Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189106242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-06
- Tag1891-06-24
- Monat1891-06
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich nutz 6'/, Uhr Hkdaltion und Expedition Johannesgaffe 8. Aprechllunden der Uedaction Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5— 6 Uhr. glrtt« KIUlK-d. »,n«,jaadter M-nuIcrivie macht sich die «edaclioii nicht vrrdiiU-Uch. Aauatz«« »er sür »t« nächstfolgende Nummer »eftimmten Inserate an Wochentagen tt» S Uhr Nachmittag», anLonn- und-efttagensrühbi»'/,9Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-^nnahme: Ott« Klemm» Lartim. (Alfred Hahn), llniversitälssttaße 1» cipugtr Anzeiger. AbonneinentspreiS vierteljährlich 4s, Mk. In M-Leipzig, inci. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexentplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format geialzt) ohne Postbesüchermig KO Mk, mit Postbesörderung 70 Mk. 3nseratk 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Ladeüarijcher u. Ziffernsatz nach höhrrm Larik. Keetamen unter dem Redaction-strich die-gespalt. Zeile SOPf, vor den Fainiliennachrrchten die 6 gespaltene Zeile 40 Ps. Laut» Lösche, Kath«riue»str. 14, pari, und König-Platz 7, nur bi- '/,3 Uhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuweranckc, oder durch Post» Nachnahme. 175. Mittwoch den 24. Juni 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. TaS 6. Stück des diesjährigen Ersetz- UN» VerordnungS- blatteS für das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum 9. Juli i>. A. aus dem Nattzhaussaalc zur Einsicht- uahme öffentlich aushängeu. Dasselbe enthält: Nr. IS. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zur Erbauung einer schmalspurigen Secundärcffenbahn von Oschatz nach Sttehla betreffend; vom 20. Mai 1891. Nr. 20. Verordnung, die Enteignung von Grundeigeuthum sür Erweiterung des Bahnhofs in Markranstädt betreffend; vom 29. Mai 1891. Nr. 21. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Riesa betreffend: vom 30. Mai 1891. Nr. 22. Verordnung, die Errichtung einer Kammer sür Handels, fachen in Annabcrg betreffend; vom 8. Juni 1891. Leipzig, deu 22. Juni 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Äeorgi. krumbiegrl. Bekanntmachung, die Wasserversorgung der östliche» Vororte betr. In demjenigen Theiie der Stadtbezirke Reudnitz, Neuschüncfeld und Volkmarsdorf, welcher südwestlich von Karlstraße, Rabelh und Kirchstraße, südöstlich durch die Flurgrenze mit Neusellerhausen und nördlich durch die Eiscnbahnstraße begrenzt ist, wird Milte des Juli voraussichtlich mit Herstellung der Abzweigungen nach den Grund stücken zu beginnen sein. Wir fordern daher diejenigen Grundstücksbesitzer in den genannten Stadttheilen, welche sich an die öffentliche Leitung anzuschließc» beabsichtigen, hierdurch aus, demnächst die hierzu erforderlichen Meldungen und Zahlungen zu bewirken; nähere Auskunft ertheilt die Geschäftsstelle des Wasserwerkes zu Reudnitz, Margarethen Bekanntmachung. Tie Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 15. bis mit 21. Juni d. I. im Argandbreuner bei 2,5 Millimeter Truck und 150 Litern stündlichem Eonjum da- 19,1>ache der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhvh«. Das specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,444. Leipzig, am 22. Juni 1891. Trs Raths Teputatio» zu Sen Gasanstalten. Bekanntmachung. Die öffentlichen Hebammen-Prüfnngcn finden Montag, den 29., und l Nachmittags Dienstag, den 39. Juni d. I.. s 3—5 Uhr, im Auditorium der Universitäts-Frauenklinik — Trier-Jnstitut — statt. Leipzig, den 21. Juni 1891. Die Direktion der S S. Hebainmen-Schulc. Prof, vr. Zweifel. Bekanntmachung^ betreffend den HrberollenanSzng der land- und sorstvtrth- schastlichen vcrussgenossenschast für das Königreich Sachsen über de» Beitrag ans das Jahr 1899. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kcnntitiß gebracht, daß der gemäß 8- 18 des Sächsischen Landesgesetzes vom 22. März 1888, betreffend die Regelung der Unfall- und Krankenversicheruna der in land- und forstwirthichastlichen Betrieben beschäftigten Personen aus Grund des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886, für hiesigen Ort (einschließlich der einverleibien Vororte) vom Vorstande der land- und sorstwirtdschaftlichen Berufsgenossenschasl sür das Königreich Sachsen ausgestellte Heberollcnauszug über die auf das Jahr 1890 zu leistende» Beiträge achtzehntel Pfennig für jede beitragspslichtige Steuereinheit hier eingegangen ist und vom Erscheinen dieser Be kanntmachung an gerechnet zwei Wochen zur Einsicht der Betheiligten bei der Geschäftsstelle des Unterzeichneten Krankenvcrsicherungsamtes, Nicolaikirchhof 2, p. l, während der Geschästsslunden, Wochentags von 8 bis 12 und 2 bis 6 Uhr, ausliegt. Die Vetriebsunternehmer können gemäß Absatz 3 deS oben- straße 8, I. Das aus Ern.äßigung der Pauschsätze für Herstellung der Anschlüsse I in Aussicht gestellte Anrecht wird zu gewähren sein, dasern der I ^ ^ Antrag bis spätestens den 4. Juli d. I. Abends 6 Uhr bei der! . ,d«r Verpflichtung »ur, vorlauMn.ZaK'M' """" Geschäftsstelle zu Reudnitz eingcbracht und der zu hinterlegende Betrag bis spätestens den 8. Juli d. I. Abends 4 Uhr an die Lasse des Wasserwerks, Thomaskirchhof 18, 1, abgeführt sein wird. Leipzig, den 22. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig Io. 3252. Vr. Georgi. LrchoriuS. Bekanntmachung. Die Landftnrmschetne der im Jahre 1891 von der llkünigl. Vrsatz-ssonimission Leipzig-Stadt II. gemusterten mtlitair- pslichtigen Mannschaften, deren Familiennamen die Anfangs- buchstaben 1>. bis mit /. haben, sind eingeganaen und liegen aus unserem Luartirraiutr, Raschmarkt Nr. 2. im 1-rSgeschos; links, Zimmer Nr. 30 «.Altes Polizcigebäude) zum Abholen bereit. Leipzig, am 22. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. XU. 9878. vr. Georgs. Lamprecht. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Constantin-Slraße in Leipzig-Reudnitz auf deren Strecke von der Kohlgartenstraße bis an die Re»dnitz-Neu- schönefelder Flurgrenze soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung tür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwailung, Ralhhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesetien oder gegen Entrichtung der Ge bühren im Betrage von 50 welche event. in Briefmarken einzu senden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der ssoiistantin-Ltratze" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 30. lauf. Mon. Nach mittags 5 Uhr einzurcichen. Ter Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 22. Juni 1891. Io. 3208. DeS RathS der Stadt Leipzig Stratzendau-Deputattan. Bekanntmachung. Behufs Regulirung des Elstermühlgrabens entlang des Areales! der Großen Funkcnburg in Leipzig-Altstadt wird der Elitermühlaraben unterhalb des steinernen Wehres und bis zur Einmündung desselben in den Elslerfluß am Rosenthal auf die Zeit vom 3. August bis einschließlich 14. September dieses Jahres abgeschlagen werden. Leipzig, am 21. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 2651. vr. Georgi. vr. Redlich.! In Gemäßheit des 8- 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar ^ 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Wilhelm Rcntwig in Leipzig-Neustadt, Eisenbahnstraße Nr. 3, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den j Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 22. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 3770. vr. Georgi. Rühl. Wohnungs-Bermiethung. Die im 2. und 3. Stockwerk des Hintergebäude» des der Stadtacmeinde Leipzig gehörigen Grundstücks UutverfitätSstratze Nr. 22 gelegenen beiden kleinen Wohnungen sind vom 1. Juli ds». I». an gegen einvierteljährige Kündigung anderweit zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Stock, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den 21. Juni 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 9139. vr. Georgi. Wagner. Am 17. diese- Monat- früh halb der sogen, „schwarzen Lach seiner Person noch bekannten wiannes, der Leichnam einer unbe- kannten, in den 20er Jahren stehenden weiblichen Person ausge> funden worden. egen die Bcitragsberechnung bei dem Genossenschästsvörslande Einspruch erheben. Wir fordern sämmtliche zur erwähnten Bcrussgenojsen- schast gehörige Betriebsunteriiehmer, soweit dieselben im Bezirke der Stadt Leipzig (einschließlich der einverleibten Vororte) wohnen, auf, unbeschadet etwa zu erhebender Einsprüche, Len im ausliegenden Hcberollenauszuge bet eines Jeden Namen ersichtlichen Betttag auf das Jahr 1890 bi- zum 8. Jnli dieses Jahre» an die Sportelcaffe des ttraukeuversicherungsamtes, Nicolaikirchhof Nr. 2, Pt. l., adzusühren und bemerke», daß Len Betheiligte» die von ihnen zu zahlenden Beiträge zwar »och mittelst befondcrer Zufertigung mitgetheiit werden, daß aber jedenfalls nach Ablauf obiger Frist gegen die Säumigen mit der Zwaugsvollstreckung vor- gegangen werden wird. Leipzig, am 20. Juni 1891. Krankenverfichernngsamt der Stadt Leipzig. VII. 2859. vr. Schmid. Merkel. tlutzhoh-^uclion Dienstag, den 39. Juni er. Nus dem Umwandlungsjchlage in Abtheilung 11 und von dürren Hölzern in Abtheiluna 11 und 12 des Wilchwttzer Forstreviere» sollen unter den vorher bekannt zu gebeulten Bedingungen zur Ver steigerung gelangen: 3 Weißbuchen-Bloche von 5— 7 m Länge u.31— 40cm Mittenstärke, 15 Ahorn- - - 5— 9- - -20— 36 - - 17 Eichen- » - 3—13 - - - 22— 50 - - 33 Eichen. - - 3-12- - -51-105- 39 Birken- - - 5-11- - -20- 45 - 47 Erlen- - - 5—13 - » »16— 36 - » 68 Linden- - - 5—11 - - - 18— 50 - - 34 ahornene und eichene Nutzstücke, 30 lindene Baststangen, lOIK lindene Nutzstücke, 15 rm eichene Nutzholz Zusammenkunft: Vorm. 10 Uhr WirthschastSstreifen (1, Schneise 11 Entfernung vom Bahnhose Altenburg circa 5 Kilometer. Altenvurg, den 20. Juni 1891. Die Verwaltung de» Herzog!. Domänenfideieommiffe», tl« lbthetlung für Forsten. Die neue Aera in Oesterreich. Im österreichischen Abgeordnetenhaus« hat sich am Montag die Auseinandersetzung der Deutsch-Liberalen, Czechen und Polen vollzogen. Auch bei diesem Anlaß hat sich wieder ge zeigt, daß nur die Deutsch-Oestcrrrichcr wifscn, wa» sie wollen, während Czechen und Polen verschwommene Vor stellungen von Zielen haben, welche niemals erreicht werden können. Plener, der Führer der Deutsch-Liberalen, stellt ein Programm für seine Partei auf, das nach allen Seiten hin volle Klarheit schafft. Als Ursachen der neuen Lage bezeichnet er die AuSglcickSaction und den Rücktritt DunajewSki's. Diese beiden Thatsachen bedeuten den Bruch mit der Politik der letzten zwölf Jahre, kenn sie bahnen die Rückkehr zur österreichischen Politik an im Gegensaff zu der BersöhnungSpolitik im czechischen Sinne. Als Be rübrungSpuncte mit den Polen nennt Plener die Ueber- einstimmung über die auswärtige Politik und die ML lichkcit deS Zusammengehens mit einer Nationalität, Wels die Autonomie nicht im Sinne der Ausscheidung au» dem Gesammtstaale betrachtet. Den Czechen kann er nur die Zusicherung geben, daß die deutsch-liberale Partei, fall» sie zur Macht gelange, an den Czechen nicht das Recht d«r Ger geltung üben werde. Im klebrigen verheißt Plener, daß die liberale Linke in concreten Fragen mit den übrigen Parteien unter Wahrung der Entschließung«- und AbstimmungSfreiheit von Fall zu Fall Zusammengehen werde. DaS ist ein von leeren Redensarten wie von Überschwang lichen Hoffnungen für die Zukunft gleich freies Programm Die Verhältnisse in Oesterreich sind nicht geeignet, zu solche» zu ermuntern; die nationalen Gegensätze sind zu schroff und Wir bitten um schleunig- Mittheilnna, falls Jemand icker die I b'-Ans°rderuna-n der Czechen zu groß, als daß sich darau Persönlichkeit der Verstorbenen, deren Beschreibung und Kleidung I "" feste- ZukunftSgebaude errichten ließe: mit heißen Wünschen llte. s und Mit pathetischen Reden kommt man Uber solche Hindernisse hinweg, sondern nur durch kühle Erwägung des einzelnen S unter Wahrung der bestehenden Grundlage, auf welcher »Ez< Staates anstrebt. Ter AbgeordneteHcrold erklärt,daßdieJung- czcchen nur einen aus das böhmische Gesaiuintvvlk ausgedehnten, aus der Gleichberechtigung beruhenden Ausgleich annehmen Dieser Ausgleich bedeutet aber die Herrschaft der Czechen in Böhmen, weil sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Schon bas Wort „Bevorzugung der deutschen Sprache" charakterisirt den politischen Slandpunct der Czechen als einen dem österreichischen Gcsamintstaate feindlichen, denn von der Bevorzugung einer Sprache kann Loch nicht die Rede sein, wenn Liese Sprache die Staatssprache ist. Die Jungczcchen wie die Altczecken würden nichts dagegen einzuwcnden haben, wen» der Kaiser von Oesterreich und seine Rcaierunc; die czechische Sprache zur Staatssprache erhöben, sie wurden diese Maßregel lediglich als ein ihnen zukommendeö Recht huldvoll genehmigen, sie sträuben sich aber, die historische Entwickelung Oesterreichs anzuerkenuen, welche die deutfche Sprache zur Staatssprache gemacht hat. Im Königreich Preußen leben auch viele Slawen, Wenden und Polen, und dock hat keine von beiden Nationalitäten, die sich über bedeutende Gebiete erstreckte», jemals den Anspruch erhoben, daß ihre Sprache als Staatssprache anerkannt werde. Die Polen wollen ihre Sprache als Mutter- und Verkehrssprache erhallen und benutzen die katholische Kirche als Mittel zur Er reichung dieses Zweckes, der zuweilen die durch die SlaatSraison gezogene Grenze überschreitet, aber diese Bestrebungen sind doch himmelweit verschieden von denjenigen, welche die Ererben in Oesterreich verfolgen. Weil sie in Böhmen in der Mehrzahl ind, verlangen sie, daß in diesem Lande die czechische Sprache ur Staatssprache erhoben und daß die Führung den Czechen ibertragen wird, und um diesen neuen Zustand zu befestigen, verlangen sie, daß sich der Kaiser von Oesterreich als König von Böhmen krönen lasse. Die Vertreter dieser Bestrebungen atzen ini österreichischen Abgeordnetenhause und fordern, daß man ihre Wünsche als berechtigt anerkenne. TaS ist so zcgen alle sonst geltenden Anschauungen, so ausschweifend, o toll, daß man es nicht für möglich halten sollte, und Loch ist es so. Herr Herold rechnet cs den Czechen zum Ruhm an, daß >e im Jahre 1866 dem Rufe des Kaisers von Oesterreich zu den Waffen Folge geleistet haben. Das war keine ruhm- würdig> That, sondern die „verdammte Pflicht und Schuldig keil" der österreichischen Staatsbürger czcchischer Natio- nalität, und die Erfüllung dieser Pflicht ist ihnen wahr haftig icht schwer geworden, denn die Deutschen waren mein« ihre Freunde. „Die Sache des Kaisers ist unsere Sache giedt der Abgeordnete Herold als die Norm für die auswärtige Politik der Czechen au». Darauf ist zu er widern, daß die Czechen überhaupt keine auswärtige Politil haben, ebenso wenig wie die Deutschen und die Polen Oester reichs; die auswärtige Politik ist Sache de- SouverainS und seiner Regierung, und es versteht sich von selbst, daß diese nicht gegen die berechtigten VolkSinstincte verstoßen kann. Aber von der auswärtigen Politik eines Tbeiles der Be völkerung kann niemals die Rede sein, auch nicht der Theorie nach. Leider haben die Czechen ihre Neigung, auswärtige Politik auf eigene Hand zu treiben, bei verschiedenen Ge legenheiten gezeigt sowohl Rußland als Frankreich gegenüber. Die czechische Abordnung nach Moskau und der Empfang der französischen Studenten in Prag werden durch hochtönende Redensarten des Herrn Herold nicht ungeschehen gemacht. Mit den Czechen ist also eine Gemeinschaft der parla mentarischen Bestrebungen der Deutsch-Liberalen undenkbar, diese scheiden aus dem deutsch-liberalen Programm ohne Weitere- auS. Die Polen haben ihre Geneigtheit zu einem Vergleich mit den Deutsch-Liberalen in ihrer Weise dargetban, indem sie durch den Wortführer Bilinski als Bindemittel den beiderseitigen Drang nach Freiheit verkünden ließen Dem stehen aber die autonomistischen und religiösen Ucber- zeugungen gegenüber, welche die Polen mit den Mit liedern der rechten Seite des österreichischen Abgeordnetem auseS verbinden, und diese lenken da- Schwergewicht entschieden nach der rechten Seite. Es ist von ultra conservativer Seile in Preußen der Fall als möglich hinge stellt worden, daß die neue Aera in Oesterreich damit enden könne, den Grafen Taaffc mit den Deutsch-Liberalen allein zu finden, während alle übrigen Fractionen des öster reichischen Parlaments sich ihnen feindlich gegenüberstellen. Das ist ein Übel angebrachter Scherz, der durch die That sachen nicht in Ernst verwandelt werden kann, schon deshalb nicht, weil ein so enges BUndniß zwischen der Regierung und den Deutsch-Liberalen, wir es dieser Scherz vorauSsetzt, nicht besteht. Wir hoffen und wünschen im Gegensatz zu dieser Auffassung der Lage, daß sich aus den jetzt bcrvortretenden Anfängen eine heilsame Reaction in Oesterreichs Zuständen entwickeln werde, welche der Dauer fähig sind, und diese Hoffnung erscheint um so besser begründet, weil sie auf histo rischer Grundlage ruht. Das Deutsche Reich hat ein nahe liegende» Interesse daran, daß sich die österreichischen Ver hältnisse mehr und mehr verbessern und befestigen. Die Sache unserer Verbündeten betrachten wir als unsere eigene und unterstützen deshalb nach Kräften diejenigen Bestrebungen, welche nach unserer Ueberzeugung die Wohlfahrt unserer kündeten fördern und sicher stellen. er- V,7 Uhr ist im Pleißenfluffe, ober- ", zugleich mit der Leiche eines Leipzig, 24. Juui. * Der Siebener Ausschuß der zur Bcrathung einer Reform de- höheren UnterrichtSwesens berufenen Commission hat seine Sommerreisen zum Besuche von höheren Unterrichtsanstalten beendet. Wie man berichtet, wurden von ihm hintereinander besucht: die Francke'schen Stiftungen in Halle, die Anstalt in Schulpforta, sowie gym nasiale und reale Anstalten und Seminare zur Ausbildung von Lehrern für höhere Schulen in Leipzig, Nürnberg hierunter folgt, eine Angabe zu machen im Stande sein sollte. Leipzig, den 21. Juui 1891. La» Palizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: I. 2446. I>r. Scbmid. Signalement: Alter: ungefähr 24 Jahre, Statur: mittel, unter setzt, Haare: blond, Augen: blau, Nase: eingedrückt, Mund: breit, Zähne: vollständig, Gesicht rund. voll. Besondere Kennzeichen fehlen Kleidung: 1 graue- Jacket, 1 schwarzer Rock, 1 schwarze« Lorset, 1 Paar schwarze Sttümpse, 1 schwarzer, 1 grauer Unterrock, 1 Paar Knopsstiefeletten und 1 weiße- Taschentuch K." gez. Sonstige Effekten: 1 Portemonnaie mit 3 10 -4, 1 goldener Ring, 1 Ohrring, 1 Broch«. nicht Falles Oesterreich ruht. WaS die Verständigung mit denEzechen, zumal mit den Jungczcchen, so erschwert und geradezu unmöglich macht, ist die Verneinung dieser Grundlage. Ter Wort führer dieser Partei, Herold, nennt das Streben der Deutschen nach der Hegemonie und die Bevorzugung der deutschen Sprache daS Grundübel, an welchem Oesterreich kranke; er hält eS aber nicht sür ein Ucbel, wenn ein Theil de» österreichischen Volke-, wie die Czechen, die Absonderung vom Gesammtstaat und di« Bildung eine« besonderen Ulm, Blaubeurrn, Stuttgart, Heidelberg und Gießen, diesen Besuchen betbeiligte sich die Mehrzahl der Mitgli deS Siebener-AuSschusseS und Rätbr des preußisch! Ministerium-, Mehrere von den besuchten Anstalt nicht von diesen sämmtliche» Herren, sondern gruppenweise lieber ültuS ... . . , h-n Ministeriums. Mehrere von den besuchten Anstalten wurden nicht von diesen sämmtliche» Herren, sondern gruppenweise in Augenschein genommen. Gegen das Ende der Reise hin waren alle Theilnebmer vereinigt. Voraussichtlich wird der Siebener-Au-schuß über die Wahrnehmungen der Reise einen Bericht abzufassen haben. Im Herbste dieses Jahre- wird der Siebener-AuSschuß seine Thätigkeit wieder ansnehmen und dann voraussichtlich auch zu Ende führen. (ES ist in Leipzig ausgefallen, daß der Siebener Ausschuß nicht da» in so vor züglichem Zustande brfiodliche Realgymnasium besucht hat Auf di« EHstenz der Realgymnasien ist e» bei der im Zuge befindlichen sogenannten Reform des höheren UnterrichtS wesens ja ganz besonders abgesehen.) * Der Minister der öffeutlichen Arbeiten von Maybach bat nunmehr, wie amtlich mitgetheilt wird, die Bewilligung -eines Abschiedsgesuches empfangen, und zwar in der allcr- nätigsten Weise und unter besonderer Auszeichnung. Zum Nachfolger ist der Eisenbabndirectionspräsident Thielen in Hannover ernannt. Mit Herrn von Maybach scheidet, ab gesehen von Herrn von Bötticher, der letzte aus der älteren Ministergenerativn auS dem Amte. Er scheidet unter der allseitigeu Anerkennung einer ungewöhnlich erfolgreichen und verdienstlichen AmtSfüvrung. In den beiden Häusern deS Landtags sind dem Minister, dessen nabe bevorstehender Rücktritt ja schon längere Zeit bekannt war, vor Kurzem von den verschiedensten Seiten warme und aufrichtige Worte der Verehrung und Anerkennung dargebracht worden, und diese ehrenvolle Auszeichnung wird von keiner Seite Wider- pruch finden. Es ist hier nickt der Ort, die Erfolge dieser langen gesegneten Amtsverwaltung näher darzulegen, allein in der Geschichte unseres Eisenbahnwesens und dainit unserer uzen Wirtschaftspolitik wird der Durchfükrer deö gewaltigen erkes der preußischen Eisenbahnverstaatlickung stet- einen der hervorragendsten Plätze einnehmen. Die gründlichste Sachkenntnis;, ein ungewöhnliches organisatorisches Geschick, unerschöpfliche Arbeitskraft, tiefe Einsicht in die Verhältnisse und Bedürfnisse des Wirtbschafts- und DerkehrslebenS und glänzende finanzielle Erfolge für die StaatScasse sind dem Minister v. Maybach nie bestritten worden, ebenso wenig eine vollendete Unantastbarkeit deS Charakters und das redliche Streben, die ungeheure Macht seiner amtlichen Stellung nur u Gunsten der Allgemeinheit auszuüben. Daß eine so tief in alle wirthsckaftlichcn Verhältnisse und Interessen ein greifende Verwaltung auck manche Klagen Hervorrust und manche Wünsche unbefriedigt lassen muß, ist natürlich und Niemand wird daraus einem einzelnen Minister einen Vor wurf machen. Unser Eisenbahnwesen, wenigstens in dem jetzigen gewaltigen Umfang, ist nock neu und es werden stets wachsende Anforderungen daran gestellt; gebieterisch werden immer neue Reformen verlangt und wir sieben noch lange nicht am Ende dieser Entwickelung. Aber daß unser Eisen bahnwesen überhaupt diese gewaltige Ausdehnung und wirtd- chaftliche Bedeutung, wie diese finanzielle Ergiebigkeit für den Staat gewonnen hat, das ist vornehmlich daö Werk deS Ministers v. Maybach. Ein Vergleich des heutigen Standes deS Eisenbahnwesens in Preußen mit demjenigen zu der Zeit, da Herr v. Maybach sein Amt antrat, zeugt von dem großen und dauernden Verdienst dieses Ministers. * Eine Trennung des Ressorts der öffentlichen Arbeiten in Preußen, von der in neuerer Zeit in der Presse öfter die Rede gewesen (Abzweigung der Eisenbahn- von der Bau-, »amcntlich der Wasserbauvcrwaltung) liegt, wie die „Nat.-Lib. Corrcsp." ans sicherer Quelle hört, nicht im Plan. Herr v. Maybach wird bereits am 1. Juli seine Amtswohnung räumen, seinen Aufenthalt aber auch fernerhin in Berlin nehmen. Der neue Minister, Herr Thielen, steht im 60. Lebensjahre. * Der Abg. v. Eynern bat eine Beleidigungsklage gegen die „Kreuz reitung" angestrengt wegen der in diesem Blatte vor einigen Tagen gegen ihn gerichteten groben Ausfälle. * Der Colonialrath trat am Montag unter Vorsitz deS Wirkt. Geh. Legationsraths vr. Kayser wieder im Reichs- tagSgcbäude zu einer Sitzung zusammen. Die Mitglieder deS ColonialratbS waren fast vollzählig anwesend, unter ihnen auch Prof. Schweinfurth, welcher inzwischen in Deutschland eingetroffen und in den Colonialrath eingetreten ist. Der in der letzten Sitzung erwählte „ständige Ausschuß" hat sich constituirt und Herrn von Hosmann zum Vorsitzenden ge wählt. Dem Colonialratb lagen die gedruckten Berichte der Ausschüsse „Uber die Grundsätze, welche bei der Concessio- ilirung von Gesellschaften in den Schutzgebieten zu befolgen sind" und über die „Baumwollcultur in den Schutzgebieten" vor und es wurde zunächst in Bcrathung deS ersten Berichts eingetreten. Soweit diese heute beendigt wurde, gelangten die Anträge deS Ausschusses mit unwesentlichen Aenderuugen zur Annahme. Voraussichtlich werden niorgen und wahr scheinlich auch übermorgen weitere Plenarsitzungen stattfinden. * Ein unbefangenes Urtbeil eines ruhigen Be obachters über die sogenannte NothstandSbewegung finden wir in der „Neuen Zürcher Zeitung". Dem Blatt schreibt ein Berliner Mitarbeiter: „Ich war einige Tage verreist, abseits von der großen Heerstraße, wo Alles entlang läuft. Zuerst im Harz, und da daS Wetter gar zu jämmer lich war, besuchte ich einige Provinzial- und Landstädtchen. Zur selbigen Zeit tobte in Berlin der große parlamentarische Kampf um die Kornzölle. Merkwürdigerweise war nicht zu beobachten, daß seine Wellen bis in die Landstrecken hincin- schlugen, die ich durchstreifte. An den WirthshauStafeln, wo die kleinen Bürger ihren Abendschoppen vertilgten, oder in den Privatcirkeln, wo ich hineinschneile, wurde fast gar nicht davon^ gesprochen. Ich hatte geglaubt, nach den Vorgängen und Schilderungen in Berlin überall draußen eine tiefgehende Erregung vorzufindcn. DaS war nicht der Fall. Man sprach nicht mehr als sonst über Theueruna und schlechte Zeiten; selbst auf directe Fragen wurde die Debatte über Kornzölle wesentlich nicht belebter." Diese Stimme kommt sicherlich nicht an- dem agrarischen Lager und wie sollte der Berliner Berichterstatter des liberalen Schweizer Blattes zu einer besonderen Vorliebe für die Getreidezölle kommen! * Aus Thüringen wird der „Köln. Zeitung" ge- gcschricben: Hurmowng s'on va-t-on guorrol Der Werda rufer ist auSgezogen, um den Thüringern klar zu machen, daß sie von einer HungerSnoth heimgesucht werden. Ucberall hat er die Bewegung gegen die Getreidezölle in Fluß bringen wollen, aber es hat nichts genützt; es ist eben schwer, den Leuten die Ueberzeugung von einer HungerSnoth blos durch Worte beizubringen. Und so haben wir denn Harmenina in Jena, Harmening in Weimar, Harmening in Gotha, Har- mcning in Eisenach reden hören, ohne daß eine wirkliche und wahrhaftige Volksbewegung daraus entstanden ist. Und zu allem Unglück hat er fick anscheinend noch daS Mißfallen der wascheckte» Gothaischen Deutschfreisinnigen zugezogen, denn daS „Gothaische Tageblatt", ihr würdiges Organ, speist soeben seine Leser mit der wunderlichen Bemerkung ab: „Wir haben leider unseren Lesern keinen Berickt bringen können, weil diese Angelegenheit in eine Hand gelegt war, die eine glückliche nicht genannt werden kann." Armer Harmening! * Die zu ossiciösen Mittheilungen oft benutzte Wiener 'cyreiot; Montag-rrvu« sä .Gegenüber den Mittheilunge» über
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite