vertreter der socialistischen Umsturzbestrebungen durch ihr Verhalten geben. Wir müssen die Frage unabhängig von den Führern der socialistischen Partei betrachten, und daS thut die Regierung im Reiche wie in Preußen. * Leipzig, 18. Juni. * Der preußische Minister Herrfurth hat schon nach der erstmaligen Annahme der Landgemeindeordnung im Abgeordnetenhausc, wie seinerzeit gemeldet wurde, von dem Kaiser ein Glückwunschschreiben erhalten. Nachdem nun mehr infolge der Zustimmung des Herrenhauses zu den letzten Beschlüssen des Abgeordnetenhauses übereinstimmende Be schlüsse beider Häuser des Landtages vorliegen und somit daS Zustandekommen der wichtigen Reform cndgilti^ gesichert ist, bat der Minister deS Innern ein weiteres Handschreiben Seiner Majestät erhalten, in welchem ihm die vollste An- crkcnnunb ausgesprochen ist und dem als Zeichen deS königlichen Dankes ein schone« Bildniß Seiner Majestät brigegebcn war. — Wer sich der sachlichen und persönlichen Schwierigkeiten erinnert welchen gerade diese« Reformwerk begegnete, wird die Bedeutung dieser landesherrlichen Gunstbezeigung zu würdigen wissen. — Während nun der Kaiser den Minister des Innern so aus gezeichnet hat, hetzt die „Kren, zeitung" in einer Zuschrift auS der Provinz gegen das Gesetz in folgender ungeheuer lichen Weise: „Wir wehren unS mit aller Macht gegen die Versuche, welche die Socialdemokratie anstellt, um unsere soliden Verhältnisse zu sprengen und zu zerbröckeln, und brauchen unsere volle Kraft dazu. Und gerade in dieser schweren kritischen Zeit öffnet die Regierung den zerstörenden Elementen deS Lande- mit Gewalt Thür und Thor, damit sie desto ungestörter unser Gemeinwesen untergraben können Besonders groß war das Erstaunen, daß Herr v Puttkamer, den man als eine Säule der soliden Verhältnisse auf dem Lande betrachtet hatte, mit so leichtem Herzen die Interessen desselben prcisgeben konnte. Mir sagten noch gestern zahl reiche Pastoren und ältere bäuerliche Besitzer aus einer Ver- ammlung in Havelland, daß, wenn die Landgemeindeordiinng virklich durchgeführt »nd gar die Handelsverträge mit H«ab- etzung deS Getreidezolles in Wirksamkeit treten würden, man für nichts einstehen könne! „Bis setzt sind unsere Land bewohner streng monarchisch und im besten Sinne conservativ. Dann aber werden sie an dem guten Willen der Regierung verzweifeln und es kann eine sehr böse, besonder« anti- monarchische Strömung sich in unsere besten Kreise hincin- drängen!" Vergeblich fragt man: Und zu welchem Zwecke alles dieses? * Der Haltung de« preußischen Herrenhauses n der gegenwärtigen Landtagssession kann man eine Anerkennung nicht versage». Dasselbe hat bewiesen, >aß es für eine maßrMll und besonnen fortschreitende Rc- vrmgcsetzgebung keineswegs unter allen Umständen ein Hinder niß bildet, sondern Wohl fähig ist, zu einer solchen die Hand zu bieten. Ohne sonderliche Schwierigkeiten und ohne allzu roße Zugeständnisse an den conservaüven Standpunkt der Nehrbcil der Mitglieder des Herrenhauses sind so grund- . l».- . ^ - letzteren einsichtiger und patriotischer gezeigt, als die conservative Fraction des Abgeordnetenhauses, und man darf eS demselben hoch anrechnen, daß cs die Umtriebe zu nichte gemacht hat, die Herr von Rauchhaupt und die „Kreuzzcilung" noch in letzter Stunde gegen das Zustandekommen des Gesetzes geplant batten. AuS den ultrareactionärrn Kreisen heraus ertönt auch ver nehmlich genug der Acrgcr über die Täuschung der auf da« Herrenhaus gefetzten Hoffnungen, Die Zustimmung einer so großen Mehrheit von HerrenkauSmitglietern, darunter vieler unzweifelhaft gut-, ja hochconscrvativer Männer, macht denn auch daS immerhin bedauerliche ablehnende Votum der con- ervativen Fraction des Abgeordnetenhauses wieder gut. Die Berantwortuim für ein Gesetz, an dem Männer der äußersten Rechten, wie Herr von Puttkamer, Graf Pfeil, Herr von Man- teuffel u, a,, mitgcwirkt haben, kann auch die conservative Partei als solche nicht ablehnen, mögen immerhin ihre Mil zlieder im Abgcordnctenbause durch eine bedauerliche Taktik ich zu einem verneiuendeu Votum hakKn mißleiten lassen. Ein interessanter Vorgang aber bleibt es, wie die conservative Fraction des Abgeordnetenhauses sich durch daS Herrenhaus an Einsicht in die fortschreitenden Bedürfnisse des Staates weit hat übertresfcn lassen. * Zufolge einer von dem preußischen Justizminister erlassenen bcmerkcnSwertben Verfügung werden, wie der „Hannov. Cour," mittheilt, neuerdings Alle, die sich zum Vorbereitungsdienst für die höhere Iustizcarriöre, sowie ür Subaltern- und Untcrbeamte melden, zu einer verant wortlichen Erklärung veranlaßt, ob und resp. i» welchem Betrage sie Schulden haben. Sind letztere übermäßig oder o erheblich, baß ihre Abtragung in absehbarer Frist nicht zu erwarten siebt, so werden die Candidaten zurückgewiescii. Stehen dieselben demnächst zur Anstellung, dann haben sic eine gleiche Erklärung abzugeben und hat in den erwähnten Fällen gleichfalls die Zurückweisung zu erfolgen. Dabei ist ausnahmsweise jedoch gestattet, daß die Betreffenden mit dem niedrigsten Satz der GehaltSclaffe vorerst remuneratorisch beschäftigt werden können. * In verschiedenen Zeitungen findet sich folgende Notiz: „In der Heilung des dem preußischen Ltaatsminifterium unter- flehenden Literarischen Bureaus dürste binnen Kurzem ein Wechsel eintrelcn. Der langjährige Vorstand desselben, Geheimer Regierungs- rath Professor I>r. Consilium Rößler, gedenkt sich in das Privatleben zurückzuziehen. Mehrfach wird angenommen, es werde demnächst überhaupt eine Acnderung in der Organisation des Regierungs, preßwesens eintrelen. In seiner jetzigen Gestalt laste dasselbe die Einheit in der Tirective »nd die de» Zeilverhällnissen enlsvrechende Schnelligkeit und Correctheit der Arbeit nur zu sehr vermissen." Hierzu bemerkt die „Kreuzzeitung", daß weder von einem Rücktritt deS Geheimen Rcgierungsraths Professor vr, Con- slantin Rößler, noch von einer Aenderung in der Organisation des „Regierungs-Preßwesens", welches im Grunde gar nicht besteht, die Rede sei. Das Literarische Bureau, aus dem genannten Vorsteher und zwei Lectoren bestehend, sei nur dazu da, Sr. Majestät dem Kaiser und König, Len Reichs Ämtern und Ministerien die in das betreffende Ressort ein greifenden Nachrichten der verschiedenen Zeitungen vorzulegen und werde vor wie nach unter der bisherigen bewährten Leitung seines Amtes walten * Auf dem Oberhessischen Katholikentage hat sich Abz. vr. Lieber auch über die Zukunft des Centrums ver breitet. „Wenn man uns heute alles auf dem Präscntirteller bringen würde", sagte Redner u. A. „was mau uns an Rechten und Freiheiten vorenthält, dann dürfen wir erst recht nicht auscinandergehen. Denn an dem Tage, wo wir uns wieder unter die anderen Parteien verkrümelten, würde alles verloren sein. Die Aussichten hängen von unserer Einsicht ab, je mächtiger die Einsicht, daß wir zusammenstehen müssen, desto bester sind die Aussichten für die Zukunft." * Die dritte Commission des Weltpost-CongresseS zu Wien beendete die Vorberathung des Uebereinkommen« über die Vermittelung des Abonnements von Zeitungen durch die Post. Dem Uebereinkommen sind bisher beigetretcn: Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Egypten, Luxemburg, Norwegen, Persien, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz und die Türkei, * Die „Münchener Post", das von den Herren v, Bollmar und Birk herausgegebene Organ der Münchener Social demokratie, wehrt scharf die Angriffe ab, welche aus dem eigenen Lager, speciell au- Berlin, gegen Bollmar wegen seiner neulichen, einen gewissen nationalpatriotischen und sachlich gemäßigten Eharakter tragenden Rede erhoben wurden. Weil Bollmar, so führt die „Münchener Post" aus, sich in ruhiger, klarer Weise über die Arbeiterschutzgesetz- gcbung, über den Dreibund ,c. ausgesprochen, weil er gesagt habe, im Falle eine» Krieges, hauptsächlich gegen Rußland, den Feind aller Cultur, würden die Socialdemokraten ihre Schuldigkeit thun, weil er daS ekelhafte Kriechen der franzö sischen Bourgeoisie und der französischen Regierung vor dem barbarischen Knutrnreiche einer abfälligen Kritik unterzogen kabe, hieße eS, Bollmar sei gar kein Socialdemokrat mehr, obwohl er doch gesagt habe, die Socialbemokratie stehe sach lich noch auf demselben Boden, auf dem sie immer gestanden erstrebe dasselbe noch, was sie immer erstrebt, ihre Taktik bade sie aber insofern geändert, als eS ihr jetzt möglich sei, die Verwirklichung ihrer Ziele aus einem Wege zu erstreben, der ibr vordem versperrt war, auf dem gesetzlichen. „Ja, wir sind eine rcvolutionaire Partei, aber die Revolution, die wir anstisten, die wird in den Köpfen vor sich gehen und geht lheilwcise darin schon vor sich, in den Ansichten der Mensche», in ihrer ganzen Weltanschauung, die von unfern Ansichten, von unserer Weltanschauung verdrängt werden. Wer dies ciusicht, wird doch nicht mehr glauben, daß wir dies mit Gewalt bezwecken wollen." * Zu der St. Petersburger Meldung der Wiener „Poli tischen Correspondenz" von einem Besuch des Zaren in Berlin bemerkt die „Köln, Ztg.": Eine amtliche Ankün digung oder Anfrage ist von Rußland aus nicht nach Berlin gerichtet worden, eS fehlt daher an jedem Anhalt über de» Zeitpunct deS Besuches. * * Im österreichischen Abgeordnetenhause sprachen bei der Generaldebatte gegen das Budget die Abgeordneten Gregr, Ciani, Kaltcnegger und Hofmann v. Wcllenhos (deutsch- national), für das Budget die Abgeordneten Iaworski, Schuktjc und Mcnger. Unter heftigen Ausfällen gegen die Regierung und die Deutschliberalen warnte Gregr die Polen vor dem Bündniß mit den Deutschen und erklärte, ohne Lösung würde sich Böhmens der Pessimismus bemächtigen. Schuktjc erklärte, die fernere Haltung der Regierung ab- wartcn zu wollen. Am Schluffe der Sitzung legte der Hantels minister, Marquis Bacquehcm, einen Gesetzentwurf, betreffend die Einführung von Einrichtungen zur Förderung deS Ein vernehmens zwischen den gewerblichen Unternehmern und ihren Arbeitern, sowie einen Gesetzentwurf, betreffend einen NacktragScredit für einen Zuschuß an die Donaudamps- chifffahrtSgesellschaft, vor. * Den beiden Häusern des österreichischen NcichSrathS ist die Generalactc der Brüsseler Antisclaverei-Conferenz vom 12. Juli 1890 zugegangen. * Anknüpfend an die Erscheinung, daß die russischen Alarm nach richten auswärtiger Blätter meistens Wien als Ursprungsorl angeben, erklärt das „Frcmdenblatt", Wien müsse die« seines Ruse« we^en entschieden zurückweiscn. Die Wiener Presse habe an diesem Treiben keinen Antbeil, über welches die politischen Kreise Wiens ebenso entrüstet seien wie die direct Betroffenen. Das „Fremdcnblatt" weist im Einzelnen nach, daß die überwiegende Mehrzahl der in der jüngsten Zeit verbreiteten Erfindungen dieser Art erst auS Londoner Blättern in die Wiener Presse überging. * Der „Figaro" läßt in Form einer angeblichen Zuschrift eines hervorragenden Diplomaten einen bemerkcnswerthen Versuchsballon ausstcmcn. „Frankreich", so führt der Artikel auS, „ist in Europa vollkommen vereinsamt; aus Rußland ist kein Verlaß; es wird sich von Frankreich Helsen lassen, seine ehrgeizigen Pläne im Morgcnlande zu ver wirkliche», aber selbst keinen Finger rühren, um Frankreich zu helfen. Das Elsaß ist Rußland höchst gleichgiltig; das bat schon Gortschakow 1875 einem Franzosen gesagt; Deutschland ist entschlossen, an die Bertbeidigung des Elsasses den letzten Mann und den letzten Thalcr zu setzen. Anders liegen die Dinge mit Lothringen; dieses Land ist unzweifelhaft fran zösisch; eS ist zur Sicherheit Deutschlands nicht so notbwendig wie daS Elsaß; es ist nicht der Schlüssel zum Hause Deutsch land-, sondern zu dem Frankreichs. Bismarck war 1871 gegen seine Aneignung, Lothringen könnte Frankreich vielleicht zurückerlangen, wenn cS dafür Deutschland einige Colonien, wie Nossibc, Ponkichery, Tahiti u. s. w. ab träte und einwilligtc, daß die Festung Luxemburg wieder auf gebaut werde »nd Luxemburg dem Deutschen Reiche beitretc. Dann würde nichts mehr Deutschland und Frankreich trennen, der Dreibund hätte keinen Zweck mehr; beide Länder könnten vortbeilhafte HandelSbündiiiflc schließen, das Wettrüsten würde aufhören und der Friede wäre für unabsehbare Zeit gesichert." * Die Commission der französischen Deputirtenkammer über den Gesetzentwurf, welcher der Generalacte der Brüsseler Conferen; zustimml, beschloß nach den Erklärungen des Mi nister- des Aeußeren, Nibot, mit 7 Stimmen gegen 1 den Gesetzentwurf anzunchmen. Francis CbarmeS wurde zum Berichterstatter ernannt. Ribot zeigte der Commission an, daß der König der Belgier der Einigung der Zonen und einem einzigen AuSgangszoll von 10 Procent seine Zustimmung gegeben. * Königin Victoria wird das deutsche Kaiserpaar auf dem Besuche in der City von London nicht begleiten, damit die seitens der Stadt vorbereiteten Ehrenbezeigungen allein dem kaiserlichen Paare gelten. ES wird jedoch er wartet, daß der Prinz und die Prinzessin von Wales, sowie die anderen Mitglieder der königlichen Familie bei dem Empfange seitens der Stadt zugegen seien, * Das englische Auswärtige Amt erbielt ein beruhigen des amtliches Schreiben des englischen Consuls in Odessa, welches constatirt, daß die Nachrichten über eine bevorstehende Masseueinwanderung russischer Juden nach England stark übertrieben, ja völlig grundlos (?) sind. * Im englischen Unterhause lenkte Harcourt die Aufmerksamkeit auf die Vorfälle in Manipur und bean tragte die Vorlage weiterer Schriftstücke; der Antrag sei durchaus kein Tadelsvotum, sonder» bezwecke nur, die An sichten der Regierung zu erfahren. Sir John Gorst erklärte, die Regierung bekämpfe den Antrag Harcourt's, betreffend die Vorlegung weiterer Schriftstücke über die Vorfälle in Manipur, nicht. Ter Schriftwechsel werde periodisch vor gelegt werden: aber die Zeit zur völligen Aufklärung über die Verhältnisse in Manipur werde erst gekommen sein, wenn die Untersuchung beendet ist. Es frage sich, ob die Ver haftung des Senaputti in Durbar zweckmäßig gewesen sei; die indische Regierung habe iedoch geben den Senaputti nur die traditionelle angelsächsische Politik befolbl, die vor 40 Iabren gegen den König der Maori und in lüngerer Zeit gegen Cetewayo, Arabi-Pascha und Zeber-Pascha angewandt worden sei. * Zur Charakteristik der Stimmung, die der Baccarat- Proceß in England erieugt hat, verzeichnet die „Köln. Ztg." daß Gerücht, daß der Prinz von Wales zu Gunsten seines SobneS abdankcn werde. * Die Regierungen von Montenegro und Rumänien trafen ein Uebereinkommen, betreffend die Behandlung ihrer Flaggen in den montenegrinischen bezw. rumänischen Ge- wäsiern wie der Flaggen der meistbegünstigten Nationen.
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